Cover

STAR GATE – das Original:

 

Die 12.

Kompilation

 

Wilfried A. Hary (Hrsg.)

 

Impressum:

 

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original: Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld.

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de.

ISSN 1860-1855

 

Diese Fassung basiert auf den Romanen

der laufenden Serie!

 

© 2019 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

www.HaryPro.de

eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und

Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 

Lektorat: Werner Schubert

 

Titelbild: Stefan Böttcher

Logo: Gerhard Börnsen

Coverhintergrund: Anistasius

 

Achtung: „STAR GATE - das Original“ ist eine eigenständige Serie, die nachweislich Jahre vor Serien ähnlichen Namens begann, wie sie im Fernsehen laufen oder liefen oder im Kino zu sehen sind oder waren! Daher der Zusatz „das Original“!

 

Vorwort

 

Die Serie STAR GATE – das Original existiert nun schon seit 1986(!). Einige Autoren sind daran beteiligt. Viele Leser schätzten das frühere Heftformat und genießen das Taschenbuchformat, in dem die Serie inzwischen erscheint, aber es gibt nicht wenige Leser, die immer wieder auch nach einem umfangreichen Buchformat verlangen, vergleichbar etwa mit den Silberbänden der Perry-Rhodan-Serie.

Für diese haben wir nun die nächste Kompilation geschaffen, basierend auf den folgenden Bänden der laufenden Serie:

 

111 »Der Wüstenplanet« Wilfried A. Hary (SB)

112 »Varghuul« Frederick S. List (SB)

113 »Gefangen im Orbit« Wilfried A. Hary (SB)

114 »Das Sakrileg« Wilfried A. Hary (SB)

115 »Der Gro-paner« Wilfried A. Hary (SB)

116 »Rotnems Rückkehr« Wilfried A. Hary (SB)

117 »Sternentöter« Wilfried A. Hary (LB)

118 »Das Ende der Macht« Erno Fischer (LB)

119 »Tanz mit dem Teufel« Erno Fischer (LB)

120 »Level 3« Wilfried A. Hary (LB)

(In Klammern: Abkürzung des jeweiligen Coverkünstlers des Originals!)

 

Viel Freude beim Lesen dieser immerhin wieder ganze 10(!) Bände umfassenden Kompilation!

Euer Wilfried A. Hary (Hrsg.)

 

STAR GATE – das Original – 111

 

Der Wüstenplanet

Wilfried A. Hary: „Die Spiele mögen beginnen – blutiger denn je!“

 

Das Randall-Team befindet sich mit seinem neuen Schiff, der CHAMÄLEON, im Paralleluniversum und gelangt dort in den abgeschotteten Re-na-xerv-Sektor. Doch das bringt sie beinahe um. Nur Max Nergaard, der Mutant, übersteht es ohne gesundheitliche Schäden, und er kümmert sich um die Besatzung und das beschädigte Schiff.

Er weiß noch nicht, wo sie sich befinden: Auf dem Weg zum Wüstenplaneten, auf dem ein Insektron-Turnier beginnt – ein Turnier der ganz besonderen Art.

Das erste Besatzungsmitglied, das aus dem Koma erwacht, ist Tanya Genada…

 

DIE HAUPTPERSONEN:

Ken Randall, Tanya Genada, Dr. Janni van Velt, Dr. Dimitrij Wassilow, Dr. Yörg Maister, Mario Servantes und Juan de Costa – endlich im geheimnisvollen Re-na-xerv-Sektor, aber zu welchem Preis?

Max Nergaard – traf unter dramatischen Umständen auf das Team, unmittelbar vor dem Sprung in den abgeschotteten Sektor – sonst wären sie wirklich rettungslos verloren.

»Cha« – ist das Biogehirn, das die CHAMÄLEON steuert wie ein menschliches Gehirn seinen Körper.

Par Men Dor – Genmanipulator der Extraklasse und Eigentümer des Gensammlers; ein filigraner, sechsbeiniger Insektoide.

Knor Ram Tarr (von Par Men Tor nur abfällig KRT genannt) – ebenfalls Genmanipulator.

 

1

 

Tanya fuhr von ihrer Liege hoch, aber die rasche Bewegung bekam ihr nicht. Sie sank wieder zurück, verzog das Gesicht und griff sich an den Kopf.

»Gott, was ist denn passiert? Wo bin ich? Ich habe einen solchen Kater…«

Ihr Blick suchte Max Nergaard, aber diesmal erschrak sie nicht mehr. Sie runzelte die Stirn.

»Ich bin Max Nergaard, der Survival-Spezialist des ehemaligen Konzerns MAFIA«, stellte er sich vorsorglich vor. »Wir machten uns bereits an Bord des Gensammlers bekannt, falls du dich erinnerst.«

»Oh, natürlich! – Max Nergaard?« Und dann erschrak sie doch: »Gensammler?« Schlagartig schien ihr einzufallen, was vor ihrer Bewusstlosigkeit passiert war. »Wo sind wir? Was ist mit uns geschehen? Wo sind die anderen?« Sie schaute sich um, was Max Nergaard wenigstens bezüglich ihrer letzten Frage einer Beantwortung enthob.

Tanya versuchte wieder, sich aufzurichten, aber sie musste dabei sehr vorsichtig sein. Erst ließ sie ihre Beine von der Liege baumeln. Dabei bemerkte sie nicht, wie wachsam Max Nergaard war: Er überprüfte mittels seiner Extrasinne ständig ihre Lebensfunktionen. Ja, Tanya war nach wie vor beeinträchtigt, aber durchaus auf dem Wege der Besserung. Das erleichterte ihn ungemein.

Als sie endlich von der Liege rutschte, um auf eigenen Beinen zu stehen, musste sie sich zwar schwankend an der Liege festhalten, doch auch das würde sich noch geben.

Max Nergaard schaute nach Dr. Yörg Maister und fragte sich, ob es nicht doch besser gewesen wäre, auch ihm diese Medikamente zu verabreichen, die er auf Anweisung des Biogehirns Cha Tanya Genada gegeben hatte. Aber Cha hatte darauf bestanden, es mit bioaktiven Energiefeldern zu versuchen. Allerdings bislang ohne das erwünschte Ergebnis. Dr. Yörg Maister lag immer noch im Koma.

Max schielte zu Dr. Janni van Velt hinüber: Mit seinen Extrasinnen stellte er fest, dass sie noch eine ganze Weile benötigen würde, bis sie so weit war wie Tanya jetzt.

Er richtete wieder seinen Blick auf diese und überlegte, ob er Tanya seine Hilfe anbieten sollte. Aber Tanya war schließlich eine Survival-Spezialistin. Und wie verhielt man sich als Mann in einer solchen Situation? War es ein Fehler, ihr im wahrsten Sinne des Wortes unter die Arme greifen zu wollen?

Er machte unsicher einen Schritt auf sie zu, aber sie verstand die Geste und winkte schwach ab.

»Danke, es geht schon! – Es muss!«, betonte sie noch. Dann torkelte sie zunächst einmal zum Medikamentenschrank. »Ich weiß zwar nicht, wer es war, der versucht hat, mich zu vergiften, aber dagegen werde ich zuerst was unternehmen müssen«, murmelte sie dabei.

»Cha?«, sagte Max Nergaard gefährlich leise.

»Meine Empfehlungen, die entsprechenden Medikamente zum Aufwecken zu verwenden, waren richtig!«, verteidigte sich das Bordgehirn.

»Aha!«, machte Tanya nur. Sie bediente sich am Schrank und wartete erst einmal ein paar Sekunden mit geschlossenen Augen und entspanntem Gesichtsausdruck ab. Als sie die Augen wieder aufschlug, ging es ihr anscheinend tatsächlich besser.

Erstaunlich!, konstatierte Max Nergaard im Stillen. Anscheinend kannte sich Tanya mit allem hier bestens aus.

Sie hob ihre Stimme: »Wie ich sehe, hast du alle Besatzungsmitglieder bereits hierher bringen lassen, Bordgehirn.«

»Von wegen!«, warf Max Nergaard sofort ein, noch ehe Cha antworten konnte. »Das habe ich selber getan – einen nach dem anderen. Zuerst natürlich dich … Ach ja, und übrigens, ich nenne das Bordgehirn inzwischen nur noch Cha, als Abkürzung von CHAMÄLEON. Finde ich passend und gefällt mir. Und dir?«

»Mir auch!« Tanya grinste flüchtig. Dann entfuhr es ihr: »Was denn, Max Nergaard, du hast eigenhändig …?« Tanya schüttelte verständnislos den Kopf. Dann hob sie wieder ihre Stimme: »Cha, was ist mit den Systemen? Wo befinden wir uns überhaupt mit der CHAMÄLEON?«

»Die Systeme sind erheblich gestört. Das Schiff ist praktisch blind und allein schon deswegen manövrierunfähig.«

»Und die Roboter und Sonden?«

»Es wurden dort keinerlei Beschädigungen festgestellt. Allerdings hatte ich bislang keinen Zugriff und konnte dies nicht überprüfen.«

»Und inzwischen kannst du? Heißt das etwa, man könnte sie jederzeit aktivieren?«

»Es sprichst nichts mehr dagegen.«

»Und warum hast du dann Max Nergaard …?« Sie unterbrach sich und fuhr nach einem Seitenblick auf diesen fort: »Nun, warum hat er die Crewmitglieder selber herbringen müssen? Warum hast du keinen der Roboter das tun lassen?«

»Es war mir bisher nicht möglich, wie erwähnt. Außerdem: Es wurde an mich keine diesbezügliche Bitte gerichtet, weshalb dies nicht zu meinen Prioritäten gehörte. Auch wurde ich nicht einmal danach gefragt.«

»Ist so nicht ganz richtig«, warf Max Nergaard ein und hatte dabei alle Mühe, sich zu beherrschen. »Du hast behauptet, mir nicht helfen zu können. Das beinhaltete deine mobilen Einheiten, wie auch immer die geartet sein mögen, was ich ja nicht wissen kann, weil ich neu bin auf dem Schiff. Ich kam ja erst kurz vor dem fatalen Sprung in den abgeschotteten Sektor Re-na-xerv auf die CHAMÄLEON.«

»Cha, damit ist mir klar: Deine Funktion ist ebenfalls gestört!« Dies war eine Feststellung aus dem Munde von Tanya und bedurfte keiner weiteren Erläuterung.

Aber Max Nergaard wollte so einfach nicht aufgeben: »Das darf doch nicht wahr sein! Da bin ich wegen diesem Blechgehirn zweimal fast abgestürzt, weil die künstliche Schwerkraft verrückt spielte … Und es wurde viel unnötige Zeit verschwendet … Alle könnten längst versorgt sein…«

»Funktionsstörungen!«, erklärte Tanya noch einmal lapidar, und an Cha gewendet fragte sie: »Was ist mit den automatischen Diagnoseeinrichtungen hier? Welche sind intakt?«

»Die Liege, auf der Dr. Yörg Maister liegt. Außerdem nur die eine, auf der Sie erwacht sind.«

Tanya deutete auf Dr. Janni van Velt. »Hat sie schon Medikamente zum Erwachen bekommen?«

»Ja!«, rief Max Nergaard. »Gegen die ausdrückliche Empfehlung von Cha! – Gott im Himmel, wie ich dieses Ding hasse! Am liebsten würde ich es mit meinem Schwert…«

»Glaube mir, mein edler Ritter, selbst das würde nichts nutzen – bei dem jedenfalls nicht. Die einzige Hoffnung, die uns da noch bleibt, heißt: Reparatur!«, riet Tanya mit einem Augenzwinkern und einem entwaffnenden Lächeln auf den Lippen und bewegte sich zu Dr. Janni van Velt hinüber. Ihr Schritt war schon deutlich sicherer. Aber auf halbem Weg hielt sie dennoch inne. Sie ging nach rechts und öffnete eine Tür. Diese führte in eine Hygieneeinheit. Was sie dort jedoch allein interessierte, war der Spiegel. Sie schaute misstrauisch hinein – und erschrak über ihr eigenes Aussehen.

Max Nergaard verstand ihr Vorgehen ganz und gar nicht. Erst hatte er sich mit Cha und seinen konfusen Anweisungen und Empfehlungen herumärgern müssen, und jetzt das in seinen Augen absurde Verhalten einer Survival-Spezialistin, die zuerst in den Spiegel schaute, ehe sie sich um ihre Gefährten kümmerte. Davon, dass Tanya übertrieben eitel war, hatte Max Nergaard bisher noch nicht das Geringste bemerkt. Er schüttelte den Kopf. Konnte es sein, dass sich Tanya seit ihrem komaähnlichen Zustand verändert hatte? Musste er sich deswegen etwa Sorgen machen?

Ein paar Kunstgriffe mit Kosmetika, die Tanya scheinbar aus dem Nichts zauberte, und schon war die Survival-Spezialistin wenigstens halbwegs zufrieden.

Sie nickte Max Nergaard zu und versicherte ihm: »Das musste sein! Glaub mir, mein Lieber. Denn auch ich bin irgendwo eine Frau. Nicht besonders eitel zwar normalerweise, aber ich will ja nicht herumlaufen wie mein eigener Tod. Oder fändest du das passender? Sollen die anderen vielleicht einen Herzinfarkt bekommen bei meinem Anblick, wenn sie endlich die Augen aufschlagen?«

Dann erst trat sie endgültig neben die Liege von Dr. Janni van Velt.

Eifrig fragte Max Nergaard: »Soll ich sie…?«

»Ja!«, unterbrach Tanya ihn, die sofort wusste, was er meinte.

Max Nergaard nahm Dr. Janni van Velt auf und legte sie auf die Liege mit der intakten Diagnoseeinheit, auf der vorher Tanya gelegen hatte.

»Na, und?«, fragte Tanya das Bordgehirn.

Es war für Max Nergaard absolut erstaunlich, bei allem, was seit seinem eigenen Erwachen aus der Bewusstlosigkeit hier an Bord abgelaufen war, dass Cha trotz der eher vage gestellten Frage sofort eine Antwort parat hatte: »Dr. Janni van Velt ist dabei aufzuwachen. Ihre Körperfunktionen sind nach ersten Messungen nur leicht beeinträchtigt. Sie wird voraussichtlich in einem ausreichend akzeptablen gesundheitlichen und auch geistigen Zustand erwachen.«

Max Nergaard konnte dem nicht widersprechen: Mit seinen Extrasinnen hatte er soeben die gleiche Diagnose gestellt.

Tanya ging zu einem zweiten Schrank und entnahm ihm ein paar handliche Instrumente, deren Zweck der Mutant nur erraten konnte. Und dann sah er sie in Aktion: Tanya kümmerte sich damit um die anderen Besatzungsmitglieder. Sie stellte bei jedem nur kurze Untersuchungen an und war mit dem Ergebnis offenbar nicht unzufrieden. Bis auf einmal: Sie vermisste Rotnem!

Max klärte sie auf, dass der Kyborg praktisch inaktiv war, was nur bedeuten konnte, dass auch sein biologischer Anteil nicht mehr am Leben war. Er hatte den Kyborg in der Zentrale gelassen, weil er keinen Sinn darin gesehen hatte, ihn in den Medobereich zu bringen.

»Das sollten wir schleunigst nachholen!«, empfahl Tanya Genada.

»Ach ja?«, wunderte sich Max Nergaard.

Tanya warf einen prüfenden Blick in die Runde und meinte: »Komm mit, Max, wir kümmern uns rasch um Rotnem. Kannst du ihn dann hierher tragen?«

Cha meldete sich zu Wort: »Ich könnte dazu eine mobile Einheit…«

»Geschenkt!«, unterbrach Max ihn. »Ich habe dich bisher nicht benötigt, also kann ich das auch weiterhin allein tun.«

Tanya nickte: »Ja, und dann werde ich Rotnem im Medobereich an das System anschließen. Mit den medizinischen Möglichkeiten werden wir rasch feststellen, ob er wirklich nicht mehr lebt.«

»Aha?«, wunderte sich Max erneut, während er sich beeilte, zu Tanya aufzuschließen, die eilig in Richtung Zentrale davonging. »Und wieso ist Cha nicht auf diese Idee gekommen?«

»Du weißt ja, das Biogehirn ist nach wie vor ziemlich gestört.«

»In der Tat: Gestört ist gar kein Ausdruck!«, murrte Max Nergaard.

Als sie in der Zentrale ankamen, hatte sich Rotnems Zustand in keiner Weise verändert. Ehe Max ihn aufnahm, untersuchte Tanya ihn mit dem mitgeführten mobilen Gerät. Ohne Erfolg.

»Moment noch«, meinte Max, »ich werde ihn ebenfalls untersuchen.«

Er konzentrierte sich auf den Kyborg mit seinen Extrasinnen. Das fiel ihm ziemlich schwer, denn die Störfelder, die nach wie vor das Schiff durcheilten, marterten ihn dabei. Er musste sich zum Teil auf diese konzentrieren, um zu verhindern, dass er sich unter Schmerzen zusammenkrümmte. Hier, in der Zentrale, waren die Störfelder besonders stark. Eigentlich ein Wunder, denn das Biogehirn befand sich hinter der Verkleidung, und genau dort, obwohl in einem Abstand von nur wenigen Schritten, war die Konzentration der Störfelder mit am geringsten. Der zweite Ort mit nur relativ geringer Belastung war der Hangar, wo Max Nergaard erwacht war.

Auch seine Untersuchungen lieferten keinerlei abweichendes Ergebnis. Er nahm den schweren Kyborg-Körper auf und trug ihn hinter Tanya in Richtung Medostation. Unterwegs versuchte er, Tanya mit knappen Worten über alles in Kenntnis zu setzen, was er inzwischen herausgefunden hatte. Viel war es ohnedies nicht.

Überraschenderweise sagte Tanya am Ende: »Diese Störfelder spüre ich ebenfalls. Es ist ein diffuses, unbeschreibliches Gefühl. Es beeinträchtigt mich, und irgendwie habe ich das Gefühl, diese Störfelder hätten dafür gesorgt, dass wir nach der Transition in diesem komaähnlichen Zustand blieben. Ob sie wirklich eine Nachwirkung des Sprunges sind? Immerhin wussten wir vorher schon, dass es riskant werden würde, denn der Riesenraumer, der uns mit sich riss, war bereits am Limit mit seiner Größe, und zusammen mit der CHAMÄLEON war das Schwarze Loch, das uns verschlang, zu klein.«

»Du meinst, diese Felder hätten eine andere Ursache? Welche denn?«

Tanya Genada zuckte nur die Achseln.

Stirnrunzelnd versuchte Max Nergaard, sich an das zu erinnern, was er zwischen Sprung und Erwachen »erlebt« hatte. Aber hatte er es wirklich erlebt? War es nicht nur ein Traum gewesen?

Wenn er sich nur genauer daran hätte erinnern können…

Tanya widmete sich wieder den Besatzungsmitgliedern und Rotnem, diesmal unterstützt von einer besonderen Einheit, die sie irgendwie mit dem Körper des Kyborgs verband. Nicht so, als würde sie einen Stecker in eine Steckdose stecken, sondern es handelte sich lediglich um eine Art handgroßer Platte, die sie Rotnem auf die Brust legte, nachdem sie dort die Kleidung entfernt hatte. Sie betrachtete Anzeigen, mit denen Max nichts anfangen konnte.

Ihr Gesicht zeigte auf einmal deutlich Erschrecken. Aber sie sagte nichts und Max Nergaard wagte nicht, sie zu fragen. Er wartete einfach ab – insgeheim froh darüber, dass die ungeheure Last der Verantwortung endlich von seinen Schultern genommen war.

Seine Erleichterung wuchs allerdings schier ins Unendliche, als auch noch Dr. Janni van Velt die Augen aufschlug.

Diesmal machte er nicht den Fehler, sich über die Erwachende zu beugen, um sie mit seinem Anblick nicht zu erschrecken. Sie sollte erst einmal mit sich selber klarkommen, ehe sie ein Gesicht zu sehen bekam, das ihr weitgehend fremd war.

Er hielt sich zurück und brauchte dafür einiges an Überwindung, denn es war ganz und gar nicht seine Stärke, Geduld zu üben.

Dr. Janni van Velt hob nach Sekunden vorsichtig den Kopf und ließ ihren Blick schweifen.

»Willkommen unter den Lebenden!«, begrüßte Tanya sie. »Aber die Wirklichkeit sieht alles andere als gut aus: Das Schiff ist beschädigt, blind und manövrierunfähig, und wir haben ein total durchgeknalltes Bordgehirn. Ohne Max Nergaard wären wir alle dem Tod geweiht gewesen.«

»Wie geht es der übrigen Besatzung?«, fragte Dr. Janni van Velt besorgt. Sie setzte sich vorsichtig auf, wie im Zeitlupentempo, bis sie auf dem Rand der Liege saß und ihre Beine baumeln lassen konnte.

Tatsächlich, sie ist robuster als ich dachte – wenn auch nicht ganz so robust wie Tanya!, dachte Max Nergaard nicht ohne Anerkennung. Er beobachtete die beiden mit wachsamen Augen, als wollte er dem Frieden nicht ganz trauen, obwohl ihn seine Extrasinne auch nichts anders feststellen ließen, als dass jetzt beide einigermaßen wohlauf waren. Und er hörte zu:

»Wir werden alle wieder hinkriegen – bis auf einen, fürchte ich!«, meinte Tanya brüchig.

»Bis auf einen? Bis auf wen?«

»Rotnem!«

»Ausgerechnet den?«

Tanya zuckte mit den Schultern.

Dr. Janni van Velt wandte sich an das Bordgehirn: »Umfassenden Bericht, sofort und lückenlos!«

Die ist aber forsch!, dachte Max Nergaard beindruckt. Eine Wissenschaftlerin, keine Survival-Spezialistin, aber immerhin…

Dabei ahnte er nicht einmal, dass Janni van Velt sich normalerweise eher zurückhaltend verhielt.

Tanya sprach es an, denn sie wunderte sich offensichtlich ebenfalls über Janni: »He, was ist mit dir denn passiert?«

Janni blinzelte überrascht. »Mit mir? Wieso?«

»Seit wann so forsch?«

Janni lachte humorlos: »Wann waren wir jemals in einer auch nur ähnlichen Situation?«

»Auch wieder wahr«, schränkte Tanya ein. Sie seufzte herzzerreißend und wandte sich an Cha: »Wie sieht es eigentlich mit Yörg aus? Ich denke, du kümmerst dich um ihn?« Kurz wandte sie sich an Janni: »Wir nennen ihn Cha – und das behagt ihm anscheinend gar nicht, wie mir Max erzählte. War übrigens seine Idee, das Biogehirn letztlich so zu nennen. Obwohl, hatten wir das nicht schon vorher, hin und wieder? Aber jetzt ist es sozusagen offiziell – dank Max Nergaard.«

»Gute Idee auf jeden Fall!«, kommentierte Janni anerkennend und nickte Max zu.

Cha meldete sich: »Welche der Fragen soll ich zuerst beantworten?«

»Die nach Yörg!«, entschied Janni, ehe Tanya etwas sagen konnte.

»Zustand nach wie vor kritisch, obwohl es mir gelang, ihn halbwegs aus dem komaähnlichen Dämmerzustand zu befreien.«

»So, und jetzt Bericht zur allgemeinen Lage!«, befahl Janni und fügte betont hinzu: »Cha!«

»Darf ich zuvor noch einmal mit Verlaub darauf hinweisen, dass ich nicht einverstanden bin mit dieser für mich eher unwürdig erscheinenden Bezeichnung?«

»Darfst du, ändert aber nichts. Also: Wie steht es mit dem Bericht?«

Tanya lupfte ob dieser Worte – immerhin aus dem Mund von Janni van Velt! – die linke Augenbraue. Dann schielte sie auf den grünen Kugelschreiber, an dem Janni van Velt zu kauen begann. Woher hatte sie den plötzlich? Als hätte sie ihn sich selber in die Hand gezaubert.

Cha berichtete mit knappen Worten. Max Nergaard hörte zwar nicht richtig hin, weil er sowieso schon alles wusste und es ihn deshalb nicht mehr interessierte, aber es entging ihm dennoch nicht, dass Cha vergaß zu erwähnen, wer die gesamte Crew in den Medobereich gebracht hatte.

Er hakte an dieser Stelle sofort ein: »Das habe ich getan – höchstpersönlich!« Er schaute Janni an und grinste schief: »Mit Verlaub, Dr. Janni van Velt, aber gestattest du mir diese Zwischenbemerkung? Ich fühle mich genötigt zu bemerken, dass dieser Cha nicht gerade eine große Hilfe war. Es wurde nicht nur unnötig viel Zeit verschwendet, was nicht hätte sein müssen, sondern er brachte meine Person sogar mehrfach in Gefahr, und nicht nur meine Person, sondern mit mir natürlich auch die gesamte Crew. Denn was wäre gewesen, hätte ich meine wichtige Hilfsaktion nicht durchführen können?«

Dr. Janni van Velt lächelte ihn an – um nicht zu sagen, sie strahlte! – und schürzte auch noch ihren sinnlichen Mund. Dann schüttelte sie ihr schulterlanges und zurzeit wieder einmal grasgrünes Haar in den Nacken und versicherte: »Die Besatzung der CHAMÄLEON wird dir auf ewig dankbar sein, liebster Max! Und Du kannst versichert sein, dass dein Opfer nicht umsonst war. Ich werde eigenhändig dafür sorgen, dass sich Cha bei dir für diese schmerzliche und eigentlich unverzeihliche Anhäufung von Fehlverhalten in aller Form entschuldigt – sobald seine Funktionsstörungen behoben sind.«

Max Nergaard grinste noch breiter und Tanya Genada verfiel in schallendes Gelächter.

Als sie sich halbwegs wieder beruhigt hatte, gluckste sie: »Jetzt begreife ich endlich: Du hast dich überhaupt nicht verändert, Janni, aber Max scheint dir ziemlich zu gefallen. Das ging ja schnell. Dabei kennst du ihn erst seit ein paar Minuten.«

»Wann war ich jemals langsam?«, lächelte Janni.

Tanya blies die Wangen auf. »Nun, wenn du mich so fragst … Also, da fallen mir durchaus ein paar Sachen ein … Äh, zum Beispiel…«

»Geschenkt!«, fuhr Janni sogleich dazwischen und wandte sich wieder an Max. »Jedenfalls ist er jemand, der Humor hat – und das mag ich nicht nur an ihm.«

Max deutete eine artige Verbeugung an: »Das Vergnügen ist ganz meinerseits, meine Liebe, zumal zu solch ernsten Zeiten, in denen man ansonsten absolut gar nichts zu lachen hat.«

»Womit wir wieder beim Thema wären«, meinte Tanya, und ihr Gesichtsausdruck zeigte, dass sie nun wieder an den Ernst der Lage dachte.

Max Nergaard erschrak regelrecht: Da war sie wieder, die Erkenntnis, dass der Transitionsschock – oder was auch immer – auch an ihm keineswegs spurlos vorüber gegangen war! Ja, natürlich, es war nicht die Zeit, Späße mit einem gerade erst erwachten Besatzungsmitglied zu machen. Er musste zugeben, dass ihm Janni van Velt ungemein gefiel, obwohl er bislang der Meinung gewesen war, eigentlich überhaupt kein »richtiger Mann« mehr zu sein, seit seinen Erlebnissen in den geheimen Labors der Mafia. Andererseits war Janni van Velt die erste Frau, die ihn überhaupt daran erinnerte, dass er immerhin als Mann geboren worden war.

Er konnte sich ein erneutes Grinsen nicht verkneifen, trotz des Ernstes der Lage.

Janni sah es und erwiderte es mit ihrem unnachahmlichen Lächeln, obwohl Tanya das eher missbilligend quittierte.

