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1.

 

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Ich saß gemütlich auf meinem Sofa,sah mir einen schnulzigen Film im Fernsehen an und verdrückte dabei, mal wieder, einen Becher von meinem Lieblingseis. Es war, wie für diese Jahreszeit eigentlich üblich, ein wunderbar stürmischer Winterabend. Die Schneeflocken klopften leise an mein Fenster und ich konnte den Wind ums Haus pfeifen hören.

Diese gemütlichen Stunden, die ich meist alleine in meiner Wohnung verbrachte, waren mir die Liebsten im Winter. Ich zündete mir dann gerne meinen Kamin und ein paar Kerzen an, setzte mich mit meinem Eisbecher, einem gewissen Vorrat an Süßigkeiten und einer dicken, kuscheligen Decke in meine Stube und startete einen Schnulzenmarathon. Normalerweise schaltete ich dann auch mein Handy aus. Normalerweise.

Nur nicht heute. Ich war gerade bei “PS: Ich Liebe Dich!“ angekommen da klingelte es auch schon. Erst überlegte ich ob ich es nicht einfach klingeln lassen sollte, doch als ich dann sah wer mich anrief nahm ich sofort ab.

„Ja?“

„Hi Süße,hier is Lucy, könntest du mir nen riesigen Gefallen tun?“, drang die Stimme meiner besten Freundin, aufgeregt aus dem Handy.

„Naja kommt ganz drauf an was. Du weißt doch das heute Schnulzenabend ist.“

„Ja und es tut mir auch fürchterlich Leid, dass ich dich störe, aber es ist wirklich wichtig.“, sie klang sehr aufgeregt, also beschloss ich weiter nachzuhaken.

„Was ist denn passiert?“, wollte ich wissen.

„Du weißt doch das ich heute ein Date hatte. Nun was soll ich sagen der Kerl hat sich als Niete entpuppt. Leider hab ich das zu spät erkannt. Ich sitze in Elize auf dem Weihnachtsmarkt fest. Der Typ hat mich von zu hause abgeholt, deswegen hab ich mein Auto auch nicht hier. Und als ich ihm gesagt habe, dass aus uns wohl nichts wird, ist er einfach abgehauen. Oh Lexi, ich weiß nicht was ich machen soll, es fahren keine Züge mehr. Kannst du mich bitte abholen?“, das war mal wieder typisch Lucy. Sie war zwar meine beste Freundin, aber ich hatte ihr schon oft gesagt das nicht jeder so gut mit ihrer offenen und direkten Art klarkam, wie ich.

Was sie jedoch noch nie gestört hatte und das liebte ich so an ihr. Leider führte es dazu, dass ich sie regelmäßig aus ähnlichen Zwickmühlen retten musste.

„Natürlich hole ich dich ab Maus, du weißt doch, dass du dich auf mich verlassen kannst. Geh nicht weg, ich bin in circa einer halben Stunde da.“

„Danke,deswegen Liebe ich dich so. Ich kann mich immer auf dich verlassen. Bis gleich Schnecke, du hast was gut bei mir.“, sagte sie mit einer Dankbarkeit in ihrer Stimme die ich nur zu gut kannte.

„Davon bin ich ausgegangen,bis gleich, Maus.“, antwortete ich, legte auf und erhob mich langsam und mühevoll von meiner Couch. Jetzt musste ich mich auch noch umziehen. Ich warf einen Blick auf mein Thermometer, welches die Außentemperatur anzeigte. Minus Viereinhalb Grad. Na herzlichen Glückwunsch das kann ja heiter werden.

Ein Schauer kam über mich und meine Nackenhärchen stellten sich auf. Allein der Gedanke aus meiner warmen Wohnung raus in die Kälte zu müssen gefiel mir ganz und gar nicht. Aber ich konnte nun mal nichts anderes machen als Lucy zu helfen. Ich ging also in mein Schlafzimmer und suchte mir schnell meine schwarze Röhrenjeans und ein enges, rotes T-shirt raus. Dann streifte ich mir noch meinen schwarzen Wintermantel über und zog meine Chucks an. Das waren vielleicht nicht die besten Schuhe für dieses Wetter, aber mir gefielen sie. Außerdem hatte ich nicht vor allzu lange in der Kälte zu bleiben. Ich schnappte mir meine Handtasche legte mein Handy, die Autoschlüssel und meine Brieftasche hinein und machte mich auf den Weg in die Kälte.

 

2.

Die Straßenverhältnisse waren nicht die besten. Es schneite stark, so dass ich kaum etwas sehen konnte. Die Fahrbahn war voller Schnee und spiegelglatt. Ich musste mich stark auf die Straße konzentrieren. Um nach Elize zu kommen muss man eine ganze weile durch den Wald fahren. Das war bei diesem Wetter Weißgott kein Zuckerschlecken. Wenn man Pech hat kann einem ein Baum aufs Auto knallen. Doch ich hatte anscheinend Glück. Ich mochte es gar nicht bei diesem Wetter, und dann auch noch im Dunkeln, durch den Wald zu fahren, deswegen war ich auch heilfroh als ich endlich auf die Landstraße kam. Bald konnte ich auch schon die Straßenbeleuchtung von Elize sehen. Ich suchte mir eine geeignete stelle zum Parken und machte mich dann auf den Weg um Lucy zu suchen. Es dauerte auch nicht lange bis ich sie fand und wir machten uns wieder auf den Heimweg. Mittlerweile hatte sich auch das Wetter wieder beruhigt. Bis zu Lucy nach Hause würden wir trotzdem mindestens noch eine dreiviertel Stunde brauchen. Ich mochte die Stille im Auto nicht, deswegen wollte ich genauer wissen was zwischen ihr und ihrem Date gelaufen war. „Also was war denn los?“, fragte ich ohne meinen Blick von der Fahrbahn abzuwenden. „Ich weiß auch nicht so genau. Am Anfang war alles super. Wir haben uns die ganze Fahrt über unterhalten und es hat alles gepasst. Die Chemie hat einfach gestimmt. Wir mochten die gleichen Bücher und Filme. Als wir dann auf dem Weihnachtsmarkt angekommen waren, klingelte sein Handy. Er sagte, dass es sein Chef wäre und er da unbedingt abnehmen muss. Also nahm er ein paar Schritte Abstand. Das kam mir aber irgendwie komisch vor. Er hatte mir erzählt das er im Büro arbeitet. Also warum sollte ihn sein Chef auf einen Samstag Abend anrufen.“- „ Da hast du recht, das ist schon komisch.“, pflichtete ich ihr bei. „Genau. Also schlich ich mich näher heran und versuchte so viel von dem Gespräch mitzubekommen wie möglich.“, erzählte sie mir, wobei ihre Stimme ein bisschen höher war als sonst. „Und was hast du mitbekommen?“- „Ich hörte wie er zu einem seiner Kumpels sagte das er mich schon um den Finger gewickelt hätte, dass er doch gesagt hätte, dass er jede bekommen kann und er heute Nacht bestimmt bei mir bleiben könnte.“- „Ich glaubs nicht, so ein Schwein. Wer war es denn? Den muss ich mir glaub ich mal vornehmen. Weiß der denn nicht, dass du kein billiges Flittchen bist?“, diese Worte schossen nur so aus mir heraus. Dazu auch noch in einem ziemlich barschen Tonfall. Ich wollte nur noch wissen wer dieser Idiot war und ihm mal ein wenig den Kopf zurecht rücken. „Mach dir keine Sorgen Süße, ich hab ihm schon klar gemacht das er sowas nicht mit mir machen kann. Also sagen wir es mal so, es würde an ein Wunder grenzen wenn der noch Kinder zeugen kann.“, sagte sie in einem tieferen, gefährlicheren Tonfall als vorhin und zeigte dabei ihr fieses, hinterhältiges Lächeln. Ich lächelte mit ihr. „ Na denn brauche ich mir ja keine Sorgen mehr zu machen, dass er die Botschaft nicht verstanden haben könnte.“, entgegnete ich ihr in genau demselben Tonfall den sie vorher hatte. „Jup. Danach ist er dann auf dem schnellsten Weg zu seinem Auto gehumpelt und nach Hause gefahren und ich habe dich angerufen.“,erzählte sie. Wir redeten den Rest der Autofahrt noch eine Weile darüber wie dumm manche Männer waren. Und genau aus diesem Grund mochte ich Dates auch nicht sonderlich. Es kam nur selten vor, dass ich Ausging. Aber wenn es dann soweit war, war ich mir meistens auch sicher das der entsprechende Mann keine vollkommene Niete war. Trotzdem habe auch ich schon genug schlechte Erfahrungen gemacht. Ich hatte mir vorgenommen für den Moment einfach nur mein Leben zu genießen und mir dann später den Richtigen zu suchen.

3.

Nachdem ich Lucy bei ihr zu Hause abgesetzt hatte, machte ich mich schnellstmöglich wieder auf den Heimweg. Mittlerweile war es schon ziemlich spät geworden, was mir ein Blick auf die Anzeige in meinem Auto auch bestätigte. Ich fuhr wieder durch den Wald, was bedeutete, dass ich nicht mehr weit von zu Hause entfernt war. Die Wolken am Himmel hatten sich nun vollkommen verzogen so dass die Nachtluft klar und rein war. Obwohl es immer noch minus vier Grad waren öffnete ich das Fenster um tief in die Dunkelheit zu atmen. Ich zündete mir gerade eine Zigarette an als sich mir ein schreckliches Bild bot. Ich sah etwa 100 Meter vor mir ein Auto, auf dem Dach, im Straßengraben liegen. Sofort hielt ich an. Ich wählte bereits den Notruf als ich ausstieg und mich dem anderen Fahrzeug vorsichtig näherte. Man weiß ja nie was passiert. Wenn man den Aktionfilmen glauben darf, könnte es ja explodieren und ich war mit meinen 20 Jahren noch lange nicht bereit zum sterben. Als an der Notrufleitung endlich jemand abnahm beschrieb ich das schreckliche Bild. Ich wurde damit vertröstet, dass erst in circa 20 Minuten ein Krankenwagen und die Polizei eintreffen würden. Bevor ich auflegte sagte mir die Frau am Telefon, dass ich erst noch nachsehen sollte ob es verletzte im Fahrzeug gab. Ich ging näher an das Auto heran um letztendlich festzustellen das es leer war. Was ich leider Gottes jedoch erkennen musste war, dass es eine blutige Schleifspur von der fehlenden Fahrertür aus direkt in die tiefe Dunkelheit des Waldes gab. Wobei das Blut durch den weißen Schnee schon fast zu leuchten schien. Mir wurde fürchterlich übel und ich rannte so schnell ich konnte wieder zu meinem Auto, ließ die Scheibe wieder hoch und verriegelte es von innen. Ich hatte plötzlich panische Angst. Dabei vergaß ich vollkommen, dass ich die Dame von der Notrufhotline noch am Telefon hatte. „Hallo? Sind Sie noch dran? Hallo?“, ich war in einem so starken Schockzustand, dass mir mein Körper nicht mehr gehorchen wollte. Ich wollte der Frau am anderen Ende Leitung sagen was ich gesehen hatte. Wollte ihr sagen, dass sie so schnell wie möglich jemanden her schicken sollte. Aber ich brachte keinen Ton heraus. Ich saß einfach nur da und starrte in die Leere.Ich hatte nicht mal mehr den Mut meine Augen zu schließen, denn jedes mal wenn ich es tat sah ich das leere Auto, die fehlende Tür und die blutige Schleifspur die in der Dunkelheit ihr Ende fand.

Erst nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder soweit unter Kontrolle, dass ich meine Hand heben und in mein Handy sprechen konnte. „Hallo?“, fragte ich, denn ich war mir nicht mehr sicher ob die Dame noch dran war. „Ja? Geht es Ihnen gut? Was war denn los? Was haben Sie gesehen?“- „Ja, es geht mir gut. Ich stand unter Schock.... Es befindet sich niemand mehr im Auto. Die Autotür ist abgerissen und es führt eine blutige Schleifspur in den Wald. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich bin so schnell ich konnte in mein Auto geflüchtet. Bitte. Bitte schicken Sie so schnell wie möglich jemanden her. Ich habe fürchterliche Angst. Beeilen Sie sich....“, und mit meinen letzten Worten brach auch die Verbindung weg. „ Hallo? Hallo, sind sie noch dran? Hallo?“, doch es antwortete mir niemand. Ich war jetzt vollkommen alleine. Mein Handyakku war leer. Warum hatte ich es nicht aufgeladen? Das war mal wieder typisch ich und das Pech das wie Dreck unter meinen Schuhen klebte. Sowas konnte auch nur mir passieren. Ich war vollkommen fertig mit den Nerven. Mein Körper zitterte wie Espenlaub und heiße Tränen rannen mir über meine Wangen, hinunter zu meinem Kinn und tropften auf meinen Mantel. Stille umschloss mich. Ich weinte leise vor mich hin. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Sollte der Fahrer des Unfallwagens doch noch leben? War er es selber der in den Wald gekrochen war? Da war es wieder. Ich überwand meine Angst und versuchte in der Dunkelheit der Nacht etwas zu erkennen. Ich wischte mir meine Tränen aus den Augen und starrte an die Stelle an der die blutige Schleifspur endete. Aber ich konnte nichts erkennen. Doch dann, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, meinte ich im Mondschein etwas zu sehen. Irgendjemand stand dort im Wald. Es war eine schemenhafte Figur. Ich konnte keine genauen Umrisse erkennen. Doch ich war mir sicher das dort jemand stand. Aber er blieb nicht stehen, er kam mit langsamen schritten auf mich zu. Erneut überkam mich Panik. Wieder fing ich an zu Weinen. Ich hatte Todesangst. Wenn man bedenkt wie viel Blut an der Unfallstelle war konnte man ausschließen, dass dieser jemand der da immer weiter, immer näher auf mich zu kam, der Fahrer des anderen Wagens war. Vielleicht hatte der, der da auf mich zukam das Unfallopfer in den Wald geschleift. Aber warum? Und viel wichtiger war die Frage, ob er das gleiche auch mit mir machen würde? Der Fremde kam immer näher und näher. Ich überlegte panisch was ich tun könnte. Doch mir fiel nichts ein. Ich saß zwar in meinem sicheren Auto, doch ein gezielter Schlag, oder auch zwei, würden meine Scheiben nicht aushalten und dann würde ich völlig schutzlos sein und der Unbekannte könnte mich genauso in der Wald schleifen, und sonstwas mit mir anstellen, wie er es zuvor anscheinend auch mit dem armen Unfallopfer getan hatte. Ich musste hier schleunigst weg. Doch aus der Sicherheit meines Autos wollte ich nicht fliehen. Vielleicht sollte ich einfach weg fahren. Aber was, wenn der andere Fahrer noch lebte und ich ihn dann mit seinem Peiniger alleine zurück lassen würde. In diesem Moment war es mein blanker Überlebensinstinkt der mich dazu antrieb den Motor an zulassen und weg zu fahren. Also drehte ich den Autoschlüssel im Zündschloss. Es ratterte und ratterte aber der Motor wollte nicht anspringen. „Scheiße, Scheiße, Scheiße. Spring an du bescheuertes Ding.“, brüllte ich den Motor an. Doch er sprang nicht an. Die Person die auf mich zu kam wurde schneller und meine Panik immer größer. Er war schon fast an meinem Auto. Ich konnte bereits seine Gesichtszüge erkenne. Er war groß, mindestens 1,85 m, hatte dunkle kurze Haare und einen verdammt wütenden Gesichtsausdruck. Ich rechnete nicht mehr damit heil aus der Sache raus zu kommen. Immerwieder versuchte ich den Motor an zu bekommen, doch es half nichts, er sprang nicht an. Plötzlich blieb er ungefähr drei Meter vor meinem Auto stehen. Ich starrte ihn an. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden und er starrte zurück. Er formte mit seinen Lippen die Worte „Ich werde dich kriegen!“, danach setzte er ein fürchterlich angsteinflößendes Lächeln auf und verschwand blitzschnell in der unendlichen Dunkelheit der Nacht. Ich saß einfach nur da und starrte an die Stelle an der dieser Mann eben in der Dunkelheit verschwunden war. Ich war wie paralysiert. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich spürte wie mir wieder heiße Tränen über die Wangen liefen. Ich wischte sie nicht weg. Ich starrte einfach nur in die Dunkelheit. Starrte und starrte und starrte.....

Etwa drei Minuten später hörte ich die Sirenen des Krankenwagens. Doch ich nahm sie nur dumpf wahr, als ob mein Kopf in Watte eingepackt wäre. Ich konnte mich noch immer nicht rühren. Erst als der Notarzt an meine Scheibe klopfte kam ich wieder zu mir. Ich berichtete ihm von dem Mann den ich gesehen hatte, von dem was er mir zuflüsterte und wo genau im Wald er verschwand. Doch sie fanden niemanden. Wirklich niemanden. Nicht den Fahrer des anderen Wagens und schon gar nicht den Mann der mich bedroht hatte. Sie sagten mir das am Ende der Schleifspur eine riesige Blutlache aber kein Unfallopfer war, gar nichts. Sie wollten mich zur Überwachung mit ins Krankenhaus nehmen, doch ich wollte nur noch nach Hause. In die Sicherheit meiner Wohnung, in mein warmes Bett und einfach nur vergessen. Zum Glück hielten sie mich für so stabil das ich nach Hause durfte.Plötzlich sprang der Motor meines Autos auch wieder an. Dennoch wollten sie nicht, dass ich alleine fahre, aus diesem Grund begleitete mich noch ein Polizeiwagen bis nach Hause. Dort bat ich sie dann darum das sie sich meine Wohnung noch einmal ansehen sollten, nur zur Sicherheit. Nicht das dieser Verrückte irgendwie in meine Wohnung eingebrochen war und nun auf mich wartete. Auch wenn mir im nachhinein bewusst wurde, dass der Unbekannte ja gar nicht wissen konnte wo ich wohne. Aber in diesem Moment hatte ich Angst vor allem und jedem. Natürlich fanden sie niemanden. Als sie weg waren ließ ich mir als erstes ein Bad ein. Ich zitterte immernoch. Doch das heiße Wasser beruhigte mich ein wenig. Nachdem ich zu Bett gegangen war, lag ich noch eine ganze Weile wach. Ich konnte den irren Blick dieses Mannes einfach nicht vergessen. Ich sah ihn immerwieder vor mir. Die Erlebnisse dieses Tages hatten mich jedoch so ausgelaugt das ich dann doch völlig erschöpft einschlief.In meinem Traum durchlebte ich die ganze schreckliche Szenerie aufs neue. Nur dieses mal saß ich nicht in meinem Auto. Ich war von Anfang an dabei. Ich sah wie der andere Fahrer mit seinem Auto durch den Wald fuhr, als ihm plötzlich, ohne jede Vorwarnung, ein Mann vor sein Auto sprang. Es war der Mann der mich bedroht hatte. Er stand völlig ruhig da, aber er hatte einen irren Gesichtsausdruck. Er starrte dem Fahrer direkt in die Augen, so wie er es bei mir getan hatte. Der Fahrer des Unfallwagens versuchte auszuweichen. Er verlor die Kontrolle über den Wagen, dieser überschlug sich und landete kopfüber im Graben. Der Mann, der mich bedroht hatte, ging völlig gelassen auf das Auto zu. Der Fahrer schrie vor Schmerzen, doch der Mann zeigte sich unbeeindruckt. Er kam immer näher und näher, dabei bildete sich ein abartiges Lächeln auf seinem Gesicht. Als er am Wagen angekommen war packte er die Tür, riss sie mit einer unmenschlichen Leichtigkeit einfach ab und schmiss sie weg. Dann packte er den verletzten Fahrer am Hemdkragen und schliff ihn einfach in die Dunkelheit. Er schrie ununterbrochen, doch ganz plötzlich verstummte er. Dann folgte Stille und ich kam mit meinem Auto angefahren. Danach lief alles genauso ab wie ich es erlebt hatte. Mit einer Ausnahme. Er blieb nicht stehen und verschwand, sonder er kam immer näher. Ich saß im Auto und bekam keine Luft mehr.Ich fing an zu hyperventilieren. Und dann ging alles ganz schnell. Mit einem Schlag zertrümmerte er mein Seitenfenster, griff nach meinem Arm und zog mich raus....Ich erwachte schreiend aus meinem Traum. Wieso hatte ich in meinem Traum den gesamten Ablauf des Unfalls gesehen? Ich brauchte einen Augenblick um mich zu fangen und zu erkennen wo ich war. Es war vollkommen dunkel in meinem Schlafzimmer. Nur das Mondlicht hellte es ein wenig auf. Ich sah mich um und erkannte plötzlich das jemand vor meinem Bett stand und mich anstarrte. Meine Angst war so riesig das ich weder sprechen, noch mich bewegen konnte. Ich lag einfach nur da und sah ihn an. „Ich habe doch gesagt das ich dich kriegen werde!“

4.

Ich rührte mich keinen Zentimeter. Das Atmen fiel mir unglaublich schwer und es schossen Tausend Gedanke gleichzeitig durch meinen Kopf. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst, wie in diesem Moment, gehabt. Was sollte ich jetzt tun? Fliehen? Aber wie? Mein Bett befand sich direkt gegenüber der Tür. Somit wurde mir dieser Ausgang von dem Fremden versperrt und durch mein Fenster in die Freiheit zu fliehen wäre keine gute Idee gewesen, da sich meine Wohnung im dritten Stock befand. Also welche Möglichkeiten blieben mir da noch? Ich hatte keine Hoffnung mehr, unbeschadet, aus dieser Situation raus zu kommen. Ich fing an unkontrollierbar zu zittern und mein Puls schnellte in die Höhe. „ Alexis Baxter, freut mich dich endlich mal persönlich kennen zu lernen, nachdem ich so viel von dir gehört habe.“, flüsterte er mir, mit einer unglaublich angsteinflößenden Gleichgültigkeit, zu. Bei dieser Stimme lief es mir eiskalt den Rücken runter. Mit Fingernägeln auf einer Schiefertafel herum zu kratzen ,war eine Symphonie dagegen. Aber was meinte er mit“endlich mal persönlich“ und“schon viel von dir gehört“? Es war doch eher unwahrscheinlich das wir gemeinsame Bekannte hatten,oder? Allein der Gedanke, dass sich einer meiner Freunde im Umgang mit solch einem psychopathischen Killer befand, war absurd. Ich beschloss all meinen Mut zusammen zu nehmen um das, was auch immer er mit mir vorhatte, ein wenig hinaus zu zögern. „ Ich versteh nicht ganz was Sie meinen? Was wollen Sie von mir?“, meine Stimme war nur ein Hauch ihrer selbst. So piepsig und leise, wie bei einem Kind das sich vorm Weihnachtsmann fürchtet und sich beim sprechen hinter seiner Mutter versteckt. „ Fürs erste, würde ich vorschlagen, dass wir die Förmlichkeiten lassen. Mein Name ist Darius.“, sagte er, wobei ich der Meinung war eine Spur Freundlichkeit in seiner angsteinflößenden Stimme zu erkennen. Hä? Was sollte denn jetzt diese Höflichkeit, wenn er mich doch sowiso gleich umbringen würde. Dennoch, warum eigentlich nicht? Ich wusste zwar nicht was das für einen Sinn haben sollte, aber immerhin hatte ich so die Möglichkeit mir noch etwas Zeit zu verschaffen, um mir zu überlegen wie ich fliehen könnte. Also ging ich darauf ein. „ Also gut Darius, da du meinen Namen ja schon kennst, wäre da noch die Frage zu klären was du von mir willst?“, mittlerweile war ein Teil meines gewohnten Selbstvertrauens wieder in meine Stimme zurück gekehrt. Da ich nicht mehr damit rechnete diese Nacht zu überleben, wollte ich wenigstens mit Würde drauf gehen. „ Im Moment hast du für mich noch keinen Nutzen, aber wenn wir uns das nächste mal begegnen, wirst du mit mir kommen!“, ich verstand nur Bahnhof. Was sollte dieser ganze Mist? „ Was soll das alles bedeuten? Ich werde sicherlich nirgends mit dir hin gehen.“, soweit kommt´s wohl noch. Ich soll also einfach so mit einem Mörder mitgehen, aus freien Stücken? Ganz bestimmt nicht. „ Du wirst mit mir kommen, ob du willst oder nicht....“, entgegnete er mir vollkommen ruhig. Ich wollte gerade, erneut wiedersprechen, als er plötzlich verschwunden war. Ungläubig über das, was sich da gerade in meinem Schlafzimmer abgespielt hatte, lag ich einfach nur in meinem Bett. Ich konnte jetzt auf keinen Fall wieder einschlafen, deshalb beschloss ich, trotz meiner noch immer riesigen Angst, aufzustehen und nachzusehen wie dieser Darius in meine Wohnung kommen konnte. Da ich alleine wohnte und auch keine Nachbarwohnungen direkt an die meine grenzten, hatte ich vor einiger Zeit, Sicherheitsschlösser an alle Fenster und die Haustür anbringen lassen. Lieber zu viele Schlösser, als zu wenige. Selbst wenn er es geschafft hatte, das Schloss an der Eingangstür aufzubrechen, dann hätte ich das eigentlich hören müssen. Außerdem würde dann die Polizei vor der Tür stehen, da in der Zentrale der Sicherheitsfirma, bei Einbruch sofort ein Alarm ausgelöst werden würde. Aber nicht´s! Nachdem ich alle Fenster und die Tür überprüft hatte musste ich feststellen das sie fest verschlossen waren und keine Einbruchsspuren aufwiesen. Wie war also dieser Irre in meine Wohnung gekommen? Und was noch viel wichtiger war, wie konnte ich ihn daran hindern, erneut bei mir einzubrechen? Anscheinend juckten ihn meine Sicherheitsschlösser nicht einmal, dabei hatte der Verkäufer doch gesagt, dass das die besten Schlösser auf dem Markt seien. Na toll. Ich beschloss am nächsten Morgen sofort bei der Sicherheitsfirma anzurufen. Vielleicht stimmte auch einfach etwas mit den Schlössern nicht. Für den Moment konnte ich sowieso nichts tun. Ich riskierte einen Blick zur Uhr, in meinem Wohnzimmer. Drei Uhr morgens. Super. Schlafen konnte ich also vergessen. Aber was sollte ich sonst machen, um die Zeit bis zum Morgen zu überbrücken? Ich beschloss mir etwas zu essen zu machen und dann Lucy anzurufen, um ihr von dem zu berichten, was gerade hier vor sich gegangen war. Also machte ich mir eine Schüssel Cornflakes, setzte mich auf meine Couch und wählte Lucys Nummer. Ich ließ es sieben oder acht mal klingeln bis ich auflegte. Nach meinem fünften Versuch, jemanden zu erreichen, hinterließ ich ihr eine Nachricht auf der Mailbox. „ Hey Maus, hier is Lexy. Du schläfst wahrscheinlich noch. Is ja auch noch früh, oder spät? Naja jedenfalls muss ich ganz dringend mit dir reden. Ruf mich bitte gleich zurück wenn du die Nachricht abhörst. Ich lieb dich Süße. Bis dann.“, zum Glück hatte ich meine Stimme wieder vollkommen unter Kontrolle, dann würde sich Lucy wenigstens keine Sorgen machen wenn sie die Nachricht hörte. Nachdem ich aufgegessen hatte spülte ich mein Geschirr ab. Da im Fernsehen wahrscheinlich nur Pornos und schlecht gemachte Horrorfilme laufen würden, machte ich meinen CD-Player an. Avenged Sevenfold- Afterlife. Rock war einfach meine Welt. Da musste man noch was können um berühmt zu werden, ohne die Hilfe von Bohlen und Co.Ich zündete mir eine Zigarette an und überlegte. Wie konnte ich ein wiedersehen, mit diesem Darius, nur verhindern? Vielleicht sollte ich mir einen Wachhund anschaffen. Aber wenn ihn Sicherheitsschlösser nicht interessierten, dann doch Wachhunde schon gar nicht. Warum ließ ich mich eigentlich von so einem Idioten einschüchtern? Er war doch nur ein Mann. Okay ein angsteinflößender Mann. Aber ich war schon mit ganz anderen Kalibern fertig geworden. Er hatte sich eindeutig mit der falschen angelegt und das würde er noch bereuen. Leider dachte mein Körper nicht so wie ich. Bei den kleinsten Geräuschen, schreckte ich zusammen. Als erstes musste ich also meine Angst überwinden. Nur fürchtete ich mich im Moment vor allem und jedem.Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass ich mich schutzlos und ausgeliefert fühlte. Und dann fiel es mir ein. Ich wusste nun ganz genau was ich zu tun hatte. Also zog ich mir eine schwarze Röhrenjeans, ein violettes, enges T- Shirt und ein schwarzes Sweatshirt an. Dann nahm ich mir meine Zigaretten, mein Handy und etwas Geld, und machte mich auf den Weg in die dunkle Nacht.

Das Adrenalin pumpte durch meine Adern. Es waren immernoch um die minus vier Grad, doch ich spürte die Kälte nicht. Wie in Trance, stieg ich in mein Auto und fuhr los. Keine Menschenseele, war auf der Straße zu sehen. Der Vollmond schien so hell, dass die Bäume im Wald einen Schatten warfen. Ich drehte die Musik, in meinem Auto, voll auf. Als ich nach etwa einer viertel Stunde an meinem Ziel ankam, atmete ich noch einmal tief durch und stieg aus. Es war fast Taghell. Das Blut, im Schnee, war immernoch gut zu sehen, doch das Autowrack hatten sie entfernt. Ich zitterte und mein Atem ging stoßweise. Mit langsamen Schritten ging ich auf die Stelle zu, an der die Schleifspur endete. Dort waren überall Blutspritzer und -pfützen im Schnee zu sehen. Meine Angst war fast übermannend, doch mein Wille war stärker. Ich zündete mir eine Zigarette an und ging tiefer in den Wald. Immer weiter entfernte ich mich vom sicheren Auto, aber das musste sein. Ich wollte mein Leben nicht in Angst verbringen. Zwar hatte ich kein genaues Ziel, doch umdrehen konnte ich jetzt nicht mehr. Mein riesiger Stolz hinderte mich daran. Ich hatte bereits das Gefühl, der schwindenden Angst in meinem Kopf, als ich meinte jemanden hinter mir zu spüren. Ich drehte mich um, doch niemand war zu sehen. Wahrscheinlich hatte mir mein Verstand einen Streich gespielt. Ich zog erneut an meiner Zigarette und drehte mich um, um meinen Weg weiter fortzusetzen, doch ich lief gegen irgendetwas verdammt hartes und stürzte zu Boden. Na klasse, ich und meine Tollpatschigkeit. Ich hatte wahrscheinlich einen Baum übersehen. Bei meinem Pech würde ich mir bestimmt auch noch den Kopf an irgendeinem Stein aufschlagen und einsam im Wald verbluten. Doch Moment. Ich schien an irgendeinem Ast hängen geblieben zu sein, denn ich kam nicht auf dem Boden auf. Zaghaft öffnete ich meine Augen, welche ich vor Schreck lieber geschlossen hatte, und blickte in das atemberaubend, schöne Gesicht eines Mannes. Er war es wohl der meinen Sturz aufgehalten hatte. „ Oh....ähm.... Danke?!“, sagte ich noch leicht verwirrt, zwar keimte bereits Angst in mir auf, doch ich dachte mir, dass wenn er mir hätte etwas antun wollen, dies wahrscheinlich leichter gewesen wäre wenn ich mir auf dem Boden den Kopf aufgeschlagen hätte. Also hätte er mich dann bestimmt nicht vor meinem Sturz bewahrt. Zwar nicht sonderlich logisch, da es viele kranke Menschen gab, aber irgendwie musste ich mich ja selbst beruhigen. „ Keine Ursache. Ich bin Dante.“, entgegnete er, wobei er mir ein unwiederstehliches Lächeln schenkte. Zaghaft erwiderte ich es. „ Hi, ich bin Alexis. Freut mich dich kennen zu lernen, sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich eine Platzwunde am Kopf.“, stellte ich mich ebenfalls vor. Er Schmunzelte. „ Was macht so eine wunderschöne, junge Frau wie du, um diese Zeit, ganz allein, im Wald?“, fragte er. Ach du Scheiße, er hielt mich für wunderschön? Vielleicht war er ja auf den Kopf gefallen. „ Das gleiche könnte ich dich auch fragen.“, antwortete ich, mit einem frechen Lächeln auf den Lippen. Immernoch hielt er mich im Arm. „ Ich hatte eine Autopanne, ein paar hundert Meter von hier entfernt und da ich mein Handy nicht mit habe, wollte ich bis zur nächsten Stadt laufen. Ich bin nicht von hier und die Nacht in meinem Auto zu verbringen, ist bei dem Wetter nicht die beste Idee.“, erzählte er mir und ich glaubte ihm, da seine Geschichte schlüssig war. „ Da hast du wahrscheinlich recht. Aber alleine durch den Wald zu laufen, noch dazu wenn du dich hier nicht auskennst, ist auch nicht gerade schlau von dir.“, stellte ich fest. Ich hatte nicht vor ihm zu sagen aus welchen Gründen ich hier war. „ So, und warum bist du hier? Als Frau, ist es bestimmt auch nicht die beste Idee hier allein im Wald rumzustolpern. Ich könnte ja auch ein kranker Psychopath sein.“, sagte er ganz gelassen und setzte einen, vermeintlich, gefährlichen Blick auf. Doch ich hatte nicht einmal ansatzweise Angst. Ich spürte nur ein merkwürdiges Kribbeln in der Magengegend. „ Ich konnte nicht schlafen und wollte nur ein bisschen frische Luft schnappen.“, log ich ihn an. Ich konnte ja schlecht sagen, dass ein Irrer bei mir eingebrochen war, und mich bedrohte. Er würde mich für völlig übergeschnappt halten. Immerhin hatte ich, nach so einem Erlebnis, nichts besseres zu tun als, mitten in der Nacht, alleine durch den Wald zu laufen. „ Okay?!...Wie weit ist es denn bis zur nächsten Stadt?“, fragte er, wobei er mich immernoch nicht los lies. „ Also zu Fuß bestimmt ne Stunde, oder länger. Was ist denn mit deinem Auto? Soll ich dir vielleicht Starthilfe geben?“,von mir aus hätten wir ewig so stehen können. „ Also ich glaub das Auto muss abgeschleppt werden, könntest du mich vielleicht mitnehmen?“, bei diesem Satz setzte er einen so unglaublich bittenden Dackelblick auf, dass ich ihm, wahrscheinlich, fast jeden Wunsch erfüllt hätte. Ich war wie gebannt von seinen wunderschönen Augen. Der Mond schien ihm genau ins Gesicht. Es war so schön. Er hatte hellblaue Augen, schwarzes, circa zehn Zentimeter langes Haar und wenn er Lächelte, entblößte er eine Reihe perfekter, weißer Zähne. Schlagartig bekam ich weiche Knie und sackte weg. Da er seinen Griff immernoch nicht von mir gelöst hatte, fiel ich glücklicherweise nicht zu Boden. Der Nachteil war allerdings der, dass er genau bemerkt hatte wie meine Knie, bei seinem Lächeln, weg knickten. Er schaute mich fragend an. „ Alles okay? Vielleicht sollte ich doch lieber zu Fuß laufen.“, er lachte leise und ich schloss mich seinem Lachen an. „ Es geht schon wieder. Also wenn du noch willst nehme ich dich mit.“, bot ich ihm an. „ Gerne , dankeschön. Sag mal wohnst du hier in der nähe, weil ich nicht glaube, dass um die Zeit noch eine Werkstadt geöffnet hat und wenn du nichts dagegen hättest würde ich gerne duschen.“- Was? Er bat mich ernsthaft darum, dass ich ihn, obwohl ich ihn nicht kannte, mit zu mir nach hause nahm? Hatte er noch alle beieinander? Und dann kam wieder dieses unwiederstehliche Lächeln. Wie aufs Stichwort, drohten meine Knie erneut wegzuknicken. Doch ich musste mich beherrschen. Ich durfte nicht bei jedem Lächeln, von ihm, sofort zusammensacken. Gerade noch rechtzeitig fing ich mich wieder. „ Ähm...Ich weiß nicht genau....“, brachte ich leicht stotternd heraus. Ich hatte schon immer ein Problem damit, irgendjemanden etwas abzuschlagen. Dante bemerkte meinen Konflikt mit mir selbst. Er zog mich näher an sich und sah mir tief in die Augen. „ Du kannst mir vertrauen. Ich werde dir schon nicht´s tun.“, sein Blick war so intensiv. Schlagartig waren alle meine Zweifel weg. „ Okay.“, antwortete ich ihm kurz. Zusammen gingen wir zu meinem Auto. Er war die ganze Zeit hinter mir. Wir waren nur noch ein paar Meter von meinem Auto entfernt als er mich plötzlich an der Schulter packte und mich zu sich zog. Einen Arm legte er auf meinen Bauch, der andere ruhte auf meinem Schlüsselbein. Sein Griff war sanft aber zugleich auch stark. „ Bleib ganz ruhig und beweg dich nicht. Wir sind nicht mehr allein.“, flüsterte er mir ins Ohr. „ Was soll das heißen. Was ist denn auf einmal los mit dir?“, fragte ich ihn lautstark. Wohl etwas zu laut. Er drehte mich um, sodass wir uns in die Augen schauen konnten. Ganz langsam kam er mir immer näher. Wollte er mich jetzt küssen oder was? Nur noch ein paar Zentimeter, trennten unsere Gesichter voneinander. „ Du musst mir jetzt vertrauen. Ich werde dir das alles später erklären.“, ich konnte in seiner Stimme einen Hauch Nervosität raushören. „ Aber was ist denn?“, langsam, aber sicher, wurde auch ich nervös.Was meinte er nur? Angestrengt starrte er auf eine Stelle am Waldrand, die circa hundert Meter von uns entfernt war. Ich folgte seinem Blick, aber ich konnte nichts in der Dunkelheit erkennen. „ Wohin guckst du denn da?“, fragte ich neugierig. „ Wenn ich es dir sage, dann rennst du so schnell du kannst zu deinem Auto und fährst nach Hause, verstanden?“, befahl er mir in einem nunmehr ernsteren Ton. „ Aber...“, wollte ich widersprechen, doch er hielt mir den Mund zu. „ Bitte vertrau mir und fahr einfach! Ich werde nachkommen.“, jetzt wurde seine Stimme immer bittender. „ Okay.“, willigte ich ein. Ich wusste zwar nicht was das alles sollte, aber er hörte sich wirklich besorgt an. Nur wie wollte er nachkommen? Er wusste doch gar nicht wo ich wohnte und sein Auto war kaputt. Aber bevor ich ihn darauf hätte anspreche können, stieß er mich in Richtung Auto. „ Lauf!“, flüsterte er, also rannte ich los. Als ich mich umdrehte, um zu sehen was er jetzt vor hatte, musste ich feststellen das er bereits, unglaublich schnell, auf die Stelle zu rannte, auf die er eben noch gestarrt hatte. Vor Verwunderung fiel ich fast über meine eigenen Füße. Ich drehte mich um und konzentrierte mich wieder auf´s laufen. „ Das kannst du vergessen!“, hörte ich Dantes Stimme, doch ich drehte mich nicht um. Als ich dann endlich an meinem Auto ankam, riskierte ich noch einen letzten Blick zu Dante. Ich konnte nicht viel erkennen, aber es sah so aus als würde er mit irgendjemandem kämpfen. Auch er bemerkte das ich ihn verwundert anstarrte. „ Nun fahr endlich!“, brüllte er mir entgegen und ich hörte auf ihn. So schnell ich konnte stieg ich in mein Auto und machte mich auf den Heimweg. Ich begriff nicht ganz was da gerade abgegangen war, zusätzlich plagte mich mein schlechtes Gewissen. Ich hatte Dante da einfach zurückgelassen. Aber er wollte es ja so. Erneut drehte ich meine Musik wieder voll auf und trat das Gaspedal durch. Als ich dann endlich zu Hause ankam, machte ich mich so schnell wie möglich auf den Weg ins Haus. Es war gerademal halb Fünf Uhr morgens. Plötzlich überkam mich eine starke Müdigkeit und ich schmiss mich auf mein Bett. Nach ein paar Minuten schlief ich auch schon ein, jedoch träumte ich dieses mal nichts. Zum Glück.

