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TEUFELSJÄGER 020

Geistertreffen über den Wolken

von W. A. Hary: „Ein Flugzeug wird entführt – ins Jenseits!“

 

Mark Tate und seine Freunde haben den „Gruseltrip in die grüne Hölle“ letztes Mal heil überstanden und wollen jetzt nur noch heim nach „Old England‘“. Aber glaubt ihr wirklich, das würde bei denen auch nur ein einziges Mal glatt verlaufen können? Dann habt ihr den vorliegenden Roman noch nicht gelesen…

 

*

 

Impressum: Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2013 by HARY-PRODUCTION

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Coverhintergrund: Anistasius

 

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Nach Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt!

 

1


»Cannon!«

Der Ruf zerstörte die nächtliche Idylle der von Mondschein übergossenen Hügel.

»Cannon!«

Er pflanzte sich fort, hallte unheimlich wider, übertönte das Brausen des Windes.

»Cannon!«

Er war dazu angetan, einem sterblichen Wesen das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Doch Cannon war kein sterbliches Wesen. Er war ein diffuser Schatten, der sich zwischen den sanftgewellten und nur spärlich bewachsenen Hügeln erhob, nervös flatterte und sich dann in die Höhe schwang.

»Cannon!«

Er antwortete mit einem heiseren Krächzen, wehte einmal hierhin und einmal dahin, vibrierte nervös wie ein frierendes Insekt.

»Halte dich bereit, Cannon, du Ausgeburt der Hölle! Alles ist vorbereitet, und der Gegner geht in die Falle.« Die unheimliche Stimme schallte von überallher und nirgendwo.

Cannon beugte sich ihr, krächzte nicht einmal mehr.

»Das Geistermeeting über den Wolken wird stattfinden, und deine Stunde wird kommen. Mark Tate und alle, die mit ihm reisen, erhalten die Einladung zur Hölle.«


*


Johnny Sanders befand sich in den Hallen, in denen Privatflugzeuge und Werkstätten untergebracht waren. Viele Maschinen unterschiedlicher Fabrikate standen außerhalb auf dem weiten Feld. Es herrschte reger Betrieb.

Niemand beachtete Johnny Sanders, der eigentlich hier nichts zu suchen hatte.

Aufmerksam schaute er sich nach allen Seiten um. Ein Blick auf seine Armbanduhr trieb ihn zur Eile. Er betrat eine Halle, in der es verhältnismäßig ruhig war. Hinter einer Piper ging er in Deckung.

Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß ihn niemand überraschen konnte, legte er einen kleinen Koffer auf den Boden und ließ die Verschlüsse aufschnappen.

Zum Vorschein kam ein signalfarbener Overall, wie er auf dem Flughafen von Caracas von den Männern des Bodenpersonals getragen wurde. Rasch zog ihn Johnny Sanders über seinen Anzug. Den gleichfarbigen Lärmschützer, der die Form eines Kopfhörers hatte, vergaß er nicht. Er behielt ihn allerdings vorerst in der Hand.

Ein letztes Mal blickte er in die Runde. Dann schloß er den Koffer, ließ ihn einfach liegen und ging nach draußen.

Mit raumgreifenden Schritten überquerte er den Platz und erreichte das Vorfeld. Er kannte sein Ziel und steuerte ohne Umwege darauf zu.

Es fiel nicht auf, daß er es sehr eilig hatte, denn um diese Zeit hatten die Männer vom Bodenpersonal viel zu tun. Die Maschine der British Caledonien Airways, die um zwanzig Uhr Ortszeit starten sollte, stand bereit.

Johnny Sanders betrachtete sie. Es handelte sich um eine Boeing 747, einem sogenannten Jumbo Jet. Normalerweise war für die Flugnummer BR 672, dem Direktflug von Caracas nach London, eine Boeing 707 eingeplant. Aus ungewissen Gründen hatte man diesmal die wesentlich größere Maschine eingesetzt.

Fast hatte Johnny Sanders in seiner Verkleidung die Maschine erreicht, als ihm einer der Sicherungsleute mit der MP zuwinkte.

Sanders näherte sich ihm. Der dunkelhäutige Uniformierte rief etwas, aber die Worte wurden durch ein in der Nähe aufheulendes Düsenaggregat verschluckt.

Johnny Sanders verzog mißmutig das Gesicht. Aber er wurde nicht nervös. Er war ein Vollprofi, und während der Arbeit kannte er im allgemeinen so etwas wie Nervosität nicht. Das hatte er sich längst abgewöhnt.

Nicht umsonst war er so erfolgreich, und nicht umsonst hatte man ausgerechnet auf ihn zurückgegriffen.

Doch seine Fähigkeiten in dieser Hinsicht waren nicht der einzige Grund gewesen!

Einer aus der Bande, die sich in relativ kurzer Zeit zusammengefunden hatte, war anfangs recht skeptisch gewesen, was die Durchführbarkeit ihres Planes betraf, aber es wäre sinnlos gewesen, mehr Leute einzusetzen. Nur ein einzelner Mann konnte sich unauffällig genug bewegen.

Als Sanders in unmittelbarer Nähe des Sicherheitsbeamten stand, hörte er ihn rufen: »Wo wollen Sie hin? Die Maschine startet doch bald.«

Sanders brüllte zurück: »Sind denn die Passagiere schon an Bord?«

»Weiß ich nicht. Die befinden sich wahrscheinlich gerade in der Fluggastbrücke. Warum?«

»Verdammt! Haben denn die Idioten vergessen, daß die Brücke einen Defekt hat?«

»Defekt?« echote der Sicherheitsbeamte verständnislos und blickte an dem fast fünfzig Meter langen biegsamen Schlauch entlang. Der Uniformierte wußte natürlich nicht, daß ein Defekt praktisch unmöglich war. Er hatte von diesen technischen Dingen keine Ahnung. Er winkte ab. »Na, dann schauen Sie am besten nach, ehe was passiert.«

Johnny Sanders atmete erleichtert auf, grüßte und sputete sich.

Die geschlossene Gangway, durch die die Passagiere zu ihren Flugzeugen geleitet wurden, ruhte auf mehreren Fahrgestellen mit eingebauter Hebevorrichtung, damit man sie jeder möglichen Einstiegshöhe anpassen konnte. Außerhalb gab es eiserne Sprossen, die zu mehreren kleinen Luken führten, die sowohl von innen als auch von außen entriegelt werden konnten.

Johnny Sanders kletterte an den Sprossen hoch und sah durch eines der Bullaugen. In diesem Moment wurden die Passagiere vorbeigeführt. Sie achteten leider nicht auf den Mann im signalfarbenen Overall, der jeden einzelnen von ihnen genau musterte.

Irgend etwas hatte er im Sinn. Nichts Gutes!


*


Das Herz von Gene Ford schlug ein paar Takte schneller. Gewaltsam unterdrückte er die Bedenken, die in ihm aufstiegen. Er dachte kurz an Johnny Sanders, richtete dann jedoch seine Aufmerksamkeit auf das, was vor ihm lag. Er mußte den Weg beschreiten, den andere für ihn vorgesehen hatten. Dabei war ihm stets bewußt, daß er im komplizierten Plan das eigentlich schwache Glied darstellte. Wenn er sich nicht bewährte, war alles vergebens gewesen. Sie würden ihre Wut an ihm auslassen. Und der geheimnisvolle Auftraggeber hatte oft genug schon bewiesen, welche ungeheure Macht er besaß.

Unauffällig schaute er sich um. Wie zufällig begegnete sein Blick dem eines hochaufgeschossenen, hageren Mannes. Der Fremde nickte Gene Ford kaum merklich zu.

Eine eiskalte Hand schien nach Gene Fords Herz zu greifen. Er erwiderte das vereinbarte Zeichen und begab sich zum Abfertigungsschalter. Sein Gepäck hatte er schon tags zuvor aufgegeben. Die Hostess konnte sich noch an ihn erinnern. Sie lächelte ihr einstudiertes Lächeln, gab ihm seine Bordkarte und wünschte einen guten Flug.

Gene Ford schluckte schwer. Guter Flug? Den Teufel würde er haben!

Er durchquerte die große Wartehalle und bog in einen der Verbindungsgänge.

Nur noch eine Viertelstunde bis zum Start. Das sogenannte Borden hatte gewiß schon begonnen. Es war genau 19.45 Uhr. Noch war die Sonne nicht untergegangen. Doch sie begann schon, den Horizont rot zu übergießen.

Gerade als Gene Ford den auf der Bordkarte verzeichneten Raum erreicht hatte, verließen die ersten Passagiere den Wartesaal, um die Fahrgastbrücke zu betreten.

Gene Ford passierte ohne großen Aufenthalt die Zoll- und Sicherheitskontrollen und begab sich zu den anderen Passagieren, die alle zu seiner Maschine wollten.

Eine Hostess hatte die gläserne Tür geöffnet und sammelte gemeinsam mit einer Kollegin die Bordkarten ein, um später eine Übersicht zu haben, ob alle an Bord gegangen waren.

Gene Ford hatte es jetzt nicht mehr eilig. Er hielt sich ganz am Ende. Direkt vor ihm stand ein distinguierter Herr. Als er an die Reihe kam, zeigte es sich, daß er kein Unbekannter war.

»Oh, Mr. Goldmann, geht es wieder nach Deutschland zurück?«

Die Hostess hatte ihn auf Englisch angesprochen. Er antwortete in derselben Sprache. Sein deutscher Akzent war unverkennbar.

»Ja«, antwortete er lachend, »Dillingen wartet auf mich - besser gesagt, die Dillinger Stahlwerke!«

»Wo liegt das eigentlich - Dillingen?«

»Im schönen Saarland.«

»Sagt mir leider nichts«, gab die Hostess zu.

»Warum kommen Sie nicht mal den Dillinger Stahlbau besichtigen? Unser Projekt hier in Caracas wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, und Sie können bestimmt verbilligt fliegen.«

Jetzt lachte auch die Hostess. Sie nahm Goldmann die Bordkarte ab und versicherte ihm, eines Tages auf das Angebot zurückzukommen. Winfried Goldmann ging weiter. Er achtete nicht auf den Mann, der ihm folgte. Mit seinen Gedanken war er woanders.

Die beiden Hostessen blieben zurück. Erfahrungsgemäß warteten sie nach dem letzten Passagier, der sich an Bord begab, noch einen Moment auf Nachzügler. Die kurze Zeitspanne mußte genügen...


2


Endlich entdeckte Johnny Sanders den Mann, auf den er gewartet hatte: Gene Ford.

Er schnitt eine verächtliche Grimasse, denn Ford machte einen sehr nervösen Eindruck. Wenn die Sache schiefging, dann nur durch ihn. Ja, Ford war die einzige schwache Stelle im Plan.

Plötzlich wünschte sich Johnny Sanders den Zeitpunkt herbei, wo endlich dieses Problem aus der Welt geschafft war.

Er entriegelte die Luke und ließ sie nach innen aufschwingen.

Gene Ford erschrak, obwohl er gewußt hatte, was kommen würde. Die anderen Passagiere achteten nicht auf den Vorfall. Sie waren bereits weitergegangen. Die Brücke war leicht angewinkelt. Diese Stelle hier war von den Enden aus nicht einsehbar. Das war mit Bestandteil des Planes.

Johnny Sanders und Gene Ford waren jetzt allein.

»Los!« zischte Sanders und riß den Reißverschluß seines Overalls auf. Mit der anderen Hand zog er sich den Lärmschützer vom Kopf.

In diesem Augenblick kehrte Dr. Winfried Goldmann zurück. Ungeklärt, warum er das tat. Vielleicht hatte er noch ein paar Worte mit der Hostess wechseln wollen? Er stutzte, als er auf die Szene sah. Sein Blick wechselte zwischen den beiden Männern hin und her. Dabei erkannte er, daß einer dem anderen glich wie ein Ei dem anderen - oder wie ein Zwilling dem anderen.

Johnny Sanders reagierte. Er zauberte einen großkalibrigen Revolver hervor. Ehe Winfried Goldmann sich besinnen konnte, zeigte die gähnende Mündung auf ihn.

»Was - was geht hier vor?« stotterte er.

»Hier!« knurrte Sanders seinen Doppelgänger Gene Ford an und übergab ihm den Enfield. "

Gene Ford starrte fassungslos auf die Waffe in seiner Hand. Er war der Situation absolut nicht gewachsen.

Johnny Sanders streifte in fliegender Hast den Overall ab. Darunter kam ein Anzug zum Vorschein, der haargenau dem ähnlich sah, den Ford anhatte. Allerdings war er an verschiedenen Stellen verdächtig ausgebeult.

Dr. Goldmann wußte zwar immer noch nicht, was die beiden vorhatten, aber er sah seine Chance. Blitzschnell trat er vor und griff nach dem Revolver. Er war ein Waffennarr und würde damit umzugehen wissen.

Gene Ford reagierte zu langsam. Der Lauf des Enfield schwang herum.

Doch Johnny Sanders bewies, daß er mit allen Wassern gewaschen war. Er hatte ein Bein aus dem Overall. Es zuckte plötzlich hoch und traf Goldmanns Handgelenk. Die Waffe beschrieb einen hohen Bogen durch die Luft und wurde von Sanders aufgefangen. Wütend verabreichte er Ford eine Ohrfeige.

Goldmann gab nicht so schnell auf. Er stellte sich zum Kampf. Aber sein Vorhaben wurde im Keim erstickt. Eine Faust bohrte sich in seinen Magen und ließ ihn stöhnend zu Boden gehen.

»He, was ist denn da vorn los?« rief eine der Hostessen.

Die Antwort blieb aus. Johnny Sanders warf Ford den Overall zu und stieß den immer noch stöhnenden Goldmann mit dem Fuß an.

»Still!« zischte er.

Gene Ford zitterte wie Espenlaub und begann, sich anzuziehen, während Goldmann endlich gehorchte und seinen Schmerz unterdrückte.

Trotz seiner Nervosität war Gene Ford schnell. Er vergaß auch nicht den Lärmschützer. Sekunden später stieg er durch die Luke nach draußen.

Noch einmal wandte er den Kopf. Mit dem Kinn deutete er auf Goldmann.

»Was - was geschieht mit ihm? Es hieß, daß Gewalt...«

»Es hängt ganz allein von ihm ab«, brummte Johnny Sanders und knallte die Luke von innen zu. Dann packte er Dr. Goldmann im Genick und zog ihn auf die Beine. Die Mündung des Revolvers drückte sich in Goldmanns Nacken.

»Keinen Mucks, Freundchen! Sie haben mich nervös gemacht, und diese Nervosität hat sich leider auch auf meinen Zeigefinger übertragen.«

Winfried Goldmann wußte, was die Stunde geschlagen hatte, und fügte sich in sein Schicksal.

Johnny Sanders bugsierte ihn die Röhre entlang. Die Stewardessen blickten ihnen erwartungsvoll entgegen. Sanders tat so, als wäre nichts geschehen, und Goldmann verhielt sich friedlich. Er wußte den Revolver in seinem Rücken. Das war Motiv genug für ihn, sich ruhig zu verhalten und keine Dummheiten zu versuchen.

Johnny Sanders grinste, als er sich gemeinsam mit Goldmann in der ersten Klasse niederließ. Er wußte, daß Mark Tate und seine Freunde an Bord waren. Alles klappte wie am Schnürchen.


*


Gene Ford ballte in ohnmächtiger Wut die Hände zu Fäusten. Er haßte Gewalt. Irgendwie war er in die Sache hineingeschlittert. Man hatte ihn mit Informationen nicht gerade überreichlich versorgt. Nur allzu gern hätte er jetzt die ganze Sache zum Platzen gebracht, aber dafür fehlte ihm einfach der Mut.

Er mußte den einmal beschrittenen Weg konsequent bis zum Ende durchmachen.

Er arretierte die Luke und kletterte hinunter.

Kaum war er unter der Röhre hindurchgekrabbelt, als wie aus dem Boden gewachsen ein Uniformierter vor ihm stand. Dieser Anblick traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Er sah die Maschinenpistole des Uniformierten, dessen mißtrauischen Gesichtsausdruck und dachte nur noch:

»Aus!«


*


Ich fühlte mich unbehaglich und blickte mich immer wieder suchend um. May Harris, meine Freundin, erkannte meine Nervosität. Sie saß am Bullauge in der fünfzigsten Reihe, neben mir und Don Cooper. Lord Frank Burgess, der vierte in unserer Runde, hatte mit einem Platz ganz vorn in der vierundzwanzigsten Reihe bei den Rauchern vorliebnehmen müssen. Anders war es anscheinend nicht gegangen.

»Was ist los, Mark?« erkundigte sich May.

Ich zuckte die Achseln.

