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Planet der Träumer

Wilfried A. Hary: „Ein Alptraum wird tödliche Wirklichkeit - durch das Kollektiv der Träumer!“

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ISSN 1614-3302 * Copyright 2010 by HARY-PRODUCTION

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Coverhintergrundgestaltung: Anistasius

Titelbild: Gerhard Börnsen

 

Prolog

 

Das »Kollektiv der Träumer« schuf einst eine neue Welt, doch ihr Traum geriet zum Alptraum, entglitt ihnen mehr und mehr. So schicken sie den SUCHER aus, um wieder Macht darüber zu bekommen. Er kennt das wahre Motiv seiner Odyssee nicht, um unvoreingenommen sein zu können. Für ihn ist die wahnsinnige Hölle schrecklicher Visionen tödliche Wirklichkeit.

Er heißt Bereter...

Und in diesem entscheidenden Moment setzt der STERNENVOGT, der HERR DER WELTEN, seinen Diener John Willard ein - als Bereter. Alles ist von langer Hand vorbereitet. Der glatte Tausch gelingt ihm mit Hilfe der überlegenen Technik seines Schiffes.

Denn er ist ja nicht umsonst der HERR DER WELTEN.

Und obwohl John Willard alle Erinnerungen des echten Bereter übernimmt, darf er nicht einmal ahnen, dass er nicht der echte Bereter ist: Um nicht das Misstrauen des »Kollektives der Träumer« zu wecken!

Seine Aufgabe ist indessen weitergehend als die Aufgabe des »echten« Bereter: Rettung vom PLANET DER TRÄUMER und Rückführung in die WIRKLICHKEIT! Damit dieser Planet in Zukunft wieder eine Chance haben wird, Mitglied der Sternengemeinschaft und somit Mitglied innerhalb der interstellaren Handelspartner zu werden.

Aber noch etwas ist vom STERNENVOGT gut vorbereitet: Diesmal geht John Willard als Bereter nicht ganz allein in den Kampf. Er hat einen starken Partner, denn der Sternenvogt tauscht unbemerkt eine weitere Figur aus.

Ihre Begegnung erfolgt wie zufällig. Das »Kollektiv der Träumer« darf niemals misstrauisch werden, um die Mission nicht zu gefährden.

Der Partner heißt deshalb nicht umsonst genauso wie derjenige, gegen den er ausgetauscht ist, nämlich...

» B R O N «

 

1


Wir standen zehn Schritte vor einer Oase. Bron deutete auf das erstaunlich üppige Grün inmitten der Steinwüste.

Auf den ersten Blick erschien es undurchdringlich, ein wildes Geflecht verschiedenartiger Pflanzen.

Stirnrunzelnd betrachtete ich es.

Und dann sah ich eine Bewegung. Etwas kroch träge über die mittlere Ebene. Es war so grün wie die Umgebung und deshalb nicht sofort erkennbar. Man musste schon genau hinsehen, um die Konturen zu erkennen.

Das Ding hatte die Länge eines Unterarms und war auch genauso dick. Die beiden Enden waren gleich.

Ich wollte näher gehen, ganz unbewusst, doch Bron hielt mich mit dem ausgestreckten Arm auf.

»Jedwedes Leben in der Oase hat seinen festen Platz. Die perfekte Ökologie, in sich abgeschlossen. Sobald ein Wesen versucht, in diese Ökologie einzudringen, wendet sie sich gegen es. Selbst die Brocken haben da keine Chance. Obwohl sie von den Oasen abhängig sind. Die Brocken leben von den Abfällen der Ökologie. Das heißt, wenn ein Tier die Unvorsichtigkeit begeht und die Oase verlässt, warten schon die Brocken darauf.«

Unwillkürlich schaute ich mich um. Weit und breit keine Felsbrocken. Also keine Gefahr für uns? Es war möglich, dass sie sich alle anderswo zu unserem Empfang bereitgestellt hatten und uns deshalb hier keiner mehr bedrohen konnte.

»Wie können wir unter solchen Umständen zu Proviant kommen?«, fragte ich missmutig.

»Abwarten, Bereter. Sobald sich dein Symbiont wieder vollkommen angepasst hat, ist es soweit.«

Bron deutete wieder auf die Oase. Das kriechende Schneckenwesen war nicht mehr zu entdecken, so sehr ich mich auch bemühte.

»Nein, schau höher hinauf, Bereter. Siehst du die grünen Früchte dort oben, in den Wipfeln der Bäume?«

Früchte? Meinte er die kopfgroßen Bälle?

»Ja«, bestätigte ich vorsichtig.

»Dort müssen wir heran, Bereter. Die SOOMEN sind sehr nahrhaft. Für uns unterwegs lebenswichtig, denn sie enthalten außer Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen auch genügend Flüssigkeit.«

Und wie sollten wir da herankommen?

Ich wagte es nicht, zu fragen, sondern wartete mit gemischten Gefühlen, bis mein Symbiont wieder die Füße bedeckte. Sobald dies geschehen war, verschwanden die starken Schmerzen. Der Symbiont leitete den Heilprozess ein.

Es war wie ein Wunder. Ja, gewiss, Bron hatte nicht zuviel versprochen. Obwohl es mir als ein bitterer Preis erschien, als grünes Monstrum herumzulaufen.

Aber er hatte versprochen, dass wir dadurch in der Oase eine Chance hatten.

Noch einmal sicherte Bron nach allen Seiten.

»Viel Zeit bleibt uns leider nicht. Wir müssen mit unseren Verfolgern rechnen. Sie werden es nicht aufgeben, auch wenn sie recht langsam sind.«

»Und dann?«

»Dann geht es hinein in diese grüne Hölle. Das Grünvolk wird uns nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Wir müssen verflucht aufpassen und trotzdem schnell sein, damit wir unsere Beute eingeholt haben, bevor das Grünvolk auf uns reagieren kann.«

Es klang zwar nicht sonderlich schwierig, aber das hatte wohl nichts zu sagen.

»Jetzt!«, befahl Bron unvermittelt und lief los.

Die zehn Schritte waren für ihn nicht einmal drei Sätze. Er sprang mitten in die grüne Hölle hinein.

Die Oase hatte einen Durchmesser von vielleicht dreißig Schritten. Sie war fast kreisrund. Bron hatte mir erklärt, dass es inmitten eine Pflanze gab, die mit ihren Wurzeln Wasser tief aus dem Boden heraufsaugte. Alles Leben profitierte davon. Letztlich auch die Wesen, die sich als Felsbrocken getarnt hatten.

Die Brocken hatten eine gewisse Intelligenz bewiesen. Das machte sie erst recht tödlich gefährlich.

Und jetzt hechtete ich hinter Bron in dieses Grün hinein.

Bron hatte die Oase ›Grünvolk‹ genannt, als würden die Pflanzen und Tiere wirklich eine bewusste Gemeinschaft bilden.

Die ›Schnecke‹ fiel vor Schreck von ihrem Ast, als ich so ungestüm an ihr vorbeikletterte.

Ein ›Zweig‹ wickelte sich blitzschnell um meinen Arm. Ich streifte ihn rechtzeitig ab. Eine reine Reflexbewegung.

Bron hatte sein Ziel fast erreicht. Wie hatte er das geschafft?

Ich kämpfte mich hinauf. Die Äste und Zweige unter meinen Füßen gaben federnd nach und erschwerten damit das Vorankommen.

Aber ich hatte keine Wahl. Die Soomen waren eine Lebensversicherung. Wenn ich es nicht schaffte, an diese Früchte heranzukommen, war ich zum Tode verurteilt - auch ohne diese ›Brocken‹.

Ein Fauchen vor mir.

Ich hielt unwillkürlich inne und starrte in das Grün. Meinen Augen fiel es schwer, Unterscheidungen zu treffen. Für mich war das alles eine einzige grüne Masse, eng ineinander verwoben.

Und da sah ich endlich den weit geöffneten Rachen.

Das Biest fauchte wie eine Großkatze, dabei war es nicht größer als meine Faust. Aber ein Drittel des Körpers bestand aus Maul und dieses Maul war mit nadelspitzen Zähen bewehrt.

Es protestierte mit diesem Fauchen gegen mein rücksichtsloses Vorgehen. Als ich es mit einer raschen Handbewegung zur Seite fegen wollte, schnappte es zu.

Das scharfe Gebiss verfehlte mich nur knapp. Aber es war mir gelungen, das Biest von seinem Ast zu fegen.

Ich hatte allerdings nicht mit seiner Hartnäckigkeit gerechnet: Es war sofort wieder da und schnappte erneut nach mir.

Gerade rechtzeitig erwischte ich es im Genick und warf es im hohen Bogen nach außerhalb der Oase.

Diese Begegnung war mir Warnung genug. Vielleicht gab es noch mehr von diesen Biestern? Ich konnte mir vorstellen, dass sie vor allem dann gefährlich waren, wenn sie in Scharen auftraten. Ich würden mich in Sekunden bis auf die Knochen abnagen.

Mit noch wacheren Sinnen kletterte ich weiter.

In der Oase war große Unruhe entstanden. Bron hatte sein Ziel bereits erreicht. Ich jedoch war noch sträflich weit davon entfernt.

Bron hatte angedeutet, dass in dieser Umgebung der Symbiont besonders wichtig war. Durch ihn erschienen wir wie ein Teil von ›Grünvolk‹. Andernfalls hätte sich die gesamte Natur der Oase längst gegen uns gewendet. Sie hätte uns verschlungen und niemals wieder freigegeben.

Allmählich lernte ich daraus, dass scheinbar stabile Äste einfach nachgaben, wenn ich mich daran hochziehen wollte und dass ich auch mit meinen Füßen keinen rechten Halt fand. Aber vor allem durfte ich keine Sekunde an einer Stelle verharren, sondern musste ständig in Bewegung bleiben.

So gelangte ich an den ersten festen Stamm, der hoch oben die Soomen trug. Aber ich hatte gewaltig an Höhe verloren, hatte hinter mir einen regelrechten Tunnel erzeugt, der schräg nach unten führte und sich hinter mir langsam wieder schloss.

Der Stamm war sehr glatt und die grünen Äste waren viel zu elastisch, um mich wirklich tragen zu können.

Ich musste dennoch den Aufstieg versuchen.

Mein Symbiont saugte sich jedes mal fest, wenn meine Hand den glatten Stamm umschloss. Überrascht stellte ich mich darauf ein und so schaffte ich den Aufstieg tatsächlich.

Waren bislang Attacken gegen mich weitgehend ausgeblieben, so begannen jetzt winzige Insekten auf mich herabzuregnen. Sie bissen sich in mir als einem ungebetenen Eindringling fest, aber der Symbiont irritierte sie anscheinend so sehr, dass sie wieder von mir abließen.

Fluginsekten umschwirrten mich. Am besten, ich achtete überhaupt nicht auf sie. Mein Symbiont würde mich weitgehend schützen.

Als ich die halbe Strecke geschafft hatte, mehrten sich die Angriffe. Vor allem schien sich eine Art Strategie dabei zu entwickeln.

Als wäre das Grünvolk in seiner Gesamtheit eine Art Intelligenz, die sich jetzt von der ersten Überraschung erholte und sich zum gezielteren Handeln entschloss.

»Bereter!«, brüllte Bron. »Verdammt, wo bleibst du eigentlich, Kerl?«

Der hatte gut reden - mit solchen Muskeln und dieser unvergleichbaren Gewandtheit... Ich war zwar ein durchtrainierter Bursche, der sehr gut zu kämpfen verstand und ich würde es auch mit jedem aufnehmen können... aber was war ich schon gegen einen Mann wie Bron?

Verbissen arbeitete ich mich weiter empor. Schon stieß mein Kopf ins Freie. Die Baumwipfel überragten alles.

Vor meinen Augen tanzte die erste Soome. Ich packte sie am Stiel und versuchte, sie auszureißen.

Es klappte nicht. Ich musste mit meinem scharfen Messer nachhelfen.

Endlich fiel die Soome, aber sie entglitt mir und krachte durch das Gestrüpp hindurch. Irgendwo dort unten traf sie auf. Für mich war sie jedenfalls verloren.

Die Soomen waren wesentlich schwerer als ich vermutet hatte.

»He!«, brüllte Bron.

Ich schaute zur Seite. Er war längst wieder außerhalb. Ich sah ihn durch eine Schneise hindurch, wie er mir zuwinkte.

»Wirf mir deine Soomen zu! Dann komm sofort. Du hast keine Zeit mehr, Bereter, denn das Grünvolk befindet sich mächtig in Aufruhr. Es geht um Sekunden. Sie werden dich verschlingen und verdauen!«

Wenig nette Aussichten, wie ich fand. Verbissen schnitt ich die nächste Soome ab. Nicht vollständig allerdings. Ich kappte vielmehr den Stiel nur soweit, dass ich die Frucht pflücken konnte.

Sie war tatsächlich so schwer, als sei sie mit Metall gefüllt. Ich sollte sie Bron zuwerfen? Wie stellte er sich das vor?

Ich holte weit aus und stieß

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.08.2014
ISBN: 978-3-7368-3348-7

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