Cover

STAR GATE – das Original 163-164:

 

Zeitsprung

- Miguel de Torres und Werner K. Giesa:

Die Invasion der Kyphorer - und der zweite Ken Randall erwacht!“

 

1. Oktober 2063

Unter dem Befehl des militärischen Oberkommandierenden Kar-Nol griffen die Kyphorer an. Eine Eliteeinheit wurde durch die Transmitter-Straße geschleust, schwer bewaffnet und mit der modernsten Technik ausgerüstet. Zerlegbare Gleiter mit Waffentürmen wurden nachgeschickt, dazu leistungsstarke Mini-Observatorien und Computer, mit denen es möglich war, die galaktische Position des erreichten Zielplaneten innerhalb kürzester Zeit zu bestimmen.

Oft genug hatten die Kyphorer Angriffsschläge dieser Art geführt. Alles lief reibungslos ab.

Auf dem irdischen Mond, bevor die Kyphorer überhaupt noch begriffen hatten, wo sie sich überhaupt befanden.

Und auch die Betreiber des Mond-SG wussten nicht, wie ihnen geschah!

Zunächst…

Impressum

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2017 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen

 

1

 

„Haben Sie mich nicht verstanden? Das ist eine Invasion!

Haiko Chans Worte waren kaum verklungen, als das dreidimensionale Bild des Interkoms zunächst erzitterte und dann verschwand. Zurück blieb nur eine schwarze Fläche.

Schwarz – wie die Gedanken von Clint Fisher, Sicherheitschef von Mechanics Inc. Er und Lino Frascati, der Konzernchef von Mechanics, starrten sekundenlang wie versteinert auf den dunklen Bildschirm. Der augenfälligste Unterschied zwischen den beiden war, dass Frascati sich am unangenehmeren Ende der kleinen und schallgedämpften automatischen Pistole befand, die sein Sicherheitschef mit tödlicher Präzision auf ihn gerichtet hielt.

Doch dies schien im Moment Frascatis geringeres Problem zu sein.

„Eine Invasion...“, echote er. Endlich löste sich sein Blick vom Interkom und traf die Augen seines Gegenübers.

Clint Fisher war ebenso überrascht wie der Konzernchef, dennoch entließ er diesen keinen Sekundenbruchteil aus dem Fokus seiner Waffe.

„Die Kyphorer?“

Frascati wiegte überlegend den Kopf. „Nach allem, was wir von Phönix erfahren haben und nach Chans Beschreibung, wohl eher die Craahls – ihre Leute fürs Grobe.“

„Eine Invasion durch das Star Gate auf dem Mond...“

„Wissen Sie, was ich denke?“ Der Konzernchef hatte seinen Sessel in Fishers Richtung gedreht und schien die Pistole, die auf ihn gerichtet war, überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. „Wir können Gott dafür danken, dass das Star Gate hier in Detroit nicht mehr existiert!“

Fishers Gedanken rasten. Als er vor wenigen Minuten in Frascatis Büro gestürmt war, war dies in der festen Absicht geschehen, den Konzernchef auszuschalten und sich selbst an dessen Stelle zu setzen. Er hatte über eine verborgene Abhöreinrichtung mitverfolgt, wie Frascati nicht weniger als zehn Milliarden Verrechnungseinheiten auf ein Konto einer dubiosen Bank in der ehemaligen Schweiz überwiesen hatte. Daraufhin hatte er ihn zur Rede gestellt und der Konzernchef hatte ihm eine kaum glaubliche Geschichte von einer Falle erzählt, die ihm vom Konzern MAFIA gestellt worden war.

Dann war das Gespräch durch Haiko Chans Anruf vom Mond unterbrochen worden.

„Das ist natürlich nur die Vorhut“, fuhr Frascati in seinen Überlegungen fort. „Unser Star Gate auf dem Mond ist nicht groß genug, um damit in kurzer Zeit genügend Truppen für eine Invasion des Mondes oder gar der Erde heranzubringen. Raumschiffe werden sicher bald folgen!“

„Dazu müssen sie aber erst die galaktische Position der Erde feststellen“, folgerte Clint Fisher. „Wahrscheinlich wissen sie überhaupt nicht, wo sie herausgekommen sind. Alles, was sie brauchten, war ein SG mit der gleichen Norm wie unseres. Vielleicht war es ja nur ein Zufall...?“

Energisch schüttelte der Konzernchef den Kopf.

„Darauf würde ich nicht spekulieren! Chan sprach davon, dass die Fremden sofort das Feuer eröffnet hätten! Nein, das muss genau geplant gewesen sein!“ Er hielt inne und blickte seinen Sicherheitschef unwillig an. „Wollen Sie nicht endlich die Waffe runter nehmen? Wir haben im Moment weiß Gott andere Sorgen als übereinander herzufallen!“

Fisher verzog keine Miene. Der Lauf der Waffe senkte sich nicht um einen Millimeter.

„Ich überlege...“

„Wir müssen reagieren!“, drängte Frascati. „Wenn die Craahls erst einmal die Mondoberfläche erreicht haben, ist es wahrscheinlich bereits zu spät. Die galaktische Position unseres Sonnensystems festzustellen wird für jemanden mit so fortgeschrittener Technik allenfalls Minuten in Anspruch nehmen! Und höchstens eine weitere Minute wird es dauern, bis diese Position via SG zurückgemeldet worden sein wird! Dann ist das Verhängnis nicht mehr aufzuhalten! Sie haben ja selbst gehört, was die Kyphorer auf dem Planeten Shan angerichtet haben, nur weil dessen Bewohner sich erdreisteten, Raumschiffe zu bauen! Was werden sie wohl mit Leuten machen, die – nach ihren eigenen Begriffen – illegal Star Gates bauen und benutzen?“

Der Sicherheitschef starrte einen Augenblick ins Leere. Er erkannte, dass Frascati recht hatte.

„Wir werden reagieren“, sagte er nach einer Pause von beinahe einer Minute, während der ihn der Konzernchef mit seinen Blicken fixiert hielt. Ein Ruck durchlief seinen Körper, als er einen Entschluss fasste.

Ich werde reagieren!“

Er korrigierte den Lauf der schallgedämpften Pistole, bis dieser auf Frascatis Stirn zeigte, etwas oberhalb der Verbindungslinie zwischen dessen Augen, die sich ungläubig weiteten.

Dann schoss er.

 

2

„Haben Sie mich nicht verstanden? Das ist eine Invasion!

Kaum hatte Haiko Chan diese Worte in seinen Armbandkommunikator geschrieen, als der Aufzug, der gerade noch festgesteckt war, einen Satz nach unten tat. Der Überlebensspezialist, der sich auf das Gespräch mit Frascati konzentriert hatte und daher von dieser Entwicklung völlig überrascht worden war, machte relativ zur Kabine einen Satz in die Höhe. Einen kurzen Augenblick lang fühlte er sich schwerelos.

Aber wirklich nur einen kurzen Augenblick lang.

Dann kam die Kabine wieder zum Stehen, ebenso abrupt, wie sie nach unten gefallen war. Haiko Chan stürzte zu Boden; sein Kopf schlug auf den Armbandkommunikator, woraufhin die Verbindung zur Erde abbrach. Wenn die Schwerkraft und damit Chans Körpergewicht nicht nur ein Sechstel des Gewohnten betragen hätte, hätte der Überlebensspezialist mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest das Bewusstsein verloren.

So aber holte er sich nur eine kleine Beule.

Er richtete sich wieder auf. Wie tief mochte die Kabine gefallen sein? Bis ganz hinunter auf die Ebene, in der sich die geheime Star Gate-Station von Mechanics befand? Deren Bedienungsmannschaft soeben von den völlig überraschend aus der Pyramide dringenden Invasoren kaltblütig erschossen worden war?

Chan blickte auf die Anzeige des Bedienungspaneels der Kabine, aber diese war ebenso tot wie sein Freund, der Wissenschaftler Wolf von Seydlitz, mit dem er noch Minuten zuvor gesprochen hatte.

Der Überlebensspezialist lauschte, doch es herrschte scheinbar absolute Stille. In seinem inneren Ohr klangen noch die Todesschreie der SG-Mannschaft und das gnadenlose Fauchen der Strahlschüsse der Kyphorer oder Craahls nach. Wenn er den Raum mit der Pyramide nicht Sekunden, bevor etwa ein Dutzend hoch gewachsener und in silbergraue Anzüge gekleideter Gestalten aus dem Star Gate getreten waren, verlassen hätte, wäre er jetzt mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenso tot wie die fünf Wissenschaftler und Techniker, die sich dort aufgehalten hatten. Er war bereits auf dem Weg zum Aufzug gewesen, der ihn zurück in das Erdgeschoss der Mechanics-Vertretung auf dem Mond hätte bringen sollen, als ihn das Geräusch von Strahlschüssen zur Umkehr veranlasst hatte.