Max beeilte sich zu sagen: »Vielleicht sollten wir uns nun auf Ken Randall konzentrieren? Ist er nicht der Kommandant? Eigentlich hätte er als Erster erwachen müssen, aber ich dachte mir, ihr hättet mehr Ahnung von Medizin, was Cha zunächst sogar unterstützte. Obwohl, zwischendurch glaubte er auch, Yörg Maister sei der größere Experte.«

Cha enthielt sich hierzu seiner Meinung.

Bevor Cha mit seinem Bericht, den Max ja unterbrochen hatte, fortfahren konnte, sprang Dr. Janni van Velt vollends von der Liege und winkte Max Nergaard zu. »Was ist deiner Meinung nach los mit Rotnem?«

»Ich weiß es leider nicht«, gab Max zu. Er überlegte kurz. Sollte er davon erzählen, was vor seinem Erwachen passiert war? Er entschied sich dagegen – vorerst zumindest, weil er es ja selber nicht so genau verstand.

»Ich habe zugehört, beim Bericht«, sagte Tanya zögernd. Sie runzelte die Stirn. »Der Transitionsschock hat alles dies bewirkt? Dann hat es Rotnem jedenfalls am schlimmsten erwischt – vielleicht in seiner Eigenschaft als Kyborg? Klar ist, dass kybernetische Systeme sehr wohl stark von den Störfeldern beeinträchtigt wurden und immer noch werden. Siehe das Biogehirn. Aber auch biologische Einheiten. Siehe die Besatzung.« Sie wandte ihren Blick zu Max hin. »Was ist eigentlich mit dir? Wieso warst du als Einziger nicht bewusstlos?«

»Das war ich ja«, protestierte Max schwach. Dann rang er sich zu einem Entschluss durch: »Hör mal, Tanya, ich kann es nicht erklären. Vielleicht war es tatsächlich nur ein Traum, aber bevor ich erwachte, bin ich irgendwie im Schiff herumgegeistert. Das meine ich wörtlich: gegeistert! Ihr wart alle gar nicht da. Wir waren an einem Ort wie in einem Albtraum, und eure stummen Schreie haben mich gebeten, euch den Weg zurück in die Zentrale zu weisen. Dabei habe ich euch irgendwie helfen können, aber ich konnte selber nicht erwachen, weil die Störfelder dort zu stark waren für mich. Deshalb erwachte ich im Hangar, wo wir angekommen sind.«

»Wie bitte? Du warst gar nicht bei uns, als du erwacht bist?«, wunderte sich Tanya. »Aber du warst doch vor dem Sprung bei uns.«

»Natürlich war ich das. Ich kann es doch selber nicht erklären. Es ist wie ein nebulöser Traum, und wie bei Träumen üblich, kann man sich nach dem Erwachen nicht mehr an Einzelheiten erinnern. Andererseits, das könnt ihr vielleicht gar nicht wissen – oder habe ich es zumindest dir gegenüber erwähnt …? Nun, jedenfalls, ich bin so etwas wie ein Springer, ein Jumper oder wie man es nennen mag. Der klassische Ausdruck dafür ist Teleporter. Ich könnte also auch irgendwie in den Hangar teleportiert sein und bilde mir alles andere nur ein. Obwohl ich noch nicht ausprobieren konnte, ob das mit dem Teleportieren auch hier in diesem Paralleluniversum funktioniert. Als ich vom Hangar aus in die Zentrale springen wollte, ging es jedenfalls nicht. Das jedoch könnte mit den Störfeldern zusammenhängen, die auch meine Extrasinne beeinträchtigen.«

»Ist doch egal«, warf Janni ein. »Hauptsache ist, dass Max uns helfen konnte.«

»Ich wollte, ich könnte auch Rotnem helfen«, murmelte Max resignierend und schaute zu ihm hinüber. »Alles spricht dafür, dass er tot ist, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass wir uns irren. Und überlegt einmal: Wie sollen wir überhaupt feststellen, in welchem Zustand sich sein biologischer Anteil befindet? Das ist ein Problem, auch mit den hier zur Verfügung stehenden Gerätschaften, wie ich vermute. Zumal das Schiff noch immer nicht ganz unbeeinträchtigt ist.«

»Ich konnte in der Zwischenzeit weitere Funktionen der genutzten Krankenliegen freischalten«, meldete in diesem Moment Cha, wie auf Kommando.

Max konzentrierte sich sofort auf Ken Randall und spürte, dass Cha begonnen hatte, ihn mit den bioaktiven Energiefeldern zu behandeln, diesmal mit deutlich größerem Erfolg als bei Dr. Yörg Maister. Aber auch dort gab es endlich Fortschritte, wie er feststellen konnte.

»Ich schlage vor«, sagte Max Nergaard, »wir warten auf das Erwachen von Ken Randall. Vielleicht sollte ich mit diesem dann hinauf in die Zentrale? Es gibt schließlich viel zu tun. Vorrangig dürfte nach dem Erwachen der Crew sein, die Position des Schiffes festzustellen und ob draußen irgendwelche Gefahren drohen.«

Niemand hatte einen Einwand.

Aber bevor Ken Randall so weit war, kümmerte sich Max Nergaard noch einmal unaufgefordert um Rotnem. Er trat näher an die Liege heran, auf der er den Kyborg abgelegt hatte.

»Sag einmal, Cha, dann ist diese Liege vielleicht auch schon voll funktionstüchtig?«

»Ja, ist sie. Somit müsste ich die biologischen Aktivitäten zweifelsfrei feststellen können, sofern es welche gäbe. Leider muss ich das aber verneinen.« Er zögerte kurz. Dann: »Ich weise bei dieser Gelegenheit vorsorglich darauf hin, dass ich noch nicht ganz der Bitte von Dr. Janni van Velt nachgekommen bin, die gesamte Lage darzulegen. Es fehlen noch einige Informationen.«

»Na, dann mal los!«, meinte Janni unkonventionell, was ihr wieder einmal einen überraschten Seitenblick von Tanya einbrachte. Sie tat so, als würde sie es nicht bemerken und fügte rasch hinzu: »Und bitte, Cha, hör auf mit diesen Förmlichkeiten. Damit nervst du nur unnötig. Sprich uns einfach mit den Vornamen an und duze uns. Ich bin zwar nicht der Kommandant, aber soweit ich Ken inzwischen kenne, kommt ihm das ebenfalls gelegen.« Sie warf einen Blick in die Runde. »Irgendwelche Einwände?«

»Solange es dazu dient, dass Cha normaler wird, bin ich mit allem einverstanden!«, bemerkte Max brummig.

Tanya schüttelte nur den Kopf, und Cha fuhr mit seinem Bericht fort, als habe es nie eine Unterbrechung gegeben, und ohne den Befehl von Janni zu bestätigen oder auch nur zu kommentieren.

Max indessen wandte sich wieder an Rotnem.

Keinerlei Lebenszeichen? Auch die kybernetischen Aktivitäten waren bei null? Dann war das im Grunde genommen eine eindeutige Diagnose: tot!

Als er sich stärker auf Rotnem konzentrieren wollte, machten sich die Störfelder wieder schmerzlich bemerkbar. Sie waren inzwischen stärker geworden. Jetzt waren sie hier unten so stark wie vordem nur in der Zentrale.

Das zauberte eine steile Denkfalte auf seine Stirn.

Konsterniert schaute er zu den beiden Frauen. Sie achteten momentan nicht auf ihn. Dann schaute er wieder auf Rotnem. Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um die Medostation zu verlassen.

Niemand hielt ihn auf. So ging er bis in die Zentrale und kontrollierte unterwegs immer wieder die Stärke der Störfelder. Das hatte er bislang vermieden, weil es äußerst unangenehm war, sogar schmerzhaft, wenn er sich nicht dagegen wehrte.

In der Zentrale machte er jedoch die erstaunliche Feststellung, dass hier inzwischen die Störfelder erheblich schwächer geworden waren. Sie waren jetzt auf dem niedrigsten Niveau überhaupt angelangt.

Und im Gegenzug waren sie in der Medostation drastisch gestiegen? Das war doch nicht möglich – oder?

Ein Gedanke kam ihm, den er die ganze Zeit über verdrängt hatte, weil er ihm absurd vorgekommen war, aber jetzt konnte er sich nicht mehr länger dagegen wehren: Das sah aus, als hätte Rotnem irgendetwas mit den Störfeldern zu tun! Zumindest gab es eine Art besonderer Resonanz zwischen ihm und diesen Störfeldern.

Sein Herz schlug ihm schier bis zum Hals, als er in die Medostation zurückeilte. Hier war die Konzentration so stark geworden wie vordem eben nur in der Zentrale, und jetzt zweifelte er nicht mehr länger daran, dass dies mit Rotnem zusammenhing: Als würde dieser die Störfelder regelrecht anziehen!

»Rotnem muss hier raus!«, behauptete Max Nergaard brüchig.

Die beiden Frauen schauten ihn überrascht an.

Er wies sie auf die gesteigerte Konzentration der Störfelder hin.

»Tatsächlich«, entfuhr es Tanya, »ich spüre es ebenfalls.«

»Und ich!«, bestätigte auch Janni.

Beide schauten nach Rotnem.

»Ich glaube inzwischen, es gibt so eine Art Interaktion zwischen Rotnem und den Störfeldern«, erläuterte Max. Er trat näher an die Liege heran. »Für mich ist das ein eindeutiger Beweis dafür, dass er unmöglich tot sein kann.«

Er erinnerte sich an seinen Traum, daran, dass er die Besatzungsmitglieder allesamt als unerklärbare Gebilde »erlebt« hatte. Rotnem hatte gefehlt. Er war ganz einfach nicht vorhanden gewesen. Auch als er wie ein Geist durch das Schiff geirrt war. Natürlich hatte Max sich in erster Linie um die Zentrale gekümmert, weil er dorthin »den Gebilden« den Weg hatte zeigen müssen. Dort hatte es keinen Rotnem gegeben. Definitiv nicht. Er hatte alles wahrgenommen, und obwohl er sich nur noch nebulös erinnerte, war absolut sicher, dass Rotnem gefehlt hatte. Und jetzt war er hier. Unübersehbar, spürbar.

Die Konzentration der Störfelder war eindeutig in seiner unmittelbaren Nähe am größten, und wenn er sich an den Weg hierher erinnerte, als er Rotnem in den Medobereich getragen hatte … Den ganzen Weg über hatte sich die Intensität nicht verändert. Es war ihm nur nicht sofort aufgefallen.

Max Nergaard packte Rotnem mit beiden Händen an den Schultern, als wollte er ihn wachrütteln, und sagte eindringlich: »Verdammt, Rotnem, wach endlich auf und erklär uns, was hier geschieht!«

Und hier geschah etwas. Etwas Unerklärliches nämlich! Davon war er endgültig überzeugt. Und dieses Unerklärliche hatte mit jenen Störfeldern zu tun. Max hielt die anfängliche Annahme, bei den Störfeldern handele es sich um Nachwirkungen einer Art von Transitionsschock, für endgültig falsch…

 

2

 

Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, bis Ken Randall die Augen aufschlug. Rotnem hatten sie trotz alledem in der Medostation gelassen. Wohin hätte Max ihn auch bringen sollen? Wieder zurück zur Zentrale, damit dort die Konzentration der Störfelder abermals stieg? Und es war in keiner Weise bewiesen, dass die Störfelder wirklich die Besatzung in ihrem komaähnlichen Zustand hielten. Ken Randall schien eher genau das Gegenteil zu beweisen. Sonst wäre er nämlich nicht zu sich gekommen.

Er erholte sich danach sogar ziemlich schnell, wobei Tanya mit einem Medikament nachhalf.

Janni van Velt hatte in der Zwischenzeit verschiedene Nährlösungen vorbereitet, die sie nicht nur Tanya, Ken und sich selbst in ausreichender Menge verabreichte, sondern auch den noch immer nicht erwachten Dr. Yörg Maister, Dr. Dimitrij Wassilow, Mario Servantes und Juan de Costa. Denen natürlich in Form einer Infusion.

Max lehnte die Verabreichung dankend ab.

Nachdem Cha, unterstützt von Tanya, Janni und Max, Ken über die gegenwärtige Lage in Kenntnis gesetzt hatte, war Ken weniger erschrocken über den desolaten Zustand des Schiffes als über den Zustand, in dem sich Rotnem befand.

Inzwischen hatte Max festgestellt, dass die Störfelder, die das Schiff heimsuchten, sich weiter abgeschwächt hatten. Auch in der Nähe von Rotnem: Das ließ seinen Optimismus ein wenig steigen.

Ken wies Janni und Tanya an, sich weiter um die übrigen Besatzungsmitglieder zu kümmern. Dabei erfuhr Max endlich und so ganz nebenbei, dass Janni die umfassendsten medizinischen Kenntnisse von allen hatte. Tanya sollte ihr entsprechend zur Hand gehen.

Es imponierte Max, wie schnell Ken sich auf die Lage eingestellt hatte und sogleich die passenden Anordnungen traf. Er selbst war zwar ebenfalls ein erfolgreicher Survival-Spezialist, aber so etwas wie Führungseigenschaften hatte er bei sich selber noch nie entdeckt, zumindest keine, die man mit denen von Ken Randall vergleichen konnte.

Am Ende machten sie sich auf den Weg in die Zentrale – er und Ken Randall. Unterwegs konzentrierte sich Max ununterbrochen auf die Störfelder. Sie schmerzten jetzt nicht mehr, aber er konnte sie deutlich orten, auch, dass sie sich nach wie vor bewegten, allerdings nach einem bestimmten, sich wiederholenden Muster, was ihm erst jetzt so richtig bewusst wurde.

Er sprach in diesem Zusammenhang Ken noch einmal darauf an, dass die Störfelder mit Rotnem ganz besonders interagierten.

