Cover

STAR GATE – das Original:

 

Die 15.

Kompilation

 

Wilfried A. Hary (Hrsg.)

 

Impressum:


Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de.

ISSN 1860-1855


Diese Fassung basiert auf den Romanen

der laufenden Serie!


© 2019 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

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eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und

Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.


Lektorat: Werner Schubert


Logo: Gerhard Börnsen

Coverhintergrund: Anistasius


Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!


Vorwort

 

Die Serie STAR GATE – das Original existiert nun schon seit 1986(!). Einige Autoren sind daran beteiligt. Viele Leser schätzten das frühere Heftformat und genießen das Taschenbuchformat, in dem die Serie inzwischen erscheint, aber es gibt nicht wenige Leser, die immer wieder auch nach einem umfangreichen Buchformat verlangen, vergleichbar etwa mit den Silberbänden der Perry-Rhodan-Serie.

Für diese haben wir nun die nächste Kompilation geschaffen, basierend auf den folgenden Bänden der laufenden Serie:

 

141 »Invasion der Chamäleonen« W. A. Travers

142 »Das Auge Kyphoras« W. A. Travers

143/144 »Notlandung« K.-H. Weimer

145/146 »Erben der Menschheit« W. A. Travers

147/148 »Hundert Jahre Frist« Wilfried A. Hary

149/150 »Pranumpal« Erno Fischer

 

Viel Freude beim Lesen dieser immerhin wieder ganze 10(!) Bände umfassenden Kompilation!

Euer Wilfried A. Hary (Hrsg.)

 

 

STAR GATE 141:

 

Invasion der Chamäleonen

Sie kennen keine Gnade – und nichts scheint sie aufhalten zu können!“

 

Über zwei Jahre sind nach Band 108 („Der letzte Zeuge“ von Erno Fischer) vergangen – und die kleine Lisa, vorher fast fünf und jetzt knapp sieben Jahre alt, geriet in ihrem kindlichen Leichtsinn auf eine namenlose Welt.

Wochen sind seitdem vergangen. Sie fand ein neues Zuhause in der Zuflucht der Mutanten, die von der normalen Bevölkerung dieser Welt gnadenlos verfolgt werden.

Dann geschehen zwei Dinge, die alles für sie verändern: Erstens, ihre Mutter, zu einem Energiewesen geworden, das bei ihrem Sprung auf diese Welt von ihr getrennt wurde, taucht wieder auf. Und zweitens die Invasion der Chamäleonen nimmt ihren Anfang.

Alle zwei Millionen hier lebenden normalen Menschen sollen anscheinend mittels eines eigens dafür erbauten STAR GATE-Bahnhofes deportiert werden!

 

Hauptpersonen:

Lisa Scott – inzwischen gerade mal sieben Jahre alt und so ungeduldig, wie ihr Alter es verlangt – und genauso ungehorsam. Das macht sie zur Verschollenen auf einer namenlosen Welt. Zumindest hat sie ihre Mutter wieder.

Telekinet Mot Retsinneb und Teleporter Kra Peisren – wollen den Chamäleonen auf deren eigenen Hauptwelt einen tüchtigen Strich durch die Rechnung machen…

Elys Condeik – elitärer Kyphorer und Besitzer des Raumschiffs „Auge Kyphoras“. Die Dinge entwickeln sich völlig anders als er glaubt.

 

*

 

Es war offensichtlich, dass das Raumschiff der Chamäleonen jeden Quadratzentimeter des relativ überschaubaren Landstriches erfasste, in dem auf diesem Planeten menschliches Leben möglich war. Auch das beste Versteck nutzte den Menschen nichts. Sie wurden aufgespürt von den filigran wirkenden Robotern und mit gezielten Schockstrahlen in Richtung Transmitterbahnhof getrieben. Wenn die Strecke zu weit erschien und es zu lange dauern würde, wurden sie einfach von mehreren Robotern einzeln aufgegriffen und fliegend befördert. Falls die Menschen es wagten, sich dabei zu bewegen, wurden sie mit Schockstrahlen malträtiert.

Niemand hatte auch nur die geringste Chance, der Deportierung zu entgehen. Alle Menschen mussten in das pyramidenförmige STAR GATE-Gebäude, das jeden verschluckte.

Die Mutanten der Zuflucht, die sich unterirdisch verkrochen hatten, um nicht von den Chamäleonen entdeckt zu werden, wurden fassungslos Zeugen von den nach wie vor für sie unverständlichen Vorgängen. Es war ihnen unmöglich, einzugreifen.

Das Energiewesen Maria Scott, die Mutter der kleinen Lisa, erschien in der Ratshalle und fasste noch einmal alles Beobachtete zusammen. Sie hatte sich vor Ort von den Vorgängen überzeugt, und sowieso hatte niemand mehr Zweifel daran, dass es die Absicht der Chamäleonen war, die gesamte Bevölkerung zu evakuieren. Obwohl niemand wusste, warum dies geschah und auch nicht, wohin man die Menschen überhaupt brachte.

Es gab zwar die Idee, dass die Menschen vielleicht als eine Art Sklaven missbraucht werden sollten, aber angesichts der ausgefeilten Robotertechnik erschien das eher unwahrscheinlich.

Ja, was sollte das Ganze?

Darauf hatte auch das Energiewesen Maria keine Antwort.

Eine weitere Versammlung wurde einberufen. Lisa, Mot Retswerb und Webb Retsinneb wohnten dieser bei - wie jeder, der im Moment im Camp abkömmlich erschien. Die Wächtermutanten waren ja voll und ganz damit beschäftigt, mögliche Gefahren für das Camp rechtzeitig zu erkennen, und viele andere standen bereit, notfalls das Camp mit ihrem Leben zu verteidigen.

Nach mehreren Stunden Verhandlung war endlich der Entschluss gefasst. Eine überwältigende Mehrheit der Mutanten wollte ihre vollkommene Passivität nun doch noch aufgeben.

Jetzt ging es ja nicht mehr um die durchaus vernünftige Entscheidung, blutige Konflikte mit den „Normalen“ zu vermeiden, sondern vor allem darum, was aus den verschwundenen Menschen wurde. Die Mutanten ahnten nichts Gutes, und es war sozusagen ihre Pflicht, etwas zu unternehmen.

Das war allerdings leichter gesagt als getan.

Schließlich einigte man sich darauf, dass auch Mutanten die Transmitterreise mitmachen mussten. Es war die einzige Möglichkeit überhaupt, die man noch sah. Offen konnten sie nicht auftreten, wollten sie nicht riskieren, ein Opfer der überlegenen Waffen des Gegners zu werden.

Der zweite Punkt der Überlegung war, wer für die Exkursion in Frage kam. Man durfte nur Mutanten schicken, die in ihrer Erscheinung von normalen Menschen nicht zu unterscheiden waren und die auch einer genaueren Untersuchung standhalten konnten.

Mot war einer der wenigen, die man in Betracht zog. Zumal er noch keine klar ihm zugewiesene Aufgabe wahrzunehmen hatte, was ihn mehr oder weniger unabkömmlich gemacht hätte. Genauso wie Webb und Lisa. Sein Herz schlug unwillkürlich ein paar Takte schneller. Hier hatte er endlich Gelegenheit, sich für das zu revanchieren, was man ihm Gutes getan hatte. Er meldete sich spontan freiwillig.

Nachdem alle Fragen erörtert waren, stand das Ergebnis fest: Mot Retswerb würde in der Tat mit dabei sein. Der ältere Kra Peisren würde als Teleporter gemeinsam mit ihm das Abenteuer wagen. Denn auch er war derzeit abkömmlich, nachdem es kaum noch Menschen mehr auf diesem Planeten gab und somit auch keine angehenden Mutanten, die es zu retten galt. Das Los fiel außerdem auf ihn, weil er eben ein fähiger Teleporter war und ohne Schwierigkeiten einen zweiten Menschen mittransportieren konnte. Außerdem hatte er von allen die meiste Erfahrung, wenn es galt, sich unter Menschen zu bewegen, ohne Verdacht zu erregen.

Aber auch Webb und Lisa meldeten sich freiwillig. Ihre Mutter hatte nichts dagegen einzuwenden. Sie hielt sich sowieso aus allen Entscheidungen heraus. Schließlich war sie hier nur so etwas wie ein geduldeter Gast.

Man entschied sich gegen Lisa, weil sie als kleine Siebenjährige einfach noch zu jung erschien. Das ärgerte sie maßlos, zumal ja jeder hier wusste, dass sie der stärkste Mutant überhaupt im Camp war, trotz ihrer äußerlichen Kindlichkeit. Als sie argumentierte, dass sie ja auch ihre Mutter mitnehmen wollte, wurde das strikt abgelehnt, weil das Energiewesen für das Camp viel wichtiger war, hieß es.

Ihre Mutter mahnte Lisa prompt zur Zurückhaltung. Vielleicht würde sie ja hier tatsächlich noch gebraucht werden? Nicht nur sie selbst und allein, sondern auch im Verbund mit Lisa? Niemand konnte wissen, was die nahe Zukunft noch bringen würde. Es sah jedenfalls nicht danach aus, als wäre das etwas Gutes.

Und auch Webb wurde erst einmal abgelehnt. Er solle sich zur Verfügung halten, hieß es bei ihm lapidar.

Also blieb es bei der ersten Entscheidung, Mot und Kra allein auf die Reise in die gefährliche Ungewissheit zu schicken. Weitere Argumente, die dem entgegen sprechen konnten, wurden gar nicht mehr angehört. Zumal nun wirklich keine Zeit mehr zu verlieren war.

 

*

 

Sie materialisierten inmitten einer Menschengruppe, die zu den letzten überhaupt gehörte. Die Leute waren außer sich ob der bevorstehenden Deportation, gegen die sich niemand erfolgreich wehren konnte. Prompt roch es intensiv nach einem Gas, mit dem die Invasoren anscheinend zusätzlich Druck machen wollten, um die Menschen in den Transmitterbahnhof zu zwingen.

Mot spürte auch selber Panik in sich aufsteigen und gleichzeitig den unwiderstehlichen Drang, sich im Transmitterbahnhof in Sicherheit zu bringen.

Bei dem Gas schien es sich um eine Art Droge zu handeln, die unmittelbar auf die Psyche wirkte. Ohne Schwierigkeiten konnte er die Beeinflussung jedoch bekämpfen, nachdem ihm klar geworden war, worum es sich handelte.

Kra Peisren erging es ebenso wie ihm. Sie ließen sich trotz ihres nach wie vor wachen Verstandes von den kopflosen Menschen treiben, die der Droge nicht das Geringste entgegen zu setzen hatten.

Ein Rundblick überzeugte den jungen Mutanten davon, dass es sich anscheinend um die letzten „normalen“ Menschen auf diesem Planeten handelte. Sah man von den beiden weiteren Gruppen ab, die gleich ihrer Gruppe in dem riesigen Gebäude verschwanden.

Im nächsten Augenblick befanden sie sich in dem weit verzweigten Gangsystem, und Mot sah zum ersten Mal mit eigenen Augen so ein Star Gate, wie Lisas Mutter Maria es ihnen beschrieben hatte. In der Spitze des Tetraeders, der ansonsten aus einem feinmaschigen, golden schimmernden Metallnetzwerk bestand, gab es ein geheimnisvolles, um nicht zu sagen bedrohliches Fluoreszieren. Maria hatte ihnen erzählt, dass es sich um das sogenannte FluoreszenzFeld handelte, das sich blitzartig ausbreitete, nur für Nanosekunden. Danach würden sie irgendwo anders sein, nämlich in der Empfangsstation. Wo auch immer sich diese befinden mochte. Und selbst wenn diese Empfangsstation tausende von Lichtjahre weit entfernt stand.

Mots Herz klopfte rhythmisch und hart. Er hatte das Gefühl, Kra Peisren an seiner Seite müsste es hören, was natürlich Unsinn war. Es fiel ihm schwer, sich auch nur annähernd vorzustellen, dass es sich bei diesen Pyramiden um ein Transportmittel handelte – streng genommen. Gänzlich unmöglich gar war ihm die Vorstellung, auf einem fernen Planeten diese Pyramide wieder zu verlassen.

Regelrecht in kalten Schweiß gebadet und im Grunde seiner Seele bitter bereuend, sich überhaupt für dieses Abenteuer zur Verfügung gestellt zu haben, ließ er sich in eines der zum Sprung bereiten Star Gates treiben. Hinter ihm schloss sich der Zugang mit einem leisen Klicken.

Er vergewisserte sich, dass auch Kra bei ihm war. Er sah diesen nur noch wie durch einen Schleier. Seine Augen brannten wie Feuer, weil der kalte Schweiß hinein gesickert war.

Kra Peisren sah es, fand aber keine tröstenden Worte. Wahrscheinlich deshalb, weil es ihm selber nicht viel besser erging. Er war zwar ein begabter Teleporter, der beinahe beliebig seinen Standort wechseln konnte, aber es war eine Sache, über Kilometerdistanzen zu springen – und es war eine völlig andere Sache, wenn aus Kilometerdistanzen ganze Lichtjahresdistanzen wurden. Zumal er normalerweise wusste, was ihn am Ziel des Sprunges erwartete - und jetzt hatten sie nicht die leiseste Ahnung davon.

Und dann war es soweit.

Mot spürte so viel nackte Angst wie noch nie zuvor. Selbst als er auf der Flucht vor seinen Häschern gewesen war, hatte er nicht so viel Angst verspürt.

Und wenn es jetzt doch kein Transmitter ist, dieses sogenannte Star Gate, sondern in Wahrheit ein Vernichtungsinstrument?, fragte er sich verzweifelt. Zur Flucht war es jedoch längst zu spät.

Dass Kra Peisren jetzt ähnliche Gedanken hegte, sah er an dessen Gesichtszügen, die leicht verzerrt wirkten. In den Augen loderte ein unbestimmbares Feuer. Das sah Mot erst, als er ein paarmal kräftig geblinzelt hatte. Kra fragte sich offenbar vor allem, ob er von hier aus überhaupt noch eine Chance gehabt hätte, sich in Sicherheit zu teleportieren. Nicht dass er es darauf hätte ankommen lassen wollen, sondern nur mal so als rein theoretische Erwägung. Aber niemand konnte ihm das beantworten. Er hätte es schon selber ausprobieren müssen, und genau das durfte er jetzt nicht. Weil er damit nicht nur Mot im Stich gelassen hätte, sondern im Grunde genommen das gesamte Mutantencamp. Mehr noch als das: Vielleicht sogar den gesamten Rest der Menschheit, wie sie einst auf diesem Planeten existiert hatte?

Mot schrie unwillkürlich auf, als er von dem flimmernden FluoreszenzFeld berührt wurde. Dabei war er schon am Ziel, bevor der Schrei überhaupt eine Chance gehabt hatte, seine Lippen zu verlassen.

Er benötigte Sekunden, um sich darüber klar zu werden.

Sein Blick suchte den von Kra.

Also doch kein Vernichtungsinstrument!, bedeutete es.

Blieb die Frage, wo sie sich jetzt überhaupt befanden.

Der Zugang öffnete sich wieder, und er unterschied sich nicht bis ins kleinste Detail von dem Zugang, durch den sie die Gitterpyramide betreten hatten. Das hatte Maria ihnen ebenfalls erklärt. Sie waren in einem identischen Star Gate materialisiert. Dabei sei ihrer Aussage nach Materialisation eigentlich der falsche Ausdruck, denn sie waren ja nicht zum Sprung entmaterialisiert worden, sondern hatten lediglich die physikalische Ebene gewechselt. Gleich zweimal: Sie waren auf der Nullebene gewesen, wo es weder Zeit noch Raum gab, im sogenannten Äthermorph, um von diesem im gleichen Moment wieder ausgespien zu werden, weil dies ein unnatürlicher Zustand gewesen wäre. Dabei waren sie eben im Star Gate der genau gleichen Norm erschienen. Eben in jenem, das sie jetzt mit der Menschengruppe verließen.

Es gab keinen Gasgeruch mehr, also auch nichts, was die Menschen trieb. Außer ihrer berechtigten Angst. Immerhin war der offene Zugang ein Fluchtweg, wie es schien, und diesen wollten sie möglichst gleichzeitig nutzen.

Mot und Kra hielten sich wohlweislich zurück und machten nicht mit bei dieser rücksichtslosen Drängelei. Sie warteten ab, bis sie an die Reihe kamen, um das Star Gate wieder zu verlassen.

 

*

 

„Die Verbindung mit den beiden ist gerissen“, sagte der Cheftelepath tonlos zu dem Rat.

„Ich weiß“, fuhr der Rat ihn an.

Der Cheftelepath war annähernd menschenähnlich und unterschied sich äußerlich eigentlich nur durch mehrere auffällige Missbildungen. Lisa hatte erfahren, dass er in einem ziemlich schlimmen Zustand gewesen war, als man ihn gerettet hatte. Er wäre genauso wie andere mit deutlichen körperlichen Behinderungen unweigerlich getötet worden. Aber seine Eltern hatten zu den Sympathisanten der Mutantenfreunde gehört. Sein Glück. Das hatte ihn überleben lassen. Er gelangte so in das Camp schon als Neugeborener, während seine Eltern gegenüber der Obrigkeit behauptet hatten, er sei bei der Geburt gestorben. Statt seiner wurden ein paar Steine im Kindersarg beerdigt. Da seine Eltern hohes Ansehen genossen, verzichtete man ausnahmsweise auf eine genauere Überprüfung ihrer Aussage.

Sie hatten künftig damit leben müssen, ihren Sohn niemals wieder zu Gesicht zu bekommen und noch nicht einmal zu erfahren, wo er denn eigentlich abgeblieben war.

Heilmutanten hatten ihn von den schlimmsten Folgen seiner Missbildungen geheilt. Die jetzt noch sichtbaren Missbildungen hatten sie später beseitigen wollen. Es war ungefährlicher, wenn ein Mutant dann bereits ausgereifter war. Doch der jetzige Cheftelepath hatte das rigoros abgelehnt. Er war stolz auf alles, was ihn von normalen Menschen unterschied. Genauso wie viele andere hier im Mutantencamp. Zumal die Missbildungen ihn im Alltag praktisch so gut wie nie behinderten.

Lisa überlegte, wie der Cheftelepath eigentlich hieß. Entweder hatte sie den Namen vergessen, weil er ihr nicht wichtig genug erschienen war, oder aber niemand hatte ihn bislang ihr gegenüber erwähnt.

Eigentlich war das jedoch unwichtig. Sie konzentrierte sich lieber auf das, was weiterhin geschah.

Der Telepath war stark erregt.

Ein dritter, einer seiner Leute, mischte sich ein:

„Porum, du hast recht: Das kann nur bedeuten, dass sie nicht mehr am Leben sind“, konstatierte er voller Trauer. Jetzt fiel es Lisa wieder ein: Porum Schinei hieß der Cheftelepath. Der andere fuhr tonlos fort: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass telepathische Impulse durch die Entfernung nicht schwächer werden.“

„Ja, gewiss“, brauste der Rat auf. Es wurde ersichtlich, wie sehr ihm das Schicksal der beiden nahe ging. „Bisher haben wir uns allerdings nur auf der Oberfläche des Planeten bewegt. Wer sagt uns, dass es telepathische Impulse vermögen, die unvorstellbaren Entfernungen im interstellaren Raum zu überbrücken?“

Niemand ging mehr darauf ein, denn ein jeder wusste, dass es besser war, Zurückhaltung zu üben, wenn der Rat eine solche Laune hatte.

Und außerdem bestand da immer noch die Hoffnung, die Theorie, dass die Entfernung schuld war, wenn die Verbindung abriss, würde sich als richtig erweisen.

Nur Lisas Mutter, das Energiewesen Maria, hielt sich nicht mehr länger zurück. Schließlich konnte sie als einzige einen konstruktiven Gedanken beisteuern:

„Es hat gar nichts zu sagen, mit Verlaub, Rat: Es gibt zwar unter Umständen telepathische Verbindungsmöglichkeiten über weitere Distanzen hinweg, wie es sie auf der Oberfläche eines Planeten gibt, aber in einem solchen Fall… Es kann sich eigentlich nur um viele Lichtjahre handeln. Selbst mir fehlt die Erfahrung, abzuschätzen, wo die Grenzen einer telepathischen Verständigung zwischen Mutanten sind und unter welchen Umständen man diese Grenzen verschieben könnte. Vielleicht sind es ja sogar tausende von Lichtjahre, die überbrückt werden müssen? Dann jedenfalls gibt es keine Möglichkeit mehr, meines Erachtens nach, auf telepathischem Wege etwas über das Schicksal der beiden zu erfahren. Zumal sie beide eben selber keine Telepathen sind!“

Diese letzte Bemerkung war ausschlaggebend: Der Rat beruhigte sich wieder, genauso wie jetzt die Telepathen. Sie schauten Maria dankbar an, die ihnen eine Projektion dessen zeigte, wie sie als Mensch einst ausgesehen hatte.

Alle schöpften wieder neue Hoffnung, und genau das war ja der Sinn ihres Einwandes gewesen.

 

*

 

„Wir haben den telepathischen Kontakt mit dem Camp verloren!“, stellte auch Kra Peisren mit brüchig klingender Stimme fest. Aber Mot hatte es schon selber bemerkt. Er kam sich plötzlich vor wie ein Verstoßener. Was war geschehen?

„Die Distanz zu unserer Heimatwelt scheint entsprechend groß zu sein“, erläuterte ihm Kra Peisren.

Mot konzentrierte sich wieder auf die unmittelbare Umgebung und versuchte, bloß nicht mehr daran zu denken, wie weit das Mutantencamp jetzt entfernt war von ihnen.

Der Gang, der zu den Star Gates führte, war praktisch identisch mit dem Gang, den sie entlang gekommen waren, vor dem Sprung. Plötzlich standen die Gefährten jedoch in einer gigantischen Halle, jenseits eines offenen Torbogens, durch den sie mehr geschoben worden waren, als dass sie ihn aus eigenem Willen durchschritten hatten. Immer mehr Menschen tauchten jetzt auf, aus verschiedenen Richtungen kommend, denn überall mündeten Gänge in diese Halle, und blickten sich verständnislos um, als seien sie soeben aus einer Art Traum erwacht. Kein Wunder, denn hier gab es kein Gas, das wie eine Droge wirkte. Es schien keinerlei weitere Beeinflussung mehr zu geben.

Durch Nachfolgende wurden sie weitergedrängt. Die beiden Mutanten machten Platz.

„Das ist also die Empfangsstation“, murmelte Kra.

„Glaubst du, dass alle Menschen hierher verfrachtet worden sind?“, erkundigte sich Mot. Er tat es, nur um etwas zu sagen, um nicht ständig an die Ungewissheit ihrer nahen Zukunft denken zu müssen.

„Wahrscheinlich nicht.“ Kra schüttelte den Kopf. „Ich vermute etwas anderes, ohne natürlich zu wissen, ob ich richtig liege: Wahrscheinlich wurden sie auf mehrere Zielplaneten verteilt. Sieh dir die Ausmaße der Halle an. Einige tausend Leute sind bereits versammelt. Keiner verlässt das große Rund. Wenn man bedenkt, wie groß die Beförderungskapazität des Transmitterbahnhofs auf unserem Heimatplaneten ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass alle, die vorher auf die Reise gegangen sind, bereits hinausgetrieben wurden.“

Als wäre das Wort „hinausgetrieben“ ein Signal gewesen, tauchten plötzlich ringsum Roboter auf, diesmal äußerst bedrohlich wirkende, weil waffenstarrende Metallmonster.

Als die Menschen ihrer ansichtig wurden, entstand wildes Geschrei. Die Roboter kümmerten sich nicht darum. Sie rückten näher und schlossen den Kreis langsam. Den Leuten blieb nichts anderes übrig, als auf den breiten Ausgang zuzulaufen. Es kam dabei mehrere Male vor, dass jemand stolperte und den Boden unter den Füßen verlor. Die Nachfolgenden nahmen in ihrer Panik wenig Rücksicht darauf.

Mot und Kra waren erschüttert, hatten aber keine Möglichkeit zum Eingreifen. Sie mussten vielmehr darauf bedacht sein, dass es ihnen nicht ebenso erging.

Es war ihnen inzwischen unmöglich geworden, sich verbal zu verständigen. Dazu war der Lärm viel zu groß. Sie taten es telepathisch.

„Mir scheint fast, als würden die das absichtlich machen“, meinte Mot und deutete auf die Roboter, die unerbittlich näher rückten. Sie waren wahrlich furchtbar anzusehen, vor allem für die in der Vorstellungswelt des finsteren Mittelalters lebenden Menschen. Tatsächlich schienen die Roboter mit voller Absicht die Panik zu schüren.

„Du hast recht“, gab Kra zurück. „Ich glaube auch schon das Motiv dafür zu sehen: Auslese! Man will die Schwachen von den Starken trennen. Wer dies hier überlebt, gehört zweifelsohne zu den Starken.“

„Ich hoffe, du irrst dich darin!“ Mot schüttelte angewidert den Kopf über die Vorgänge. Sein Verstand weigerte sich, die These seines Begleiters anzunehmen. Er flüchtete sich lieber in die Vorstellung, dass die Roboter nicht wirklich absichtlich so vorgingen. Sie folgten ganz einfach nur ihrer Programmierung. So etwas wie Rücksichtsnahme war darin offensichtlich nicht vorgesehen.

Sie sahen Väter und Mütter, die ihre Kinder fest an sich pressten, um ihnen dadurch das Leben zu retten.

Mot begriff: „Das lässt nur einen Schluss zu: Sklaverei für alle Überlelbenden!“

Kra nickte.

„Aber warum?“, begehrte Mot auf. „Warum hat man die Leute nicht auf ihrem Heimatplaneten versklavt? Warum verschleppt man sie?“

„Noch sehen wir darin keinen Sinn, Mot, aber ich bin sicher, dass sich die Fremden bei ihrem Vorgehen etwas denken. Sie tun nichts ohne Grund. Warten wir ab, was sich ergibt.“

„Vor allem interessiert es mich, wieso eine so hochzivilisierte Rasse so etwas wie Sklaven überhaupt braucht. Schließlich haben sie Roboter“, überlegte Mot.

Kra enthielt sich seiner diesbezüglichen Meinung.

Sie gelangten zum Ausgang und durch diesen in einen langen Tunnel. Obwohl dieser sehr breit war, wirkte er in Anbetracht der Menschenmasse wie ein Nadelöhr. Die beiden Gefährten mussten fast befürchten, zerquetscht zu werden. Nur noch wenige Menschen waren hinter ihnen. Die Roboter stampften heran - seelenlose, rücksichtslose Kampfmaschinen. Ihre gläsernen Augen glitzerten kalt.

Plötzlich krampfte sich Kras Hand um Mots Oberarm.

„Sieh, da vorn!“, signalisierte er telepathisch.

Mot Retswerb folgte seinem Blick. Er runzelte erstaunt die Stirn.

Kaum sichtbar flimmerte weiter vorn die Luft im Gang. Wenn die Menschen die Barriere erreichten, bekamen sie einen eigenartigen, torkelnden Gang, der sich erst allmählich wieder stabilisierte und marionettenhaft wurde.

„Eine Art… Hypnosperre!“, durchzuckte es Mot. Er war auf diese Idee gekommen, weil er ja Suggestoren kannte, wie seinen Leidensgenossen Webb Retsinneb. Und immerhin waren die Invasoren technisch so weit fortgeschritten, dass es nicht unmöglich erschien, dass sie so etwas auch auf technischer Basis vermochten.

Der Gedanke war deutlich genug gewesen, um von Kra Peisren verstanden werden zu können.

„Wir werden sie umgehen“, versprach er.

Nach einem kurzen Blick zurück klammerte er sich an Mot und konzentrierte sich. Sie waren nur noch wenige Schritte von der Barriere entfernt. Von einer Sekunde zur anderen standen sie auf der anderen Seite.

Verstohlen schauten sie sich um. Von den beeinflussten Menschen hatte es niemand bemerkt, und die Roboter zeigten keinerlei Reaktion.

Erleichtert atmeten die beiden auf. Die erste Hürde wäre geschafft.

