Cover

STAR GATE – das Original - 038

  

Die Blockade

W. Berner: »Die vier entscheidenden Tage im Oktober!«

 

Der Einstiegsband des Autors in die Serie: Der Bund von Dhuul-Kyphora beherrscht die Galaxis, wobei die Dhuuls schon seit Jahrtausenden offenbar keinerlei Rolle mehr dabei spielen. Alle Macht befindet sich somit in den Händen der Kyphorer, die diese Macht mit aller Härte und Grausamkeit durchsetzen. Nicht nur mit hochgezüchteten und absolut linientreuen Eliteeinheiten, die wie „die Killer des Universums“ anmuten, wie wir inzwischen wissen. Auch nur annähernd Gefährliches und dabei wenig Nützliches wird ausgemerzt, Widerstand sofort im Keim erstickt und Unwichtiges, das nicht gefährlich und auch in keiner Weise nützlich erscheint, einfach ausgegrenzt, wie wir „im Großen“ anhand der sogenannten Verlorenen Welten wie Canos, Vetusta und Phönix gesehen haben. Aber zum Beispiel auch „im Kleinen“, als sie die Erde überfallen...

Wir schreiben den 1. Oktober 2063

...und die Ereignisse nehmen ihren Lauf...

 

DIE HAUPTPERSONEN

Josh Bronner – Der Leiter von CERES CENTER steht vor ganz besonderen Herausforderungen im Zeichen der Zeit

Reuben Gruenefeld – Der Chef der DOCKLAND Raumstation im Mondorbit hat beunruhigende Nachrichten für die Menschen im Asteroidengürtel, noch bevor die Situation im Sonnensystem endgültig eskaliert

Brooke Hefner, Adriano Pisano – wie werden sie mit der Situation fertig?

 

 

 

Impressum

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2012 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius * Logo: Gerhard Börnsen



1


»Ding-Dong!«

»Ding-Dong!«

Melodisch hallte der Doppelton durch die Kabine von Josh Bronner, seines Zeichens Sicherheits- und Stationschef im CERES CENTER von ASTEROID INCORPORATED, auf dem Kleinplaneten Ceres, mitten im Asteroidengürtel des Sonnensystems. Der 1,80 Meter große, etwas gedrungen wirkende, aber absolut durchtrainierte Körper des 32-jährigen Mannes wälzte sich unruhig hin und her.

»Ding-Dong!«

»Ding-Dong!«

»Ja, ist ja schon gut«, kam es dumpf und brummelig aus dem zerknautschten Kopfkissen hervorgemurmelt. Und dann, etwas deutlicher: »Alarm aus!«

Einen Moment verharrte der Mann noch in seiner Position, dann stemmte er sich mit einem Seufzen hoch, drehte sich auf die Seite und schwang beide Beine über den Rand seines Bettes. Der nackte Oberkörper schwankte noch ein wenig hin und her, und während sich Bronner mit einer Hand abstützte, griff er sich mit der anderen an den Kopf, und aus seiner Kehle kam ein langgezogenes Stöhnen.

»Oh, verdammt, mir platzt gleich der Schädel!«, stieß der bullig wirkende Sicherheitschef von ASTEROID INCORPORATED aus. »Und ich habe einen Geschmack im Mund, als ob ich die Kläranlage der Station ausgesoffen hätte. Verdammter Fusel, verdammte MacArrany!«

Mit letzterer Bemerkung hatte er Heather MacArrany gemeint, Kommandantin der Beta-Sektion von CERES CENTER. MacArrany war eine 40-jährige Schottin, 1,73 Meter groß, von knochig wirkender Statur, herben Gesichtszüge, mit kupferrotem Haar, dunkelgrünen Augen und einem Gesicht voller Sommersprossen. Sie experimentierte schon seit Monaten damit herum, aus dem Ceres-Wasser und dem in hydroponischen Gärten angepflanzten Getreide echten »Asteroiden-Whisky« herzustellen. Böse Zungen behaupteten allerdings, dass das von ihr produzierte Zeug besser »Asteroiden-Killer« getauft werden sollte. Bronner neigte im Moment eher zur »Killer«-Variante.

»Licht!«, befahl er dem akustischen Servo mit halblauter Stimme.