Ken zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, ob das was zu bedeuten hat. Tatsache ist, dass ich die Störfelder ebenfalls spüre, natürlich nicht so differenziert wie du. Und obwohl sie sich inzwischen abgeschwächt haben, wie ihr berichtet habt, verändert sich Rotnem in keiner Weise. Dabei glaubst du immer noch, er könnte wieder reaktiviert werden? Glaubst du nicht, dass sich dies möglicherweise nur auf seinen kybernetischen Anteil bezieht und dass sein biologischer Anteil tot bleibt?«

»Wir haben ja beide keine Ahnung, wie Rotnem im Einzelnen beschaffen ist«, erinnerte Max Nergaard. »Rotnem ist ein Kyborg, der sich immerhin über Jahrtausende bis auf den heutigen Stand entwickelt hat, und Tanya hat schon erwähnt, dass ihr miterleben konntet, von dem sogenannten Mysterium dazu gebracht, wozu Rotnem schon vor Jahrtausenden in der Lage gewesen war. Angesichts dessen mutet es ziemlich absurd an, dass er sich jetzt – und ausgerechnet er! – in einem solch schlechten Zustand befindet.«

»Da hast du allerdings recht. Wenn ich mich erinnere, was er bereits alles mitgemacht hat … Dagegen ist die gegenwärtige Situation eigentlich gar nichts. Logisch erscheint das jedenfalls nicht.«

In der Kommandozentrale ging Ken von einem Kontrollpult zum anderen und schaute sachkundig nach dem Rechten. Einen zufriedenen Eindruck machte er dabei keineswegs, worüber sich Max Nergaard naturgemäß nicht wunderte.

Als Ken sich den nötigen Überblick verschafft hatte, schaute er Max Nergaard an.

Für diesen war das die Gelegenheit, zu fragen: »Spürst du ebenfalls, dass diese Störfelder, die das Schiff seit der Transition heimsuchen, sich weiter reduzieren?«

Ken nickte nur. »Anscheinend muss man dafür kein Mutant sein. Du bist doch so etwas wie ein Mutant, Max, nicht wahr?«

»Ja, bin ich.«

»Aber damals, als du mir das Leben gerettet hast, warst du das noch nicht.«

»Ich erwähnte es bereits: Es ist einiges passiert seitdem, und ich war in den geheimen Labors des Konzerns Mafia. Die haben mich radikal verändert. Bitte frage mich nicht nach Einzelheiten.«

Ken schüttelte den Kopf. »Nein, keine Sorge.« Er trat vor und klopfte Max Nergaard kameradschaftlich auf die Schulter. »Wir stehen alle in deiner Schuld, Max«, sagte er ernst. »Ich hoffe, dass ich mich für deinen Einsatz für die Crew und damit für das Schiff eines Tages erkenntlich zeigen kann.«

»Ich habe Zeit und kann warten«, antwortete Max Nergaard und lachte. »Im Übrigen hätte das jeder an meiner Stelle getan. Ich war in der glücklichen Lage, helfen zu können – und das geschah ja nicht völlig uneigennützig, wie du dir denken kannst.«

»Na, trotzdem!« Ken schüttelte bewegt den Kopf. »Vielleicht werden wir eines Tages erfahren, was wirklich im Einzelnen passiert ist. Aber zuerst einmal müssen wir das hier überleben. Mal was anderes: Du hast erwähnt, dass Xybrass dich auf den Gensammler gebracht hat, damit du auf diese Weise zu uns stößt? Woher wusste Xybrass, was geschehen würde?«

Max zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Er hat mich nicht in seine Pläne eingeweiht, falls du das meinst. Ich wusste auch so gut wie nichts über den Re-na-xerv-Sektor und eure Mission. Tanya hat es mir erklärt, noch auf dem Sammlerschiff, ehe wir dieses verließen, um zur CHAMÄLEON zu gelangen.«

»Eigentlich kann das nur bedeuten, dass Xybrass und Peris, wie sich das prupperische Mysterium in der verbotenen Zone der Prupper-Galaxie selber nennt, irgendwie gemeinsame Sache machen. Zumindest müssen sie in Verbindung stehen.«

»Er hat nichts von einem Mysterium erwähnt. Es ist das Erste, was ich davon höre – zumindest in einem solchen Zusammenhang. Tanya hat zwar erwähnt, dass ihr…«

Ken winkte mit beiden Händen ab. »Ach, egal. Du bist jetzt hier und gehörst zur Besatzung.«

»Nun, ich finde, wir sitzen im wahrsten Sinne des Wortes im selben Boot, und damit gibt es wesentlich mehr, was uns verbindet, als was uns trennt. Zumal die alten Konzerne auf der Erde sowieso nicht mehr bestehen und es keinerlei Grund für irgendwelche weitere Rivalitäten im Namen dieser Konzerne mehr gibt. Schließlich haben wir hier und jetzt ein erklärtes gemeinsames Ziel: zu überleben!«

Da meldete sich auf einmal Cha: »Es gäbe noch etwas.«

Ken wandte den Kopf. Wie war es möglich, dass Cha auf einmal … kleinlaut klang? Eigentlich war er doch mit seiner künstlichen Stimme nicht unbedingt in der Lage, solche Nuancen zu produzieren. Warum sollte er auch?

»Ja?«, erkundigte er sich knapp.

»Noch vor der Transition hat jemand an Bord mit dem Hypersender der CHAMÄLEON, der ja nur in diesem Paralleluniversum funktioniert, einen verschlüsselten und besonders abgesicherten Funkspruch abgestrahlt und danach alle Aufzeichnungen und sonstigen Hinweise darüber in meinen Speichern gelöscht! Durch den Transitionsschock wurde diese Löschung teilweise wieder aufgehoben, sonst wäre die Manipulation von mir jetzt, im Nachhinein, nicht mehr bemerkt worden. Die Sendung erfolgte unmittelbar vor der Transition, als Rotnem, Max Nergaard und Tanya Genada bereits sich hier in der Zentrale befanden.«

»Wie bitte?«, entfuhr es Max Nergaard entrüstet. Er fühlte sich unmittelbar angesprochen, denn er war ja gewissermaßen neu hinzu gekommen. Und dann schaute er Ken Randall an.

Dieser hatte im Moment keine Augen für ihn. Eine steile Falte war auf seiner Stirn erschienen.

»Irrtum ausgeschlossen?«

»Ja!«

»Und was ist mit dem Absender, was mit dem Inhalt dieses Funkspruchs?«

»Leider unbekannt. Das bleibt gelöscht.«

»Keinerlei Erkenntnisse also darüber, wer als Absender infrage kommt?«

»Jemand aus der Crew…?«

»Ja, das habe ich begriffen, Cha. Nun, diese Angelegenheit bleibt unter uns.« Er warf einen Blick auf Max Nergaard. »Einverstanden, Max? Und schau nicht so betroffen. Du bist unverdächtig. Wie hättest du einen solchen Funkspruch überhaupt absetzen können? Wir waren alle gemeinsam in der Zentrale. Es ging ja sowieso drunter und drüber. Und weißt du überhaupt, wie man den Hyperfunk bedient? Überdies verschlüsselt und besonders gesichert – und dann auch noch sämtliche Hinweise darauf löscht, und das sogar in Rekordzeit?«

»Natürlich nicht!«, betonte Max Nergaard.

Dann runzelte auch er die Stirn. Wenn er die Situation richtig einschätzte, dann musste in der Tat davon ausgegangen werden, dass sich an Bord der CHAMÄLEON eine Art Verräter befand. Was gedachte Ken Randall dagegen zu tun?

Dieser hegte einen Verdacht, den er allerdings für sich behielt: Rotnem! Außer denjenigen, die sich die ganze Zeit über in der Zentrale befunden hatten und durchaus in der Lage gewesen wären, einen solchen Funkspruch ausreichend vorzubereiten, hätte nur Rotnem es vermocht. Vielleicht vorbereitet, ehe er das Schiff überhaupt verlassen hatte? Und dann hatte er mit seinen besonderen kybernetischen Möglichkeiten rechtzeitig auf den Hyperfunk zugegriffen? Aber an wen hätte er verraten sollen, was sie soeben im Begriff gewesen waren zu tun?

Da gab es für Ken Randall nur einen möglichen Adressaten: Wiederum Peris, wie sie das sogenannte prupperische Mysterium genannt hatten. Von diesem hatten sie ja gewissermaßen den Auftrag bekommen, der sie letztlich hierher geführt hatte. Und Peris hatte ihnen Rotnem mitgeschickt. Denselben Rotnem, der jetzt für alle tot war. Außer für Max Nergaard, der aus welchen Gründen auch immer noch Hoffnung auf seine Reaktivierung hatte.

Wer hätte ihn in diesem Zustand dazu befragen können?

Aber vielleicht barg dieser »Verrat« ja sogar so etwas wie eine Hoffnung für sie?

Ken Randall suchte den Blick von Max Nergaard. Dieser ahnte nichts von den Gedanken, die sich hinter seiner Stirn jagten. Als Mutant war er sicherlich auch Telepath, aber irgendwo hatte Ken Randall einmal gelesen, dass auch Telepathen nicht so ohne Weiteres Gedanken lesen konnten.

»Stimmt das eigentlich?«, fragte er geradeheraus. »Dass auch Telepathen wie du nicht so einfach die Gedanken von normalen Menschen lesen können?«

Max Nergaard nickte überrascht. »Ja, das stimmt, aber wie kommst du ausgerechnet jetzt auf so eine Frage?«

Ken Randall winkte ab.

»Ach, nicht so wichtig.« Er hob seine Stimme: »Ich kümmere mich zunächst darum, die Ortungssysteme wieder auf Vordermann zu bringen, und brauche dazu deine Hilfe, Cha.«

In Gedanken fügte er hinzu: Und wenn erst mal wieder Rotnem auf Vordermann ist, wird er sich selber um dich kümmern, denn Funktionsstörungen bei einem Bordgehirn sind ein kaum zu unterschätzendes Risiko. Aber erst, wenn das mit dem heimlichen Funkspruch geklärt ist…

 

3

 

Ungefähr zur gleichen Zeit auf dem Wüstenplaneten, auf den die CHAMÄLEON gezwungenermaßen zuflog, ohne dass die Besatzung auch nur etwas davon ahnte – genauso wenig wie Cha, das Bordgehirn:

Unter all den Monstern fiel Par Men Dor, dem seiner eigenen Ansicht nach größten Genmanipulator und Genvirtuosen aller Zeiten, vor allem ein wahrhaft gigantisches Wesen auf, das auf den ersten Blick einer Schlange ähnelte und fast zwanzig Meter lang war. Aber das Wesen hatte an der Unterseite seines glänzenden Schuppenleibes Gehwerkzeuge, auf denen es sich geschickt vorwärtsbewegen konnte, in der Art eines Tausendfüßlers.

Am hervorstechendsten waren allerdings die drei Köpfe, die wie bei einer Hydra angeordnet waren. Mit einer weiteren Besonderheit: Der kleinste der drei Köpfe befand sich mittig und gegenüber den anderen leicht nach hinten versetzt und wurde von drei Augen beherrscht, die wie überdimensionale Rubine wirkten. Die Augen der anderen, wesentlich größeren Köpfe – jeweils nur ein Paar – waren bedeutend kleiner als die drei Augen des Mittelkopfes und mit Lidern versehen, die sich schützend senken konnten.

Diese beiden »seitlichen« Köpfe ähnelten sich stark und wurden beherrscht von sehr großen, breiten Mäulern, die mit messerscharfen Zähnen bewehrt waren.

Der dritte Kopf spielte anscheinend eine beherrschende Rolle. Die anderen Köpfe pendelten hin und her und schützten den dreiäugigen Kopf.

Par konnte dies überdeutlich sehen, denn er schwebte genau darüber, wenn auch nur virtuell, denn er befand sich inmitten einer Hologrammprojektion, die ein perfektes Abbild der Wirklichkeit darbot. Auch Knor Ram Tor, den er abschätzig nur noch KRT nannte, weil er ihn mehr hasste als sonst etwas in diesem Universum, befand sich keineswegs an seiner Seite, denn auch er war nur eine perfekte Projektion.

Par wusste nicht einmal, ob KRT sich überhaupt persönlich in der Anlage befand. Als all die Monster aus der Anlage von KRT hierher transportiert worden waren, war das natürlich total abgeschottet und streng geheim geschehen. Vor Beginn des Turniers war nicht feststellbar, welche Monster überhaupt antreten würden. Das war im Regelwerk ganz klar festgelegt. Und ob der Herr dieser Monster, eben KRT, persönlich mitgekommen war oder nicht: Wie hätte der Gastgeber das herausbekommen können? Zumal er einen garantiert unüberwachten Sektor seiner Anlage, in unmittelbarer Nähe der Arena, dem Herausforderer hatte zur Verfügung stellen müssen. Und KRT hatte von den Geheimhaltungsmöglichkeiten fleißig Gebrauch gemacht, wie es zu erwarten gewesen war. Es konnte ergo auch sein, dass er in seiner eigenen Anlage geblieben war, um aus der Ferne das Spektakel in der Arena zu beobachten und dabei natürlich auch die Reaktionen von Par auf seine Kreationen. Denn der Tausendfüßler war eine Genkreation der besonderen Art. Eine wahre Meisterleistung von KRT, wie Par unter normalen Umständen hätte zugeben müssen.

»Zurzeit sogar meine Lieblingsschöpfung!«, erläuterte Knor Ram Tarr überheblich, um seinen Kontrahenten noch mehr zu provozieren. »Sie allein genügt bereits, um mindestens ein Dutzend deiner eigenen und überaus kläglichen Insektrons hinwegzuputzen, als wären sie nur Dreck, mein Lieber PMD.«

PMD? Hatte ihn KRT soeben abfällig PMD genannt? Konnte eine Beleidigung größer sein? Ja, nämlich indem KRT dafür sorgte, dass er dieses Testturnier der Insektrons verlor!

Par tat jedoch so, als hätte er es gar nicht gehört. Seine sechs überlangen, dünnen Beine ließen ihn sowieso ständig zittern. Also fiel es gar nicht auf, wie nervös er tatsächlich war.

Leider konnte man dieser Riesenschnecke mit dem dicken Panzer auf dem Rücken namens KRT nicht ansehen, welche Gefühle sie beherrschten. Aber anhören, denn jedes einzelne Wort wurde telepathisch verstärkt. Zwar waren die San-dir-umer nicht in der Lage, gegenseitig ihre Gedanken zu belauschen, aber ihre Telepathie war für Kommunikationszwecke äußerst praktisch. Dabei wurden auch Gefühle deutlich, auf empathische Weise.

Das war der Hauptgrund, wieso Par es vorzog, sich im wahrsten Sinne des Wortes bedeckt zu halten. Er richtete nur kurz eines seiner Sehorgane auf KRT, dessen bewegliche Einheiten auf dem dicken Panzer den Eindruck erweckten, als säße auf dem Schneckenleib ein riesiges Insekt, wie ein Parasit. Er fand die Erscheinung einfach nur widerlich! Seiner Meinung nach musste die ideale Form immer auch filigran erscheinen, so wie beispielsweise er selber, Par Men Dor.

Dann richtete er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen in der Arena, die sich ja innerhalb seiner eigenen Anlage befand. Dazu hatte er KRT eben ermöglichen müssen, Zugang zu erhalten. Nicht nur für die Insektrons, die er in den Kampf schicken wollte, sondern natürlich auch für ihn selber und für eventuelle Helfer. Das gehörte zu den Rahmenbedingungen bei einem Testturnier, gegen die sich Par nicht hatte stellen können. Ja, genau deshalb wusste er nicht, ob KRT tatsächlich persönlich anwesend war oder nicht, auch wenn ihn diese fehlende Information mächtig wurmte.

Der Tausendfüßler war typisch für KRT, wie Par fand. Die Ausgeburt der Unästhetik, wenngleich zu befürchten war, dass er sich in der Tat als ziemlich kampfstark erweisen würde.

Die Tausendfüßler-Hydra preschte vor, begleitet von kleineren Monstern, die Par jetzt erst so richtig auffielen und die sie regelrecht umschwirrten, wie um ihr Flankenschutz zu bieten.

Aha?, dachte Par. Dann scheint dieses Monstrum tatsächlich so etwas wie eine Schwachstelle zu besitzen, sonst wäre ja ein zusätzlicher Schutz in dieser Art gar nicht nötig…

Seine eigenen Insektrons verließen jetzt ebenfalls ihre Deckung. Die Hydra hatte sie ohnedies längst entdeckt. Als wäre sie mit den drei Augen ihres zentralen Kopfes in der Lage, durch Materie zu schauen!

Sogleich ging das Monstrum in Angriffsposition.

Durch dieses aggressive Gebaren wurden die Insektrons des Gastgebers Par automatisch in die Verteidigungsposition gezwungen.

Gar nicht gut ist das! Gar nicht gut!, dachte Par zerknirscht.

»Meine Kreation ist längst patentiert!«, erwähnte Knor anzüglich. »Man weiß ja nie…«

Am liebsten hätte Par seine Insektrons nicht auf die Hydra, sondern auf Knor, ihren Schöpfer, gehetzt. Leider war ihm das nicht vergönnt.

Knor konnte es zwar nicht sehen, aber Par hatte durchaus Kontakt zu seinen Insektrons, um sie zu dirigieren, falls er es als erforderlich ansah. Auf technischer PSI-Grundlage, wie er auch seine Laboreinrichtung und eigentlich alles steuerte. Mit Händen ging ja nicht, weil Par Men Dor keinerlei Hände besaß oder auch nur Greifwerkzeuge, die eine ähnliche Funktion wahrnehmen konnten. Sein oberstes Gebot bei einer Genkreation war eben Ästhetik und nicht Funktionalität. Außer natürlich bei seinen Insektrons. Da erlaubte er sich auch Kampffähigkeiten – zwangsläufig. Sonst wäre er nicht der derzeit nach wie vor erfolgreichste Insektron-Schöpfer im gesamten Reich San-dir-um gewesen.

Ja, derzeit, nämlich bis heute!

Wobei allerdings sein verhasster Konkurrent KRT dabei war, ihm diesen Rang mehr und mehr streitig zu machen. Genau daher rührte ja auch Pars tödlicher Hass!

Trotz alledem, was er selber strategisch durch steuernde Eingriffe dazu beitragen konnte: Sinn eines jeden Testkampfes war ja in erster Linie, die Kreationen von Insektrons möglichst selbständig handeln zu lassen. Aber die modifizierten Gehirne waren ziemlich primitiv, gemessen an dem, was technisch möglich gewesen wäre. Das war Absicht, um für alle gleiche Grundbedingungen zu schaffen. Denn so kam es in allererster Linie wirklich nur auf die körperlichen Eigenschaften der Monster an.

Aber Par hatte längst beschlossen, die Regel zu verletzen. Er hatte keine andere Wahl. Er musste eingreifen und verbotenerweise dirigieren – und dabei hoffen, dass es nicht herauskam. Nun, Knor würde es sicher nicht bemerken. Schließlich war dies hier für Par ein »Heimspiel«.

Und da mache ich die Regeln!, dachte Par grimmig. Das war ja genau der Grund, wieso er von seinem Recht Gebrauch gemacht hatte, das Turnier in einer eigenen Arena stattfinden zu lassen. Schließlich war er der Herausgeforderte. Deshalb hatte er wählen dürfen. Er hatte gewählt, obwohl er damit seinen schlimmsten Feind sich sozusagen ins eigene Haus hatte einladen müssen. Allerdings hatte er darin keinerlei Risiko gesehen. Seiner Meinung nach war KRT sowieso völlig unfähig, auf der ganzen Linie, in jeglicher Beziehung. Dass er inzwischen so überaus erfolgreich war mit seinen Insektrons, war sicherlich reines Glück und hatte mit Können nicht das Geringste zu tun. Jedenfalls seiner Meinung nach…

Par wies per Gedankensteuerung seine Insektrons an, sich blitzschnell zu teilen und die Hydra in die Zange zu nehmen. Von allein wären sie gar nicht auf diese Idee gekommen. Er selber war ja klar im Vorteil, was das betraf, weil er den vollkommenen Überblick hatte von hier oben.

Eine Reihe von kleineren, krebsartigen und mit stahlharten Zangen ausgestatteten Monstern versuchte nun, die Flanken der Hydra zu verteidigen, aber die in versetzter Formation angreifenden Insektrons Pars waren dadurch kaum aufzuhalten.

Par hatte sie anhand ihrer unterschiedlichen Fähigkeiten angeordnet: Auf ein bulliges Insektron folgte jeweils eines mit großer Sprungfähigkeit. Während dann das bullige wie ein Bulldozer auf Beinen einen Angreifer attackierte, sprang das andere über den Gegner hinweg und griff ihn von hinten an.

Das funktionierte tadellos, wie er jetzt feststellte, aber Par konnte dennoch nicht den Schatten eines Triumphes verspüren, denn dies hier war schließlich erst der Auftakt des Kampfes, das erste Vorgeplänkel. Es stand ihm und vor allem seinen Insektrons noch einiges bevor.

Den ersten Vorgeschmack dafür bekam Par, als seine Insektrons die Verteidigerfronten durchbrochen hatten. Sie befanden sich nun rechts und links der Hydra, also in den seiner Einschätzung nach besonders gefährdeten Flanken. Die sprungfähigen Insektrons, die wie überdimensionierte gepanzerte Flöhe wirkten, wollten die Hydra anspringen, um ihre Zähne und Klauen in ihren Leib zu schlagen. Aber da teilten sich die beiden seitlichen Köpfe der Hydra und zuckten rechts und links an dem monströsen Leib vorbei. Ihre Hälse waren dabei wie Teleskope, die sich beinahe beliebig verlängern konnten.

Jeder der Köpfe hatte sich ein Opfer ausgesucht, und die Angreifer wurden noch im Flug geschnappt.

Par hörte über die Mikrofone das Krachen und Bersten von Chitin. Grünes Blut spritzte meterweit. Die Köpfe der Hydra saßen auf Hälsen, die sich nicht nur beinahe beliebig verlängern konnten, sondern mehr Kraft besaßen, als Par jemals vermutet hätte. Sie schleuderten die Kadaver der totgebissenen Insektrons im hohen Bogen davon.

Pars Kampf-Käfer kamen. Sie zogen ihre Köpfe ein, um sich auf diese Weise zu schützen, und ließen unter ihren schützenden Panzern meterlange Stacheln hervorschnellen. Damit wollten sie die Hydra attackieren.

Dadurch, dass jeder Kopf der Hydra eigene Augen hatte, wurde ein einmal anvisiertes Ziel nicht mehr verfehlt. Die Köpfe zuckten blitzschnell vor und bissen zu.

Es stellte sich heraus, dass nicht nur ihr eigener Panzer, der sie gegen die Stacheln schützte, sondern vor allem ihr Gebiss allem überlegen war, was Par jemals erlebt und gesehen hatte: Sie durchbrachen selbst den dicken Chitinpanzer der Käferartigen und rissen große Stücke heraus, bis sie endlich blankes Fleisch erreichten. Dort bissen sie hinein, so dass das grüne Blut ein weiteres Mal hoch aufspritzte.

Doch damit nicht genug: Sie bissen immer wieder zu und begannen, die Käferartigen systematisch zu zerfetzen, während diese gotterbärmliche Schreie ausstießen, bevor sie ihr Leben endgültig aushauchten.

Jeden Tod eines eigenen Insektrons empfand Par wie körperlichen Schmerz. Er schaute in ohnmächtiger Verzweiflung zu, wie seine Insektrons systematisch von der Hydra zerfetzt wurden.

Zwar hatte er es geschafft, den gesamten Flankenschutz der Hydra zu vernichten – sogar spielend –, aber es hatte absolut nichts gebracht. Knor hatte ihn an der Nase herumgeführt. Er hatte Par mit dem Flankenschutz vorgegaukelt, die Flanken der Hydra seien Schwachstellen. Und jetzt kostete Knor seinen Triumph in einem Maße aus, dass Par am liebsten die Holo-Konferenz abgeschaltet hätte. Aber das hätte seine Schmach nur noch vergrößert.

Am Ende war die Hydra allein. Es gab keinerlei Angreifer mehr. Die Köpfe pendelten hin und her und hielten gierig, wenngleich vergeblich, nach weiteren Opfern Ausschau.

Die Hydra war über und über mit grünem Blut besudelt. Aus den aufgesperrten Rachen zuckten schlangengleich Zungen und begannen, das grüne Blut zu lecken.

Die drei Augen des beherrschenden Kopfes glotzten, und Par hatte den Eindruck, dass sie ihn beobachteten.

»War das etwa schon alles an Verteidigung?«, erkundigte sich Knor in seiner anzüglichen Art. »Das wäre ja mehr als nur dürftig.«

»Nein, natürlich war das noch nicht alles!«, versuchte Par aufzutrumpfen, was natürlich kläglich misslang. Er fuhr dennoch fort: »Dies war das Scharmützel in der Wüstenei. Das ist ja nur ein Teilbereich meiner wahrlich monumentalen Arena. Hast du etwa übersehen, dass diese Arenasphäre zu einem weitaus größeren Teil aus Dschungel besteht?«

Was willst du darin mit deiner blöden Hydra schon ausrichten?, fügte er in Gedanken hinzu.

Aber Schadenfreude wollte dabei dennoch kaum aufkommen. Dafür hatte er zu viele seiner geliebten Insektrons bereits verloren – und vor der trotz allem zu befürchtenden Niederlage zu viel Angst. Auch wenn er sich bemühte, diese nicht allzu deutlich werden zu lassen.

»Kein Problem!«, versprach Knor indessen großkotzig. »Selbst wenn du auch diesmal wieder zu unfairen Mitteln greifen solltest.«

»Wie soll ich denn das nun wieder verstehen?«

»Das weißt du ganz genau. Du hast den Angriff auf meine Hydra-Kreation strategisch von deinem Logenplatz aus gesteuert, und das ist verboten, wie du weißt!«

»Also, das ist doch … Eine solche Unverschämtheit ist mir ja noch niemals…«

»Reg dich wieder ab, mein lieber PMD.«

»Ich bin nicht dein lieber PMD!«

»Und spar dir deine Emotionen für nachher auf, wenn deine nächsten Insektrons von meiner Kreation zerrissen werden! Es wird mir übrigens ein ganz besonderes Vergnügen sein. Und deine verbotene Einmischung brauche ich sowieso nicht nachzuweisen. Das will ich ja nicht einmal. Warum sollte ich auch? Meine Insektrons – und vor allem meine Hydra! – sind deinen kläglichen Monstereinheiten sowieso haushoch überlegen. Da kannst du auch mit deinen Mogeleien keine Niederlage verhindern.«

Abwarten!, dachte Par, um sich selber Mut zu machen, aber dieser Mut wollte und wollte nicht aufkommen.

Verflucht, warum nur hat mich mein Sammlerraumschiff so schmählich im Stich gelassen? Das ist eine komplette Dauerkatastrophe! Lieber will ich sterben als alles zu verlieren, wofür ich gelebt habe. Und wenn alle meine Insektrons vernichtet werden, möchte ich selber auch nicht mehr länger leben!

Ein schlimmer Entschluss, bei dem natürlich nicht feststand, ob er jemals zum Vollzug kommen würde. Vielleicht war er ja auch nur aus der gegenwärtigen Situation geboren – ohne Aussicht auf Vollzug?

Er ahnte nicht, dass sein Gensammler schon im Anflug war. Wenngleich zumindest für dieses Turnier hier wesentlich zu spät und außerdem dermaßen beschädigt, dass er sich nicht einmal anmelden konnte…

 

4

 

Nachricht aus dem Medobereich:

Dr. Janni van Velt meldete, dass Rotnem in der Tat nicht tot war! Es gab in seinem kybernetischen Anteil offensichtlich eine Art Sicherheitsschaltung. Bevor die Kybernetik komplett ausfiel, wurde der organische Anteil in eine Art Kryonschlaf versetzt.

Eigentlich genial, und Max Nergaard brauchte sich keinen Vorwurf zu machen, dass er an eine solche Möglichkeit nicht gedacht hatte. Für ihn war das alles sowieso vollkommen fremd. Das Letzte, was er von einer technischen Zivilisation mitbekommen hatte, waren die Laboreinrichtungen von Mafia gewesen, und wie hätte er die mit irgend etwas vergleichen können, das ihm hier begegnete?

Er befürchtete, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, ehe er sich daran gewöhnt hatte.

Und wie stand es mit Ken Randall und seinen Gefährten?

Max stellte eine diesbezügliche Frage, die prompt beantwortet wurde: »Als uns Xybrass das Schiff übergab, unterzog er uns alle einer Hypnoschulung. Ich wundere mich, dass er das bei dir anscheinend unterlassen hat.«

»Ich mich allerdings auch!«, brummte Max Nergaard zerknirscht und betrachtete all diese fremdartigen Anzeigen, die teilweise einen ziemlich archaischen Eindruck machten. Nichts von alledem wurde von Ken Randall berührt. War es für Notfälle gedacht, bei einem Ausfall der übergeordneten Systeme? Ken jedenfalls plauderte wie beiläufig mit Cha, betätigte auch mal etwas, das einer Tastatur ähnelte … Ansonsten blitzten irgendwelche Anzeigen auf – Max nahm zumindest an, dass es sich um so etwas wie Anzeigen handelte –, flimmerten irgendwelche verwirrenden Muster über Bereiche, in denen es vorher überhaupt keine Monitore gegeben hatte – waren das Projektionen von einer Art Tabellengraphik? – und wurden Begriffe gemurmelt, die nicht danach klangen, als habe sie jemals zuvor eines Menschen Ohr vernommen.

Er fragte sich bereits, was er eigentlich hier zu suchen hatte.

Dann meldete sich Janni erneut, um mitzuteilen, dass es zurzeit nicht möglich war, den Zustand, in dem sich Rotnem befand, auch nur im Geringsten zu verbessern. Nach wie vor war der Kyborg dem Tode näher als dem Leben. Dabei fragte sie auch, wie weit Ken denn eigentlich mit seiner Arbeit gekommen war.

»Keinerlei Ergebnis!«, gab dieser unumwunden zu. »Das heißt: Ich versuche natürlich, die Ortungseinheiten zu aktivieren. Das gelingt nur zu einem äußerst bescheidenen Teil. Zumindest verraten sie mir, dass wir uns nach wie vor im Schlepptau des Gensammlers befinden. Nicht direkt jedoch, sondern mittelbar, indem ich feststelle, dass jenes Kraftfeld, das die CHAMÄLEON an den Gensammler bindet wie ein superstarker Traktorstrahl, noch vorhanden ist. Ganz unverändert sogar. Also sind wir ganz nahe dran an dem Gensammler, so dass wir sozusagen zu Fuß übersetzen könnten – falls wir das wollten.«

»Ja, wollen wir denn?«, erkundigte sich Janni bang.

»Nein, natürlich nicht. Wieso auch? Es sieht nicht danach aus, als würde uns irgendeine Gefahr durch den Riesenraumer drohen. Wir sind nur nahe bei ihm. Wenn er etwas gegen uns unternehmen wollte, wäre das sicherlich längst feststellbar. Allerdings wissen wir nicht, welchen Kurs er fliegt. Nicht einmal, ob es überhaupt einen sinnvollen Kurs gibt. Vielleicht sind dort drüben ebenfalls sämtliche Systeme ausgefallen? Vielleicht gibt es kein funktionierendes Biogehirn mehr, so dass der Kugelraumer völlig steuer- und orientierungslos ist? Vielleicht stürzt er soeben in irgendeine Sonne, was wir frühestens dann mitbekommen werden, wenn es unerträglich heiß hier an Bord wird.«

»Nette Aussichten!«, kommentierte Janni, und Tanya, die sich nach wie vor bei ihr befand, mischte sich ein: »Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich die Sonne nicht unbedingt mag?«

»Ich auch nicht«, brummte Ken, »zumindest nicht in einem solchen Zusammenhang.«

Max lachte humorlos, als Einziger über die lahmen Späße der beiden.

Ken schaltete die Verbindung zur Medostation wieder ab und arbeitete weiter.

»Ich hätte da einen Vorschlag«, meldete sich Max vorsichtig zu Wort.

»Vorschlag? Etwa technischer Art?« Kens Skepsis war durchaus nachvollziehbar, auch für Max.

»Nein, natürlich nicht!«, stellte er deshalb sogleich klar. »Ich könnte mit Cha rein telepathisch in Kontakt bleiben, während ich … aussteige!«

Ken schaute ihn überrascht an. »Aussteigen? Etwa, um von außen die Ortungssensoren …?« Er starrte Max an. »Ja, sicher, das wäre durchaus eine Möglichkeit, aber …« Er nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Du hast keinerlei Ahnung davon. Würde es genügen, wenn du mit Cha sozusagen in telepathischer Verbindung bleibst?«

»Das käme ganz einfach auf den Versuch an«, meinte Max und fügte per Gedankenkontakt hinzu: »Nicht wahr, Cha?«

»Durchaus!«, gab dieser auf gleichem Wege zurück.

»Telepathische Bildübertragung!«, kündigte Max an und konzentrierte sich auf seine Umgebung. »Siehst du jetzt, was meine Augen sehen?«

»Ja, in der Tat!«, bestätigte Cha.

War es möglich, dass er damit das Bordgehirn genauso überraschte wie Ken Randall? Laut sagte er: »Es funktioniert einwandfrei, Ken. Also keine Sorge. Obwohl ich keinen Schimmer von der hier verwendeten Technik habe, wird es gemeinsam mit Cha wohl klappen. Ich hoffe nur, seine Kapazitäten reichen inzwischen für eine solche Maßnahme aus.«

»Ich denke ja«, meldete sich Cha jetzt auch akustisch.

»Wie, ich denke ja?«, regte Ken Randall sich prompt auf. »Was ist das denn für eine Aussage? Bist du nun schon so weit oder nicht?«

»Das kann ich erst mit Sicherheit sagen, wenn sich Max Nergaard vor Ort befindet, also draußen!«, verteidigte sich Cha.

Ken winkte mit beiden Händen ab. »Na, egal. Von mir aus habt ihr jedenfalls grünes Licht. Ähm, brauchst du noch einen Raumanzug?«

»Der würde mich unnötig behindern.«

Ken Randall schüttelte fassungslos den Kopf. »Was ist nur aus dem Max geworden, den ich damals gekannt habe?«

»Der starb gewissermaßen in den geheimen Labors von Mafia«, meinte Max und ließ sich nicht anmerken, was er dabei fühlte. »Das heißt, es wurde ein neuer geboren: Der, der jetzt vor dir steht. Und es ist besser, wenn du dich nicht nur an meine Möglichkeiten gewöhnst, sondern auch erkennst, wie nützlich sie sein können, auch für dich.«

»Ja, ja, ist ja schon gut. Ich wollte das keineswegs kritisieren, Max. Da hast du was völlig falsch verstanden. Aber…«

»Vielleicht denkst du auch mal darüber nach, dass du auch nicht mehr derselbe bist wie damals, Ken!«

»Wie? Was soll das denn wieder heißen?«

Max dachte an die Worte von Xybrass, dass er dieses Thema tunlichst vermeiden sollte. Und er erinnerte sich vage an seinen Traum vor dem Erwachen hier auf dem Schiff, nach dem fatalen Sprung durch das Schwarze Loch, gebunden an den Gensammler…

»Vergiss es ganz einfach, Ken. Es tut mir leid, wenn ich damit versucht habe, deine Aussage zu relativieren…«

»Schon gut, mach jetzt, dass du hinaus kommst! Wer weiß, wie dringlich das ist.«

Max winkte ihm grüßend zu und ging nach vorn, zur ersten Notausstiegsluke mit Schleusenfunktion, die er unmittelbar von der Zentrale aus erreichen konnte.

Ken rief ihm hinterher: »Wichtig ist auch, ob die Chamäleonfunktion noch aktiviert ist! Das nutzt uns zwar nichts gegenüber dem Gensammler, weil der die CHAMÄLEON immer noch mit seinem Kraftfeld fesselt, aber wenn sich ein anderes Schiff nähern würde…«

Er hatte keine Ahnung, ob Max den Rest überhaupt mitbekommen hatte, denn hinter diesem schloss sich bereits das Schott.

Max ging durch den kurzen Gang, wobei er der künstlichen Schwerkraft auf Grund seiner negativen Erfahrungen nicht so ganz traute, weshalb er besonders aufmerksam blieb, und erreichte die Notausstiegsluke.

Hinter ihm schloss sich eine Sekunde später die Schleuse. Die Luft wurde abgepumpt, während sich sein bodenlanger »Mönchsumhang« in eine Art zweite Haut verwandelte. Über den Augen blieb diese zweite Haut durchsichtig. Der Symbiont schützte ihn jetzt perfekt gegen das Vakuum draußen.

Zu atmen brauchte Max nicht unbedingt. Er lebte sozusagen von den Energien, die in seinem Innern tobten. Xybrass hatte ihm erklärt, dass er in seinem Innern so etwas wie ein Mini-Weltraumtor war, das ihn mit dem Äthermorph verband, dem eigentlichen Universum, in das alle Universen eingebettet sind, auch das eigene und natürlich auch dieses Paralleluniversum, in dem er sich zurzeit befand.

So ganz hatte Max das zwar nicht begriffen, aber das war eigentlich auch unerheblich. Die praktische Anwendbarkeit war sowieso viel interessanter, vor allem auch, dass es nicht schlechter funktionierte als in seinem Heimatuniversum.

Die Wissenschaftler in den geheimen Labors von Mafia hatten keine Ahnung gehabt, was sie Max mit ihren Manipulationen antaten, und Max war ihnen inzwischen nicht mehr gram darum. Er musste zugeben, dass er seine Überlegenheit teilweise regelrecht auskostete. Vor allem seit er so erfolgreich auf Phönix gekämpft hatte, in einer Umgebung, die einem Fantasy-Epos entliehen zu sein schien…

Endlich konnte er aussteigen.

»Ich brauche keine künstliche Schwerkraft hier draußen!«, sagten seine Gedanken zu Cha.

»Die könnte ich momentan sowieso nicht erzeugen«, kam die lapidare Entgegnung.

Max sah sich um und ließ das Biogehirn des Schiffes daran teilhaben. »In der Tat, die Chamäleonfunktion ist aktiviert. Das Schiff ist praktisch unsichtbar, außer eben für den Gensammler. Nicht nur, weil dieser sich so nah befindet.«

Und der befand sich tatsächlich sehr nah. Genauer: Max stand, von seinen eigenen PSI-Kräften auf der Oberfläche gehalten, direkt über der Zentraleneinheit inmitten der CHAMÄLEON, die von dem Kugelraumer regelrecht huckepack genommen worden war. Ob sie den Kugelraumer dabei berührte, konnte er aus seinem Blickwinkel nicht feststellen. Dazu hätte er sich am Rand des Schiffes befinden müssen, das im Übrigen annähernde Diskusform besaß. Allerdings ein Diskus mit ovaler Grundform, bei dem die hintere Spitze komplett fehlte. Dort gab es einen halbovalen Einschnitt, so dass zwei Flügelarme entstanden. An ihren Enden saßen die Sublichttriebwerke. Max wusste dies nur, weil Cha ihm einen entsprechenden Gedankenimpuls gönnte. So ganz unwichtig war das nämlich nicht, denn wenn sich das Schiff aus dem Fesselfeld des Gensammlers lösen wollte, spielten die Sublichttriebwerke vielleicht eine wahrhaft treibende Rolle.

Max schaute zum linken Rand des Schiffes hin. Der Kugelraumer unterhalb war wie ein winziger, wenngleich künstlicher Planet.

»Vielleicht sollten wir erst einmal sehen, ob die vier Turboschächte für Sonden und Torpedos an der Spitze in Ordnung sind«, schlug Cha vor. »Ich weiß zwar nicht, wie ich Zugriff darauf erhalten soll, aber es wäre wichtig zu erfahren, ob sie zumindest einigermaßen heil geblieben sind.«

Wortlos stapfte Max Nergaard los. Es war eine gehörige Strecke, zumindest zu Fuß. Er kam zuerst an der zweiten Notausstiegsluke und dann an einem der Kombigeschütze für Narkose und Schock vorbei.

»Halt!«, bat Cha. »Könntest du da mal genauer hinschauen?«

Max tat es, wobei Cha ihn leitete. Zwar verstand Max nicht, was er da überhaupt tat, aber Hauptsache, es nutzte etwas.

Lange dauerte es ohnehin nicht. »Auch hier kann ich Entwarnung geben: Alles in Ordnung. Ich habe nur leider immer noch keinen Zugriff darauf. Das könnte man vergleichen mit einem Menschen, dessen Gliedmaße gelähmt sind.«

»Wo sind eigentlich die Sensoren?«, erkundigte sich Max.

»Sie befinden sich in den Lamellenstrukturen der nach hinten zeigenden Seitenflügel. Damit müssen wir uns später beschäftigen. Falls es gelänge, eine der Sonden zu aktivieren, die sich vorn befinden und die du vielleicht über die Turboschächte erreichst, würde uns das momentan mehr nutzen.«

»Nun, wenn du der Meinung bist …« Max ging einfach weiter.

»Nur zur Information: Die Lamellenstruktur ist nicht nur quasi passive Ortungsantenne, sondern gleichzeitig auch Andockhalterungen.«

»Aha?«, machte Max, nur halbwegs interessiert.

Er kam am Projektor für den MBH-Antrieb vorbei und erreichte die vorderste Spitze der CHAMÄLEON. Dort schaute er hinab.

Tatsächlich, die CHAMÄLEON saß huckepack auf dem Gensammler, wie ein Insekt auf einer übergroßen Frucht.

Max spürte das unsichtbare Kraftfeld, das die CHAMÄLEON fesselte, aber dieses Kraftfeld hatte ansonsten keinerlei Auswirkungen auf ihn.

Bei dieser Gelegenheit lauschte er in sich hinein, um festzustellen, inwieweit sich die Störfelder reduziert hatten, die seit dem Sprung durch das Schwarze Loch in den Rena-xerv-Sektor das Schiff heimsuchten. Sie waren immer noch da, auch außerhalb, wie er zweifelsfrei feststellen konnte, und sie suchten auch den Riesenraumer heim – diesen vielleicht sogar noch mehr als die CHAMÄLEON.

