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HERR DER WELTEN 051

 

Der Seelenberg

»Die Reise in den Wahnsinn

- und der erste HERR DER WELTEN!«

 

von Erno Fischer

 

In über einer Million Jahre: Viele tausend Welten sind von Menschen besiedelt. Überlichtschnelle Flüge sind verboten, weil es sich erwiesen hat, dass diese auf Dauer das energetische Gleichgewicht des Universums und somit das Raum-Zeit-Gefüge stören, was in manchen Bereichen des Universums in der Vergangenheit zu schrecklichen Katastrophen geführt hat. Der so genannte HERR DER WELTEN wacht unnachgiebig über dieses Verbot.

Das Verbot wurde nicht immer befolgt, weil es den HERRN DER WELTEN nicht schon immer gegeben hat. John Willard, der Diener des HERRN DER WELTEN, erfährt: Wenige Jahrhunderte in der Zukunft, von hier und heute aus betrachtet (und somit über eine Million Jahre in der Vergangenheit aus der Sicht von John Willard!), hatte der Mensch bereits einen Teil des Weltraums erobert. Überlichtschnelle Flüge wurden von hoch spezialisierten (und teilweise sogar regelrecht »gezüchteten«) so genannten PSI-Menschen durchgeführt. Man nannte sie in Anlehnung an einen Begriff aus der SF des zwanzigsten Jahrhunderts der so genannten christlichen Zeitrechnung Psychonauten. Als der Ultimate-Konzern die Psychonauten mittels technischem Überlichtantrieb zu ersetzen trachtete, hatte das unabsehbare Folgen, was die negativ betroffenen Fremdrassen auf die Menschen aufmerksam machte und zu einer tödlichen Bedrohung werden ließ. Endlich sah auch Ultimate und mit dem Konzern das totalitäre Regime des menschlichen Imperiums ein, dass sie sämtliche Experimente in dieser Richtung einstellen mussten. Eine Friedensmission wurde gegründet, um die Völker des Universums zu besänftigen. Das Raumschiff ESPERANTO (zu deutsch etwa: Der Hoffende) wurde mit der Friedensmission auf den Weg geschickt. Doch an Bord herrscht gegenseitiges Misstrauen und sogar... Hass!

Außerdem ist ihre erste Zielwelt, Zyzschniy, am Rande des Abgrundes.

Die letzte Hoffnung ist eine Expedition zum Tafelberg, genannt DER SEELENBERG - und das hat seinen Grund. Supermutant PSY 9.11, bezeichnet auch als DER GOLDENE, erzählt...

 

Impressum

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Titelbild: Gerhard Börnsen


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Wie geplant nahmen neben mir Soschnyz-Baschraz-Som, Esper 98 und Liza, die Hexe, an der Expedition zum Tafelberg teil. Es gab nur eine kleine Änderung: Psiona, die eigentliche Hüterin des Berges, kam ebenfalls mit. Das hatte sie sich ausbedungen.

Ich zermarterte mein Gehirn, ob sie das nun wegen Soschnyz-Baschraz-Som getan hatte oder aus anderen Beweggründen.

Der Gleiter, in den wir stiegen, ähnelte Soschnyz-Baschraz-Soms Raumschiff, war nur wesentlich kleiner. Per Transmitter gelangten wir aus den Tiefen des Planeten, von wo aus wir ausgesendet wurden, in die Atmosphäre über dem Dschungel.

Soschnyz-Baschraz-Som steuerte. Psiona war ganz nahe bei ihm. Ich spürte beider PSI-Flüstern, ohne es deuten zu können.

Die körperliche Veränderung von Soschnyz-Baschraz-Som schritt unglaublich schnell voran: Zum ersten Mal hatte Soschnyz-Baschraz-Som zu Bekleidungsstücken gegriffen! Er tat dies offensichtlich aus Pietätsgründen - uns gegenüber.

Für mich war es mehr als ein Kuriosum oder eine biologisch interessante Darbietung. Soschnyz-Baschraz-Som war mein Freund und er veränderte sich nicht nur körperlich. Niemals zuvor war mir Soschnyz-Baschraz-Som so fremd erschienen.

Und auch Psiona hatte kaum ein Auge für uns.

Es war mir klar, dass die Geschlechtsreife nur eingeleitet wurde, wenn der auserwählte Partner Resonanz zeigte. Wären die erforderlichen Gefühle einseitig geblieben, hätte Soschnyz-Baschraz-Som sich nicht so entwickelt.

Und er bedeckte in bei den Menschen angeeigneter Scham die Körperstellen, die von der Geschlechtsreife besonders betroffen waren.

Oftmals tauschten Liza und ich bedeutsame Blicke. Nicht, weil das verhohlene Liebesspiel der beiden uns etwa ansteckte, sondern weil Liza ebenso Anteil an dem Vorgang nahm wie ich.

Sie hatte Soschnyz-Baschraz-Som in den letzten Stunden ebenfalls als Freund erlebt.

Für mich hatte die Angelegenheit einen sehr bitteren Nebengeschmack: Ich, DER GOLDENE, war grundsätzlich völlig unfähig zur körperlichen Liebe!

Flüchtig dachte ich an ein vergangenes Erlebnis, als der Zwiespalt zwischen Können und Wollen am größten gewesen war.

Das Grausame an der Sache war die Tatsache, dass ich mich durchaus in eine Frau verlieben konnte, aber dass diese Liebe niemals einen Ausdruck finden durfte.

Verstohlen schielte ich nach Liza. Sie schien meinen Blick zu spüren und erwiderte ihn ernst.

Erschrocken wandte ich das Gesicht ab.

Sie schien zu wissen, was in mir vorging.

Vorsicht!, bläute ich mir ein. Goldener, besinne dich. Du hast mehr als ein Fiasko in dieser Hinsicht hinter dir. Bleib auf dem Teppich und vermeide jeden Gedanken daran. Es ist besser für alle Beteiligten. Und außerdem würde es dich nur von den wesentlichen Dingen ablenken.

In meinem Innern war ein fernes Brennen und Sehnen. Als ich es bekämpfte, trieb es mir die Tränen in die Augen. Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten und schluckte einen trockenen Kloß hinunter, der anscheinend in meinem Hals gesteckt hatte. Ich zitterte und konnte nichts dagegen tun.

Dann war es wieder vorbei. Ich fühlte mich innerlich leer und ausgehöhlt, aber ich hatte es wieder einmal überwunden und wandte mich aufatmend Soschnyz-Baschraz-Som zu.

Der Zyzschniyer hatte mich beobachtet! Ich erschrak darüber. Soschnyz-Baschraz-Som sagte: »Wir werden unser Ziel bald erreicht haben, Goldener. Psiona braucht möglicherweise unseren PSI-Beistand. Aber wir müssen äußerst vorsichtig sein. Irgendwie sind wir alle Außenseiter dieses in Jahrmillionen pervertierten Systems und...«

»Pervertiertes System?«, fragte ich ungläubig. »Das sagst du als Zyzschniyer?«

Er hielt meinem Blick stand. »Ja, Goldener, das sage ich, weil es stimmt. Aber halten wir uns nicht mit den Details auf. Kommen wir zum Wesentlichen: Psiona und ich können uns aus dem System ausklammern. Deshalb können wir es auch vermeiden, von der Seuche erfasst zu werden. Psiona hat ihren Posten auf dem Tafelberg verlassen müssen, weil sie die Mittlerin ist. Sie wäre als erste umgekommen.« Er sah sie von der Seite an. »Nicht nur mir wäre etwas sehr Wertvolles verloren gegangen!«

»Sprich weiter«, forderte ich ihn ungeduldig auf, weil ich befürchtete, dass er sich wieder von seinen Gefühlen einspinnen ließ.

»Ja, Goldener, Psiona ist geflüchtet und hat den Hütern des Erbes die Einzelheiten geschildert. Aber sie waren unfähig zu begreifen. Sie halten das System für einen Idealzustand und können sich nicht vorstellen, dass dieses System ausarten könnte.

Dabei ist es schon seit Millionen von Jahren ausgeartet, sonst hätte es niemals zum heutigen Zustand kommen können.«

»Wie, um alles in der Welt, sieht dieses verdammte System denn überhaupt aus?«, rief ich unbeherrscht.

Ich hatte es einfach satt, mit Halbheiten abgespeist zu werden. Warum hatte man uns alles erzählt, aber die Aufgabe von Psiona als Eremitin vom Berg ausgeklammert?

