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Star Gate – Das Original - Nummer 5

 Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie

STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary,

Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

ISSN 1860-1855

 Diese Fassung:

© 2010 by HARY-PRODUCTION

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken

Telefon: 06332-481150

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eMail: wah@HaryPro.de

 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

 Coverhintergrund: Anistasius

Titelbild: Anistasius

Logo: Gerhard Börnsen

Titel:

  Wrack aus der Vergangenheit

von Wilfried A. Hary

 

Am 15. Juli des Jahres 2063 misslingt das Großexperiment Star Gate - die Erfindung des Transmitters - in der Form, dass ein siebenköpfiges Team nicht - wie vorgesehen - auf dem Mond, sondern auf einem fremden Planeten, den sie Phönix taufen, heraus kommt. Durch Zufall sind die Menschen in ein bestehendes Transmitter-System eingedrungen. Doch wer sind dessen Erbauer? Sicher nicht die Bewohner des Planeten, die Bulowas, die das Team gefangen nehmen und als ›Dämonen‹ opfern wollen. Ken Randall, der Survival-Spezialist, schafft es, zur Erde zurückzukehren. Eine vom Transmitterkonzern Mechanics Inc. eilig zusammengestellte Söldnertruppe geht mit Randall durch das Star Gate nach Phönix und befreit die Gefangenen. Auf Phönix beginnen die Wissenschaftler, das fremde Star Gate zu erforschen. Ken Randall und die sechs anderen des Teams werden zur Berichterstattung zur Erde beordert. Sie gehen erneut durch das Star Gate...

DIE HAUPTPERSONEN

Ken Randall, Tanya Genada, Dr. Janni van Velt, Dr. Dimitrij Wassilow, Dr. Yörg Maister, Mario Servantes und Juan de Costa: Das Team landet auf ›Vetusta‹

Majorki und Paggern: Eine Rasse, aber mit zwei verschiedenen Heiligtümern

Door-Moorn: Telepathisch begabte Übersetzerrasse

Bonus:

Vorschau

Infoseite ›Hallo Freunde‹

Story: „Space-Cowboys“ von Michael Lontke

 

*

Im Prinzip müsste es mir, Ken Randall, egal sein, was man im Konzern von mir hält, aber es ist eine Frage des Überlebens - und in dieser Hinsicht soll ich ja ein Spezialist sein...

Inzwischen weiß ich, dass man dazu nicht nur eine entsprechende Ausbildung als Einzelkämpfer in jeglicher Lage haben muss: Man muss auch lernen, zur rechten Zeit den Mund zu halten. Und deshalb würde ich, Ken Randall, niemals gegenüber dem Konzern zugeben, was ich dachte, als Dr. Dimitrij Wassilow hinter mir ächzte: »Das ist nie und nimmer Mütterchen Erde!«

Manchmal reizte mich sein russischer Akzent zum Schmunzeln. Diesmal nicht!

Ich spürte, wie sich meine Nackenhaut schmerzhaft zusammenzog. Nicht die Erde? Wo sonst? Da war mein Verdacht kurz vor der Abstrahlung im STAR GATE auf Phönix...

»Schon wieder so ein Mist!«, schimpfte Juan de Costa. »Die haben es darauf angelegt, mich zu ärgern. Erst sollten wir auf dem Mond landen und kamen auf dem Planeten Phönix heraus - und jetzt...?«

»Die hätten besser dich mal ran gelassen, was?«, fragte Dr. Yörg Maister und schnaufte. Es klang verächtlich.

Ich war schon am Ausgang der Gitterpyramide. Der war genauso wie auf Phönix. Das Gitternetz des Star Gates bestand aus den gleichen winzigen Dreiecken und ließ sich problemlos von innen öffnen. In seiner Bauart ähnelte es nicht nur dem Star Gate, das wir auf jenem fremden Planeten vorfanden, sondern auch dem auf der Erde, mit dem wir vor Wochen gestartet waren - um auf Phönix zu stranden. Sogar die Form war praktisch identisch. Aber das Material war anders: Eine völlig unbekannte Legierung, an der sich unsere Wissenschaftler auf Phönix schon im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne ausbissen.

Der Zwischenraum zwischen dem Gitterkäfig und der sonstigen Anlage: Natürlich befanden wir uns nicht auf der Erde. Aber auch nicht wieder auf Phönix. Ich spürte das typische Ziehen in der Bauchgegend. Mein Körper war gespannt wie eine Stahlfeder. Die fremdartige Umgebung reizte meine Sinne zu höchster Aufmerksamkeit.

»Ich hätt's wissen müssen!«, schimpfte de Costa. »Deshalb haben sie uns geschickt: Weil wir als einzige bisher bewiesen haben, dass wir in fremder Umgebung klar kommen.«

»Die haben uns doch wohl nicht absichtlich...?«, fragte Dr. Janni van Velt kleinlaut.

Ich hatte mir auch schon vorher überlegt, was denn wohl wäre, wenn man einfach die STAR GATES auf Mond und Erde blockierte - einfach dort die Tür auflassen würde ja schon genügen! - und danach Testpersonen auf Phönix abstrahlte... Falls es mehr als diese drei Gates im Universum gab: Erde, Mond und Phönix... Tja, dann würden die Testpersonen im nächst besten heraus kommen.

Ich dachte an Fisher, den Sicherheitschef von Mechanics Inc. Er war nicht lange vor uns abgestrahlt worden. Wer garantierte uns denn, dass der nicht die sofortige Blockierung der beiden Gates auf Erde und Mond angeordnet hatte, nur um uns sieben zu den entsprechenden Testpersonen zu machen - ganz gegen unseren eigenen Willen? Zuzutrauen war es ihm durchaus...

Oder verdächtigte ich den Falschen und hatte mich vor dem Abstrahlen nicht geirrt, als ich den Eindruck hatte, die Gitterpyramide auf Phönix hätte geringfügig ihre Norm geändert, um uns gewollt anderswo hin zu schicken?

Auch das wäre dem Stationscomputer auf Phönix durchaus zuzutrauen, der zwar bisher stumm alles geduldet hatte... Doch immerhin gab es da eine Lücke von einem ganzen Tag in meinem Gedächtnis, als mir erstmals die Flucht von Phönix gelungen war. Ich wusste immer noch nicht, was mit mir geschehen war in diesem einen Tag - und vor allem: durch wen verursacht!

Ich schaute Janni van Velt an, die als letzte gesprochen hatte: Manchmal erschien mir diese hoch dotierte Wissenschaftlerin mit dem kurzen, blonden Haar doch ein wenig zu naiv. Ich fragte mich, wo sie wieder den grünen Kugelschreiber her hatte, an dem sie herum kaute, als gelte es, einen Wettbewerb damit zu gewinnen.

Der Zwischenraum zwischen Gitterpyramide und umgebende Station war leer. Ich entspannte mich: Keine Gefahr - vorläufig! Nicht einmal ein Stäubchen befand sich am Boden. Es gab keinerlei Computeranzeigen; nur kahle Wände, die in einem hellen Grün leuchteten, wie aus innen heraus.

Befanden wir uns in der anscheinend auch außerhalb typischen Pyramidenform einer Station? Es sah ganz danach aus.

Ohne mich noch um die anderen zu kümmern, ging ich weiter. Ein Teil der Wand löste sich scheinbar auf, als ich mich näherte. Keine Ahnung, wie die Erbauer der Star Gates solche Tricks schafften. Alles war nicht nur anders als auf der Erde, sondern in vielerlei Hinsicht auch anders als auf Phönix. Nur der Gitterkäfig war gleich.

Hinter der Öffnung war alles hell überflutet. Ich näherte mich vorsichtig.

Der eigentliche Computerraum. Blinkende Anzeigen, als wären sie eben erst zu neuem Leben erwacht - durch unsere unerwartete Ankunft? Noch wussten wir zu wenig über die Star Gates: War den Wissenschaftlern, die das Sternentor auf Phönix studierten und den dortigen Computer zu manipulieren versuchten, ein entscheidender Fehler unterlaufen - sozusagen als dritte Möglichkeit -, oder war es diesem Computer hier gar möglich - vierte Möglichkeit! -, uns gegen unseren Willen her zu beordern - wie auch immer?

Nichts war auszuschließen - meiner Meinung nach. Nicht bevor die vielschichtigen Theorien, die zur Transmittertechnik führten, endgültig bewiesen waren.

Ich ging durch die Öffnung in den Computerraum. Es gab keinerlei Sitzgelegenheiten oder sonstige Möbel, die uns einen Hinweis auf die Rasse der Erbauer hätten geben können. Genauso wie auf Phönix.

Schräg gegenüber tat sich eine neue Öffnung auf. Ich nahm zunächst an, es sei eine Aufforderung für uns, den Computerraum zu verlassen. Weit gefehlt: Ein seltsames Wesen trat uns entgegen. Es hatte ein grünes, dichtes Fell, das feucht glänzte, bleckte knurrend sein braunes Gebiss - und stürzte sich im nächsten Moment auf mich.

Meine linke Faust landete genau an der Kinnlade des Angreifers. Es krachte fürchterlich, aber das war nicht etwa das Kinn des Kerls, sondern mein Handgelenk. Als hätte ich Stahl getroffen.

Der Angreifer prallte gegen mich und hätte mich umgeworfen, aber ich machte eine Ausweichbewegung und half noch ein wenig nach, um den Kerl genau auf der Stirnplatte landen zu lassen.

Ja, es war ein Kerl, nicht etwa ein Tier dieses Planeten. Das war klar. Was hätte ein ›Tier‹ auch hier zu suchen gehabt? Wie hätte es in den vom Computer überwachten und kontrollierten Star Gate-Bereich so ohne Weiteres eindringen können?

Uns war es ja auch nur möglich, weil wir gewissermaßen ›von innen‹ kamen - nämlich durch das ständig aktivierte Sternentor...

Oder war es diesmal etwa - einer der sagenhaften Erbauer?

Der Sturz machte ihm nichts aus. Behände, trotz seiner eher plumpen Gestalt, sprang er wieder auf. Aber ich ließ ihm keine Chance, einen neuen Angriff zu starten: Meine Hände verkrallten sich in seinem Fell. Ich stemmte ihn über den Kopf und schmetterte ihn mit voller Wucht gegen die Wand.

»Das bringt auch nur ein Ken Randall fertig!«, ächzte Maister hinter mir begeistert. Auf die Idee, dass ich vielleicht tatkräftige Hilfe brauchen könnte, kam er natürlich nicht. Anscheinend fürchtete er, sich dabei zu sehr anstrengen zu müssen. Das war sowieso immer sein größtes Problem. Und andere ließ er nicht an seiner untersetzten Figur vorbei, weil er damit den Durchgang verbaute.

Der Angreifer war erstaunlich hart im Nehmen, denn der Bumms, mit dem er letztlich am Boden aufgesetzt hatte, machte ihm genauso wenig aus wie mein Kinnhaken. Schon wieder sprang er mich an.

Ich änderte meine Taktik, wich rechtzeitig aus und ließ ihn ins Leere gehen. Und dann fuhr meine Hand zum Schocker. Der wirkte bis maximal zehn Meter Entfernung voll - und verfehlte auch hier seine Wirkung nicht: Der Bursche gab eine Reihe höchst merkwürdiger Töne von sich und taumelte in den Raum hinein, in Richtung Computerkonsolen. Aus seinen Ohren kam Qualm. Er verrollte die Augen und machte konvulsivische Bewegungen, ehe er umkippte.

