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Weg. Einfach nur weg. Ein anderes Ziel gab es nicht. Und auch dies war kein wirkliches Ziel, auch wenn viele behaupten, dass der Weg das Ziel wäre. An diesen Spruch klammerte sie sich, schuf ihr eigenes Ziel. Ihr Weg. Ihr Ziel. In den Zeiten, in denen sie sich das einreden konnte, war alles perfekt. Dann lebte sie in dem Moment. Oft ging ihr dabei ein Lied durch den Kopf, das sie früher oft gehört hatte, von dem nichts mehr geblieben war als eine verlorene, einsame Zeile: „ Lebe den Moment und begib dich endlich auf deinen Weg.“ Vielleicht hatte sie es zu oft gehört, vielleicht war sie deshalb gegangen. Sie wusste es nicht. Rattlesnake strich um ihre Beine, schnüffelte mal hierhin mal dorthin, lief einige ein paar Meter vor oder blieb einige zurück, benahm sich wie ein ganz normaler Hund, ein ganz normaler Hund bei einem ganz normalen Spaziergang. Manchmal fragte sie sich, ob Rattlesnake wusste, wie lang sie schon unterwegs waren. Wahrscheinlich nicht, sie selbst wusste es auch nicht. Sie hatte versucht, es sich zu merken, doch es hatte nicht funktioniert. Also hatte sie eine Strichliste begonnen, warum sie diese aufgegeben hatte, wusste sie nicht. Wahrscheinlich hatte sie mal einen Tag vergessen und dann noch einen und irgendwann hatte sie dann damit aufgehört. Doch die Zettelchen besaß sie noch immer. Auf dem letzten war nur ein einziger Strich, einsam und alleine. Manchmal begann sie, wenn sie den Strich betrachtete sich einsam zu fühlen. So einsam wie der Strich war. Dann wünschte sie sich, sie wäre den Jakobsweg gegangen und nicht einfach irgendwo durch die Wildnis. Sie hätte andere Leute getroffen, wär ein Stückchen des Weges mit ihnen gegangen und hätte sich dann wieder von ihnen getrennt. Außerdem hätte sie ein Ziel gehabt, ein Ziel, das nicht der Weg war. Manchmal versuchte sie sich darauf auszureden, dass es dann nicht ihr Weg gewesen wäre. Meistens nützte das nichts. Aber manchmal half es und sie war für kurze Zeit stolz darauf, dass sie ihren eigenen Weg ging. Doch oft hasste sie sich dafür, dass sie so überstürzt aufgebrochen war. In einer besonders schlimmen Phase hatte sie versucht den Jakobsweg zu finden, doch sie hatte sich heillos verlaufen. Einige Zeit war sie nur planlos umhergeirrt, doch irgendwann hatte sie sich wieder einigermaßen zurecht gefunden. Das war das einzige Mal gewesen, dass sie jemanden getroffen hatte. Ein Mädchen aus einem kleinen Dorf hatte sie ein Stück begleitet. Allerdings hatten sie sich überhaupt nicht unterhalten, das Mädchen hatte nur französisch gesprochen. Und als sie daran dachte hörte sie wieder das Lied und es ging ihr unglaublich gut. Ging es nicht um diese seltenen, kleinen und doch so wertvollen Momente? War es nicht das, was bei dieser Reise zählte? Ein kleiner Moment, an dem man sich festhalten konnte?

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Tag der Veröffentlichung: 12.10.2011

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