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Impressum

 

STAR GATE – das Original:

 

Die 1.

Kompilation

 

Wilfried A. Hary (Hrsg.)

Impressum:

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de.

ISSN 1860-1855

 

© NEU2019 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

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eMail: wah@HaryPro.de

 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und

Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

Titelbild: Gerhard Börnsen

Coverhintergrund: Anistasius

Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!

Inhaltsverzeichnis:

 

Diese Kompilation basiert auf Romanen der ersten zehn Bände, plus umfangreichem Bonusmaterial!

 

Erklärung:

Zwei der ursprünglichen Autoren (Frank Rehfeld und Uwe Anton) haben ihre Beteiligung zurückgezogen, weshalb nicht alle zehn Romane hier kompiliert werden konnten. Wir bitten um das Verständnis aller Fans der Serie!

 

Ab Seite 5 = Einführung in das Original

 

Ab Seite 14 = STAR GATE Band 1

 

Ab Seite 87 = Anhang: Die Erde 2063

 

Ab Seite 89 = Anhang: Steckbriefe

 

Ab Seite 91 = Bonus: STAR GATE – die Serie – eine Betrachtung von Michael Schmidt

 

Ab Seite 97 = Datenblatt: Physikalische Grundlagen

 

Ab Seite 114 = Datenblatt: Phönix 1. Teil

 

Ab Seite 116 = Bonus: Eingefroren in die Zukunft

– von Rüdiger Janson

 

Ab Seite 122 = Datenblatt: PHÖNIX - 2. Teil

 

Ab Seite 127 = Kurt Kobler

 

Ab Seite 138 = STAR GATE Band 5

 

Ab Seite 209 = Story: Space Cowboys - von Michael Lontke

 

Ab Seite 215 = Story: Der Teufel steckt im Detail

- von Michael Schmidt

 

Ab Seite 219 = Leseprobe: Assassinen

 

Ab Seite 227 = Story: Die Sicht der Dinge

– von Michael Schmidt

 

Ab Seite 233 = Portrait: HERR DER WELTEN

 

Ab Seite 238 = Portrait: GAARSON-GATE

 

 

 

 

 

 

 

Einführung in das Original:

von Wilfried A. Hary:

Wie alles begann

 

Die Erde, 15. Juli 2063.

Die Menschen haben eine fantastische Erfindung gemacht: Sie haben einen funktionierenden Transmitter - das Star Gate - gebaut. Es hat die Form einer Pyramide mit dreieckiger Grundfläche und besteht aus einem Flechtwerk aus Metall, das eine gitterförmige Struktur aufweist. Ein pyramidenförmiger Gitterkäfig also, bei dem alle Schenkel die genau gleiche Länge haben müssen. Nur so kann es überhaupt funktionieren.

Nach erfolgreichen Versuchen, damit Gegenstände und Personen über kurze Entfernungen zu teleportieren, war vor drei Tagen ein Mensch in das Star Gate getreten - und in der Station auf dem Mond gesund heraus gekommen.

Heute ist es soweit - für die nächste, entscheidende Phase: Eine Gruppe von sieben Menschen wird in den Transmitter treten, um noch einmal die für menschliche Begriffe gigantische Entfernung zwischen Erde und Mond in einer nicht messbaren Zeitspanne zurückzulegen.

Wird alles gut gehen? Wird das Tor zu den Sternen Wirklichkeit oder bleibt letztlich alles doch nur... ein nicht auf Dauer beherrschbarer Traum?

 

DIE HAUPTPERSONEN des ersten Romans:

Ken Randall, Tanya Genada, Dr. Janni van Velt, Dr. Dimitrij Wassilow, Dr. Yörg Maister, Mario Servantes und Juan de Costa: Das Team ist bereit zum vielleicht tödlichen Wagnis!

Professor Bryan Holmes: Leiter des Projektes »Star Gate«.

Clint Fisher: Sicherheitschef von Mechanics INC.

Jerry Bernstein: Ein Reporter.

Heiko Chan: Der klein gewachsene Survival-Spezialist war der Erste, der das STAR GATE getestet hat - mit sich selber!

 

*

 

Kurz erschien es im Jahr 1986, als gebe es eine neue Konkurrenz für Perry Rhodan, den ungekrönten Herrscher des bundesdeutschen SF-Heftchen-Marktes: STAR GATE. Doch was so hoffnungsvoll begann, scheiterte bereits nach elf Nummern auf kläglichste Weise. Und das trotz guter Kritiken. Auf provokativ-subjektive Weise schildert Mit-Erfinder und -Autor Wilfried A. Hary, wie es denn nun zu STAR GATE kam und warum die Serie so schnell wieder unterging - bevor wir »voll einsteigen« in die Neuauflage der Serie, die sich zu Recht »DAS ORIGINAL« nennt:

»Erst war ich ja überhaupt nicht interessiert, als mich damals, im Herbst 1985 (Gott, ich hab' das Gefühl, es ist Ewigkeiten her: war doch die Welt noch in Ordnung - ganz ohne Sternentor und so...) ... also als mich einer der Perry-Rhodan-Autoren anrief und mir von einer Annonce erzählte:

»Du, die suchen Autoren!«

»Wer?«

»Merkur-Verlag nennt er sich. Wäre das nichts für dich?«

Meine Antwort fiel entsprechend aus: »Kenne ich nicht, also neu oder zumindest ziemlich klein und solche Verlage haben es an sich, Honorare nicht pünktlich oder überhaupt nicht zahlen zu können - und außerdem machen sie ziemlich schnell wieder dicht!«

Wie wahr, wie wahr...

Genannter Autorenkollege (hoffentlich werde ich jetzt nicht nach seinem Namen gelöchert, denn den will er lieber nicht nennen) rief mich zwischendurch noch mehrmals an, klar, jedes mal aus einem andern Grund, aber er fragte mich immer wieder nach meinem Interesse für Merkur. Meine Antwort blieb stereotyp:

»Nee!«

Obwohl, ich muss zugeben, irgendwie fand ich es schon interessant, dass ein bis dato unbekannter Verlag seine Autoren auf so ungewöhnliche Weise suchte: per Anzeige in Bingenheimers Magazin TRANSGALAXIS...

Irgendwie ritt mich der Teufel, als ich meiner Neugierde schließlich nachgab und am 20. Dezember 1985 folgenden Brief los schickte: »Sehr geehrte Herrschaften, wie ich durch einen Autorenkollegen erfuhr, bereiten Sie eine neue Science-Fiction-Serie vor. Ich wäre sehr interessiert daran, mich an Ihrem Projekt als Autor zu beteiligen. Meine ›Referenzen‹: Ich arbeitete als Co-Autor (Konzeption, Exposés und Romane) an der Bastei-Serie ›Die Terranauten‹ (unter dem Pseudonym Erno Fischer), schrieb lange Jahre für TERRA ASTRA und bin zur Zeit der alleinige Autor der Comic-Serie ›Masters of the Universe‹ (Auflage zweimonatlich 150.000!). Ansonsten schrieb ich Science-Fiction Romane für den Kelter Verlag, Marken Verlag (Erde 2000) und für den Zauberkreis Verlag - überwiegend unter dem Pseudonym W. A. Travers. Es würde mich sehr freuen, Ihr Interesse an meiner Arbeit geweckt zu haben und hoffe auf baldige Nachricht mit freundlichen Grüßen...« Und so weiter und so fort...

Irgendwie erschien mir der Brief im Nachhinein zu nüchtern, weshalb ich noch ein »PS« drunter setzte: »Noch ein Frohes Fest und ein erfolgreiches Jahr 1986!« Weil es eben in die Jahreszeit passte. Nun, die erste Hälfte des gut gemeinten Wunsches ging zwar in Erfüllung, aber was den Erfolg betrifft... Ohne nun vorgreifen zu wollen! Jedenfalls dauerte es bis zum 23. Januar 1986, bis Merkurs Ruf erscholl: »Sehr geehrter Herr Hary, für die an uns gesandten Stilproben möchten wir uns recht herzlich bedanken. Da die Resonanz auf unseren Aufruf ›Autoren gesucht‹ recht groß war, dauerte die Ausfilterung der für uns in Frage kommenden Autoren einige Zeit. Daher erst jetzt unsere Antwort. Nach unserem Dafürhalten (Anmerkung von mir: Ich hasse diesen die deutsche Sprache quälenden Ausdruck - ist halt Geschmacksache!) kommen Sie durchaus als Mitautor in unserem Autorenteam in Frage (Anmerkung wieder von mir: Wer schaut in diesem Sonderfall nicht gern über solche Lappalien wie unsympathische Ausdrücke hinweg?). Aus diesem Grund möchten wir Sie zu der in unseren Verlagsräumen stattfindenden Autorenkonferenz am 15. 2. 1986, um 10 Uhr, einladen. Dort werden Sie alles Weitere erfahren. Über eine kurze Terminbestätigung Ihrerseits würden wir uns sehr freuen und verbleiben...« Es ist nicht zu leugnen, die Terminbestätigung erhielt Merkur von mir, sonst könnte ich heute nicht über STAR GATE schreiben. Schriftlich ging sie am 29. Januar 1986 raus. Und dann wurde Geschichte gemacht: STAR GATE-Geschichte! Vier Autoren, einschließlich meiner Wenigkeit, jeder mindestens eine fix und fertige Serie in der Tasche, die eigene jeweils natürlich die »beste«... und zwei Jungverleger (= gemessen an ihrer Berufserfahrung, nicht an ihrem Lebensalter), sehr interessiert, sehr nett, voller Elan, dass es einen mit riss - und erst einmal dahingehend koordinierend, dass jeder seine eigenen Wünsche und Hoffnungen begrub und sich darauf einstellte, dass hier etwas »völlig Neues« geboren werden sollte. Draußen war es an jenem Tag »saukalt« in Essen, aber in den Verlagsräumen ging es heiß her: Die Heizung musste herunter gedreht werden. Tatsächlich! Um es kurz zu machen: Innerhalb eines Tages wurde STAR GATE geboren! Denn von Verlagsseite stand nur der Serientitel fest: »STAR GATE - Tor zu den Sternen«. Der Rest war unsere Sache: Wir schufen die Grundlage zur Serie, mit einem groben Rasterrahmen, der von den einzelnen Autoren schließlich in »Heimarbeit« ausgearbeitet werden musste. Und das funktionierte eigentlich nur, weil wir eine strenge Aufgabenverteilung vornahmen: Nach dem groben Festlegen des Handlungsstrangs »Das Transmitter-Experiment« bis einschließlich Band 20 wurde unter anderem Frank Rehfeld (Anmerkung: Inzwischen längst einer der prominentesten deutschen Autoren sowieso) »ausgeguckt«, die Exposéredaktion zu übernehmen - und ich, sämtliche physikalischen und technischen »Voraussetzungen« zu schaffen. Nun war auch schon klar, wer welchen Roman schreiben würde (von zwanzig jeder fünf): Ich wählte mir unter dem ersten Dutzend nur einen einzigen Band heraus, wie man weiß (und in der Auflistung weiter unten nachlesen kann). Das hatte einen gewichtigen Grund: Ich war damals im Doppelberuf nicht nur Chefredakteur der Zeitschrift »Alt & Jung« (hatte leider überhaupt nichts mit Fantastik zu tun, sondern wendete sich vorwiegend an Senioren), sondern auch ZOLLBEAMTER im Schichtdienst (immer abwechselnd mit meinem Redakteursjob, den ich auf Grund meines Beamtenstatus auf Honorarbasis erledigte) - und hatte vorerst eigentlich überhaupt keine Zeit, auch nur eine einzige Zeile für STAR GATE zu schreiben. Und ich hatte eine Kündigungsfrist beim Verlag der Zeitschrift, die ich einhalten musste (ja, man macht im Leben manchmal so gravierende Fehler und gibt einen so guten Job auf - wegen der vagen Hoffnung, wieder mehr Schriftsteller sein zu dürfen, was mir halt doch noch mehr liegt als die journalistische Arbeit...).

Wir Autoren unterhielten während der knapp zwei Wochen bis zur zweiten Sitzung am 28. Februar einen ständigen »heißen Draht« (trotz meiner Zeitprobleme), tauschten Ideen zu Details aus, sprachen alles miteinander ab - und jeder konzipierte neben seinen »Spezialaufgaben« (= den Background betreffend) seine Romanexposés. Frank Rehfeld koordinierte schon mal die ersten.

Eigentlich war der 28. Februar die Steigerung: Es ging noch heißer her als beim ersten Mal, denn STAR GATE befand sich gewissermaßen im vorbereitenden Endstadium: Die Würfel fielen, die Sache kam ordentlich ins Rollen. Bereits am 7. März ging mein Manuskript zur Nummer 5 zur Post (= obwohl ich keine Zeit dafür hatte, »klaute« ich mir die Zeit einfach, weil ich in meinem zweiten Job ja jetzt nichts mehr zu verlieren hatte: Die Kündigung bei meinem zweiten Brötchengeber war durch und ich hatte meinen Nachfolger schon halbwegs eingearbeitet)! Die Mitautoren waren ebenfalls fleißig, so dass die Nummer 1: »Das Transmitter-Experiment« von Kurt Carstens (= Pseudonym) schon einen Monat später gedruckt war. Die Auslieferung nahm zwei weitere Wochen in Anspruch. Wir waren alle mehr oder weniger euphorisch, als die erste Leserresonanz kam: überwältigend! Auch die Verkaufsstellen, soweit sie befragt werden konnten: »Noch niemals ist bei uns eine neue Serie so eingeschlagen - egal welcher Art!«

Dennoch gab es einen Wermutstropfen, den der Verlag leider unterschätzte: Nur ein Teil der Grossisten wurde erreicht - und damit auch nur ein ziemlich kleiner Teil der interessierten Leser! Wir meldeten unsere leisen Bedenken an, die jedoch von der Verlagsleitung zerstreut wurden: Während die nächsten Bände auf den Markt kamen, erreichte uns Autoren eine Positivnachricht nach der anderen aus dem Verlag. Im Nachhinein lässt sich dazu sagen: Alles entsprach der Wahrheit, es wurde weder etwas hinzu gefügt, noch weg gelassen, trotzdem war die Serie von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Wir alle hätten es wissen müssen, aber bei uns war nun einmal der Wunsch Vater des Gedankens: Wir taten alles, um der Serie zum Durchbruch zu verhelfen!

Die Macht der Merkur-Konkurrenz war größer: Sie intrigierten laut Aussage einiger Grossisten gegen das neue Projekt (als hätten die beiden großen Verlage es damals wirklich nötig gehabt, gegen einen so kleinen Verlag zu stänkern: Gottlob wäre so etwas heute nicht mehr möglich, da die genannten Verlage inzwischen besseres Personal haben!) und sorgten dafür, dass viele Grossisten einfach die Romane nicht an die Kioske weiter lieferten. Und so kam bereits vor Auslieferung von Band 12... das AUS!

Hier noch zum Inhalt der Serie, wie sie 1986 erschien und ab heute wieder neu erscheinen wird:

»Am 15. Juli des Jahres 2063 misslingt das Großexperiment Star Gate, die Erfindung des Transmitters: Das siebenköpfige Team materialisiert, von der Erde aus ›abgestrahlt‹, nicht wie vorgesehen in der Empfangsstation auf dem Mond, sondern kommt auf einem fremden Planeten heraus. Sie nennen ihn Phönix. Durch Zufall sind die Menschen in ein bestehendes Transmittersystem eingedrungen! Doch wer sind die Erbauer? Nach vielen Abenteuern soll das Team von Phönix zur Erde zurückkehren und Bericht erstatten. Abermals geht was schief: Sie materialisieren auf einer Dschungelwelt und der Computer des dortigen Star Gates strahlt die sieben Menschen zu einem Planeten ab, wo man seiner Meinung nach über das weitere Schicksal des Teams besser entscheiden kann. So erreichen sie die Ödwelt Shan. Die Roboter von Shan zeigen den Menschen drastisch mittels so genannter Illuhauben die Vergangenheit und so erfahren die Menschen, wie schrecklich die Strafen der Transmitter-Erbauer sind, wagt es jemand, mit ihrer Erfindung Missbrauch zu treiben. Und genau das tun ja die Menschen, seit sie in das Netz eingedrungen sind - wenigstens nach Meinung der Erbauer: Missbrauch treiben! Und die Strafen sind entsetzlich. Deshalb müssen die sieben Menschen unbedingt zurück, um die Erde zu warnen: Die Star Gate-Technik darf nicht mehr länger angewendet werden, soll nicht die gesamte Menschheit Gefahr laufen, vernichtet zu werden! Sie dürfen zwar letztendlich als Botschafter und Warner nach Phönix zurückkehren, auf dem sich irdische Wissenschaftler längst breit gemacht haben, aber als sie vom Star Gate auf Phönix zur Erde abgestrahlt werden, passiert erneut eine Katastrophe: Saboteure sprengen im gleichen Augenblick das Empfangsgerät auf der Erde in die Luft!«

Tja und damit endete die Serie erst einmal - mit dem berühmten Knalleffekt praktisch im spannendsten Augenblick. Und daran scheiterte die Sache letzten Endes (man kann es tatsächlich mit einem einzigen Wort ausdrücken): Geld! Merke: Es ist viel wichtiger, möglichst viele Leser zu erreichen, als bei wenigen möglichst gut anzukommen. Anders herum: Die Quantität gewinnt gegen die Qualität (wie es uns ein berüchtigtes Boulevard-Blatt jeden Tag aufs Neue drastisch vor Augen führt)! Die rigorose Anwendung des existierenden Verteilermonopols sorgte dafür - zwar indirekt, aber dennoch äußerst erfolgreich, wie man sieht -, dass Star Gate eingestellt wurde - und es gab bislang nicht die geringste Hoffnung, dass es jemals wieder in solcher Form erscheint: Wir Autoren hatten uns redlich bemüht, als Merkur dicht gemacht hat (obwohl die Verleger vor unseren Honorarforderungen zunächst unerreichbar »in den Untergrund« verschwanden - und die damals fällig gewordenen Honorare bis heute nicht völlig bezahlen können), aber keiner der anderen Verlage war interessiert. Der Grund dafür ist ganz einfach: Es lohnte sich aus ihrer Sicht gesehen nicht!

 

Hier die versprochene Gesamtliste:

1. »Das Transmitter-Experiment« Kurt Carstens / April 1986

2. »Flucht von ›Phönix­‹« Frank Rehfeld / April 1986

3. »Höllenkommando ›Phönix‹« Frank Rehfeld / April 1986

4. »Geheimcode Alpha« Carsten Meurer / April 1986

5. »Wrack aus der Vergangenheit« Wilfried A. Hary / Mai 1986

6. »Ende eines Quellherren« Carsten Meurer / Mai 1986

7. »Stadt der Illusionen« Carsten Meurer / Mai 1986

8. »Wasser für Shan« Carsten Meurer / Mai 1986

9. »Das Geheimnis der Statue« Frank Rehfeld / Juni 1986

10. »Botschafter von den Sternen« Frank Rehfeld / Juni 1986

11. »Das Transmitterinferno« Kurt Carstens / Juni 1986

12. »Planet der Götter« Kurt Carstens / gedruckt, aber nicht mehr am Kiosk erschienen!

 

Nach dieser Nummer wurde die Serie eingestellt. Sechs Romane blieben unveröffentlicht:

 

13. »Die Rebellen von Moran-Dur« Frank Rehfeld

14. »Menschen unerwünscht« Wilfried A. Hary

15. »Der Clan der Rebellen« Wilfried A. Hary

16. »Unter fremder Sonne« Wilfried A. Hary

17. »Erfolgsaussichten: Null Prozent!« Wilfried A. Hary

18. »Gestrandet« Uwe Anton

 

Es gab eine Fortführung in Kleinauflage ohne Berücksichtigung der unveröffentlichten Romane, nach einem enormen Zeitsprung, so dass eigentlich die Originalserie »im Nichts« endete. Dies soll jetzt anders werden. Das heißt, die Serie wird über Band 18 hinaus fort gesetzt. Es gibt ansonsten nur eine kleine Änderung: Die Bände 14 bis 17 werden noch einmal überarbeitet und mit Texten angereichert, so dass es möglicherweise fünf Bände werden anstatt vier. Also hat die »alte« Serie dann vielleicht 19 Bände insgesamt, ehe sie fortgeführt wird.

Allerdings - ich muss es zugeben -, sind auch schon Überlegungen im Gange, die Serie mit neuen Romanen schon vorher zu bereichern. Genauer: Nach der Nr. 11, also nach der letzten Nummer, wie sie am Kiosk erschienen ist! Der Grund: Es gibt ein paar wirklich gute Autoren, die ganz heiß darauf sind, ihre Ideen an den Mann bzw. an die Frau zu bringen - und warum sollte man sie so lange warten lassen? Außerdem spricht noch etwas dafür: Es handelt sich um Ideen, die hervorragend in dieses Zeitfenster direkt nach Band 11 passen (man denke beispielsweise an den Konzern »Freie Seelen« – siehe Anhang am Ende des Heftes -, zu dem der Autor Michael Schmidt eine super Story zu bieten hat!). Nun, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Lasst euch einfach mal überraschen, oder äußert rechtzeitig eure Meinung zu allem, was STAR GATE betrifft!

Ach ja: Zu den der damaligen Originalserie nachfolgenden Büchern muss gesagt werden: Da nur ein Teil der Romane nachgedruckt wurde - vor der Fortführung im Buchformat -, handelt es sich eigentlich um eine »Verstümmelung« des Originals. Darum werden die Bücher zunächst in keiner Weise berücksichtigt. Inwiefern die Serie nach dem Zeitsprung irgendwann berücksichtigt werden wird, ist noch nicht entschieden: Zuerst muss natürlich die Zeitlücke befriedigend geschlossen werden! Jedenfalls wünschen wir uns alle am Ende eine Serie wie aus einem Guss - eine Serie, wie wir sie uns schon immer gewünscht haben - und wir sie auch mal hatten - zumindest bis Band 11!

Und nun wünsche ich, gemeinsam mit den anderen drei Rechteinhabern der Serie, viel Spaß mit diesem Neustart des Originals!

Euer Wilfried A. Hary«

 

Ps.:

Die Pseudonyme:

Kurt Carstens =

Werner Kurt Giesa

Frank Rehfeld = Realname

Carsten Meurer = Uwe Anton

Wilfried A. Hary = Realname

Uwe Anton = Realname

 

STAR GATE- das Original 1

Das Transmitter-Experiment

 

von Kurt Carstens

 

»Ein Großversuch - schlägt fehl!«

 

X-Zeit raste dem Null-Wert entgegen.

Ken Randall hob die Hand, sah die Teamgefährten grinsend an und warf einen kurzen Blick auf die Uhr.

15. Juli 2063, 14:07 Uhr.

Hinter den Abschirmungen des Gitterkäfigs wurde das Summen der Maschinen lauter. Energie wurde transformiert und in das Star Gate, den Transmitter, gelenkt.

»Hals- und Beinbruch«, wünschte Professor Bryan Holmes trocken. Seine Stimme klang rau.

Ken nickte nur. Er sah in die Gesichter seiner sechs Begleiter. Sie waren maskenhaft starr. Jäh keimte in Ken ein ungutes Gefühl auf. Es warnte ihn vor einer Gefahr, verriet ihm aber nicht, wie diese Gefahr aussah.

Aber in welcher Form sollte sie hier auftreten? Die Star Gate-Technik an sich war erprobt. Es war nur das erste Mal, dass gleich sieben Menschen innerhalb einer Sekunde (oder sogar... in Nullzeit?) von der Erde zum Mond transportiert wurden.

Das Fluoreszenzfeld im Gitterkäfig entstand. Das Summen der Strombänke wurde durchdringend. Dennoch war alles normal. Unbewusst zählte Ken Randall die letzten Sekunden X-Zeit mit.

X minus Null kam!

Und mit Null das Aufzucken des Fluoreszenzfeldes, das sie verschlang - und somit der Sprung, der die sieben Menschen durchs Nichts schleuderte. Ken fühlte ein leichtes Schwindelgefühl. Nicht bedingt durch den Sprung an sich, sondern durch die plötzlich veränderte Umgebung außerhalb des Gitterkäfigs: Der Schaltraum jenseits des Gitterkäfigs war nicht mehr vorhanden. Er war ›auf der Erde zurückgeblieben‹, der Sprung war also gelungen.

Sie waren am Ziel.

»Nein«, keuchte Tanya Genada neben Ken auf. »Das - das gibt's nicht. Wo sind die Schalteinheiten?«

Kens grünliche Augen wurden groß. Jetzt wusste er, warum sein Instinkt ihn gewarnt hatte.

Dies war nicht die Station auf dem Mond.

Das hier war fremd.

 

*

 

Professor Bryan Holmes, Leiter des Star Gate-Projekts, nickte zufrieden. Er war versucht, sich die Hände zu reiben. Nichts deutete auf eine etwaige Funktionsstörung hin. Das Experiment, das eigentlich nicht einmal mehr ein Experiment war, verlief völlig normal.

»Also ist der Transmitter auch für den Transport größerer Massen geeignet«, stellte er fest. »Denn sonst hätte er sich selbständig abgeschaltet. Die Sicherheitsschaltungen haben aber nicht angesprochen.«

Holmes las die Anzeigen über den Energieaufwand direkt ab. Später würde er die gespeicherten Daten auswerten, die ihm seine Teamkollegen vorbereiteten.

»Kein Echo«, sagte Burning, seit sieben Jahren bei Mechanics, Inc. tätig und seit sechs Jahren in Professor Holmes' Team.

Der drehte ruckartig den Kopf. »Bitte, Burning?«

»Kein Echo, Sir«, wiederholte der Techniker an der Schalttafel. »Die Rückmeldung vom Mondtransmitter bleibt aus.«

Mit ein paar Schritten war Holmes bei ihm. Niemand traute dem gemütlich wirkenden 58jährigen Professor diese Gewandtheit zu.