Sofort fuhr die Beleuchtung in die Höhe, woraufhin der Sicherheitschef schmerzhaft sein Gesicht verzog und die Augen zu schmalen Schlitzen zusammenkniff.

»Ich habe Licht verlangt und keine Miniatursonne!«, brummelte er missgelaunt vor sich hin.

»Befehl konnte nicht erfasst werden«, gab die seelenlose Automatenstimme des Kabinenservos zur Antwort.

»Blöder Blechkasten! Fahr das Licht um 40 Prozent runter.«

Diesmal schien der Servo das Kommando verstanden zu haben, denn der Helligkeitslevel sank ab und Bronner wagte es, seine Augen wieder zu öffnen.

»Geht doch. Warum nicht gleich so«, murmelte er, immer noch schlecht gelaunt.

Anschließend versuchte er, auf die Beine zu kommen. Erst im zweiten Anlauf gelang es Bronner, sich zu einer halbwegs aufrechten Position hochzuarbeiten. Im gleichen Moment begann das Zimmer um ihn herum mit einer wilden Karussellfahrt, so dass der Sicherheitschef trotz seiner stämmigen Beine Schwierigkeiten hatte, das Gleichgewicht zu halten.

»Verdammt, MacArrany!«, fluchte Bronner laut. »Für deinen Fusel bräuchtest du einen Waffenschein. Was in aller Welt hat dieses Weib da alles rein gemixt?«

Langsam beruhigte sich das Zimmer wieder; die Karussellfahrt wurde langsamer und Bronner tappte mit kurzen, unsicheren Schritten in Richtung seiner Hygienezelle. Dort schleppte er sich mitsamt seinen Shorts, die er zum Schlafen getragen hatte, in die Duschkabine und stellte das kalte Wasser an. Als die aus dem Duschkopf hervorschießenden Stahlen seinen Körper berührten, traf es ihn wie ein Schock, und er schnappte erst einmal nach Luft. Tausend winzig kleine Nadeln schienen über seine Haut zu tanzen. Doch die kühle Frische des Wassers belebte ihn. Der Nebel in seinem Hirn lichtete sich langsam. Bronner kam wieder richtig zu sich.

Mindestens zehn Minuten stand er so da und ließ das frische Nass seine wohltuende Wirkung entfalten. Über den Wasserverbrauch musste er sich dabei keine Gedanken machen. Ceres war einer der wasserreichsten Himmelskörper im Sonnensystem. Mit ein Grund, warum ASTEROID INCORPORATED diesen Kleinplaneten als seinen Hauptstützpunkt ausgesucht hatte. Man schätzte die Süßwassermenge der Ceres auf das etwa Fünffache der auf der Erde zur Verfügung stehenden Süßwasservorräte. Von hier aus wurden fast alle der im Asteroidengürtel operierenden Konzerne mit Brauch- und Trinkwasser versorgt. Es war ein äußerst lukratives Geschäft. Man zog Ceres-Wasser sogar auf Flaschen und verkaufte es als sündhaft teure Spezialität auf der Erde.

Endlich stellte Bronner die Brause ab, zog seine völlig durchnässten Shorts aus, griff nach einem großen Handtuch und rubbelte sich gründlich trocken. Dann ging er zum Waschbecken hinüber und musterte sein Abbild in den Türen seines Spiegelschrankes.

»Du siehst wirklich beschissen aus, Junge!«, sagte er zu sich selbst. »Merk dir für die Zukunft: Finger weg von MacArranys Höllengebräu!«

Dann erledigte er den Rest seiner Morgentoilette. Rasiert und eingecremt sah er bald darauf wieder einigermaßen annehmbar aus.

Anschließend stieg er in einen frischen schwarzen Overall, auf dessen linker Brustseite das leuchtend rote Symbol der Firma prangte: Ein nach unten offenes Dreieck, darin ein kleineres, auf der Spitze stehendes komplettes Dreieck. Zuletzt schlüpfte er in die halbhohen, schwarzen Stiefel aus Spezialleder. Kurz bevor er seine Kabine verließ, schnallte er noch das Halfter seines Schockers um und steckte seine Kodekarten ein.

