Cover

Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band ist jederzeit nachbestellbar.

 

TEUFELSJÄGER 041

 

Im Dunkeln hockt das Grauen

W. A. Hary:

„…aber dort bleibt es nicht - garantiert!“

 

Der Friedhof lag im Schatten der Nacht. Er war klein und unbedeutend für Helsinki, der Hauptstadt von Finnland, aber nicht für das Böse, das ihn zu seinem Zentrum erko­ren hatte.

Und da geschah es. Am Himmel erschienen dräuende Wolken. Sie hingen so tief, als würden sie jeden Augenblick herunterstürzen, um alles unter sich zu begraben - die Lebenden und die Toten. Ein Sturm kam auf, peitschte die Trauerweiden, die Büsche, die Sträucher, warf Blumenstö­cke um und wirbelte raschelndes Laub über die engen Pfade zwischen den Gräbern. Ein Grollen erschütterte die Erde.

Vielerorts hoben die Menschen lauschend die Köpfe. Sie spürten ein Schaudern, ohne es sich erklären zu können.

Aber es blieb nicht bei dem unterirdischen Grollen. Der Laut schwang empor, erwuchs zu einem wahren Erdbeben, das jedoch auf den kleinen Friedhof beschränkt blieb. Wie war das möglich? Was verursachte das Grauen?

 

Impressum

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2015 by www.HARY-PRODUCTION.de

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

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eMail: wah@HaryPro.de

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Coverhintergrund: Anistasius

Lektorat: David Geiger

 

1

 

Niemand war zu sehen, bis sich ein mächtiger Schatten auf den Friedhof nieder senkte. Er ge­bot dem Sturm Einhalt und befahl der Erde, sich zu öffnen.

Knarrend bildete sich ein Spalt. Felsen zersplitterten. Die Friedhofserde wurde von Rissen übersäht. Der Spalt öffnete sich weiter, bis er die ersten Gräber berührte. Dort bewegte sich et­was. Es kreuchte und fleuchte wie Ungeziefer. Der Schatten wurde intensiver. Ein erneutes Beben erschütterte die Erde. Es mischte sich lautes Klagen dar­ein, das seinen Ursprung direkt in der Friedhofserde hatte. Der Spalt war breit genug und dennoch öffnete er sich weiter, diesen berstenden, knackenden, knarrenden und schließlich donnernden Laut des Grauens hervorrufend.

Da, eine Knochenhand schob sich aus dem Spalt, zitternd und zaudernd zunächst, aber gleich zielsicherer. Sie fand Halt und zog den Körper eines Toten nach. Knurrend schlug er um sich, als müsste er sich gegen etwas wehren. War es der mächtige Schatten, der die Toten in ihrer ewigen Ruhe störte und zu etwas antrieb, was sie selber nicht woll­ten? Die Toten mussten sich erheben. Dazu waren sie ver­dammt. Der schwarze Schatten verkörperte das Böse und entweihte den Friedhof.

Der Tote kletterte vollends aus dem Erdspalt. Ihm folgte ein Schreckensheer von Leichen, die teilweise schon viele Jahre unter der Erde gelegen hatten.

Der erste Blitz zuckte vom Himmel. Er überzog das Firmament mit einem glühenden Adernetz und konzentrierte seine Energien auf den Friedhof.

Hundert Tote hatten die Gräber verlassen. Mehr brauchte das Bö­se nicht. Die Energien fuhren in die Toten hinein und ver­wandelten sie. Als würde man Tarnkappen über sie werfen, verschwand der Eindruck, dass es sich um Leichname handelte, die vom Bösen beseelt wurden. Sie bekamen ihr menschliches Aussehen zurück. Mehr noch als das: Sie wirkten wie Zeitgenossen, denn selbst die Kleidung war auf das Heute abgestimmt.

Jenseits des Friedhofes stand ein Mann, der dies alles beobach­tete und vor sich hin murmelte: »Ich danke euch allen, Brüder und Schwestern, die ihr wie ich in der Schwarzen Mafia verbunden seid. Mit eurer Macht habt ihr das Heer geschaffen, mit dem ich in den Krieg ziehen will. Ich habe euch versprochen, Helsinki für das Böse zurückzuerobern, nach­dem es als Bastion der Schwarzen Mächte dank Mark Tate und seinen Freunden verlo­ren gegangen ist. Dunkel senkt sich über die Hauptstadt von Finnland - und in diesem Dunkel hockt das Grauen!«

Kaum hatte er ausgesprochen, als sich der Höllenspalt wieder schloss. Erneut raste ein Sturm über den Friedhof. Er brandete gegen die hundert Untoten an, ohne sie umwerfen zu können. Ihre Gesichter waren bleich und ihre Augen wirkten gläsern. Sonst konnte man sie nicht von Lebenden unterscheiden. Die Erde wurde geglättet, die Risse wurden verkittet. Danach sah alles wieder so aus wie vordem. Selbst die Wolken verzogen sich. Etwas Grauenvolles war ge­schehen und kein Mensch ahnte etwas davon.

Das Schreckensheer setzte sich in Marsch und stieß auf seinen Hauptmann: Per Brake, der dä­monische Gesandte der Schwarzen Mafia. Sie waren be­reit zur Rache und Per Brake übermittelte ihnen auf lautlose, ja gespenstische Art und Weise die Details seines grausamen Planes...

 

*

 

Alle hundert waren in Gruppen auf gespalten. Per Brake befand sich bei einer der Gruppen. Die Verständigung erfolgte mittels Schwarzer Magie. Denn Per Brake war ein Magier. Falls er hier in Helsinki Erfolg hatte - woran er keine Sekunde zweifelte -, avan­cierte er innerhalb der Schwarzen Mafia zum Schwarzen Don und mächtigsten Magier - von Finn­land. Damit würde Finnland in­offiziell von der Schwarzen Mafia ausgebeutet werden.

Per Brake knirschte mit den Zähnen. Ein großes Ziel. Zuerst aber musste er das Chaos in Hel­sinki säen, damit jedermann wusste, zu was er fähig war. Nach dieser Nacht des Schreckens würde er seine Macht ausbauen und Forderungen an die Mächtigen stellen. Der Triumph und der Sieg waren ihm gewiss. Daran würden auch Tab Furlong und seine Frau Kathryn nichts ändern, die sich als Vertreter der weißmagischen Gruppe um Mark Tate in Helsinki befanden.

Per Brake orientierte sich kurz. Dann gab er das Zeichen. Alles musste auf die Sekunde genau hinhauen. Das ergab die größten Erfolgsaussichten in diesem ent­scheidenden Vorspiel.

Die ersten Untoten stürmten aus der Deckung über den freien Platz. Es war eine Kleinigkeit ge­wesen für sie, durch den gesi­cherten Zaun zu kommen. Jetzt erfolgte die letzte Hürde. Das war nicht so ungefährlich, denn die Zentrale der Energieversorgung wurde seit dem Terroranschlag im letzten Jahr überwacht. Damals war es Terroristen gelungen, alle fünf Elektrozentralen lahm zu legen und Helsinki in das Chaos zu stürzen.

Per Brake lachte schadenfroh. Die ganze Bewachung würde nichts nützen und das Chaos würde diesmal noch schlimmer werden.

Das Summen der Hoch­spannung verfolgte die beiden Untoten. Ungeheure Energien flossen in den Drähten über ih­nen. Ausnahmslos endeten sie in dem weitläufigen Gebäude. Hier war eine der wichtigsten Elektro­hauptzentralen. Ein Großteil von Helsinki, der Hauptstadt Finn­lands, wurde von hier aus ver­sorgt. Ja, das war goldrichtig für die finsteren Pläne der Schwarzen Mafia.

Die beiden erreichten das Ein­gangsportal. Per Brake wunderte sich schon, wieso noch nichts passierte. Der Platz, an dem frü­her der Wächter gestanden hatte, war leer. Keiner der heute vor­handenen Wächter befand sich auf dem Präsentierteller. Man hatte nur deshalb so lange gezö­gert, um zu sehen, ob noch ande­re nachfolgten. Gewiss standen jetzt die Männer in der Wach­zentrale an ihren Infrarot­schirmen und wunderten sich, dass sie niemanden sehen konn­ten. Denn Untote hatten keine Körperwärme und auch Per Bra­ke, der Magier, war für die In­frarotkameras unsichtbar.

Im nächsten Augenblick flammten die Scheinwerfer auf und gossen grelles Licht über das Gelände.

»Halt, stehen bleiben!« rief eine mächtige Lautsprecherstimme über den Platz.

Die beiden Untoten rissen wie gedrillte Soldaten ihre Ma­schinenpistolen hoch und schick­ten eine Garbe in den Lautspre­cher. Es gab einen Kurzschluss. Rauch puffte empor. Und da wurde das Feuer von den Wäch­tern eröffnet.

