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TEUFELSJÄGER 067

 

W. A. Hary

Manu

Er ist der Größte – noch!“

In Band 66 haben wir ja erfahren, daß ein Mädchen namens Norma eine tragende Rolle spielt in einer grausigen Sphäre. Doch Mark Tate weiß das gar nicht. Er glaubt, Norma sei genauso wie er Gefangene dieses unheimli­chen Dorfes mit Namen HELL, was englisch soviel wie Hölle bedeutet! Ihn selber hat es hierher ver­schlagen, weil er im Auftrag eines hohen Regierungsbe­amten das rät­selhafte Ver­schwinden von Auto­fahrern untersu­chen sollte.

Norma führt den Ahnungslosen zu einem Haus, das angeblich ihrem Onkel gehört hat...

 

Impressum


Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1614-3329

Copyright dieser Fassung 2017 by www.HARY-PRODUCTION.de

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eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Michael Mittelbach

Logo Schavall: Helmut Bone


Wichtiger Hinweis

Diese Serie erschien bei Kelter im Jahr 2002 in 20 Bänden und dreht sich rund um Teufelsjäger Mark Tate. Seit Band 21 wird sie hier nahtlos fortgesetzt! Jeder Band ab Band 1 (siehe Druckausgaben hier: http://www.hary.li) ist jederzeit nachbestellbar.


1


Und dann waren wir angelangt: Das Haus stand genau am Ende einer Sack­gasse. Die schmale Straße endete an der Haustür. Es gab keine direkten Nach­barn: Verwildertes Gartengelände trennte das Haus von den umliegenden Grundstücken.

Früher hatte es in dem Garten gewiß Rosensträu­cher gegeben. Heute war das dornige Gestrüpp so dicht, daß es kaum möglich war, mit heiler Haut durch­zukommen.

Ein guter Gärtner hätte Wochen gebraucht, um den Garten wieder einigerma­ßen auf Vordermann zu bringen.

Das Haus lag im Dun­keln. Das wenige Straßen­licht, das über den Vorgarten bis zur Fassade schien, ließ das Gebäude nur noch unheimlicher wir­ken.

Einst war es groß und herrschaftlich gewesen. Das war, ehe man vergessen hatte, es wenigs­tens ab und zu von Hand­werkern bearbeiten zu lassen.

Je näher wir kamen, desto deutlicher wurde das Gefühl, genau beobachtet zu werden.

Norma blieb auf einmal stehen.

»Was ist los?« erkundigte ich mich.

»Ich - ich habe entsetzli­che Angst, Mark!« gestand sie.

»Angst?«

Sie sah mich mit großen Unschuldsaugen an.

»Vor - vor dem Haus, Mark. Als würde uns das Haus beobachten. Blicke, die uns durchdringen, tief auf den Grund unserer Seele schauen.«

Ich lachte heiser und ging einfach weiter.

Ein paar Atemzüge lang blieb Norma zurück. Dann rannte sie hinterher, klammerte sich an mir fest.

»Laß mich nicht allein, Mark!«

»Dann komm mit!«

»Warum, Mark?«

»Weil wir keine andere Wahl haben. Wenn die un­sichtbare Macht nicht zu uns kommt, dann kommen wir zu ihr.«

»Aber was für einen Sinn hat das?«

Ich blieb stehen.

»Aha, dann glaubst auch du, daß im Haus deines Onkels das Geheimnis dieses Dorfes verborgen liegt?«

Sie zuckte erschrocken zusammen. Ihre Augen weiteten sich.

»Du meinst, mein Onkel hätte etwas damit zu tun?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Nicht unbedingt.«

Ich wandte mich ab und lief weiter. Norma blieb dicht hinter mir. Sie bettelte, daß wir von hier weggingen. Als das nichts half, flehte sie mich laut an. Bis zur Haustür.

Sie war zu. Ich zögerte kurz. Dann legte ich die Hand auf die Türklinke und schob die Tür auf.

Ein eisiger Hauch wehte mir entgegen. Als hätte ich den Mund eines Toten ge­öffnet.

Norma behinderte mich sehr, wie sie sich so an mich klammerte. Es war nicht leicht, trotz der Be­hinderung das Haus zu be­treten.

Wind raunte im Gebälk hoch über mir. Irgendwo schlug ein Fensterladen. Es hallte laut wider, daß man jedesmal zusammenfuhr.

Es war sehr zugig. Der Wind pfiff mir um die Oh­ren. Es rauschte, als wollte er mir etwas zuflüstern. Noch einen Schritt. Die Haustür fiel krachend ins Schloß. Es war dunkel im Treppenhaus, aber durch die geborstenen Fenster si­ckerte ein wenig Licht. Meine Augen gewöhnten sich daran.

Ein dünnes Heulen er­tönte. Das hatte ich schon einmal gehört. Es hatte weit entfernt geklungen. Jetzt war es ganz nahe: im Treppenhaus. Obwohl nichts zu sehen war. Nicht einmal ein Schatten, der auf der Treppe lauerte.

Ich ging weiter, schlepp­te die zitternde Norma mit. Es sah so aus, als könnte sie jeden Augenblick vor Angst das Bewußtsein ver­lieren. Aber ich konnte keine Rücksicht auf sie nehmen.

Die Treppe knarrte, als wären Schritte darauf.

Unsichtbare Augen schienen mich eingehend zu mustern. Ich spürte Bli­cke auf meiner Haut, als wäre ich nackt.

War da nicht ein hämisches Kichern?

Waren da nicht heftige Atemzüge, ein gieriges Knurren?


*


Vor mir stand eine schwarze Gestalt, nur drei Schritte entfernt. Kein Gesicht, nur Umrisse in der Düsterheit.

Ich blieb stehen. Norma klapperte mit den Zähnen. Das arme Mädchen. Jetzt meldeten sich doch Ge­wissensbisse bei mir.

Mit einem einzigen Ruck befreite ich mich von ihr und sprang vorwärts, auf die Gestalt zu.

Ich wollte sie packen und zu Boden ringen, aber meine Hände fuhren durch leere Luft. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.

Sofort federte ich wieder empor: Von einer Gestalt war nichts zu sehen.

Nur Norma, die mitten im Gang stand, unfähig, sich noch von der Stelle zu rühren.

»Dein Onkel?« fragte ich laut. »Steckt er hinter allem?«

Keine Antwort von ihr.

Es wurde ganz still im Haus. Als hätte der Wind den Atem angehalten. Ich hörte auch nicht mehr das angstvolle Schnaufen Nor­mas.

»War etwas mit deinem Onkel, Norma? Was weißt du?«

Norma stand da, nur noch ein Schatten. Ich konnte in dem diffusen Licht keine Einzelheiten er­kennen.

In diesem Augenblick versuchte jemand, gewalt­sam in mein Denken einzu­dringen. Ganz unvermutet. Mit aller Gewalt, daß es mich zu Boden schleu­derte.

Die Gestalt von Norma war ganz still. Sie atmete nicht einmal. Auch im Haus war es still, nach wie vor.

Dafür kreischte in meinem Schädel das Infer­no. Es marterte mein Ge­hirn, schleuderte meine Gedanken in einen schwarzen Abgrund und wollte mich folgen lassen.

Verzweifelt bäumte ich mich auf. Ich ging gegen diese gnadenlose Gewalt an.

Irrte ich mich oder glüh­ten jetzt Normas Augen wie zwei Kohlestücke?

Hinter ihr schien eine zweite Gestalt zu stehen, wie ein Nebelgebilde.

Aus dem Nebelgebilde schälte sich ein Gesicht: bärtig, uralt.

»Manu!« murmelte das Gesicht. »Manu ist die Macht.«

Es war Manu, der in meinem Innern war. Der Name kam mir irgendwie bekannt vor. Aus welchem Zusammenhang?

Manu wollte mich besiegen, und die Augen Normas glühten tat­sächlich. Ich irrte mich nicht.

Ein letztes Mal nahm ich alle Kraft zusammen und bäumte mich auf.

Mit Erfolg!

Das Bohren war in meinem Schädel, aber es marterte mich nicht mehr. Es zwang mich auch nicht mehr zu Boden.

Ich sprang auf, rannte an Norma vorbei.

Die andere Gestalt war noch da. Sie schwebte knapp über dem Boden. Doch der Abstand zwischen ihr und mir veränderte sich nicht.

Das Gesicht verwandelte sich. Ein anderes Gesicht schob sich für Sekunden­bruchteile darüber: Das Gesicht eines jungen Mannes. Die Augen waren geschlossen. Das Gesicht drückte unsägliches Leid aus.

Dann löste sich die Gestalt in Nichts auf.

Ich erreichte den un­tersten Treppenabsatz.

Die Haustür flog auf. Sie krachte so fest gegen die Wand, daß der Verputz rieselte.

Ich sah die Masse der Untoten, die das Haus um­stellt hatten. Sie stürmten herein, um mich zu pa­cken!


2


Sie taten es diesmal wortlos, ohne das übliche Lachen, mit starren Gesichtern.

Sie waren Vollstrecker. Das war deutlich. Die un­bekannte Macht hatte es nicht vermocht, mich zu beherrschen oder mich gar zu vernichten. Ich war ein Unsicherheitsfaktor ge­wesen, den es zu erfor­schen galt. Und jetzt war ich zu einer Gefahr ge­worden, unbestimmbar und unbeherrschbar.

Deshalb sollte ich ver­nichtet werden, unwider­ruflich.

Ich entwischte knapp auf die Treppe und hetzte empor, immer drei Stufen auf einmal nehmend.

Die Zombies nahmen so­fort die Verfolgung auf. Der erste hatte die letzten Jah­re unter der Erde ver­bracht. Entsprechend sah er aus. Er war auch nicht so schnell wie die anderen. Deshalb wurde er von mir einfach über das Treppengeländer gestoßen. Dumpf kam er unten auf.

Wortlos machte er sich wieder an die Verfolgung.

Die anderen waren mir dicht auf den Fersen.

Bis in den ersten Stock.

Blitzschnell drehte ich mich herum, hielt mich mit beiden Händen am Treppengeländer fest und trat mit beiden Füßen zu - so fest ich konnte.

Ich traf zwei Zombies vor der Brust.

Darauf waren sie nicht gefaßt gewesen. Sie fielen rückwärts die Treppe hin­unter, rissen andere mit.

Ich hatte einen kleinen Vorsprung herausschinden können und hetzte weiter.

Gut, daß ich alles tu, um stets fit zu sein! dachte ich zerknirscht. Immer topfit zu sein, das war in meinem Job eine wichtige Lebens­versicherung.

Jetzt kam es mir wieder zugute. Gegen Zombies, die niemals müde wurden. Die man nicht einmal verletzen konnte.

Weil sie bereits tot waren!

Oben war eine Dachlu­ke, die auf den Speicher führte. Sie war natürlich zu. Es gab auch keine Lei­ter.

Aus dem vollen Lauf her­aus sprang ich empor, ballte beide Hände zu Fäusten und stieß sie gegen die Luke.

Das Schloß barst durch den Aufprall entzwei. Die Luke hob sich zwei Zoll hoch und krachte wieder zu.

Ich landete auf beiden Füßen, kauerte mich leicht zusammen, während die Zombies die Treppe herauf­hetzten und bereits gierig die Hände nach mir ausstreckten, und sprang zum zweitenmal.

Diesmal flog die Luke ganz auf und blieb auch of­fen.

Eine schwarze Öffnung gähnte mir entgegen.

Die Zombies waren da. Sie stürzten sich auf mich.

Ich sprang zum dritten­mal.

Ihre Hände behinderten mich. Ganz knapp nur er­reichte ich die Kante oben. Mit einem einzigen Ruck zog ich mich hoch. Ich schwang meine Beine über den Rand und war oben.

Die Zombies knurrten enttäuscht.

Sie sprangen ebenfalls empor. Nur einer erreichte die Kante mit seinen Händen. Ich trat seine Hände weg. Er plumpste zurück, auf die anderen drauf.

Gehetzt schaute ich um­her.

An verschiedenen Stel­len war das Dach ge­borsten. Ich lief zu einem der Löcher hin und stol­perte prompt über herum­liegendes Zeug. Der ganze Dachboden war voll von Gerümpel. Ich mußte vor­sichtig sein, daß ich mir nicht das Genick brach oder mich zumindest ver­letzte.

Mit hämmerndem Her­zen arbeitete ich mich vorwärts.

Wieder versuchte es einer der Zombies. Jetzt war keiner mehr an der of­fenen Dachluke, der es verhinderte: Der Zombie kletterte empor.

Gerade als ich das eine Loch im Dach erreichte.

Kurz entschlossen schwang ich mich hinaus.

Im gleichen Moment klang von unten ein furcht­barer Schrei. Er drang durch das Treppenhaus zu mir herauf. Es war ein Schrei von höchster Not.

Norma!

Aber ich konnte ihr

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.04.2017
ISBN: 978-3-7438-1020-4

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

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