»Und wieder beginnt ein glorreicher Arbeitstag hier draußen, am Arsch der Welt!«, murmelte er halblaut vor sich hin. »Na ja, die sechs Monaten werde ich auch noch überstehen.«

In sechs Monaten lief sein Vertrag aus, und er würde endlich wieder auf die Erde zurückkehren können. Allerdings hatte er auch die Option, seinen Kontrakt zu verlängern. Josh Bronner war hin- und hergerissen. Einerseits verdiente er sich hier draußen im Asteroidengürtel dumm und dämlich, andererseits vermisste er die Erde, seine Wohnung in der Rue Becquerel, im 8. Arrondissement, dem Montmartre-Viertel von Paris. Nicht zu vergessen die frischen Baguettes, welche nirgendwo so gut und so knusprig waren wie dort. Die Spaziergänge an der Seine. Im Café auf der Straße zu sitzen und die Leute vorbeigehen zu sehen, den Eifelturm, den Louvre ... Aber vor allem vermisste er seine kleine Schwester Madeleine, die immer noch in Paris lebte. Seit seine Eltern vor acht Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren, war sie seine einzige noch lebende Verwandte. Und doch hatte es ihn damals nicht mehr auf der Erde gehalten. Darum war das Angebot, den Posten des Sicherheits- und Stationschefs in der ASTEROID-INCORPORATED-Basis auf dem Kleinplaneten Ceres im Asteroidenring zu übernehmen, für ihn gerade richtig gekommen. Ehe er es sich recht überlegt hatte, stand seine Unterschrift auf dem Kontrakt, der ihn für acht lange Jahre an einen Punkt im All fesselte, der gut 1,8 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt war.

Verdammt weit weg von Paris. Verdammt weit weg von seiner kleinen Madeleine.

Und jetzt zählte er schon die Tage, die er noch hier draußen, zwischen Mars und Jupiter, verbringen musste. Hatte er diese sechs Monate Restzeit endlich hinter sich gebracht, würde er sich um seine Zukunft keine Gedanken mehr machen müssen. Seine exorbitant gute Bezahlung würde es möglich machen, dass er danach nur noch dann arbeiten musste, wenn er gerade Lust danach verspürte. Insofern hatten sich diese acht Jahre mehr als gelohnt.

Josh Bronner strich sich noch einmal mit der Hand über seine sehr kurz geschnittenen, braunen Haare, dann öffnete er die Tür zu seinem Quartier und trat auf den Ringkorridor hinaus. Es gab deren vier in CERES CENTER, und dieser hier, alle paar Meter mit einer blauen »4« auf der Korridorwand gekennzeichnet, war der äußerste. Man hatte die Mannschaftsquartiere aus Sicherheitsgründen in den subplanetaren Geschossen der Station untergebracht. Die Abwehr war zwar sehr gut, aber im Gewimmel des Asteroidenringes konnte nicht ausgeschlossen werden, dass eines der Objekte oder Trümmerteile den Sperrgürtel durchdrang und auf der Oberfläche der Ceres einschlug. Bronners Unterkunft befand sich auf SUB 4 – Bereich SSW.


2


CERES STATION war im Grunde genommen ein quadratischer Bau mit einer Kantenlänge von etwa 95 Metern. Jeweils der Mittelpunkt einer Seite wies einen leichten Knick nach innen auf, was der Station das Aussehen etwa einer Windrose verlieh. Dementsprechend hatte man die Bereiche eingeteilt und die Zentralkorridore nach den Himmelsrichtungen benannt. Auf den Korridor SUB 4-SÜD steuerte Bronner jetzt gerade zu. Wo die Ringverbindungen auf die Zentralachsen trafen, befanden sich die Lifte, von denen sich der Sicherheitschef nun auf die Ebene 1, das »Erdgeschoss« über der Oberfläche, tragen ließ. Dort angekommen, wandte er sich nach Norden, dem Zentralbereich zu, wo sich der Kuppelbau der Leitzentrale befand. Dieser konnte vom Ringkorridor aus durch mehrere Zugänge betreten werden. Noch herrschte auf dieser Ebene nicht viel Betrieb. Es war kurz vor 7:00 Uhr Ceres-Zeit, und die meisten Abteilungen hatten ihren Tagdienst noch nicht

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.02.2014
ISBN: 978-3-7309-8721-6

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /