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Meine Tiere, meine Lieblinge

Von Kindheit an liebte ich Tiere. Unsere gesamte Familie hatte diese Leidenschaft. Ich war ein sogenannter Nachkömmling. Meine Eltern hatten bereits schon vier fast erwachsene Kinder, da habe ich mich als Letztes auch noch angemeldet. Sehr zur Freude meines Vaters. Sei es, wie es will, ich war da.

Wir wohnten in einer Bergmannskolonie. Mein Vater war Reviersteiger und wir bewohnten eine Hälfte eines sehr großen Hauses. Die andere Hälfte bewohnte ein Fahrsteiger mit seiner Familie.

Das Haus gehörte früher einem Polizisten mit Pferden. Zu unserer Haushälfte gehörte außerdem noch eine große Scheune mit einem Dachboden. Auch die Gärten der Beamten waren größer. Ebenfalls waren die Häuser der Beamten mit Wassertoiletten ausgestattet. So war es damals im Ruhrgebiet. Ich denke, heute würde man darüber lachen.

Im unteren Teil der Scheune waren Kaninchenställe und die Hühner untergebracht. Jedes Jahr wurde ein Schwein großgezogen und wurde dann durch einen Hausschlächter geschlachtet. Der Freund meiner ältesten Schwester schenkte uns auch noch eine Ziege, sie hieß Mecki. Diese wurde nicht verspeist, nur die Milch wurde getrunken. Mit Mecki konnte ich schön spielen und sie hörte auf ihren Namen und kam dann zu mir und meckerte mir etwas vor.

Im Garten hatten wir Äpfel, Birnen und einen Pflaumenbaum. Kartoffeln, Gemüse und Obst hatten wir somit wir zu jeder Jahreszeit. Beerensträucher befanden sich ebenfalls im Garten. Die mühevolle Arbeit machte sich schon bezahlt. Damals wurden auch noch viele Lebensmittel haltbar eingeweckt. Meine älteren Geschwister mussten natürlich ebenfalls helfen. Nur mein Bruder hatte weniger zu tun, weil er für das Gymnasium büffeln musste. Zum Schlachtfest muss ich unbedingt erwähnen, dass ich und meine Mutter immer weinten und an dem Tag zu einer lieben Nachbarin gingen. Zum Glück war meine drittälteste Schwester anders. Sie und mein Vater waren bei der Metzgerei anwesend und halfen dem Hausschlachter. Des Weiteren waren für diesen Tag noch zwei Nachbarinnen für ein angemessenes Entgelt eingestellt worden. Sonst hätte es nicht funktioniert. Wenn meine Mutter und ich nach Hause kamen, war von dem Ganzen nichts mehr zu sehen.

Mittlerweile war meine älteste Schwester schon verheiratet und wohnte mit ihrem Mann bei uns im Hause. Mein Schwager war Polizist und hatte einen schwarzen Schäferhund mit Namen Bonni. Dieser lebte in einem Zwinger und wurde als Polizeihund ausgebildet. Im Hause befanden sich unsere weiße Katze Silla und Pit ein ebenfalls ganz weißer Spitz. Das war für mich ganz normal. In einer Familie gehörten Tiere dazu. Beide waren sehr lieb und ich konnte mit ihnen herrlich spielen. Meine zweitälteste Schwester hatte sie mir zu Weihnachten Bärbel, eine Schiltkröt-Puppe, geschenkt. Sie verdiente schon Geld und arbeitete bei Althoff (heute Karstadt) in der Miederabteilung.

Trotzdem fuhr ich die meiste Zeit meine Tiere spazieren. Am liebsten und ruhigsten war Silla, meine Katze. Sie sprang nicht aus dem Puppenwagen. Pit, unser Spitz verlor jedoch öfter die Lust und sprang aus dem Wagen und kläffte anderen Hunden hinterher. Er war auch der große Liebling meiner Mutter. Freitag war der große Badetag. Als Letzter kam Pit in die Badewanne. Wenn er dann fein und schneeweiß da saß, machte er sich aus dem Staub und ging nach draußen. Das passierte öfter. Er kroch, wenn er nach Hause kam, unter das Küchensofa. Da wusste er schon, was auf ihn zukam. Meine Mutter nahm Pit ihn in die Waschküche und spritzte ihn mit kaltem Wasser ab. Sauber war er dann wieder. Am Küchenherd wurde er auf einen Stuhl gesetzt und konnte so wieder trocken werden. An dem Tag hatte er Stubenarrest.