»Nichts Bestimmtes. Aber da ist eine seltsame Ahnung in mir. Sie drängt mich geradezu, die Maschine wieder zu verlassen.«

»Glaubst du, magische Kräfte hätten...?«

Abermals zuckte ich die Schultern. Ich tastete nach dem Schavall, der an einer Halskette unter meinem Hemd hing. Das Amulett hatte Ähnlichkeit mit einem Auge, und wenn es in den Bereich von Schwarzer Magie kam, begann es zu glühen, weshalb ich es oft auch Dämonenauge nannte. Sein Ursprung war verschleiert, doch wohnten in ihm enorme Kräfte, die ich allerdings nicht völlig zu beherrschen wußte. Im Moment hielt sich der Schavall neutral, was ein Zeichen dafür war, daß keine magische Gefahr drohte. Aber die Erfahrung hatte mich gelehrt, daß auf das Amulett nicht unbedingt Verlaß war. Die Unruhe blieb in mir.

»Vielleicht hast du Angst vor dem Fliegen?« vermutete Don Cooper spöttisch.

Als ich ihm aber ins Gesicht blickte, erkannte ich, daß auch ihn Unruhe gepackt hatte, obwohl es keinerlei Grund dafür zu geben schien.

War es auf unsere letzten Erlebnisse zurückzuführen?

Uns hatte vor Tagen ein Hilferuf in London erreicht. Wir waren nach Manaus in Brasilien gereist und von dort aus tiefer in den Dschungel gedrungen. Schreckliche Geister hatten eine tote Stadt beherrscht. Die Verfluchten wollten ihre Herrschaft auf die Menschheit ausdehnen. Es war uns geglückt, die Gefahr abzuwenden.

Es war Mittwoch. Um Punkt 2.00 Uhr Ortszeit waren wir vom Flughafen in Manaus gestartet. Fugnummer: RG 806, wobei RG für die brasilianische Fluggesellschaft VARIG BRAZILIAN AIRLINES stand. Landung in Caracas war gegen 4.40 Uhr erfolgt. Den ganzen Tag über hatten wir diese herrliche Stadt besichtigt und hatten auch nicht den Besuch der riesigen Ölfelder versäumt.

Jetzt würden wir bald mit der Boeing 747 in Richtung London starten. Ich war froh, daß wir alles hinter uns hatten. Und doch war dieses unruhige Gefühl in mir.

Später würde sich herausstellen, wie richtig ich mit meiner dumpfen Ahnung lag.

Noch hatte der Höllentanz nicht begonnen, obwohl große Ereignisse bereits ihre Schatten vorausgeworfen hatten.


*


»Na, ist der Schaden behoben?« erkundigte sich der Sicherungsbeamte und beäugte Gene Ford wachsam von Kopf bis Fuß. Der Mann hatte dabei ein argwöhnisches Gefühl, nur wußte er im Moment nichts damit anzufangen.

Gene Ford überwand den unangenehmen Eindruck, im nächsten Augenblick in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen, und brachte mühsam hervor: »Ja, alles in Ordnung.«

Im stillen verwünschte er den kurzen Zwischenfall mit Goldmann, der verhindert hatte, daß ihn Sanders informierte, Es war klar, daß der Uniformierte glaubte, Johnny Sanders vor sich zu haben.

»Na, dann bin ich ja beruhigt.«

»Tut mir leid.« Gene Ford wundert sich am meisten über die Tatsache, daß es ihm recht gut gelang, die Nerven zu bewahren. Er zuckte die Achseln. »Ich muß jetzt wieder an meine alte Arbeit zurück.«

Er schob sich an dem Uniformierten vorbei, der ihm nur zögernd Platz machte.

Die Angst im Nacken, hastete Gene Ford, der nur wegen seiner Ähnlichkeit mit Sanders ausgesucht worden war, zu den Flugzeughangars, in denen Privatmaschinen abgestellt waren. Bis dahin hatte er eine Strecke zurückzulegen, die ihm wie die Entfernung zur Ewigkeit vorkam. Er wagte es nicht, auch nur einen einzigen Blick über die Schulter zu werfen.

Der Sicherheitsbeamte kletterte unter die schlauchförmige Fluggastbrücke und inspizierte sie. Er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen, weshalb er sich kopfschüttelnd abwandte und weiter seinen Dienst versah. Den Zwischenfall hatte er bald wieder vergessen. Er ahnte nicht, wie bedeutsam die Ereignisse waren, an deren Rand er zufälliger Zeuge geworden war.

Endlich erreichte Gene Ford die verabredete Stelle und fand den Koffer. Nach einem prüfenden Rundblick zog er den Overall aus und verstaute ihn nebst dem Lärmschützer.

Wenig später verließ er das Flughafengelände. Bei der Sicherungskontrolle zeigte er

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 12.12.2018
ISBN: 978-3-7438-9025-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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