Star Gate – Das Original - Nummer 10
Achtung: Der Name der Serie „STAR GATE – das Original“ ist gesetzlich geschützt!
Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie
STAR GATE - das Original:
Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary,
Frank Rehfeld
Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de
ISSN 1860-1855
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Coverhintergrund: Anistasius
Titelbild: Anistasius
Logo: Gerhard Börnsen
Titel:
Botschafter von den Sternen
von Frank Rehfeld
Der Fremde erscheint – seine Macht wirkt unbegrenzt
Am 15. Juli des Jahres 2063 misslingt das Großexperiment STAR GATE, die Erfindung des Transmitters, in der Form, dass ein siebenköpfiges Team nicht - wie vorgesehen - auf dem Mond, sondern auf einem fremden Planeten herauskommt. Durch Zufall sind die Menschen in ein bestehendes Transmitter-Netz eingedrungen. Doch wer sind dessen Erbauer? Nach vielen Abenteuern soll das Team von diesem Planeten, den man ›Phönix‹ getauft hat, zur Erde zurückkehren und Bericht erstatten. Doch auch dieses Mal geht etwas schief. Sie materialisieren auf einer Dschungelwelt. Der Computer des dortigen ›STAR GATES‹ strahlt die sieben Menschen zu einem Planeten ab, auf dem über ihr Schicksal entschieden werden soll. Sie erreichen die Ödwelt ›Shan‹. Die Roboter der dortigen STAR GATE-Station zeigen dem Team mittels so genannter ›Illuhauben‹ die Vergangenheit ›Shans‹. So erfahren sie, wie schrecklich die Strafe der Transmitter-Erbauer ist, wenn man gegen ihr Gebot verstößt. Sie müssen die Erde warnen...
Mit Hilfe von Tritar, einem Bewohner ›Shans‹, gelingt es ihnen, nach ›Phönix‹ zurückzukehren. Eine Woche ist seither vergangen, doch die Verbindung zur Erde ist gestört. Es gibt keine Möglichkeit, sie zu warnen...
Da taucht der für tot gehaltene Wissenschaftler William Nolan unter seltsamen Umständen wieder auf. Was er zu berichten hat, ist einfach... fantastisch!
DIE HAUPTPERSONEN
William Nolan: Der Wissenschaftler hat eine unglaubliche ›Reise‹ hinter sich.
Ken Randall, Tanya Genada und Pieto: Die drei Freunde machen einen ›Ausflug‹.
Resnar: Ein Magier.
Mon-Tar: Ein Kyphorer.
Barok: Der Fürst von Xarith.
Bonus:
Vorschau (in der Printversion ab Seite 62)
Infoseite ›Hallo Freunde‹ (in der Printversion ab Seite 62)
Portrait: GAARSON-GATE (in der Printversion ab Seite 63)
*
Vergangenheit - Phönix
Der Sonnenuntergang schien den Himmel mit Feuer zu übergießen. Blutrot sank der Feuerball hinter den Horizont und das flammende Rot verlieh dem Gesicht des Fremden ein noch geheimnisvolleres Aussehen.
Fast eine Minute lang vermochte William Nolan nichts anderes zu tun, als den Mann anzustarren, der so überraschend und scheinbar aus dem Nichts heraus hinter ihm erschienen war.
Der Fremde überragte ihn um fast einen Kopf. Er war humanoid, aber dennoch handelte es sich weder um einen Menschen, noch um einen Bewohner des Planeten Phönix. Die Wangen in seinem scharf geschnittenen Gesicht waren eingefallen und verliehen ihm einen asketischen Zug. Seine Haut war bleich wie die eines Toten und stand in Kontrast zu seinem schwarzen Haar. Es war auf eine Länge von kaum einem Zentimeter geschoren und reichte wie die Spitze eines Pfeiles weit in die Stirn, fast bis zur Nasenwurzel.
Gekleidet war der Fremde in einen hautengen, schwarzen Dress, unter dem sich ein muskulöser Körper abzeichnete. Über dem Dress trug er einen fast bis zum Boden reichenden silbernen Umhang, der um die Schultern von einer ebenfalls silbernen, mit seltsamen Symbolen verzierten Spange gehalten wurde. Als ein Windstoß das Cape aufblähte, konnte William Nolan erkennen, dass es von innen violett war.
Das Faszinierendste an dem Unbekannten aber waren die schmalen, mandelförmigen Augen. Sie waren leicht schräg gestellt. Die Iris funkelte golden und die Pupillen waren wie lichtschluckende Schächte, die unmittelbar in die Unendlichkeit zu reichen schienen. Die Weisheit von Jahrtausenden spiegelte sich darin wider, aber das musste eine Einbildung sein, denn obwohl es schwer fiel, das Alter des Mannes zu schätzen, glaubte Nolan nicht, dass es mehr als 25 oder 30 Jahre betrug. Verwirrt wandte er den Blick ab.
»Wer... wer seid Ihr?«, fragte er, instinktiv die ehrenvolle Anrede wählend, die am feudalistischen Fürstenhof von Xarith benutzt wurde.
Ein spöttisches Lächeln umspielte das Gesicht des Fremden. »Man nennt mich Xybrass«, entgegnete er mit dunkler, wohlklingender Stimme. Zur Überraschung des Wissenschaftlers sprach der Mann englisch, ohne einen Translator zu benutzen. Zumindest drang die Stimme aus seinem Mund.
William Nolan blickte hinüber zu den Flugscheiben der Beherrscher des Transmitter-Netzes, die vor den Festungsmauern aufmarschiert waren. »Wenn das Kyphorer wären, gäbe es diese Festung bereits nicht mehr!«, klangen noch einmal die ersten Worte des Unbekannten in ihm wider.
»Ihr gehört zu diesen Wesen?«, fragte er, obwohl er die Antwort kannte. Auch wenn der Fremde den Angreifern, die Nolan bislang für Kyphorer gehalten hatte, ähnlich sah, umgab ihn doch etwas wie eine unsichtbare, nur gefühlsmäßig wahrnehmbare Aura, die ihn von ihnen unterschied.
Zur Bestätigung schüttelte Xybrass den Kopf. »Wie ich schon sagte, es sind keine Kyphorer, sondern Craahls, eine einfache Hilfsrasse. Aber ich habe nichts mit ihnen zu tun. - Im Gegenteil«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
»Bei allen Göttern, von was sprecht Ihr eigentlich?«, mischte sich Resnar, der neben Nolan stand, ein. Der so unscheinbar wirkende alte Mann in dem schreiend bunten Gewand war der mächtigste Magier von Xarith.
Xybrass musterte ihn kurz. Sein Blick war wie der eines Erwachsenen, der ein aufdringliches, lästiges Kind anblickt. »Schlaf!«, befahl er wie beiläufig. Für einen Sekundenbruchteil verengten sich seine Augenlider zu schmalen Schlitzen.
Im gleichen Moment erstarrte Resnar. Es war, als wäre er mitten in der Bewegung eingefroren. In ungläubigem Staunen pendelte Nolans Blick zwischen Resnar und dem Fremden hin und her.
»Was war das?«, fragte er mit belegter Stimme. »Ist er... tot?«
»Tot? Nein, er wird aufwachen und sich an nichts mehr erinnern, sobald ich es ihm befehle. Er braucht unser Gespräch nicht mit anzuhören. Da wir nun allein sind, können wir die Förmlichkeiten beiseite lassen. Du stammst aus der Zukunft, nicht wahr?«
Obwohl es eine Feststellung und keine Frage war, nickte Nolan. Er begriff nicht, was mit ihm geschah.
»Es ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich, euch Menschen die Wahrheit zu sagen - die Wahrheit über das, was ihr Äthermorph nennt. Eines Tages werdet ihr erfahren, dass dieses Äthermorph eine Art... Eigenleben besitzt. Das Äthermorph oder der Hyperraum, wie manche es auch nennen, oder Nullraum... Wie auch immer: Es... denkt! Mehr sollst auch du noch nicht wissen, Nolan, obwohl dies schon mehr ist als alle anderen Menschen erfahren dürfen. Bei dir mache ich diese Ausnahme, weil du unmittelbar davon betroffen bist.«
»Betroffen... wovon?«
»Eure unseligen Experimente haben etwas bewirkt, was so nicht vorgesehen war. Du wärst normalerweise tot, ausgelöscht.«
»Normalerweise?«
»Nun gut, verlassen wir dieses Thema. Ich möchte es für dich verständlich anders ausdrücken - und so wirst du es auch später wiedergeben. Alles andere wäre bei weitem noch verfrüht. Also, merke dir diese Fassung, die du jetzt von mir hörst: Ich habe die Erschütterung des Zeitgefüges gespürt«, fuhr Xybrass fort. »Ohne meine Hilfe hättest du den Zeitsprung nicht überlebt, aber das ist jetzt nebensächlich. Wie nennt sich deine Rasse?«
»Menschen«, antwortete Nolan ohne zu zögern. Er befand sich wie in Trance. Die Worte des Fremden, die er zuerst zu ihm gesagt hatte, waren nach wie vor in seinem Gedächtnis, aber er wusste, dass er sie niemals wiedergeben konnte. Dabei ahnte er, dass dies eine Mitteilung gewesen war von wahrhaft unglaublicher Brisanz.
Der Fremde hatte das Wort Mensch doch schon benutzt. Wieso fragte er jetzt etwas, was er bereits wusste?
Nur, damit Nolan es dann so wiedergab und niemand etwas von dieser Wahrheit erfuhr?
Er schüttelte den Kopf, wie um einen Alpdruck los zu werden. Es misslang. Dann konzentrierte er sich auf die Antwort auf die Frage des Fremden. Es war ihm dabei völlig unmöglich, den Geheimnisvollen anzulügen, oder ihm auch nur eine Antwort zu verweigern.
»Menschen!«, wiederholte er ehrlich.
»Ihr seid unbefugt in das Star Gate-Netz eingedrungen. Berichte mir, wie es dazu kam, beziehungsweise dazu kommen wird.«
Auch diesmal kam Nolan nicht gegen den Willen von Xybrass an. Bereitwillig berichtete er, wie es dem Konzern Mechanics Inc., für den er als Nuklear-Physiker arbeitete, gelungen war, das erste Star Gate zu konstruieren und wie das Forschungsteam unter der Führung von Ken Randall nach Phönix verschlagen wurde. Wieso war er dabei ständig überzeugt davon, dass Xybrass dies alles längst wusste? Dieses Fragespiel war nicht mehr als nur eine Art Ritual, bestimmt für diejenigen, denen er eines Tages davon erzählen würde...
Er berichtete dennoch weiter von den Versuchen, die Technik des von den Kyphorern errichteten Transmitters zu ergründen und wie er durch einen Überschlagblitz von den ungeheuren Energien in die Vergangenheit geschleudert worden war. Wirklich von dem Überschlagblitz? War das nicht in Wahrheit... das Bewusstsein des Äthermorph gewesen, geweckt durch die im Experiment unbeabsichtigt erfolgte Raum-Zeit-Verzerrung? Es hatte dies getan, um seine Auslöschung zu verhindern und er war hundertprozentig sicher, dass er das niemals wieder vergessen, es aber später dennoch anders wiedergeben würde - ganz im Sinne von Xybrass.
Zum Schluss berichtete er noch, wie ein Erkundungstrupp der Fremden, die er für Kyphorer gehalten hatte, durch das Star Gate gekommen und von den Bulowas, den barbarischen Bewohnern von Phönix, angegriffen worden war. Er hatte den Bulowas geholfen und war mit ihnen zur Festung Xarith geflohen, in deren Mauern er sich größeren Schutz versprach.
Ohne ihn noch einmal zu unterbrechen, lauschte Xybrass seinen Worten. Sein Gesicht blieb dabei ausdruckslos, ihm war nicht anzusehen, was er dachte.
»Interessant«, kommentierte er schließlich und ließ dabei offen, was er wirklich meinte. Er beugte sich über die Zinnen und starrte eine Weile in Richtung der Craahls. In der nun immer rascher hereinbrechenden Dämmerung konnte William Nolan sie kaum noch erkennen, aber Xybrass schien die Dunkelheit nichts auszumachen.
»Eine Niederlage seiner Hilfstruppen auf einer so primitiven Welt wie Phönix wäre eine gewaltige Schmach für den Bund von Dhuul-Kyphora«, murmelte er versonnen. »Eine günstige Gelegenheit.« Seine Gestalt straffte sich. »Ich werde einige Vorbereitungen treffen, aber bald zurückkehren«, verkündete er. »Bis dahin müsst ihr euch aus eigener Kraft helfen.«
Kaum hatte er das letzte Wort gesprochen, war er verschwunden. Er ging nicht fort, sondern war einfach von einem Moment zum anderen nicht mehr da, so als hätte es ihn niemals gegeben.
Im gleichen Augenblick löste sich Resnar wieder aus seiner Erstarrung und auch William Nolan kam es vor, als würde er aus einem wirren Traum erwachen.
*
Gegenwart - Phönix
Erschöpft schwieg der Wissenschaftler. Er ließ sich in seinem Bett zurücksinken und schloss die Augen. Sein Atem ging keuchend und unregelmäßig.
»Schluss jetzt«, ordnete ein Arzt an und las die Instrumente ab, die Nolans Körperfunktion kontrollierten. »Sie müssen dem Patienten Ruhe gönnen, oder er würde nach allem, was er durchgemacht hat, hier im Bett sterben und damit wäre wohl niemandem gedient.«
»In Ordnung«, willigte Commander Jeff Haller widerstrebend ein und warf Nolan einen letzten bedauernden Blick zu. Er gab Tanya Genada und Ken Randall einen Wink und verließ die Krankenstation, um mit den beiden Survival-Spezialisten in sein Büro zurückzukehren.
»Auf diese Erklärung kann ich erst einmal einen Schluck vertragen«, sagte er und holte eine Flasche und drei Gläser aus einem Schrank. »Bester schottischer Whisky«, erklärte er, während er einschenkte. »Nicht dieses synthetische Zeug, das sie hier destillieren.«
Randall beobachtete ihn aufmerksam. Auch die scheinbare Unbekümmertheit des jungen, blondhaarigen Commanders konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie aufgeregt er war. Seine vor Nervosität zitternden Finger verrieten, wie es wirklich in ihm aussah.
Auch Tanya Genada war von dem unglaublichen Bericht des Wissenschaftlers sichtlich mitgenommen. Auch wenn er, dem Zwang durch Xybrass folgend, nur das erzählt hatte, was Xybrass erlaubte. Alles andere war sowieso wie eine Traumsequenz in seinem Gedächtnis - eine, die er bis heute nicht so recht begriffen hatte. Selbst wenn er vom angeblichen Bewusstsein des Äthermorph erzählt hätte: Niemand hätte ihm das geglaubt - ja, überhaupt glauben können!
Tanya machte einen abwesenden, in sich gekehrten Eindruck und kaute gedankenverloren auf einer Strähne ihres kupferfarbenen Haares herum.
»Wir müssen wohl oder übel glauben, was er uns erzählt hat«, ergriff sie das Wort. »Es gibt keinen Grund, warum er uns eine solche Geschichte erzählen sollte, wenn sie nicht wahr wäre.«
»Davon können wir ausgehen«, stimmte Haller zu. »Immerhin wissen wir jetzt auch aus seinem Munde, mit wem wir es zu tun haben. Der Bund von Dhuul-Kyphora.« Er dehnte die Worte und sprach sie mit überdeutlicher Betonung aus, was ihren dumpfen, unheimlichen Klang noch verstärkte. »Ein gigantisches Imperium, dessen Welten alle durch Star Gates miteinander verbunden sind. Die Kyphorer oder diese Craahls müssen in der Tat auch diejenigen gewesen sein, die Shan verwüstet haben.«
Mit einem unwilligen Stirnrunzeln quittierte Ken Randall die Nennung der Ödwelt, auf die es ihn, zusammen mit Tanya und fünf Wissenschaftlern, verschlagen hatte. Er erinnerte sich nur ungern daran zurück, führte ihm die Erinnerung doch jedes mal aufs Neue die Grausamkeit der Herren des Transmitter-Netzes - deren Name Kyphorer lautete, wie Nolan es nun bestätigt hatte - vor Augen.
Die Einwohner von Shan hatten gegen das Imperium rebelliert und waren dafür grausam bestraft worden.
Auch wenn die Menschheit nicht wie die Shaner überlichtschnelle Raumschiffe baute, hatte sie sich doch unbefugt in das Star Gate-Netz eingehängt. Sobald die Kyphorer davon erfuhren - und über kurz oder lang würden sie es bestimmt -, würden sie unweigerlich auf Phönix oder gar auf der Erde erscheinen und zwar sicherlich nicht zu einem reinen Höflichkeitsbesuch.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 27.12.2013
ISBN: 978-3-7309-7198-7
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