Cover

STAR GATE – das Original 159-160:

 

Die Befreiung

- von Wilfried A. Hary:

»Der kyphorische General – und seine Strafe!«

 

Cat Groskowsky, die Survival-Spezialistin von ehemals Mechanics Inc., gerät durch eine Verkettung von Umständen in das geheime Netzwerk der sogenannten Uralten, die vor Jahrtausenden spurlos verschwanden. Dort wird sie als „Göttin“ angeredet, ohne dass sie begreift warum: Sie ist eine wiedergeborene Uralte, nicht die „echte“ Cat Groskowsky, die inzwischen nicht mehr lebt!

Eines Tages erscheint der letzte der Dhuuls mit Namen Xybrass bei ihr und macht ihr ein Angebot, dem sie nicht widerstehen kann: ein eigenes Raumschiff! Und damit will sie endlich durchführen, was sie Chest Loce, dem Exgeneral der Kyphorer auf Kahlim-Salem, versprochen hat: Seine Befreiung…

 

DIE HAUPTPERSONEN:

Cat Groskowsky – hat einen Plan, der abenteuerlicher nicht sein könnte…

Del Shannon und Kawilas – sind gemeinsam mit ihr auf der Minenwelt Moran-Dur gewesen und unterstützen Cat nach Kräften.

Lino Frascati, „Jackie“ und die Katze Felicitas – haben Probleme ganz anderer Art.

 

Impressum

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2017 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen


1


Die CHAMÄLEON 2 war im Prinzip das genaue Ebenbild der CHAMÄLEON , mit der Ken Randall und seine Freunde unterwegs waren im Paralleluniversum. Falls das Schiff nicht gerade im Chamäleon-Modus war, denn es konnte sich an andere Formen anpassen. Zwar nicht unbegrenzt, aber doch in einem entscheidenden Maße.

Genau das erklärte Cat Groskowsky ihren staunenden Begleitern Del Shannon und Kawilas. Klar, sie hatten bereits vage davon erfahren, aber dass es immerhin möglich sein würde, das Schiff haargenau wie ein Pyramidenraumer der Kyphorer aussehen zu lassen, übertraf nun wirklich all ihre Erwartungen.

Aber das war noch längst nicht alles:

„Die Robotsonden an Bord sind außerdem von ganz besonderem Kaliber. Das sind nicht einfach nur Sonden in Mikrogröße, die zur Aufklärung benutzt werden können, sondern man kann beinahe unbegrenzt viele zusammenschließen und entsprechend Formen bilden lassen.“

Sie ließ die Worte erst einwirken, doch ehe sie fortfahren konnte, mischte sich Del Shannon ein:

„Soll das heißen, es wäre möglich, der planetaren Überwachung von Kahlim-Salem quasi zwei Pyramidenraumer vorzugaukeln? Aber dann sind es halt nur zwei. Selbst wenn die Schutzschirme halten: Sobald wir versuchen, auf der Planetenoberfläche zu landen oder dem Planeten auch nur zu nahe zu kommen, wird das Feuer unabsehbare Folgen für den Planeten selbst haben. Ich sehe da nach wie vor keinerlei Möglichkeit, Chest Loce noch befreien zu können.“

„Und wenn das Biogehirn des Schiffes Chest Loce einfach hoch teleportiert?“, schlug Kawilas vor. „Dann brauchen wir nicht so nah heran. Außerdem könnte ja auch der Stationscomputer auf dem Planeten…“

Auch dieses Mal kam Del Shannon Cat zuvor:

„Dann können wir nicht mehr so tun, als würden die eigenen Leute des Exgenerals die Befreiung durchziehen. Nein, wir müssen schon irgendwie auf die Oberfläche hinab. Genau das ist ja das fundamentale Problem, weswegen ich noch keinen Befreiungsversuch unternommen habe.“

Cat musste lachen.

„Schön, dass ihr so intensiv mitdenkt, Freunde, aber ihr solltet mich besser erst zu Ende sprechen lassen, ehe ihr Einwände geltend macht. Denn die Sonden haben auch noch eine ganz andere Möglichkeit: Sie können täuschend echte Hologramme erzeugen von Pyramidenraumern. Wenn wir wollen, sind es ein dutzend Schiffe. Vielleicht zwei dutzend? Drei dutzend? Stellt euch vor, alle Schiffe nähern sich gleichzeitig, von allen Richtungen kommend. Sie werden beschossen, doch das Feuer geht wirkungslos durch sie hindurch. Nur eines der Schiffe ist echt, und der Schutzschirm ist so geschaltet, dass es so aussieht, als würde die Energie auch hier einfach hindurch gehen, ohne Schaden anrichten zu können. Unser echtes Schiff landet auf der Planetenoberfläche. Wir schnappen uns Chest Loce und seine Freundin Iana Omery und starten wieder. Alle Schiffe fliegen weg, vereinen sich zu einer Phallanx – und verschwinden aus der Ortung. Gleichzeitig meldet sich Chest Loce in Wort und Bild. Er klinkt sich in die Übertragung ein, denn ihr könnt mir glauben, der Vorgang wird genauestens beobachtet und natürlich aufgenommen. Er wird eine Sensation innerhalb des Bundes. Ich nehme an, die Szenenfolge wird tagelang, vielleicht sogar wochenlang über die wichtigsten Stationen gesendet, auf möglicherweise allen Planeten. Es darf also nicht der geringste Fehler unterlaufen.“

„Genau das ist das Problem!“, warf jetzt Del Shannon dennoch ein. „Wenn wir landen, kann es sein, dass abermals geschossen wird. Dann wird Chest Loce sterben, ehe wir ihn retten konnten. Und wenn wir den Schutz übertreiben, fällt es auf, dass da etwas nicht stimmt. Allein schon die Tatsache, dass wir unangreifbar wirken, kann schon dafür sorgen, dass der Verdacht entsteht, es könnte sich gar nicht um die Leute des Exgenerals handeln.“

„Siehst du, Del, deshalb ist es wichtig, dass Chest Loce persönlich zu den Zuschauern spricht. Er wird das Regime anprangern, das ihn nur deshalb zwangsweise auf Kahlim-Salem als Kandidat ohne Erinnerung an sein wahres Leben eingesetzt hat, um die Zuschauer zu unterhalten, weil er sich weigerte, einen ganzen Planeten grundlos auszulöschen. Er wird seinen Leuten für die Befreiung danken – und verzeiht ihnen, dass sie so lange gezögert haben, aber sie mussten ja erst ihre neuen Schutzschirme entwickeln.“

„Es bleibt die Gefahr, dass bei dem unvermeidbaren Beschuss während des Landevorgangs ein nicht kalkulierbarer Lateralschaden entsteht!“, beharrte Del Shannon.

„Es sei denn, es wird gar keinen Beschuss mehr geben!“, spielte Cat ihren Trumpf aus.

„Dazu müsstest du vorher die gesamte Überwachung ausschalten, mit Waffengewalt. Aber dann gibt es auch keine Übertragung mehr, und selbst dann ist ein unkalkulierbarer Lateralschaden zu befürchten.“

„Nein, wenn ich sage, dass wir die Verteidigung ausschalten, dann meine ich natürlich nicht mittels Zerstörung: Wir müssen es schaffen, die Elektronik der Waffensteuerung lahm zu legen.“

„Dazu müssten wir jedes Detail kennen!“, blieb Del Shannon bei seinen Bedenken.

Cat musste schon wieder lachen.

„Hast du vergessen, dass es eine Geheimstation der Göttertore auf dem Planeten gibt? Ist doch klar, dass wir sämtliche Daten haben, die wir benötigen. Und dann braucht Chest Loce nach seiner Befreiung nur noch denen zu danken, die ihn in den Reihen der Überwacher unterstützt haben. Sonst hätten seine Leute gar nicht gewusst, dass er noch lebt – und die Verteidigungseinrichtungen der Überwachungssatelliten hätten die Flucht doch noch verhindern können.“

Del Shannon machte ein nachdenkliches Gesicht.

Kawilas hingegen zeigte sich begeistert:

„Ja, das könnte in der Tat klappen!“

Del Shannon wiegte bedenklich den Kopf.

„Nun gut, Cat, du bist hier der Chef. Überzeuge mich durch Taten.“

Es war das dritte Mal, dass Cat lachen musste.

„Ja, das werde ich, Del!“ Sie deutete auf den Hauptschirm. „Wir sind übrigens bald da.“ Sie hob die Stimme. „Cha 2, fange schon einmal mit der Verwandlung an!“ Zu den beiden Männern gewandt, fügte sie hinzu: „Es dauert natürlich ein paar Minuten, bis alles perfekt ist. Wenn wir unser Ziel vollends erreicht haben, bleiben wir zunächst im Ortungsschutz. Gemeinsam mit dem Stationscomputer des geheimen STAR GATES der Uralten wird die genaue Position der Zielpersonen festgelegt. Dann werden die Sonden ausgesetzt. Ich habe mich letztlich für die Simulation von insgesamt sechsunddreißig Schiffen entschieden. Natürlich alle ohne äußere Kennzeichen, also nicht identifizierbar. Kriegsschiffe wohlgemerkt! Das siebenunddreißigste Schiff, das sind dann wir. Sobald der Beschuss beginnt, macht sich Cha 2 daran, die Waffensysteme der Stationen lahm zu legen, ehe sie doch noch Schaden anrichten können. Sie werden erst wieder funktionieren, wenn wir wieder weg sind. Und die Aktion hält jeglicher späterer Nachforschung stand. Eben so, als würde es sich um Sabotage aus den eigenen Reihen handeln.“

„Da werden dann wohl im Nachhinein noch Köpfe rollen – im wahrsten Sinne des Wortes“, meinte Del Shannon.

„Nun, glaubst du denn, es trifft Unschuldige? Sieh dir Kahlim-Salem an, Del. Die gesamte Bevölkerung ist unfreiwillig hier, ohne es zu wissen. Ein Spiel auf Leben und Tod, nur um für Unterhaltung auf den kyphorischen Planeten zu sorgen. Dagegen sind selbst die Gladiatorenkämpfe im alten irdischen Rom ein harmloses Spektakel. Und jeder, der das so tatkräftig als Überwacher unterstützt – dies freiwillig wohlgemerkt! – macht sich mitschuldig.“

„Ja, ja, schon verstanden, Cat. Ich bin da ja keineswegs anderer Meinung“, lenkte Del Shannon diesmal ein.

„Klingt fast so, als könnte es überhaupt nicht schief gehen!“, bemerkte Kawilas und stieß Del Shannon in die Seite.

Del Shannon war offenbar immer noch nicht hundertprozentig überzeugt:

„Die werden sofort, beim geringsten Verdacht, die Einsatztruppe anfordern. Wir haben dann insgesamt vielleicht nur noch Minuten zur Verfügung. Die brauchen ja nur die Massenballung zu erreichen und werden sogleich ihre mörderischen Waffensysteme einsetzen, wenn klar wird, dass alles andere nutzlos ist gegen die Angreifer. Und glaube mir, Cat, ich weiß, wie die ticken. Die sind imstande und vernichten den gesamten Planeten, mitsamt dem Überwachungssystem, nur um sich keine Niederlage eingestehen zu müssen. Wenn uns der Coup nämlich wirklich gelingt, ist die Blamage schier unendlich. Was glaubst du, was dann innerhalb des Bundes los ist? Das wird mit Sicherheit politische Konsequenzen nach sich ziehen.“

Cat zuckte gleichmütig die Schultern.

„Das habe ich durchaus schon mit einkalkuliert, Del, aber wir werden schnell genug sein – und die Einsatztruppe wird zu spät kommen. Es wird keinen Grund mehr für sie geben, ihre Waffensysteme einzusetzen. Zumal dann bereits überall bekannt sein wird, dass der Coup bereits gelungen ist. Ihr Einsatz würde den Schaden nur noch unnötig vergrößern. Und die politischen Folgen sehe ich vor allem darin, dass dann der Senat nicht mehr länger leugnen kann, wie sehr der Bund im Innern geschwächt ist, während der Angriffskrieg gegen die Prupper fortgeführt wird. Ein Krieg, der außer Verlusten sowieso nichts bringt.“

„Alles gut durchdacht!“, bemerkte Kawilas anerkennend.

Del Shannon enthielt sich seiner Meinung. Aber man konnte ihm ansehen, dass noch ein Rest von Skepsis geblieben war.

„Wie auch immer…“ Cat schaute zum Hauptschirm. Dort tauchte prompt ein mächtiger Pyramidenraumer auf, dessen Gitter golden schimmerte. „So sehen wir jetzt aus!“

Davon war auch Del Shannon höchst beeindruckt.


2


Cat wartete noch, bis die Sonden ihre jeweiligen Positionen erreicht hatten.

Auf ihr Kommando erschienen dann wie aus dem Nichts insgesamt siebenunddreißig kyphorische Raumschiffe der mittleren Kampfklasse wie die Spitzen eines vielzackigen Sternes rund um Kahlim-Salem.

Noch bevor Cat eine Funknachricht an die planetare Überwachung absenden konnte, etwa, um ein Ultimatum zu stellen, eröffneten die Überwachungssatteliten das Feuer.

Kein Wunder, denn die Formation allein sah schon mehr als bedrohlich aus.

Auf mehreren Einblendungen am Hauptschirm sahen sie, was indessen gesendet wurde: Der normale Stream wurde schlagartig unterbrochen und die Bedrohung gezeigt. Man sah aber auch, dass der Beschuss völlig wirkungslos verlief.

Und dann hörte der Beschuss auf, eines der Raumschiffe verließ die Position und fiel auf die Planetenoberfläche zu, weitaus schneller als der berüchtigte Stein…

Cat verzichtete endgültig auf irgendeine Funkmitteilung. Sie lehnte sich in ihrem Pneumosessel zurück, um sich besser konzentrieren zu können, während sie sich endgültig mit dem Biogehirn des Schiffes verband.

Die Position, an der sich Chest Loce und seine Freundin Iana Omery in diesem Moment befanden, war ihnen vom Stationscomputer längst mitgeteilt worden, nicht per Funk, sondern per Gedankenübertragung, also absolut abhörsicher. So konnte die CHAMÄLEON 2 ganz zielsicher vorgehen. Der Sturz wurde mit höchsten Verzögerungswerten aufgehalten, dicht über der Oberfläche.

Eine Öffnung bildete sich am Schiff. Ein gleißender Strahl brach sich Bahn. Noch ein solcher Strahl. Sie erfassten zwei bestimmte Personen, die vom Brausen der vergewaltigten Luftmassen während des Sturzes auf die Straße getrieben worden waren, neben vielen tausend anderen. Das war überdeutlich in der Übertragung erkennbar, wobei die Zuschauer dann in Großaufnahme die beiden betreffenden Personen sehen konnten. Auch, dass die beiden höchst überrascht wirkten. Und dann entführten die Strahlen die beiden, indem sie einfach an Bord gerissen wurden.

Die Öffnung schloss sich, und das Schiff startete mit Höchstwerten.

Kaum stand es über dem Planeten, als alle anderen Raumschiffe ebenfalls starteten, um ihre Position zu verlassen und sich innerhalb von Rekordzeit gemeinsam mit dem einen zu einem mächtigen Pulk zu vereinen.

Von einem Augenblick zum anderen schien der Pulk spurlos zu verschwinden. Doch den Zuschauern war klar, dass dies nur ein perfekter Ortungsschutz sein konnte und die Überwachungssatelliten technisch nicht in der Lage waren, diesen Schutz zu durchdringen.

Im nächsten Augenblick erschien das Konterfei von Chest Loce im Stream, ohne dass die Überwachungssatelliten dies verhindern konnten.

Fieberhaft machten sie sich daran, den Stream abzubrechen. Doch das ging nicht in Sekunden. Dafür war alles viel zu aufwendig und kompliziert.

„Ich danke für die Befreiung!“, sagte Chest Loce ruhig in die Kamera. „Und ich grüße alle Zuschauer, die Zeugen wurden dieses historischen Ereignisses. Ich bin der ehemaliger kyphorische General Ecol Tsech, vielfach wegen Tapferkeit ausgezeichnet und seit vielen Jahren schon für tot erklärt. Eines Tages sollte ich eine ganze Welt vernichten. Ganz ohne Grund. Nur weil sich darauf möglicherweise ein paar Rebellen aufhielten. Ich weigerte mich und wies darauf hin, dass man das auch anders lösen konnte: Indem man eben jene Rebellen festnahm und ihrer gerechten Strafe zuführte. Das wurde als Befehlsverweigerung gewertet. Ich wurde auf Kahlim-Salem verbannt, als Chest Loce, nachdem man mich all meiner Erinnerungen beraubt hatte. Ich danke erstens jenen aus der Überwachung, die mir meine Erinnerungen zurückgaben, den weiteren Beschuss und somit schlimmen Schaden für die Bevölkerung von Kahlim-Salem vermieden und überhaupt meinen Leuten Bescheid sagten, wo ich zu finden war. Und ich danke natürlich meinen Leuten für diese Befreiung, die nur deshalb so lange auf sich hat warten lassen, weil man zuerst sowohl den Ortungsschutz als auch die Verteidigung der Schiffe verbessern musste. Und jetzt grüße ich alle Zuschauer und rufe ihnen zu: Dies wird kein Abschied für immer, denn mit mir, den man auf Kahlim-Salem Chest Loce nannte, wird man auch noch in Zukunft rechnen müssen!“

Er reckte den linken Arm nach oben, die Hand zur Faust geballt – und verschwand aus dem Stream, wie vorher die Schiffe aus der Ortung.

Kaum war dies geschehen, meldete sich das mobile Einsatzkommando: Die Armee war wirklich extrem schnell. In diesem Fall jedoch nicht schnell genug, denn es gab keinen Gegner mehr, den sie auslöschen konnte. Selbst mit ihren überlegenen Ortungsinstrumenten konnten sie nichts feststellen. Als hätte es die Befreiung niemals gegeben.

Doch viele Milliarden von Zuschauern hatten sie live miterlebt!

Und es würden in den nächsten Stunden noch viele weitere Milliarden folgen, die davon Zeugen werden durften, weil die Sensation natürlich immer wieder gezeigt wurde, allein schon, um die Einschaltquote in die Höhe schnellen zu lassen.

So lange dauerte es allerdings nicht, bis die Nachricht auch im Senat ankam.

Vor allem ein Senator zeigte sich vor allen anderen daran interessiert: Senator Yrneh-Ras.

Er lächelte fein und murmelte vor sich hin:

„Bravo, Cat Groskowsky – und vielen herzlichen Dank! Bei der nächsten Sitzung, wenn es darum geht, ob der Krieg gegen die Prupper fortgesetzt wird, habe ich jetzt gute Karten, mich mit meiner Meinung durchzusetzen: Schluss mit diesem Unsinn, der Unmengen kostet und uns im Innern mehr und mehr schwächt!“

Und so würde es auch in dieser Hinsicht genauso kommen, wie Cat es geplant hatte…


*


Nicht Chest Loce selbst hatte natürlich gesprochen, sondern Cha 2 hatte ihn simuliert. Chest Loce war anfangs viel zu verdattert, als dass er dazu in der Lage gewesen wäre, und bis er die nötige Ruhe für den richtigen Text hätte finden können, wäre es längst zu spät gewesen. Daher hatte Cat schon vorher dafür gesorgt.

Und jetzt beobachteten sie aus sicherer Position, was weiter geschah:

Kahlim-Salem wurde offiziell hermetisch abgeriegelt. Ein Marketing-Stratege versuchte doch tatsächlich, das Ganze so hinstellen zu wollen, als habe es sich lediglich um einen Trick gehandelt, um das Interesse der Zuschauer neu anzustacheln und die Einschaltquoten zu erhöhen, doch das konnte und wollte natürlich niemand glauben. Ganz im Gegenteil: Man lachte darüber auf den Welten des Bundes. Es machte also alles nur noch schlimmer.

Bis dann die offizielle Erklärung kam, dass es sich tatsächlich nur um ehemalige Leute des Generals gehandelt haben konnte. Dabei habe als sicher gegolten, dass all seine Leute sich im Einsatz an der Front gegen die Prupper-Galaxie befanden. Jetzt bemühe man sich, ehemalige Leute, die schon aus der Armee ausgeschieden waren, zu überprüfen. Natürlich versprach man rigoroses Vorgehen.

Daraufhin meldeten sich wieder Strategen, die für das Format Kahlim-Salem verantwortlich waren - zu dem Cat nur sagte: Big Brother auf Kyphorisch - und gaben zu bedenken, dass ein rigoroses Vorgehen die Lage nur noch weiter verschlimmern würde. Schließlich dürfte niemand eine solch kampfstark und zielsicher handelnde Flotte unterschätzen. Man solle ich vielmehr darauf einrichten, dass der nächste Coup nicht mehr Kahlim-Salem betreffen würde, sondern vielleicht sogar Kyphora selbst.

Ab diesem Zeitpunkt wurde es wahrlich chaotisch. Die Meinungen prallten aufeinander, und den Zuschauern wurde endgültig klar, dass sich im Grunde genommen… gar nichts ereignen würde. Die Armee befand sich derzeit nun einmal nicht in der Position, irgendwelche unkalkulierbare Risiken einzugehen, denn selbst der Dümmste musste jetzt einsehen, dass der unselige Krieg nicht nur nichts brachte, sondern in entscheidendem Maße die innere Sicherheit gefährdete.

Alles Wasser auf die Mühlen der Opposition, die gegen diesen Krieg gewesen war und das schon von Anbeginn an.

Unterdessen hatte sich Chest Loce längst von seiner Überraschung erholt, und er bekannte ehrlich, dass er gar nicht mehr mit seiner Befreiung gerechnet hatte, trotz des Versprechens. Eben weil ihm klar gewesen war, wie unmöglich das sein könnte.

Nur Iana Omery zeigte sich nicht wirklich überrascht.

Cat sah sie zum ersten Mal persönlich, und sie rief sich ins Gedächtnis zurück, was sie eigentlich über die Frau wusste:

Die schöne, blondhaarige Freundin von Chest Loce. Er hatte Jahre vor den Ereignissen mit Kawilas die Stadt auf Kahlim-Salem und somit sie verlassen. Bis eben Kawilas in der Rolle von Chest Loce wieder heimgekehrt war. Nach der "heißen Wiedervereinigung" jedoch wurde ihr rasch klar: Das ist gar nicht der echte Chest Loce, sondern ein perfekter Doppelgänger!

Es blieb dem Stationscomputer des Göttertores nichts anderes übrig, als sie einzuweihen - auf telepathischem Wege. Doch sie machte

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 18.01.2017
ISBN: 978-3-7396-9362-0

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Nähere Angaben zum Hauptautor und Herausgeber der Serie Wilfried A. Hary siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

Nächste Seite
Seite 1 /