Ich hatte schon einige Reaktionen auf den Schocker erlebt, aber diese hier war einmalig.

Dr. Dimitrij Wassilow erkannte genau wie ich den Grund: »Das ist überhaupt kein Wesen, sondern ein Roboter!«

»Aber bestimmt kein russischer!«, knurrte der Deutsche Yörg Maister. Er war ein Genie, hatte mit seinen 22 Jahren bereits einen Doktor-Titel und auch sonst noch einiges zu bieten - außer seiner sprichwörtlichen Faulheit.

»Könnte aber!«, trumpfte Wassilow wacker auf. Er konnte es nicht bleiben lassen: Alles, was seiner Meinung nach gut war, erinnerte ihn an entsprechende ›russische Erfindungen‹...

»Ich hätte mir eine andere Begrüßung gewünscht«, sagte Mario Servantes und rieb sich das Kinn mit der rechten Hand. Man konnte deutlich sehen, dass ein Fingerglied fehlte. Bis jetzt hatte keiner von uns herausgefunden, wo er es gelassen hatte. Er zog vor, es mit einem Geheimnis zu umgeben. Überhaupt sah er sich gern im Mittelpunkt. Sein blauschwarzes, langes Haar lockte angeblich Frauen an wie Motten das Licht. Zu seinem Leidwesen allerdings war Tanya Genada, seine ›Landsmännin‹, nicht ganz so begeistert von ihm wie er es anscheinend von Frauen gewohnt war.

Seltsam, wenn ich sie an schaute, bekam ich regelmäßig eine trockene Kehle. Oder mir wurde auf einmal zu warm...

»Was beschwerst du dich?«, fragte Maister vorlaut. »Unser Freund hier hat das schon ganz allein erledigt. Habt ihr gesehen, wie Ken Randall den Schocker gezogen hat? Ich sah mal 'n alten Western aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Mann, Ken Randall hätte damals todsicher 'ne gute Figur abgegeben.«

»Du nicht, was?«, erkundigte sich Mario anzüglich.

Mir war klar, dass die dummen Sprüche nur ihre Furcht vor den unbekannten Gefahren kaschieren sollten, die uns hier erwarteten. Außerdem: Unsere Erfahrung von Phönix lehrte uns, dass es sobald kein Entrinnen gab...

Yörg Maister schwieg beleidigt.

»Und jetzt 'raus hier, bevor noch mehr passiert!«, sagte der Russe und schob sich an mir vorbei. Sein kahler Schädel glänzte im Computerlicht wie frisch poliert. Nicht, dass ihm keine Haare mehr wuchsen: Es war nur ein Modegag.

Die Gruppe blieb automatisch beisammen, als wir dorthin gingen, wo der verkleidete Roboter eingetreten war. Jetzt lag er schwer beschädigt am Boden. Terranische Schockstrahlen schienen seiner Technik wahrlich schlecht zu bekommen.

Dr. Dimitrij Wassilow stöhnte laut auf. Er verbarg uns die Sicht, weshalb wir nicht sofort sehen konnten, was ihm die Sprache verschlug. Der Anblick allein schon wirkte auf ihn wie ein Schock...

*

Dr. Wassilow galt nicht gerade als übertrieben empfindsam. Auf die meisten durfte er eher abgebrüht wirken - wie einer, den man nicht so schnell aus der Ruhe bringen konnte. Aber diesmal konnte ich ihn gut verstehen: Auch mir verschlug der Anblick glatt die Sprache: Wir befanden uns inmitten eines gigantischen Dschungels!

Die Bäume waren so hoch wie Wolkenkratzer. Dabei wirkten sie ungewöhnlich schlank, als müssten sie eigentlich beim geringsten Windhauch abknicken. Dass dies nicht geschah, dafür gab es mindestens zwei Gründe, von denen einer sofort ins Auge stach: Die Baumkronen waren oben so zusammen gewachsen, dass die Urwaldriesen ein regelrechtes grünes Dach bildeten. Der zweite Grund war, dass die Schwerkraft von Dschungelwelt schätzungsweise 0,8 g betrug, also nur vier Fünftel wie auf der Erde. Kein Wunder, dass ich den schweren Roboter so leicht hatte stemmen können. Im Vergleich zur Erde hatte er nicht mehr gewogen als ein lebendiges Wesen in dieser Größe.

Eigentlich wurde uns allen erst jetzt so richtig bewusst, dass wir allein an den veränderten Schwerkraftverhältnissen hätten sofort erkennen müssen, dass dies hier weder die Erde, noch Phönix sein konnte.

»Mann, o Mann!«, rief Dr. Yörg Maister in seiner unkonventionellen Art. Er war der Bioniker unter uns, weshalb er sich anscheinend zuständig fühlte, diesen Planeten sofort zu taufen: »Vetusta!« Niemand fragte ihn, wie er auf diesen Namen gekommen war. Er erklärte es uns trotzdem: »Ist lateinisch und bedeutet soviel wie Urwald!«

»Wie wahr, wie wahr!«, sagte Mario Servantes gedehnt. Er war Physiker und grüne Natur hatte ihn anscheinend nie sonderlich interessiert. Diese hier schien ihm sogar Furcht einzuflößen. Der fünfunddreißigjährige Spanier wich zur Seite, damit auch die anderen das ganze Ausmaß dieser grünen Hölle überschauen konnten.

»Jetzt ist mir auch klar, warum uns so ein verkleideter Roboter angriff!«, behauptete Maister. Er schaute sich beifallheischend in der Runde um. Als niemand so recht reagieren wollte, kratzte er sich erst den Backenbart, rieb sich danach über die Stirnglatze und strich zum Abschluss den verbliebenen Rest von schwarzen Haaren glatt. »Äh, scheint sich um so 'ne Art von Arbeitsroboter zu handeln. Der Umgebung angepasst, weil es hier ganz offensichtlich irgendwelche Wesen gibt, die...?« Schon wieder schaute er sich um. Jetzt zeigten sich alle plötzlich interessiert. Er lächelte und kostete seinen kleinen Triumph erst einmal ein paar Sekunden aus, bevor er mit der Zunge schnalzte und sagte: »Tja, sonst hätten sich seine Erbauer mit der Verkleidung ja keine so große Mühe zu machen brauchen, nicht wahr? Und gewohnt, ungebetene Gäste zu entfernen - griff er sich unseren guten Ken Randall und...« Abermals das Zungenschnalzen. »Schocker scheint es hier jedenfalls nicht zu geben, sonst hätte man dafür gesorgt, dass die ihm nichts anhaben können.«

Die Theorie hatte einiges für sich: Ein perfekt der Umgebung angepasster Roboter? Falls es hier wirklich intelligentes Leben gab, dann befand es sich auf einer vergleichsweise primitiven Stufe der Entwicklung. Für mich persönlich tauchte sofort die Frage auf: Wieso befand sich auf einer so unbedeutenden Welt ein Star Gate? Warum hatten es seine Erbauer einst hier errichtet? Unser wissenschaftliches Großteam, das sich längst eingehend mit dem gleichen Phänomen auf Phönix beschäftigte, hatte nicht viel heraus bekommen - und erzeugte eigentlich mehr Fragen, als es beantworten konnte. So stellten sie inzwischen fest, dass es in der ansonsten sehr altertümlichen Kultur von Phönix Gegenstände von wahrhaft kultischer Bedeutung gab - und die von überlegenen Technikern hergestellt worden waren. Das Merkwürdigste dabei war allerdings, dass man bei der Altersbestimmung auf wenige hundert Jahre kam. Einige der Wissenschaftler waren inzwischen sogar der Ansicht, diese Gegenstände hätten erst ein Alter von Jahrzehnten - zumindest jedoch von weniger als hundert Jahren!

Dabei überlegte ich, wie sicher eigentlich die irdischen Methoden zur Altersbestimmung von Materialen nachweislich unbekannter Herkunft waren...?

Es schauderte mich unwillkürlich. Alles, was die Star Gates betraf, war geheimnisvoll und ich glaubte fast, dieses Geheimnis sei unlösbar: Was steckte dahinter? Wie konnte man die Widersprüche erklären?

Die versuchten Manipulationen am Phönix-Star Gate, besser gesagt an seinem Computer, hatten für Manche einwandfrei erbracht, dass es eine unbekannt große Anzahl von Sternentoren auf den unterschiedlichsten Welten gab. Auch wenn die meisten der Wissenschaftler auf Phönix eher annahmen, es handele sich um Fehlinterpretationen der völlig unbekannten Computertechnik: Ein paar Codes waren inzwischen angeblich geknackt. Danach gab es auch Welten, die man nicht so ohne Weiteres betreten durfte. Das heißt, ihre Anpeilung war gesperrt.

Ich hatte es möglicherweise mit eigenen Augen gesehen - falls ich wirklich richtig lag mit meinem Verdacht, dass der Stationscomputer auf Phönix uns absichtlich hierher verfrachtet hatte: Man konnte einen anderen Planeten anpeilen, ganz einfach indem man die Norm des SG veränderte. Dabei musste die Dreiecks-Pyramidenform jedoch genau exakt bleiben. Das heißt, man brauchte die Pyramide nur jeweils ein Stückchen größer oder auch kleiner zu fahren. Diese Veränderungen des Gitternetzes waren aufgrund der Dreieckseinteilung sicher mechanisch möglich, wenn auch wahrscheinlich nur in begrenztem Umfang.

Dass ich mich hier befand, obwohl vor unserem ›Start‹ gar nicht mal so hundertprozentig klar gewesen war, ob wir nicht doch auf der Erde landen würden, bewies die Theorie in der Praxis: Alle Welten, die mit einem Sperrcode versehen waren, gehörten anscheinend zu denen für ›Nicht-Sauerstoff-Atmer‹. Das heißt, es waren besondere Vorsichtsmaßnahmen geboten, wenn man dorthin wollte.

Dass wir bei unserem ersten Sprung durch das irdische Sternentor am 15. Juli des Jahres 2063 auf Phönix strandeten, lag offensichtlich daran, dass die SG-Norm unseres irdischen Star Gates zufällig genau derselben Norm wie auf Phönix entsprach.

Klar, unsere Herren und Damen Wissenschaftler hatten inzwischen jede Menge Theorien parat, was die Funktionsweise eines Star Gates betraf - dass einem der Kopf schwirrte und man letztlich doch nicht alles verstand... Wichtig für die Praxis war lediglich, dass es sich - wie für uns hier offensichtlich bestätigt - nicht um Einzel-SG handelte, sondern vielmehr um ein komplettes Netz! Vielleicht sogar um mehr als nur ein einzelnes Netz?

Mir kam das gar nicht mal so kühn vor. Umso verwunderlicher blieb die Tatsache, dass wir nun schon zum zweiten Mal auf einem unwichtigen Planeten wie Vetusta herausgekommen waren.

Ich entfernte mich von der Gruppe und ging auf den Dschungelrand zu.

Der Boden war grün, wie von Moos bedeckt, aber das täuschte: Es handelte sich offensichtlich um beschichtetes Metall - um das gleiche Metall wie in der Pyramide.

Der Metallboden ging nicht ganz bis zum Dschungelrand. Dort verlief das Plattenende merkwürdig gezackt, als wäre es von einem Giganten mit Brachialgewalt

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 27.12.2013
ISBN: 978-3-7309-7193-2

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