Es war einmal eine Taste auf einem Laptop. Sie fühlte sich unbeachtet und einsam. Nur selten drückte sie mal jemand und wenn es doch vorkam, war es viel zu fest. Das tat immer so schrecklich weh. Die anderen Tasten beschwerten sich nie.
Warum auch? Sie wurden ja regelmäßig benutzt. Mit ihnen gingen die Menschen ja ordentlich um.
Nur die kleine Fn-Taste fühlte sich benachteiligt. Wann brauchte man sie schon? Nie wollte irgendjemand etwas mit ihr zu tun haben. Sogar die anderen Tasten ignorierten sie. Wurde sie gedrückt, machten zwar alle brav, was von ihnen neues verlangt wurde, doch ansonsten war die Taste einfach nur hübsch anzusehen.
Das wollte die Taste nicht mit sich machen lassen. Warum immer nur unbeachtet in der Ecke hocken, wenn man auch mal einen kleinen Aufstand starten konnte? Vielleicht bekam man dann ja mehr Beachtung?
Gesagt getan. Als der Laptop das nächste mal angeschaltet wurde, war die Fn-Taste aufmerksam wie lange nicht mehr. Angespannt beobachtete sie, wie die Tasten um sie herum gedrückt wurden. Und dann geschah das so lange ersehnte:
Jemand drückte die kleine, unbedeutende Taste unten rechts in der Ecke neben Strg und der Windows-Taste.
Und damit begann das Drama. Die Benutzer waren heute zwei Jugendliche, die eigentlich etwas für ihren Informatik-Kurs machen sollten. Doch plötzlich ging nichts mehr. Wenn sie eine Taste drückten, kam das Ergebnis, wie wenn man Fn gedrückt hatte. Was war da bloß los?
Ratlos sahen die Jungen sich an. SWchließlich drehte einer der beiden den Laptop zu sich und drückte erneut Fn.
Nichts geschah. Erneut drückte der Junge die Taste; diesmal sanfter. Wieder kein Erfolg.
Jetzt versuchte es der andere. Er beugte sich zu dem Laptop hinunter und sprach mit sanfter, beruhigender Stimme auf die Taste ein. Nach einem ein oder zwei Minütigen Vortrag über die Notwendigkeit des Loslassens, drückte er die Taste ganz sanft.
Fn war glücklich. So viel Aufmerksamkeit hatte sie noch nie bekommen. Sie dachte im Leben nicht daran, los zu lassen. Dann wären ja der Spaß und die Aufregung vorbei. Dann würde ja der Norm wieder eintreten. Nein, das wollte Fn nun wirklich nicht.
Das schienen auch die Jungen jetzt zu begreifen. Gutes Zureden half bei dieser Taste nicht. Aber vielleicht war ja ein ganz spezielles Staubkorn auf der Taste gelandet, an einer ganz bestimmten Stelle, sodass die Taste sich festgeklemmt hatte.
Überzeugt, jetzt des Rätsels Lösung gefunden zu haben, beugten sich die zwei Jungen nach vorn und pusteten sanft auf Fn. Aus dem sanften wurde schneel hysterisches Pusten, da die Jugendlichen hofften, das Staubkorn so vertreiben zu können.
Und Fn? Die lag an ihrem Platz und kugelte sich beinahe vor Lachen. Das kitzelte so unglaublich, wenn die Luft sanft über Fn hinweggepustet wurde. Aber aufgeben würde sie auch deswegen nicht. Ach, das war so herrlich, endlich mal beachtet zu werden.
Die beiden Jugendlichen sahen ratlos auf den Laptop hinunter? Was sollte man da jetzt noch machen? Weder Gewalt, noch gutes Zureden hatten geholfen. Da musste man wohl den Laptop herunter fahren, dann sollte es doch wieder gehen, oder?
Die Zwei sahen sich kurz an, nickten sich zu und schalteten den Laptop ab. Fn war enttäuscht. Das sollte es schon gewesen sein? Aber vielleicht konnte sie es ja einfach noch einmal machen?
Nein, langsam wurden die anderen Tasten unruhig. Da sollte sie vielleicht doch lieber wieder ruhig sein. Aber irgendwann würde sie die Aktion wiederholen, nahm Fn sich vor. Dann mussten allerdings andere Menschen vor der Tastatur sitzten. Die beiden kannten den Trick ja jetzt.
Es begab sich aber zu jener Zeit, als der Informatik-Kurs den Computer-Raum betrat. Es war schon spät – neunte Stunde – und niemand hatte Lust zu arbeiten. Doch der Lehrer war erbarmungslos. Er gab dem Kurs eine Aufgabe und schaltete seinen eigenen Computer ein.
Doch nichts rührte sich. Zwar brummte der Computer selber, wie Computer das eben so taten, wenn sie hochfuhren, doch der Monitor war schwarz. Schwarz wie die Nacht, schwarz wie Ebenholz, schwarz wie frischer Kaffee, schwarz wie Pech, schwarz wie schwarz nun mal eben war.
Leise fluchend sah sich der Lehrer um. Die Schüler arbeiteten alle mehr oder weniger motiviert an ihren Aufgaben. Gut, noch hatte es keiner bemerkt. Jetzt wandte er sich wieder seinem Problem zu: der schwarze Bildschirm.
Steckten alle Kabel, wo sie stecken sollten? Mit einem Ächtzen erhob der Lehrer sich von seinem Platz und beugte sich über den Monitor. Da steckten alle Kabel. Wie sah das mit dem Computer aus?
Der Lehrer bückte sich, um unter dem Tisch nach dem Rechten zu sehen, doch so kam er nicht an den Computer heran. Und um unter dem Tisch herum zu krabbeln, war er eindeutig schon zu alt.
Da musste einer der Schüler ran. Der Lehrer erhob sich und sah sich die Schüler nach einander an. Der dort, der würde das hinbekommen.
Schnell wurde der unfreiwillige Freiwillige nach vorne gerufen. Der Lehrer erklärte ihm das Problem. Und als der Junge unter den Tisch krabbelte, wurde auch der Rest des Kurses neugierig, was denn da vorne vor sich ging.
Der Auserwählte hatte den Computer inzwischen erreicht und sah sich das Wirrwarr an Kabeln an, die dort herausragten. Woher sollte man da wissen, welches Kabel zum Bildschirm gehörte?
Aber na ja, wie sagte man so schön? Probieren geht über studieren. Der Lehrer schien das Problem auch verstanden zu haben. Also, dass man nicht wusste, welches Kabel bei dem Computer umgesteckt werden musste, daher beugte er sich über den Tisch und wackelte an dem entsprechenden Kabel.
Damit war für den Lehrer die Arbeit getan. Er war der Meinung jetzt nichts mehr machen zu müssen. Der Schüler war jedoch anderer Meinung. Er hatte noch immer keine Ahnung, welches Kabel denn nun gemeint war.
Hilfe suchend sah er von seinem Platz aus seinen Sitznachbarn und Partner bei den Aufgaben an. Doch der hatte ebenso wenig Ahnung, welches Kabel verlangt war. Langsam aber sicher gab der Gefreiwilligte auf. Aber vielleicht konnte ja einer der anderen Schüler helfen?
Er drehte sich also um und sah einen der anderen fragend an. Der schien auch zu wissen, was gemacht werden musste und zeigte schon fast hysterisch auf das entsprechende Kabel. Der Schüler unter dem Tisch konnte jedoch nicht erkennen, welches gemeint war. Er gab auf.
Nun kam seine Komiker-Seite in ihm hervor. Wie konnte man die Situation vielleicht etwas auflockern?
Der zündende Einfall kam schnell. Es wurde Erdmännchen gespielt.
Also tauchte der Schüler unter dem Tisch hervor auf und starrte den Lehrer mit großen Augen an. Dieser hatte dem restlichen Kurs währenddessen irgendetwas erzählt. Seiner Meinung nach natürlich etwas unglaublich sinnvolles. Man würde es allerdings nie im Leben gebrauchen können.
Der Lehrer drehte sich schließlich zu seinem Helfer um und fragte ihn, was denn los sei. Besagter erläuterte sein Problem. Zu seinem Leidwesen wurde er wieder unter den Tisch verbannt.
Wie sich herausstellte, was das Problem nicht, dass das Monitor-Kabel falsch eingesteckt war. Nein, der Fehler war die Stromleiste, an der der Monitor angeschlossen war. Die war nämlich in einer nicht funktionierenden Steckdose eingesteckt.
Als das Problem also behoben war, konnte der Lehrer endlich mit dem Unterricht anfangen. Die Schüler waren allerdings anderer Meinung. In der zehnten Stunde konnte man doch nicht von ihnen erwarten, dass sie noch arbeiteten, oder?
Tag der Veröffentlichung: 25.09.2013
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Widmung:
Für die Laptops unserer Schule