»Was haben Sie da verbockt, Burning?«, fragte er freundlich.

Burning verzog verärgert das Gesicht. »Haben Sie schon einmal erlebt, dass ich etwas verbocke, Professor?«

Holmes schüttelte den Kopf. Burning war zuverlässig, sonst säße er nicht hier. Holmes wählte seine Leute sehr sorgfältig aus. Höchstens Fisher, der Sicherheitschef von Mechanics Inc. war noch sorgfältiger.

Aber warum kam dann kein Echo vom Mond?

»Kontrollanruf!«, ordnete der grauhaarige Professor an. »Sofort. Da stimmt etwas nicht. Die Geräte sind dreifach gesichert, es kann keinen Ausfall geben. Wenn ja, findet keine Transmission statt. Nur das Gate auf dem Mond hat genau dieselbe Norm - und kann ergo als einziges empfangen. Und die Leute sind völlig korrekt abgestrahlt worden.«

Burning handelte bereits. Die große Antennenkonstruktion auf dem Dach des größten Forschungstraktes drehte sich. An ihrer Spitze knisterten bläuliche Funken, als der Rückruf mit Alpha-Dringlichkeit zur Mondstation gesandt wurde.

Die Antwort kam ein paar Sekunden später. Mechanics Inc. hatte eine Direktverbindung installieren lassen, die den Aussagen der Experten nach abhörsicher war.

»Materialisation des Teams bislang nicht erfolgt. Kein feststellbarer Defekt im Star Gate. Haben Sie überhaupt schon gesendet, Erde?«

»Wir haben«, sagte Holmes tonlos. Dass sich jemand einen Scherz mit einem alten Wissenschaftler erlaubte, schied aus. Mit Menschenleben wurden keine Scherze gemacht. Was aber war dann geschehen? Die sieben Menschen waren völlig ordnungsgemäß abgestrahlt worden. Und sie waren nicht angekommen.

Also mussten sie unterwegs verschwunden sein - irgendwo im Nichts auf der Strecke Erde-Mond...

 

*

 

Wir sind bei der Konkurrenz heraus gekommen, war Ken Randalls erster Gedanke. Er konnte seinen Reflex nicht mehr stoppen. Der Schocker flog ihm förmlich in die leicht geöffnete Hand. Der Abstrahlpol flirrte leicht und verriet die konzentrierte Energie, die dahinter lauerte.

Aber dann schob Randall die Waffe stirnrunzelnd zurück.

Da war niemand, der sie bedrohte. Sie waren in dem großen pyramidenförmigen Raum allein.

Sie...

Sieben Menschen, ausgewählt für den ersten Großdurchgang durch ein Star Gate. Und schon dieser erste Durchgang hatte nicht funktioniert!

Ken sah sie der Reihe nach an.

Tanya Genada, Survival-Spezialistin für Mechanics Inc., wie auch er selbst. Eine sportliche, schlanke Kämpferin mit halblangem rötlichem Haar. Nur ein Jahr jünger als der siebenundzwanzigjährige Kenneth Randall selbst. Sie waren beide für die Sicherheit, für das Überleben der kleinen Gruppe in Extremfällen verantwortlich. Und wie es jetzt den Anschein hatte, waren sie den Wissenschaftlern nicht grundlos zugeteilt worden. Irgend jemand musste eine Ahnung kommenden Unheils gehabt haben.

Hatte man etwa mit einem Sabotageversuch der Konkurrenz gerechnet? Hatte Flibo es tatsächlich geschafft, den Mechanics-Transmitter anzuzapfen?

Ken wandte den Blick von der schönen Tanya ab und der nächsten Frau im Team zu. Dr. Janni van Velt, die zweiundvierzigjährige Holländerin, mit kurzem, blondem Haar, überragendem theoretischem Können auf ihrem Fachgebiet, der Strahlenphysik, aber mit zwei linken Händen, wenn es ums Praktische ging. Für die Praxis zuständig war dagegen Dr. Dimitrij Wassilow, der kahlköpfige Dim-Physiker aus Irkutsk. Dann war da Dr. Yörg Maister, Bioniker und Energiespezialist, klein, wohl gerundet, schwarzhaarig mit Backenbart und Stirnglatze, vor Ideen sprühend, aber von schier unglaublicher Faulheit. Und die beiden Spanier Mario Servantes und Juan de Costa, beide Dim- und Strahlenphysiker.

Die Station auf dem Mond wartete auf sie und sie hatten sich bereit erklärt, als Testpersonen den ›kurzen Weg­‹ zu benutzen. Das Star Gate sollte ohnehin für einen Großtransport getestet werden. Die Sicherheitsschaltung verhinderte Pannen. Einmal angesehen davon, dass eine so genannte Abstrahlung gar nicht statt finden konnte, falls es kein genau gleich gebautes Empfangsgerät gab. Das galt als physikalisches Gesetz. Mit anderen Worten: Das Transmitter-System an sich war perfekt und narrensicher, ein Triumph für Professor Holmes, die Krönung seines Lebenswerks.

Vor drei Tagen hatte es nach einer Reihe von Versuchen mit Gegenständen und Tieren zum ersten Mal auch mit Menschen zur völligen Zufriedenheit aller Beteiligten geklappt, als der Survival-Spe­zialist Haiko Chan vom Star Gate auf der Erde zur Mondstation gestrahlt worden und auch auf demselben Weg wieder zurück gekommen war.

Was also sollte schief gehen? Das Star Gate war sicher. Es war nur eine Frage des Energieaufwandes, ob man einen oder sieben Menschen beförderte, oder so viele, wie der Transporterraum sie aufnehmen konnte, hatte Professor Holmes behauptet, obwohl er wegen dem Energieaufwand nicht ganz sicher war.

Jetzt war sich Ken Randall der ganzen Sache gar nicht mehr so hundertprozentig sicher. Anscheinend war es der Konkurrenz gelungen, ebenfalls ein Star Gate zu konstruieren und das, ohne dass die Spionage-Abteilung der Mechanics Inc. davon Wind bekommen hatte. Nach einem physikalischen Gesetz materialisierte man zwangsläufig in einem Gate derselben Norm, das sich am nächsten befand. Irgendwo auf der Erde – das war allemal näher als auf dem Mond!

Fisher wird wie eine Windhose rotieren, dachte Ken mit spöttischem Vergnügen. Er gönnte dem Sicherheitschef von Mechanics diese Schlappe. Er mochte Clint Fisher nicht, obgleich er dessen Untergebener war.

Mario Servantes' Poltern riss ihn in die Wirklichkeit zurück. »Wo, zum Teufel, sind wir hier gelandet? Das sind doch nicht die Schalteinheiten auf dem Mond! Und wo sind die Leute, die das Star Gate schalten...?«

Er unterbrach sich.

Janni van Velt hatte ein paar Schritte vorwärts getan und war an den Rand des Gitternetzes getreten. Lautlos öffnete es sich. Aber es geschah auf eine Art und Weise, die irgendwie erschreckend war.

Nicht menschlich.

Ken konnte nicht sagen, was ihm daran so unsagbar fremd vorkam. Dass sie sich nicht im Mechanics-Star Gate auf dem Mond befanden, ging allein schon aus dem metallischen Schimmern hervor, das den ebenfalls pyramidenähnlichen Raum außerhalb des Gitterkäfigs erfüllte. Die Farben stimmten nicht. Aber da war noch mehr. Ken konnte nur seinem Gefühl vertrauen und das verriet ihm, dass dieses Star Gate kein menschliches war.

Aber das war unmöglich!

Es gab doch nur zwei dieser Konstruktionen - die eine auf dem Forschungsgelände in einer Großhalle von Mechanics Inc. und die andere in der Mondbasis im gesperrten Mechanics-Sicherheitsbereich.

Und jetzt vielleicht ein mutmaßliches drittes Star Gate -, wenn überhaupt, dann von der einzig ernst zu nehmenden Konkurrenz Flibo konstruiert - und näher aufgestellt als das Empfangsgate auf dem Mond.

Aber selbst dann mussten gewisse Detailgleichheiten im Kontrollraum auftreten. Aber...

Die Schaltanlagen im Freiraum außerhalb der Gitterpyramide sahen fremd aus.

»Vorsicht«, sagte Ken leise.

Janni van Velt blieb abrupt stehen. Sie drehte den Kopf. »Was ist denn los, Mister Randall? Da ist doch nichts und niemand.«

»Eben«, sagte der Survival-Spezialist. »Deshalb gehen wir zuerst, damit Sie sichergehen können, dass da auch wirklich niemand ist. Tanya...?«

Er nickte seiner Kollegin zu. Tanya Genada schob sich an ihm vorbei und drängte die Wissenschaftlerin behutsam zur Seite. Irgendwie erinnerte Tanya Ken immer unterbewusst an eine Raubkatze.

Und sie war schön. Viel zu schön für ihren Job, dachte Ken. Frauen wie sie waren in diesem Beruf fehl am Platz. Tanya schien gegenteiliger Ansicht zu sein und ihr Selbstbewusstsein grenzte in Kens Augen zuweilen schon an überflüssige Arroganz.

Tanya zog die linke Waffe aus dem Hohlster - die automatische Pistole mit hoher Durchschlagskraft.

Ken runzelte die Stirn. Er bevorzugte den Schocker, ließ aber erst einmal beide Waffen stecken.

Tanya schwang sich durch die Öffnung im Pyramidengitter nach draußen. Sie bewegte sich vorsichtig und kontrolliert. Sie würde noch in der Bewegung stoppen und zurück schwingen können, wenn es außerhalb des Transportdreiecks eine Gefahr gab.

Aber nichts geschah.

Absolut nichts.

Ken folgte Tanya. Der Boden war fest und stählern hart. Tanya näherte sich den Schaltflächen an den Wänden. Das metallische Schimmern strömte Kälte aus. Die Instrumente waren zahlreich und seltsam gestylt, wirkten aber ungeheuer ergonomisch und perfekt.

»Schau dir diese Anzeigen an«, sagte Tanya leise.

Ken betrachtete die Instrumente. Die Schriftzeichen waren fremd. Zu seiner und Tanyas Ausbildung gehörte ein sehr umfangreiches Programm, das auch Sprachen umfasste. Zudem war Ken früher Diplom-Physiker bei Mechanics Inc. gewesen, ehe Clint Fisher ihn ›entdeckte‹ und zum Survival-Spezialisten ausbilden ließ. Ken hätte also mit jeder Art von Anzeigen und Schrift- und Zahlensymbolen zurecht kommen müssen.

Aber das hier war total unbekannt. In den unbegreiflichen geschwungenen Zeichen fand er einfach kein klares System.

Er spürte plötzlich das Bedürfnis, zu lachen, unterdrückte es aber. Die anderen würden es nicht verstehen.

Seit ewigen Zeiten träumten die Menschen von Brüdern und Schwestern im Universum. Aber nie war eine Antwort aus Weltraum-Tiefen gekommen.

Und jetzt befanden sie sich in einer Star Gate-Station, die von Fremden errichtet worden war.

Das Panorama war nicht anders zu bezeichnen als mit dem Begriff ›bombastisch‹.

 

*

 

Im Zentrum Detroits, der riesigen Industriestadt von Mechanics Inc., erhob sich das mächtige, bizarr geschwungene Hauptverwaltungsgebäude, die Konzernzentrale. Clint Fishers Büro befand sich in einer der oberen Etagen und durch die große Panoramascheibe an der Stirnseite des Büros bot sich der ungehinderte Blick auf gewaltige Industrieanlagen hier und Wohnstädte dort. Häuser-Giganten, die Stadt in der Stadt waren, seelenlose Wohnmaschinen, aber auch erlesene Luxuswohnungen mit Dachgärten, Hochstraßen, separaten Lifts und dergleichen mehr. Diese Wohnungen waren das Aushängeschild für Mechanics: So, liebe Mitarbeiter, könnt ihr auch leben, wenn ihr die erforderlichen Leistungen bringt.

Die gesamte Stadt gehörte Mechanics.

Und der ganze Konzern gehörte Clint Fisher.

So zumindest raunte man manchmal hinter vorgehaltener Hand. Fisher war der Sicherheitschef, verantwortlich für Spionage und Gegenspionage, für Werkschutz in jeder Beziehung und er hatte ein Heer von Spitzeln und auch Uniform tragenden Mitarbeitern unter sich - in Detroit und überall in der Welt. Fisher war über alles informiert, er wusste alles. Und man sagte, er habe mehr Macht als der Konzernchef. Doch das, dachte Professor Holmes, dürfte kaum mehr als ein Gerücht sein.

»Was zum Teufel haben Sie da angestellt, Holmes?«, fragte der Graue. Noch nie hatte ihn jemand anders gesehen als im grauen Maßanzug mit weißem Hemd. Aufgerichtet stand er hinter seinem wuchtigen Schreibtisch und sah Holmes durchdringend an. Seine grauen Augen wurden schmal.