Per Brake wusste genau, wo die Wächter zu finden waren. Weil er es wusste, war es auch seinen Untoten bekannt. Die Wächter setzten ihre Maschinengewehre ein. Sie feuerten erst auf den Boden vor die beiden laufenden Untoten. Abermals rissen diese ihre Maschinenpistolen hoch. Sie schossen mit einer unglaublichen Präzision. Drei Wächter, die sich nicht tief genug in Deckung ge­drückt hatten, wurden getroffen. Sie kippten über die Brüstung der Wachgalerie und segelten in die Tiefe. Mit einem dumpfen Lauf kamen sie im Hof an. Die anderen Wächter drehten durch, als sie das sahen. Sie hielten ihre Ma­schinengewehre jetzt genau auf die beiden Mörder und zogen den Abzug durch. Die Kugeln trafen ins Ziel, aber Tote können nicht mehr sterben. Die beiden Toten wurden zwar vom Aufprall der Geschosse zu Boden gerissen, doch sie standen sofort wieder auf und liefen weiter. Einer hatte seine Maschinenpistole verloren und hob sie wieder auf.

Die Tür zum Gebäude war ge­schlossen. Sie jagten ihre Kugeln in das Schloss und warfen sich gegen die Tür. Ein Mensch hätte diese brutale und rücksichtslose Gewalt nicht in solchem Maße durchführen können, aber die Untoten waren unempfindlich gegenüber jedem Schmerz und rücksichtslos sich selbst gegenüber. Die Tür wurde von ihnen aufgesprengt. Die beiden liefen weiter.

Die Wächter der Elektrozentra­le schalteten die Alarmsirenen ein und beeilten sich, um den beiden Eindringlingen entgegenzutreten.

Per Brake hörte im Inneren des Gebäudes die Maschinenpistolen seiner Leute knattern und lachte hart. Jetzt löste er sich mit zwei weiteren Untoten aus der De­ckung und rannte ebenfalls über den Platz. Der Rest blieb zurück und gab Feuerschutz. Die Kugeln zischten über sie hinweg und ließen den Verputz des Gebäudes herunterrieseln. Einer der Wäch­ter, die sich noch auf der Galerie befanden, bediente todesmutig sein Maschinengewehr und hielt es direkt auf den Dreiertrupp. Die Geschoßgarbe hämmerte herüber und traf voll ins Ziel. Im gleichen Augenblick wurde der Schütze selber tödlich getroffen und schrie ein letztes Mal. Per Brake wurde von den Treffern umgeworfen. Er stöhnte laut. An drei Stellen waren Kugeln in seinen Körper eingedrungen. Eine Kugel hatte sein Herz durchbohrt. Er knallte die rechte Hand mit der Handflä­che auf die schreckliche Wunde und saugte die Kugel mit ma­gischen Kräften wieder heraus. Sofort schloss sich die Wunde wieder. Der wahnsinnige Schmerz verging, als er es an den anderen Körperstellen genauso machte. Dabei verlor er naturgemäß Kräf­te, doch das konnte sich Per Brake leisten. Er brauchte nur daran zu denken, wie groß das selbst gesteckte Ziel war. Das beflügelte ihn.

Er sprang auf und hetzte sei­nen Untoten hinterher. Sie waren schneller und besser mit den Treffern fertig geworden und hatten im Summen der Anlage fast den Eingang erreicht. Per Brake hetzte in langen Sätzen über den Platz und lief einen Superrekord. Das machte ihm kein Mensch nach. Aber Per Bra­ke war kein Mensch mehr. Er war dabei, vom Magier zum Dämon zu reifen.

Ein einzelner Wächter wagte es, sich der Dreiergruppe ent­gegenzustellen. Er hatte keine Chance. Lautes Rattern zerstörte den Frieden unter den singenden Drähten. Tödlich getroffen sank der Wächter zu Boden. Ohne sich auch nur einen Sekundenbruch­teil aufhalten zu lassen, stiegen die drei über ihn hinweg und stießen das innere Portal auf. Die Türflügel schwangen hinter ihnen wieder zu. Die drei nahmen einen anderen Weg als ihre Vorgänger, denn diese mussten sich um den Rest der Bewachung kümmern.

Der zweite Schub preschte her­an. Per Brake registrierte es nur am Rande. Von oben wurde kein Feuer mehr gegeben. Die Wächter auf der Galerie waren bereits aus­geschaltet.

Die drei rannten den kahlen Gang entlang zur Zentrale und erreichten die Eingangstür. Mit den Füßen traten sie die Tür auf. Hier herrschte keine hektische Betriebsamkeit. Nur drei Männer versahen ihren wichtigen Dienst. Sie saßen im großen Rund des Raumes verteilt, beobachteten Messanzeigen und betätigten Knöpfe und Schalter und Hebel. Sie taten Dinge, von denen die Eindringlinge keine Ahnung hatten. Aber die ungebetenen Gäste interessierten sich auch gar nicht dafür. Sie hatten anderes vor, als eine Informa­tionsbesichtigung zu veranstal­ten. Die drei Angestellten hatten die Schüsse sehr wohl gehört. In ihren Gesichtern stand die nackte Angst. Bis jetzt hatten sie gehofft, dass die Bewachung stark genug war. Jetzt sahen sie sich ge­täuscht. Wieder zogen die Unto­ten die Abzüge der Maschinenpis­tolen durch.

Per Brake brüllte begeistert: »Wir haben massenhaft Zeit. Macht alles kurz und klein.« Sie ballerten wild in die Anlage hin­ein. Meterlange Stichflammen schossen aus der aufplatzenden Verkleidung. Einer der Untoten kam zu nahe und wurde vom Feuer erfasst. Er grollte abgrund­tief. Per Brake hätte ihm vielleicht helfen können, aber er sah wenig Sinn darin. Kalt lächelnd schaute er zu, wie einer seiner Kämpfer im Feuer verging. Am Ende blieb nur noch ein Häufchen Asche übrig - und eine Maschinenpistole, die nun keinem mehr gehörte.

Das Grauen griff weiter um sich. Per Brake konzentrierte sich auf die anderen vier Kommandos. Synchron hatten sie die restli­chen Anlagen, in und um die Stadt verteilt, angegriffen. Überall waren die Sirenen aufgeheult. Und in Helsinki gab es totalen Stromausfall. Außer in den Kran­kenhäusern und in anderen wichtigen Institutionen, die sofort auf Notstromaggregate um­schalteten.

So ein Notstromaggregat hatte auch der Rundfunk. Über Radio hörte man die nervöse Stimme eines Sprechers: »Bitte, keine Panik, verehrte Helsinkier. Den­ken Sie an die Ereignisse von vor einem Jahr. Leider ist schon wieder in Helsinki der Strom aus­gefallen. Bleiben Sie bitte daheim in Ihrer Wohnung und verschließen Sie Fenster und Tü­ren.«

Per Brake hatte kein Radio. Trotzdem wusste er von der Radiosendung. Hier waren sie noch nicht fertig. Noch hätte man die Anlage reparieren können. »Die Handgranaten«, brüllte er. Diese beiden Worte wurden auch von den Untoten in den anderen vier Elektrozentralen verstanden. Er übermittelte sie ihnen auf ma­gische Weise. Jeder der Untoten hatte Handgranaten dabei. Sie wurden gezündet und strategisch verteilt. Ihre Ladungen hatten eine Verzögerung von mehr als die üblichen fünf Sekunden. Da­für war die Sprengkraft höher. Die Untoten agierten im Auftrag der Schwarzen Mafia und in dieser Organisation gab es für alles Spezialisten, die sich nicht auf Zufälle einließen. Die Schwarze Mafia schlug noch ein­mal zu. Ausführende waren die lebenden Toten, die in dieser Nacht ihren Gräbern entstiegen waren, weil man ihre ewige Ruhe unterbrochen hatte. Jetzt rannten sie. Mitten unter ihnen war Per Brake. Er freute sich auf das Feu­erwerk.

Kaum hatten sie das Ende der Absperrung erreicht, als das Ge­bäude der Elektrozentrale hoch­ging. Mehrere Detonationen vermischten sich zu einem grollenden Konzert der Vernich­tung. Die Mauern platzten aus­einander, das Dach wurde weggefetzt, um einer Feuersäule Platz zu machen, die zum Himmel raste. Drähte, die von Überland kamen und noch Energie führten, klatschten zusammen und erzeugten ein Feuerwerk beson­derer Art. In der Folge fiel ein Teil der Stromversorgung auch im Hinterland aus.

Per Brake betrachtete das Feu­er. Es spiegelte sich in seinen grausamen Augen wider. Die ersten Gesteinsbrocken regneten nieder, gefolgt von leichterer Asche. Der Rauchpilz über dem kläglichen Überrest der stolzen Elektrozentrale wurde vom Wind erfasst und über die Stadt ge­trieben. Per Brake genoss es mit seinem teuflischen Gemüt. Ein Gesteinsbrocken traf ihn am Schädel und erzeugte nicht ein­mal eine Schramme. Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte sein schreckliches, grausames, mit magischer Energie angerei­chertes Lachen. Der Wind trug es der Rauchsäule nach und wo es die Ohren von Menschen erreich­te, erzeugte es Angst und Ent­setzen. Per Brake. Das war seine große Nacht - die Nacht des Grauens.

 

*

 

»... wird der Ausnahmezustand verhängt. Die Bürger von Helsinki werden noch einmal gebeten, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Militär wurde angefordert, um die Straßen von Helsinki zu überwa­chen. Es handelt sich erneut um einen gut vorbereiteten Terrorakt. Die Terroristen hatten keine Gna­de mit den Menschen, die in den Elektrozentralen arbeiteten. Das Militär wird Notzentralen errich­ten und damit versuchen, die Versorgung der Stadt im Laufe des morgigen Tages wieder einigermaßen zu sichern. Wichtig ist dabei, dass die Bürger nicht in Panik ausbrechen. Sonst vergrö­ßern sie nur das Unglück. Es wird alles getan, die Täter ausfin­dig zu machen. Noch ist nicht be­kannt, ob es sich um die selbe Tätergruppe wie voriges Jahr...«

Yrjö Sibelius schaltete das Radio aus. Das flackernde Kerzenlicht warf taumelnde Schatten über sein Gesicht und verlieh ihm ein gespenstisches Aussehen. Er betrachtete seine Gäste: Kathryn und Tab Furlong.

»Was halten Sie davon?« fragte Sibelius, der Polizeipräsident von Helsinki. Er hatte die beiden Eng­länder dazu überredet, ein paar Tage seine Gäste zu sein.

»Die Schwarze Mafia!« sagte Tab Furlong, seines Zeichens Chefinspektor von New Scotland Yard.

Kathryn, seine Frau, knetete die Hände. »Ja, die Schwarze Ma­fia«, sagte sie tonlos. »Wie heißt es noch im Sprichwort: Kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Die Katze heißt in diesem speziellen Fall Mark Tate. Seit Mark in der Dimension Oran verschollen ist, wird die Schwarze Mafia immer dreister. So schwere Geschütze hat sie noch nie aufgefahren. Was hat sie denn vor? Will sie sich in dieser Art an Helsinki rächen?«

Tab Furlong nickte zu ihren Worten. »Die Schwarze Mafia will ein Exempel statuieren und zeigen, wozu sie in der Lage ist. Aber die Mitglieder der Schwarzen Mafia sind im Grunde genommen feige. Ich bin überzeugt davon, dass hinter alldem nur ein einziger Magier steht. Den gilt es ausfindig zu machen.«

»Nur ein einziger Magier?« echote Sibelius erstaunt. Er hatte einen unglaublichen Wandel mit­gemacht - vom ungläubigen Realisten zum Mitstreiter gegen das Böse. Schuld daran waren seine Erfahrungen im Falle Scharlon.

»Und seinen untergeordneten Helfern!« fügte Tab Furlong hinzu. »Das ist typisch für die Vorge­hensweise der Schwarzen Mafiosi. Würden sie auf einmal ihre Macht vereinen, könnten sie die Erde überrollen. Aber das werden sie niemals wagen. Diese Frage darf ich nicht nach den Gesetzen der Logik beantworten, denn so etwas wie Logik besteht bei den Schwarzen Mafiosi nicht. Vielleicht haben sie Angst davor, mit einem solchen ent­scheidenden Schlag die Mächte des Himmels auf den Plan zu rufen? Entscheidend dürfte vor allem auch die Tatsache sein, dass sie aufeinander eifersüchtig sind. Früher hätte ich niemals für möglich gehalten, dass es so et­was wie die Schwarze Mafia über­haupt geben könnte. Jetzt weiß ich es besser und lasse mich dennoch nicht täuschen. Würde die Schwarze Mafia mit einem Schlag die Erde unter ihre Knute zwingen, müssten sich unter ihr Führer herauskristallisieren, auf deren Wort die anderen hören. Das ist nach wie vor undenkbar. Jeder würde gern die Welt beherr­schen und keiner gönnt es dem anderen. Deshalb haben wir Men­schen auch noch eine Chance.«

»Also nur einen einzigen Gegner und seine Helfer«, brummte Sibelius und lehnte sich zurück. »Es ist unglaublich, was dieser einzige alles auf die Beine gebracht hat. Da sind die Terro­risten vom vorigen Jahr wahre Waisenknaben. Und damals hatten wir enorme Hilfe. Der ame­rikanische Präsident war zu Gast. Entsprechend

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.10.2023
ISBN: 978-3-7554-5896-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate und seine Freunde. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!

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