Aktion „Apfelernte“ II
W. Berner: „Menschen im Asteroidengürtel – im Kampf ums Überleben!“
Der Bund von Dhuul-Kyphora beherrscht die Galaxis, wobei die Dhuuls schon seit Jahrtausenden offenbar keinerlei Rolle mehr dabei spielen. Alle Macht befindet sich somit in den Händen der Kyphorer, die diese Macht mit aller Härte und Grausamkeit durchsetzen. Nicht nur mit hochgezüchteten und absolut linientreuen Eliteeinheiten, die wie „die Killer des Universums“ anmuten, wie wir inzwischen wissen. Auch nur annähernd Gefährliches und dabei wenig Nützliches wird ausgemerzt, Widerstand sofort im Keim erstickt und Unwichtiges, das nicht gefährlich und auch in keiner Weise nützlich erscheint, einfach ausgegrenzt, wie wir „im Großen“ anhand der sogenannten Verlorenen Welten wie Canos, Vetusta und Phönix gesehen haben. Aber zum Beispiel auch „im Kleinen“, als sie die Erde überfallen...
Allerdings scheinen die Ereignisse ab dem Asteroidengürtel für die Invasoren keinerlei Bedeutung zu haben. Zwar schotten sie den Bereich des inneren Sonnsystems perfekt ab, doch was machen die Menschen inzwischen „weiter draußen“?
W. Berner erzählt uns, wie es nach Band 46 weitergeht…
DIE HAUPTPERSON:
Josh Bronner, seines Zeichens Kommandant von CERES CENTER, dem größten Außenposten der Minengesellschaft ASTEROID INCORPORATE, beim ultimativen Bfreiungsakt, um gemeinsam mit seinen besten Leuten die Ordnung im Asteroidengürtel wieder herzustellen… Ob es ihm wirklich gelingt?
Vorschau auf die Folgebände
Bonusstory: Invasion auf Lyra - Eine Story von Dieter Grzywatz
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Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:
Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de
Diese Fassung: © 2012 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855
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Lektorat: Werner Schubert
Muir lauschte konzentriert auf die Geräusche, die aus dem dunklen Gang zu seiner Rechten an sein Ohr drangen. Jetzt konnte er die Laute deutlicher vernehmen. Es hörte sich an wie ein leises Schluchzen, wie jemand, der Angst hatte oder zutiefst verzweifelt war.
Vorsichtig spähte der Ex-Marine um die Ecke, konnte jedoch nichts erkennen. Das Licht des Hauptgangs erhellte nur den vorderen Bereich des an dieser Stelle gut vierzig Meter langen Seitenganges.
Entschlossen betrat der Amerikaner den dunklen Korridor. Auf Zehenspitzen schlich er vorwärts, die Sinne auf das Äußerste angestrengt und immer bereit, das Unerwartete zu erwarten.
Langsam kam das Schluchzen näher.
Als er etwa zwanzig Meter weit vorgedrungen war, tat sich eine Türöffnung in der rechten Gangwand auf. Aus dem Raum dahinter drangen die Geräusche hervor, daran bestand für Muir kein Zweifel.
»Hallo, ist da wer?«, rief er leise durch die offene Tür in den Raum hinein.
Sofort verstummte das leise Weinen. Stattdessen vernahm Muir nun ein Schleifen und Rascheln, so, als ob sich jemand auf dem Boden sitzend in eine Ecke drängen würde.
»Sie brauchen keine Angst zu haben«, flüsterte er beruhigend in den Raum hinein.
Vorausgesetzt, das ist keiner dieser dreckigen Piraten, dachte er für sich.
»Ich möchte Ihnen helfen. Mein Name ist Muir, und ich bin von ASTEROID INCORPORATED.«
Er hoffte, dass dieser Hinweis hilfreich war. Und tatsächlich erfolgte eine Reaktion auf seine Worte.
»ASTEROID ... INCORPORATED?«, erklang leise eine weibliche, tränenerstickte Stimme.
»Ja«, bestätigte Muir. »Meine Kollegen und ich sind gekommen, Ihnen gegen die Piraten zu helfen. Wenn Sie erlauben, mache ich nun meine Taschenlampe an, damit ich ein wenig mehr erkennen kann. Ist das okay für Sie?«
Wieder schniefte und schluchzte es, und dann kam zu seiner Erleichterung ein zittrig klingendes »Ja« aus der Dunkelheit.
Rasch zog Muir eine bleistiftdünne Stableuchte aus einem Futteral an seinem Oberschenkel. Er stellte die Linse auf breite Streuung und schaltete die Leuchte ein. Mildes, helles Licht glomm auf. Der Amerikaner schwenkte die Stableuchte hin und her und fing schließlich in einer Raumecke die sitzende, zusammengekauerte Gestalt einer etwa dreißigjährigen Frau ein. Sie hatte ihre Arme um die angezogenen Beine geschlungen. Das Gesicht wirkte verquollen, was wohl vom vielen Weinen kam. Außerdem wies es einige blaue Flecken und Prellungen auf. Das lange braune Haar hing ihr wirr um den Kopf. Es schien auch, dass Teile ihrer weinroten Hesperiden-Uniform beschädigt waren, denn er konnte einige Risse und Stofffetzen erkennen. Eine böse Ahnung beschlich den hochgewachsenen Mann.
»Was hat man Ihnen angetan?«, fragte er mit leiser, sanfter Stimme. Er ließ sich ein Stückchen von ihr entfernt in die Hocke sinken und musterte sie aufmerksam.
Die Frau hob den Kopf. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, als sie mit stockender Stimme zu berichten begann.
»Sie ... sie waren zu sechst«, sagte sie leise. »Meine ... Freundin und ein Kollege ... Wir haben Freizeit gehabt und im großen Freizeitraum am ersten Abzweig auf Anweisungen gewartet, wie wir uns nach der ... nach der Okkupation durch die SKULLS weiter verhalten sollen ...« Sie schniefte kurz und wischte sich die Tränen mit dem Handrücken aus den Augen, bevor sie weitersprach. »Dann kamen diese schrecklichen, brutalen Kerle in den Raum. Als sie uns sahen, machten sie anzügliche Witze. Dann ... dann ... dann hat eines dieser Schweine einfach seine Hosen heruntergelassen, gelacht und gesagt, dass wir froh sein könnten, endlich mal richtige Männer zwischen die Beine ... zu bekommen. Wir wollten den Raum verlassen, doch sie ließen uns nicht. Zwei Mann ... Sie packten mich, zogen mir die Hose runter ... Dann hat ... der eine ... vor allen anderen ... Er hat mich einfach vergewaltigt...«
Die STERN-Mitarbeiterin war während ihrer Erzählung immer leiser geworden, und Muir merkte, wie viel Überwindung es sie kostete, überhaupt davon zu berichten. Noch dazu einem Mann gegenüber.
Sie schluckte einige Male, dann sprach sie weiter. »Als er fertig war, lachten und grölten alle, klopften dem Schwein, das mich ... beschmutzt hat, lachend auf die Schulter. Dabei ließen sie mich einen Moment lang aus den Augen, und ich konnte fliehen.« Der Blick ihrer Tränen verschleierten Augen traf Muir. »Die Kerle ... Sie haben immer noch Chrissie und Joaquim ...« Ihre Worte erstarben zu einem Flüstern.
Jon Muir war erschüttert. Alle wussten, dass die SKULLS rohe und unberechenbare Typen waren, denen einen Menschenleben nichts galt. Aber wie verroht dieses Piratenpack tatsächlich war, wurde ihm erst durch die bewegende Schilderung des Vergewaltigungsopfers bewusst.
»Wie heißen Sie?«, fragte er freundlich die weinende Frau.
»Maggie«, kam die kaum verständliche Antwort. »Maggie Turner.«
»Ich verspreche Ihnen, Maggie, ich werde Ihre Freunde befreien«, sagte Muir mit fester Stimme. »Die Dreckskerle werden für ihre Taten büßen! In der ersten Abzweigung, haben Sie gesagt ... von diesem Zacken?«
Maggie nickte zaghaft. »Ja«, antwortete sie. »Der übernächste Gang, von hier aus gesehen. Rechte Seite.«
»Gut, Maggie. Sie bleiben hier und verhalten sich möglichst ruhig. Wenn wir Glück haben, ist dieser grässliche Spuk in ein paar Stunden vorbei. Drücken Sie mir die Daumen.«
Er lächelte zuversichtlich, und Maggie erwiderte dieses Lächeln schüchtern.
»Viel Glück ... Oh, ich weiß ja gar nicht, wie Sie heißen!«
»Jon. Jon Muir.«
»Viel Glück, Jon!«
Muir nickte Maggie noch einmal kurz zu, dann erhob er sich und ging zur Tür. Dort löschte er das Licht seiner Taschenlampe, verließ den Raum und zog die bis dahin offen stehende Tür bis auf einen kleinen Spalt zu. Dann kehrte er leise und vorsichtig auf den Hauptgang zurück.
Rasch lief er diesen weiter in Richtung Zentralbau. Er benötigte nur wenige Minuten, um die erste Abzweigung des Zackens zu erreichen. Von hier aus hätte er auch ohne Maggies Beschreibung gewusst, wohin er sich zu wenden hatte: Von rechts her drang nämlich mehrstimmiger Lärm aus rauen Männerkehlen. Unter das Grölen mischten sich jedoch auch Angstschreie und Schmerzenslaute.
Kalte Wut stieg in dem Marine auf.
Der hochgewachsene Amerikaner spähte vorsichtig um die Ecke, in den hell erleuchteten Gang hinein. Dieser war zu seiner großen Erleichterung unbewacht. Die Piraten waren viel zu sehr mit ihrem »Vergnügen« beschäftigt, um auf ihre nähere Umgebung zu achten. Dazu kam wohl auch die Überzeugung, den STERN vollständig unter Kontrolle zu haben. Eine leichtsinnige Verhaltensweise, die dem Unternehmen »Apfelernte« jedoch sehr zum Vorteil gereichte.
Mit grimmigen Lächeln nestelte Muir einige Betäubungsgranaten aus einer Beintasche und heftete sie an extra für diesen Zweck in die Kleidung eingearbeitete diamagnetische Haftpunkte. Dort hingen sie jederzeit griffbereit. Außerdem überprüfte er noch rasch den Nadler und dessen Magazin. Darin befanden sich 150 der aus einer gehärteten Gallertmasse bestehenden Geschosse, die sich, in einen Körper eingedrungen, dort auflösten und ein hochkonzentriertes, ultraschnell wirkendes Betäubungsmittel freisetzten. Jede der Gallertnadeln garantierte bei einem durchschnittlich gebauten Menschen eine Betäubung von bis zu vierundzwanzig Stunden. Zwei Nadeln bewirkten achtundvierzig Stunden Bewusstlosigkeit, die maximale Wirkdauer, die nicht überschritten wurde, auch wenn man drei Geschosse davon ins Ziel brachte. Dadurch konnten allerdings schwere gesundheitliche Schäden entstehen. Vier Treffer mit diesen im Licht kaum sichtbaren Projektilen verabreichten bereits eine tödliche Dosis.
Die Waffeninspektion fiel zu seiner Zufriedenheit aus. Er atmete noch einmal tief durch, brachte den Nadler in Anschlag und bog in den Seitengang ein.
Leichtfüßig und fast geräuschlos lief er über den weißen Kunststoffboden und näherte sich so der offen stehenden Tür zu dem von Maggie erwähnten Freizeitraum. Dort presste er neben der Öffnung den Rücken flach an die Gangwand, den Kopf leicht zur Tür hin geneigt, um so die Geräusche und Stimmen besser hören zu können.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 31.10.2014
ISBN: 978-3-7368-5226-6
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