Cover

STAR GATE – das Original - 050

  

Feindliche Übernahme

Wilfried A. Hary: „Ein Planet wird zum Opfer – und der Krieg geht weiter!“

 

Am 15. September 2063, um 4:37 Uhr, wollte ein Team mittels STAR GATE von Phönix zur Erde zurückspringen. Genau im Moment seiner Materialisation im Erd-Star-Gate bei Mechanics Inc. wurde dieses von Saboteuren des Konkurrenten Flibo gesprengt. Das erzeugte eine schreckliche Katastrophe – nämlich die Transmitter-Katastrophe (siehe Band 11). Vierundzwanzig Menschen sind von der Katastrophe betroffen. Sie sind seitdem spurlos verschwunden. Was ist aus ihnen geworden?

Mit betroffen: Das Randall-Team. Nach einigen Abenteuern befinden sie sich in der fernen Prupper-Galaxis. In der Todeszone am Rand dieser Galaxis treffen sie auf ein Mysterium der besonderen Art – und auf einen Computer, der sich erinnert und sie dabei über einige Details des Mysteriums aufklärt, mit dem sie beinahe tödlich konfrontiert worden waren...

Auf dem Planeten NAI-ROG entstand vor langer Zeit das Tor zu einem Paralleluniversum, und drei rücksichtslose Glücksritter nutzten rigoros ihre Chance...

 

DIE HAUPTPERSONEN

Neb und Dilk Reniets — Zwei Brüder mit bösen Plänen.

Derf Ming-Bir — Präsident von NAI-ROG.

 

BONUS:

Der Sinn von all dem

Eine SF-Story von Miguel de Torres

 

 

 

Impressum

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2012 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen

Lektorat: Werner Schubert


1


Mit einem nur drei Meter durchmessenden Scout-Flugkörper aus dem parallelen Universum hatte Neb Reniets in seinem »Heimatuniversum« trotz Gedankensteuerung über den sogenannten Gedankenhelm nur Ortungsmöglichkeiten, die auf einen Umkreis von wenigen Kilometern begrenzt blieben. An Bord des Raumschiffes, das er zu seinem persönlichen Flottenschiff erkoren hatte, in Verbund mit dem bordeigenen Biogehirn und unterstützt von einer ganzen Anzahl an Meilern, waren diese Möglichkeiten immens größer, wenn auch nur noch einen Bruchteil so groß wie im anderen Universum.

Doch es genügte: Er erfasste, kaum zurückgekehrt durch das Weltentor aus dem Paralleluniversum, mit seinem Bewusstsein die geschädigte Natur ringsherum – und erkannte sofort, dass sie sozusagen nur noch auf Sparflamme existierte. Es reichte gerade, um Verbindung mit dem Hügelbewuchs zu halten, der quasi durch das Weltentor hindurch zum Wüstenplaneten im Paralleluniversum reichte.

Dieser Bewuchs befand sich in einer Art Zwischenzone. Ein Phänomen, das Neb Reniets ebenfalls aus eigener Anschauung kannte.

Nur an Bord des Raumschiffes hatte es einen mehr oder weniger plötzlichen Übergang gegeben. Jedoch nicht, wenn man sozusagen zu Fuß unterwegs war.

Die Verbindung sorgte dafür, dass der gesamte Planet bereits von dem Phänomen »wusste«; nicht die hier ansässigen Prupper zwar, die nicht einmal etwas davon ahnten, weil sie das Phänomen einfach ignorierten, aber die belebte einheimische Natur.

Doch jene irgendwie unterdrückt wirkende Quasiintelligenz des ökologischen Kollektivs hatte nicht wirklich Verstand, konnte also das Phänomen in keiner Weise begreifen.

Als dann auch noch die Resteinwirkung des Hypnoangriffs von »drüben« durch das Weltentor durchschlug, während Neb Reniets mit allen Mitteln versuchte, dem Raumschiff der San-dir-umer das Benutzen des Weltentors zu unterbinden, hatte sich die Natur gewissermaßen erschrocken zurückgezogen. Nicht endgültig, weil sonst der in die Zwischenzone ragende Bereich auch hätte aufgegeben werden müssen.