Doch da war es bereits zu spät gewesen.

Die Invasoren hatten ihn sofort entdeckt und unter Feuer genommen, doch in der sprichwörtlichen letzten Sekunde war es ihm gelungen, sich in den Aufzug zur Oberfläche zu retten.

Und hier saß er nun.

Ein allgemeiner Stromausfall schien nicht stattgefunden zu haben, denn das Kabinenlicht brannte noch – außerdem war hier, in der Mondstation, alles mindestens dreifach abgesichert und so etwas Überlebensnotwendiges wie die Stromversorgung fünffach. Wahrscheinlich war bei den Schüssen der Invasoren, möglicherweise durch eine Sekundärreaktion, der Kabinenantrieb zu Schaden gekommen.

Der Überlebensspezialist, der hier auf dem Erdmond eigentlich nur einen zweiwöchigen Urlaub hatte verbringen wollen und nun unfreiwilliger Zeuge der Invasion geworden war, drückte mehrmals die Taste, auf der das Symbol für das Erdgeschoss prangte, doch nichts geschah.

Der Aufzug schien endgültig festzusitzen.

Chan war klar, dass er etwas unternehmen musste. Mit jeder Sekunde, die verstrich, konnten mehr Invasoren mit Hilfe des Star Gates in die Station eindringen. Frascati und damit die Mechanics-Führung auf der Erde wusste aufgrund seines Anrufes Bescheid, doch die Erde war beinahe vierhunderttausend Kilometer entfernt – von ihr war so schnell keine Unterstützung zu erwarten. Wenn es überhaupt noch eine Möglichkeit gab, die Eindringlinge aufzuhalten, dann musste dies hier, auf dem Mond, geschehen.

Und zwar schnell!

Der Asiate sah zur Decke der Kabine, in der sich das Rechteck der Wartungsklappe, die gleichzeitig als Notaus- und Einstieg diente, abzeichnete. Was er nun zu tun im Begriff war, war beinahe Routine für einen Überlebensspezialisten, der dies nicht nur bei ungezählten Übungen, sondern auch bereits mehrfach im Einsatz exerziert hatte: Er hechtete, in diesem Fall unterstützt durch die geringe Schwerkraft, nach oben und drückte dort einen orange markierten Schalter. Noch bevor er wieder den Boden der Kabine erreicht hatte, begann sich die Klappe zur Seite zu bewegen, bis sie einen Bereich von etwa einem halben Quadratmeter freigegeben hatte. Unmittelbar darauf schob sich eine dünne, aber sehr tragfähige Stickleiter aus Metallseilen herab.

Wenige Sekunden später stand der Überlebensspezialist bereits im Liftschacht, auf der Kabinenoberseite.

Er sah nach oben. Der Schacht selbst war nicht beleuchtet, aber durch dünne Ritzen der Türen in den einzelnen Stockwerken drang genug Helligkeit, um ihn etwas erkennen zu lassen. Chan schätzte, dass sich die Liftkabine beinahe wieder auf Grundniveau befand – knappe dreißig Meter unter der Oberfläche. In den meisten Liftschächten befand sich eine Notleiter an der Schachtwand, doch hier hatte man leider darauf verzichtet; wahrscheinlich war so etwas in einer geheimen Station nicht gewünscht gewesen. Für den Überlebensspezialisten bedeutete dies allerdings, dass er keine andere Wahl hatte, als sich an einem der Trag- oder Führungsseile nach oben zu hangeln und dann dort nach einem Weg zu suchen, den Schacht zu verlassen.

Unverzüglich machte er sich ans Werk. Auch hier wurde er durch die geringe Schwerkraft unterstützt, so dass sein ›Aufstieg‹ nur wenige Minuten dauerte. Als er das Niveau des Mondbodens erreicht hatte und gerade überlegte, wie er aus dem Schacht herauskommen sollte, hörte er von jenseits der Aufzugstür erregte Stimmen. Kurz entschlossen rief er. Die Stimmen verstummten – man hatte ihn gehört.

„Hier stecke ich!“, wiederholte er. „Im Aufzugsschacht!“

Es dauerte etwa eine halbe Minute, bis sich die Tür öffnete, denn man hatte zunächst die Sicherung ausschalten müssen, die verhindern sollte, dass jemand in den Schacht fiel. Ein verdutztes Gesicht blickte den Überlebensspezialist an.

„Äh – kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

„Das können Sie“, nickte Chan, der sich mit Händen und Füßen um das Zugseil krallte, freundlich. „Das können Sie durchaus – holen Sie mich einfach hier heraus!“

Der Mann erkannte, dass eine längere Diskussion fehl am Platz war und verschwand. Kurz darauf kam er in Begleitung eines zweiten Mannes in der Uniform eines Technikers zurück. Gemeinsam trugen sie eine Metalleiter, die sie in den Schacht hineinführten. Dann stellten sich beide auf dasjenige Ende der Leiter, das im Gang zurückgeblieben war, so dass Haiko Chan das Seil loslassen und bequem aus dem Schacht marschieren konnte.

„Schnell!“, fuhr er die beiden Überraschten an. „Bringen Sie mich zu Ihrem Chef! Aber schließen Sie vorher die Tür wieder – und schalten Sie vorsichtshalber auch den Antrieb des Aufzugs aus!“

Beide Anordnungen wurden sofort und ohne Einwände ausgeführt. Als Überlebensspezialist von Mechanics Inc. besaß er sowieso überragende Autorität, denn er war Clint Fisher, dem Sicherheitschef des Konzerns, direkt unterstellt und über diesem stand nur noch Lino Frascati.

Der diensthabende Leiter der Station, ein Mann mittleren Alters mit Namen Will Henry, erwies sich als der versierte Krisenmanager, der er in seinem Beruf auch sein musste. In knappen Worten berichtete Haiko Chan von der Invasion, von der man in der Tat noch keine Ahnung gehabt hatte. Es war lediglich bemerkt worden, dass etwas im unterirdischen SG-Raum nicht stimmte – und dass es ein Problem mit dem Aufzug gab.

Gemeinsam veranlassten Henry und Chan, dass alle Bewohner der Mondstation sowie die UNO als deren offizieller Betreiber gewarnt wurden. Eine Panik, das war beiden klar, würde sich nicht ganz vermeiden lassen, zumal es für jeden ersichtlich war, dass es bei weitem nicht genug Raumschiffe gab, um alle auf dem Mond Befindlichen zurück zur Erde zu bringen, falls dies notwendig werden sollte. Chan sagte es nicht laut, aber er war felsenfest davon überzeugt, dass dies notwendig sein würde und zwar bald.

Nachdem die Warnung herausgegeben war, überlegte man, ob und gegebenenfalls wie man die Invasoren zurückdrängen oder wenigstens so lange aufhalten konnte, bis Verstärkung eintraf. Gleichzeitig mit der Warnung an die Bewohner und an die UNO hatte Will Henry eine Bitte zur Entsendung von kampferfahrenem Personal an die anderen Konzerne, die ebenfalls in der Mondstation vertreten waren, gesandt. Doch sowohl ihm als auch Chan war bewusst, dass die wenigen sich hier aufhaltenden Soldaten und Polizisten kaum eine Chance gegen eine Invasionsarmee haben würden.

Noch dazu gegen eine Invasionsarmee, die mit jedem Augenblick größer wurde.

Das Problem war, dass der Star Gate-Raum aus Sicherheits- und Geheimhaltungsgründen tief unter der Mondoberfläche erbaut worden und damit nur über sehr wenige Wege zugänglich war. Andererseits war dies natürlich auch ein Vorteil: Die Invasoren konnten nur über sehr wenige Wege an die Oberfläche gelangen.

Und diese Wege konnte man blockieren...

Im Prinzip gab es außer dem Aufzugsschacht, der von oben aus relativ einfach zu überwachen war, nur zwei weitere Wege: ein zum Glück sehr enges Nottreppenhaus und einen Belüftungsschacht. Henry veranlasste, dass alle unterirdischen Geschosse geräumt und deren Zugänge so weit wie möglich blockiert wurden. Einige Bewaffnete wurden an den Türen des Aufzugsschachtes postiert, andere in verschiedenen Stockwerken des Treppenhauses.

„Und wir?“, fragte einer der beiden erfahrenen Mechanics-Agenten, die sich in der Station aufgehalten hatten und die Haiko Chan für einen Einsatz der besonderen Art zu sich zitiert hatte.

Der Überlebensspezialist sah von dem Computerschirm auf, auf dem ein dreidimensionales Abbild des Mechanics-Gebäudes mit allen Untergeschossen dargestellt war.

„Wir drei werden...“

Er wurde unterbrochen durch das Eintreten eines hoch gewachsenen, schwarzhaarigen Mannes mit Kinnbart und südlichem Teint, der zwei Koffer trug.

„Don Jaime!“, stieß er überrascht hervor.

Ein Angestellter zwängte sich zwischen dem Neuangekommenen und der Tür durch.

„Er sagte, er wäre Ihr Freund, und da Sie sagten, wir bräuchten jeden Mann...“

„Ja, ja!“ Chan winkte dem Mann beruhigend zu. „Alles in Ordnung, er gehört zu mir!“ Dann wandte er sich dem Mann mit den Koffern zu: „Don Jaime, es tut mir leid, dass ich Sie so einfach habe stehen lassen, aber wir haben hier ein Problem...“

Don Jaime López de Mendoza Tendilla y Ledesma, der letzte und völlig verarmte Spross eines uralten spanischen Adelsgeschlechts, der den Urlaub auf dem Erdmond in der Lotterie gewonnen und sich hier mit Haiko Chan angefreundet hatte, stellte die Koffer – seinen und Chans – ab und eilte auf den Überlebensspezialisten zu. „Ich habe schon alles gehört! Ich bin hier, um meine Hilfe anzubieten!“

Etwas konsterniert blickte Chan seinen neuen Freund an. „Ich weiß das zu schätzen, wirklich, vielen Dank“, sagte er schließlich. „Aber dies ist eine Sache auf Leben und Tod! Sie sollten versuchen, so schnell wie möglich zur PHAETON zu kommen! Ich dürfte das eigentlich nicht sagen, aber es gibt nicht genug Schiffsplätze und es wird wahrscheinlich bald nötig werden, die Bevölkerung zur Erde zu evakuieren!“

„Was soll ich auf der Erde?“, fragte Don Jaime bitter. „Glauben Sie, es ist ein Vergnügen, von der Hand in den Mund zu leben, von einem Aushilfsjob zum nächsten?“ Der Spanier straffte sich. „Hier kann ich der Menschheit jedenfalls nützlicher sein! Und ich kann kämpfen, wenn es sein muss! Bitte, vertrauen Sie mir!“

Haiko Chan zögerte. Schließlich hielt er eine Pistole hoch. „Können Sie damit umgehen?“, wollte er wissen.

„Damit leider nicht...“ Plötzlich glitt ein Leuchten über Don Jaimes gebräuntes Gesicht. Mit zwei schnellen Handgriffen öffnete er seinen Koffer und entnahm ihm das letzte verbliebene Andenken an seine Vorfahren. Stolz hielt er den halbmeterlanger Stab aus schwerem, vom Alter geschwärzten Holz hoch, an dessen dickerem Ende mittels einer kurzen Kette eine eiserne Kugel angebracht war, aus der eine Unzahl etwa drei Zentimeter langer Stacheln hervorragte.

„...aber hiermit!“

„Der Streitkolben!“, entfuhr es dem Überlebensspezialisten. Der Spanier hatte ihm diesen gezeigt, als er gezwungen gewesen war, die Gastfreundschaft des Asiaten anzunehmen und in dessen Suite im Luna-Star-Hotel einzuziehen. „Aber lieber Don Jaime...“

In diesem Moment ging ein Ruck durch das Gebäude, der die Anwesenden beinahe von den Füßen warf. Ein lauten Knirschen ertönte und in einer der Stahlbetonwände tat sich ein mehrere Meter langer und fingerdicker Riss auf.

„Mein Gott“, flüsterte Will Henry und setzte mit diesen Worten der erschrockenen Stille ein Ende. „Was machen die da unten?“

„Genau das wollte ich gerade feststellen.“ Chan warf einen besorgten Blick auf den Riss in der Wand. „Aber es wird wohl noch gefährlicher werden, als ich ohnehin angenommen hatte.“ Er wandte sich wieder den beiden Agenten zu. „Wir drei werden den einzigen Weg in den SG-Raum nehmen, der den Invasoren garantiert unbekannt ist: den Belüftungsschacht! Es geht zum einen darum, festzustellen, was genau dort vorgeht, wie viele Invasoren bereits da sind und ob immer noch neue ankommen. Und zum anderen...“ Er wies mit der Rechten auf das halbe Dutzend Handsprengbomben, die er hatte kommen lassen. „Zum anderen geht es darum, das Star Gate zu vernichten!“

„Das können Sie nicht tun!“, fuhr

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 29.04.2017
ISBN: 978-3-7438-1040-2

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Nähere Angaben zum Hauptautor und Herausgeber der Serie Wilfried A. Hary siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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