5.

Etwas kühles berührte sanft meine Wange. Noch leicht benommen öffnete ich meine Augen, nur um direkt in Dantes Gesicht zu sehen. „ Ahh......Verfluchte Scheiße, was machst du hier? Woher wusstest du wo ich wohne und wie bist du überhaupt hier rein gekommen?“, schrie ich ihn, mit heiserer Stimme, an. Es war immernoch dunkel draußen, also hatte ich wahrscheinlich nicht sehr lange geschlafen. Dante stand an meinem Bett, direkt neben mir und lächelte mich an. „ Bitte beruhige dich erstmal. Ich hab doch gesagt das ich nachkommen werde.“, antwortete er mir seelenruhig. „ Was heißt hier ich soll mich beruhigen? Es wird doch wohl erlaubt sein, dass ich mich aufrege wenn man einfach in meine Wohnung einbricht, oder?“, giftete ich ihn an. Doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „ Ja natürlich. Ich werde dir das alles später erklären, aber jetzt beruhige dich erstmal.“, entgegnete er mir, wobei er sich mit einer schwungvollen Bewegung, neben mir, auf meinem Bett niederließ. Ich schreckte zusammen und rutschte weiter weg von ihm. „ Was soll das? Hast du etwa Angst vor mir? Komm schon, das ist nicht dein ernst, oder?“- „ Was? Natürlich ist das mein ernst! Du bist heute schon der zweite Irre der bei mir einbricht.“, fauchte ich erneut. „ Dann war er also schon hier. Verdammt.“, flüsterte er so leise, dass ich es wahrscheinlich gar nicht gehört hätte, wenn er nicht wieder näher an ich heran gerückt wäre. Erneut versuchte ich einen gewissen Abstand zwischen uns zu bringen, wobei ich ihn nicht aus den Augen ließ. Leider übersah ich dadurch die Bettkante und landete unsanft auf dem Boden. „ Scheiße!“, stieß ich, vor Schmerz, heraus. Ohne Vorwarnung, stand Dante vor mir und streckte mir seine Hand entgegen. „ Hast du dir weh getan?“, fragte er mich liebevoll. Er griff nach meiner Hand und zog mich sanft hoch. Ich landete direkt in seinen Armen. Ohne ein Wort zu sagen riss ich mich los und rannte zur Tür. Doch noch bevor ich sie öffnen konnte, hatte er mich herum gewirbelt und an die Wand gedrückt. „ Bitte lauf nicht weg. Bitte!“, flüsterte er mir ins Ohr. Er war mir so nah. Ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren, wovon ich eine Gänsehaut bekam. Ganz leicht strich er mit seinen Lippen über meine Haut. Ich wollte mich wehren, wollte wegrennen. Doch ich konnte nicht. Wie paralysiert, von seinem betörenden Duft, blieb ich stehen. Nicht nur das. Ich genoss seine Berührung. Verdammter Mist. Was war nur mit mir los? Ich kannte ihn nicht. Er konnte ein Vergewaltiger oder Mörder sein. Doch noch immer wollte mein Körper mir nicht gehorchen. Langsam wanderten seine Lippen über mein Schlüsselbein und wieder meinen Hals hinauf, bis er an meiner Wange inne hielt. Sofort, als die Berührung seiner Lippen nicht mehr auf meiner Haut zu spüren war, bekam ich wieder einen klaren Kopf. „ Was hast du mit mir vor?“, brachte ich, mit piepsiger Stimme, heraus. „ Nichts was du nicht möchtest, meine Liebste.“, hauchte er mir verführerisch ins Ohr. Wieder fuhr ein Schauer durch meinen Körper. Sanft streichelte er mein Gesicht. Seine Hand verharrte auf meiner Wange. Dann beugte er sich, zu mir, herunter. „ Sag es einfach, wenn ich aufhören soll.“, flüsterte er und schenkte mir dabei ein verschmitztes Lächeln. Unsere Lippen kamen sich immer näher, sie waren kurz davor sich zu berühren. „ Hör auf!“, flüsterte ich. Sein Gesicht versteinerte. „ Wie du willst.“, antwortete er kurz, dann öffnete er die Tür und verschwand im Flur. Wo wollte er denn jetzt hin? Vorsichtig schaute ich durch den Türspalt in den Flur. Doch ich konnte nichts erkennen, also trat ich durch die Tür und schaltete das Licht an. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Ich durchsuchte die ganze Wohnung. Aber ich konnte Dante nicht finden. Wo war er nur hin? Zum zweiten mal in dieser Nacht, überprüfte ich alle Fenster und die Haustür. Doch ich musste erneut feststellen, dass sie alle fest verschlossen waren. Diese ganze verdammte Nacht hatte mich so fertig gemacht. Ich wollte nur noch schlafen. Am besten Tagelang. Was wollten diese ganzen Typen nur von mir? Mit einem lauten Seufzer ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich wollte einfach alles vergessen. Mein altes, normales Leben wieder führen. Vor meinem Fenster graute bereits der Morgen. Na endlich. Ich beschloss, trotz meiner fast übermannenden Müdigkeit, mich nicht wieder schlafen zu legen und stattdessen unter die Dusche zu steigen. Meine Klamotten waren schweißdurchtrenkt. Ich zog mich auf dem Weg ins Bad aus und verteilte sie dabei in der gesamten Wohnung. Vergeblich hoffte ich, dass das warme Wasser meine Erinnerungen an diese verdammte Nacht einfach wegspülen würde. Mit einem lauten Seufzer stieg ich aus der Dusche und rutschte promt auf dem nassen Fußboden aus. Ich wedelte mit den Armen, in der Hoffnung, mich vielleicht doch noch irgendwo festhalten zu können. Vergebens. Mit voller Wucht knallte ich mit meinem Hinterkopf auf dem Fliesenboden auf. Um mich herum wurde alles schwarz.

6.

Ein penetrantes Klingel weckte mich aus meiner Ohnmacht. Noch leicht benommen und mit hämmernden Kopfschmerzen, öffnete ich langsam meine Augen. Ich lag immernoch, nur mit einem Handtuch bekleidet, auf dem Badezimmerboden. Behutsam tastete ich mit meiner Hand nach meinem dröhnenden Schädel. Kein Blut. Da hatte ich wohl noch mal Schwein gehabt. Dafür zierte nun eine gewaltige Beule meinen Hinterkopf. Na klasse. Mit einem erneuten Seufzer versuchte ich, ganz behutsam, aufzustehen. Immernoch dieses nervige klingeln im Hintergrund. „ Jaja, ich komm ja schon.“, rief ich meiner Haustür entgegen. Langsam schwankte ich in den Flur und nahm den Hörer meiner Gegensprechanlage ab. „ Ja?“, keuchte ich erschöpft. „ Happy Birthday, Baby.“, trällerte mir Lucy entgegen. Verdammte Scheiße, heute war tatsächlich mein Geburtstag. Das hatte ich, in der ganzen Aufregung, total vergessen. Schnell drückte ich den Knopf, welcher die Haustür öffnete. Sobald Lucy in mein Blickfeld kam, fing sie auch schon an fürchterlich zu quietschen und „Happy Birthday“ für mich zu singen. Als sie mir um den Hals viel, war ich kurz davor mein Handtuch zu verlieren, also zog ich sie rückwärts mit in meine Wohnung und schloss schnell die Tür. Ich wollte nicht unbedingt nackt vor meinen Nachbarn stehen. „ So Mausi, zieh dich ganz schnell an. Dein Geburtstagsgeschenk wartet.“ „ Lucy, du weißt ganz genau das du mir nichts schenken sollst.“ „ Ich hab ja davon auch meinen nutzen.“, teilte sie mir freudestrahlend mit. „ Also pass auf. Ich hatte doch gestern noch so ein Date und naja was soll ich sagen, wir haben uns echt gut verstanden. Deswegen ist heute Date Nummer zwei und weil ich dich an deinem Geburtstag nicht alleine lassen will, kommt noch ein Kumpel von ihm mit.“, sie blickte mich erwartungsvoll an. Zwar hasste ich solche Dates, aber ich wollte Lucy nicht den Abend verderben. Außerdem war alles besser als zu Hause zu sitzen und darauf zu warten, dass mich diese Irren wieder besuchten. „ Okay, du hast mich überredet. Aber nicht, dass das zur Gewohnheit wird.“, erneut sprang sie mir kreischend um den Hals. „ Das wird bestimmt ein toller Abend.“ „ Jaja, das werden wir ja dann sehen.“ ,antwortete ich genervt und ging in mein Schlafzimmer um mir etwas zum anziehen raus zu suchen. Nach zwei Stunden und etlichen Diskussionen darüber, dass ich im Winter, bei minus Graden, bestimmt nicht im Minirock oder Sommerkleidchen vor die Tür gehen würde. Einigten wir uns endlich auf eine schwarze sehr knappe Röhrenjeans und eine Art Korsett, welches dunkel Lila und mit schwarzer Spitze verziert war. „ Gott, dem Kerl wirst du sowas von den Kopf verdrehen.“, Lucys Augen glitzerten, bei diesen Worten. Doch Recht hatte sie. Ich sah verboten scharf aus. Wir gingen ins Bad und verwandelten meine glatten Haare in eine Pracht aus großen Locken. „ So dann kann es ja losgehen.“, ich zog mir schnell meinen Mantel über und schnappte mir meine Tasche. „ Wo treffen wir uns denn eigentlich?“, fragte ich neugierig. „ Im Black Star.“, wenigstens eine gute Nachricht. Das „Black Star“, war ein Club in dem nur Rock gespielt wurde. Ich kannte die meisten Kellner und Gäste, also würde mir in jedem Fall nicht langweilig werden. „ Na dann, los!“

Als wir ankamen staute sich bereits eine Zehn Meter lange Schlange vor dem Club. Wir gingen an den Wartenden vorbei und steuerten den Türsteher an. Dan war sehr groß, hatte braune, kurz geschnittene Harre und war sehr Muskulös. Der Typische Türsteher eben. „ Na Großer, ist wohl ziemlich voll heute?“, fragte ich freudestrahlend. „ Das schon, aber für meine Lieblingsgäste ist doch immer ein Platz frei.“, lächelte er zurück. Dann öffnete er die Tür und deutete uns, mit einer ausladenden Handbewegung den Weg hinein. Drinnen angekommen, hielt Lucy bereits Ausschau nach unseren Dates. „ Ah, da sind sie ja.“, teilte sie mir freudig mit, packte meine Hand und zog mich zu einer der Sitzecken. Dort angekommen stand einer der beiden jungen Männer auf um Lucy zu begrüßen. Doch als mein Blick auf den noch sitzenden Mann viel, blieb mir fast das Herz stehen. Es war Dante.

 

***

 

Verdammte Scheiße, was machte der denn hier. Das konnte einfach nicht wahr sein. Noch bevor Lucy uns vorstellen konnte, griff ich nach ihrer Hand und zog sie zu mir. „ Maus, ich hol uns schnell was zu trinken, bin ja schon kurz vorm verdursten.“, redete ich mich raus, schenkte ihr noch ein Lächeln und verschwand schnellen Fußes in der tobenden Menge. Doch anstatt zu Bar zu gehen, steuerte ich auf die Damentoilette zu. Plötzlich kamen die gesamten Erinnerungen der letzten Nacht wieder hoch. Die ganze Angst und Hilflosigkeit die ich gespürt hatte, bahnten sich erneut einen brennenden Weg durch meinen Körper. Ich begann unkontrollierbar zu zittern. Glücklicherweise war die Toilette menschenleer. Schnell schloss ich die Tür hinter mir und sank, mit dem Rücken an der Tür, zu Boden. Vielleicht hatte ich mich ja geirrt. Der Club ist ja nicht gerade sonderlich gut beleuchtet und verqualmt ist er auch. Ich sollte die ganze Sache einfach vergessen und den heutigen Tag genießen. Voller Tatendrang stand ich auf, schüttelte symbolisch meine aufkommenden Erinnerungen ab und trat voller Selbstbewusstsein aus der Tür. Selbst wenn er es war. Ich wollte doch keine Angst mehr haben. Das hatte ich mir geschworen. Und schon gar nicht vor so einem Idioten. Er war doch auch bloß ein Mann. Ich lief in Richtung Bar. „ Hey Sam, ich hätte gerne zwei Amaretto- Kirsch und zwei doppelte Wodka, oder mach drei draus, ich geb dir einen aus. Das wird heute noch ein langer Abend.“- „ Na klar.“, lächelte er. Ich wartete an der Bar bis die Drinks fertig waren. Sam stellte alles auf ein Tablett und trug es bis zu unserem Tisch. Ich bemühte mich Dante nicht zu beachten und kippte, zusammen mit Sam und Lucy, den Wodka runter. Die beiden Männer hatten bereits etwas zu trinken und prosteten mit. Auch wenn ich ihn ignorierte, spürte ich Dantes Blick fest auf mir ruhen. Lucy war zu sehr mit ihrem Date beschäftigt als das sie etwas mitbekam. „ Was willst du eigentlich von mir?“, fragte ich Dante, ganz leise, jedoch ohne ihn anzusehen. „ Ich will dich kennen lernen.“, ich drehte mich um und sah ihm direkt in die Augen. „ Ach und kennen lernen, besteht bei dir darin, einfach in meine Wohnung einzubrechen und mich aus dem Schlaf zu reißen, oder was?“, jetzt hatte er mich richtig wütend gemacht. Doch noch bevor er antworten konnte unterbrach uns Sam. „ Wollt ihr noch was trinken?“- „ Nochmal zwei Wodka auf mich.“, sagte Dante, jedoch ohne den Blick von mir abzuwenden. Jetzt wollte er mich auch noch abfüllen oder was? „ Geht klar.“, und mit diesen Worten verschwand Sam in der Menge. „ Also was sollte das?“ „ Naja vielleicht wirst du ja dann ein wenig lockerer.“, antwortete er mit einem zweideutigen Grinsen. Was sollte das denn heißen? Der Typ hatte sie doch nicht mehr alle. „ Das meinte ich nicht und nur zu deiner Information, ich vertrage ne Menge.“ Eine Glatte Lüge. „ Und außerdem habe ich nicht vor, auch nur in irgendeiner Art und Weise locker zu werden, wenn so ein Irrer neben mir sitzt.“, jetzt schaute er mich leicht verwirrt an. „ Ich weiß, Jim ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber ihn gleich als Irren zu bezeichnen ist ein bisschen hart. Findest du nicht? Immerhin scheint deine Freundin ihn doch sehr zu mögen.“, entgegnete er mir mit einem noch breiteren Grinsen im Gesicht. „ Ich meinte keineswegs deinen Freund, sonder dich, du überhebliches Arschloch.“, jetzt Grinste ich ihn zuckersüß an. Doch er zeigte keinerlei Regungen. Es schien als ob er über irgendetwas nachdachte. „ So zwei Wodka.“- „ Danke.“ Dante hob sein Schnapsglas an und wartete darauf, dass ich es ihm gleich tat. Widerwillig hob auch ich mein Glas. „ Na dann, auf das Geburtstagskind und was der Abend noch mit sich bringt.“ „ Wenn du nicht aufpasst, bestimmt nichts Gutes.“ „ Ich steh auf Herausforderungen.“ So ein Idiot. Ich kippte meinen Wodka in einem Zug hinter und zündete mir eine Zigarette an. „ Lexy!“, hörte ich plötzlich, eine männliche, mir nur alt zu bekannte, Stimme rufen. Ich drehte mich um und erblickte meinen Ex- Freund. „ Dean!“ Wir waren nicht lange zusammen und hatten uns im guten getrennt. Mittlerweile waren wir richtig gute Freunde geworden. Trotz der Tatsache das wir miteinander geschlafen hatte, kamen wir noch super aus. Es kam auch vor das ich ihm half bei einem Mädchen zu landen, oder sowas. Die Freundschaft zu ihm war mir enorm wichtig geworden. Ich sprang auf und lief zu ihm. „ Alles gute zum Geburtstag, Süße.“ „ Danke. Aber warum bist du hier? Ich dachte du bist für zwei Wochen bei deiner Oma in Australien?“ „ Na so ein Ereignis wie deinen jährlichen Striptease, lass ich mir doch nicht entgehen.“, zog er mich auf. Gut, ich gebe zu das ich bei meinem letzten Geburtstag ein bisschen zu viel getrunken hatte. Und dann war mir plötzlich so heiß. Aber das sollte mir nicht noch einmal passieren. „ Das war ein Ausrutscher, du hattest mich abgefüllt.“ Ich wurde rot wie eine Tomate. „ Auf jeden Fall waren alle begeistert, von deinem Prachtarsch.“, grinste er und gab mir einen Klaps auf den Hintern. „ Finger weg mein Lieber, dazu hab ich noch nicht genug intus. Komm in zwei Stunden noch mal vorbei. Dann könnten deine Chancen, durchaus besser stehen.“ , lachte ich zurück. Ich wollte um Gottes Willen nichts mehr mit ihm anfangen und er sah das genau so. Es war eine Art Spiel zwischen uns, welches jedoch schon einige Männer verscheucht hatte. Aber so waren wir halt. „ Okay, ich muss dann auch mal weiter. Wir sehen uns in zwei Stunden.“, verabschiedete er sich, gab mir noch einen Kuss auf die Wange und verschwand in Richtung Bar. Mit neuem Elan, ging ich wieder zu unserer Sitzecke und lies mich auf meinem Platz nieder. Erst nach einer Weile bemerkte ich das Dante mich die ganze Zeit mit festem Blick taxierte. „ Also wie viel brauchst du denn noch bis zu deinem berühmten Striptease? Ich hab schon mal nachbestellt.“ Was? Wie konnte er das gehört haben. Man verstand ja kaum sein eigenes Wort, bei der lauten Musik. „ Tja, wie gesagt, ich vertrage ne Menge. Ich glaub dir geht eher das Geld aus bevor du mich strippen siehst.“ Ha, der hatte gesessen. „ Das glaube ich weniger.“, wie aufs Stichwort, tauchte Sam auf. Er stellte zwei leere Schnapsgläser und eine viel zu große Wodkaflasche vor uns auf den Tisch. „ So, viel Spaß euch beiden.“,waren seine letzten Worte, bevor er wieder verschwand. „ Das kannst du komplett vergessen.“, waren meine letzten Worte bevor Dante die ersten Gläser, randvoll auffüllte und mir meines reichte. Na klasse! 

7.

Drei weitere Schnapsgläser später, drehte sich bereits der gesamte Club vor meinen Augen. Dante grinste mich frech an und wollte bereits erneut nach der Flasche greifen. „Vergiss es, ich brauche ne Pause.“, winkte ich ab. „Ich dachte du verträgst sooo viel?“, entgegnete er mir ironisch. „Jaja, mach nur weiter so, dann kotz ich dir ins Gesicht. Mal sehen wer dann noch lacht.“,lächelte ich, mittlerweile leicht lallend. Unbeeindruckt füllte er bereits wieder die Gläser und trank seins in einem Zug aus. Gott, wenn ich nur noch einen Tropfen mehr trinken müsste, würde ich ihn wirklich ankotzen. Ich brauchte dringend ein Glas Wasser. Mit schwankenden Schritten stand ich auf und ging in Richtung Toiletten. Dort angekommen stützte ich mich mit beiden Händen auf dem Waschbeckenrand ab. Ich musste als erstes den Brechreiz unterdrücken, welcher langsam aber sicher, immer stärker wurde. Nach ungefähr zehn Minuten, tiefem Ein- und Ausatmen, ging es mir schon wesentlich besser. Ich setzte mich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf den kühlen Fliesenboden. Das war eine alte Angewohnheit. Jedes mal wenn ich betrunken war setzte, oder legte ich mich auf den Boden. Danach ging es mir immer besser. Ich zündete mir eine Zigarette an und versuchte wieder ein bisschen nüchterner zu werden. Als ich fertig war schmiss ich den Zigarettenstummel in eine der Toiletten und machte mich wieder auf den Weg in den Club. In dem Flur, welcher zwischen den Toiletten und dem Clubinnern lag, war es Stockduster. Nur das fahle Licht der Scheinwerfer, welche die Tanzfläche, in bunten Farben, umkreiste, erhellte ab und an die Dunkelheit. Langsam und mit unsicheren Schritten, schwankte ich zurück. Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und in eine dunkle Ecke gezogen. Scheiße, was war das denn jetzt? Ich fing an wild um mich zu schlagen, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel unsanft auf meinen Hintern. Verwirrt blickte ich auf und schaute direkt in das grinsende Gesicht, meines besten Freundes. „ Dean! Du blödes Arschloch. Was soll der Mist? Ich hätte mich fast zu Tode erschreckt.“, brüllte ich ihn an. Anstatt sich zu entschuldigen, fing er lauthals an zu lachen und hielt mir ein kleines, schwarzes Tütchen vor die Nase. Ich wusste sofort welcher Inhalt sich darin verbarg. „ Und deswegen erschreckst du mich so?“- „ Ich wollte dich nicht vor deinem Date fragen.“, lächelte er. Wütend über die Bemerkung mit meinem ´Date´, stand ich wieder auf und versuchte den Schmutz von meiner Hose abzuklopfen. „ Er ist nicht mein Date und überhaupt, ich dachte du hättest die ganze Scheiße hinter dir gelassen und wärst erwachsen geworden?“ Ich erinnerte mich gut an die Zeit unserer Beziehung. Wir waren jung und probierten so gut wie alles aus. Doch glücklicherweise erkannten wir, dass Drogen nicht notwendig waren, um Spaß zu haben. Zumindest hatte ich das gedacht. „ Ach, ich finde ich sollte meine Jugend auskosten, so lange ich sie noch habe. Ich will doch nur ein bisschen Spaß haben. Erinnerst du dich nicht mehr an unsere gemeinsame Zeit? Naja...ich meine vielleicht könnten wir sie ja wieder aufleben lassen, auch wenn es nur für einen Abend ist. Komm schon!“, ich musste ein Lachen unterdrücken. Immerhin bettelte er mich hier förmlich an, mich mit ihm zusammen voll zu dröhnen und ein bisschen “Spaß“ zu haben, wie er es ausdrückte. Aber das konnte er vergessen. Ich hatte die Vergangenheit, die Drogen und unsere Beziehung längst abgehakt und war erwachsen geworden. „ Ne, lass mal lieber. Du weißt genau so gut wie ich, dass das im Desaster enden würde.“, ich stand auf, gab ihm einen Kuss auf die Wange und machte mich wieder auf den Weg zu den anderen. Nicht das sie noch einen Suchtrupp nach mir schicken würden. Immerhin wollte ich nur schnell auf die Toilette und war nun bereits über eine viertel Stunde weg. Wieder an unserem Tisch angekommen, lag bereits Lucy´s tadelnder Blick auf mir. „ Ich wollte dich gerade suchen. Wo warst du denn so lange?“ „ Ich hab gerade Dean getroffen und mich noch kurz mit ihm unterhalten.“, erklärte ich und betonte das Wort “unterhalten“ ganz besonders. „ Er wollte mich dazu überreden ein bisschen an “alte Zeiten“ anzuknüpfen.“ „ Ist er schon wieder zugedröhnt, oder was?“ „ Worauf du einen lassen kannst.“, gab ich zurück und setzte mich auf meinen Platz. Erst jetzt bemerkte ich das Dante aufgestanden und in Richtung Bar gegangen war. Ich schaute ihm noch nach, als mir jemand auf die Schulter tippte. Verwundert drehte ich mich um und schaute genau in die eisblauen Augen meiner älteren Schwester Anastasia. Sie war sehr schön. Ihre schwarzen, langen Haare passten perfekt zu ihrer zierlichen Statur, den feinen Gesichtszügen und den , wie schon gesagt, eisblauen Augen. Sie trug ein schwarzes sehr figurbetontes Kleid, welches ihr bis kurz über die Knie ging und am Rücken sehr tief ausgeschnitten war, so dass man den kleinen, blauen Schmetterling, der über ihrem Steißbein tätowiert war, sehen konnte. Im großen und ganzen war sie eine drei Jahre ältere Version von mir. Na gut, bis auf zwei Sachen. Erstens: meine Augen waren noch eine Nuance heller als ihre, also mehr ein graublau. Und Zweitens: ich war ein bisschen kleiner als sie. Gut, das waren keine großen Unterschiede, aber sie waren da. Anastasia und ich hatten eine sehr enge Beziehung. Wir konnten uns alles erzählen. Ich hätte alles für sie getan und ich wusste, dass es bei ihr genauso war. An meinem achtzehnten Geburtstag, ließen wir uns den Namen des jeweils anderen, auf´s rechte Handgelenk, direkt über die Pulsschlagader, tätowieren. Alles in allem, war sie der wichtigste Mensch in meinem Leben. „ S Dnem Rozhdeniya moya myshka.“, lächelte meine Schwester. Ich stand auf und fiel ihr um den Hals. „ Spasibo.“, entgegnete ich ihr, schon fast quiekend. Russisch war meine Muttersprache, doch ich sprach sie nur, wenn ich mich mit meiner Schwester und meiner Mutter unterhielt, oder fürchterlich fluchen musste. Unser Vater war kein Russe, er sprach es zwar fast fließend, jedoch war ihm Deutsch lieber. Langsam löste ich mich aus ihrer Umarmung. Mittlerweile hatte sich Lucy zu uns gesellt und Anastasia, ebenfalls überschwänglich, begrüßt. Nun schaute sie uns auffordernd an. Lucy verstand kein Russisch und hasste es nicht Bescheid zu wissen. Ich hatte schon oft versucht es ihr beizubringen, doch es hat nie funktioniert. „ Ich habe ihr nur zum Geburtstag gratuliert und sie hat sich bedankt.“, erklärte sich Anastasia. Lucy nickte, setzte ein breites Grinsen auf und bedeutete ihr, mit einer ausladenden Handbewegung, sich mit in unsere kleine Runde zu gesellen. Wir gingen alle wieder zu unserem Tisch. Dort angekommen widmete sich Lucy bereits wieder ihrem Date. „ Und wie geht’s Mom und Dad?“, erkundigte ich mich. „ Ach eigentlich ganz gut sie lassen.....dich....grüßen.“, stotterte sie vor sich hin. Hä? Was war denn jetzt kaputt? Ich fing an wie wild, mit meiner Hand, vor ihrem Gesicht herum zu wedeln. Keine Reaktion. „ Hey, was ist denn los? HALLO?“, noch nicht mal ein Augenzucken. Sie war wie weggetreten. „ Anastasia, v chem delo?“ „ Razvernut´sya!“, flüsterte sie. Ähm, ok, wenn sie unbedingt will. Ich drehte mich also um, damit ich sehen konnte was meiner Schwester die Sprache verschlagen hatte. Dante, war ja klar. Ich meine, man konnte es ja verstehen. Er sah atemberaubend aus, naja zumindest für jemanden, in dessen Schlafzimmer er nicht, eine Nacht vorher, eingebrochen war. 

 

***

 

" Eto Dante"(das ist Dante) , klärte ich meine, immernoch sprachlose, Schwester auf. Endlich bewegte sie sich wieder, auch wenn diese Bewegung nur darin bestand, dass sie ihren Kopf in meine Richtung drehte und mich aus ängstlich aufgerissenen Augen anstarrte. " D`yavol"(der Teufel), flüsterte sie mit zitternder Stimme. " Anastasia, was redest du da für einen Unsinn? Hör auf mit dem Mist, du kannst einem ja echt Angst einjagen wenn du so guckst.", ohne Vorwahrnung griff sie nach meinem Handgelenk und streichelte mit ihrem Daumen über die Stelle, an der ich mir ihren Namen hatte unter die Haut stechen lassen. Tränen traten ihr in die Augen. "Mne zhal..."(es tut mir leid..), ihre Stimme war nur noch ein Hauch. Langsam machte ich mir ernsthafte Sorgen. " Chto ty zhalyeesh?"(was tut dir leid?), Panik schlich sich in meine Stimme. Plötzlich wurde sie hektisch. Sie stand auf, beugte sich zu mir, küsste mich auf meine Tätowierung... " Ya lyublyu tebya "(ich liebe dich),... und meine Stirn. " Ya dolzhen idet."(ich muss gehen), dann riss sie sich von mir los und verschwand richtung Ausgang, noch bevor Dante wieder bei uns war. Was war das denn jetzt? Es schien so als hätte sie panische Angst vor Dante gehabt, obwohl ich ihr noch nicht mal erzählt hatte, dass dieser Vollidiot bei mir eingebrochen war.Lucy drehte sich zu mir und sah mich fragend an. " Wo will sie denn hin?", sie hatte wahrscheinlich das ganze Szenario mit angesehen, nur mit einem kleinen Unterschied. Lucy hatte nicht verstanden wie meine Schwester, Dante bezeichnet hatte. " D`yavol", wiederholte ich flüsternd die Worte meiner aufgebrachten Schwester. " Hä? Ich versteh kein Wort. Worüber habt ihr denn gesprochen?", fragte Lucy, schon leicht bockig, dass ich es ihr nicht gleich übersetzt hatte. " Ach gar nichts.", winkte ich, immernoch leicht panisch,ab und griff nach dem, gefüllten Schnapsglas, das vor mir stand. Ich leerte es mit einem Zug, knallte es auf den Tisch und folgte meiner Schwerster. Doch bevor ich auch nur in die nähe des Ausgangs kommen konnte hielt mich Dante am Arm fest. " Wo willst du hin?", fragte er mit tiefer Stimme, als ob ich ihm Rechenschaft schuldig wäre. " Das geht dich einen feuchten Dreck an, lass mich los!", fauchte ich ihn an. Ich musste unbedingt herausfinden was Anastatsia gemeint hatte. " Beruhig dich erstmal..."- "Warum sagst du andauernd, dass ich mich beruhigen soll? Lass mich doch einfach in Ruhe!", mit einem kräftigen Ruck, riss ich mich von ihm los und sprintete aus dem Club.Draußen angekommen blickte ich mich, verzweifelt suchend, nach meiner Schwester um. Das fahle Licht, das von zwei kleinen Lampen über der Eingangstür abgestrahlt wurde, erhellte gerade mal die ersten drei bis vier Meter, der Rest des Areals hüllte sich in tief schwarze Dunkelheit. Ich kniff meine Augen zusammen um besser sehen zu können und entschied mich nach rechts, Richtung Parkplatz zu gehen. Ich überlegte krampfhaft, was meine Schwester gemeint haben könnte. "Der Teufel" schallte es immerwieder durch meinen Kopf. " Alexis, warte!", Dante war mir anscheinend gefolgt. " Ich hab gesagt, du sollst mich in Rue lassen. Kannst, oder willst du das einfach nicht verstehen?", kreischte ich hysterisch. Auch wenn ich mit ihm sprach, sah ich ihn nicht an. Stattdessen hielt ich weiter ausschau nach meiner Schwester, sie musste doch hier irgendwo sein. Ich bog um eine Ecke und tastete mich an der Hauswand entlang, es war wirklich stockfinster. " Ich weiß, du bist ziemlich aufgebracht, aber..."-" Ziemlich aufgebracht? Verdammt noch mal Dante, ich koche vor Wut. Eigentlich müsste mir pfeifend, heißer Dampf aus den Ohren schießen. Gerstern Abend war noch alles Okay, ich hatte ein ganz normales, glückliches Leben ohne dich und diesen anderen Irren. Bitte, lasst mich doch einfach in Ruhe.",ich hatte mich umgedreht und sah ihm direkt in die Augen. Bei meinen letzten Worten wurde mein Blick verschwommen und ich spührte wie mir Tränen über die Wangen liefen. Dantes Blick wurde weicher und liebevoll. Er hob seine Hand, legte sie auf mein Gesicht und strich mit seinen Daumen über meine feuchte Wange. Wütend schlug ich seine Hand weg. Mitleid war das letzte, das ich von ihm wollte. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Wurde angespannt und wütend. Ach, jetzt war er also der angepisste? Irgendwetwas verleitete mich dazu ihn noch mehr zu reizen. Auch wenn das sicherlich keine gute Idee war, immerhin kannte ich diesen Kerl kaum und wusste nicht zu was er im stande war, mal abgesehen vom Einbruch in meine Wohnung. " Ich will dein beschissenes Mitleid nicht. Geh einfach, such dir irgend ne andere Schlampe der du aufn Sack gehen kannst und lass mich verdammt noch mal in Frieden.", brüllte ich erneut und ging an ihm vorbei, zurück zur Eingangstür des Clubs. Doch ich kam nicht mal zwei Meter weit. Dante hielt mich am Arm fest und zwang mich ihn anzusehen. " Warte..."-" Nein! Heute ist MEIN Geburtstag, ich für meinen Teil werde mich jetzt amüsieren und du wirst mich ganz sicher nicht davon abhalten. Ach und weißt du was? Du kannst mich ruhig weiter verfolgen, bei mir einbrechen und versuchen mir das Leben schwer zu machen. Is mir alles egal, ich lass mich von dir und diesem anderen Idioten nicht unterkriegen! Ich scheiß auf euch beide.", ich lächelte. Meine Stimme war ein Mix aus Fröhlichkeit und Spott. Sein Körper versteifte sich, sein Griff wurde fester und seine freie Hand hatte er zur Faust geballt. Ich rechnete schon fast damit, dass er gleich wie ein Tier über mich herfallen und mich zerfleischen würde, so wütend sah er aus. Doch aus irgendeinem Grund wurde mein Lächeln nur noch breiter und ich verspürte den Drang ihn noch mehr zu reizen, ihn an den Rand seiner Selbstbeherrschung zu treiben. Was war nur mit mir los? Seid wann war ich denn so selbstmörderisch? Doch ich konnte nichts dagegen machen. Dante senkte den Blick und schloss dann seine Augen, als müsse er sich konzentrieren. " Du spielst mit deinem Leben, ist dir das bewusst?", fragte er mit tiefer, angsteinflößender Stimme, die einem das Blut in den Ader gefrieren ließ. Ich lachte aus vollem Hals. " Soll das eine Drohung sein? Nur dumm, dass ich keine Angst vor die habe.", spottete ich. " Das solltest du aber!", flüsterte er bedrohlich, hob seinen Blick und sah mich aus karmesinroten, fast schwarzen Augen an. Waren die nicht vorher Hellblau? Ich unterdrückte die Angst die gerade in mir aufzukeimen begann, mit noch mehr Spott. " Soll mir das jetzt Angst machen? Ich hab schon bessere Tricks gesehen."-" In der Dunkelheit lauert vieles vor dem du besser Angst haben solltest, Alexis, und ich gehöre warscheinlich auch dazu.", raunte er vollkommen ruhig. " Fick dich!", dieser Irre brachte mich noch vollkommen zur Weißglut. Ich versuchte mich aus seinem schraubstockartigen Griff zu befreien, doch da rührte sich nichts. Er kam mir, ganz ruhig, immer näher, bis ich mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Dann senkte er seinen Kopf bis sein Mund direkt neben meinem Ohr schwebte. Er schnalzte mit der Zunge. " Sowas sagt man doch nicht, das hat mich wirklich tief verletzt. Ich glaube eine Entschuldigung wäre jetzt angebracht.", flüsterte er. Seine Lippen berührten leicht mein Ohr, was mir einen heißen Schauer über den Rücken jagte. Ein leichtes Prickeln bildete sich in meiner Magengrube und meine Knie drohte unter mir zu versagen. Doch so leicht wollte ich es ihm nicht machen. Ich überlegte wie ich aus dieser Situation wieder rauskam. Doch darauf gab es nur eine Antwort. Angriff ist die beste Verteidigung! "Oh, das wollte ich natürlich nicht. Es tut mir sehr leid, wie kann ich das nur wieder gut machen?", schnurrte ich. Ein tiefes Knurren entrang sich seiner Kehle. Er hob seinen Kopf und sah mir, mit einem gierigen Blick, in die Augen. " Also mir würde da schon was einfallen.", meinte er verführerisch. Ich lächelte und erkannte sofort meine vielleicht letzte Chace bevor es auch für mich kein zurück mehr gab. Sein Gesicht war nur noch Millimeter von meinem entfernt. Mit einer einzigen schnellen Bewegung zog ich mein Knie hoch und rammte es ihm zwischen die Beine. Er keuchte, ich riss mich los und rannte so schnell ich konnte wieder in den Club. 

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Tag der Veröffentlichung: 17.12.2010

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