Er schaute an der metallisch glänzenden Hülle des Kugelraumschiffes entlang und versuchte dabei zu erraten, ob das Schiff im Inneren tatsächlich so tot war, wie es von außen aussah. Zwar hatte er mit seinen PSI-Sinnen einige Möglichkeiten, doch das konnte er damit nicht herausfinden.

Er ließ sich vor der Spitze des Schiffes weisungsgemäß nach unten schweben, bis er sich genau vor einem der vier Turboschächte befand. Die Chamäleonfunktion machte diesen praktisch unsichtbar, und Cha hatte keinen Einfluss darauf. Wie sollte Max also auf diesem Weg in den Schacht gelangen?

Er berührte die Schicht aus Nanorobotern mit seinen Händen. Dabei bemühte er seine PSI-Sinne, um Einfluss auf die Nanoroboter zu nehmen.

Sinnlos! Es funktionierte nicht.

»Ich fürchte, wir müssen von innen versuchen, die Turboschächte zu aktivieren, mit all ihren Möglichkeiten«, meinte Max.

»Das fürchte ich leider auch«, gab Cha erstaunlich menschlich zurück.

Max schüttelte unwillkürlich den Kopf. Das Bordgehirn sorgte immer wieder für Überraschungen. Max musste zugeben, dass er zuvor so etwas niemals für möglich gehalten hätte. Es sah ganz danach aus, als habe Cha tatsächlich ein eigenes Ichbewusstsein, wie ein Mensch. Und er passte sich der Besatzung offensichtlich an.

Aber bewies das nicht auch, dass seine Kapazitäten inzwischen größer geworden waren?

Er verkniff sich eine diesbezügliche Frage, sondern sagte vielmehr: »Und was nun?«

»Wir müssen feststellen, wo wir sind und ob uns eine Gefahr droht«, erinnerte ihn Cha. »Vielleicht kehrst du einfach wieder auf die Oberfläche zurück und schaust dich um? Deine Augen müssen genügen. Das, was sie sehen, kann ich entsprechend auswerten.«

»Nun, wenn du meinst.« Max schwebte wieder empor. »Soll ich vielleicht weiter nach hinten, zu dieser Lamellenstruktur, wie du sie nennst? Vielleicht um zu sehen, ob ich etwas für deren Funktion tun kann?«

»Zwecklos!«, meinte Cha nur.

Und dann stellte sich Max einfach auf den Aufbau hinter dem MBH-Projektor und schaute in die Tiefe des Alls.

Von hier aus war nichts erkennbar von einer Abschottung des Re-na-xerv-Sektors. Hätte er nicht gewusst, dass sie sich mittlerweile innerhalb dieser befinden mussten, wäre es ihm jedenfalls nicht aufgefallen.

Überhaupt konnte er mit dem, was er sah, selber praktisch nichts anfangen. Cha sagte ihm, in welche Richtung er schauen sollte, und er tat es einfach und übermittelte das Gesehene telepathisch an das Bordgehirn.

Schon nach Sekunden gab es das erste Ergebnis, und dieses überraschte Max Nergaard am meisten, mehr noch als Ken Randall, den Cha auch an seinen Erkenntnissen teilhaben ließ:

»Es droht keine unmittelbare Gefahr. Wir befinden uns in einem Sonnensystem. Es gibt mehrere Planeten. Leider liegt die CHAMÄLEON sozusagen im Schatten des Kugelraumers. Das heißt, das Zentralgestirn befindet sich auf der anderen Seite, ist jedoch nicht nah genug, um eine Gefahr zu bilden.«

»Soll ich die CHAMÄLEON verlassen und auf die andere Seite des Kugelraumers gehen?«, erkundigte sich Max.

»Wenn es für dich kein Problem bedeutet…«

»Hast du noch immer nicht begriffen, Cha, dass ich mit so etwas keine Probleme habe? Zwar habe ich keine Ahnung von der hier vorherrschenden Technik, aber dafür arbeiten wir ja zusammen. Und ich werde diesmal nicht zu Fuß gehen. Ich kann Kraftfelder erzeugen, die mich tragen. Sie sind immerhin im Notfall sogar stark genug, um mich zu schützen.«

Ken Randall zeigte sich einverstanden, als Cha ihn auf Max’ Bitten hin fragte.

Max Nergaard schaute zum Horizont, den der Kugelraumer bildete, und überlegte, ob er noch einmal zu teleportieren versuchen sollte. Aber er entschied sich dagegen, weil er es als interessanter sah, dorthin zu schweben.

Es war in der Tat interessant unterwegs, denn er konnte auf seinem Flug die Beschädigungen an der Außenhülle des Gensammlers begutachten. In der Tat waren durch den fatalen Sprung durch das Schwarze Loch noch einige hinzugekommen. Allerdings konnte man aus diesen Beschädigungen erfahrungsgemäß keine Rückschlüsse über den inneren Zustand des Kugelraumers ziehen.

Er erreichte endlich sein Ziel, wobei er vorsorglich im Sichtbereich der CHAMÄLEON blieb – und sah die Sonne.

Die Analyse kam bereits nach wenigen Sekunden: »Das Zentralgestirn hat eine große Ähnlichkeit mit der Sonne Sol. Die Entfernung dahin entspricht etwa der Entfernung des Mars zu seiner Sonne, also rund einhundertachtzig Millionen Kilometer. Das kann ich natürlich nur anhand der Größe schätzen, in der mir die Sonne erscheint. Beide Schiffe, also sowohl der Gensammler als auch die CHAMÄLEON, die nach wie vor an ihn gefesselt ist, nähern sich einem Planeten. Was ich aus dieser Entfernung feststellen kann, ist leider nicht allzu viel. Max, wäre es irgendwie möglich, dass du mit deinen Extrasinnen das Bild sozusagen heranzoomen würdest?«

»Ich kann es versuchen. In welche Richtung muss ich blicken? Der Planet ist noch ziemlich weit weg, wie ich mir denken kann, sonst wäre er mir aufgefallen.«

Cha dirigierte seine Blickrichtung. Max konzentrierte sich auf diesen vergleichsweise winzigen Punkt vor ihm im All.

Tatsächlich. Das war ihm auf Phönix bereits gelungen – und es gelang hier, in diesem Paralleluniversum, ebenfalls. Trotz der Beeinträchtigung durch die Störfelder, die nach wie vor vorhanden waren, jedoch inzwischen extrem abgeschwächt. Und sie schwächten sich sogar immer weiter ab, wie er feststellte.

»Danke, Max, jetzt kann ich mehr sagen. Es handelt sich offensichtlich um einen Wüstenplaneten, nicht gerade einladend für menschliches Leben. Aber dort gibt es womöglich dennoch Aktivitäten intelligenten Lebens. Denn ich erkenne im geostationären Orbit mehrere satellitenartige Gebilde, und außerdem hat es den Anschein, als wolle auch der Gensammler in einen geostationären Orbit einschwenken. Es wird nicht mehr allzu lange dauern, bis er diese Position erreicht hat. Höchstens Stunden.«

»Wie bitte?«, übertrug Max seine Gedanken. »Das konntest du anhand dessen feststellen, was ich gesehen habe? Also, ich habe nichts dergleichen feststellen können.«

»Dir fehlen ja auch die analytischen Möglichkeiten hierfür«, erklärte Cha lapidar.

»Und was werden wir jetzt tun?«

Ken entschied: »Nur abwarten! Der Gensammler scheint zwar kein funktionierendes Biogehirn mehr zu besitzen, aber es gibt offensichtlich so etwas wie eine untergeordnete Rückkehrautomatik, und diese sorgt dafür, dass er die ihm zugewiesene Position einnimmt.«

»Also hatte er diese Position bereits einmal inne?«, wunderte sich Max, dessen Gedanken von Cha an Ken akustisch weitergegeben wurden. »Eine Rückkehrautomatik? Das würde mir durchaus einleuchten. Und ich hoffe, es bleibt uns genügend Zeit, endlich die CHAMÄLEON wieder so flott zu kriegen, wie es nötig ist.«

»Na, zumindest können wir nicht geortet werden. Aus zweierlei Gründen sogar«, meinte Ken zuversichtlich: »Erstens einmal, weil wir uns sozusagen auf der verkehrten Seite des Kugelraumschiffes befinden, und zweitens, weil die Chamäleonfunktion gottlob wieder in Ordnung ist.«

»Aber wenn der Besitzer dieses Gensammlers an Bord geht, die Zentrale kontrolliert und dabei feststellt, dass dieses Fesselfeld besteht, wird er daraus schließen, dass wir da sind. Da können wir uns tarnen, so perfekt wir wollen!«, wandte Max ein.

Niemand konnte ihm widersprechen.

 

5

 

Während Max Nergaard draußen blieb und immer weiter beobachtete, um diese Beobachtungen an Cha zu übermitteln, kümmerte sich Ken Randall in der Zentrale nur noch um die Auswertung.

In der Medoabteilung waren inzwischen alle erwacht und fühlten sich den Umständen entsprechend. Ken setzte sie in Kenntnis.

Nach über drei Stunden, in denen sie sich immer weiter der Wüstenwelt annäherten, um am Ende die geostationäre Orbitposition einzunehmen, wie von Cha angekündigt, fragte er:

»Cha, was nicht gerade unwichtig ist: Befinden wir uns tatsächlich jetzt im Inneren des Re-na-xerv-Sektors?«

»Das kann bereits mit Bestimmtheit gesagt werden, da die optischen Erfassungen durch Max zwar den Schleier nicht deutlich erkennen lassen, der den gesamten Sektor umgibt, doch die ausgiebige Analyse lässt diesen Schluss durchaus zu, mit einer Wahrscheinlichkeit immerhin von beinahe hundert Prozent. Der Grund: Es dringt Licht von außerhalb nur reduziert herein. Der Schleier, um die Abschottung einmal so zu nennen, weil sie innerhalb des Sektors tatsächlich sich so auswirkt, ist schätzungsweise zwei Lichtjahre von dieser Sonne entfernt. Genaueres kann ich natürlich erst sagen, wenn sämtliche Ortungssysteme wieder verfügbar sind. Leider ist mir das bis jetzt noch nicht gelungen, wobei ich der Erwartung Ausdruck verleihen möchte, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird.«

»Es gibt doch noch weitere Planeten dieses Sonnensystems, wie du bereits erwähnt hast. Weißt du inzwischen mehr darüber?«

»Durchaus! Der nächste Planet ist ein Gasriese. Er ist etwa doppelt so groß wie der Jupiter im System Sol, zu dem ja auch die Erde gehört. Seine durchschnittliche Bahnentfernung zum Muttergestirn beträgt zirka zweihundertachtzig Millionen Kilometer. Er wird wahrscheinlich von einem komplizierten Trabantensystem von mehreren Dutzend größeren und kleineren Monden umkreist.«

»Okay, das Ganze ist ja weit genug von uns entfernt und kann uns nicht gefährlich werden. Zurück zum Wüstenplaneten; kannst du inzwischen mehr darüber sagen?«

»Alles deutet darauf hin: Es ist kaum anzunehmen, dass sich darauf höher entwickeltes Leben gebildet hat.«

»Es sei denn, er wurde künstlich bevölkert«, sinnierte Dr. Janni van Velt laut, die sich von der Medostation aus in das Gespräch eingeklinkt hatte. »Eigentlich wollte ich nur einen Zwischenstand durchgeben: Alle sind inzwischen wohlauf. Sollen sie in die Zentrale kommen?«

»Wie geht es Rotnem?«

»Unverändert. Ich bin mit meinem Latein am Ende, was ihn betrifft. Wie sieht es bei dir aus, Cha?«

»Meine Kapazitäten sind bei Weitem noch nicht auf einem befriedigenden Stand«, berichtete das Bordgehirn. »Ich fürchte, ich kann da noch nichts Positives vermelden.«

»Du entscheidest, Ken. Ich werde auf jeden Fall bei Rotnem im Medobereich bleiben, wenn du erlaubst. Alle anderen werden hier nicht mehr benötigt.«

»Ich habe keinerlei Befehle. Max ist ja noch draußen und schaut sich im wahrsten Sinne des Wortes um. Ansonsten kann ich hier sowieso nicht viel tun – und Hilfe benötige ich ebenfalls nicht.«

»Na, dann werden sie wohl trotzdem zu dir kommen. Anscheinend haben sie sonst Sorge, etwas zu versäumen. Du hältst mich aber weiterhin auf dem Laufenden?«

»Werde ich tun.«

Ken wandte sich an das Bordgehirn: »Wie sieht es aus mit künstlicher Besiedlung auf der Wüstenwelt?«

»Die scheint es in der Tat zu geben!«, war die Antwort, die auch Max Nergaard mitbekam.

Er hatte mit wachsendem Erstaunen all die Analyse-Ergebnisse über sich ergehen lassen. Es war ihm nämlich nach wie vor unerklärlich, wie man allein mit dem, was er gesehen hatte – obwohl unterstützt von seinen sensorischen Fähigkeiten auf PSI-Ebene –, in so relativ kurzer Zeit so viel Informationen sammeln konnte.

Ihr Götter, dachte er, wie schön unkompliziert war dagegen doch mein Leben als Survival-Spezialist von Mafia! Und er sehnte sich beinahe danach zurück. Auch wenn die Aussichten, die Erde jemals so wiederzusehen, wie sie zu dieser Zeit gewesen war, zurzeit nicht nur schwindend gering erschienen, sondern gleich null! Vor allem, da die Erde unter dem Joch der Kyphorer zu leiden hatte, seit sie von diesen regelrecht überrannt worden war.

Aber das Träumen hatte ihm niemand verboten – und er würde es sich auch niemals von jemandem verbieten lassen!

 

6

 

Eine weitere Stunde verging. Cha meldete: »Rotnems Zustand bleibt unverändert, auch jetzt noch, nachdem ich meine Bemühungen verstärken konnte.«

Ken meinte zerknirscht zu seiner inzwischen in der Zentrale versammelten Mannschaft: »Sein Ausfall ist auf jeden Fall ein harter Verlust für uns. Denn ohne ihn werden die Autoreparatursysteme des Schiffes mindestens noch weitere zwei Tage brauchen, um die CHAMÄLEON wieder in Ordnung zu bringen. Er hätte mit seinen besonderen kybernetischen Fähigkeiten Cha in einem entscheidenden Maße unterstützen können. Solange sind wir ziemlich hilflos, und wir befinden uns immer noch im Schlepptau des Gensammlers.«

Zum Medobereich gab es jetzt eine Standverbindung. Janni meldete sich darüber zu Wort: »Was ist eigentlich mit den Sonden und auch mit den Nanorobotern?«

»Die Nanoroboter sind längst im Einsatz«, berichtete Cha. »Zu den Sonden gibt es noch keinen Zugang.«

»Das wäre doch etwas für uns«, schlug Tanya vor. »Wir hängen hier herum und drehen quasi Däumchen. Durch die Hypnoschulung wissen wir ja, wo es langgeht. Also gehen wir dorthin und versuchen, Zugang zu bekommen. Vielleicht können wir gekappte Verbindungen wieder herstellen oder was auch immer?«

»Natürlich nur unterstützt durch sachkundigen Beistand wäre dem eine Aussicht auf Erfolg beschieden!«, nuschelte Dr. Yörg Maister und warf sich in die Brust, damit jeder gleich sehen konnte, wen er da im Speziellen meinte.

»Keine schlechte Idee.« Tanya Genada grinste. »Wer geht noch mit?«

Dr. Dimitrij Wassilow erhob sich demonstrativ, ohne jedoch ein Wort zu sagen.

Tanya winkte ihm zu. »Da du meiner Einschätzung nach das meiste über Ingenieurswesen und somit über Technik weißt, bist du wohl geeignet als Herr der Sonden.«

»Wie bitte?«, rief Yörg entrüstet. »Und was ist mit mir?«

»Du bist ja das Universalgenie, Yörg, also würde es einer leichtsinnigen Unterforderung gleichkommen, dir eine solche Spezialaufgabe zuzuteilen.«

Dimitrij lachte grollend. Yörg Maister zog zuerst eine beleidigte Miene, aber dann lachte auch er. »Ach, egal, erst mal sehen, was sich machen lässt.«

»Genau!«, pflichtete Tanya bei und setzte sich bereits in Marsch. Die beiden folgten ihr.

Mario Servantes und Juan de Costa warfen sich einen Blick zu. Juan machte sich zu ihrer beider Sprecher: »Was ist mit uns? Wie sieht es eigentlich mit den Booten aus?«

»Die sollten wir möglichst nicht benutzen«, meinte Ken sogleich. »Sie verfügen nicht über den perfekten Ortungsschutz wie das ganze Schiff. Wir müssen dieses ja nicht unbedingt verlassen, um mehr zu erfahren. Dafür haben wir Max draußen, der immer noch mit Cha in Verbindung steht.«

»Schon erstaunlich, dass der es so lange dort draußen aushält«, wunderte sich Mario.

Ken schüttelte den Kopf. »Mich wundert das zwar auch, aber wir sollten wirklich lernen, seine Fähigkeiten als Geschenk anzusehen. Ohne Max wären wir wahrscheinlich gar nicht mehr am Leben.«

»Ja, Janni hat uns so etwas erzählt. Nun, ich wollte ihn keineswegs kritisieren. Ich wundere mich nur. Und ich glaube, er hat noch die eine oder andere Überraschung parat.«

»Auch davon gehe ich aus«, pflichtete ihm Ken Randall bei.

Juan mischte sich ein: »Wir sollten trotzdem nach den Beibooten sehen. Für alle Fälle. Es kann nichts schaden, wenn wir uns davon überzeugen, ob sie überhaupt noch einsatzfähig sind – und falls nicht, wie man sie wiederherstellen kann.«

»In Ordnung, nichts dagegen«, willigte Ken endlich ein.

Die beiden gingen davon, ohne ein weiteres Wort. Den Weg kannten sie ja.

 

7

 

Etwas hatte Par Men Dor die ganze Zeit über erfolgreich verdrängt, aber jetzt sickerte es trotzdem in sein Bewusstsein: Natürlich fanden die Kämpfe in seiner Arena nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ganz im Gegenteil. Es gab sogar eine große und überaus interessierte Öffentlichkeit. Im Reich San-dir-um gab es kein Ereignis, das mehr Aufmerksamkeit erfuhr als eben ein Turnierkampf. Auch wenn es sich, wie in diesem Fall, um ein reines Testturnier handelte, ohne größere Bedeutung. Diese Bedeutung bekam ein solches Testturnier allerdings zwangläufig durch die Anzahl der Zuschauer – und die war im wahrsten Sinne des Wortes Legion!

Solche Kämpfe wurden per Hyperstream auf alle Welten des Reiches innerhalb des abgeschotteten Rena-xerv-Sektors übertragen, und es gab unabhängige Schiedsrichter außerhalb dieses Wüstenplaneten, die akribisch darüber wachten, was im Einzelnen geschah. Sie hatten zwar seine geschickten Manipulationen nicht mitbekommen – im Gegensatz zu seinem Erzrivalen Knor Ram Tarr –, aber sie waren da! Niemand musste ja persönlich anwesend sein, um unmittelbar an den Spielen teilhaben zu können.

Was die Beliebtheit dieser Turniere betraf, kam jedenfalls bei Weitem nicht einmal ein zünftiger Gladiatorenkampf im Alten Rom mit!

Und wenn Pars Kreaturen diese Kämpfe hier wirklich verloren, war es mit seinem Ruf wahrlich vorbei. Dann konnte er sich nur noch dadurch retten, dass er die nächsten Vorentscheidungen zum großen, abschließenden Insektron-Turnier auf der Zentralwelt von San-dir-um gewann. Aber nur vielleicht! Denn wenn seine Niederlage zu groß ausfiel, konnte es passieren, dass er für die Vorentscheidungen ganz einfach gesperrt wurde. Dann würde er völlig von vorn anfangen müssen, wie ein blutiger Anfänger.

Allein der Gedanke daran war für ihn dermaßen demütigend, dass er ihn sogleich wieder verdrängte, um sich nur noch auf die Spiele dort unten zu konzentrieren.

Die Hydra bewegte sich durch die Wüstenlandschaft und erreichte deren Rand. Mit ihren vielen Beinen krabbelte sie tatsächlich wie ein überdimensionierter Tausendfüßler. Dabei hegte Par den Verdacht, dass sie noch nicht annähernd gezeigt hatte, wie schnell und wendig sie wirklich sein konnte.

Die Köpfe bewegten sich scheinbar unabhängig voneinander hin und her und beobachteten, während dieser eine dreiäugige Kopf völlig regungslos blieb und scheinbar völlig gelassen die Landschaft sondierte.

Par bekam hatte wie vor das Gefühl, als wäre dieser Kopf in der Lage, mit seinen Augen sogar feste Materie zu durchdringen.

Knor schien seine Gedanken zu erraten, denn er lachte gehässig. Dann ließ er sich zu der Bemerkung herab: »Abwarten, mein Lieber! Meine Hydra hält nur Ausschau nach deinen Insektrons. Wo sie nur bleiben? Sie sind doch nicht etwa feige?«

Nein, keineswegs!, antworteten Pars Gedanken, allerdings unhörbar für Knor. Sie sind spezialisiert auf den Dschungelkampf. Die Insektrons, die besser in freier Ebene kämpfen können, leben schon gar nicht mehr. Aber das brauchst du ja nicht zu wissen, dass ich im Moment deine Hydra nicht angreifen kann. Lass sie nur den Dschungel betreten. Da wird sie ihr blaues Wunder erleben!

Auch damit versuchte er nur, sich Mut zu machen, denn längst ahnte er, dass Knor noch einige Trümpfe besaß, die er genüsslich zurückhielt, um sie gelegentlich auszuspielen – dann, wenn es seiner Meinung nach am besten passte.

Dabei konnte Par Men Dor noch von Glück sagen, dass ihr Geplänkel untereinander nicht ebenfalls per Hyperstream übertragen wurde. Wenn ihn Knor dermaßen provozierte mit seiner Art und seinen Worten, bekam das außer ihm niemand mit.

Par wurde noch nervöser, als er es ohnedies schon war, und diesmal konnte er es gegenüber Knor nicht mehr verbergen.

Knor amüsierte sich königlich darüber. Er sprühte jetzt nicht mehr vor Hass, sondern vor schierer Schadenfreude.

Und dann geschah etwas, das Par zunächst seltsam anmutete: Die Hydra zog sich rückwärts vom Dschungelrand zurück. Sie bewegte sich dabei genauso schnell wie vorwärts und krabbelte wieder zum Ort des ersten Kampfes.

Längst hatten die beiden seitlich platzierten Köpfe den Leib der Hydra vom grünen Blut blankgeleckt. Jetzt hielten sie gierig Ausschau nach den sterblichen Überresten der besiegten Insektrons – auch nach denen, die ihr ursprünglich Flankenschutz gewährt hatten.

Par fragte sich unwillkürlich, was jetzt wohl folgte. Er ahnte etwas und vergaß darüber sogar seine Nervosität. Und dann geschah es auch tatsächlich: Die Köpfe zuckten zu den Kadavern hinab und bissen große Stücke heraus, die sie in bestialischer Gier verschlangen.

»Erst musste sich die Hydra natürlich davon überzeugen, dass keine unmittelbare Gefahr droht«, erläuterte Knor gönnerhaft. »Jetzt weiß sie, dass sie sich in aller Ruhe von den Früchten ihres Sieges nähren kann. Schließlich verbraucht ein so großer Körper eine ganze Menge Energie. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, wie viel die Hydra am Tag fressen muss? Schau zu und begreife: Sie wird wohl kaum auch nur einen Fetzen übrig lassen. Geradezu ideal, diese Kreation, nicht wahr? Sie kämpft – und lebt von den Besiegten. Schau, wie die Köpfe fressen. Ist es nicht eine wahre Freude? Ein solcher Appetit…«

Par empfand es hingegen als ekelhaft, und schließlich war er als der – zumindest bisher – erfolgreichste Genmanipulator einiges gewohnt. Galt er nicht als der genialste aller Schöpfer? Im Moment jedoch war Knor dabei, ihm den Rang abzujagen. Nicht nur, weil seine Hydra grunzend und schmatzend mit ihren beiden Köpfen die Kadaver der besiegten Insektrons und somit wertvolles Genmaterial verschlang, das nun nicht mehr gesichert werden konnte.

Über allem wachte der dreiäugige Kopf.

Par beobachtete ihn genau. Die beiden Augen rechts und links bewegten sich vollkommen synchron. Das dritte Auge jedoch erschien seltsam starr.

Er begriff plötzlich: Das war das Ortungsauge!

Die Hydra hatte Sinne, die jedem halbwegs normalen Lebewesen haushoch überlegen waren, vergleichbar etwa einem hochentwickelten technischen System. Selbst wenn es sich hier »nur« um ein biologisches System handelte.

Bei allem Hass kam Par nicht umhin, ausnahmsweise seinem Widersacher Knor Bewunderung zu zollen. Eine solche Kreation war wahrlich ungewöhnlich. Zumal die Fähigkeiten dieses Insektrons unabhängig von künstlichen, weil kybernetischen Einheiten zu sein schienen. Sonst wäre es ja ein Regelverstoß gewesen.

Dieser Gedanke alarmierte Par aufs Äußerste. Heimlich peilte er die Hydra an, vor allem die aktive Steuereinheit, die sich in der Tat in dem dreiäugigen Kopf befand. Jede Steuereinheit musste der Regel entsprechen und war deshalb genormt, um einen objektiven Leistungsvergleich des verwendeten Genmaterials zu gewährleisten. Sie diente lediglich der Sicherheit. Man konnte damit blitzschnell ein Insektron lahmlegen, falls es zu Ausfällen kommen sollte. Nicht auszudenken beispielsweise, wenn ein solches Riesenmonster durchdrehte und begann, die Anlage seines Schöpfers zu verwüsten. Dann musste man es abschalten können, aber natürlich dergestalt, dass es selber nicht unnötig zu Schaden kam.

Eine kybernetische Einheit jedoch, die mehr Möglichkeiten einräumte, war streng verboten. Das hätte das Ergebnis der Genmanipulation und die wahre Leistungsfähigkeit einer Insektron-Kreation unzulässig verfälscht, und nicht einmal Par selbst hätte einen solchen Regelverstoß jemals riskiert. Allein schon deshalb, weil er viel zu leicht feststellbar gewesen wäre, anhand der entsprechenden Sensoren, die den Schiedsrichtern dienten.

Nein, seine eigenen Sensoren konnten ebenfalls keine Abweichung bei der Steuereinheit feststellen, sosehr sie sich auch bemühten, und Par konnte sich auf seine Sensoren hundertprozentig verlassen.

Er schaute zu Knor hinüber. Was war das eigentliche Geheimnis der Hydra? Wenn er nicht technisch nachgeholfen hatte: Wie war es ihm gelungen, der Hydra solche Fähigkeiten zu verleihen? Das grenzte ja beinahe an … PSI!

Schon waren die Sensoren dabei, mögliche Aktivitäten eines verbotenen Biogehirns anzumessen, das ja nicht unbedingt in diesem Kopf eingepflanzt sein musste.

Aber auch in diesem Fall: Fehlanzeige!

Knor amüsierte sich wieder königlich. Er schien genau zu wissen, was Par heimlich tat, denn plötzlich sagte er: »Na, mein Lieber, alles gecheckt? Und wie war das Ergebnis? Fehlanzeige, wie? Tut mir ehrlich leid um dich, aber meine Hydra hat kein besonderes Geheimnis, außer dem einen: Sie ist allem überlegen, was du jemals geschaffen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 02.08.2019
ISBN: 978-3-7487-1143-8

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Nähere Angaben zum Herausgeber und Hauptautor siehe Wikipedia, Suchbegriff Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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