„Meine größte Sorge ist nach wie vor die“, murmelte Kra Peisren leise: „Wo, um alles in der Welt, sind wir hier gelandet? Wie viele Lichtjahre trennen uns von der Heimat? Solange wir das nicht wissen, bleibt letztlich alles sinnlos, was wir hier unternehmen! Ich bereue inzwischen, dass wir nicht einen Telepathen mitgenommen haben, dem es vielleicht möglich gewesen wäre, doch noch Kontakt mit der Heimat aufzunehmen.“ Aber dann wurde ihm selber bewusst, dass er stattdessen Mot hätte zurücklassen müssen. „Tut mir leid, Mot, ich weiß ja, dass ich nur einen einzigen Menschen im Tandemsprung mitnehmen kann. Und möglicherweise bist du als mein Begleiter sogar wertvoller als es ein Telepath hätte sein können. Zumal es nach wie vor fraglich bleibt, ob auf diese Distanz überhaupt ein telepatischer Kontakt möglich gewesen wäre.“

Mot sagte nichts dazu. Es wäre ihm sowieso nichts anderes übrig geblieben, als seinem Freund zuzustimmen.

Sie spürten einen deutlichen telepathischen Befehl und zuckten erschrocken zusammen. Erst dabei wurde ihnen nämlich bewusst, dass immerhin die Gefahr bestand, von den Invasoren „belauscht“ zu werden, wenn es diesen möglich war, selber Telepathie anzuwenden.

Aber dann beruhigten sie sich mit dem Gedanken, dass sie schon längst aufgeflogen gewesen wäre, hätten die Invasoren sie als Mutanten entlarvt. Sie schienen gar nicht mit so etwas zu rechnen und beschränkten sich darauf, die Menschen hypnotisch und jetzt sogar auf telepathischem Wege zu beeinflussen. Denn die beiden sahen, dass die Menschen um sie herum auf den Befehl reagierten. Da sie sich in einer Art Trance befanden, bewirkt durch das Hypnofeld, wie Mot schon richtig vermutet hatte, reagierten sie scheinbar mit stoischer Gelassenheit. Sie waren alle nicht mehr Herr über sich selbst und teilten sich weisungsgemäß in Gruppen auf. Mot und Kra blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls dem auch für sie deutlichen Befehl zu folgen, wollten sie nicht auffallen. Allerdings achteten sie darauf, zusammenzubleiben.

Sie befanden sich jetzt, nach dem Verlassen des himmelstürmenden Gebäudes mit dem Star Gate-Bahnhof, auf einem weiten, freien Platz. Die einzelnen Gruppen standen hier bereit, im Abstand von jeweils etwa sieben bis acht Metern.

Fluggleiter surrten herbei, um genau in diesem Abstand zu landen. Jede Gruppe stieg in einen. Der entsprechende telepathische Befehl war eindeutig. Die Gleiter reichten sowieso nur für einen Teil der Gruppierungen. Der Rest der Menschen blieb in Warteposition.

Sobald Mot und Kra mit den anderen Menschen ihrer willkürlich zusammengewürfelten Gruppe eingestiegen waren, hob ihr Gleiter wieder ab – gemeinsam mit den meisten anderen. Der Rest der Gleiter folgte erst, als diese ebenfalls vollständig beladen waren.

Das Schlimmste dabei war, dass alles in absoluter Routinemäßigkeit geschah. Nur Roboter waren zu sehen. Niemand sonst zeigte sich. Alles war genauestens durchorganisiert.

In einer anderen Situation hätten die beiden Mutanten für diese Leistung vielleicht so etwas wie Bewunderung verspürt. Die Fremden waren offenbar eine Rasse, die genau wusste, was sie wollte. Sie machte keine großen Umwege, sondern verfolgte stur und schnurgerade ihr Ziel. Dass es hier nicht um leblose Gegenstände, sondern um denkende Menschen ging, schien sie allerdings nicht im Geringsten zu stören. Sie verfolgten ihre Ziele, wie es für sie selbst am besten war. Etwas anderes zählte offensichtlich nicht.

Die trotz alledem aufkeimende Bewunderung machte bald nackter Wut Platz. Was maßten sich diese Kreaturen überhaupt an? Wer gab ihnen das Recht, wie Götter über alles und jeden zu verfügen?

Unterwegs hatten sie Gelegenheit, eine absolut futuristisch anmutende Stadt von oben zu betrachten. Die Anordnung von Gebäuden und Formen, deren Sinn sie nicht einmal erraten konnten, verwirrte sie sehr, und sie verloren jeglichen Entfernungsbegriff, jegliche Orientierung. Wie weit war der Transmitterbahnhof inzwischen eigentlich entfernt? Der Flug erfolgte mit hoher Geschwindigkeit und schien nicht mehr enden zu wollen. Bis ein Gebäude auftauchte, das wie ein riesiger Turm wirkte. Dieses schien ihr Ziel zu sein.

Die beiden schauten umher, ohne die anderen Gleiter noch sehen zu können.

Doch, da tauchten noch welche auf, die das gleiche Ziel ansteuerten.

Nach der Landung auf dem Dach des Gebäudes, dessen Ausmaß für die Freunde nicht wirklich übersehbar war, verließen sie den Gleiter und trotteten mit ihrer Gruppe zu einem breiten Antigravschacht.

Sie hatten natürlich keinen Begriff einer solchen Einrichtung und sahen lediglich einen scheinbar völlig leeren Schacht, der bodenlos tief erschien. Aber als andere aus ihrer willenlosen Gruppe von einem unsichtbaren Feld erfasst wurden und sanft nach unten schwebten, beruhigte sie das wieder. Sie ließen sich von dem Antigravfeld ebenfalls erfassen.

Am Ende einer Abfahrt über endlos erscheinende Reihen von Stockwerken hatten sie endlich ihr weiteres Ziel erreicht: Einen langen Gang, von dem viele Türen abzweigten. Sie mussten diesen Gang betreten und gingen ihn entlang, so lange, bis ein weiterer telepathischer Befehl sie stoppen ließ.

Sie standen nun vor einer dieser Türen und warteten, bis sie sich automatisch öffnete.

Sie traten ein.

Die Mutanten vergaßen vor Überraschung zu atmen.

Der Raum vor ihnen war zwar recht karg eingerichtet, aber es kam da wohl auf den Standpunkt an. Für die Menschen jedenfalls, die alle aus einer mittelalterlichen Zivilisation stammten, war das hier der Gipfel von Luxus.

Die Gefährten stellten sich in die Mitte des wohl als eine Art Aufenthaltsraum fungierenden geräumigen Salons und konnten sich nicht mehr halten vor Staunen.

Es gab Türen, die allesamt offen standen. Sie führten zu weiteren Räumlichkeiten, wie es schien.

Die beiden Mutanten machten die Probe aufs Exempel. Sie begaben sich auf Erkundung.

Es stellte sich heraus, dass sich hinter dem Aufenthalts- oder Gemeinschaftsraum mehrere kleine, in sich abgeschlossene Wohnungen befanden.

Als sie zum Zentrum der Lebensbereiche zurückkehrten, spürten sie die Veränderung. Wie Schuppen war die Apathie von den Menschen abgefallen.

Ein älterer Mann rieb sich vergnügt die Hände und warf immer wieder Blicke in die Runde. Als er Mots ansichtig wurde, hieb er ihm kameradschaftlich auf die Schulter.

„Na, mein Junge, da haben wir wirklich Glück gehabt, wie? Wollte schon immer mal von zu Hause fort. Schöner Planet, eh? Werde mich hier wohl fühlen, denke ich. Alles nach meinem Geschmack.“

Die Menschen waren fröhlich und ausgelassen.

Jetzt spürten die beiden Mutanten, dass der telepathische Druck, den sie die ganze Zeit über gespürt hatten, seit sie sich vor dem Transmittergebäude versammelt hatten, verschwunden war. Es wurde ihnen klar, dass man in dieser Zeit nicht nur einfache Befehle erteilt, sondern die hypnotisierten Menschen darüber hinaus sozusagen auf ihre Zukunft programmiert hatte.

Da waren zwei junge Menschen - ein Mädchen und ein Junge. Sie umarmten sich glücklich.

„Soll ich dir unsere Wohnung zeigen?“, fragte er zärtlich.

Sie hauchte ein leises „Ja!“ - und dann verschwanden die beiden engumschlungen und sich immer wieder küssend.

„Glückliche Menschen“, murmelte Kra Peisren vor sich hin. „Es sind bessere Arbeiter als Menschen, die man wie Marionetten steuert. Man hat ihnen ihr gesamtes Gehirnpotential gelassen und ihnen nur eine falsche Erinnerung eingegeben. Wahrscheinlich werden sie noch immer psychisch überwacht, damit man sofort eingreifen kann. Die Fremden sind wahre Perfektionisten. Ihre Roboter sind so gebaut, dass sich die Fremden selbst um nichts zu kümmern brauchen.“

„Jetzt verstehe ich auch, wozu sie Sklaven benötigen“, sinnierte Mot und ließ Kra dabei an seinen Gedanken teilhaben. „Ihre Roboter haben keinen Verstand, Menschen aber doch. Dadurch sind sie viel effektiver. Das ist die gefühllose Kalkulation von Wesen, die rein rational denken!“

„Mag stimmen“, meldete Kra letzte Bedenken an. „Aber wenn eine Rasse dermaßen hoch zivilisiert ist in technischer Hinsicht, wäre es ihnen auch möglich, denkende Roboter zu schaffen. Das ist jedenfalls meine Meinung.“

„Sie wollen das gar nicht“, trumpfte Mot auf. „Denkende Roboter könnten ihren Herren irgendwann gefährlich werden. Denn denkende Roboter könnten ihre Programmierung möglicherweise selbst modifizieren. Zumindest würde die Gefahr bestehen. Insofern sind Sklaven das kleinere Übel – sozusagen.“

Kra Peisren hatte darauf keine Erwiderung.

Er wechselte stattdessen das Thema: „Eigentlich hätten wir längst auffallen müssen, da ja für die Chamäleonen so etwas wie Telepathie nichts Fremdes ist. Ganz im Gegenteil. Ja, ich frage mich in der Tat, wieso sie nicht auf uns aufmerksam werden.“

„Nun, ich bin froh drum!“, meinte Mot leichthin.

„Klar, ich auch, aber es wundert mich halt.“ Kra sinnierte kurz. Dann schien er die Lösung parat zu haben:

„Ich denke mal, die rechnen nicht im Entferntesten damit, dass sich jemand ihrer Beeinflussung entziehen könnte. Also verzichten sie darauf, die Gedanken zu überwachen. Das tun sie erst, wenn einer aus der Reihe tanzt – und das im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Dann müssen wir halt nur bemüht sein, eben nicht aus der Reihe zu tanzen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen“, schlug Mot vor.

„Ob wir das auf Dauer durchhalten können?“, zweifelte Kra. „Vergiss nicht, Mot, wir sind nicht auf Urlaub, und wir können auch nicht so einfach tun, als seien wir wie die willfährigen Sklaven hier rund um uns. Wir sind schließlich hier, weil wir einen klaren Auftrag haben.“

 

*

 

Das Essen war in einem großen Seitenfach erschienen, das sich plötzlich für alle geöffnet hatte. Völlig geordnet hatten sich die Menschen angestellt, um der Reihe nach Essen in Empfang zu nehmen, das aus einem undefinierbaren Brei bestand. Nach anfänglichem Zögern hatten sich auch die Gefährten angeschlossen, ihren Brei genommen und davon gekostet. Sie waren überrascht über den ausgezeichneten Geschmack und machten sich schließlich mit wahrem Heißhunger darüber her, nachdem sich alle anfänglichen Bedenken dermaßen zerstreut hatten.

Zu trinken gab es eine Auswahl von ebenfalls wohlschmeckenden Fruchtsäften und klares Wasser. Für die Versorgung war jedenfalls reichlich gesorgt. Das mussten sie ihren Entführern zugestehen.

Nachdem sie gesättigt waren, ließen sich die beiden Mutanten unabhängig voneinander in Gespräche mit den Beeinflussten ein. Sie selbst hatten sich ja erfolgreich der Gehirnwäsche entziehen können. Deshalb hatten sie nichts davon mitbekommen, was man den Menschen vermittelt hatte.

Es zeigte sich in der Tat, dass die Menschen mit ihrer „Programmierung“ auch ein beträchtliches Wissen mitbekommen hatten, die Rasse der Entführer betreffend. Die Chamäleonrasse war angeblich der neue Herr der Galaxis. Kein Wort über den Bund von Dhuul-Kyphora allerdings, als hätte es diesen gar nicht mehr geben.

Mot und Kra wussten es zwar besser, doch sie widersprachen natürlich nicht und waren gespannt darauf, was die Chamäleonen weiterhin behaupteten. Die beeinflussten und regelrecht programmierten Menschen glaubten natürlich alles vorbehaltlos.

Es gab eigentlich nur ein Zugeständnis, das die Chamäleonen noch machten: Sie hatten noch nicht völlig die Kontrolle über die Galaxis, sahen es aber als eine Frage der Zeit an, bis ihnen das gelingen würde. Sogar in diesem Zusammenhang wurde jedoch der Bund von Dhuul-Kyphora mit keinem Wort erwähnt.

Mot und Kra fragten sich indessen ernsthaft, wie denn wohl die Kyphorer reagieren würden, hätten sie eine Ahnung davon, dass sich hier eine konkurrierende Rasse sozusagen unter ihren Augen zu ihrem Nachfolger erhob.

Dabei waren die Chamäleonen eine mehr als seltsame Rasse: Die einzelnen Wesen hatten keinerlei freien Willen. Mot, der sich mit dem älteren Mann unterhielt, der ihn schon einmal angesprochen hatte, stellte bestürzt fest, dass die Fremden mit ihren eigenen Leuten nicht anders verfuhren als mit ihren Sklaven, was natürlich gegenüber den Menschen als absolutes Nonplusultra verkauft wurde: Nach der Geburt schon wurde mit traumhafter Sicherheit die Befähigung des Individuums ermittelt. Dieses wurde dann in der entsprechenden Richtung erzogen, um nicht zu sagen: programmiert. Ein glückliches Leben, denn sobald sich Depressionen, Trauer, Aggression oder Ähnliches einstellten, in einem Maße, dass es deutlich wurde, griff die Psychoüberwachung ein.

Insofern hatte Kra also richtig vermutet: Die eigentliche Psychoüberwachung wurde erst tätig, wenn Abweichungen deutlich wurden. Ihr Glück!

Alles funktionierte perfekt. Individuen, die auf Grund ihrer Befähigung als Mitglieder der Oberschicht in Frage kamen, wurden gesondert erzogen. Sie durften ihren freien Willen behalten. Doch hatte die lange Tradition der Psychoüberwachung dafür gesorgt, dass sie sich dennoch nicht wesentlich von ihren Rasseangehörigen unterschieden. Man konnte wohl damit rechnen, dass nach dem Verstreichen weiterer Jahrtausende die Psychoüberwachung gänzlich wegfallen konnte. Dann hatten die Chamäleonwesen nur noch die Eigeninitiative, die man vielleicht mit der einer Ameise vergleichen konnte.

So jedenfalls war die Meinung der beiden Mutanten, als sie sich später untereinander austauschten

Darin, eben dem Verlust der Eigeninitiative, lagen natürlich auch Gefahren, was inzwischen längst erkannt worden war. Deshalb brauchte man Angehörige anderer Rassen - von Rassen, die sozusagen noch unverbraucht waren. Nach einem gewissen Ausleseverfahren, das sich über mehrere Wochen hinzog, wurde schließlich die Spreu vom Weizen getrennt. Das Leben eines Einzelnen spielte in der Ideologie der Chamäleonrasse sowieso keine große Rolle. Ungeeignete erscheinende, weil zu wenig nützliche Wesen wurden einfach liquidiert.

Eine Tatsache, die Mot und Kra einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. Nicht nur, weil es ihnen zeigte, dass sie nur begrenzt Zeit hatten, aktiv zu werden. Dabei hatten sie nicht die leiseste Ahnung davon, was sie überhaupt unternehmen sollten. Jedenfalls, der Einzelüberprüfung würden sie schwerlich entrinnen können. Dann war die Möglichkeit, dass man sie durchschaute, sicherlich nicht mehr auszuschließen. Ihr Schicksal würde eindeutig sein: Liquidation! Sie waren also jetzt schon Todeskandidaten, die nur noch auf ihre sichere Hinrichtung zuarbeiten konnten.

Inzwischen gab es, wie sie erfahren konnten, in der heimatlichen Galaxis viele Rassen, die von dem gefräßigen Imperium der Chamäleonen, wie Mot sie im stillen wie von Maria vorgeschlagen nannte, verschlungen worden waren. Natürlich erzählten die beeinflussten Menschen das voller Euphorie, als sei das Schicksal jener Rassen ein besonderes Privileg, das ihre wahren Herren ihnen zum Geschenk machten.

Später setzten sich Mot Retswerb und Kra Peisren zusammen, und sie tauschten auf telepathischer Ebene ihre bisherigen Erkenntnisse aus. Danach hatten sie ein ziemlich genaues Bild der Vorgänge.

Obwohl eine wichtige Information nach wie vor fehlte: Wie sollte es ihnen jemals gelingen, ihren Gefährten, die in der Heimat zurückgeblieben waren, von den Dingen zu berichten?

Es sah im Moment mehr als hoffnungslos für sie aus. Auch die Menschen schienen verloren zu sein. Was konnten schon zwei Mutanten gegen ein Imperium ausrichten, das sich anschickte, die gesamte Galaxis zu beherrschen?

Sie dachten in diesem Zusammenhang natürlich auch an die Rolle des Bundes von Dhuul-Kyphora. Es war klar, dass man auf Kyphora noch nicht einmal etwas von den Vorgängen ahnte. Also verbargen die Chamäleonen den noch immer amtierenden Herren der Galaxis gegenüber ihre wahren Absichten. Mit sichtbarem Erfolg. Und wenn sie letztlich siegten und den Bund tatsächlich ablösten: Ob das wohl von Vorteil werden würde?

Eine Frage, die sie mit einem klaren Nein beantworten mussten. Die unterdrückten Welten würden sozusagen vom Regen in die Traufe kommen. Wobei die Herrschaft der Chamäleonen sogar noch schlimmer erschien als die Herrschaft der verhassten Kyphorer.

Mot war es, der das Gespräch schließlich auf genau diese Unwissenheit der Kyphorer brachte. Diese waren es, die als möglicher Ausweg aus der gegenwärtigen Situation eigentlich interessant waren. Vielleicht lag darin nämlich die letzte Chance nicht nur für sie, sondern sogar für die gesamte Galaxis? Dabei gab es letztlich nur zwei Wesen, die eine solche Chance überhaupt wahrnehmen konnten, nämlich sie beide. Weil sie als einzige nicht programmiert waren. Denn sie waren die einzigen, die von dem Hypnofeld nicht beeinflusst worden waren, um sie empfänglich zu machen für diese Art von Gehirnwäsche.

Es galt, ihre Chance nicht nur zu erkennen, falls vorhanden, sondern sie auch wirkungsvoll wahrzunehmen.

Auf jeden Fall folgten die beiden ihren Leidensgenossen nicht in ihrem Beispiel, als die Schlafperiode begann. Sie blieben im Gegenteil hellwach. Dabei hoffend, nicht dadurch bereits den Entführern aufzufallen.

 

*

 

Die Galaxis bestand aus etwa zweihundert Milliarden Sonnen. Nicht jede besaß Planeten, die Leben tragen konnten, und nur ein Bruchteil davon wiederum war wirklich bewohnbar. Geschätzt wurden diese auf rund einhunderttausend, wobei bei dieser unvorstellbaren Größe der Galaxis noch längst nicht alle Sonnensysteme erfasst waren.

Noch wurde der bekannte und erforschte Teil der Galaxis vom Bund von Dhuul-Kyphora beherrscht – und das sollte nach Meinung der Kyphorer auch bis zum Ende aller Zeiten so bleiben.

Sobald die Chamäleonen einen Planeten in Besitz nahmen und ein Star Gate oder gar einen Star Gate-Bahnhof darauf errichteten – egal, ob es sich nun um eine absolute Neuentdeckung von Planeten handelte oder nicht -, mussten sie nach wie vor gegenüber dem Bund Mitteilung machen. Denn jedes Star Gate musste zwingend registriert werden, weil für die Nutzung Lizenzgebühren anfielen. Jegliche Zuwiderhandlung wurde vom Bund von Dhuul-Kyphora mit härtesten Maßnahmen geahndet. Ganze Welten waren für dieses Vergehen bereits ausgelöscht worden. Beinahe wäre auch die Erde diesem Schicksal anheim gefallen. Ausnahmsweise hatten sich die Kyphorer anders entschieden und die Erde nur unter ihre Besatzermacht gestellt. Vorerst.

Die Chamäleonen indessen, die ja heimlich alles taten, um irgendwann die Herrschaft des Bundes zu übernehmen, mussten sich an die Regeln halten. Noch. Zumindest offiziell. So teilten sie selbstverständlich rechtzeitig mit, dass sie eine weitere Welt gefunden hatten, die sich für sie zur Besiedlung eignete. Es war genau jene Welt, die schon vor über tausend Jahren von den Kyphorern selbst entvölkert worden war.

Die Chamäleonen, die selber erstaunt gewesen waren, hier überhaupt noch so etwas wie intelligentes Leben anzutreffen – falls sie zu so etwas wie Erstaunen überhaupt noch fähig waren – mussten die lebenden Menschen schleunigst deportieren, um an den Bund melden zu können, dass es hier wie zu erwarten gewesen wäre keinerlei Überlebende gab, also mithin niemanden, der den Planeten als eigenen Besitz reklamieren konnte.

Sie rechneten fest damit, dass die Kyphorer damit zufrieden waren, denn sie hatten ja immer noch die Aufzeichnungen der damaligen Vorgänge. Mit anderen Worten: Die Chamäleonen glaubten zunächst, damit sei es getan, dass sie einfach die fälligen Lizenzgebühren entrichteten. Dass sie die Menschen dennoch deportieren, geschah in erster Linie aus Sicherheitsgründen, um wirklich allen Unwägbarkeiten vorzubeugen. Zum Beispiel auch der Unwägbarkeit, dass die Kyphorer auf die Idee kamen, die damals anscheinend doch nicht zu hundert Prozent gelungene Auslöschung schleunigst nachzuholen, was den Planeten erst recht unbewohnbar und somit auch für die Chamäleonen unbrauchbar gemacht hätte. Außerdem erschienen ihnen die Menschen als nützlich, wenn man sie per entsprechender Konditionierung zu willfährigen Sklaven machte. Ansonsten bemühten sich die Chamäleonen mittels ihrer Roboterarmee, die Spuren der hier einst Lebenden in Rekordzeit weitgehend zu verwischen. Das war ihnen recht leicht gefallen: Sobald die Menschen durch den gigantischen Transmitterbahnhof verschwunden waren, entwickelten die Chamäleonen rege Aktivitäten. Ihre überlegene Technik erlaubte es ihnen, ein gewaltiges Unwetter entstehen zu lassen. Es wütete mehrere Stunden lang und verwandelte das einst bewohnte Gebiet in ein Trümmerfeld. Dann schwärmten Tausende von Robotern aus, die im Transmitterbahnhof materialisierten. Es dauerte nicht lange, und die kümmerlichen Überreste der Behausungen der Menschen waren genauso verschwunden wie die Menschen selbst.

Erst genauere Untersuchungen würden jetzt noch ergeben, dass hier Menschen gelebt hatten. Mit solchen Untersuchungen jedoch rechneten die Chamäleonen erst recht nicht.

Nach getaner Arbeit landete das Invasorenraumschiff neben der Pyramide mit dem Star Gate-Bahnhof. Es wurde zu dieser Zeit eigentlich gar nicht mehr benötigt und stand da gewissermaßen nur zur Reserve, weil die Chamäleonen ihr Hauptquartier lieber in der Pyramide einrichteten. Schließlich wollten sie von hier aus auf Dauer agieren.

In einem jedoch täuschten sie sich gewaltig: Die Kyphorer waren keineswegs so zufrieden mit der einfachen Meldung, hier keinerlei intelligentes Leben angetroffen zu haben, wie erhofft. Irgendwie war bei dem einen oder anderen Kyphorer schon lange zuvor so etwas wie Misstrauen entstanden, nachdem die Chamäleonen sozusagen eine Welt nach der anderen verschlungen hatten. Dabei war ihr Imperium immerhin dermaßen mächtig geworden, dass zwar noch keine Bedrohung spürbar war, aber man wollte dem auf jeden Fall vorbeugen.

Die sich als hoffnungslos überlegen dünkenden Kyphorer hatten daher eines Tages beschlossen, so etwas wie ein Schiedsgericht einzurichten, von dem die Chamäleonen anfangs nicht einmal etwas ahnten. Richtig tätig werden konnte dieses Schiedsgericht jedoch nicht, denn es standen keinerlei Raumschiffe mehr zur Verfügung, seit Kyphora beschlossen hatte, einen Angriffskrieg gegen die Pruppergalaxis zu beginnen. In diesem Krieg hatte es bereits enorme Verluste gegeben, ohne dass man dem Ziel, nämlich der Eroberung der Pruppergalaxis, auch nur näher gekommen wäre. Jedenfalls wurde jedes einzelne kampffähige Raumschiff an der Front dringender benötigt.

Bis einer aus der Elite der Kyphorer stammende die Sache interessant genug fand, um sich und sein privates Raumschiff anzubieten. Ein Raumschiff, das mitsamt seiner Besatzung durchaus für einen solchen Auftrag geeignet war, wie er dem Schiedsgericht glaubhaft machen konnte. Das überzeugte schließlich. Das Schiedsgericht übertrug seinen selbst gestellten Auftrag auf ihren elitären Kyphorer und machte ihn somit gewissermaßen zum Schiedsgericht im Einsatz. Und man neigte zu der Meinung, dass ein einzelnes Raumschiff sowieso besser war als eine ganze Flotte, die nur unnötig die Chamäleonen provoziert hätte. Nein, das einzelne Raumschiff konnte mehr oder weniger verdeckt agieren. Selbst wenn die Chamäleonen irgendwann dem Schiff sozusagen auf die Schliche kamen, würde das nicht als Provokation ausgelegt werden können. Das war wichtig, denn eine zweite Front konnte sich der Bund vorerst ganz und gar nicht leisten.

Der elitäre Kyphorer war Elys Condeik, ein Erhabener erster Klasse. Mit seinen langen, weißblonden Haaren, seiner hoch aufgerichteten „edlen“ Gestalt, seinem vornehm bleichen Antlitz und den strahlend blauen Augen wirkte er wie Ende dreißig. In Wahrheit war er schon fast vierhundert Jahre alt. Nur gut, dass die „normalen“ Kyphorer nicht wussten, dass ihre sogenannte Elite halbwegs unsterblich war. So lange sie es nicht einmal ahnten, gab es auch keinen Neid.

Sein Raumschiff hieß „Auge Kyphoras“. Eine Ironie besonderer Art, als hätte er bei der Namensgebung bereits geahnt, dass er eines Tages freiwillig einen solchen Auftrag übernehmen würde.

Und so begann er dann, wahllos Welten zu kontrollieren, von denen die Chamäleonen Besitz ergriffen hatten. Was von diesen vor allem das Misstrauen der Kyphorer erregt hatte, waren die sogenannten Verlorenen Welten, also Welten, die vom Bund irgendwann einfach aufgegeben worden waren, weil sie als zu unwichtig erschienen. Was fanden die Chamäleonen denn ausgerechnet daran? Und es wurden mit der Zeit immer mehr.

Alle Untersuchungen, die Elys Condeik anstellte, geschahen mit der gebührenden Zurückhaltung, obwohl ihm das, als elitärem Kyphorer, äußerst schwer fiel. Er näherte sich den Welten getarnt aus dem Weltraum und begann mit der Fernanalyse. Bis jetzt hatte er auf diese Weise allerdings noch nichts feststellen können, was Kyphora hätte alarmieren müssen.

Erst als diese Überprüfung offenbar willkürlich ausgewählter Welten schon im Gange war, wurde für die Chamäleonen selbst ersichtlich, dass es überhaupt so etwas wie beginnendes Misstrauen beim Bund gegenüber der Chamäleonrasse gab. Indem sie nämlich das „Auge Kyphoras“ trotz dessen Tarnung eines Tages entlarvten. Allerdings hatte es bislang noch keinerlei Kontakt mit dem Schiff gegeben. Die Chamäleonen wollten vermeiden, dass der Schiffsbesatzung bewusst wurde, bereits entdeckt worden zu sein.

Und jetzt kam eben auch noch jene Welt hinzu, die sie als entvölkert meldeten, natürlich mit dem Hinweis, dass die Kyphorer schließlich selber vor über tausend Jahren für diese Entvölkerung gesorgt hatten.

Spätestens als daraufhin trotzdem jenes Raumschiff der Kyphorer unvermittelt über der neu eroberten Welt auftauchte, ohne sich überhaupt auch nur zu erkennen zu geben, wurde den Chamäleonen zur unmissverständlichen Gewissheit, wie groß das Misstrauen bei den Kyphorern bereits gewachsen war.

Die Chamäleonen jedoch warteten vorerst ab. Sie nutzten die Wartezeit nur insofern, indem sie alles noch einmal durch kalkulierten:

Normalerweise hätte diese neue Situation gar nicht erst eintreten dürfen. Soviel war sicher. Und jetzt hatten sie doch leise Bedenken.

Nun, so lange das Schiff im Weltraum blieb, war das noch mit keinem Risiko verbunden.

Sie überlegten weiter - und begannen endlich auch zu begreifen, was letztlich überhaupt zu einem dermaßen stark ansteigenden Misstrauen der Kyphorer hatte führen können, obwohl die Chamäleonen ja unter allen Umständen versucht hatten, genau dieses zu vermeiden: Nämlich weil sie begonnen hatten, letztlich sogar auf ehemalige Kolonialplaneten überzugreifen, die in der offiziellen Liste der sogenannten Verlorenen Welten standen. Erste Untersuchungen waren dadurch nämlich durchgeführt worden von jenem ominösen Schiedsgericht. Diese hatten zwar bestätigt, dass die betreffenden Welten nach wie vor völlig uninteressant für den Bund waren und es keinerlei planetare Rechteinhaber gab, deren Wünsche man in irgendeiner Weise hätte berücksichtigen sollen, aber jetzt, bei diesem neuerlichen Fall…

Argwöhnisch wurde das Raumschiff des Schiedsgerichtes von den Chamäleonen weiter beobachtet, die sich in der Spitze des Star Gate-Bahnhofs etabliert hatten.

 

*

 

Genaueste Untersuchungen des Schiedsgerichtes, in Vertretung von Elys Condeik und seinem Schiff „Auge Kyphoras“ aus dem Weltraum hatten bald ergeben, dass wohl die Strahlungsintensivität im Laufe der langen Zeit zurückgegangen und neues Leben entstanden war - aber es gab nach wie vor keine Menschen mehr. Im als einzigem unmittelbar bewohnbaren Landstrich stand der Star Gate-Bahnhof der Chamäleonen, der nach Angabe der Betreiber als Basis für eine Besiedlung dienen sollte. Der Bahnhof war jedenfalls in Betrieb. Obwohl derzeit keinerlei Transporte erfolgten, wie man von Bord des Raumschiffes aus unschwer feststellen konnte.

Das Raumschiff, in dem außer Besitzer und Captain Elys Condeik als einzigem Kyphorer Besatzungsmitglieder der verschiedensten Hilfsrassen der Kyphorer saßen, sah keinerlei Grund einzugreifen. Die Chamäleonen handelten hier offensichtlich legitim.

Und jetzt konnten diese sich ob ihrer Voraussicht eigentlich gratulieren. Hätten sie die Bewohner nicht so schnell wie möglich verschwinden lassen, wären sie jetzt gehörig aufgefallen. Das hätte womöglich ihre ganzen ehrgeizigen Eroberungspläne nachhaltig zunichte gemacht.

Auch gratulieren konnten sie sich zu dem Entschluss, alle sichtbaren Spuren zu beseitigen. Wie gesagt, es hätte schon sehr genauer Untersuchungen bedurft, um jetzt noch einen Hinweis zu entdecken, der den Chamäleonen hätte gefährlich werden können. Vom Mutantencamp wussten sie ja nichts. Die Tarnung war ihrer Meinung nach perfekt. Jetzt, wo das Schiff des Schiedsgerichts da war, bedeutete das eigentlich keinerlei Risiko mehr für sie. Die Chamäleonen hatten mit der ihnen eigenen Präzision und Zügigkeit gearbeitet.

Und das Schiff des Schiedsgerichts beziehungsweise seine Besatzung, fiel darauf tatsächlich herein! Eigentlich hatten sie gleich wieder abfliegen wollen, ohne mit den Chamäleonen zuvor auch nur einmal Kontakt aufzunehmen, von denen sie sowieso längst entdeckt worden waren, wie sie ahnten. Aber dann ritt Captain Elys Condeik, den einzigen echten Kyphorer an Bord, irgendwie der kyphorische Teufel, als er den Befehl gab, just neben der riesigen Star Gate-Bahnhofspyramide zu landen, und zwar ganz offiziell.

Das Raumschiff war für eine Planetenlandung bestens geeignet. Es schwebte vom Himmel herab und antwortete endlich auf die Anfrage der Chamäleonen, die sich in der Pyramide befanden, wo sie ihr Hauptquartier eingerichtet hatten.

Das Schiff des Schiedsgerichtes aus dem Bund von Dhuul-Kyphora gab sich jetzt erst offiziell zu erkennen. Mehr nicht. Kein Wort darüber, was die ersten Untersuchungen erbracht hatten, dass sie eigentlich längst grünes Licht an Kyphora gegeben hatten und eigentlich hier gar nichts mehr verloren hatten.

Hätte man in diesen Minuten den Captain gefragt, hätte er gar nicht begründen können, wieso er überhaupt auf die Idee gekommen war, auf dem Planeten zu landen. So etwas wie Instinkt hätte er sicherlich weit von sich gewiesen. Immerhin als echter Kyphorer und dann auch noch einer aus der absoluten Elite…

Die Mutanten, die alles aus sicherem Versteck beobachteten, wunderten sich über die neuerlichen Vorgänge. Sie wussten natürlich nichts über die Hintergründe. Noch nicht. Sie verstanden nicht, wieso noch einmal Fremde mit einem Raumschiff kamen, obwohl es doch den Transmitterbahnhof gab. Ihr Versteck war gegen Ortungen jeglicher Art geschützt. Wären die unterirdischen Höhlensysteme nicht so gut abgeschirmt gewesen, hätten ihre Vorfahren darin nicht vor über tausend Jahren den innerstellaren Blitzkrieg überstehen können.

Das Schiff des Schiedsgerichts war kaum gelandet, als eine Delegation der Chamäleonen um Audienz bat.

Nach kurzem Zögern wurde die Delegation an Bord gelassen und von Captain Condeik persönlich empfangen. Natürlich nicht ohne dass er entsprechende Sicherheitsvorkehrungen traf, wie es bei einem echten Elitekyphorer üblich war. Schließlich dünkte er sein Leben als viel zu wertvoll, um es auch nur im Geringsten einer Gefahr auszusetzen.

Die Delegation glaubte, den Captain persönlich vor sich zu sehen. In Wahrheit handelte es sich lediglich um eine täuschend echte Projektion. Das machte für sie jedoch keinen Unterschied. Sie fragten höflich, um nicht zu sagen höchst unterwürfig, nach dem Begehr des Captains.

Dieser musste zunächst zugeben, dass es eigentlich keinerlei Beanstandung gab, nach erster Überprüfung des Planeten. Was ihm noch ziemlich leicht fiel. Schwieriger würde es werden, wenn die Delegation nun fragten würde, wieso er dann überhaupt hier gelandet war, um dabei auch noch zum ersten Mal überhaupt sein Inkognito aufzugeben. Aber auch da fiel ihm schnell etwas ein. Er wandte es sogleich an, um dieser Frage rechtzeitig vorzubeugen:

„Betrachten Sie es als besondere Ehre, dass ich mich im wahrsten Sinne des Wortes dazu herab gelassen habe, Unwürdigen wie Ihnen meine Aufwartung zu machen.“

„Dann sind Sie nur hier, um hier zu sein und nicht aus Misstrauen gegenüber Ihren unterwürfigsten Dienern?“, vergewisserte sich der Anführer der Delegation. Seine monotone Stimme klang aus dem Translator.

Er hatte natürlich befürchtet, der Kyphorer könnte misstrauischer als sein als für sie gut war, aber jetzt war er beinahe sicher, dass es ihnen tatsächlich gelungen war, den schlimmsten Verdacht zu unterbinden. Jedenfalls konnte man ihnen nichts nachweisen. Nicht so ohne weiteres. Oder hatte dieser verfluchte Kyphorer vielleicht doch noch vor, nähere Untersuchungen anzuordnen, obwohl es dafür nicht den geringsten Grund zu geben schien?

Der Captain strafte die Delegierten mit seiner schweigsamen Hochnäsigkeit und verzichtete auf eine Entgegnung. Es machte ihm jetzt sogar Spaß, immerhin Delegierte einer der mächtigsten Rassen der Galaxis dermaßen zu erniedrigen. Das kostete er leidlich aus. Und er ließ sich Zeit dabei.

Bis er endlich selber wusste, wieso er hier gelandet war: Aus purer Langeweile! Immerhin waren sie jetzt schon einige Zeit unterwegs und hatten mehrere Welten untersucht. Vom Weltraum aus. Dabei war es kein einziges Mal zu einem echten Kontakt gekommen mit den Chamäleonen, obwohl der Captain natürlich genau wusste, dass er zumindest die letzten Male von diesen argwöhnisch beobachtet worden war.

In der in seinem Innern jetzt aufsteigenden Euphorie, weil er sich diesen Chamäleonen als Kyphorer als unendlich überlegen dünken durfte, beschloss er in diesem Moment, zumindest eine Art Exempel zu statuieren. Das hieß, er würde tatsächlich nähere Untersuchungen in Gang setzen. Etwas, was er bislang vermieden hatte. Aber wenn die Chamäleonen schon persönlich anwesend waren, konnte er es zumindest genießen, deren Reaktion auf seine Maßnahmen in allen Details zu erleben.

Er sagte laut: „Alle Maßnahmen ergreifen. Mit dem Bau beginnen. Jetzt!“

Die chamäleonische Delegation ließ er natürlich mithören. Sie verstanden nicht sogleich, was er mit diesen einfachen Worten bezweckte. Aber sie würden es sicher früh genug selber bemerken. Zumal sie heimlich in Verbindung standen mit ihrer Zentrale im Transmitterbahnhof. Und dort entdeckte man es als erstes…

 

*

 

Die Mutanten bemerkten, dass auch das zweite Raumschiff Roboter an Bord hatte. Die Maschinen machten sich plötzlich daran, ein eigenartiges Gerät aufzubauen. Es wurde größer und größer und schickte sich an, irgendwann vielleicht sogar die Dimensionen des Star Gate-Bahnhofs zu übertreffen. Es geschah wahrlich in Rekordzeit.

Nur Maria konnte den Mutanten sagen, um welches Raumschiff es sich da handelte: Um ein Raumschiff der Kyphorer! Aber sie hatte natürlich keine Ahnung, was dieses Raumschiff hier wollte. Es war für sie in keiner Weise ersichtlich. Wenn sie es gewagt hätte, sich unsichtbar an Bord zu begeben… Aber das würde wahrscheinlich zu weit führen. Maria hatte keine Ahnung von den technischen Möglichkeiten der Kyphorer. Sie wusste nicht, ob das für sie hätte gefährlich werden können. Sie war zwar nicht körperlich, sondern nur ein Energiewesen, aber als ein solches konnte sie durchaus mit den entsprechenden Mitteln geortet werden. Das würde möglicherweise die Rolle des Mutantencamps gefährden. Zumindest würde es dazu führen, dass man den Planeten ganz besonders genau unter die Lupe nehmen würde.

Also hielt sie sich lieber zurück, genauso wie die Mutanten selbst, die sich im Camp regelrecht verbarrikadiert hatten.

Dies war jedoch der Zeitpunkt, an dem einige der Mutanten trotz alledem ihre bisherige Zurückhaltung aufgeben wollten, und zwar über die erste Maßnahme, bei der sie Mot und Kra entsendet hatten, hinaus gehend. Sie hatten ihre Gründe. Ihrer Meinung nach musste es ganz einfach gelingen, mehr herauszubekommen. Das konnte man aber nicht, wenn man völlig in der Defensive blieb. Und nähere Informationen über die Zusammenhänge erschienen ihn nachgerade als lebensnotwendig.

Eine Debatte entstand. Die Befürworter reklamierten, dass man sich auf die beiden Gefährten, Mot und Kra, die sie bereits losgeschickt hatten, nicht allein verlassen konnte.

Die hitzig werdende Debatte im Camp drohte zu eskalieren. Das Energiewesen Maria hatte keine Chance, eigene Vorschläge zu machen. Bis der Rat den Streit schlichtete, indem er die Telepathen, allervorderst natürlich den Cheftelepathen Porum Schinei, anwies, zunächst einmal ihre eigenen Aktivitäten zu verstärken. Maria bat er, sich nach wie vor zurückzuhalten, da sie ihm als besonders wichtig erschien. Ihre Rolle durfte in keiner Weise gefährdet werden, nach wie vor.

Mehrere Telepathen machten sich daraufhin auf den Weg. Das hieß, sie verließen das Camp, um außerhalb der Abschirmung des Bunkersystems besser agieren zu können. Einer von ihnen schließlich ließ sich von einem fähigen Telekineten unterstützen, mit dem er gemeinsam relativ nahe an die beiden Fremdraumer heran kam. Der Telekinet konnte sie beide im Flug an ihr Ziel bringen, das vom Camp doch immerhin ziemlich weit entfernt war. Zu Fuß wären sie länger als einen Tag unterwegs gewesen.

Sie waren beeindruckend, die beiden Schiffe, die in scheinbar friedlicher Eintracht nebeneinander standen, ohne dass ersichtlich wurde, wie verschieden die Besitzer in ihrem Wesen und ihren Motiven voneinander waren.

Der Telepath vor Ort war stark genug, um einen Teil der Gedanken zu belauschen und alles an seine Kollegen weiterzugeben, die wiederum das gesamte Camp daran teilhaben ließen, koordiniert vom Cheftelepathen Porum Schinei selbst. Bald konnten sie sich dort ein Bild von den Vorgängen machen, vor allem der Rat, von dem natürlich jeder die entsprechend genialen Entscheidungen erwartete.

Das seltsame Wesen fasste in der Tat einen raschen Entschluss. Es wollte, dass man mit dem zweiten Schiff, also mit dem kyphorischen, tatsächlich Kontakt aufnahm.

Der Grund hierfür lag auf der Hand: Schließlich war dieses Schiff hier, sozusagen um den Chamäleonen auf die Finger zu schauen. Es musste irgendwie gelingen, das Misstrauen der Kyphorer zu bestätigen, um sie dazu zu veranlassen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Vielleicht würde es auf diese Weise gelingen, das Schlimmste doch noch abzuwenden? Irgendwie?

Allein Maria warnte eindringlich davor. Sie berief sich auf die Erfahrungen, die man mit den Kyohorern bereits gemacht hatte: Sie waren immerhin alles andere als positiv zu nennen! Für sie war es ein unverzeihlicher Fehler, die Tarnung auch nur im Geringsten aufzugeben.

Der Rat belehrte sie dahingehend, dass es ja nicht zwangsläufig bedeutete, das Vorhandensein des Mutantencamps zu offenbaren. Es brauchte ja lediglich so dargestellt zu werden, als wären ein paar wenige Menschen hier übrig geblieben, weil übersehen worden bei der allgemeinen Deportation, allein auf Grund ihrer besonderen Fähigkeiten.

Maria hielt sich daraufhin wieder lieber zurück. Sie sah ein, dass sie keine Chance hatte, den Rat umzustimmen, obwohl sie nach wie vor der festen Überzeugung war, dass man besser weiterhin abgewartet hätte.

Drei Mutanten wurden als eine Art Menschendelegation bestimmt. Zwei von ihnen waren ja schon vor Ort: Der Telepath und sein Begleiter, ein Telekinet. Ein weiterer war ein stark ausgebildeter Suggestor. Er wurde von dem Telekineten vor Ort befördert, der dafür kurzfristig seinen Lauschposten aufgab. Der Rat wollte den Suggestor mit dabei haben, um jeder Eventualität vorzubeugen.

Es würde sich leider noch herausstellen, dass diese Vorsichtsmaßnahme viel zu wenig war. Doch zu diesem Zeitpunkt konnte er das nicht wissen, und auf die diesbezüglichen Warnungen und Einwände durch Maria wollte er nicht hören. Denn dann hätte er fast das ganze Mutantencamp überzeugen müssen. Mit anderen Worten: Es gab nur noch wenige Mutanten im Camp, die wirklich einverstanden gewesen wären damit, weiterhin lieber Zurückhaltung zu üben. Obwohl es nach Lage der Dinge besser gewesen wäre.

 

*

 

Die Kyphorer - ja, das war etwas, worauf Mot und Kra alle ihre Hoffnungen aufbauten. Sie beratschlagten nun, wie viel sie damit anfangen konnten. Dabei kamen sie allerdings zu dem Schluss, dass sie im Moment jedenfalls nur eine Möglichkeit hatten, nämlich abzuwarten, was ihnen die nähere Zukunft noch bringen würde. Ihre Hände waren vorerst gebunden.

Es war bereits spät, als sie endlich einschliefen.

Der darauffolgende Tag brachte nicht viel Neues. Man zog die Menschen noch nicht zur Arbeit heran. Sie bekamen Gelegenheit, sich zu akklimatisieren.

Im Aufenthaltsraum gab es mehrere Unterhaltungs- und Informationsgeräte. Für die Menschen war das etwas absolut Neues. Sie saßen stundenlang davor und ließen sich passiv berieseln.

Doch gab es eben außer seichter Unterhaltung auch ein wenig entsprechend verzerrte Informationen. Es wurde ihre Heimatwelt gezeigt, ohne dass ihnen überhaupt bewusst wurde, dass es sich um ihre Heimatwelt handelte, und unter anderem die Landung des Raumschiffes vom Schiedsgericht erwähnt. Selbstverständlich wurde im Kommentar nicht darauf hingewiesen, dass es sich wirklich um ein Schiff des Schiedsgerichtes handelte, sondern man behauptete, dies sei die Gesandtschaft einer Unterrasse, um den mächtigen Chamäleonen ihre Aufwartung zu machen.

Mot und Kras Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich. Sie ahnten zwar nichts von einem Schiedsgericht der Kyphorer, aber irgendwie sagten ihnen die Bilder: War das die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatten? Es schien sich doch tatsächlich um ein kyphorisches Schiff zu handeln, allen Beschreibungen Marias gemäß. War es denn wirklich möglich, dass die Kyphorer endlich Misstrauen geschöpft hatten und hier nach dem Rechten sahen, ausgerechnet auf ihrem Heimatplaneten?

Das wäre ja zu schön gewesen, um wahr zu sein – sozusagen!

Allein, wie sollten sie sich mit dem Schiff verständigen können?

Sie zogen sich zurück, damit sie in Ruhe darüber nachdenken konnten - gemeinsam.

„Was hältst du von der Sache?“, erkundigte sich Mot bei dem Älteren.

Kra Peisren zuckte die Achseln.

„Ich weiß nicht recht. Noch wissen wir nicht, wo wir uns befinden. Außerdem können wir mit dem Star Gate-Bahnhof nichts anfangen. Wir wissen ja gar nicht mehr, wo dieser überhaupt zu finden ist. Ich könnte vielleicht versuchen, blind dorthin zu teleportieren. Die Wahrscheinlichkeit jedoch, dass ich dabei auffallen würde, ist meines Erachtens nach geradezu riesig. Mit anderen Worten: Die Rückkehr in die Heimat ist abgeschnitten. Es ist außerdem unmöglich, die unermessliche Entfernung mit meinen teleportischen Fähigkeiten zu überbrücken. Wenn du mich fragst: Es hat sich an der Aussichtslosigkeit unserer Situation nichts geändert durch dieses Schiff, das da gelandet ist. Es ist ein Fehler gewesen, dass wir uns überhaupt auf dieses Abenteuer eingelassen haben.“

Ja, so sah es im Moment tatsächlich für sie aus.

 

*

 

Im Laufschritt liefen die drei Mutanten auf das Antigravfeld zu, um an Bord des Schiffes zu gelangen. Darüber war ja auch die Abordnung der Chamäleonen an Bord des kyphorischen Schiffes gelangt. Dabei sondierte der Telepath die Reaktionen der Fremdintelligenzen.

Die Wesen waren bestürzt. Im Schiff gab es Alarm. Das Antigravfeld wurde sofort abgeschaltet. Damit war der Weg für die Mutanten schlagartig abgeschnitten. Sie blieben einfach stehen.

Und auch die Chamäleonen wurden jetzt aufmerksam. Sie reagierten auf das plötzliche Erscheinen der drei Menschen allerdings nicht sofort. Dafür waren sie viel zu überrascht. Hatten sie doch überhaupt nicht mehr damit gerechnet, dass es auf dieser Welt noch Angehörige der deportierten Rasse geben konnte.

Der Suggestor trat in Aktion. Er signalisierte einen Hilferuf an die Mitglieder des Schiedsgerichtes. Ein Hilferuf, der natürlich auch den Captain erreichte.

Die Delegation der Chamäleonen wurde für ihn vorübergehend uninteressant. Er löschte seine Projektion und informierte sich persönlich über die Vorgänge direkt vor seinem Schiff. Die drei Menschen waren scheinbar aus dem Nichts aufgetaucht. Es handelte sich ganz offensichtlich nicht um Chamäleonen.

Umso erstaunlicher war es, sie überhaupt hier anzutreffen. Etwa eine Hilfsrasse der Chamäleonen? Aber was sollte dann der Hilferuf?

Und schon schwebten chamäleonische Kampfroboter auf ihren Antigravfeldern herbei: Die Chamäleonen hatten ihre Schrecksekunde überwunden. Für die Mutanten wurde die Situation äußerst brenzlig. Gegen die Roboter hatten sie nicht die geringste Chance. Zumal sie nicht mit tätiger Hilfe aus dem Mutantencamp rechnen durften, das ja nach wie vor getarnt bleiben sollte. Und wenn sie hier und jetzt starben, würde den Chamäleonen bestimmt mal wieder die passende Ausrede gegenüber dem Schiedsgericht einfallen. Das war sicher. Vielleicht würden sie ganz einfach behaupten, es habe sich um abtrünnige Angehörige einer ihrer Hilfsrassen gehandelt? Das würden die Kyphorer wohl am ehesten verstehen und somit auch billigen können. Und dann wäre alles umsonst gewesen.

Endlich reagierte die Besatzung des kyphorischen
Raumschiffs, das sich zur Aufgabe gemacht hatte, der expandierenden Chamäleonenrasse auf die Finger zu schauen, auf den Ansturm der Kampfroboter. Der Antigravschirm wurde wieder aufgebaut, erfasste das menschliche Trio rechtzeitig und beförderte es an Bord.

Dadurch waren sie dem Zugriff der Roboter entzogen. Die Maschinen verharrten nur noch kurz auf der Stelle, und dann drehten sie unverrichteter Dinge wieder ab.

Die Mutanten atmeten in der Schleuse erleichtert auf.

Der Suggestor wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Es war klar, dass sie ohne ihn verloren gewesen wären. Er war der einzige, der sich gegenüber den Mitgliedern des Schiedsgerichts hatte artikulieren können. Der Telepath war in dieser Beziehung eher auf das passive Belauschen besonders deutlicher Gedanken angewiesen.

Das Innenschott öffnete sich und ließ die drei hindurch. Niemand empfing sie. Trotzdem wussten sie, dass sie argwöhnisch beobachtet wurden.

An den Wänden entstanden Projektionen, die offenbar dazu dienten, ihnen den Weg zu zeigen, den sie gehen sollten. Sie folgten diesen Zeichen bis zu einer Art Empfangshalle. Kein Besatzungsmitglied war zu sehen. Sie vermuteten, dass die Besatzung sich erst ein Bild von ihnen machen wollte, wie auch immer. Die Fremden gingen kein unnötiges Risiko ein. Außerdem wurden ihre Körper durchleuchtet, um eventuell vorhandene Waffen zu entdecken.

Und dann öffnete sich ein weiterer Zugang zur Empfangshalle.

Es waren sechs Geschöpfe. Zwei davon hatten recht skurrile Körperformen, während die restlichen vier annähernd humanoid wirkten. War einer von ihnen ein Kyphorer? Nein, keiner von ihnen war blauäugig, hochgewachsen und hatte weißblonde Haare. Soviel zumindest war ersichtlich.

Dass überhaupt nur der Captain des Schiffes ein echter Kyphorer war, davon wussten sie ja nichts. Soviel hatten auch die Telepathen nicht herausbekommen können.

Inzwischen hatten die sechs anscheinend sogar begriffen, dass sich die Ankömmlinge telepathisch untereinander verständigen konnten, denn sie sprachen die drei in derselben Weise an.

Maria hatte den Mutanten erzählt, dass es bei den Kyphorern praktisch kein PSI gab. Aber anscheinend an Bord dieses Schiffes hier. Schließlich handelte es sich ja um eine Art Untersuchungskommission. Da erschien es den Auftraggebern wohl als sinnvoll, entsprechend Wesen mit an Bord zu stecken, die dazu fähig waren.

Dass es lediglich zum Spieltrieb von Elys Condeik gehörte, an Bord seines privaten Schiffes so etwas wie Mutanten zuzulassen, davon ahnten sie natürlich nichts.

„Wer seid ihr, und was führt euch zu uns?“, fragten die Gedanken des einen der sechs Wesen.

„Wir sind die Eigentümer und Bewohner dieses Planeten, zumindest eine Abordnung davon!“, antwortete der Suggestor auf die gleiche Weise.

Die Wesen zeigten sich bestürzt. Ihre Gedanken verwirrten sich.

Der Telepath hakte ein:

„Wir wurden von den Chamäleonen, wie wir die Rasse nennen, die den Star Gate-Bahnhof gebaut hat, überfallen. Alle Menschen wurden über diesen Bahnhof deportiert. Wir wissen nicht, wohin. Inzwischen haben wir begriffen, dass dies in erster Linie dazu diente, euch zu täuschen. Diese Welt sieht jetzt verlassen aus. Wahrscheinlich habt ihr nicht daran gezweifelt, dass dies schon seit langer Zeit so ist. Zumindest gab es zu wenig Ansätze für euch, etwas anderes anzunehmen. Jetzt sind wir hier, um diesen Irrtum auszuräumen.“

Die Mitglieder des Schiedsgerichts vor ihnen erholten sich schnell von ihrer Verwirrung.

„Du hast uns gesagt, alle wären deportiert worden“, meinte der eine misstrauisch. „Wieso seid ihr dann noch da?“

„Wir waren Ausgestoßene der Gemeinschaft derer, die nicht mehr hier sind“, gab der Suggestor unumwunden zu. „Ja, die meisten Menschen wussten gar nichts von unserer Existenz. Das ist auch der Grund, warum die Chamäleonen nicht auf uns aufmerksam wurden. Wir bilden einen Faktor, mit dem die Invasoren nicht gerechnet haben.“

Die Wesen berieten sich erregt. Dabei gelang es ihnen jedoch erfolgreich, ihre Gedanken gegenüber den Mutanten abzuschirmen. Überhaupt war es jetzt dem Telepathen nicht mehr möglich, sie auszuspionieren. Als er sich probehalber auf die Chamäleonen konzentrierte, musste er auch da feststellen, dass diese sich irgendwie abschirmten. Es war vorher schon sehr schwierig gewesen, sie zu belauschen, so, als hätten sie kaum so etwas wie Gedankengänge in ihren Hirnen. Doch jetzt zogen sie es vor, sich zusätzlich zu schützen. Es war klar, dass dies in erster Linie dem Schiedsgericht galt. Vielleicht ahnten sie, dass dieses Telepathen an Bord hatte?

Es dauerte eine Weile, bis sich die sechs Wesen zu einem Entschluss durchgerungen hatten.

„Wir wollen alles genau wissen“, forderte der Wortführer der Sechs. „Unser kyphorischer Captain hat uns ganz klar den Befehl erteilt, euch so lange zu verschonen, bis wir Gewissheit haben können.“

Das klang eigentlich eher wie eine Drohung als dass es zur Beruhigung der drei Mutanten dienen konnte.

Der Suggestor schilderte daraufhin minutiös die Situation, wie sie bei dem Auftauchen der Aggressoren bestanden hatte. Er ließ die Sechsergruppe vor sich dabei an seinen Gedanken teilhaben, damit sie auch einen Teil seiner Erinnerung an die Vorgänge mitbekamen. Natürlich bemühte er sich dabei, die Rolle des Mutantencamps zu verschleiern. Er wollte nach wie vor den Eindruck erwecken, es gäbe nur noch sie drei auf dieser Welt, als einzige Überbleibsel der ehemaligen Zivilisation, wie sie vor der Invasion der Chamäleonen hier geherrscht hatte.

Als der Bericht abgeschlossen war, sagte eines der Wesen mit seiner Gedankenstimme:

„Wir haben eine Delegation der Chamäleonen an Bord.“

„Das haben wir mitbekommen“, gab der Mutant zu.

„Wir haben sie auf Weisung unseres Captains hin über die Vorwürfe informiert!“

Das Trio erschrak.

„Warum?“, erkundigte sich der Suggestor und konnte kaum seine Bestürzung unterdrücken.

„Keine Sorge, wir verfolgen damit eine bestimmte Absicht“, beruhigte ihn eines der anderen Wesen. „Wir haben euch zuerst angehört. Doch nun müssen wir auch die andere Seite hören. Das gebietet uns das Gesetz der Fairness. Der Angeklagte muss eine Chance bekommen, sich zu verteidigen.“

Ruhe folgte. Anscheinend holte die Sechserdelegation neue Order ein.

Der Suggestor machte sich endgültig zum Wortführer ihres Trios, indem er als einziger die Stille unterbrach:

„Mein Name ist Beno Rambler“, stellte er sich vor, weil er dachte, das sei jetzt sozusagen opportun. „Aber warum benachrichtigt ihr nicht sofort eure Auftraggeber, vielleicht sogar Kyphora? Glaubt ihr wirklich, den Chamäleonen noch vertrauen zu können? Was ihr tut, ist doch zu gefährlich. Ihr könnt euch doch den Chamäleonen nicht so ohne weiteres ausliefern. Und genau das tut ihr, indem ihr vorerst nichts unternehmt.“

„Du siehst das falsch. Wir haben bereits grünes Licht gegeben für diese Welt. Indem wir jetzt das Gegenteil mitteilen würden, wären wir unglaubwürdig. Also müssen wir alles tun, um zuerst genügend Beweise zu sammeln, um wirklich unseren vorläufigen Bericht zu stornieren. Dafür bauen wir draußen dieses Gerät. Damit sind wir in der Lage, innerhalb kürzester Zeit alle Spuren zu verfolgen, die auf genau jenes hindeuten könnte, was ihr hier an Anschuldigungen vorbringt. Bis dahin allerdings wird noch mindestens ein Tag vergehen. Außerdem werden die Invasoren, als die ihr die Chamäleonen beschuldigt, in der Zwischenzeit nichts gegen uns unternehmen. Man weiß um unsere Aufgabe und wird sich hüten, in Ungnade fallen zu wollen. Die Chamäleonen sind selbst daran interessiert, uns über alles Klarheit zu verschaffen. Sie kennen das neuerliche Misstrauen des Bundes. Allein von daher schon sind sie bemüht, die guten Beziehungen bestehen zu lassen und zu zeigen, dass sie keine unlauteren Absichten haben.“

Beno Rambler und seinen beiden Gefährten erschien das reichlich naiv. Sie konnten ein ungutes Gefühl nicht leugnen.

Und sie hatten recht damit, wie sich noch zeigen würde.

Die Delegation der Invasoren forderte vom Captain eine weitere Delegation, angeblich um damit eine Gegenüberstellung mit den drei Anklägern zu veranstalten. Die Besatzung des kyphorischen Raumschiffes, allen voran natürlich der kyphorische Captain Elys Condeik, sollte sich ein eigenes Bild machen können, wenn es zu dieser Gegenüberstellung kam.

Zögernd willigte der Captain ein. Er genoss noch immer die Euphorie der Überlegenheit über die Chamäleonen und gratulierte sich zum wiederholten Male zu dem Entschluss, hier gelandet zu sein. Die ganze Angelegenheit war für ihn zu einem recht spannenden Akt geworden. Nicht weil er die Anschuldigungen des Trios wirklich ernst nahm, denn im Grunde genommen war es für ihn völlig gleichgültig. Auch ohne dieses Trio war er ja dabei gewesen, diese Welt einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Das würde er sowieso auch weiterhin durchführen wollen. Für ihn war die Gegenüberstellung nur ein weiterer Akt, um seine Langeweile zu vertreiben. Was sollte dabei denn schon groß passieren?

Aber die zweite Delegation der Chamäleonen war ganz besonderer Art. Diese Rasse, die eine lange Tradition hatte, wenn es darum ging, anderen ihren Willen aufzuzwingen, hatte darum Möglichkeiten, von denen die Kyphorer nicht einmal etwas ahnten. Ihr Misstrauen gegenüber den Chamäleonen war zwar in letzter Zeit gewachsen, aber immer noch nicht groß genug, um eine wirkliche Gefahr zu erkennen. Zumal solche Unterdrückungstechniken wie Hypnofelder oder gar Hypnostrahler oder Hypnoprojektoren ihnen völlig unbekannt waren. Weil sie von Kyphorern einfach nicht benutzt wurden. Es war ja bislang auch nicht nötig erschienen, so etwas überhaupt entwickeln zu wollen.

Es hätte den Captain misstrauisch machen müssen, dass überhaupt eine weitere Delegation angefordert werden sollte. Eigentlich hätte doch die an Bord bereits befindliche Delegation schon genügt? Aber in seinem grenzenlosen Dünkel sah er darin keinerlei Widerspruch.

Kaum war die neue Delegation in der kleinen Empfangshalle, in der die drei Mutanten und auch die sechs Besatzungsmitglieder warteten, als sie ihre speziellen Projektoren einsetzten.

Der Wille von allen wurde so schnell gelähmt, dass es zu keinerlei Gegenreaktion kommen konnte. Sogar der starke Suggestor Beno Rambler hatte dem nicht das Geringste entgegen zu setzen.

Und dann machten die beeinflussten sechs Besatzungsmitgliedern aus der Empfangshalle ihrem Captain die Meldung, dass die drei Mutanten einer Hilfsrasse der Chamäleonen angehörten, die sich anschickte, sich gegen ihre wahren Herren zu erheben. Sie machten deutlich, dass sich ein kyphorisches Raumschiff eigentlich nicht zum Werkzeug irgendwelcher durchgeknallter Rebellen machen sollte.

Das leuchtete dem Captain natürlich ein. Trotzdem befahl er nicht, den Bau des Gerätes zu stoppen, mit dem er den Planeten genauestens untersuchen wollte.

Die sechs Besatzungsmitglieder – wenn man so wollte waren sie eben auch eine Art Mutanten – machten daraufhin den Vorschlag, das Trio gefangen zu nehmen und die zweite Delegation zur ersten stoßen zu lassen.

Warum sollte der Captain dem nicht zustimmen?

Unterwegs stellten die Chamäleonen ihre Hypnoprojektoren auf höchste Leistung. Von außen wäre ihnen dies kaum gelungen. Dafür hatte das Schiff einen viel zu wirksamen Strahlungsschutz. Aber hier, an Bord, zumal als sie sich mehr und mehr der Zentrale näherten… Es dauerte nur Minuten, bis sie wirklich das komplette Schiff unter ihrer Kontrolle hatten, einschließlich Captain Ely Condeik. Der nicht einmal mehr Gelegenheit bekam, einzusehen, wie sehr er die Lage unterschätzt hatte.

Auch das Weitere geschah mit der Zügigkeit und Präzision, die der Chamäleonrasse zu eigen war. Sofort wurden die Gefangenen zum Star Gate-Bahnhof getrieben. Innerhalb weiterer Minuten war das Raumschiff leer.

Es war klar, was die Aggressoren vor hatten. Die Gefangenen würden auf eine andere Welt gebracht werden. Dort würde man sie einer Spezialbehandlung unterziehen, viel wirksamer als mit tragbaren Hypnoprojektoren möglich. Eine regelrechte Gehirnwäsche. Und das womöglich wieder in Rekordzeit, Dank der überlegenen Hypnosetechnik der Chamäleonen. Wahrscheinlich hatten die Chamäleonen schon immer mit einem solchen oder ähnlichen Zwischenfall gerechnet und sich entsprechend sogar vorbereitet. Es gab keinen Zweifel daran, dass die Besatzungsmitglieder und ernannten Mitglieder des Schiedsgerichtes vor Ort, mit ihrem Captain an der Spitze, bald wieder zurückkehren würden auf ihr Schiff. Allerdings würden sie sich dann an die Zwischenfälle nicht mehr erinnern können und wieder abziehen - überzeugt davon, dass nicht nur auf dieser Welt alles seinen gerechten Lauf nahm.

Mehr noch: Die Chamäleonen würden dann als vollkommen integer und absolut vertrauenswürdig erscheinen. Niemand im Bund von Dhuul-Kyphora würde sich jemals wieder Gedanken machen über sie.

Bis alles zu spät sein würde.

 

*

 

Die Haltung Kras versteifte sich.

„Verdammt!“, entfuhr es ihm.

Auch Mot hatte etwas bemerkt: ein telepathischer Impuls.

Aber dieser Impuls diente nicht dazu, die Gefangenen zu steuern. Es handelte sich um eine Art… Hilferuf!

Und dann kam den beiden Mutanten die Erkenntnis.

„Um Gottes Willen“, rief Mot aus. „Sie haben inzwischen unsere Gefährten im Mutantencamp ausfindig gemacht und auf diesen Planeten gebracht!“

Sie antworteten auf die Impulse, die sie empfangen hatten.

„Ich bin es nur, Beno Rambler, der Suggestor“, vernahmen sie jetzt undeutlich. „Wisst ihr vom Schiedsgericht?“

Die Freunde verneinten dies. Daraufhin erklärte ihnen Beno kurz, was passiert war.

„Ich habe als einziger inzwischen die Beeinflussung überwunden, weiß aber nicht, wo ich hier bin. Ich dachte an euch, und da lag ich ja richtig.“

„Aber wir dachten, das Camp…“

„Wahrscheinlich werden die anderen auch bald von den Invasoren überwältigt sein“, meinte Beno traurig. „Da sind eure Befürchtungen vielleicht sogar berechtigt. Ich selbst befinde mich in einem seltsamen Zustand. Es gibt also nicht nur diese hypnotische Wirkung, sondern der gesamte Körper wird dabei erfasst: Wahrscheinlich bin ich als Suggestor sowieso eine Ausnahme, indem ich mich gegen die Gehirnwäsche wehren kann, die wohl den anderen beiden blüht.“

„Nun, wir konnten uns dem ebenfalls entziehen“, berichtete jetzt Kra auf telepathischem Wege.

„Das ist keine Garantie, denn diesmal werden sich die Chamäleonen ganz besonders um ihre Gefangenen kümmern, wie ich befürchte. Sie werden ihre Bemühungen entsprechend verstärken und keine weitere Ausnahme mehr zulassen. Auch wenn sie merken, dass ich mich bereits ihrer Beeinflussung entzogen habe…“

„Was ist eigentlich mit den Mitgliedern des Schiedsgerichtes?“

„Noch ohne Bewusstsein. Wahrscheinlich bekommen sie sowieso eine Art Sonderbehandlung. Das wird tiefgreifender als bei den deportierten Menschen, denn immerhin müssen sie anschließend wieder zurückgeschickt werden zu ihren Auftraggebern. Die Beeinflussung muss also mehr als perfekt sein.“

„Hast du wirklich keine Ahnung, wo du dich befindest?“, erkundigte sich Mot.

„Wahrscheinlich noch im Star Gate-Bahnhof. Es gelingt mir in diesem Zustand allerdings nicht, die Gedanken der Wesen zu lesen, die sich um mich herum befinden, obwohl ich sie wahrnehmen kann. Ich bin zu sehr geschwächt...“

„Dann kannst du also zumindest feststellen, wann du allein bist und wann nicht?“ Kra schöpfte Hoffnung.

„Ja, das kann ich allerdings. Was hast du vor, Kra?“

„Nun, ich bin Teleporter. Ich werde dich da herausholen.“

Mot erschrak.

„Und was dann?“

„Keine Ahnung. Aber warte es ab.“

„Das würde ich allerdings auch vorschlagen!“, meldete sich Beno Rambler. „Es ist besser, wenn ich vorläufig bei den Mitgliedern des Schiedsgerichtes bleibe und bei meinen beiden Kameraden, die mich begleitet haben. Es ist wichtig, dass wir wissen, wohin man sie bringt. Und vielleicht kann ich ja auch meine Kameraden unterstützen, den Zwang zu überwinden und wieder Herr über ihre eigenen Sinne zu werden? Wenn nur diese verflixte Lähmung wieder verschwinden würde. Aber das wird wohl noch ein wenig dauern.“

Beno hielt sie in den nächsten Stunden vorsichtig auf dem Laufenden. Er schien dabei kein Misstrauen bei seinen Entführern zu erregen. Offenbar deshalb, weil man sich in erster Linie um die Besatzungsmitglieder des kyphorischen Schiffes kümmerte und die drei Mutanten vorerst einmal vernachlässigte.

Allmählich ließ die körperliche Wirkung, die wie nach einem Lähmschuss war, bei ihm nach. Er erholte sich natürlich schneller als ein normaler Mensch.

Kra hatte anfangs befürchtet, dass die Hypnobarriere im Transmitterbahnhof, die er und Mot mittels Teleportation überwunden hatte, letztlich dem Suggestor doch noch zum Verhängnis werden könnte. Deshalb hätte er Beno eigentlich lieber vor der Zeit in Sicherheit bringen wollen. Mot hatte ihn zurückgehalten. Noch befanden sich zu viele Chamäleonen um Beno herum.

Doch Kras Befürchtung erwies sich als unbegründet. Die Hypnobarriere war ausgeschaltet, weil sie in dieser Situation nicht mehr benötigt wurde.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, obwohl nur wenige Stunden vergangen waren, konnte Beno melden, dass kein Chamäleone mehr in direkter Reichweite war. Er befand sich allein in einer Art Einzelzelle und lag auf einer bequemen Liege. Wo die anderen beiden Mutanten waren, konnte er jedoch nicht genau bestimmen. Die beiden waren offensichtlich nach wie vor ohne Bewusstsein.

Blitzschnell fassten sie einen Plan, um ihn sogleich in die Tat umzusetzen:

Kra orientierte sich nach der telepathischen Ausstrahlung des Suggestors. Dann „sprang“ er, Mot allein zurücklassend.

Im nächsten Augenblick materialisierte er in jener Zelle.

Kra wandte sich dem Suggestor zu, der sich soeben mühsam zu regen begann.

Der Teleporter griff nach ihm und sprang abermals, diesmal gemeinsam mit Beno.

Sie materialisierten in der Unterkunft.

Und dann sprang Kra erneut. Diesmal nahm er Mot mit, und Mot nahm Beno Ramblers Platz auf der Liege ein.

Das hatte einen gewichtigen Grund: Sein Extrasinn erkundete vorsichtig die Umgebung. Falls es für ihn brenzlig zu werden versprach, konnte ihn Kra jederzeit wieder von hier weg bringen.

Es hatte ihn und Kra gewundert, dass der Suggestor in einem völlig anderen Gebäude untergebracht worden war als sie. Sie konnten wohl davon ausgehen, dass sich hier auch die Schiffsbesatzung der Kyphorer befand. Und genau das galt es für Mot, jetzt herauszufinden.

 

*

 

„Danke!“, übermittelte Benos telepathisch geschultes Gehirn.

„Du brauchst dich nicht zu bedanken“, versetzte Kra auf die gleiche lautlose Weise. „So können wir wesentlich effektiver tätig werden.“

„Was hast du wirklich vor?“

„Nun, Mot ist in der Lage, uns genau über die Örtlichkeiten aufzuklären. Inzwischen warten wir, bis die Lähmung von dir vollends abgefallen ist.“

„Und dann?“

Kra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Warum fragst du? Ich sehe doch, dass du längst meinen Plan durchschaut hast.“

 

*

 

Die beiden Mutanten aus Benos Begleitung befanden sich in Zellen unweit von Mot. Aber sie waren derzeit noch nicht ansprechbar.

Mot erweiterte seinen Scan. Erst brauchte er ja nur grob vorzugehen. Dadurch hatte er innerhalb von relativ kurzer Zeit einen großen Teil des Gebäudes erfasst. Vor seinem geistigen Auge war eine Art durchsichtiges Modell des Gebäudes entstanden, das dermaßen futuristisch anmutete, dass er das Meiste anfangs gar nicht begriff. Doch dann…

Der junge Mutant erschrak. Er begriff, wohin man die Gefangenen gebracht hatte. Hier musste die Zentrale der Beeinflussung sein. Tatsächlich. Überall befanden sich hierfür speziell eingerichtete Labors. Anders konnte er das nicht werten. Und natürlich waren auch die Besatzungsmitglieder des kyphorischen Schiffes hier untergebracht worden. Mehr noch: Man hatte bereits mit der Gehirnwäsche begonnen. Nur deshalb hatte man sich zunächst nicht mehr um die drei Mutanten gekümmert. Diesen würde man sich wohl erst widmen, wenn die Besatzungsmitglieder entsprechend konditioniert waren.

Jedem einzelnen Mitglied war ein eigenes Labor zugebilligt worden. Zwar verstand Mot nicht im Geringsten, was da im Einzelnen vor sich ging, aber das war auch gar nicht nötig. Wichtig wäre es jetzt für ihn gewesen, herauszufinden, wie lange es eigentlich dauern würde, bis die Chamäleonen ihre Umerziehung vollendet hatten. Mot musste davon ausgehen, dass sie nicht allzu lange Zeit hatten, in die Abläufe einzugreifen. Und dabei hatte er nach wie vor keine Ahnung, wie dieses Eingreifen überhaupt aussehen sollte.

Ein wesentlicher Faktor war:

Es gab keinerlei Chamäleonen, die hier persönlich im Einsatz waren. Alles wurde vollautomatisiert vorgenommen. Ganz offensichtlich war dieses Gebäude hier eigens dafür geschaffen worden, eine solche Maßnahme wie gegenwärtig gezielt durchzuführen. Also waren die Chamäleonen tatsächlich nicht ganz so leichtsinnig, wie man geneigt gewesen war, anzunehmen. Sie hatten rechtzeitig für einen solchen absoluten Ernstfall vorgesorgt.

Noch waren sie nicht mächtig genug, um sich auf einen offenen Kampf gegen den Bund einzulassen. Vielleicht scheuten sie die offene Gewalt sowieso, weil es dabei nicht nur Sieg geben würde. Ein galaktischer Krieg würde ungezählte Opfer fordern. Nein, es entsprach eher ihrer Mentalität, anders vorzugehen. Eben mittels Hypnotechnik, die sie besser beherrschten als jegliche andere Rasse in dieser Galaxis.

Ihr Plan schien erschreckend perfekt zu gelingen. Zwar hatten sie nicht mit so etwas wie Mutanten gerechnet, aber das schien ihren Plan nicht gefährden zu können. Denn Mot wusste immer noch nicht, was er angesichts dessen unternehmen sollte.

Die Idee, irgendwie die hypnotische Beeinflussung beispielsweise des Captains des Schiffes zu stören, verwarf er sofort wieder, denn er wusste gar nicht, wie er dabei vorgehen sollte und was er mit einer Störung wirklich bewirken würde. Vielleicht würde er den Mann ganz einfach nur umbringen? Oder der Mann würde wahnsinnig werden? Alles war möglich, weil Mot eben keine Ahnung hatte von den Dingen, die da vorgingen.

Er dachte an den Suggestor Beno Rambler: Wenn Kra diesen jetzt einfach in eines der Labore brachte, um dort zu versuchen, mit seinen eigenen suggestiven Kräften irgendwie der Beeinflussung entgegen zu wirken?

Mot musste fast lachen darüber. Ein ziemlich bitteres Lachen wäre das geworden, denn es war kaum vorstellbar, dass ein normaler Suggestor die Wirkung solcher Apparaturen negieren konnte. Und sobald Beno dabei aufgefallen wäre, hätte dies seinen Tod bedeutet. Es war kaum anzunehmen, dass die Chamäleonen eine solche Einmischung geduldet hätten.

Mit anderen Worten: Alles erschien ihm aussichtslos!

Spornstreichs kontaktierte er Kra.

„Was ist los?“, fragte der Teleporter.

„Es ist soweit. Die Gehirnwäsche hat bereits begonnen. Diese Chamäleonen haben die Hypnotechnik zur wahren Perfektion gebracht. So etwas hätte wohl niemand im Bund von Dhuul-Kyphora für möglich gehalten. Sonst wäre es eben nicht möglich. Trotzdem wundert es mich, dass man doch ein gewisses Risiko eingeht und diese Schiedsrichter beeinflusst. Wenn das auch nur im Geringsten schief geht, sind die Chamäleonen am Pranger. Nicht auszudenken, was dann passieren wird.“

„Nun, schließlich ist das ihre einzige Chance. Sie haben vor diesem Schritt lange genug gezögert und ihn sich für den Fall der Fälle aufgehoben. Wenn es unumgänglich wird. So wie gegenwärtig.“

„Du hast recht. Aber ich versuche halt, herauszufinden, was wir tun könnten, um zumindest dahingehend die Beeinflussung zu stören, dass der wesentliche Teil der Erinnerung sich irgendwann zurückmeldet. Obwohl… Wenn es zu lange dauert, sind wir sowieso verloren. Es ist auch kaum anzunehmen, dass die Kyphorer daraufhin ausgerechnet uns retten werden, gemeinsam mit den deportierten Menschen. Die werden ihnen wohl völlig egal sein. Im schlimmsten Fall würden wir einen interstellaren Krieg provozieren, dessen Ausmaße ich mir nicht vorzustellen wage. Nichts wäre für uns jedenfalls dabei gewonnen.“

„Warum so pessimistisch, Mot?“

„Das ist kein Pessimismus, Kra, sondern ganz einfach nur realistisch!“

„Was ist mit den beiden Mutanten, die bei Beno waren?“

„Im Moment kümmert sich niemand um sie. Da sieht das Programm sowieso wohl ein wenig anders aus. Ich vermute mal: Man wurde neugierig und will anscheinend mehr über uns wissen. Allerdings erst nachdem das Schiedsgericht überlistet wurde. Die haben jetzt auf jeden Fall Vorrang.“

„Dann dürfen wir nicht mehr länger zögern, sowieso. Was auch immer dabei herauskommen mag: Wir wissen aus Erfahrung, wie schnell die Chamäleonen sind. Wenn sie über uns erst einmal im Bilde sind, ist alles zu spät.“

„Wie sieht es inzwischen mit Beno aus?“

„Er ist auf dem Wege der Besserung. Eine Frage von Minuten, bis er die Lähmung völlig abgeschüttelt hat und seine suggestiven Kräfte wieder ganz entfalten kann.“

„Ich sehe eigentlich nur noch eine Möglichkeit, Kra: Du musst diesen kyphorischen Captain in Sicherheit bringen. Zumindest diesen. Vielleicht sogar die gesamte Besatzung? Ich kann dir auf jeden Fall die genauen Koordinaten für jeden Sprung geben. Wenn die Chamäleonen allerdings merken, dass der Mann fehlt, wird hier wohl so etwas wie die Hölle ausbrechen. Aber ich sehe wirklich keine andere Möglichkeit mehr.“

„Und wenn ich damit den Kyohorer umbringe?“

„Wir müssen es riskieren. Es sei denn, du siehst eine andere Möglichkeit.“

„Nein, sehe ich nicht. Leider. Das Hypnoprogramm zu manipulieren, das können wir vergessen, weil wir uns damit einfach nicht auskennen. Aber eine Entführung des Entführten… Also gut!“

Somit war Kra einverstanden.

Mot gab Kra wie versprochen Orientierungshilfe. Der Teleporter trat in Aktion. Sekundenbruchteile später befand er sich in dem Labor, wo der Captain des kyphorischen Raumschiffs gerade von der Hypnomaschine attackiert wurde. Das erfolgte berührungsfrei. Der Kyphorer lag wie schlafend auf einer Liege, rücklings. Hätte Kra ein irdisches Solarium gekannt, wäre ihm die Ähnlichkeit aufgefallen. Er brauchte nur die Haube zu heben und sich den Körper des Regungslosen zu schnappen. Mit dem nächsten Sprung brachte Kra den Captain in Sicherheit. Das hieß, er materialisierte gemeinsam mit ihm in der Unterkunft.

Dort betteten Beno und er den immer noch Leblosen auf eine Liege.

Beno, der sich inzwischen zwar nicht vollständig, aber doch weitgehend erholt hatte, setzte seine Suggestionskräfte ein, um zunächst einmal festzustellen, ob es bereits so etwas wie einen Hypnoblock gab.

Mit seinen besonderen Sinnen konnte er das tatsächlich feststellen. Aber der Captain lebte. Das war zunächst einmal die Hauptsache. Jetzt mussten sie bloß noch hoffen, dass die Beeinflussung noch nicht so weit fortgeschritten war, dass sie die eigentlichen Erinnerungen nicht wiederherstellen konnten.

Doch selbst wenn alles gut ging: Was folgte danach?

Kra wagte es nicht, zuzugeben, dass er das selber nicht wusste. Irgendwo blieb immer noch die Hoffnung, dass sie etwas übersehen hatten, dass es trotz aller Auswegslosigkeit gelingen konnte, die Lage zu beherrschen.

Dabei blieben allerdings so viele Fragen offen, dass er nahe daran war, alle Hoffnung jetzt doch noch zu verlieren.

 

STAR GATE 142

 

Das Auge Kyphoras

Ein Kyphorer räumt auf!“

 

Über zwei Jahre sind nach Band 108 („Der letzte Zeuge“ von Erno Fischer) vergangen – und die kleine Lisa, vorher fast fünf und jetzt knapp sieben Jahre alt, geriet in ihrem kindlichen Leichtsinn auf eine namenlose Welt.

Dann erleben sie und ihre Mutter, das Geistwesen Maria Scott, die Invasion der Chamäleonen. Alle zwei Millionen hier lebenden normalen Menschen werden mittels eines eigens dafür erbauten STAR GATE-Bahnhofes deportiert! Nur die Mutanten im sogenannten Mutantencamp werden übersehen. Zwar taucht später ein Schiff der Kyphorer auf, um den Chamäleonen auf die Finger zu sehen, doch die gesamte Besatzung wird gefangen genommen und auf eine Welt gebracht, wo man sie einer Gehirnwäsche unterziehen will…

 

Hauptpersonen:

Lisa Scott – inzwischen gerade mal sieben Jahre alt und so ungeduldig, wie ihr Alter es verlangt – und genauso ungehorsam. Das bringt ungeahnte Dinge ins Rollen.

Telekinet Mot Retsinneb, Suggestor Beno Rambler und Teleporter Kra Peisren – tun alles, um den Chamäleonen auf deren eigenen Hauptwelt einen tüchtigen Strich durch die Rechnung zu machen…

Elys Condeik – elitärer Kyphorer und Besitzer des Raumschiffs „Auge Kyphoras“. Es stellt sich heraus, dass es doch noch etwas gibt, was ihn höchst beeindrucken kann.

 

*

 

Mot musste die Feststellung machen, dass die Zelle, in der er sich befand, nicht nur dazu

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 06.11.2020
ISBN: 978-3-7487-6371-0

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Nähere Angaben zum Herausgeber und Hauptautor siehe Wikipedia, Suchbegriff Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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