»Für Sie immer noch Professor Holmes, Mister Fisher«, sagte Holmes frostig. »Wir wollen doch die Form wahren, nicht? Ich bin nicht irgendein kleiner Hilfsarbeiter, den Sie nach Belieben fertig machen können.«

»Dann erzählen Sie mir, was Sie sind, Mister Professor.«

Clint Fisher stieß mit dem glimmenden Zigarillo wie mit einem Dolch nach Holmes. Der Professor hatte das Empfinden, als fühle sich Fisher durch das Verschwinden der sieben Menschen ganz persönlich angegriffen. Immerhin war er für die Sicherheit nicht nur der Projekte und Produktions- und Forschungsanlagen des Konzerns zuständig, sondern auch für die Sicherheit der Menschen, die für Mechanics arbeiteten.

»Ich bin der Leiter des Projektes Star Gate, ich bin der Mann, der Star Gate erfand und entwickelte und ich bin der Mann, der im Moment nicht weiß, warum die sieben Personen nicht auf dem Mond eingetroffen sind. Außerdem bin ich der Mann, der von einem gewissen Clint Fisher davon abgehalten wird, die Lösung dieses Problems zu finden. Statt mich zu diesem sinnlosen Verhör - oh, Verzeihung, zu diesem überflüssigen Gespräch hierher zu befehlen, hätten Sie mich die Zeit entschieden besser nutzen lassen können. Vielleicht sind diese Menschen in akuter Lebensgefahr und jede Sekunde zählt?«

»Meinen Sie, das sei mir nicht bewusst?«, knurrte Fisher. »Ich will von Ihnen wissen, ob Sabotage im Spiel ist, oder ob wir diese ausschließen können.«

»Für meine Mitarbeiter lege ich die Hand ins Feuer!«, fuhr Holmes auf.

»Nicht, bevor Sie sich eine Prothese haben anfertigen lassen«, erwiderte Fisher trocken.

Holmes seufzte vernehmlich. Er geriet immer wieder mit Fisher aneinander. Als Leiter des derzeit für Mechanics wichtigsten Geheimprojekts war er Geheimnisträger und deshalb besonders gefährdet. Somit unterstand er der Überwachung durch den Sicherheitsdienst. Aber so wie er einerseits diesen Schutz genoss, der ihm gegen konkurrierende Firmen und deren Tricks gewährt wurde, so wenig mochte er Fishers Methoden und noch weniger mochte er Fisher selbst. Es gab eigentlich niemanden im ganzen Konzern, der Fisher mochte. Und speziell Holmes hatte eine sprichwörtliche Abneigung gegen den Sicherheitschef entwickelt. Er fühlte sich von Fisher immer wieder behindert und gestört.

»Wenn Sie mich in Ruhe ließen, Mister Fisher, könnte ich auch das herausfinden«, sagte er. »Ich denke, wir sollten diese fruchtlose Unterhaltung beenden.«

»Kommen Sie zu einem Ergebnis, Mister Professor«, sagte Fisher. »Möglichst schnell. Wir müssen wissen, was mit unseren Leuten passiert ist. Wenn das Star Gate sie umgebracht hat, wird das Projekt auf Jahre abgeblasen. Oder wir...«

Er unterbrach sich. Aber Holmes wusste auch so, was Fisher sagen wollte. »Oder wir müssen uns bei der Konkurrenz umsehen, ob die dortigen Experten schon weiter sind. Dann aber fällt für Sie kein Ruhm mehr ab, Holmes. Und Sie brauchen den Lorbeer - und Mechanics braucht das Star Gate.«

Mechanics Inc. war auf Leistung aus. Wer diese Leistung nicht erbrachte, wurde abgestuft. Das konnte einen einfachen Hilfsarbeiter so treffen wie einen verantwortungsbewussten Spitzenwissenschaftler in leitender Position.

Und Holmes hatte lange darum gekämpft, in diese Stellung aufzusteigen und er hatte zu lange am Star Gate gearbeitet. Es war sein Projekt, seine Erfindung. Er durfte nicht zulassen, dass das Projekt fehl schlug.

Das Tor zu den Sternen!

Die Möglichkeit, große und größte Entfernungen praktisch ohne Zeitverlust und mit einem Minimum an Energie zurückzulegen! Wenn das geschafft war, dann stand den Menschen der Weltraum endlich offen. Dann konnte der Schritt fort von der übervölkerten Erde ins All getan werden.

Dann konnten Raumschiffe mit heute noch unvorstellbaren Beschleunigungswerten, von Computern gesteuert, fertige Star Gates in andere Sonnensysteme tragen. Und wenn dort erst einmal ein Star Gate stand, dann schrumpfte die Entfernung von vielen Lichtjahren zu einem einzigen Schritt zusammen.

Dann war es möglich, Rohstoffe von anderen Planeten des Sonnensystems so schnell wie ein Gedanke zur Erde zu schaffen, ohne auf Raumschiffe angewiesen zu sein. Dann konnten gefährliche Abfallprodukte mit einem Minimum an Aufwand per Transmitter in eine Sonnenorbitstation transportiert und von dort aus in den Atomofen Sonne gestoßen werden.

Dann konnte in nicht einmal zehn Jahren das erste Star Gate in einem fremden Sonnensystem seine Tätigkeit aufnehmen und der interstellare Verkehr begann!

Das war der alte Menschheitstraum. Das war Bryan Holmes' Traum und in Mechanics Inc. hatte er den Förderer gefunden, der ihn diesen Traum verwirklichen ließ.

Eine Lebensaufgabe steckte darin.

Und jetzt drohte all das zerstört zu werden, weil sieben Menschen nach ihrem Transmittersprung die Zielstation nicht erreicht hatten. Sie waren einfach verschwunden.

Vielleicht - tot...?

Holmes verließ das Büro des Sicherheitschefs, durchquerte die beiden Vorzimmer und trat auf den riesigen Korridor hinaus.

Tief atmete er durch.

Dann gab er sich einen heftigen Ruck und setzte sich wieder in Bewegung.

Zurück zur Forschung. Zurück zum Transmitter, wo seine Leute bereits Daten aufzeichneten und verglichen, um ihm Vorergebnisse anbieten zu können. Dort arbeiteten Menschen, die plötzlich alle im Verdacht standen, Sabotage betrieben zu haben.

Jeder einzelne von ihnen konnte es sein, wenn es wirklich Sabotage gewesen war.

Aber Holmes konnte sich das alles nicht vorstellen.

Er konnte sich nur vorstellen, dass er um Star Gate kämpfen würde wie eine Löwenmutter um ihr Junges. Um Star Gate und um das Leben der sieben Menschen. Sie konnten nicht ausgelöscht sein. Sie mussten als Energieimpuls noch irgendwo und irgendwie existieren, im Nichts zwischen Erde und Mond - auch wenn das allen bisherigen Theorien widersprach. Und es musste eine Möglichkeit geben, sie zurückzuholen.

Aber dazu musste man erst den Fehler im System finden.

 

*

 

Ken Randall drehte sich langsam. Er suchte nach einem Ausgang aus dieser metallischen Pyramidenhalle. Aber er konnte auf Anhieb nichts entdecken. Wahrscheinlich schloss das Tor nach draußen fugenlos mit den Wandungen ab und war so nicht erkennbar. Wenn sie also nach draußen wollten, mussten sie diese Tür aufschalten.

Aber wie?

Inzwischen verließen auch die Wissenschaftler den Gitterkäfig. Wassilow pfiff durch die Zähne.

»Wenn ich nicht genau wüsste, dass wir allein im Sonnensystem sind, würde ich behaupten, diese Anlage wäre von Angehörigen einer Fremdrasse angelegt worden.«

»Können Sie sich auch etwas weniger geschwollen ausdrücken, Doc?«, fragte Tanya Genada. Sie hatte die Waffe wieder ins Hohlster geschoben und stand jetzt vor einem der großen Instrumenten- und Schaltpanels. Vorsichtig ließ sie ihre Fingerspitzen über die Tasten gleiten, ohne sie zu berühren. Wassilow sah ihr über die Schulter. Auch er kam wohl mit den Anzeigen und Schaltungen nicht klar.

»Ich glaube, wir können von dieser Fremdrasse ruhig ausgehen«, sagte Ken. »Anscheinend hat unser Sonnensystem doch schon Besuch bekommen. Was wir vor haben - mit einem Raumschiff ein Star Gate zu einer anderen Welt zu bringen - hat uns schon jemand vorexerziert.«

»Wir sollten versuchen, wieder zurückzukommen«, mischte sich Yörg Maister ein. »Mir ist das hier etwas ungemütlich. Ich habe gar kein gutes Gefühl.«

»Glauben Sie, dass die Fremden Sie in den Kochtopf stecken, Doc?«, spöttelte Tanya.

Maister verzog das Gesicht.

»Wir können im gleichen Moment zurück, in dem wir wissen, wie wir umschalten müssen«, sagte Janni van Velt. »Und das ist doch für uns ein Kinderspiel, nicht wahr? Mit etwas Glück schaffen wir das in zehn, fünfzehn Jahren.«

»Unsinn«, knurrte Wassilow. »Die haben Hebel konstruiert, die haben Schalter gebaut, die haben Instrumente eingerichtet, die irgend etwas anzeigen. Also sind sie nicht zu fremd. Und in alles, was auch nur entfernt menschlich wirkt, können wir uns doch wohl hinein denken.«

Nur nicht nervös werden, dachte Ken.

Während die Wissenschaftler, einzeln oder im Gespräch, nur die Fremdtechnik sahen und nach einer Rückkehrmöglichkeit suchten, dachte Ken einen Schritt weiter. Er glaubte nicht daran, dass sie schnell mit der Fremdtechnik zurecht kamen und aufs Geratewohl probieren und wahllos Knöpfe drücken ging auch nicht. Die Gefahr, durch eine Fehlschaltung vielleicht eine ungeahnte Katastrophe auszulösen, erschien dem Survival-Spezialisten zu groß.

Aber diese Pyramide, in der sie sich aufhielten, war zwar nicht gerade klein, aber sie war auch keine Superhalle. Demzufolge würde ihr Luftvorrat nicht unbegrenzt reichen. Irgendwann würden sie an Sauerstoffmangel sterben, noch lange ehe sie verdursten konnten.

Abgesehen davon, dass ein neuerlicher Abstrahleffekt jederzeit unkontrolliert erfolgen konnte. Ebenso unkontrolliert, wie sie bisher in diese fremde Station geholt worden waren.

Wie das überhaupt gelingen konnte, war Ken überhaupt unklar. Dieses Fremdgerät hatte genau die gleichen Abmessungen - also die genau gleiche Norm - wie die beiden Star Gates auf Mond und Erde und war initiiert, also auf Empfang geschaltet. Die größte Energie wurde dann verbraucht, wenn ein totes Gate initiiert wurde. Dann entstand in der Spitze der Pyramide das Feld und zeigte die Bereitschaft. Sobald irgendwo in einem genau gleichen Gitterkäfig das so genannte Fluoreszenzfeld erzeugt wurde, aus der Initialzündung entstehend - landete alles innerhalb dieses Gitterkäfigs im nächst besten Gate der gleichen Norm. Das Initialfeld verbrauchte wenig Energie, sobald es mal stabil war. Es konnte theoretisch unbegrenzt lange aufrecht erhalten werden. So lange eben Energie hinzu geführt wurde.

Dieses Gate hier war jedenfalls initialisiert, sonst wären sie nicht hier. Zufall? Warum hatte es dann aber nicht schon früher einen Kontakt gegeben?

»Der höhere Energieaufwand?«, sagte Tanya leise.

»Kannst du meine Gedanken lesen?«, fragte er etwas verärgert.

»Selbst wenn ich es könnte, würde ich darauf verzichten«, sagte sie spöttisch. »Was könnte es mir schon bringen? Im Ernst, ich sehe dir einfach an, worüber du nach grübelst. Und ich meine, dass es am Energieaufwand liegt. Sie müssen das Star Gate mit mehr Energie beschicken, weil mehr Masse zu transportieren ist. Vielleicht hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, vielleicht verhalten sich Masse und Energie nicht linear. Vielleicht ist das eine kontinuierliche Steigung, das andere aber eine parabolische. Und die Differenz kennen wir noch nicht. Und deshalb hat die Energie für eine größere Reichweite gesorgt.«

»Das ist Unsinn«, erwiderte Janni van Velt, die mit gehört hatte. »Die Energie hat keinen Einfluss auf die Reichweite. Zwei direkt nebeneinander stehende Star Gates verbrauchen für einen Transportvorgang ebensoviel Energie wie zwei, die über eine Lichtsekunde voneinander entfernt sind - eben die Distanz

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 04.08.2023
ISBN: 978-3-7554-4867-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by HARY-PRODUCTION. Die Buchserie „STAR GATE - das Original“ entspricht inhaltlich der gleichnamigen Romanserie, wurde jedoch für das Buchformat optimiert!

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