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Prolog

Er war ein Träumer. Ein Junge, der weit mehr sah als die anderen. Er wurde von allen als seltsam bezeichnet, denn er konnte stundenlang den an die Klippen schlagenden Wellen zusehen. Sie nannten ihn nie beim Namen. Er war für sie der Meeressohn. Den ihn schien nichts mehr in den Bann zu ziehen als die wogende See.
Sein Blick war auf das wütend peitschende Meer gerichtet. Er lächelte und lauschte dem ungezähmten Rauschen des Herbstwindes. Doch da war noch etwas anderes, was an seine Ohren drang. Ein Flüstern. Ein Wispern. Sein Name. Leise wurden die Worte zu ihm getragen. Gesprochen als wäre es mehr als ein einfacher Name. Er streckte seine Hände in das kalte, schmutzig graue Wasser. Auch wenn es ihn frösteln ließ, zog er seine Hand nicht heraus. Die salzigen Wellen flossen in kräftigen Wellen über seine Haut.
Die Stimme wurde lauter. Eindringlicher. Er sollte ihr folgen. Mitkommen. Zu ihr. "Ich kann nicht fort." Die Worte kamen über seine Lippen, obwohl er nicht hatte sprechen wollen. Es war als hätte sein Körper mit dieser fremden Stimme Kontakt aufnehmen wollen. Eine Welle spülte ein Wort in den Sand vor ihm. Fredward. Sein Name. Er kniff die Augen zusammen. Als er wieder auf den Sand blickte, stand etwas anderes in den nassen Sand geschrieben. Es ist dein Schicksal. Fredward streckte seine Hand nach der Schrift aus. Vorsichtig berührte er einen der schnörkelig geschriebenen Buchstaben. Sie hätten eiskalt sein müssen. Wie das Wasser. Der Sand. Doch sie waren warm als hätte sie eben jemand mit seiner Hand berührt. Er sah sich um. Hinter ihm gingen zwei seiner Klassenkameraden entlang. Einer von ihnen zeigte mit dem Finger auf ihn und lächelte. Der andere folgte seinem Blick und stimmte in sein Lachen ein. Sie machten sich lustig über ihn. Wie er da saß. Im feuchten Sand und mit dem Meer sprach. Sie hatten nichts gehört und hielten ihn für verrückt. Mit Ausnahme der beiden war der Strand wie leergefegt. Fredward sah sich wieder zu dem Meer um den die Stimme war verschwunden.
Stattdessen war wie aus dem Nichts ein Boot aufgetaucht. Es sah aus als hätte es schon mehrere Jahre auf dem Buckel und wäre schon Jahre nicht mehr restauriert wurden. Der rote Lack war an fielen Stellen schon abgeblättert und die freigelegten Stellen von hässlichen Flecken überzogen. Es war erstaunlich das es sich bei dieser wilden See so gut auf dem Wasser hielt und kaum schaukelte. Fredward fragte sich fast, ob es real war, was er da sah. Er war es eigentlich gewohnt, dass er Stimmen hörte, die kein anderer vernahm. Doch im Sand waren noch nie wie aus Geisterhand Buchstaben erschienen und er hatte auch noch nie plötzlich seltsame Dinge gesehen. Etwas hatte sich verändert. Das Boot war nicht mehr da. Stattdessen tauchte ein Mädchen aus dem Wasser auf. Ihr blondes Haar wahr zu einer kunstvollen Hochsteckfrisur hochgesteckt und mit lauter winzigen Muscheln verziert wurden. Sie trug ein blaues, feines Kleid was wie Fredward vermutete aus Seide war. Am meisten jedoch fielen ihm ihre Augen auf. Die Farbe, die an Opale erinnerte. Sie lächelte nicht. Blickte ihn nur aus diesen geheimnisvollen Augen an. "Du musst mir folgen. Früher oder später, Meeressohn", sagte sie und verschwand so schnell wie sie gekommen war wieder in dem schaumigen finsteren Meer.

1.1

Fredward hatte seine Hände in den Jackentaschen vergraben und sah dem Spiel der schaumigen Wellen zu. Er war nicht allein am Strand. Neben ihm stand Casper. Der Einzige, der ihn nicht Meeressohn nannte und Fredward nicht für einen Idioten hielt. Casper rückte sich die Brille auf seiner Nase zurecht und folgte Fredwards Blick. "Du bist dir sicher, dass du hie sie hier im Wasser gesehen hast?", erkundigte sich sein Freund. Fredward nickte. Er war sicher. "Das könnte auch eine Schwimmerin gewesen sein."
"Klar im Herbst. Der Einzige, der ihn nicht Meeressohn nannte und Fredward nicht für einen Idioten hielt. "Was willst du damit?", hakte er nach. "Glaubst du ich, stelle mich da hin und rufe Hallo Meer?", wandte er sich empört an Caspar. "Tu was", forderte er seinen Freund auf. Fredward trat näher zu seinem Freund und sah ihn fragend an. Was bezweckte er mit einer Kamera? "Ruf die Frau oder sprich mit dem Meer", sagte Caspar. Fredward lächelte. "Glaubst du ich, stelle mich da hin und rufe Hallo Meer?", wandte er sich empört an Caspar. "So was in der Art. "Glaubst du ich, stelle mich da hin und rufe Hallo Meer?", wandte er sich empört an Caspar. Wenn das so einfach wäre. Fredward hatte das Mädchen nicht das erste Mal gesehen. In seinen Träumen war sie bereits mehrmals aufgetaucht.
Er hatte sie aus ihren opalfarbenen Augen angesehen und gesagt das sein Schicksaal im Meer läge. Anfangs hatte Fredward es als dummen Traum abgetan doch als der Traum immer häufiger kam, wusste er das es etwas bedeuten musste. Fredward sah hinauf zum Himmel. Der blaue Himmel den Fredward als kleiner Junge, wegen der blauen Farbe, immer als Tor zum Meer bezeichnet hatte war mit winzigen kleinen Wölkchen besetzt. Ein Vogel flog anmutig durch den Himmel. Fredward beneidete ihn um sein völlig normales Leben und seine Freiheit. "Hast du was gefunden?", erkundigte er sich bei Caspar der sich inzwischen von seiner unbequemen Hockhaltung erlöst hatte und in dem nassen Sand saß.
"Nein, auf den ersten Blick völlig normal", antwortete er. Fredward hatte es sich schon gedacht. Niemand konnte etwas finden. Vielleicht hatten die Leute ja recht und er fantasierte. Als er seinen Eltern erzählt hatte, dass er Stimmen aus dem Meer vernahm, waren sie mit ihm zum Kinderpsyschiologen gefahren, seitdem erwähnte er ihnen gegenüber nichts mehr in diese Richtung. Fredward bückte sich und hob eine Muschel auf. Er betrachtete sie einen Moment. Sie war klein und glänzte perlmuttfarben im Sonnelicht. Fredward erinnerte sie sofort an das Mädchen. Die Muscheln in ihrem goldblondem Haar. Mit voller Wucht warf er sie ins Meer. Er wollte das alles nicht mehr. Die Stimmen in seinem Kopf. Das Erscheinen dieses Mädchens und sein Drang nach dem Meer.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.12.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle die das Meer lieben

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