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GAARSON-GATE 001

GAARSON-GATE ist die Schwesterserie von STAR GATE – das Original!

 

Erno Fischer

Count-down

Schöne neue Welt: Die Katastrophe beginnt!

 

Impressum:

Alleinige Urheberrechte an der Serie: Wilfried A. Hary

 

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

  

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Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Gerhard Börnsen

Logo: Gerhard Börnsen

 

 

Im Jahr 2052 erschließt Tipor Gaarson der Menschheit eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Man nennt sie nach ihm: den »Gaarson-Effekt«. Aber es gibt auch Warner, die vor ungeahnten Folgen der hemmungslosen Anwendung des Gaarson-Effektes warnen. Sie sind überzeugt davon, dass der Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen das energetische Gleichgewicht des Universums stört!

   Niemand will auf sie hören - angesichts der fantastischen Möglichkeiten - einschließlich der Erfüllung des Traumes von der interstellaren Raumfahrt. Die Warner werden sogar als gefährliche Kriminelle eingestuft und verfolgt.

   Vierhundert Jahre später erst erfüllen sich ihre düstersten Voraussagen: Ein Raumschiff kehrt zurück und ist der berüchtigte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Das Chaos beginnt. Ahnte das Genie Tipor Gaarson wirklich nicht, was »sein« Gaarson-Effekt auf lange Sicht gesehen anrichtet? Gibt es gar Vorkehrungen, die den Kampf zum Überleben lohnend machen? Das fragt sich auch sein direkter Nachfahr, der nur Namen und Ähnlichkeit mit dem Tipor Gaarson der Vergangenheit gemeinsam hat...

 

*

 

   Tipor Gaarson streichelte stirnrunzelnd ein welkes Blatt seines Ghreekho. Es löste sich vom Stängel und fiel zu Boden. Das Geräusch des Aufpralls war leise und doch ließ es Tipor Gaarson zusammenzucken.

   Er hob den Kopf. Das Ghreekho beherrschte seine Wohnung. Es war überall. Es kroch aus Wandschlitzen, über die Wände, über den Boden, klebte an der Decke und war teilweise sogar in seinem Bett.

   Und jetzt sah es so aus, als wollte es... sterben!

   Das Ghreekho war sein Hausfreund, sein Talisman, sein Lebenspartner, sein... Tipor Gaarson schüttelte den Kopf. Als es ihm zum ersten Mal aufgefallen war, hatte es ihn lediglich irritiert. Man wusste schließlich, wie robust die Ghreekhoj waren, seit man sie irgendwo in den Tiefen des Weltraums entdeckt und auf der Erde kultiviert hatte. Seit über dreihundert Jahren passten sich die Ghreekhoj perfekt an die irdischen Bedingungen an - zumindest innerhalb wohnlicher Wände, in unmittelbarer Wohngemeinschaft mit Menschen. Denn allein schienen die Ghreekhoj auf der Erde nicht überlebensfähig zu sein.

   »Bist du allein, fehlen Dir die menschlichen Gedanken und du wirst einsam. Du stirbst.« Tipor Gaarson sagte es und begann halblaut zu fluchen. »Verdammt, aber du bist überhaupt nicht allein. Teile ich nicht sogar mein Bett mit dir? Was willst du mehr? Mehr Konversation? Mehr Streicheleinheiten?«

   Jetzt lachte er heiser. Es war eine altbekannte Tatsache, dass ein Ghreekho mit seinem Besitzer starb. Zumindest kurz nach ihm. Und wenn ein Ghreekho einer ganzen Familie gehörte, starb es mit der Familie. Es dauerte zu lange, bis ein ausgewachsenes Ghreekho sich an einen neuen Besitzer gewöhnte.

   Tipor Gaarson winkte ab. Eine lässig anmutende Geste, wie um sich Mut zu machen. »So ein Quatsch. Es genügt dir doch, dass es mich gibt. Auch wenn ich Wochen von dir getrennt bin, spürst du selbst über große Entfernungen hinweg meine Gedanken. Sie nähren dich. Sie müssen sich nicht speziell mit dir beschäftigen. Sie genügen als eine Art Erkennungsmuster. Das lernt schon jedes Kind in der Schule. Schließlich bist du kein intelligentes Wesen, auch wenn du in der Lage bist, ein Haus zu hüten und bis zu einem gewissen Grad sogar gegen Eindringlinge zu verteidigen.«

   Diese Aussage war übertrieben, aber fast jeder Mensch im fünfundzwanzigsten Jahrhundert schien diese Auffassung zu teilen. Man schien dabei zu vergessen, dass die Ghreekhoj eine Symbiose eingingen mit Biocards und diese waren es letztlich, die eine Wohnung schützten, hüteten, pflegten und versorgten.

   Tipor Gaarson erging es wie den meisten seiner Zeitgenossen: Er wusste eigentlich sehr wenig über diese Zusammenhänge. Man lernte es irgendwann in frühen Kindheitstagen und ersetzte dieses Wissen danach allmählich mit Alltagsklischees. Und bei denen spielten Biocards keine große Rolle mehr, wenigstens nicht unabhängig von den Ghreekhoj, mit denen sie zumindest in der Vorstellungswelt der Menschen sozusagen zu einer untrennbaren Einheit verschmolzen. Einzig hochspezialisierte Leute wie zum Beispiel Card-Kreative (wie sich die Programmierer heute nannten) oder zumindest Schiffsleute, die an Bord eines Raumschiffes auf Biocards auf Gedeih und Verderb angewiesen waren, machten sich über diese Tatsache noch Gedanken.

   Die Biocards waren die »intelligente Seite« der Ghreekhoj. Und die Ghreekhoj gingen mit den Menschen auch keine Arbeitssymbiose ein, sondern lediglich eine Gedankensymbiose - gewissermaßen. Obwohl der Mensch als Besitzer eines oder mehrerer Ghreekhoj eigentlich außer seinen Gedanken nichts zu dieser Gemeinschaft beitrug.

   »Was ist los mit dir?« fragte Tipor Gaarson. Es klang eine Spur verzweifelt. Wenn man bedachte, dass ein Ghreekho niemals vor seinem Besitzer starb, dann konnte es einen schon bis in die tiefste Seele erschüttern, wenn man plötzlich von welken Blättern umgeben war. »Wie sieht es mit deinen Funktionen aus?«

   Jetzt endlich reagierte das Ghreekho (obwohl in Wirklichkeit eigentlich nur die betreffende Biocard, aber für Tipor Gaarson machte das ja keinen Unterschied): »Funktionen sind prima, mein Freund, oder hast du was auszusetzen?«

   Tipor Gaarson lächelte flüchtig. Es war seine Idee gewesen, das Sprachprogramm mit lässigen Formulierungen füttern zu lassen. Das machte ihm alles freundlicher, denn er konnte mit seiner Wohnung und seinem Ghreekho nach Herzenslust über alles und jeden herziehen, wenn ihm danach war. Für Tipor Gaarson ein Idealrezept gegen Frust und Langeweile.

   Aber das Lächeln verschwand angesichts der welken Blätter.

   Das eine, das zu seinen Füßen auf den Boden gefallen war, wurde von einer beweglichen Luftwurzel aus dem Verkehr gezogen und verschwand im noch relativ satten Grün in der Ecke. Tipor Gaarsons Wissen reichte nicht aus, um sich vorzustellen, was mit dem abgestorbenen Blatt dort geschah.

   Dasselbe wie mit jeglichem anderem Schmutz, den das Ghreekho für mich beiseite räumt - so ich es wünsche! dachte er zerknirscht. Und dann schaute er wieder in die andere Richtung, dorthin, wo es auffällig viele welke Blätter gab, die sich anscheinend nur noch mit Mühe an ihren Stängeln hielten.

   »Ich verlange eine Erklärung!« schrie er plötzlich und erschrak vor seiner eigenen viel zu lauten und viel zu schrillen Stimme. Er ballte die Hände zu Fäusten.

   »Ich verstehe nicht ganz, alter Freund...« sagte die Biocard - und Tipor Gaarson hielt sie für das Ghreekho persönlich.

   »Ja, ich meine dich, speziell dich: Du stirbst!«

   »Nein, das müsste ich schließlich wissen.«

   »Aber siehst du es denn nicht selber? Deine Blätter sterben ab!«

   Scheinbar unauslöschlich war es da, das zeitgenössische Vorurteil, das alle Biotechnik mit den Ghreekhoj in einen Topf warf. Und im Grunde genommen war es ja auch nicht das Ghreekho gewesen, das dieses welke Blatt »aus eigenem Antrieb« vom Boden entfernt hatte, sondern es war unter Steuerung einer anderen Biocard geschehen. Diese hatte auch dafür gesorgt, dass das Blatt durch eine kleine Klappe in den zentralen Müllschlucker der Wohnung und von dort in den Müllverwertungskreislauf gelangte.

   »Ich finde, du bist heute ein wenig hysterisch. Ärger gehabt? Mit wem? Wieder mit deinem Chef? Es wird Zeit, dass du ihm deine Meinung sagst. Wenn du schon neuerdings sogar sechs Stunden die Woche in die Maloche musst, dann solltest du dir nicht soviel gefallen lassen. Vorher die fünf Stunden waren ja schon schlimm genug gewesen, aber diese Überstunde... Wie hat man das noch begründet? Mit erhöhtem Arbeitsanfall? So etwas Fadenscheiniges. Dabei ist man absichtlich die Antwort auf deine Frage schuldig geblieben: Erhöhter Arbeitsanfall - welcher Art und wodurch?«

   Tipor Gaarson begann zu zittern. Ihm brach der kalte Schweiß aus. Er griff sich an die Stirn.

   Das war es! Ja, das war die Antwort!

   Erhöhter Arbeitsanfall?

   Er arbeitete bei der Regionalregierung in der Verwaltung. Und die Verwaltung hat immer mehr zu tun, wenn es auf Krisenzeiten zusteuert!

   Krisenzeiten?

   Das kannte man schon nicht mehr seit dem 21. Jahrhundert, seit der Bewältigung aller Energieprobleme.

   Seit der berühmte Vorfahre von Tipor Gaarson den nach ihm benannten Gaarson-Effekt entdeckte.

   Und Tipor Gaarson kam nicht umhin, den Gedanken an Krise mit seinem offensichtlich sterbenden Ghreekho in Verbindung zu bringen...

   Er hatte auf einmal Angst und diese Angst schnürte ihm die Kehle zu.

   Als wäre er selbst der Todeskandidat und nicht sein Ghreekho!

 

*

 

   Etwa zur selben Zeit, dreißigtausend Kilometer über der Erde: Die Sirius-McCoy stand kurz vor der »Anlandung«.

   »He, schickt uns schon mal den Fahrstuhl!« rief Captain Millory gutgelaunt.

   Dan Holder, sein Gesprächspartner im Tower-Satelliten, war ein persönlicher Bekannter von ihm. Er antwortete nicht weniger gutgelaunt: »Ist schon unterwegs, John - und das Bier steht kalt. Fehlt nur noch die Frage: Was feiern wir eigentlich?«

   »Es wäre das erste Mal, dass mir kein Grund für ein kühles Bier einfallen würde!« warnte ihn John Millory.

   »Dann mal los, ich bin gespannt!«

   John Millory kam zu keiner Antwort mehr. Ein deutlicher Ruck ging durch sein Raumschiff.

   Dan Holder im Tower-Satelliten hatte es scheinbar auch bemerkt. Vielleicht zeigten seine Instrumente etwas? Er rief aus: »He, achte erst einmal auf die Steuerung, dass du mir heil anlegst.«

   Das war natürlich mehr ein Scherz, denn John Millory brauchte auf keine Steuerung zu achten. Wenigstens nicht persönlich. Diese Arbeit wurde vollautomatisch vom Bio-Gehirn seines Schiffes erledigt. Die Besatzung hatte nur eine überwachende Funktion. Sie nahm das ernst, obwohl es schon seit mindestens hundert Jahren nicht mehr passiert war, dass ein Bio-Gehirn Fehlfunktionen zeigte. Die Biotechnik war längst zur absoluten Perfektion gereift. Aber welcher Mensch würde schon freiwillig zugeben wollen, dass er eigentlich überflüssig war, auch wenn man ihn noch so gut ausgebildet und spezialisiert hatte?

   »Was ist los?« rief John Millory.

   Das Bio-Gehirn antwortete akustisch, während die Instrumente vor John Millory keinerlei Abweichungen zeigten: »Unerklärbar, Sir!«

   »Wie bitte?« In seiner langjährigen Praxis hatte er eine solche Antwort noch niemals vom Bio-Gehirn bekommen.

   Nun wäre es eigentlich an der Zeit gewesen, dass John Millory seine Erfahrungen erwähnte, aufzählte, auf wie vielen Planeten er schon gewesen war, welchen Berühmtheiten er begegnet war und auch noch andere für ihn herausragende Dinge seines erfüllten Lebens - um deutlich zu machen, dass es unmöglich an ihm liegen konnte, wenn er etwas nicht sofort verstand... So erwartete es jedenfalls die übrige Besatzung in der Zentrale gewohnheitsgemäß. Aber diesmal ersparte es ihnen der Captain, denn erneut ging ein deutlicher Ruck durch das Raumschiff. Gleichzeitig erlosch das Licht. Nur das erschrockene Gesicht von Dan Holder leuchtete noch vom Nebenbildschirm.

   Auch der Hauptschirm, der mit leichter Verkleinerung einen Ausschnitt des gigantisch anmutenden Tower-Satelliten gezeigt hatte, war erloschen.

   Der Nebenschirm mit Dan Holder flackerte.

   »Nein!« schrie John Millory, einem gestandenen Captain der Flotte eigentlich unwürdig. Aber auch die anderen Besatzungsmitglieder schrieen jetzt durcheinander. Es fiel ihnen daher nicht auf, dass ihr Captain genauso wie sie dabei war, die Nerven zu verlieren.

   Aber John Millory wäre nicht der Captain gewesen, hätte er nicht als erster die Beherrschung wiedererlangt.

   Auf einmal wirkte er ganz ruhig. Es war ihm kalt, dass ihn fröstelte.

   Er bellte ein paar Namen und übertönte damit das entstehende Chaos in der Zentrale.

   Die Angesprochenen meldeten sich prompt.

   »Manuelle Steuerung!« befahl ihnen ihr Captain.

   Sie wussten, was zu tun war: Sie brachen den Anlegevorgang ab. Das hieß, ihr Schiff baute ein selbständiges Kraftfeld auf, das den Traktorstrahl des Tower-Satelliten unwirksam machte und die Driftbewegung ruckfrei stoppte.

   John Millory konnte eigentlich stolz auf seine Leute sein. Zum ersten Mal durften sie tätig werden - in einem echten Ernstfall und nicht in einer Simulation. Zum ersten Mal, seit sie Schiffsleute waren. Und sie taten es mit Bravour, als hätten sie nie anders gehandelt als in völliger Dunkelheit, denn auch der Nebenschirm war jetzt endgültig erloschen.

   Nur die akustische Verbindung mit Dan Holder stand noch.

   »Was ist los mit euch?« hörten sie ihn rufen.

   Das Bio-Gehirn antwortete ihm: »Unerklärlich, Sir!«

   John Millory dachte: Jetzt kann es nicht mal mehr unterscheiden zwischen der Stimme von Dan Holder und meiner.

   Denn das Bio-Gehirn hätte auf die Frage von Dan Holder gar nicht antworten dürfen - normalerweise.

   Aber an Bord der Sirius-McCoy schien überhaupt nichts mehr normal zu sein: Auch der größte Teil der Instrumente hatte seinen Geist aufgegeben. Die Entfernungsanzeige zum Tower-Satelliten gehörte zu den wenigen, die anscheinend einwandfrei funktionierten. Und noch eine Anzeige, die jetzt die Aufmerksamkeit von John Millory erregte: Der Energiepotentiometer!

   Es war eine Anzeige, die normalerweise kaum beachtet wurde - im Zeitalter des schieren Energieüberflusses. Weil sich schon seit vierhundert Jahren kein Mensch mehr vorstellen konnte, dass es darin jemals einen Mangel geben könnte: in Energie!

   Und

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 05.01.2014
ISBN: 978-3-7309-7376-9

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Der Autor Erno Fischer wurde bekannt als Autor der Bastei-Serie DIE TERRANAUTEN: "Schöne neue Welt - die Katastrophe beginnt!"

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