Soschnyz-Baschraz-Som wollte mir antworten. In diesem Augenblick traf den Gleiter ein brutaler Schlag von vorn.

Soschnyz-Baschraz-Som wandte sich den Kontrollen zu. Er stand mit dem Bordcomputer in geistiger Verbindung. Die sichtbaren Hebel und Schalter bewegten sich scheinbar selbständig, als der Geist von Soschnyz-Baschraz-Som in den Steuerelementen »versank«.

Da schrie Soschnyz-Baschraz-Som auf. Er brüllte seinen Schmerz hinaus. Eine unsichtbare Faust packte ihn, hob ihn aus dem Sitz, der sich jeder Körperkontur anpassen konnte und warf ihn quer durch den Gleiter.

Unwillkürlich konzentrierten Liza und ich uns darauf, um den Sturz abzufangen.

Kaum strengten wir unsere PSI-Sinne an, als uns das Grauen überfiel. Etwas Unsichtbares drang mit aller Brutalität auf uns ein.

Wie durch einen Nebelschleier sah ich, dass Soschnyz-Baschraz-Som mit unverminderter Wucht gegen die rückwärtige Wand krachte. Aber er hatte einen Körper, der dem eines Menschen haushoch überlegen war. Mit katzengleicher Gewandtheit traf er auf und sprang auf den Boden.

Er hatte sich nichts getan und hatte dabei nicht einmal PSI einsetzen müssen.

Ich begriff dumpf, dass ich einen furchtbaren Fehler begangen hatte, als ich meine eigene PSI einsetzte.

Es traf mich genauso wie Liza.

Es wischte unsere Gedanken hinweg, um sie vom Körper zu isolieren und dort zu zerquetschen.

Es war eine furchtbare Macht. Dahinter stand ein unglaubliches Wesen, das ich in seiner Gesamtheit nicht zu erfassen vermochte. Es war die Hölle und es war das Feuer. Es war das Böse und es war die brutale Zerstörungswut.

Wir hatten keine Chance.

Doch da war ein gehässiges Lachen, das plötzlich eine Mauer zwischen die Macht und uns schob, mit einer fast lässig anmutenden Geste. Die Macht hielt irritiert inne. Sie tastete an der Mauer entlang und suchte nach uns.

Aber da war nichts mehr: Wir erwachten.

Das Lachen blieb und uns wurde klar, woher es kam: aus dem Mund von Esper 98.

Wir blickten unwillkürlich in seine Richtung.

»Tja, Kinder, so ist das nun mal im Leben: Der Sieg gehört dem Tüchtigen. Nur keine übertriebene Dankbarkeit, ihr beiden. Es reicht, wenn ihr meine Überlegenheit anerkennt. Ist sie jetzt noch zu leugnen?«

Er schüttelte sich aus vor Lachen und klatschte sich dabei auf die Schenkel.

Abrupt unterbrach er es. Seine Augen glühten verhalten. Er betrachtete uns kurz. Dann wandte er seinen Blick Soschnyz-Baschraz-Som zu.

»Ich wollte nur nebenbei bemerken, dass unser Gleiter abstürzt und wir in den nächsten Sekunden am Boden zerschellen!«

Der Boden raste mit ungeheurer Geschwindigkeit auf uns zu. Es war einer der hässlichen braunen Flecke - dort, wo sich früher der undurchdringbar erscheinende Dschungel befunden hatte. Die Flecke waren ein Überbleibsel der letzten Katastrophe.

Esper 98 hatte recht: Wir würden zerschellen und konnten nichts dagegen tun.

Und Soschnyz-Baschraz-Som machte auch keinerlei Anstalten dazu. Er stand breitbeinig zwischen uns. Psiona stand an den Kontrollen und schickte ihm einen hilflosen Blick aus ihren braunen Augen zu.

Der Gleiter erreichte die Planetenoberfläche in einer Geschwindigkeit, bei der wir alle atomisiert werden würden.

Nichts dergleichen geschah, obwohl ich mein Ende erwartet hatte: Der Gleiter stoppte einfach. Es gab nicht einmal Andruckkräfte.

Dafür krümmte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 04.01.2018
ISBN: 978-3-7438-4869-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Der Autor Wilfried A. Hary auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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