Im Zeichen der Macht
- Robert Gruber: „John Willard im Zentrum
- und sein Ringen um Anerkennung!“
Über eine Million Jahre in der Zukunft:
Auf Baldagor-3 gibt es zwei rivalisierende Menschenrassen: Die Kadamo'on sind eins mit der Natur und hassen die Madari, die sich in ihren Städten gegen sie und die Natur verschanzen. Und jetzt sind die Madari dabei, das Monopol des Sternenvogts zu brechen, des Herrn der Welten: Sie entwickeln die verbotene überlichtschnelle Raumfahrt und gefährden damit wegen der besonderen kosmischen Position von Baldagor die Stabilität des Raum-Zeit-Kontinuums.
John Willard ist hier, um das zu verhindern. Doch er muss vorsichtig vorgehen, um die wirtschaftliche Ordnung nicht zu gefährden: Die Madari sind seit Jahrhunderttausenden Mitglieder des interstellaren Handelsverbundes. Aber der HERR DER WELTEN hat vorgesorgt und die Kadamo'on auf seinen Diener vorbereitet, rechtzeitig, um eines Tages dies zu nutzen. Zum Wohle des Universums.
Nun muss John Willard sich beweisen - als eben dieser Diener und Gesandte, als der lange prophezeite Messias. Er erzählt uns davon...
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Wochen vergingen.
Der Ablauf von Tag und Nacht wiederholte sich und ich, John Willard, bekam noch des öfteren Gelegenheit, mich als F'antoi-Führer zu bewähren, als Führer dieser gigantischen Skorpionwesen, die auf ihrem Rücken die Dörfer und Städte der Kandamo'on durch die ewige Wüste von Baldagor-3 trugen.
Schließlich erreichte der Stamm der Paragar die Eiablage-Plätze seiner F'antoi.
Im Licht der Monde sah ich sie eines Nachts auftauchen. Pyramidenförmige Erhebungen, geformt aus Sand, der durch die Sekrete der F'antoi in seinen chemischen Eigenschaften verändert worden war.
„Wie kommt es, dass die F'antoi die Pyramidenform für ihre Eiablageplätze benutzen?“, fragte ich, an Sakari, den Schamanen, gewandt.
„Kein Mensch vermag das zu sagen. Möglicherweise weiß der Herr der Welten darauf eine Antwort, aber die Pyramide ist eine besondere göttliche Form. Sie konzentriert Kräfte. Das Nachbilden dieser Form muss im genetischen Programm der F'antoi verankert sein, aus welchem Grund auch immer.“
„Der Stamm muss jetzt seine F'antoi verlassen“, erläuterte mir Torlanas. „Nicht einmal die F'antoi-Führer werden auf ihren Plätzen verbleiben.“
„Warum nicht?“
„Weil die F'antoi jetzt damit beginnen werden, ihre geschlüpften Jungen auszugraben und neue Gelege anzulegen. Während dieser Zeit sind ihre Reaktionen unkontrollierbar. Es wäre lebensgefährlich, auf einem F'antoi während dieser Zeit zu reiten.“
„Wie behaltet ihr die PSI-Kontrolle über die Tiere?“, fragte ich.
Torlanas lächelte.
„Das ist nicht schwer. Nach getaner Arbeit sind die F'antoi dermaßen erschöpft, dass wir sie leicht wieder in Besitz nehmen können.“
„Und die geschlüpften Jungtiere?“
„Sie folgen der Herde automatisch. Ein Band des Bewusstseins bindet sie mit jenem F'antoi, die sie ausgegraben haben.“
Torlanas streckte den Arm aus, deutete auf eine der Pyramiden.
„Das, was du hier siehst, Fremder Willard, das ist nur die Spitze, der Großteil liegt unter Sand begraben, den der Wind herbeigeschafft hat, Tonnen von Sand.“
„Die Spitze eines Eisbergs also“, murmelte ich und musste unwillkürlich über den etwas unpassenden Vergleich lächeln.
*
Der Stamm der Paragar verließ seine F'antoi. Überall war zu sehen, wie sich zunächst einige der Männer hinunter seilten, dann folgten die Reitkäfer. Schließlich der Rest der jeweiligen Sippe.
Sie bestiegen die Reitkäfer.
Auch ich saß auf einem dieser Tiere und nun zahlte es sich aus, dass ich es zu lenken wusste.
Die F'antoi waren jetzt kaum noch zu halten.
Sobald das PSI-Band zu ihrem jeweiligen F'antoi-Führer zerriss, stürzten sie auf die Eiablage-Plätze zu und begannen mit ihrem Werk.
Ein geradezu fantastischer Anblick.
Vom Horizont her war ein Geräusch zu hören.
Mehrere dunkle Punkte näherten sich. Summgeräusche mischten sich in den Lärm, den die F'antoi veranstalteten.
Viele der Kadamo'on stoppten ihre Reitkäfer, wandten den Blick angstvoll in den Himmel.
Lichter blinkten dort, die in diesem fast sternenlosen Firmament natürlich besonders auffielen.
„Transport-Gleiter“, murmelte ich.
„Madari!“, zischte Torlanas hervor.
Zum ersten Mal sah ich Angst in den Augen der Kadamo'on, selbst Torlanas, der gelassene Stammensführer, war nicht frei davon.
Und dies hatte seinen Grund, denn in diesem Moment waren die Kadamo'on verwundbar.
Es gab keine Möglichkeit für sie, vor ihren überlegenen Feinden zu flüchten, wie sie es sonst taten.
Der Weg unter die Planetenoberfläche war ihnen versperrt, denn nichts konnte die F'antoi unter ihren Einfluss zwingen.
„Ich glaube nicht, dass wir von denen etwas zu befürchten haben“, sagte ich.
Torlanas verzog das Gesicht.
„So, wie kommst du zu dieser Ansicht?“
„Es handelt sich um Transport-Gleiter“, sagte ich.
Über die unterschiedlichen Gleitertypen war ich durch mein Vorwissen, das der Sternenvogt mir gegeben hatte, informiert.
„Du scheinst dich ja gut mit den unterschiedlichen Gleitertypen der Madari auszukennen“, sagte Sakari schneidend.
Torlanas Gesicht wurde grimmig.
„Sieh dir die kleinen Schnellen dort hinten mal an, Willard.“
Mir fielen sie jetzt auch auf.
Wie Sternschnuppen wirkten sie zunächst, dann näherten sie sich.
Das Licht der Monde wurde durch die metallene Außenhaut reflektiert.
Es handelte sich um kleinere Jägertypen.
Sie schienen eine Art Begleitschutz für die Transportgleiter darzustellen.
Es musste sich um einen Transport von außergewöhnlicher Wichtigkeit handeln, wenn er von diesen schnellen Gleitern geschützt werden musste. Denn normalerweise war kaum eine Bedrohung für die Gleiter vorstellbar.
Dass die schwachen Laserwaffen der Kadamo'on ihnen etwas anhaben konnten, war mehr als unwahrscheinlich.
Wer immer diesen Transport in Auftrag gegeben hatte, er schien auf Nummer Sicher gehen zu wollen.
Möglicherweise soll damit auch für den Fall des Absturzes sichergestellt werden, dass niemand in den Besitz des Transportgutes gerät, überlegte ich.
Ich begann, mich zu fragen, was an Bord dieser Transportgleiter wohl geladen worden war.
„Sie wissen genau, in welcher Situation wir sind“, sagte Torlanas. „Wir sind hilflos.“
Die ersten Laserblitze zuckten.
Sie wurden nicht auf uns gefeuert, nicht auf die Kadamo'on. In der Dunkelheit waren wir vielleicht auch nicht die geeigneten Ziele.
Nein, sie feuerten auf die wie wahnsinnig mit ihren Grabungsarbeiten beschäftigten F'antoi und ihre Brutgelege-Pyramiden.
Grimm erfasste mich.
Sie tun es einfach nur aus Spaß, dachte ich. Eine Art Sport für sie, ohne sich darüber Gedanken zu machen, dass die Nomaden von den Gelegen abhängig waren.
Wenn ein Kadamo'on-Stamm durch diese Schießerei zum Sterben verurteilt war, so stellte das für die Piloten vermutlich einen durchaus gewünschten Nebeneffekt dar.
Nur ein toter Nomade war ein guter Nomade.
Nach dieser Devise handelten viele von denen. Ich selbst hatte es erlebt, als ich zum ersten Mal mit Torlanas und dem Stamm der Paragar zusammengetroffen war.
Die ersten Riesenskorpione gingen in Flammen auf.
Ein verbrannter, beißender Geruch verbreitete sich bis zu uns hin.
Kreischlaute der sterbenden F'antoi ertönten, ein wahrer Höllengesang.
Die Reitkäfer wurden unruhig. Es wurde schwieriger, sie unter Kontrolle zu halten.
Ich spürte den Widerstand des primitiven Bewusstseins meines Tieres. Und den anderen Reitern erging es nicht anders.
Und ich spürte auch noch etwas anderes. Die Blicke der Kadamo'on. Sie waren auf mich gerichtet.
Ich wusste, dass ich jetzt etwas tun musste.
Ich hatte die Madari einmal besiegt und das erwarteten sie jetzt wieder von mir.
Ich nahm den Energieprojektor vom Gürtel, jenes kleine, unscheinbare Gerät, das der Sternenvogt mir mitgegeben hatte und einen ganz wesentlichen Teil meiner Ausrüstung darstellte.
Ich brauchte diesen Projektor noch, um seine Vernichtungskraft dorthin zu lenken, wo die Madari versuchten, hinter das Geheimnis des Überlichtfluges zu kommen.
Die Energiereserven dieses Moduls waren natürlich begrenzt. Das wusste ich. Und ich wusste auch, dass ich mir einen Teil dieser Reserven aufheben musste, für jenen Moment, wenn der entscheidende Teil meines Auftrages erledigt werden musste.
Aber wenn ich einen Teil dieser Gleiterflotte vom Himmel holte, so überlegte ich, war es wahrscheinlich gar nicht mehr nötig, die anderen auch anzugreifen.
Im übrigen bestand für mich im Moment nicht die geringste Entscheidungsfreiheit, denn wenn ich
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2016
ISBN: 978-3-7396-8000-2
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Der Autor und Herausgeber Wilfried A. Hary auf Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary