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Krimi 060

Der eiskalte Tod

 

K.-H. Weimer: „Am Nordpol wartet die Hölle aus Eis!“

 

Das Atomunterseeboot hat einen wichtigen Auftrag, wichtig für die ganze Welt wahrscheinlich. Und es ist mit modernster Technik ausgestattet. Bis zu seinem Scheitern…

Vielleicht kann einer das Allerschlimmste doch noch verhindern: Agent KC9? Falls man ihn rechtzeitig lässt…

 

*

 

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1


Die russische Tokarew war bildschön, aber in der verkehrten Hand, nämlich in der eines Mörders. Ihre Mündung deutete genau auf Konrad Clasens Bauchnabel. Eine Stelle, die ihm gar nicht passte.

Der Mörder grinste anzüglich. In seinen Augen schien es zu blitzen, wie sonst nur bei schlechtem Wetter.

Auch Konrad Clasen grinste. Es war der reinste Galgenhumor. Der Vergleich mit dem Wetter gefiel ihm so gut. Vor allem deshalb, weil die dunkel drohenden Wolken scheinbar direkt über seinem Haupt schwebten.

Die Waffe schwenkte ganz langsam nach oben. Das Ziel kroch auf Konrads Herzgegend zu.

Herrschaftszeiten, der Typ steht zu weit entfernt, um ihn anzuspringen, und ich bin zu nahe, um rechtzeitig Deckung finden zu können. Mit anderen Worten: Mein Leben ist keinen Pfifferling mehr wert.

Der Typ grinste stärker. Dann krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug.

Konrad Clasen schwitzte Blut und Wasser. Seine Augen brannten. Sein Blick fraß sich an diesem Zeigefinger fest, der ihm den Tod bringen wollte.

Druckpunkt war erreicht. Der Zeigefinger kannte keine Gnade. Er krümmte sich weiter.

Der Schuss brach.

Doch Konrad Clasen war Sekundenbruchteile schneller. Er hatte jenen in die rechte Hosennaht eingebetteten Kontakt berührt und die Supermaschine der Steinbach-Stiftung in Gang gesetzt.

Diese irrsinnige Maschine war eine echte Sensation - nur wusste niemand davon. Sie diente Konrad Clasen als Geheimwaffe.

Für den Mörder geschah nur dieses:

Sein Opfer schien plötzlich nicht mehr da zu sein!

Aber die fantastische Maschine, die von Konrads Freund Peter Bell ob ihrer spezifischen Geräusche nur noch „Piepmatz“ genannt wurde, hatte lediglich die Zeit verändert.

Konrad Clasen, alias KC9, bewegte sich jetzt so schnell, dass man ihm nicht mehr mit den Augen folgen konnte.

Für ihn war die Umgebung erstarrt. Außer der Kugel, die gerade im Begriff war, die Pistolenmündung zu verlassen. Wie in einem extremen Zeitlupenfilm bahnte sie sich ihren Weg. Ein faszinierender Anblick, doch war es nicht KC9's Angelegenheit, Beschaulichkeit walten zu lassen und sich an dem fantastischen Vorgang zu ergötzen. Er rannte vielmehr zu dem Todesschützen hinüber und nahm ihm die Waffe ab.

Die Kugel war noch immer unterwegs. Grimmig lief Konrad nach und schlug mit dem Pistolenknauf dagegen.

Das war nicht so gut. Die Bahn der Kugel war so stabil, dass man sie nicht so leicht verändern konnte. Als hätte Konrad auf einen dicken Stein geklopft.

Achselzuckend wandte er sich ab und richtete die Tokarew auf den Mordschützen. Dann bestätigte er den Kontakt. Die sagenhafte Maschine der Steinbach-Stiftung hörte auf zu zwitschern. Damit wurde alles wieder normal.

Der Mörder blickte verblüfft auf seine leere Hand und dann in die Mündung seiner eigenen Waffe.

„Was soll ich mit ihm anstellen, Dr. Steinbach?“, erkundigte sich Clasen und wischte sich mit dem Ärmel den kalten Schweiß von der Stirn.

„Machen Sie bloß keine Dummheiten!“, rief Steinbach erschrocken. Er winkte mit beiden Händen ab.

Dr. Steinbach hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Experiment persönlich beizuwohnen.

„Experiment, eh?“, rief Clasen aus. „Wenn ich Zeit habe, lache ich. Mein Gott, haben Sie schon mal einen gesehen, der Blut und Wasser schwitzt? Vorhin war ich so einer. Ehrlich, Doktor.“

„Na ja, es musste halt sein.“

Steinbach kam näher.

Clasen drehte sich ihm zu. Dabei schwenkte die Pistolenmündung wie unbeabsichtigt mit.

Als Dr. Steinbach das sah, riss er erschrocken die Augen auf.

„He, KC9, nur keinen Leichtsinn. Sie wissen gar nicht, was Sie der Wissenschaft antun, wenn Sie jetzt abdrücken.“

Konrad Clasen warf dem Besitzer der Tokarew die Waffe zu. Der Mann fing geschickt.

„Haben Sie denn eine Ahnung, Doktor, was Sie mir angetan haben?“

„Sehen Sie, KC9, Sie sind unser Sonderangebot. Wer wäre denn besser dazu geeignet, unserem Mister X hier die Ergebnisse unserer Forschungsarbeiten vorzuführen als Sie? Und dann auch noch möglichst effektvoll, damit wir nicht viel Zeit verlieren.“

„Wissen Sie eigentlich, Dr. Steinbach, was ein Schweineigel ist?“

„Nein, wieso?“, fragte der Wissenschaftler unschuldig.

„Sie sollten gelegentlich mal in den Spiegel schauen!“

Dr. Steinbach verzog das Gesicht. Er hatte sich noch immer nicht an den etwas skurrilen Humor seines Agenten gewöhnt. Doch das beruhte auf Gegenseitigkeit.

Kein Grund, um Feindschaft aufkommen zu lassen. Dr. Steinbach und sein besonderer Schützling mochten sich auf ihre besondere Art und Weise.

Der Mann mit der Tokarew steckte die Waffe weg, zupfte seine Jacke zurecht und näherte sich. In seinen Augen glitzerte es nach wie vor. Ein Zeichen dafür, dass er sich nur mühsam beherrschte. Das Erlebte klang in ihm nach.

Immerhin hatte Dr. Steinbach ihn aufgefordert, auf seinen Agenten zu schießen - ganz ungeniert. Was danach passiert war, konnte er nicht begreifen, weil es ihm an Informationen fehlte.

„Wie ist das möglich?“, knurrte er.

Eine banale Frage, auf die Dr. Steinbach eine passende Antwort wusste: „Weil wir im Institut nicht nur dösen, sondern manchmal sogar gewisse Leistungen vollbringen!“

„Reden Sie kein dummes Zeug.“ Der Gast wurde ungehalten.

Dr. Steinbach lächelte entwaffnend.

„Es ist das Prinzip des Instituts, dass es trotz seiner materiellen Abhängigkeit nur dem Frieden dient - und nicht den Geldgebern! Wir haben Sie als Stellvertreter unserer Förderer um eine astronomisch hohe Geldsumme gebeten, und Sie haben dafür verlangt, einen Beweis unserer Effektivität zu sehen. War das vorhin nicht effektiv genug?“

„Uff!“, machte Konrad Clasen, alias KC9, und entfernte den Rest von kaltem Schweiß von seiner Stirn.

Man hatte ihn zwar zu einer Art Supermann aufgebaut, aber er war trotzdem ein Mensch geblieben, der zuweilen mit dem Schicksal haderte, weil er diesen verdammten Agentenjob überhaupt angenommen hatte. Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück. Selbst wenn er wollte - und er wollte gar nicht! Es lockte ihn das Abenteuer. Außerdem war er der Meinung, auf der richtigen Seite zu stehen.

Ein Grund mehr, um das „Uff!“ zu wiederholen.

Mister X betrachtete ihn irritiert.

Konrad erwiderte grinsend den Blick, denn er musste an die Worte von Dr. Steinbach denken, als er nach den Hintermännern der sogenannten Steinbach-Stiftung gefragt hatte - damals bei ihrem ersten Zusammentreffen: „Kapitalisten sind ein eigenartiges Volk, Herr Clasen. Der Kampf um Reichtum, Einfluss, Macht wird gnadenlos geführt - so gnadenlos, dass manchen auf dem Höhepunkt seiner Karriere das Gewissen plagt. Der eine bekommt Magengeschwüre, der andere die sogenannte Managerkrankheit - was immer man darunter versteht - und der dritte - nun, der steckt sein Geld in eine Stiftung, die dem Guten dienen soll. Effekt: Er kann wieder ruhig weiter schlafen und kämpft unbelastet von einem schlechten Gewissen weiter. Was ich damit sagen will, Herr Clasen: Wer letztlich hinter der Stiftung als Geldgeber steckt, ist für Sie uninteressant. Sie haben es lediglich mit mir und bestenfalls mit meinen engsten Vertrauten zu tun.“

Diesmal war eine Ausnahme, und deshalb war ihm der Mann einfach als Mister X vorgestellt worden. KC9 konnte ihn nicht leiden - nicht nur, weil der Typ auf ihn geschossen hatte.

Es gibt drei Möglichkeiten, dachte er indessen, wenn man einen nicht ausstehen kann:

Entweder man bricht einen Streit vom Zaun, macht gute Miene zum bösen Spiel oder grinst über das ganze Gesicht — so wie ich zurzeit.

Mister X wandte sich endlich ab und fixierte Dr. Steinbach: „Sie müssen wohl immer Ihren Willen haben, was?“

Dr. Steinbach zuckte die Achseln.

„Es geht um das Wohl und Wehe der ganzen Menschheit. Das wissen Sie. Ich werde unsere Geheimnisse hüten wie der Zauberpriester seinen Kral. Sie werden mit uns zufrieden sein - oder irre ich mich und Sie erwarten, aus der Stiftung Profit zu schlagen?“

Mister X winkte ab. Seine Nasenflügel bebten.

„Also gut, überredet. Ich habe die Kompetenzen, Ihre Sonderforderungen zu bewilligen. Aber nur aus einem Grund: Mit ihrem Eingreifen stellen Sie möglicherweise das Gleichgewicht der Kräfte wieder her!“

Konrad Clasen und Dr. Steinbach sahen sich an.

Sie wussten beide, dass es keinesfalls nur um das Gleichgewicht der Kräfte ging. Konrad war informiert, und ihm war auch klar, dass sie längst zuviel Zeit verloren hatten.

Unter dem Nordpoleis war ein Unterseeboot der Amerikaner unterwegs. An Bord befanden sich hochdotierte Wissenschaftler aus verschiedenen Natoländern.

Ein halbmilitärisches Experiment, das möglicherweise gescheitert war.

Konrad Clasen sollte gemeinsam mit Peter Bell und den technischen Tricks der Stiftung die Suche beginnen - eine Suche, die bislang mit anderen Mitteln erfolglos geblieben war...


2


Commander Edmond Scott starrte durch das Periskop und wurde vom nackten Entsetzen gepackt. Seine Kinnlade zitterte. Seine Kehle war plötzlich wie ausgedörrt.

Er sah es ganz deutlich. Die Scheinwerfer des getauchten U-Bootes waren voll aufgeblendet und strahlten grell gegen eine steil aufragende Mauer aus Eis. Milliardenfach glitzerten Kristalle im Licht - wie Diamanten von unschätzbarem Wert.

Nur noch vielleicht zwei Schiffslängen war das Unterseeboot davon entfernt. Unaufhaltsam rückte das gewaltige Hindernis heran. Es verlor sich scheinbar in unergründlichen Tiefen.

„Tiefer!“, brüllte der Commander heiser und völlig unkonventionell - er, der ruhige, besonnene Captain, der stets auf eiserne Disziplin Wert legte.

„Negativ!“, sagte eine flache Stimme irgendwo hinter ihm.

Commander Edmond Scott hatte das Gefühl, der Schlag treffe ihn. Er stieß sich vom Periskop ab und suchte den Sprecher mit den Blicken, wobei es in seinen Augen aufloderte, als schüre der Teufel persönlich ein höllisches Feuer.

Edmond Scott sah im wahrsten Sinne des Wortes eine kopflose Mannschaft. Sämtliche Offiziere, die im Kontrollstand anwesend waren, schauten verständnislos und hilflos zugleich auf ihre Anzeigen. Ein paar betätigten Kontakte. Vergeblich.

Da erst begriff Commander Scott die ganze Tragweite. Sein Verstand hatte die Tatsachen verdrängt.

Seit zwei Wochen waren sie völlig ohne Kontakt mit der Außenwelt. Weil sie sich unter dem Nordpolareis befanden und kein normales Funkgerät in der Lage war, durch das Eis hindurch eine Verbindung zu schaffen.

Durch einen Navigationsfehler waren sie von der vorgesehenen Route abgekommen. Deshalb hatten sie die Auftauchstelle verpasst.

Gewiss hatte man bereits die Suche nach ihnen angeordnet.

Den Fehler hatten sie sehr spät gefunden: Defekt in der Computeranlage, die für die Navigation unter dem Eis verantwortlich war!

Mit anderen Worten: Sie hatten sich total verirrt!

Und jetzt fuhren sie unaufhaltsam auf diese Eismauer zu.

Commander Edmond Scott tat gerade so, als würde es ihn nicht mehr interessieren. Was sollte er auch anderes tun, denn jetzt war nicht nur der Navigationscomputer defekt, sondern es waren alle wichtigen Systeme zur Steuerung ausgefallen.

Das Unterseeboot war manövrierunfähig!

Er wagte es nicht, noch einmal durch das Periskop zu blicken, denn die Eismauer bedeutete für sie alle den sicheren Tod!


*


Der Commander des Atomunterseebootes hatte nicht die leiseste Ahnung, was ganz in seiner Nähe und zur gleichen Zeit an Bord geschah.

Die Abdeckplatte lag längst am Boden. Die Person schaute wieder mal prüfend nach allen Seiten. Sie lauschte angestrengt und war danach sicher, nicht überrascht werden zu können.

Bei dem, was sie getan hatte, war das von größter Wichtigkeit -wenigstens für Sie selbst.

Ein gewöhnlicher Schraubenzieher hatte für die Arbeit gereicht. Die Wirkung war umso toller.

Das hatte sich erst vor einer Minute gezeigt und an anderer, vorher genau ermittelten Stelle. Jetzt war die zweite Phase des Unternehmens an der Reihe.

In den Augen der bestimmten Person blitzte der Wahnsinn, als ihr rechter Arm vorstieß.

Ratschend fuhr das blanke Metall zwischen den Drähten hindurch, die hier dick gebündelt verliefen.

Einen Augenblick verharrte die Person, dann begann sie mit der scharfen Spitze des Schraubenziehers zu schaben.

Die ersten Funken sprühten und prasselten nieder.

„Das ist genug!“, murmelte sie im Selbstgespräch.

Sie ließ den Schraubenzieher los. Das Werkzeug rutschte weiter nach vorn, berührte einen blanken Kontakt und bildete für einen winzigen Augenblick eine Brücke zwischen dem Kontakt und dem blankgescheuerten Draht.

Für eine Sekunde brach in diesem Kabelbündel die Hölle los. Blaues Licht blitzte grell und blendend auf.

Die Kabel schmorten. Es stank intensiv nach Ozon und verbranntem Isoliermaterial.

Blitzschnell brachte die Person die Verkleidung über den Kabeln wieder an, nachdem sie die glühenden Überbleibsel ihres Schraubenziehers noch tiefer in die Kabelstränge gestoßen hatte.

Die Verkleidung war mit den neuen Schnappverschlüssen versehen. Beim Anbringen brauchte nicht mehr geschraubt zu werden, nur noch beim Abnehmen.

Mit einem hastigen Sprung brachte die Person sich in Sicherheit.

Ihre Sabotage trug ein weiteres Mal Früchte.

Sie hatte keine Sekunde zu früh gehandelt. Qualm drang durch die Ritzen. Ein Zischen ertönte.

Dann erfolgte eine dumpfe Detonation.

Die Verkleidung wurde zerfetzt, und Reste flogen der Person um die Ohren. Eine meterlange Stichflamme schoss aus den Kabelsträngen und knallte gegen die gegenüberliegende Gangwand. Der Qualm ließ die Person husten.

Sie wartete sekundenlang, bis die Sicht wieder einigermaßen frei war. Die Klimaanlage funktionierte im Moment noch und saugte den Qualm ab.

Die Person trat zögernd vor und nahm mit einem nassen Lappen pedantisch die heißen Reste des Schraubenziehers auf.

Damit wollte sie alle Spuren ihres schändlichen Tuns beseitigen.


3


„Volle Kraft zurück!“, brüllte Commander Scott. Das war die einzige Möglichkeit, die noch blieb.

Doch gleichzeitig mit diesem Befehl erstarb das Generatorengeräusch, das sie nun schon seit Wochen begleitete und an das sie sich bereits gewöhnt hatten wie der Schläfer an das nächtliche Ticken eines Weckers.

Der Befehl, der vielleicht noch die Rettung hätte bringen können, kam zu spät.

Obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, schaute der Commander doch wieder durch das Periskop.

Er hatte sich wohl in der Aufregung in der Entfernung verschätzt. Wären es wirklich nur noch zwei Schiffslängen bis zur Eismauer gewesen, hätte das Unheil schon über sie hereinbrechen müssen.

Das Unterseeboot war während der Fahrt stetig gesunken, um so der aufragenden Eiswand zu entgehen. Durch das Sonar, das gottlob immer noch funktioniert hatte, hatten sie festgestellt, dass die Wand in einer Tiefe von rund zweihundert Metern endete. Ein Unterseeboot wie die New Nautilus konnte diese Tauchtiefe durchaus noch unterschreiten.

Im Moment befanden sie sich in einhundertfünfzig Metern Tiefe unter normalem Meeresniveau. Wie dick allerdings das Eis über ihnen war, konnten sie nur ahnen. Das Sonar konnte keine brauchbaren Ergebnisse liefern, außer einem: Die Eisschicht war zu stabil, um ihnen einen Durchschlupf zu bieten!

Die Ballasttanks waren noch nicht völlig geflutet. Mit dem Antrieb hatten sie die Tauchgeschwindigkeit vergrößert.

Jetzt waren die Generatoren verstummt. Das Boot war nicht nur manövrierunfähig geworden, sondern auch antriebslos.

Die Fahrt verlangsamte sich zwar, doch der Wasserwiderstand reichte nicht zur völligen Abbremsung.

Die Eiswand war heran. Sie verlief schräg und wich nach unten ein wenig zurück.

Auch das Boot hatte keine waagerechte Lage, da es sich auf Tauchfahrt befand und deshalb den Bug geneigt hatte.

Im letzten Augenblick nahm der Commander sein Gesicht beiseite, um nicht beim Aufprall das Linsensystem des Periskops ins Auge geschlagen zu bekommen.

Eine Riesenfaust schien ihn plötzlich zu packen und schleuderte ihn quer durch den abschüssigen Kommandoraum. Hart kam er mit dem Schädel auf. Er hörte ein entsetzliches Krachen, das Bersten von Metall und einen Ton wie von einer gigantischen Glocke. Dann verlor er das Bewusstsein.

Mit dem Bug voran prallte die New Nautilus gegen das eiskalte Hindernis. Der vordere Teil des Schiffskörpers wurde zusammengeknittert wie Papier. Die Aufprallenergien waren so groß, dass die Stabilität der Schiffswandungen dem nichts entgegenzusetzen hatte.

Die Männer im Kommandoraum, die noch bei Bewusstsein blieben, bekamen den Rest mit.

Eine unsichtbare Kraft schleifte sie über den Boden und schleuderte sie mit brutaler Gewalt gegen die Wände und die Decke.

Eis splitterte draußen. Riesige Brocken lösten sich und rasten wirbelnd nach oben, um sich an der endlos erscheinenden und alles überdeckenden Eisglocke zu fangen.

Das bekamen die U-Bootfahrer allerdings nicht mehr mit. Nicht nur, weil sie keine Sicht mehr nach draußen hatten. Keiner erlebte das Ende der Katastrophe mit wachem Bewusstsein.

Ein Beben erschütterte das Eis. Auch an anderer Stelle brach der Panzer auf und lösten sich Zacken. Das Ganze kam in Bewegung. Das Eis stand vorher anscheinend unter großen Spannungen, die sich jetzt explosionsartig lösten.

Große Teile wurden regelrecht abgesprengt.

Besonders schlimm war, dass sich das Schiff aufgrund seiner Schräglage halb überschlug. Durch seine Tauchfahrt traf der fast hundert Meter

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.01.2018
ISBN: 978-3-7438-5246-4

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
In der Reihe „Krimi“ erscheinen unter dem Pseudonym K.-H. Weimer von Wilfried A. Hary neu geschriebene Geschichten, die von ihm vor langer Zeit bereits in der Urform unter anderem in großen Zeitschriften veröffentlicht wurden.

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