So bin ich als Kind mit vielen Tieren aufgewachsen. Mein Schwager hatte auf dem Scheunenboden eine Voliere, wo er seltene Sittiche und Zwerghühner züchtete. Er passte in unsere Familie.

Als ich dann geheiratet hatte, bekam ich von meinem Mann einen Langhaardackel. Wir nannten ihn Whisky. Es war ein reinrassiges Tier. Normal hieß er Enno von der guten Hoffnung. Die Tante meines Mannes konnte alles gebrauchen, aber kein Tier. Sie und ihre Schwester hielten die Villa sehr betuchter Fabrikbesitzer in Ordnung. Diese Herrschaften waren auch Jäger und besaßen noch mehr Hunde. Whisky war in ihren Augen für die Jagd nicht geeignet. Also fragten sie die Tante, „ob sie ihn nicht haben wolle, sie müsse dafür nichts bezahlen“. So kam dieser arme Dackel in eine Familie, die total ungeeignet war. Der Onkel, ein Bergmann, ging lieber täglich in eine Kneipe und trank. Er war Alkoholiker. Seine Ehefrau war unnatürlich dick und aus diesem Grunde verlor sie auch ihre Putzstelle. Ich weinte mir die Augen aus dem Kopf, wenn ich an Whisky dachte.

Mein Mann konnte Menschen ganz gut manipulieren und kam eines Abends mit Whisky nach Hause. „Nun gehört er uns und ich bin froh, dass ich Tante Lucie überreden konnte“. Am anderen Tag meldeten wir Whisky beim Amt an und zahlten die Hundesteuer. Daran hatte seine Tante gar nicht gedacht, dass man eine Hundesteuer zahlen musste. Ich war überglücklich, dass ich nun Whisky ein schönes und gepflegtes Zuhause bieten konnte. Er wurde richtig ernährt, gewaschen und gebürstet. Die notwendigen Spaziergänge machten mir echte Freude. An Sonntagen hatte mein Mann frei. Dann gingen wir gemeinsam mit Whisky spazieren. Wir besuchten seine Eltern und fuhren auch nach Recklinghausen meine Mutter besuchen. Wir waren acht Jahre verheiratet, da wurde ich schwanger und bekam meinen Sohn.

Unser kleiner Dackel hatte keine Schwierigkeiten sich an die neue Situation zu gewöhnen. Ich habe meinen Sohn schon mal mit dem Kinderwagen in den Garten gestellt und Whisky ließ niemanden an den Kinderwagen herankommen. Meine Schwestern wunderten sich. Whisky passte auf meinen Sohn auf und jagte alle Fremden vom Wagen weg. Mein Sohn wurde größer und die beiden verstanden sich prächtig. Als mein Sohn vier Jahre alt war, wurde Whisky sehr krank. Mein Mann musste ihn zum Tierarzt bringen und einschläfern lassen. Es hat sehr lange gedauert, bis wir über den Verlust hinwegkamen. Er gehörte zu unserer Familie. Zum Glück war mein Sohn noch klein und so blieb ihm die Trauer erspart.

 Nach gut einem Jahr bekam ich von meinen Schwiegereltern einen neuen Hund. Es war ein nicht ganz reinrassiger Terrier. Sie hatten ihn mit meinem Mann aus dem Tierheim geholt. Ich selbst kann und konnte dieses niemals fertigbringen. Es ist mir nicht möglich, ein Tier auszusuchen und die anderen zurücklassen. Also war ich froh und glücklich wieder einen neuen Mitbewohner zu haben. Mein Sohn freute sich auch riesig und sie verstanden sich auf Anhieb. Wir waren nun wieder eine richtige glückliche Familie.

Impressum

Texte: Tamara Wiegand
Bildmaterialien: A. Holzknecht (pixelio.de)
Lektorat: Tamara Wiegand, Alex
Tag der Veröffentlichung: 24.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Tierfreunden auf der ganzen Welt. All meinen Haustieren. Unserer Familienkatze Rascal.

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