Neb Reniets erkannte, wieso dieser nicht einfach so aufgeben wurde: Die Energien, die es dort gab, nährten in gewisser Weise die Natur von NAI-ROG. Diese schöpfte daraus eine Kraft, die sie zu einem Plus an Quasiintelligenz brachte.

Jetzt konnte die örtliche Ökologie Zusammenhänge zumindest teilweise begreifen. Zum Beispiel, dass sie sich schützen musste gegen die Hypnostrahlen...

Kein Wunder, dass sämtliche Experimente, die Neb Reniets mit seiner ultimativen Waffe, dem Hypnoprojektor, wie er sie nannte, seitdem schieflaufen mussten, zumindest in seinem Heimatuniversum, auf dem Planeten NAI-ROG: Die einheimische Natur hatte sie erfolgreich blockiert!

So fantastisch dies auch klingen mochte: Er hatte nicht dagegen angehen können, weil er es nicht einmal geahnt hatte. Denn Neb Reniets hatte die ganze Zeit vermutet, es läge an der experimentellen Anordnung, die vielleicht doch noch irgendwie einen verborgenen Fehler enthielt!

Jetzt wusste er es endlich besser, und jetzt konnte er sich auch darauf einstellen: Er wandte seinen Willen nicht der Hauptstadt von NAI-ROG zu, wie sonst, wie bei allen vorangegangenen Experimenten – außer dem einen, als er seinen jüngeren Bruder heimlich als Testperson missbraucht hatte –, sondern diesmal direkt und ohne Umschweife der NAI-ROGischen Ur-Natur, zumindest dem geschädigten Bereich.

Sofort spürte er die Gegenwehr, doch diese konnte sich nicht wirklich lange halten. Er ging diesmal allerdings nicht mit gewohnter Rücksichtslosigkeit vor, sondern eher vorsichtig. Er tastete sich in die primitiven Instinktvorgänge, die im Kollektiv so etwas wie eine unterdrückte Intelligenz hervorriefen, und zwang sie Stück für Stück auf seine Seite. Ein Vorgang, der doch mehr Zeit in Anspruch nahm als veranschlagt. Damit lief er Gefahr, dass die Prupper von NAI-ROG das für sie fremdartige Schiff orteten.

Darin waren sie höchst empfindlich: Kein außerplanetarisches Raumschiff durfte hier jemals landen, sondern ausschließlich einheimische Raumschiffe, und auch diese selbstverständlich nur im Bereich des Raumhafens von NAI-ROG-City. Also vor allem nicht dort, wo sich der Dschungel ausgebreitet hatte, denn mit diesem hatten die Nachfahren der früheren Kolonisten eine Art Waffenstillstand abgeschlossen: Während sie sich in der Hauptstadt und in den wenigen über den ganzen Planeten verteilten Siedlungen hermetisch abschotteten vor dem Dschungel – der Verkehr zwischen den Ansiedlungen geschah ausschließlich mittels planetarem Star-Gate-Netz –, bemühte sich dieser nicht mehr, alles zu tun, um sogar unter totaler Selbstaufopferung die Prupper zu vernichten. Als würde die Ökologie zumindest begreifen, dass sie ansonsten den Kürzeren ziehen würde: Die Prupper hatten überlegene Waffe. Wenn sie wollten, konnten sie den gesamten Planeten von seiner einheimischen Flora und Fauna befreien, um stattdessen außerplanetarische und vor allem ihnen friedlich gesinnte Flora und Fauna anzusiedeln.

Dass die hier inzwischen heimisch gewordenen Prupper dies nicht schon längst getan hatten, war nur in einem begründet: Die Ökologie besaß schier unendlich viele äußerst wertvolle Gene, von dessen Export letztlich die gesamte Bevölkerung lebte!

Eine solch wertvolle Ressource konnte und wollte man nicht einfach so opfern. Und wenn sie die Waffen gar endgültig streckten und den Planeten verließen, kamen sie auch nicht mehr an dieses Genmaterial heran. Deshalb blieb ihnen nichts anderes übrig, als den Status quo möglichst zu erhalten. Dazu gehörte selbstverständlich, dass kein Fremder hier landen durfte und vor allem die natürliche Ökologie außerhalb der Ansiedlungen zu hundert Prozent tabu blieb.

Allein das Auftauchen von Neb Reniets an Bord des fremdartigen Raumschiffs war ein klarer Verstoß dagegen – und die Prupper von NAI-ROG würden reagieren!

Neb Reniets verließ sich seinerseits darauf, dass die Abkömmlinge der ehemaligen prupperischen Kolonisten ziemlich träge waren. Das hieß, ihm blieb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genügend Zeit, um sein Experiment bis zum Ende zu führen. Und dann würde man weitersehen...

Im nächsten Augenblick schon schien der gesamte belebte Planet in das Geschehen eingreifen zu wollen!

Aber Neb Reniets signalisierte der Gesamtökologie sogleich, dass er keineswegs der Feind war, zu dem ihn die Natur des Planeten abgestempelt hatte, sondern er war ein Freund. Mehr sogar noch als dieses: Er bedeutete dasjenige Element, das dem Kollektiv bislang fehlte: Er war mehr als nur wacher Instinkt, sondern er war geeignet als der eigentliche, alles beherrschende und gleichzeitig beschützende ... Verstand!

Mit anderen Worten: Neb Reniets bot sich dem Planeten ganz dreist als eine Art planetares Oberbewusstsein an – und die vergleichsweise äußerst primitiven Gedankengänge des Kollektivs ließen sich sogar darauf ein. Kein Wunder, denn der Hypnoprojektor trug Entscheidendes dazu bei!

Es dauerte insgesamt nicht länger als fünf Minuten, bis Neb Reniets dieses Ziel erreicht hatte. Und jetzt wurden seine Bemühungen auch nicht mehr länger blockiert. Ganz im Gegenteil: Sie wurden vom Kollektiv der belebten Ur-Natur des Planeten sogar tatkräftig unterstützt!

Sein Wille griff jetzt endlich nach der Hauptstadt NAI-ROG-City!

Dabei erfuhr er schlagartig, was dort vorging. Es war ihm ein Leichtes, denn er nahm Tausende von Gedanken gleichzeitig auf – und konnte sie sogar verstehen und verarbeiten, unterstützt vom ganzen belebten Planeten, entscheidend zudem auch noch vom Biogehirn und den tosenden Urenergien der unbegreiflichen Meiler innerhalb des Raumschiffs.

Und so erfuhr er natürlich auch – erschrocken! –, dass sein Partner Thak Remlof inzwischen nicht mehr lebte: Das automatische Überwachungssystem des breiten Todesstreifens, der die Hauptstadt hermetisch vom umgebenden Dschungel trennte, war ihm letztlich zum Verhängnis geworden. Weil er diese Überwachung sträflich unterschätzt hatte: In seinem Bemühen, den fliehenden Romf Nerlat mit der Bordkanone abzuschießen, damit dieser sie nicht mehr verraten konnte, hatte er die Aufmerksamkeit der automatischen Sicherungseinheiten im Todesstreifen auf sich gelenkt. Ein solch tödlich-aggressiver Akt musste sogleich von diesen unterbunden werden.

Und das wurde er auch: Ein einziger Schuss genügte, um den Gleiter mit Thak Remlof an Bord zu vernichten!

Und der fliehende Romf Nerlat hatte dadurch auch nicht mehr rechtzeitig beseitigt werden können. Er hatte sogar schon Mitteilung an den Präsidenten von NAI-ROG höchstpersönlich gemacht, bevor er vor Erschöpfung zusammengebrochen war!

Soeben erst geschehen!

Es war in der Kürze der dadurch noch zur Verfügung stehenden Zeit nicht festellbar für Neb Reniets, ob Romf Nerlat letztlich überlebt hatte oder nicht. Es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Er wusste nur eines: Das Timing hätte nicht perfekter sein können! Wenn er nur Minuten später erst in der Lage gewesen wäre einzugreifen, wäre es bereits zu spät gewesen: Der Planet NAI-ROG hätte bereits Alarm geschlagen und der Planetenbund der Prupper wäre in Kenntnis gewesen, dass hier Dinge vorgingen, die gefährlich waren für den gesamten Bund!

Seine Pläne wären geplatzt wie die sprichwörtliche Seifenblase. Er hätte sich zwischen den Fronten befunden: Auf der einen Seite der Planetenbund der Prupper und auf der anderen Seite, im Paralleluniversum, der sich anbahnende Krieg zwischen Gro-pan und San-dir-um.

Aber noch war nichts zu spät: Gnadenlos schlug Neb Reniets mit seinem Hypnoprojektor zu!


2


Jetzt gab es für den Präsidenten keine Bedenken mehr. Er wollte Planetenalarm auslösen!

Doch es blieb bei der Absicht, denn in diesem Augenblick geschah es. Er spürte plötzlich ein eigenartiges Ziehen im Kopf. Schweiß brach ihm aus. Er ging in die Knie, kämpfte gegen das, was von ihm Besitz ergreifen wollte, verzweifelt an.

»Der Hypnoprojektor der Gebrüder Reniets!«, ächzte er.

Aber er gewann den Kampf! Er konnte sich zur Wehr setzen, war ausreichend resistent!

Purer Zufall oder deshalb, weil er im Bilde war?

Möglich: Wenn er nicht gewusst hätte, was geschah, wäre er genauso Opfer geworden wie wahrscheinlich der Rest der Bevölkerung.

Ja, jetzt war er sogar fest davon überzeugt: Nur wenn es ihn völlig unerwartet getroffen hätte, wäre diese Chance nicht mehr vorhanden gewesen...

Ein Blick durch die Verbindungstür. Alle im Sitzungssaal – den er nur verlassen hatte, um das Gespräch anzunehmen, bei dem ihn Romf Nerlat in Kenntnis gesetzt hatte – saßen wie Marionetten da.

Und dann standen sie auf.

Panikerfüllt wollte Ming-Bir die Flucht ergreifen, weil er annehmen musste, sie hätten es auf ihn abgesehen.

Geschlossen wandten sie sich jedoch dem gegenüberliegenden Ausgang zu.

Der Präsident beruhigte sich wieder und trat vorsichtig an die große Fensterfront heran. Überall starteten Gleiter. Die halbe Stadt – oder die ganze? – schien sich auf den Weg zu machen. Ein erstaunliches Phänomen.

Was sollte das?

Klar, die Beeinflussung durch diese Art von Hypnoprojektor bewirkte das. Doch was war der Grund für einen solchen stummen Befehl? Was bezweckten die Reniets-Brüder damit letztlich?

Staunend und bestürzt zugleich beobachtete er weiter: Die gestarteten Luftfahrzeuge formierten sich über dem Häusermeer. Das dauerte eine kleine Weile. Und dann: Sie setzten sich in einem gigantischen Pulk in Marsch, einem Ziel entgegen, das irgendwo im Nordwesten über dem Dschungelgebiet lag.

Jetzt zweifelte der Präsident nicht mehr daran, dass es sich um die ganze Stadt handelte. War er der Einzige, der sich noch hier befand, weil er sich gegen den Befehl rechtzeitig und erfolgreich hatte wehren können? Wollten die Renietsbrüder die Stadt evakuieren? Und wieso? Diese Frage blieb nach wie vor.

Aber lag nach den Erklärungen Nerlats in dieser Richtung nicht das Weltentor?

Ming-Birs Puls raste.

Was hatten die Aggressoren vor? Evakuierung durch das Weltentor in jenes Paralleluniversum?

Eine eiskalte Faust schien nach seinem Hals zu greifen, um ihn zu würgen. Er glaubte trotz der Warnungen Nerlats nicht daran, dass man mit einem Hypnoprojektor allein einen ganzen Planeten dirigieren konnte. Zumindest nicht auf Dauer. Vielleicht riefen die beiden also auch nur zu einer Art Befehlsausgabe auf?

Derf Ming-Bir wandte sich ab. Was auch immer mit der Bevölkerung geschehen sollte: Er konnte vorläufig nichts dagegen tun – und durfte keine Zeit mehr verlieren.

Die Möglichkeit, dass es noch mehr Prupper wie ihn gab, die gegen die stummen Befehle weitgehend immun waren – ob vorab informiert oder nicht –, war nicht ganz auszuschließen. Immerhin war er selbst das lebende Beispiel dafür. Und das musste er nutzen. Bald würden die Gebrüder Reniets nämlich merken, dass ihr Hypnostrahler gewisse Einschränkungen hatte, und vielleicht die Energie erhöhen oder so etwas. Er wusste ja nicht einmal, wie das Ding überhaupt funktionieren konnte. Also blieben ihm nur Spekulationen.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 16.05.2014
ISBN: 978-3-7368-1211-6

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