Blutiges Wochenende
W. A. Hary: „Der Dämon in mir – und wie ich ihn bändige!“
Ich bin Skull. Und ich war der mächtigste Pate in der Stadt des Verbrechens, jenem Moloch aus Abermillionen von Menschen, die täglich vor allem um eines kämpfen: Ums schiere Überleben!
Doch ich wurde alt und todkrank. Ich wusste, wenn meine Schwäche publik wurde, zersprang mein Imperium in tausend Fetzen. Denn meine Söhne und Töchter hassten sich gegenseitig bis aufs Blut. Ihre sieben Mütter lagen längst irgendwo auf dem Meeresgrund. Von ihnen war wohl kaum noch mehr übrig als die Betonschuhe, die ich ihnen mit auf den letzten Weg gegeben hatte.
Und da ging ich endgültig den Pakt mit dem Teufel ein. Ich hatte ihm ein Leben lang treu gedient und durfte endlich vom Menschen zum Dämon mutieren. Dabei jedoch, sozusagen auf halbem Wege, halb Mensch noch und bereits halb Dämon, geschah etwas, was ich mir bis heute nicht erklären kann: Ich sah endlich klar, begriff endlich, was in meinem Leben schief gegangen war. Und ich beschloss, alles zu tun, um es irgendwie wieder gut zu machen. Indem ich meine Position für immer aufgab und... Polizist wurde.
Dies ist meine Geschichte – und die Geschichte von Lucia Ferror, der ungewöhnlichsten Frau aller Zeiten…
Idee, Realisierung und sämtliche Rechte weltweit: Wilfried A. Hary
Covergestaltung und Porträt Lucia Ferror: Anistasius
Porträt Skull: Michael Mittelbach
Erweitertes Copyright dieser Ausgabe:
© 2016 by HARY-PRODUCTION
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.
SKULL ist konzipiert als eine schwarze Serie im Bereich Dark Fantasy und beruht nicht auf Tatsachen! Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Ereignissen sind rein zufällig!
Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary
W. A. Hary: „Der Dämon in mir – und wie ich ihn bändige!“
Ströme von Blut, das unter der Wohnungstür hervorquolln und sich im Flur zwischen den Wohnungen hier, im fünften Stock, allmählich ausbreitete.
Noch immer hatten die Bewohner jene unmenschlichen Schreie in ihren Köpfen, die man niemals wieder vergessen konnte, wenn man sie einmal gehört hatte. Egal, wie sehr man sich auch bemühte…
*
Das Haus kam niemals zur Ruhe. Allein schon weil die Wände sprichwörtlich nicht viel dicker waren als Papier. Und es gab hier als Bewohner zu viele Menschen auf der untersten Ebene des Menschseins, als dass dieses Haus ohne Zank und Streit auskommen konnte.
Normalerweise kümmerte es niemanden. Jeder der viel zu vielen Bewohner hatte genug mit sich selber zu tun und war außerdem froh, wenn sich niemand um das kümmerte, was sich Schlimmes in den eigenen vier Wänden abspielte.
Es handelte sich also um die typische heruntergekommene Mietskaserne in einer so heruntergekommenen Umgebung, in der kein Mensch jemals freiwillig auch nur länger als eine Minute verbracht hätte. Und trotzdem geschah in dieser Nacht etwas, was alle in diesem Haus aufhorchen ließ. Außer natürlich jene, die davon unmittelbar betroffen waren. Sie konnten sowieso nicht mehr aufhorchen, denn sie lebten nicht mehr, und das konnte man deutlich sehen, auch außerhalb dieser vier Wände. Allein schon anhand der Ströme von Blut, das unter der Wohnungstür hervorquoll und sich im Flur zwischen den Wohnungen hier, im fünften Stock, allmählich ausbreitete.
Noch immer hatten die Bewohner jene unmenschlichen Schreie in ihren Köpfen, die man niemals wieder vergessen konnte, wenn man sie einmal gehört hatte. Egal, wie sehr man sich auch bemühte…
*
Man durfte es als absolute Ausnahme betrachten, dass ausgerechnet Bewohner eines solchen Hauses die Polizei alarmierten, weil offensichtlich ein furchtbares Verbrechen geschehen war. Lucia und ich wunderten uns darüber, aber nur so lange, wie wir noch nicht vor Ort erschienen waren.
Wir waren beide mit dem Polizeiwagen nachts unterwegs, um in diesem Viertel zu patrouillieren, weil es in letzter Zeit gehäuft zu Morden gekommen war. Allerdings stellte sich auf Anhieb heraus, dass diese neuerlichen Morde mit den üblichen nichts gemeinsam hatten. Allein schon gemessen an der Menge von Blut, das sich über den Hausgang vergossen hatte. Das erschreckte sogar mich.
„Verdammt, was ist da passiert, Skull?“, ächzte Lucia Ferror an meiner Seite. Die Hand mit der Waffe zitterte deutlich. Etwas, was ich bei ihr noch niemals zuvor erlebt hatte.
Mit einem Blick sah ich, dass die Blutlache unberührt geblieben war, und sie breitete sich immer noch weiter aus. Ich musste sie betreten, wollte ich in die Wohnung hinein. Also tat ich es einfach.
„He, solltest du nicht besser warten, bis die Spurensicherung hier ist?“, gab Lucia zu bedenken.
Mir war klar, dass sie das nur sagte, um nicht selber die Blutlache betreten zu müssen.
Ich ignorierte es einfach und ging weiter. Meine Füße patschten über das Blut.
Die Wohnungstür war abgeschlossen! Das war die nächste Überraschung.
Ich schaute auf die ängstlichen Nachbarn, die sich getraut hatten, ihre Wohnungen zu verlassen. Es war nicht ersichtlich, welcher von ihnen uns alarmiert hatte. Der Anruf war anonym erfolgt.
„Ist es möglich, dass nach dem Ereignis jemand von hier geflohen ist?“, fragte ich ins Blaue hinein.
Keiner reagierte.
Ich beantwortete mir die Frage selber: Wenn es dem Täter wirklich gelungen war, durch die Wohnungstür zu fliehen: Wieso hatte er dann hinter sich abgeschlossen?
Nein, das ergab keinen Sinn.
Aber hieß das nicht zwangsläufig, dass der oder die Täter noch im Innern sich befanden?
„Bleib zurück!“, befahl ich meiner Partnerin Lucia, die daraufhin erleichtert aufatmete. Dann konzentrierte ich mich Sekundenbruchteile auf das Schloss, um es aufschnappen zu lassen.
Ich stieß die Tür auf.
Es gab keine Täter mehr, und ich sah, was passiert war. Zumindest das, was davon noch übrig geblieben war. Mehrere Menschen hatten sich hier befunden, und sie waren regelrecht explodiert, denn ihre Fetzen hatten sich gleichmäßig im Raum verteilt, hingen an Wänden und Decke, und das Blut war offensichtlich auf einen Schlag frei gekommen.
Und der Täter? Oder die Täter?
Die Fenster waren geschlossen.
Es gab eine Tür zu einem Nebenraum. Ich patschte durch die Blutlache, die den gesamten Boden bedeckte und vermuten ließ, dass es sich um mindestens vier Opfer handelte, stieß die Verbindungstür auf, die von den Explosionen in keiner Weise beeinträchtigt worden war, genauso wenig wie übrigens die Fenster und die Eingangstür, und schaute in einen menschenleeren Raum. Von hier aus ging es in ein primitives Bad und eine mindestens genauso primitive Küche. Niemand befand sich hier. Auch keine Leiche, und vor allem keine Täter.
Als wären die Opfer ganz von allein zur Explosion gekommen!
Ich kehrte zu Lucia zurück und sagte es ihr. Das bekamen auch die Bewohner mit, die sich im Hausgang eingefunden hatten. Sie schüttelten fassungslos den Kopf, vor allem wohl über meine Behauptung, dass sich die Opfer anscheinend von allein zur Explosion gebracht hatten. Als hätten sie ihr eigenes Blut innerhalb von Sekundenbruchteilen zum Überkochen gebracht.
„Wer hat hier eigentlich gewohnt?“
Entweder wusste es niemand oder es wollte niemand zugeben. So war das eigentlich immer. In diesem Fall jedoch waren die Leute so aufgewühlt, dass sie zwar ihre Zungen, aber nicht ihre Gedanken im Zaum halten konnten, und in diesen las ich, dass es tatsächlich niemand wusste.
Das Ganze blieb zunächst ein Rätsel, das auch die Untersuchung der Spurensicherung später nicht lösen konnte. Das Einzige, was man noch herausfinden konnte: Derjenige, auf den der Mietvertrag lief, hatte noch niemals existiert. Den Vermieter hatte es nicht gekümmert, solange er regelmäßig sein Geld bekommen hatte. Immerhin fast zehn Jahre lang.
Das Einzige, was ich zu alledem noch hätte sagen können, ich aber natürlich für mich behielt, war die Tatsache, dass ich eine deutliche Ausstrahlung in der betroffenen Wohnung spüren konnte. Es war die Ausstrahlung des abgrundtief Bösen.
Nur Lucia instruierte ich darüber. Gegenüber unserem Captain Stone konnte ich es allein deshalb schon nicht erwähnen, weil er mich dann für verrückt erklärt hätte. Er wusste ja nicht, dass ich in Wahrheit ein Dämon war.
„Bist du dir wirklich sicher?“, vergewisserte sich Lucia, nachdem sie unseren Bericht verfasst hatte.
„Natürlich bin ich das!“ Ich konnte ganz offen mit ihr reden, weil wir wieder unter uns waren. „Es ist deshalb wichtig, dass ich unbedingt wieder in diese Wohnung muss. Allerdings erst, wenn Spurensicherung und Tatortreinigung fertig sind.
Wir hatten behauptet, die Wohnungstür sei unverschlossen gewesen. Aus zweierlei Gründen. Erstens einmal wollte ich nicht erklären müssen, wie ich sie geöffnet habe, zweitens wurde dadurch das Rätsel entkräftet, wie es den Tätern gelungen war, das Weite zu suchen, noch vor unserem Eintreffen.
„Glaubst du denn“, sinnierte Lucia laut, „dass irgendein Dämon dahinter steckt? Ich habe zwar noch nie davon gehört, dass einer seine Opfer regelrecht hat explodieren lassen, aber immerhin…“
„Nein, ich glaube nicht daran, dass es sich um einen Dämon als Täter handelte.“
„Und wieso nicht?“
„Die Art dieser Ausstrahlung. Sie ist ziemlich intensiv. Aber es war kein Dämon anwesend. Ich hätte ihn aufgespürt.“
„Und wie erklärst du dir diese Ausstrahlung sonst?“
„Sie hat sich aufgebaut, über einen langen Zeitraum. Sie ist sozusagen in den Wänden drin.“
„Soll das heißen, dass der Tatort schwarzmagisch gesichert ist?“
„Deshalb muss ich unbedingt wieder hin. Um ganz sicher gehen zu können. Obwohl ich es mir in der Tat nicht anders erklären kann.“
Dazu
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 06.05.2016
ISBN: 978-3-7396-5248-1
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Nähere Angaben zum Autor siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary