STAR GATE – das Original - 096
Wilfried A. Hary
Flucht ins Nirgendwo
Das Tor der Welten – entpuppt sich als Maul des Molochs
Das Randall-Team befindet sich mit seinem neuen Schiff, der CHAMÄLEON, im Paralleluniversum und versucht vergeblich, in den abgeschotteten Re-na-xerv-Sektor einzudringen. Doch dann entdeckt man in einem nahen Sonnensystem das Wrack eines Riesenraumers.
Tanya Genada und Rotnem gehen an Bord und bringen in Erfahrung, dass dieses Raumschiff ungezählte Insektoide von den verschiedensten Planeten gesammelt und in Kryoschlaf versetzt hat. Damit wollte es offensichtlich zurückkehren in den abgeschotteten Sektor, aber wie könnte das überhaupt möglich sein?
Tanya und der Kyborg sind hier, um es herauszufinden – und dann macht Rotnem einen entscheidenden Fehler. Es gelingt ihnen nur mit Hilfe von Max Nergaard, den Xybrass hierher gebracht hat, zu fliehen, doch der Bordalarm, den Rotnem ausgelöst hat, zwingt den Riesenraumer zur Flucht durch das geheime Tor in den abgeschotteten Sektor. Offensichtlich will er dabei die CHAMÄLEON mitreißen...
Die Hauptpersonen:
Ken Randall, Tanya Genada, Dr. Janni van Velt, Dr. Dimitrij Wassilow, Dr. Yörg Maister, Mario Servantes und Juan de Costa – wollen unbedingt in den geheimnisvollen Re-na-xerv-Sektor.
Rotnem – Der Prupper-Kyborg hat seine Möglichkeiten überschätzt – mit ungeahnt schlimmen Folgen.
Max Nergaard – Der PSI-Mensch (siehe vorangegangenen Nergaard-Zyklus) wurde von Xybrass hierher gebracht. Nicht ohne Grund. Er und Ken Randall kennen sich noch von früher...
Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:
Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de
Diese Fassung: © 2014 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855
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Lektorat: Werner Schubert
Vergangenheit
Die Aktion begann bei Einbruch der Dämmerung. Zehn gut bestückte Gleiter mit den Emblemen von zehn verschiedenen Konzernen und mit jeweils fünf Männern Besatzung bildeten das eigentliche Einsatzkommando, während die kampferprobte Nachhut weisungsgemäß in Bereitschaft blieb und die vorübergehend vereinte Armee der Konzerne weiträumig absicherte, ohne dass die Zielobjekte davon etwas mitbekommen durften.
Dicht über dem Boden rasten sie dahin, die tollkühnen Zehn, durch den Luftsog Fontänen von Erde und Steinen aufwirbelnd. Das bildete eine unübersehbare Spur, wenngleich sich niemand dafür interessierte und diejenigen, denen das Manöver galt, noch nichts davon ahnten.
Dennoch kam der Einsatz einem Selbstmordkommando gleich, und keiner der Beteiligten zweifelte auch nur eine Sekunde daran. Sie waren trotzdem mit voller Einsatzbereitschaft dabei, denn sie wussten, wie viel von dieser Aktion abhing: Es ging aus ihrer Sicht um nicht mehr und nicht weniger als um die Sicherung der Weltordnung!
Weit genug vor Alt-Kapstadt gab Sicherheitschef Clint Fisher über abgeschirmten Spezialfunk den entscheidenden Befehl, woraufhin die Formation ihre Geschwindigkeit drosselte und sich endgültig dem Boden entgegensenkte.
Clint Fisher war zwar Sicherheitschef von Mechanics Inc., mit Sitz in Detroit, der ehemaligen USA, aber die zehn Konzerne hatten abgestimmt, dass er die Aktion leiten solle – zum Leidwesen etwa der Sicherheitschefs von Flibo und Mafia. Ein gültiger Mehrheitsbeschluss, und Clint Fisher wäre nicht Clint Fisher gewesen, wenn er es nicht ganz besonders genossen hätte.
Allerdings war er sich durchaus auch des Risikos bewusst: Falls er hier als Einsatzleiter versagte, bedeutete das ganz klar das Ende seiner Laufbahn, und dabei hatte er doch noch so viel vor – beispielsweise den Konzern Mechanics Inc. eines Tages als alleiniger Chef zu übernehmen! Und außerdem ... wartete auch noch die ganze Welt auf seine Eroberungspläne...
Doch das musste er sich wirklich für später aufheben, für viel später, weil es jetzt anderes zu tun gab. Noch während die Gleiter ihre Landeräder in den verkrusteten Boden gruben, blickten die fünfzig ausgesuchten, um nicht zu sagen auserwählten Survival-Spezialisten, die an der Aktion beteiligt waren, durch die Sichtscheiben zu der uralten Stadtkulisse hinüber.
Der Sicherheitschef gab letzte Anweisungen: »Wir bilden fünf Gruppen. Jede der Gruppen besteht aus zehn Männern.« Er teilte die Survival-Spezialisten der einzelnen Konzerne nicht ohne Hintergedanken ein. So steckte er die fünf Männer aus seinem eigenen Team zusammen mit dem Team von Mafia. Dabei erfreute ihn die Vorstellung, dass der Sicherheitschef von Mafia, »Viper« Parisi, in seiner eigenen Überwachungszentrale als Zeuge der Ereignisse wahrscheinlich im Dreieck sprang. Nicht etwa vor Vergnügen, sondern vor Wut. Aber auch Parisi würde es nicht wagen, offen gegen Clint Fisher anzugehen, bei einer so brisanten Aktion, bei der die friedliche Zusammenarbeit der Konzerne so sehr vonnöten war. Immerhin ging es um nicht mehr und nicht weniger als um ihre Machtvorherrschaft – und somit um den Fortbestand der Weltordnung in ihrem Sinne! Weil es gegen den größten Terroristen der Menschheitsgeschichte ging, nämlich gegen Liberanto. Eine Bezeichnung aus der Sprache Esperanto, die dieser sich selbst gegeben hatte. Frei übersetzt hieß das ungefähr so viel wie »Befreier«.
Niemand hatte bislang herausfinden können, was seine wahre Identität oder gar Herkunft war. Vor einigen Jahren war er wie aus dem Nichts aufgetaucht – und seitdem hatten die Konzerne das Fürchten gelernt!
Diese Nacht sollte nun seine letzte sein! Er sollte entweder sterben oder zumindest als warnendes Fanal seine Freiheit verlieren.
Damit dies auch entsprechend wirkungsvoll präsentiert werden konnte, waren militärische Satelliten so koordiniert, dass sie die gesamte Altstadt von Kapstadt lückenlos aus dem Weltraum beobachteten, mit einer Auflösung, dass man beinahe eine Ratte zwischen den Trümmern herumhuschen hätte sehen können.
Obwohl sicherlich aus dieser Perspektive trotzdem nicht viel aufgenommen werden konnte von den entscheidenden Vorgängen bei der Festnahme beziehungsweise der Tötung des Erzterroristen.
Aber natürlich hatte jeder der Terroristenjäger eine entsprechende Knopfkamera an der Stirn, die jede Kopfbewegung mitmachte. Außerdem gehörte zur Einsatzausrüstung je eine Spezialbrille mit entsprechendem Aufzeichnungsequipment: Die Konzerne überließen schließlich nichts dem Zufall, und sie würden danach erst entscheiden, was von dem Aufgenommenen zu ihren Gunsten auswertbar war und was nicht.
Insgesamt jedoch war dieser Einsatz etwas, das schon oft genug gescheitert war in der Vergangenheit. Wenngleich sie noch nie so nah am Zielobjekt gewesen, die Erfolgsaussichten mithin noch nie auch nur annähernd so groß gewesen waren. Jetzt zu versagen, wäre allein schon deshalb unverzeihlich.
Insofern hätte Parisi eigentlich froh sein können, dass man nicht ausgerechnet ihm die Einsatzleitung übertragen hatte. Eine höchst undankbare Aufgabe im Grunde genommen, wenngleich nicht für Clint Fisher, der keine Sekunde an einem Erfolg zweifelte.
Er fuhr im befehlsgewohnten Ton fort: »Das erste Team ist das Team Mechanics/Mafia. Es betritt die Stadt zu Fuß und wird uns, falls es ohne Gefahr möglich erscheint, über jeden entscheidenden Schritt per sicherem Spezialfunk in Kenntnis setzen. Alle anderen bleiben in Bereitschaft, bis ich meine Anordnungen diesbezüglich ändere. Wir haben hier eine wichtige Aufgabe wahrzunehmen, und jeder Einzelne ist dafür verantwortlich.«
Die Männer (auf Frauen hatte Fisher in diesem Fall völlig verzichtet) waren als Survival-Spezialisten sorgfältig ausgewählt und ausgezeichnet vorbereitet, weshalb das Folgende beinahe wie Routine anmutete. Nicht umsonst gehörten sie zur Elite der beteiligten Konzerne. Sie richteten sich stillschweigend nach dem, was der ob seiner Erfahrungen geschätzte Sicherheitschef von Mechanics Inc. gesagt hatte, und sogleich marschierten die ersten zehn Männer los.
Einer der zehn Männer hieß Ken Randall. Er war auf sich allein gestellt – wie jeder seiner neun Kollegen, die sich sofort nach Erreichen der Stadtgrenze von Alt-Kapstadt getrennt hatten, um bei möglichem Feindkontakt nicht zu verraten, wie groß ihre Gruppe war.
Nun war er bereits fast eine Stunde allein unterwegs. Beim Anblick der uralten Häuser spürte Ken Randall fast so etwas wie Ehrfurcht in sich aufsteigen. Es war ihm bekannt, dass die wenigen Menschen, die in diesen Gemäuern versteckt vor der restlichen Welt lebten, als sogenannte Ausgestoßene ein eigentlich unwürdiges Dasein führten. Doch sie taten das seines Erachtens freiwillig. Menschen eben, die sich selbst aus der Gesellschaft ausgestoßen hatten. Verbrecher, Gesindel, Flüchtige vor dem Gesetz beispielsweise.
Es gab aber gerüchteweise auch noch andere, die es eigentlich nicht zwingend nötig hatten, hier zu hausen: Diese zogen aus für ihn nicht nachvollziehbaren Gründen die Armut und den Hunger vor und lehnten es ab, in eine der vollklimatisierten Städte umzuziehen. Mehrmals schon war versucht worden, eine Zwangsräumung durchzuführen. Mit wenig Erfolg. Es gab zu viele Verstecke und Schlupfwinkel. Immer wieder gelang es den Unentwegten, ihre Außenseiterstellung zu behaupten.
Hätte man die Überreste der alten Stadt am Südzipfel von Afrika nachhaltig zerstört, wäre das Problem ein für alle Mal gelöst gewesen. Aber mit den Ruinen hätte man auch Menschenleben vernichtet, und davor schreckte man verständlicherweise zurück: Wer hätte dafür die politische Verantwortung übernehmen wollen? Zwar hatten die Konzerne normalerweise keinerlei Skrupel, was das Auslöschen von Menschenleben betraf, aber dann in einer solchen Größenordnung sozusagen unter den Augen der Weltöffentlichkeit?
Ja, man schreckte davor zurück, und nicht etwa deshalb, weil die UNO es verboten und Alt-Kapstadt beziehungsweise deren Überreste zum Weltkulturerbe
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 30.08.2015
ISBN: 978-3-7396-1138-9
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