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Sie war das erste Opfer

 23.07.2014 Donnerstag

Langsam streifte er ihr das weisse Kleid über den Körper. Etwas Rotes tropfte von den Kleidern, die er ihr abgezogen hatte, auf den Asphalt. Sein Wagen war nur wenige Meter des ihren entfernt, ein Schwarzer mit einem gelben Blumensticker auf der linken Beifahrertür. Den Schlüssel zu diesem Auto hielt er in der Hand und drückte auf einen Knopf, bis die Blinker an dem Auto aufleuchteten. Sie lag regungslos da, auf dem Asphalt mitten auf einer Strasse im Wald. Nun fuhr er mit ihrem Wagen davon und bog nicht lange danach in eine Seitenstrasse ein. Ein kleiner ausgetrockneter See lag vor ihm, er war schlammig und moorig. Er fuhr direkt in das Loch, das einmal ein See gewesen war. Langsam sank der Wagen in dem Schlamm ein. Schnell sprang er hinaus und rollte sich zur Seite, in die Sicherheit. Eine gute Viertelstunde später sass er nun neben ihr. Schaute sie an, warum konnte sie es nicht einfach gut sein lassen? Sie hatte keine Schuhe an und ihr Gesicht war so gedreht, das es direkt auf dem Asphalt lag. Blut quoll aus ihrem Kopf und bildete eine Pfütze, reichte aber nicht ganz zu ihm. Ein kleines Fläschchen mit einem Papier, so gross wie das einer Visitenkarte, legte er ihr zwischen die Hände. Wie bei einer Beerdigung lag sie da. Mach´s gut meine Schöne. Langsam aber bestimmt ging er zu seinem Wagen und fuhr los.

 

24.07.2014 Freitag

„Luana! Hast du gelesen was in der Zeitung stand?“, kreischte schrill ein Mädchen zu einem anderen in der Bahnstation. Mensch, konnten die nicht einmal ihre Klappe halten?, dachte Nadine. Geduldig wartete sie auf den nächsten Zug, stieg ein und setzte sich auf einen der letzten freien Plätze in der Sb29 nach Hannover. Es dauerte nur fünf Minuten, dann stieg sie aus und ging die Treppe hinauf nach oben, Richtung Stadt. Simon sass auf einer Bank und schien vertieft in seiner Zeitung zu lesen. „Na, gibt’s Neuigkeiten?“ Neugierig schaute sie ihn an und erwartete eine erschrockene Reaktion. „Ja, leider nichts Gutes.“ Langsam wendete er den Blick ab und schaute ihr in die Augen. „Mensch, wie langweilig, hast mich kommen sehn, oder was?“, „Klar, du fällst eben auf!“ Grinsend half sie ihm aufzustehen. Küsschen links, Küsschen rechts und eine Umarmung. Simon war ein Goldschatz, schon ewig waren sie befreundet, sechs oder sieben Jahre waren das schon, wie die Zeit verging. „Haste Hunger?“ Keine Antwort. „Nadine, haste Hunger?“ Erneut fragte er sie, doch Nadine schien nun selber gespannt den Artikel zu lesen. „Was? E-h, ja klar, lass uns essen gehen. Nadine und Simon waren fünf Jahre in der selben Klasse im Gymnasium für Hochbegabte, obwohl es fraglich war wie Nadine es in so eine Gesellschaft gebracht hatte, bei ihr haperte es schon bei einer einfachen Variablenberechnung in Mathe, um stecken zu bleiben und nicht mehr weiter lernen zu können. Bei  Simon allerdings war es offensichtlich. Mathe, Deutsch, Französisch, English, Wissenschaft, Bio und alles Andere waren für ihn ein Klacks. „Für mich den Karpfen und Reis dazu bitte. Für meinen Freund eine Pizza Hawaii und dazu zwei Colas.“ Der Kellner notierte sich die Bestellung auf und zog gleich die Karten ein. „Ich kann schon selber bestellen, das weisst du, oder?“ Augenverdrehend riss Nadine an ihren Fingernägeln rum. „Ja, doch das hätte zu lange gedauert.“ Der Kellner brachte die Colas an den Tisch.  „Das lass ich dir mal durchgehen, aber nur, weil du heute Geburtstag hast! Alles Gute Nadine.“ Lächelnd überreichte er ihr eine kleine Schachtel. Zögernd nahm sie sie entgegen und öffnete sie. „Wuuooooh! Das ist ja Hammer! Ist das der Schlüssel für die neue Wohnung?“, „Klaro, ausserdem hat Raya sie auch schon schön eingerichtet und sich im grössten Zimmer breit gemacht.“ Das war klar, Raya war Nadines beste Freundin und nun auch neue Mitbewohnerin, zusammen mit Simon. „Das war‘s noch nicht, hier.“ Er hielt ihr noch ein Couvert hin. „Was, dachte ich bekomme nur meine eigene Wohnung geschenkt, ist ja irre.“ Nadines Sarkasmus war herrlich und wurde nie langweilig. „Das werd‘ ich aber erst aufmachen, wenn wir alle gemeinsam in der Wohnung stehen und unser erstes Bier zischen.“, „Das nenn‘ ich ein Wort.“ Dann wurde das Essen serviert.

 

24.07.2014 Freitag

Nervös las er in der Zeitung von der Nachricht über den Tod von Laura Geissmann. Die Tote wurde um 23:00 Uhr von einem Passanten mit Hund im Wald Köchberg gefunden. Laura Geissmann war zwanzig Jahre alt und wurde in Hannover geboren. Es wurde um Hinweise gebeten und nach Zeugen gesucht, die das Geschehen beobachtet haben konnten. Zittrig legte er die Zeitung auf die Seite der Bank auf der er sass. Hatte ihn jemand beobachtet? Das konnte nicht sein. Es durfte nicht sein. Leicht wankend schwenkte er auf den Kiosk zu, er brauchte jetzt `ne Zigarette. Es war ewig her, dass er eine geraucht hatte, doch jetzt brauchte er eine, zwei oder ein ganzes Pack, denn nun konnte er nicht mehr ohne sie.

 

24.07.2014 Freitag

Raya wartete schon ungeduldig auf die Beiden. Sie lief auf und ab und schaute alle zwei Sekunden auf den Zeiger der Wanduhr in der Küche. Es klingelte. Endlich! Stürmisch machte sie die Tür auf, fiel Nadine sofort in die Arme. „Oh mein Gott, ich dachte ihr seid überfahren worden!“ Wie immer mahlte sie sich schon das Schlimmste aus. Eine richtig theatralische Person. Das passte auch ganz gut zu ihr, denn sie studierte Schauspiel und Tanz. „ Raya du wolltest doch, dass wir einkaufen gehen, du zerdrückst mich.“, „Ich kann nicht anders, ich wünsche meiner besten Freundin eben nur den besten Geburtstag der Welt, alles Gute!“ Nach gefühlten drei Stunden liess Raya sie los und eilte in die Küche. Sie brachte einen überzuckerten Zuckergusskuchen in das Wohnzimmer, in dem sie Platz genommen hatten. Simon bediente sich mich vergnügen am Kuchen. „Raya, der Kuchen ist spitze.“, sagte er mit vollem Mund. „Jetzt haste ihn glücklich gemacht.“ Sie lachten. „Wenn es für dich in Ordnung ist, schläft Simon in dem Zimmer neben der Küche und dem Gästebad. Es ist zwar kleiner, hat aber einen Balkon. Dann wär‘ dieses hier deins.“ Raya zeigte auf ein leeres geräumiges Zimmer, den Flur runter, das man direkt aus der Wohnzimmertür sehen konnte. Es war das perfekte Zimmer für Nadine. Dorthin konnte sie sich in Ruhe verziehen, wenn sie wollte. „Ja, ich denke, das wird mir gefallen, auch wenn ich auch gerne `nen Balkon gehabt hätte.“, „Dann rauch nicht, denn dann müsstest du den auch nicht haben.“ Ewig die alte Leier, Raya war stolze Nichtraucherin und daher absolut dagegen, dass Nadine vor etwa einem halben Jahr angefangen hatte, sich zwischendurch ein Päckchen Cheesterfield zu kaufen. Simon dagegen liess sich nichts sagen, er rauchte schon seit er dreizehn war, das waren nun auch schon sechs Jahre her. Was er rauchte war aber stärker, nicht nur Marlboro Rot, sondern auch zwischendurch Gras. Was Raya wiederum auch rauchte und Nadine nicht toll fand. Simon hatte schon drei Kuchenstücke. „Wann steigt die Party? Wir haben extra das und mehr mitgebracht, als du wolltest, denn was du auf geschrieben hast hätte nimmer gereicht.“ „Morgen Abend, etwa um 21:00 Uhr können die Ersten kommen. Ich habe auch Leon eingeladen.“ Vorsichtig blickte Nadine zu Raya. Keine Reaktion. Se schaufelte nicht reagierend den Kuchen in sich hinein. Raya liess sich zwar nichts anmerken, doch Nadine wusste, dass sie sich innerlich schämte. Nicht für das, dass sie mit ihm Schluss gemacht hatte, sondern für das, dass sie ihn in einer schwierigen Situation im Stich gelassen hatte. „So, ich glaube es wird Zeit. Morgen um 08:30 Uhr wird der Umzugswagen hier ankommen, dann müsst ihr hier sein, ich will nicht alles allein machen, vor allem aber nicht deins Nadine, ich weiss jetzt schon, dass du tausende von Dingen mitbringen wirst.“ Nadine grinste und Simon verdrehte unübersehbar die Augen. „Frauen!“ Er verabschiedete sich mit einem „danke“ und zog sich schon einmal die Schuhe an. „Ist es echt in Ordnung für dich?“ Raya wusste von was sie sprach, natürlich war es nicht. Aber irgendwann musste sie sich selbst stellen und nach vorne schauen. Sie nickte. Nadine verabschiedete sich mit einem Küsschen auf die linke Wange und schlüpfte in ihre Sandalen, bevor sie mit Simon aus der Wohnung ging. 

 

25.07.2014 Samstag

Noah half Brian mit dem Sofa, das den ganzen dritten Stock hochgehievt werden musste. Simon baute gerade sein Bett auf und Katja, Rayas Schwester, verzierte die Kommode von Nadine mit ihren vielen Sammelsteinchen. Katja war zwölf und nur ihre Halbschwester, dennoch war sie wie eine ganze für Raya. Mark war gerade dabei in der Küche Unordnung zu veranstalten, denn er suchte Bier und hatte noch immer nicht kapiert dass sie noch keins hatten. „Mark! Wir gehen erst noch einkaufen. Hilf Simon bei seinem Bett, ich glaube der kriegt das nicht allein hin“, rief Raya ihm zu. Mark war Simons bester Kumpel und ausserdem der faulste und grösste Kiffer, den alle in dieser Runde kannten. Ronja die gerade an Kilians Lippen hing, hätte eigentlich gerade den Fernseher an kabeln sollen, war doch aber lieber anderweitig beschäftigt. Als Mark mit einen Grummeln zu Simon stiess, war der gerade fertig geworden und bot an Bier einkaufen zu gehen. Mark beschloss, was keinen wunderte, mit zu gehen. Nadine hatte gerade ihre Badeartikel in ihrem Bad verstaut, da rannte Katja sie fast um. „Tut mir leid, ich muss nach Hause.“, verabschiedete sie sich. Um 18:00 Uhr waren sie endlich fertig. Mark brachte gerade die Einkäufe in die Küche, dann war nichts mehr zu tun, ausser Klamotten einräumen, doch das wollten Nadine und Simon dann doch selber machen. „So Leute, bedient euch. Kaffee, Bier, Kuchen und Grillfleisch liegen in der Küche.“ Raya zeigte auf die Tür rechts neben Simons Zimmer. Mark war geschwind und holte sich schon einmal ein Bier aus dem Kühlschrank, während Kilian sich verabschiedete. Er hatte Nachtschicht heute. In der Bäckerei arbeitete er zwischenzeitlich, wenn er auf der Uni keine Vorlesungen hatte. Noah bediente sich an einem Stück Steak, das er unten im kleinen Blockgarten, auf einem Minigrill zubereitet hatte. Ronja quatschte mit Nadine über das Gymnasium. Brian, Simon und Raya besprachen den geplanten Ablauf des Abends. Kurz nach 19:00 gingen alle mit vollem Bauch und zufrieden nach Hause, wahrscheinlich kurzes Duschen und umziehen für die Party. „Na, das hat doch alles wunderbar geklappt.“ Munter setzte sich Nadine auf ihr altes, aber neu aufgebautes Bett und dachte über den Tag nach. „Ich hab‘ noch ein paar Leute mehr eingeladen, so einige, die ich von früher kenne und so.“, sagte Simon so beiläufig bei Vorbeigehen an ihrem Zimmer. „Noch mehr? Sind wir nicht schon extrem viele?“ „Ne, da können immer noch mehr kommen, ist nie genug.“ „Raya wie steht`s, ist das okay für dich?“, „Wieso sollte es ein Problem sein, ich habe selber noch `n paar eingeladen.“ Simon grinste. Na, das konnte ja heiter werden.

 

25.07.2014 Samstag

Das war das Beste, was ihm nun passieren konnte. Eine gute Ablenkung für den Abend. Eine Party bei Noahs Freundin. Ob sie genau so schön war wie Laura? Oh Laura, wieso konnte sie nicht einfach warten? Sie hatten sie gefunden, was wenn sie seine Fingerabdrücke finden würden? Konnte nicht sein, Handschuhe, er trug immer Handschuhe. Vielleicht hatte sie jemand gesehen zusammen, allein auf der Strasse im Wald? Nein! Er durfte nicht darüber nachdenken. Es tat weh, ihm tat es weh, doch sie hatte bekommen was sie verdient hatte.

 

25.07.2014 Samstag

Die Party war im vollen Gange als Brian und Noah durch die Wohnungstüre gingen. Viele Leute die sie noch nie gesehen hatten, fünfzig, sechzig Leute, wenige die sie selbst kannten oder geschweige denn eingeladen hatten. Brian kämpfte sich durch die Menge zu einem Mädchen das gerade ein Glas Whisky in der Hand hielt, ein bisschen verloren stand sie rum. Das konnte der Frauenheld natürlich nicht zu lassen. So allein, unter vielen gierigen Wölfen. Noah belächelte die beiden beim durchgehen und gesellte sich zu Mark der wieder eine Büchse Bier in der Hand hielt. „Willste eine Rauchen?“, fragte Mark ihn mit undeutlicher Stimme. Hatte wohl schon einiges getrunken. „Klar, aber draussen“ Sie schlenderten zum Balkon die vom Wohnzimmer überging. Nadine unterhielt sich gerade mit einem Typen den sie ausversehen angerempelt hatte. „Und woher kommst du?“, fragte sie nicht mehr ganz nüchtern. „Aus Hamburg, bin aber auch noch aus Spanien, in Mallorca geboren.“ Er war aber ziemlich weiss für einen Spanier. Dafür aber kräftig und gross. Wahrscheinlich ging er ins Fitnessstudio mehrere Stunden am Tag, so wie der aussah. Richtig heiss. „Übrigens mein Name ist Nadine“, brüllte sie ihm ins Ohr, als die Musik lauter wurde. Er grinste und schnappte sich ihre Hand, lief mit ihr die Treppe runter in den Garten. Schon viele Alkoholleichen lagen auf der Wiese, dafür war es erst 12:04 Uhr. Bei einem kleinen Teich, der auch nicht mehr ganz so frisch aussah, setzten sie sich auf eine kleine Bank die daneben platziert war. „Ich bin Lian, freut mich Nadine.“, „Ich hab dich noch nie gesehen hier, mit wem bisten mitge-„ Mitten im Satz wurde sie von Sonja unterbrochen, die gerade übel in den Teich kotzte. „Uh, die hat`s erwischt.“, grinste er halb angewidert und belustigt. Sonja schien es echt nicht mehr so gut zu gehen. Sie war kreidebleich und Ihr weisses T-Shirt sah auch nicht mehr so weiss aus wie es anfangs war. „Ich bring` sie mal nach Hause.“ Lian schien sie nicht ganz verstanden zu haben, denn er schaute sie ungläubig an als sie mit Sonja im Arm zum BMW von Simon torkelte. Simon fummelte gerade mit Aria, einer Arbeitskollegin von Brian. Erschrak, als Sonja auf dem Rücksitz landete und Nadine auf dem Beifahrersitz einstieg. „Fahr Sonja bitte nach Hause, ich denke sie schafft es nicht mehr allein.“ Simon reagierte schnell. Vertröstete Aria mit einem langen Kuss und fuhr los. Nach dreissig Minuten Richtung Valenciapark, bog er noch einmal ab. „Wie war`s bei dir?“, konzentriert auf die Strasse, würdigte er mich keines Blickes. „Der Abend ist noch nicht vorbei, aber soweit so gut. Sag mal, kennst du `nen Lian?“ Nadine schaute ihn neugierig an, doch so, dass es nicht auffällig war. Er fuhr auf einen Parkplatz, ein Grosses blaues Haus grenzte daneben an. Kurzer Blick auf Sonja, stieg er aus. Nadine ebenfalls. „Klar, ich glaube der ist mit Brian befreundet, oder mit Noah, keine Ahnung. Hab noch nie mit ihm geredet.“ Er hievte Sonja auf seine Schulter wie eine Frau wenn sie abgeschleppt wurde. Nadine wartete beim BMW, bis er zurückkam, keine fünf Minuten später kam er zurückgelaufen. „Warum fragst du?“, fragte er beim einsteigen. „Nur so, hab mich kurz unterhalten mit ihm. Nicht wichtig.“ Zurück an der Party. Mark kiffte mit ein paar anderen im Garten. Aria und Steve, der Chef von Kilian, fummelten im Holzschuppen. „verdammt, die ist weg!“, genervt stieg er aus. Nadine hielt Ausschau nach, ja nach was oder wem überhaupt? Der Abend ging nach einer Weile in guter Stimmung und mehr Alkoholleichen zu Ende. Lian hatte sie nicht mehr gesehen.

 

26.07.2014 Sonntag

Sie sah genau gleich aus wie Laura. Braunes, langes, lockiges Haar. Ihre Augenfarbe konnte er nicht deuten. Es war zu dunkel. Er brauchte ihre Nummer. Er musste sich mit ihr verabreden. Er wollte sie. Nur so konnte er Laura vergessen. Jetzt brauchte er eine neue Muse. Sie musste nur geduldig sein.

Sie war das zweite Opfer

24.07.2014 Freitag

Inspektor McGaligan sass nun schon seit elf Stunden vor seinem Computer. Lange hatte er den Bericht über Laura Geissmann studiert. Es war ein grässlicher Anblick, als er an den Tatort berufen wurde. Immer wieder war er ihn durchgegangen. Laura Geissmann, 20 Jahre alt, in Hannover geboren und bis zum 19. Lebensjahr gelebt. Familie hatte sie keine. Eltern und Geschwister starben bei einem Autounfall als sie 12 war. Aufgewachsen bei ihrer Tante Leonetta Schneider. War nicht verheiratet und arbeitete in einem Café im Valenciapark. Befund: Gefunden um 05:40 Uhr in einem Wald in der Nähe von Hamburg Kap Dorf. Ein Passant mit einem Hund auf einem Spaziergang fand sie mitten auf der Durchfahrtsstrasse nach Hamburg. Würgespuren an ihrem Hals. Fesselspuren an Handgelenken und Knöcheln. Schlag auf dem Hinterkopf. Mit einem metallischen Gegenstand. War noch unklar, welcher es gewesen war. Sie warteten noch auf den Bericht von der Autopsie. Es dauerte immer ewig, bis die ihre Arbeit taten. Sie wurde so gefunden, als läge sie bereit zum Sterben, wie in einem Sarg. Trug ein weisses Kleid. Nur ihr Gesicht, es war furchtbar gewesen. Sie hatte kein Gesicht. Es fehlte, und was davon übrig war, konnte man nur noch als Hinterkopf erahnen. Ein Zettel hatte sie in ihrer Hand mit der Inschrift: Sie war die Eins, ohne Geduld gibt es Tote. Was zur Hölle hatte das nun wieder zu bedeuten? Ein Psychopath der gerne Frauen die Gesichter wegschoss? Die Frau war auf vielen Wegen zum Tod gebracht worden. Was war nur der Grund? So grässlich, wie sie zugerichtet wurde, musste es einen Grund geben.  McGaligans Kollege Martin Valentino , der neu angefangen hatte im Präsidium, musste nach dem Anblick nach Hause geschickt werden. Der übergab sich und stand unter Schock. Er war sich solch ein Anblick nicht gewohnt. Er tat ihm schon fast leid. Doch jeder musste irgendwann eiskalt darüber hinweg sehen um das Geschehen aufklären zu können. McGaligan wollte endlich nach Hause. Doch zuerst musste er noch mit der Tante der Laura Geissmann reden. Vielleicht wusste sie, wo Laura`s  Fahrzeug abgeblieben war. Wenn sie nicht im Kofferraum oder anderswie zum Tatort gebracht wurde.

 

26.07.2014 Sonntag

Kilian war später auch noch dazugestossen. Zusammen mit, Raya, Simon, Paul, einen  altem Schulkollegen von Brian, Simon und Nadine putzten und räumten sie die Wohnung und den Garten. Später nach dem alles einigermassen wieder sauber aussah, schlief Raya auf dem Sofa ein. Nadine und Simon tranken einen Kaffee in der Küche. „Hat sich Aria noch einmal gemeldet? Oder ist sie mit Steve verschwunden?“, Nadine grinste in sich hinein, sie wusste, dass er sich darüber aufgeregt hatte, es noch immer tat. „Ach halt doch die Klappe, die war doch sowieso nur für ‚nen kleinen Spass gedacht, wenn sie sich aber für einen wie Steve entschied, war sie es nicht wert.“, rief er aus. Okay, der schien nicht gut drauf zu sein. Nadine trank ihren Kaffee aus und legte sich ebenfalls für ein Weilchen hin. Schwarze Gestalten tanzten um ein Lagerfeuer. Drei grosse und drei kleine. Einer hatte grosse, leuchtend rote Augen. Das war vermutlich der Anführer. Sie ging mit langsamen Schritten auf dieses Lagerfeuer zu. Das wollte sie nicht, sie wollte flüchten, doch ihre Beine liefen direkt darauf zu, zu diesen Gestalten, zu diesem Lagerfeuer, das blaue Flammen aufflimmern liess. Plötzlich stand die Anführergestalt vor Nadine. Schaute mit ihren roten Augen direkt in die ihren. Grinste und zeigte dabei ihre scharfen Zähne wie die eines Haies. Geschockt wachte Nadine auf. Schweissgebadet lag sie in ihrem Bett. Eine Haarsträhne klebte klatschnass an ihrer Stirn. Was war denn das jetzt? Kurz schaute sie auf ihr Handy. 15:23 Uhr stand auf der kleinen Anzeige. Ziemlich lange hatte sie geschlafen, dabei war der Traum gar nicht so lange. Oder doch? Bald würde die Uni wieder beginnen, bis dahin musste sie noch ein Weilchen pauken und noch die letzte Woche in dem Café Rosalint aushelfen. Ohne Geld kam man eben nirgends durch. Schnell aufgestanden und unter die Dusche gesprungen, merkte Nadine, dass sie noch immer das Geschenk von Simon nicht aufgemacht hatte. Was wohl in dem Couvert war? Morgen musste sie wieder arbeiten gehen. Montage waren echt anstrengend. Im Schrank war noch nicht alles eingeräumt worden, war zu faul gestern. Ein rotes Top, blaue Jeans über die Unterwäsche gezogen und ab ans Lernen. Gute drei Stunden sass sie an den Matheaufgaben und eine Stunde an Bio. „Süsse, ich geh mal zum Tanzkurs.“, sagte Raya durch die Tür. „Ja ist gut, moment! Warte kurz.“, schrie Nadine. Raya machte die Tür auf und lehnte sich an den Türrahmen. „Ja?“, „Hm, Leon ist wohl nicht aufgetaucht gestern. Obwohl du doch bereit warst mit ihm zu reden. Tut mir leid für dich Raya.“ , Nadine nahm Raya in den Arm. „War sowieso besser so, hatte keine Lust auf Stress.“ beruhigte Raya sie. Zufrieden machte Nadine sich wieder ans Lernen. „Bis dann.“, „Bis dann, viel Spass beim Lernen.“ Summend machte sie die Tür zu. Spass, ja so sah’s aus.

 

26.07.2014 Sonntag

„Guten Tag Frau Schneider. Ich bin McGaligan von der Kripo Hamburg. Dürfte ich kurz herein kommen?“ Kaum hatte Frau Schneider die Tür aufgemacht, stellte sich McGaligan auch schon vor. „Aber natürlich Herr Kommissar, kommen sie doch rein.“ Frau Schneider zeigte in das Wohnzimmer, wohin McGaligan nun verschwand. Die Frau sah auch nicht mehr so gut aus. Hatte wohl viel durchgemacht in den letzten Tagen. War auch kein Wunder. Sie folgte ihm. „Setzen sie sich doch bitte.“, zittrig versuchte sie sich Tee einzuschenken. „Wollen sie auch?“, „Nein danke. Miss Schneider, es tut mir leid sie damit konfrontieren zu müssen, doch muss ich ihnen ein paar Fragen stellen.“ Er zog sich einen kleinen Schreibblock aus der Jackentasche und einen Kugelschreiber aus der Tasche, die er mitführte. „Man hat sie schon darüber Informiert, weshalb ich kommen würde. Wann haben sie Laura Geissmann zuletzt gesehen?“, unauffällig schaute er auf ihre Finger. Eine Taktik von McGaligan, um rauszufinden, wer log und wer nicht. „I-ich denke vor etwa fünf Tagen. Sie war nicht sehr gesprächig in den letzten Wochen. Hatte mir nicht mehr gesagt wohin sie ging oder was sie tat. Oh, die arme Laura!“, schluchzte sie. McGaligan hielt ihr ein Taschentuch hin, das er aus seiner anderen Jackentasche herausnahm. Er war vorbereitet gekommen. „Wieso, denken sie, dass sie ihnen nichts mehr erzählen wollte? War etwas auffällig?“. „Nein, wie immer, sie kam nach Hause, ass etwas, aber eben, nicht so gesprächig wie sonst.“, „Wie sieht es mit ihren Freunden aus? Andere Verwandte hatte sie ja nicht, wie ich gelesen habe.“, „Nein ich bin ihre einzige, ich war ihre einzige Bezugsperson.“, Tränen flossen Frau Schneider über ihre Wangen. „Doch! Etwas war anders, sie zog sich anders an! Hübsch lief sie rum, geschminkt. Das tat sie vorhin nie, sie hatte immer dieses Schlabberzeug an, dabei war sie so hübsch.“ Hm, vielleicht ein Freund von dem sie nichts wusste. „Hatte sie einen Freund? War sie in einer Beziehung?“, „Nein, Laura doch nicht, Jungs waren für sie, obwohl sie schon zwanzig war, nicht interessant.“ Aha, dann hatte sie wohl wirklich keine Ahnung. Frau Schneiders Hände waren ruhig, wenn sie nicht gerade ihre Tränen mit einem Taschentuch abwischte. „Gut Frau Schneider, ich bräuchte noch die Namen ihrer Freunde, die, die hier auch ein- und ausgingen, Personen von denen Laura früher sprach und die sie traf.“ Frau Schneider erhob sich von der Couch auf der sie sass und hielt ihm einen Zettel hin den sie vom Kühlschrankmagneten holte. „Ich hatte mir so etwas schon gedacht, hier, dass sind die Leute die mir einfielen.“ Dankbar nahm McGaligan die Liste an und verabschiedete sich somit auch gleich. „Wenn ihnen noch etwas einfällt, was auch nur im Geringsten wichtig sein könnte, rufen sie mich bitte an.“ Frau Schneider nickte und öffnete die Tür. „Danke, Herr Kommissar.“ Er ging hinaus. McGaligan grinste, gut so. Diese Frau hatte etwas zu verbergen und er würde herausfinden, was es war. Ihre Hände waren ruhig. Doch ihre Tränen waren falsch. Jetzt wurde es interessant.

 

27.07.2014 Montag

Das Café war voll mit Gästen als Nadine es mit ihrer weissen Schürze und der schwarzen Bluse betrat. „Zu spät!“, schnatterte Katharina beim Vorbei gehen zu einem Kunden. Olle Kuh. Erst vor kurzem wurde sie zur zweiten Chefin ernannt und hatte schon das Gefühl Nadine und alle anderen anschnauzen zu können, als ob ihr der Laden gehörte. Zwei Colas standen auf dem Tresen, bereit um serviert zu werden. Ein Zettel mit der Nummer acht unter einem der Cola Gläser. Kurz auf ein Tablett getan und ab zu Tisch Nummer Acht. Zwei Frauen waren gerade mitten in Klatsch über den Tod von Laura Geissmann vertieft. Nadine hatte vor ein paar Tagen darüber gelesen. Schreckliche Sache. Nadine hatte sie mal an einem Kiosk gesehen vor ein, zwei Wochen. Man wusste nie was als nächstes geschehen konnte. Diese Laura Geissmann sah Nadine ein bisschen ähnlich, hatte auch grüne Augen, lockiges braunes Haar, jedoch eine ganz andere Nase. Nadine stellte die Colas zu den Frauen auf den Tisch. Erschrocken aus dem Gespräch gerissen schauten sie Nadine an. „Danke.“, grummelte die eine. Die andere, kleinere stand auf und ging Richtung Toilette. „Miss?“, ein Mann, der in einer Ecke draussen auf der Terrasse sass, winkte Nadine zu sich. „Guten Tag, was wünschen Sie?“ Kurz nachgedacht antwortete er mit: „Einen Cappuccino und einen Käsekuchen bitte.“, „Sehr gerne.“ Nadine konnte den Mann nicht erkennen, denn die Sonne schien ihr direkt ins Gesicht, als sie die Bestellung aufnahm. Der Mann grinste, als sie ihm den Rücken zu kehrte.

 

Nach einer sechs Stündigen Schicht im Cafe Rosalint, half sie einer Freundin im  Reisebüro A.K.T aus. Nadine war spät dran da Katharina sie einfach nicht gehen lassen wollte. Nur knapp schaffte sie es rechtzeitig, wo auch schon die nächste miesgelaunte Chefin wartete. „Wer nicht rechtzeitig kommen kann, muss erst gar nicht auftauchen, niemehr!“ Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter, als sie an Jacquelines Büro vorbei lief. Instinktiv hoffte sie, dass dieser Kommentar nicht an sie gedacht war, obwohl sie genau wusste das er es natürlich war. Dabei war sie doch rechtzeitig. Die Wanduhr zeigte 16:03 Uhr an. Nadine setzte sich auf den Drehstuhl vorne an den Empfang. Kaum hatte sie sich drauf gesetzt, kam auch schon ein Kunde zur Tür hinein. Ein sanftes klingeln kündigte den Herren an. Lian? Es war Lian. „Nadine? Dich hätte ich hier nicht erwartet. Du arbeitest also hier?“ „Ja, das ist die letzte Woche, nachher beginnt die Uni wieder.“ „Ich hätte mich damals auf der Party gerne noch länger mit dir unterhalten.“ „Du hast ja gesehen was los war, ich konnte meine Freundin nicht im Stich lassen.“ Er lächelte, was etwas gezwungen aussah. „So, was kann ich für dich tun?“ „Ich möchte mich wegen einer Reise nach Monaco erkundigen.“ „Welches Datum?“ „Das weiss ich noch nicht so recht, in den nächsten Wochen.“ „Gut ich werde dir ein paar Preise und Flüge raussuchen. Setz dich doch da auf den Sessel, ich bin gleich zurück.“ Lian nahm auf einem kleinen, schwarzen, Ledersessel platz, der gegenüber eines anderen stand. Dazwischen war ein Glastischchen mit einem Krug voll mit frischem Wasser, aus dem er sich in eins der Gläser daneben ein goss. Nadine war im Büro, das ihr für die letzten Wochen eingeteilt war, verschwunden. Sie sammelte ein paar Broschüren  zusammen und nahm noch einen Notizblock mit. „So wieder da, wie sieht`s aus, Monaco, gehst du allein oder gibt es noch andere?“ „Ich und meine Freundin.“ Nadine war ein bisschen geschockt, auch wenn sie es äusserlich nicht zeigte. „Also, in ein paar Wochen, zu zweit, nach Monaco Das Budget?“ „Das spielt nicht so eine grosse Rolle.“ „Dann wird es nicht allzu schwer sein etwas zu finden,  ich werde mal sehn was sich so für Angebote anbieten. Hier hast du noch einige Prospekte, hier kannst du schon einmal reinstöbern.“ Er nickt und nahm sie entgegen. „Ich habe nicht so viel Zeit, ich wird sonst noch ein anders Mal kommen, danke für die Mühe Nadine.“ Er reichte mir die Hand und packte während er nach draussen ging seine Prospekte ein. Wieso war er so schnell verschwunden?

 

27.07.2014 Montag

Es war eine gute Idee gewesen an der Strasse gegenüber ihrem Haus auf sie zu warten. Zum Glück wusste er bereits wo sie wohnte. Nicht allzu fern von ihm. Bis ins Café war er ihr gefolgt. Zuerst wollte er nicht ins Café sitzen, doch er hatte Hunger und zum Glück hatte sie ihn nicht richtig angesehen. Nach einer Stunde hatte er einer anderen das Geld für zwei Cappuccinos und einen Käsekuchen gegeben und war gegangen. Er musste sich nun um die Andere kümmern. Die wollte einfach nicht warten. Sie konnte nicht auf sein Okay warten, dafür gehörte sie bestraft.

 

27.07.2014 Montag

Um 23:11 Uhr war Peter Gülke, McGaligans Chef, in sein Büro gestürmt und hatte ihn zu einem Tatort geschickt. Anscheinend sollte es eine Verbindung zu Laura Geissmann geben. Er hoffte einfach, dass die Person nicht auch so zugerichtet sein würde wie das letzte Opfer. Der Tatort war dieses Mal nicht in einem Wald, sondern in dem Valenciapark in der Hamburger Innenstadt. Jetzt war er aber zumindest zuversichtlicher, dass der Täter gesehen worden sein könnte. Am Valenciapark angekommen, wartete Martin Valentino schon auf ihn. Verdammt, der sah nicht gut aus, kreidebleich, kein Wort hatte er von ihm verstanden als er aus seinem Wagen stieg. „D-d-das O-opfer w-wurde genau g-gleich zugeri-i-ichtet!“, „Schon gut Martin, ich werde mir alles ansehen.“ McGaligan lief zu den Leuten, die um das Opfer herum standen. Sie fotografierten und sammelten Dinge vom Boden auf. Sie blickten ihn an und an ihren Gesichtern wusste er, was geschehen sein musste. „Sie hiess Melinda Pier, war 19 Jahre alt, aus Hannover, Fesselspuren an den Händen und Füssen. Wurde von einem Brecheisen auf dem Hinterkopf getroffen, Todeszeit war etwa zwischen 20:00-22:00 Uhr. Genaueres dann nach der Autopsie“, der Mann stockte kurz. „Sie hat ausserdem, kein Gesicht.“ McGaligan versuchte sich die Worte einzuprägen aber liess keine an sich heran. Diese Frau sah schlimmer aus als die Erste. Denn diese Melinda hatte auch keinen Hals mehr. Eine riesige Blutlache färbte den Boden rot. Von weitem hörte er neugierige, tratschende Leute beim Absperrband stehen. Das war etwas, was er absolut hasste, Leute die sich die Mäuler zerrissen über so schreckliche Geschehnisse. „Martin pass doch auf!“, schrie ein anderer Kommissar. Martin Valentino war aus Versehen mit dem Schuh in eine kleine Blutpfütze gestanden und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. „Verdammt, t-tut mir leid.“, er ging zu seinem Wagen und versuchte seinen Schuh mit einem Tuch sauber zu wischen. „Karl, dieser wird dir noch so einige Mühen machen, krieg den in den Griff, den kann man am Tatort einfach nicht brauchen, jemand der Spuren verwischt hat bei der Kripo nichts zu suchen!“, sagte Frank Welnich zu McGaligan. „Der ist noch in der Ausbildung, Frank, du weisst doch, jeder muss mal anfangen.“ Er klopfte ihm auf die Schultern und ging zurück zu seinem Wagen.

 

27.07.2014 Montag

Er musste sich das Blut von den Händen waschen. Es ging einfach nicht weg. Wieso konnte sie ihn nicht in Ruhe lassen? Er fühlte sich eigenartig, wieso? Bei Laura hatte er doch auch nicht viel ausser ein leises Bedauern gefühlt. Ein Autofahrer hatte ihn gesehen, ob der im Auto wusste, wieso er dort war? Nein! Nein! Nein! Wenn es einen Zeugen gab, musste er ihn loswerden. Was war nur mit diesen Frauen los? Wieso konnten die nicht einfach mit ihrer Gier warten? Er verstand die Lust nicht, die sie in sich hatten und er nicht wollte, dass sie ausbrach, bevor er damit einverstanden war, es musste perfekt sein. Doch die beiden waren es nicht. Vielleicht hatte der Autofahrer ihn auch nicht gesehen, immerhin hätte er ihn fast überfahren und er war schnell weiter gerannt. Sein Auto war in der Werkstatt, im Wald vor ein paar Tagen hatte sein Fahrzeug sich einen Platten geholt, nur mit Glück hatte er es nach Hause geschafft. „Scheisse!“, fluchte er, als er sich im Badezimmerspiegel ansah.

 

Psychospielchen

27.07.2014 Montag

Mist! Der letzte Bus war abgefahren und das ohne sie. Nadine kramte in ihrer Handtasche, vielleicht hatte sie ja genug Geld für ein Taxi dabei. Natürlich nicht. War ja klar. Dann hiess es wohl laufen. Gute 2 Stunden hätte sie zu Fuss. Um diese Zeit waren nicht mehr viele Leute auf der Strasse, ein Hund bellte hie und da. Zwischendurch fuhr ein Auto an ihr vorbei. Sonst, absolute stille. Kalt war es, der Sommer hatte nicht viele heisse Sonnenstrahlen gebracht. Einen Pulli hatte sie verständlich auch nicht dabei. Sie steckte sich die Ohrstöpsel in ihr Handy, danach in die Ohren, klickte auf den Playbutton auf dem kleinen IPhone Bildschirm. Bring me to life…I`ve been living a lie…Nadine liebte dieses Lied. Einer ihrer früheren Freunde zeigte es ihr mal. Evanescence war der Name der Band. Bring me back to Life war auch das einzige was sie von dieser hörte.  Es wurde immer kälter. Ihr Handy zeigte 21° Grad an, von wegen, es war höchstens 15° Grad oder so. Dieses App war der grösste Mist. Ein klimpern liess sie herumschrecken. Ihr fielen die Ohrstöpsel auf den Boden, samt Handy. Der junge Mann schaute sie bestürzt an. „Es tut mir so leid, wenn etwas nicht mehr funktioniert, werde ich ihnen sofort ein neues erstatten.“ Der Mann bückte sich und hob das Handy mit den Hörern auf. „Hier.“ Nadine brachte kein Wort heraus. Was wollte der denn? „Ah! Hab ich schon fast vergessen, das ist Ihnen hinunter gefallen.“ Er machte seine Hand auf in der er etwas gegriffen hatte. Eine kleine Glasmurmel mit Blau-Weissen Schimmer. „Danke.“ Nadine betrachtete ihr Handy genau und zeigte ihm dann den Bildschirm. „Heile, nichts passiert.“ Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Sie nahm die Glasmurmel entgegen und er verabschiedete sich mit einem Wink, verschwand dann in der Richtung von der sie kam. War Nadine jemand entgegengekommen? Vielleicht war er ihr auch gefolgt, obwohl dies, war ja nicht gerade einen Grund, jemanden so zu erschrecken. Die Murmel war eine von vielen die im Büro in Gläsern ausgestellt worden waren. Wo war die denn rausgefallen? Nadine bewegte sich wieder in Richtung ihres neuen Hauses, steckte sich die Ohrstöpsel aber nicht wieder in die Ohren. Endlich zu Hause angekommen, liess sie sich gleich von Simon einen Tee aufkochen. „Gott war dieser Tag anstrengend!“, stöhnte sie erschöpft vom Stuhl in der Küche, auf dem sie platz genommen hatte. „War die Schabracke wieder fies?“, er grinste hämisch. „Ej, sowas sagt man nicht, aber ja hast Recht, sie hat wieder ein Trara um Nichts gemacht. Ausserdem war Rebecca zu Besuch. Glaub mir, die ist wegen nichts zur Chefin gerannt und hat was gemault wegen falschen Rechnungen und so was. Die ist doch keine zwölf mehr!“ Simon setzte sich gegenüber von Nadine. „Alltag?“ Sie nickte. „Wo ist denn Raya?“ Er zuckte mit den Schultern und schlürfte genüsslich seinen Kaffee. Er mochte keinen Tee. „Schmeckt wie Kräuter nur ohne den Glücksmoment“, sagte er immer. Was das wohl zu bedeuten hatte. Ob er nicht doch Schwul war? Nadine kicherte leise vor sich hin. Der Kopf von Raya reckte sich in die Küche. „Was gibt’s zu lachen?“ Mit Handwedeln, gab sie ihr zu verstehen dass es nicht Wichtig war.

 

 28.07.2014 Dienstag

Da war nur ein Weg, Grau, schmal und lang. Nichts war Drumherum, alles Schwarz man konnte nach Rechts und Links sehen, doch da war Nichts, so als ob man die Augen Geschlossen hätte, die ganze Zeit, ausser man hätte den weg entlang geschaut. Nadine lief den grauen Weg entlang. Es fühlte sich an, als ob sie im Kreis laufen würde. Ewig war sie gelaufen. Etwas packte sie am Fussknöchel, eine schwarze Hand, und zog sie ins schwarze Nichts. Sie stand wieder in der Nähe des Lagerfeuers. Das riesige Maul, mit den weissen grossen Haizähnen schnappte wie aus dem Nichts nach ihr. Schnell ausgewichen, starrte sie die unheimliche Gestalt an. Knallgelbe Augen funkelten sie belustigend an. Oder, waren es blaue Augen? Kurz unkonzentriert schnappte das Wesen wieder nach ihr. Ein kurzer stechender Schmerz durchströmte ihre linke Hals Seite. Aus dem Schlaf aufgeschreckt, rappelte sie sich in ihrem Bett auf und schaute benommen und noch immer etwas verwirrt  auf den Wecker, der neben ihr einen Höllen Lärm machte. Wie von einer Biene gestochen, fasste sie sich an den Hals, alles war gut, sie hatte keine schmerzen, ihr Hals schien In Ordnung zu sein. Es fühlte sich so echt an. Fünf Stunden, dann war es Zeit zum aufstehen, sie war müde, konnte dennoch nicht noch einmal einschlafen. Nadine schlurfte in die Küche und holte sich ein Stück Kirschkuchen aus dem Kühlschrank. Den hatte Raya von einem Kongress mitgebracht. Wann war Nadine eigentlich eingeschlafen? Zuletzt an was sie sich erinnern konnte, war, wie sie auf der Couch neben Raya und Simon eingeschlafen war. Der Krimi den sie gesehen hatten, war gar nicht so schlecht, dann musste sie wohl vor Müdigkeit eingeschlafen sein.  Nadines IPhone Klingelton meldete sich aus ihrem Zimmer. Sie wollte nicht aufstehen, der Küchenstuhl schien plötzlich so gemütlich. Mit einem Ruck schlurfte sie zurück in ihr Zimmer und suchte ihr IPhone, zwischen den tausenden Kleidern am Boden. Endlich gefunden, war der Klingelton schon verstummt. Unbekannter Anruf in Abwesenheit, stand auf denn Display. Sie wollte es gerade wieder auf ihren Kleiderhaufen werfen, als es wieder zu klingeln begann. Ungeschickt war sie auf den, abnehmen, Button getappt. „Hallo?“ Stille, kein Mucks war auf der anderen Leitung zu hören: „Hallo? Wer ist da?“ Noch immer konnte man keinen Laut vernehmen. Sie wollte gerade den, Ab henken, Button klicken, als sich eine raue und künstliche Stimme meldete. „Schätzchen, du weisst, ich werde immer bei dir sein, wunderschön hast du Gestern ausgesehen, und bedienen kannst du auch gut.“ War das ein Witz? „Tut mir Leid, wer ist da?“ Wieder keine Antwort. „Du gehörst zu mir, unsere Wege kreuzen sich ständig, ob es Zufall ist? Auf deiner Party, warst du aber unfreundlich, keine richtige Unterhaltung konnten wir führen. Das wird sich bald ändern, denn du und ich, bis uns die Ratten fressen.“ Das war ja abartig was die Person am anderen Ende des Telefonates faselte. „Tut mir Leid, sie haben sich wohl verwählt.“ Ohne weiter hin zu hören, drückte sie auf die Standby Taste des Handys, somit wurde das Telefonat automatisch abgebrochen. Ob dieses Gespräch für sie gedacht war? Ein Spinner, geflohen aus einer Anstalt? Die Müdigkeit überfiel sie wie ein Windhauch, gedankenlos schlüpfte sie unter ihre Decke, in ihrem warmen Bett. Dieses Mal träumte sie nichts mehr.

 

28.07.2014 Dienstag

Sie hatte ihn nicht ernst genommen! Wahrscheinlich, musste er sie einfach besser kennenlernen, sie treffen, bei der Arbeit, auf der Uni oder vielleicht auch zu Hause. Nur so konnte er ihr zeigen, dass sie zusammen gehörten. Durch ihre Mitbewohner? Simon Hagner, 19 Jahre alt, aus Hannover, Angestellter in der Bäckerei Vogner. Seit kurzem wohnte er mit Raya Lasime, 20 Jahre alt, aus Bulgarien, seit 10 Jahren in Deutschland, zusammen. Natürlich noch mit Nadine Keiz, 20 Jahre alt, aus Deutschland geboren in Zürich, seit 17 Jahren in Hannover lebend. Studierende an der Universität BKT Psychologie und Wirtschaft. Zwischenjob in einem Café namens Rosalint und in einem  Reisebüro am Hamburger Bahnhof. Geschwister keine, keine mehr. Vater, hatte die Mutter und sie verlassen als sie drei war. Zogen danach aus der Schweiz nach Deutschland. Er hatte die Infos über die drei oft durchgelesen, so, das er sie auswendig kannte. In seinem Computer gespeichert in einem Ordner, unter „Meine zukünftige“. Er sass gerade vor seinem Computer und schaute sich die Bilder von Nadine in ihrem Facebook Profil an. Sie lachte, auf jedem der Bilder, die sie reingestellt hatte, lachte sie. Ausser auf einem, da sass sie an einem Klippenrand in Korea und schaute in die Ferne. Es war sein Lieblingsbild, denn da fühlte er sich ihr besonders nahe. Mit einem Finger strich er über das Bild im Internet. Wenn er sie doch nur in echt so berühren könnte. Mit seiner Faust schlug er auf den Tisch, so das die Dose mit Red Bull auf dem Boden landete und der Inhalt hinaussprudelte. Sie war unschuldig, so eine Unschuld wollte er haben, eine die sein warten akzeptieren würde, die ihn ohne Gier anschauten vermöge. Er musste sie sehen.

 

03.08.2014 Montag

Einige Tage waren vergangen, der Anrufer hatte sich nicht noch einmal  gemeldet, war wohl doch falsch verbunden gewesen. Simon war in die Berge gefahren, seit neustem hatte er eine Freundin. Mina hiess sie, sah genau aus wie Aria von der Party. Auffällig, denn er war mit ihr zusammen gekommen, seit Aria sich per SMS wieder bei ihm meldete. Naja, war ja seine Sache. Raya war in einem Schauspielkurs der über zwei Wochen ging. Das hiess Nadine war alleine in der Wohnung, nicht das dass schlecht gewesen wäre, sie konnte sich vor dem Fernseher auf der Coach entspannen ohne das jemand ständig wegen der Sendung die sie sehen wollte maulte. Die Uni hatte auch wieder begonnen vor einigen Tagen und Professor Shine war nicht aufgekreuzt. Ein Vertreter übernahm die Vorlesungen. Richtig heiss sah der aus, gross, schlank, muskulös und er redete verständlicher als Professor Shine. Offenbar hatte es ein Familienproblem gegeben. Naja destotrotz mochte sie Shine, er war immerhin seit 2 Jahren ihr Professor gewesen und half ihr wo es auch ging. Bones die Knochenjägerin kam gerade im Fernseher. Nadine war ein grosser Fan von der Hauptdarstellerin. 22:13 stand auf der Leiste unterhalb des DVD Rekorders. Ihr Handy klingelte. Wer rief denn bitte noch um diese Zeit an? Der Psycho vielleicht? Nein, es war Lian. „Hallo?“ Kurze Pause. „Hei, hier ist Lian. Sorry für die späte Störung, ich wollte nur kurz fragen wie es wegen den Tickets für meinen Urlaub aussieht.“ Lian war vor zwei Tagen noch einmal im Geschäft aufgetaucht und buchte einen Flug nach Montenegro. „Ah Lian, ja, ich habe mich erkundigt, du hättest die Tickets eigentlich bekommen sollen.“ „Es ist nur so, es steht ein falsches Datum auf den Tickets, könntest du da was machen?“ Da hatte die Schabracke wieder Mist gebaut. „Klar, ich werde mich darum kümmern.“ Er bedankte sich und legte auf. Immer musste sie die Fehler ihrer Mitarbeiterin ausbügeln, dafür war sie nur Aushilfe. Wieder auf die Couch gelegt, nickte sie wenig später ein.

 

03.08.2014 Montag

McGaligan wusste nicht mehr weiter. Er hatte noch nie einen Fall bei dem er keine Hinweise auf den Täter hatte. Früher oder Später fasste er sie immer. Doch das war kniffliger. Keine Fasern von Kleidungen oder Hautpartikel in den Fingernägeln, fast als hätten sich die Opfer nicht gewehrt. Das musste heissen, dass sie freiwillig mit der Person unterwegs waren, sogar kannten. Doch warum also, wusste keiner der Familienmitglieder mit wem sie unterwegs waren, wer es sein konnte oder überhaupt was das Motiv zu dieser entsetzenden Tat war? Es schien, als gäbe es den Täter gar nicht. Doch es musste sie oder ihn geben. Und er würde die Person überführen. Smithi aus der Anthropologie war gerade angekommen, der verrückte kam immer persönlich wenn es um Morde der extremen Art ging. „N`abend McGaligan“ er schlurfte mit diesem kühlen Blick und dem lahmen Gang den er immer hatte in sein Büro. „So, ich habe nicht viel, doch genug um die Suche einzugrenzen.“ McGaligan hob seine linke Augenbraue. Das tat er immer, wenn er so tun wollte als wäre er nicht gespannt was als nächstes kommen würde, doch innerlich explodierte er schon bereits. “Also.“ Smithi setzte sich auf den Stuhl gegenüber von McGaligan und klatschte einen Ordner auf den Tisch. „Los! Nun sag schon, mach mich nicht verrückt!“ Smithi liebte diese Spielchen, man konnte meinen es erregte ihn. Diese Leute, die Leichen untersuchen konnten, auseinandernehmen konnten und ihren Inhalt oder was davon übrig war, begutachteten, waren doch alle Krank, dachte er. Doch trotzdem halfen sie ihnen bei den Fällen, die ohne jedes Detail nicht aufgeklärt werden konnte. „Ich wusste, du platzt vor Neugierde.“ Er öffnete den Ordner und holte eine Akte mit der Aufschrift `*Laura Geissmann* hervor. Er blätterte einige Seiten durch, bis er auf der Seite des Schädelröntgenbildes zeigte. Das Hämatom auf der linken Seite, hier“ Er zeigte auf den übrigen linken Knochenteil des Schädels, da die hintere Seite nicht mehr vorhanden war. „Hier sind eindrücke, die von einem grösseren Metall Gegenstand wie einem Golfschläger verursacht wurden. Diese Kraft, die hier benötigt wurden, waren eindeutig von einem Mann verübt worden. Wahrscheinlich wurde der Hinterkopf weggeschossen, damit man dies nicht nachweisen konnte. Das bedeutet es musste ein Mann zwischen 25 bis 40 sein. Ausserdem einer der grösser als 1`80 Meter gross war, sonst hätte er niemals von der Höhe der Frau zum Winkel der Hämatome einschlagen gekonnt.“ Smithi grinste, das tat er wenn er sich überlegen fühlte. „Gut, inwiefern sollte mich das nun weiter führen? In dieser Stadt gibt es Tausende, die in dieses Chema passen.“ McGaligan wurde ungeduldig. Das wurde er normalerweise nie, doch dieses Mal hatte er das Gefühl etwas übersehen zu haben. „Ich bin noch nicht fertig, das Kleid das Laura Geissmann und Melinda Pier trug, war aus dem selben Stoff und von dem selben Hersteller. Ich habe Martin Valentino das Kleid überreicht, nachdem ich es gründlich untersucht hatte. Reinste Seide zu 100%. Der Täter hatte anscheinend einiges springen gelassen für die jungen Frauen.“ McGaligans Augen weiteten sich. „Interessant, das muss heissen die Frauen kannten ihn, traffen sich mit ihm, vielleicht hatten die Opfer sogar eine Beziehung zu dem Täter. Dennoch gab es keine Anzeichen zu Missbrauch der Opfer am Tatort. Wenn man bedenkt, dass sie weisse Cocktail Kleidung trugen, waren sie wahrscheinlich unterwegs zu einer Party oder Event.“ McGaligan drückte auf einen Schalter der neben dem Telefonhörer angebracht war. „Martin, ins Büro.“ Smithi klappte die Akte wieder zu und schob sie McGaligan gegenüber von sich zu. „Wenn ich weitere Indizien finde werde ich mich melden.“ „Danke. Smithi, hoffen wir, dass wir uns nicht sobald wieder sehen werden.“ Er drehte sich um und verschwand aus dem Büro. Martin Valentino kam gerade rein als die Tür wieder ins Schloss fiel.  „Was gibt’s?“ „Setz dich kurz.“ Martin stellte sich vor das Fenster im Büro und schaute hinaus. „Also?“ „Kannst du bitte alle Läden die Stoffe aus 100% Seide verkaufen herausfinden, es geht um reines weiss und ausserdem brauche ich alle Namen der Events die am 23.07 und 27.07. stattfanden, Partys, Feiern, alles wozu man am besten ein Cocktailkleid trug.“ „Wird erledigt.“ „Und Martin. Für die nächsten Aussendienste wirst du nicht in Einsatz gebracht.“ Ohne sich umzudrehen ging Martin aus seinem Büro.

Es war noch lange nicht das Ende

06.08.2014 Donnerstag

Professor Seiler brachte die ganze Uni zum staunen. Er gab sich unheimlich mühe das niemand einschlief, es gelang ihm ohne Zweifel. Er sprach über den Mord von Laura Geissmann. Anscheinend hatte er sie gekannt, er erklärte wie bei einem Mord vorgegangen wurde. „Viele Menschen würden sagen, es sei anstandslos über jemanden der Tot ist zu sprechen. Doch: Es ist wichtig zu erfahren was in der Welt geschieht. Leider verschliessen die meisten die Augen, da es sie nicht selbst betrifft, doch kann es jeder Zeit passieren das auch Ihnen so etwas passiert.“ Ein murmeln ging durch die Studientaten. „Es geht nicht darum, sie zu erschrecken, oder das sie nun ihre Sachen packen und sich in eine Ecke zu Hause verkriechen, es geht alleine um die Tatsache wachsam zu bleiben. Genau dieses Thema werden wir nun gemeinsam durchnehmen. Ich bitte darum, die Handys wegzulegen und mir zuzuhören, ich war drei Jahre als Polizist tätig, viele Polizisten erleben nicht einmal in ihren 40 Jahren, was ich schon erlebt habe.“ Alle hörten gespannt zu, noch nie sah Nadine dass alle zuhörten, geschweige den sich Notizen machten. Zwei stunden redete er über die Gefahren im Alltag, kleine, grosse und auch über tödliche. Punkt acht Uhr, war die Vorlesung vorbei. „Ehm, Herr Seiler, können sie mir diesen Teil nochmals erklären?“ Er packte gerade seine Sachen zusammen, die meisten hatten sich schon verkrümelt. „Heute schienen alle einmal alle bei der Sache gewesen zu sein. Ich werde Ihnen gerne weiterhelfen, doch jetzt werde ich erstmal nach Hause gehen, Sie können mir gerne ihre E-Mail hinterlassen, dann kann ich ein Dokument schicken wenn Sie es wünschen.“ „Danke.“ Er reichte Nadine die Hand und ging durch die grosse Saaltür. Raya kam mit schleppendem Gang in die Küche. “Mensch, du glaubst nicht wen ich getroffen habe! Leon war in meinem Tanzkurs mit seiner neuen Olle!“ Nadine schüttelte den Kopf. „schön dass du zurück bist“ „Spar dir deinen Sarkasmus, der ist das letzte, will sich mit mir vertragen, taucht auf der Party nicht auf und nun hat er eine neue!“ „Raya, bitte, hör auf. Du bist selbst Schuld, fertig mit Selbstmitleid!“ Tränen tropften von ihrem Kinn hinunter auf die Schüssel mit Spagetti. Schnell bereute sie ihre Worte und nahm sie in die Arme. „Vergiss Ihn. Er hat`s versaut, nicht du, ja okay, du auch“ „Nadine!“ „Ja, er hat`s vergeigt.“  Zum Glück sah Raya nicht wie sie die Augen verdrehte hinter ihrem Rücken.“ So, ich muss jetzt lernen, wir reden später.“ Raya wischte sich die tränen von den Wangen und vom Kinn und leerte den Teller Spagetti`s in den Müll. Es war kurz nach Acht Uhr, Raya hatte sich in ihr Zimmer verzogen und im Radio lief gerade von Nirvana Smells like Teen Spirit. Nadine musste den Radio zurück drehen, sie ging an ihr Handy das etwa zehn Minuten lang geklingelt hatte und sie keine Lust hatte ran zu gehen: „Ja?“ Keiner antwortete. „Hallo, bist du es du Spinner? Lass mich in Ruhe!“ „Hallo? Nadine bist du es? Ich bin Professor Seiler von der Universität“ Sie erschrak. „Herr Seiler, tut mir leid. Ich dachte sie seien jemand anderes.“  „Alles in Ordnung? Ich wollte sie so spät nicht noch stören. Doch dachte ich nach den letzten Noten die von ihnen gesehen hatte könnten sie doch meine Hilfe ganz gut gebrauchen.“ „Danke. Ich werde mir vornehmen mehr für die Uni zu tun. „Dann kann ich ja beruhigt sein. Ich werde ihnen einige Dokumente per Fax schicken. Haben Sie ein Fax?“ „Nein leider nicht, doch wenn es nichts ausmacht, könnte ich sie auch holen kommen, morgen habe ich ja Seminar und kann deshalb nicht in die Uni kommen.“ Stimmt, ich werde Ihnen  die Adresse schicken, dann können Sie vorbei kommen.“ „Danke, für Ihre mühe.“ „Ich erwarte Sie dann in den nächsten Tagen.“ „Gut.“ Nadine tippte auf den auflege Knopf. Woher hatte er ihre Nummer? Naja, das war nun auch egal, wahrscheinlich aus dem Internet.

 

06.08.2014 Donnerstag

„Das war am 22.07, ich weiss das so genau weil ich mit ihr im Kino gewesen bin, der Film so schlecht war und ich deshalb am Freitag den Tag darauf ziemliche Kopfschmerzen hatte. Wir waren zusammen eins trinken und am Freitag 02:12 ging ich auf den Bus B12 Weinfelder nach Reinackergasse. Das war das letzte Mal das ich sie sah, geschweige Kontakt hatte.“ „Wussten sie von Problemen die sie hatte?“ „Nein, Laura war was das anging sehr verschlossen, man musste ihr alles regelrecht aus der Nase ziehen.“ Das hiess also, das Laura Geissmann wohl nicht viel über ihr Privatleben redete, was das ganze noch beschwerlicher machte. „War sie in einer Beziehung? War ihnen etwas aufgefallen bezüglich ihres Verhaltens?“ „Wie ich gesagt habe, sie erzählte nicht sonderlich viel, ich war fünf Jahre mit ihr befreundet, in diesen Jahren erfuhr ich nicht viel über sie. Doch was mir auffiel, sie lachte viel, an diesem Abend mehr als in den fünf Jahren als ich sie kannte. Ich dachte mir, sie hätte jemanden kennengelernt, fragte sie aber nicht danach.“ „Danke für ihre Kooperation. Schönen Tag noch.“ „Mister McGaligan, sie werden diese Person, die ihr das angetan hat, doch finden oder?“ „Ja, Miss Lorenz, ich werde mein Möglichstes tun.“ Er wandte sich von der jungen Dame ab und stieg in seinen Honda. Also er hatte nun 4 Studenten befragt, alle hatten sie in der Woche ihres Todes gesehen, keiner wusste etwas Genaueres über sie und anscheinend war gerade etwas passiert, das ihr Leben bewegte, er musste noch einmal mit der Tante des ersten Opfers sprechen. Die Eltern von dem zweiten Opfer waren gerade im Ausland, man konnte sie noch nicht erreichen, die Freunde und verwandten die gerade erreichbar waren, wurden von Martin Valentino befragt. McGaligan stand gerade vor Misses Schneiders Tür, wollte gerade klingeln, als er aus dem linken Winkel eine Gestalt hinter einem Baum verschwinden sah. „Hallo? Misses Schneider, sind sie das? Ich bin Offizier McGaligan, ich habe noch ein paar Fragen an sie.“ Die Gestalt hinter dem Baum sprang über den Zaun der das ganze Gelände des Hauses umgab. „Hay!“ McGaligan machte einen Satz zum hinter her rennen, da ging die Tür vor der er stand auf. „Offizier? Tut mir leid, ich war in der Waschküche, ich habe sie wohl nicht klingeln gehört. Ich sah sie von unten, da ist ein kleines Fenster.“ McGaligan schaute zu dem Zaun, über den die geflüchtete Person gesprungen war, kurz widmete er sich dem kleinen Fenster einen Meter von der Tür zu und trat dann in das Haus ein. „Was kann ich für sie tun? Ich hatte ihnen alles gesagt was ich wusste.“ Dieses Mal setzte er sich nicht ins Wohnzimmer.“ „Hatte ihre Nichte einen Freund?“ „Einen Freund? Laura? Ich glaube kaum das Laura einen freund hatte.“ „Wie kommen sie denn auf diese Theorie?“ „Sie war nicht der Typ Frau, die sich für Männer interessierte.“ „Ich würde mich gerne mal In Ihrem Zimmer umsehen.“ „Ich gehe ungern in Lauras Zimmer, ausserdem haben Ihre Mitarbeiter schon alles gründlich durchsucht.“ „Bitte zeigen sie mir wo es ist, sie können draussen bleiben wenn Ihnen nicht wohl ist dabei.“ Frau Schneider zögerte, führte ihn aber dennoch wiederwillig zu Lauras Zimmer. „Hier ist es, ich werde Ihr Zimmer räumen lassen, ich kann es nicht ertragen an diesem Zimmer vorbei zu laufe und keine Musik oder das kleinste Geräusch zu hören das aus diesem Zimmer erklingt.“ Was versteckte diese Frau? Ihre Trauer schien wie nie da gewesen zu sein, auch das  Zimmer Ihrer Nichte wurde schon bald geräumt, wenn man bedachte das es Menschen gab die die Zimmer ihrer verstorbenen Jahre noch so liessen wie sie einst waren, war das mehr als verdächtig. Lauras Zimmer war im Erdgeschoss, gross und aufgeräumt. „War Lauras Zimmer immer so gut aufgeräumt?“ „Nein, sie war eine Chaotin, das meiste war am Boden zerstreut. Ich fand die Kraft noch nicht, aufzuräumen.“ „Das ist eigenartig, weshalb ist hier denn kein einziger Staubkrümel auf dem Boden?“ Frau Schneider betrat den Raum. „Das ist kann nicht sein ich habe- Was zum! Hier war jemand! Heute Morgen sah noch alles aus als ob eine Bombe eingeschlagen hätte.“ Sie sagte die Wahrheit, Angst lag in Ihren Augen. „Hier wurde eingebrochen.“ McGaligan betrachtete das Fenster neben dem Computer. „War dieses Fenster schon leicht geöffnet oder wurde es aufgebrochen?“ „Nein, es war alles geschlossen, die Polizei die hier alles untersucht hat, nahm nur ein paar Dinge mit, öffnete die Fenster aber nicht.“ „Das bedeutet, Jemand brach ein, räumte das Zimmer auf und ging?“ „Man kann nicht einbrechen, es gibt Sicherheitsglas und Sicherheitsblöcke, man braucht einen Schlüssel um von innen und aussen aufmachen zu können.“ Es gab also eine Person ausserhalb mit Zugang zu diesem Haus?“ „Nein, nur ich und Laura hatten einen Schlüssel, beziehungsweise ich habe einen. Da fällt mir ein, ich hatte ein Foto gefunden von einem jungen Mann, ich wollte saubere Wäsche versorgen da sah ich es, dachte mir aber nicht viel dabei.“ „Als ich bei Ihnen vor der Haustür stand, flüchtete eine Person von ihrem Grundstück. Wissen sie wer das war?“ „Natürlich nicht, ich nehme doch keine Strolche bei mir auf! Was ist wenn er zurück kommt? Ich brauche Schutz! Offizier McGaligan können sie mir Schutz garantieren?“ „Ich werde ein paar Leute her schicken, die werden einige Tage dafür Sorgen das nichts geschieht. Was meinten sie mit ein Foto mit einem jungen Mann? Sie haben doch gesagt sie hatte keine Männer kontakte.“ „Ich sagte ich denke sie hatte keine, doch wer wusste schon was in ihr vorging. An das Foto hatte ich nicht mehr gedacht, weil ich es nicht relevant fand. Es müsste hier sein.“ Frau Schneider öffnete eine Kommode, durchsuchte die mit Socken und Strümpfen gefüllte Schublade. „Weg, es ist weg!“

 

06.08.2014 Samstag

Es war so melancholisch in Lauras Zimmer zu stehen. Es war Typisch das Sie nicht aufgeräumt hatte bevor sie sich mit ihm traf. Obwohl Sie wusste wie sehr er es hasste, die Unordnung. Er war oft hier, als sie sich trafen, ein Schlüssel den sie ihm gegeben hatte, brachte ihm Zugang zum Haus, jedoch nur durch das Fenster. Sie hatte immer gesagt: „Meine Tante will das Geld das meine Eltern mir überlassen haben, deshalb sucht sie Gründe mich zu vertreiben, ich will ihr keinen Grund geben, ich bleibe in diesem Haus, ich werde nicht verschwinden ehe sie nicht versteht das sie keine Chance hat.“ Es war Perfekt. Er hatte zuerst einen Fehler gemacht, nicht bemerkt das er einen Hinweis hinterliess, doch jetzt war nichts mehr übrig was ihn hätte in Verdacht bringen können. Niemand kannte ihn, niemand wusste dass es ihn gab, niemand wusste dass er sie von der Sünde befreite. Oft hatte er auf dem Bett, vor dem er nun stand, gelegen, sie sahen sich an und schwaigten, es wurde nicht oft geredet, das mochte er, stille und nur das beisammen sein, doch sie hatte es zerstört. Sie wurde ungeduldig, hatte ihre Hände plötzlich unter seinem T-Shirt und küsste Ihn. Weshalb war sie nicht geduldig? Es war so Perfekt, doch ihre Sünde brachte sie ins Verderben. Er räumte das Chaos auf und schlüpfte aus dem Fenster hinaus, durch das es rein kam. Das Foto von ihm, das sie heimlich geschossen hatte, knüllte er in seiner Jackentasche fest zusammen. Draussen hörte er einen Wagen heran fahren. Es war der Offizier der die Leitung der Ermittlungen führte. „Suche, doch wirst du nichts finden.“, Flüsterte er in sich hinein. Nachdem der Offizier näher kam, versteckte er sich hinter einer Eiche, im Garten. Im richtigen Augenblick huschte er über den Zaun davon.

 

08.08.2014 Samstag

Ein Licht brannte, schien die Küche zu sein. Nadine drückte auf den Knopf und ein leises Surren bestätigte, dass es klingelte. Es dauerte nicht lange da öffnete sich die Treppenhaustüre automatisch. Etwa 20 Treppen stieg sie nach oben und gelangte an zwei Türen, eine Links, eine Rechts. Sie entschied sich für die rechte, da sie einen Spalt geöffnet war. “Hallo? Professor Seiler? Ich bin es Nadine“ Es klapperte aus einem Raum, unüberhörbar. Sie ging in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich zu. Lautlos bewegte sie sich zu dem einzigen Raum mit Licht.. „Professor Seiler?“ Professor Seiler stand in Boxershorts vor einem Teller mit Ravioli die schwarz und übelriechend nach verbranntem waren. „Oh, Nadine, ich dachte sie seien meine Mutter.“ Sie musste schmunzeln. „Ich hatte ja am Telefon bereits erwähnt das ich die nächsten Tage mal vorbei kommen würde.“ „Klar, kein Problem, ich zeige Ihnen kurz das Wohnzimmer, wenn man es so nennen kann.“ Gegenüber, war ein kleiner Raum eingerichtet mit einem Bett, Wandschrank, Sofa, Fernseher, einer Pflanze im Topf und einem Bücherregal. Nadine setzte sich auf das Sofa, das knallig grün war und direkt vor einem Röhrenfernseher stand. „Ich werde mir nur kurz etwas überziehen.“ Sie nickte, stand wieder auf und betrachtete die vielen Bücher im Bücherregal.  Die meisten Bücher waren von Bertold Brecht. Einem bekannten Lyriker der 1898 geboren wurde und noch immer sein Wissen teilte. Natürlich metaphorisch in Büchern. Nadine bemerkte nicht dass Professor Seiler hinter ihr stand und sie beobachtete. „Ich wusste nicht, dass sie sich für Lyrik interessieren.“ Nadine zuckte:“ Normalerweise nicht, doch er fasziniert mich auf eine Art und weise, ich habe selbst einige Bücher von ihm gelesen.“ „Das freut mich, das es jemanden gibt der in diesem Alter solch etwas zu würdigen weiss.“ Nadine drehte sich zu ihm um und schaute ihm direkt in die Augen. „Viel älter sind sie wohl nicht Profess-„ „Sven, sagen sie mir Sven.“ „Gut, Sven, mir sagst du ja auch Nadine, doch lass mal das Sie weg.“ Beide lachten und setzten sich auf das Sofa. „Danke dass ich vorbei kommen durfte.“ „Verraten sie den anderen nichts, immerhin helfe ich einer Studentin bei mir zu Hause.“ Nadine wurde rot, zumindest dachte sie das, den eine Hitze durchfuhr sie. „Hier die Dokumente, bei Fragen kannst du gerne eine E-Mail schreiben oder anrufen.“ „Die Zeile, die ich nicht verstehe, kannst du sie mir kurz zeigen?“ Er klappte die Dokumentenmappe auf und blätterte ein Weilchen. Bei der Seite 48 streckte er den Daumen in die Mitte und zeigte mit der anderen Hand auf einen Text. Lange diskutierten sie über diese Seite und der Bedeutung die sie Inne hatte. Zwei Stunden waren vergangen als Nadine sich vom Sofa erhob und sich mit einem Kuss auf die Wange bedankte. „Keine Sorge, ich werde in Zukunft alleine klarkommen, danke für deine Hilfe, Gute Nacht.“ Ein schwaches lächeln huschte über sein Gesicht und als er die Türe schloss, merkte er, sein Herz war viel zu schnell.“

 

09.08.2014 Sonntag

Er schwang das Brecheisen gegen ihren Hinterkopf, ohne wiederstand sackte sie zu Boden. Blut quoll aus der Platzwunde. Er stand nur einen Meter von ihr und betrachtete ihr Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, ein Blutstropfen kam aus ihrem Mund, sie keuchte. Wieso waren die Menschen so neugierig? Seine Pläne hatte sie vollkommen aus dem Fugen gebracht. Sie hatte ihn gesehen. Er nahm seine Schrotflinte, er hatte sie von seinem Grossvater, er war so ein kluger Mann, er hatte ihn viel gelehrt und verprügelt wenn es nicht so kam wie er es wollte, eines Nachts, erschoss er seinen Grossvater. Die Schrotflinte war eine hübsche Erinnerung an der Siegreichen Nacht. Jetzt zielte er auf die Frau am Boden, direkt auf den Kopf. Ein Schuss, er hatte es so oft geübt. Die Farm auf der er zu schiessen lernte, hatte nun keine Hühner mehr. Die Besitzer hatten geweint als sie sahen, dass alle ohne Kopf noch einige Minuten herumirrten. Er grinste. Er tat das doch nur für seine Mouse. Sein Finger wanderte auf den Abdruck, PANG! Seine Augen glitzerten, sein Gesicht lachte und sein Ausdruck auf dem Gesicht hätte Fliegen beim blossen Anblick zu Boden fallen gelassen. Schnell packte er seine Flinte in den Koffer den er dabei hatte, stieg aus dem Fenster, lief aus dem Garten zu seinem Auto und fuhr los.

 

10.08.2014 Montag

Nadine setzte sich neben Simon auf die Bank im Saal wo Professor Seiler seine Vorlesung hielt, der morgens kurz vor Uni beginn noch in der Küche auftauchte. Er hatte die letzten zwei Nächte bei seiner Freundin verbracht und fand es nicht notwendig sich kurz bei ihr oder Raya zu melden. „Kannst du mir deine Notizen geben? Ich war die letzte Woche nicht da.“ Simon drehte einen Kugelschreiber zwischen seinen Zeige- und Mittelfinger im Kreis. „Man geht auch nicht am Anfang des neuen Semesters in die Ferien!“ Schnauzte sie ihn an. „Also bitte, mühe das aufzuholen hätte ich nicht, doch du willst irgendwann auch mal wieder etwas von mir oder?“ Er grinste hämisch. Manchmal war er ein richtiger Stinkstiefel. „Gut, aber nur kurz, Professor Seiler hat mir extra geholfen, ich will nicht, dass sie verloren gehen.“ „Was? Der Prof war bei uns zu Hause?“ „Natürlich nicht. Ich war bei ihm.“ Simon klappte die Kinnlade hinunter und die wollte einfach nicht wieder schliessen. „Was habt ihr gemacht?“ „Nichts, er wollte mir helfen, ich habe mich ihm aufgedrängt und er war so freundlich mich nicht im Stich zu lassen.“ „Also, nur helfen, nichts weiter?“ „Klar, du Spinner, er ist mein Prof.“ Professor Seiler sprach gerade darüber wie die Aufteilung der Hirnteile funktionierten. „Menschen nutzen nur 10 Prozent ihres Hirnes, doch was ist mit den anderen 90 Prozent? Manche sagen es ist ein Mythos, andere haben Beweise. Doch sind die Beweise echt wenn nicht alle Wissenschaftler einen haben?“ Ein leises murmeln durchströmte den Saal. „Ich möchte, dass Sie in ihr Buch schauen, denken sie über die anderen 90 Prozent nach, was wäre wenn man mehr als die benutzen könnte. Lesen sie sich durch was dort geschrieben steht, denn der grösste Teil wird an der Semesterprüfung gefragt und benotet. Bei Fragen stehe ich gerne zu Verfügung, bis Morgen!“ Simon kritzelte noch in sein Heft. „Simon, kommst du morgen auch zur Party?“ „Nee, ich habe vor zu meiner Freundin zu gehen.“ „Du hast `ne Freundin? Wie schade.“ Ilka zwinkerte ihm zu und verschwand. „Die wird dir noch Ewig an deinem Bein kleben, hast du davon, sie nie mehr angerufen zu haben.“ „ Ich bevorzuge es nur Frauen zurück zu rufen, die nach der einen Nacht nicht ganz so schlecht waren.“ „Böse! Aber hast Recht, da bin ich gleicher Meinung.“ Er streckte Nadine ihre Notizen hin und sie stopfte diese in ihre Tasche. „Können wir gehen?“ „Geh du schon vor, ich will noch kurz zu Brian, der hat grade stress und da kann nur zocken helfen.“ Männer Logik, aber ihr war es egal, sie wollte sowieso noch in den Supermarkt, da niemand bereit war einkaufen zu gehen musste sie es wohl oder Übels übernehmen. Es dauerte rund 20 Minuten bis sie endlich einen Bus erwischte der nicht so voll war, dass man an einer Scheibe klebte. Ganz hinten Links nahm sie Platz und schaute aus dem Fenster. Ein Unbehagen es Gefühl breitete sich in ihr aus. Beobachtete sie jemand? Ein Mann etwa in ihrem alter setzte sich neben sie. „Nadine?“ „Lian! Hallo, dich habe ich gar nicht gesehen.“ „Habe ich gemerkt, du warst so vertieft in deinen Gedanken.“ Er war es also der sie beobachtet hatte. „Geht es dir gut? Letztens dachte ich, das du ein wenig gestresst warst.“ „Alles gut, tut mir leid, es ist schön dich wieder zu sehen, doch ich muss hier raus, ich will noch zum Supermarkt.“ Nadine wollte sich gerade an ihm vorbei quetschen, da stand er selber auf und stützte sich an einer der Metallstangen. „Der Supermarkt war mein nächstes Ziel, dann können wir ja zusammen gehen.“ Ob er extra ausstieg wegen ihr? Nein, das konnte nicht sein, er hatte eine Freundin. „Was braucht du denn?“ „Reis, Zwiebeln, Geschnätzeltes und am besten noch Gemüse.“ „Kochst du etwa?“ Sie liefen gemeinsam zum Supermarkt über eine Holzbrücke und einem Steinpflasterweg. „Ich bin ein guter Koch, glaubst du mir etwa nicht?“ „Doch, doch, hätte ich nur nicht gedacht.“ Nadine nahm am Eingang des Supermarktes einen Korb und lief gezielt auf die Möhren zu. Lian nahm sich einen Einkaufswagen und schob ihn zu den Salaten. „Und wann geht die Reise los?“ „Du meinst in die Ferien? Ich denke in einem Monat, sobald meine Freundin einen richtigen Termin für den Abflug findet.“ „Dauert ja Ewig bei euch, ich wär auch ohne sie gegangen.“ „Das kann ich schlecht machen.“ „Stimmt.“ Nadine war bei den Broten, nahm ein Halbweiss und legte es in den Korb, ging dann ein Regal weiter schaute sich kurz die Nudeln im Sonderangebot an, nahm aber keine. Lian schob seinen halb gefüllten Einkaufswagen zur Kasse. Nadine stellte sich hinter ihm in der Schlange an. „Willst du vor mich? Ich habe mehr.“ „Gerne.“ Nadine drückte sich so gut es ging nach vorne und füllte das Laufband mit ihren Produkten. Ein piepen erklang und der zu zahlende Betrag erschien auf dem Display neben der Kassiererin. „Guten Tag, das macht 34,80 Euro.“ Nadine nahm aus ihrer schwarzen Tasche ein giftgrünes Portemonnaie und zahlte mit einem Fünfziger. „15,20 Euro retour. Danke für ihren Einkauf, beehren sie uns bald wieder.“ Nadine konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen bei so einem Laden zu arbeiten, dass aufgesetzte Lächeln wäre ihr schon nach einem Tag vergangen. Lian beigte seine Sachen auf das Laufband und lächelte Nadine zu. „Macht es dir was aus, wenn ich schon gehe?“ „Nein, geh ruhig. Bis dann.“ „Bis dann.“ Sie nahm ihre Tasche und ging aus der automatischen Supermarktschiebetür.“

 

11.08.2014 Dienstag

McGaligan studierte gerade die Akten über die zwei Opfer Melinda Pier und Laura Geissmann. Beide hatten langes, braunes, lockiges Haar und grüne Augen. Melinda Pier und Laura Geissmann kannten sich wahrscheinlich nicht da sie in verschiedenen Stadtteilen gewohnt hatten. Beide trugen ein weisses Kleid an als sie gefunden wurden, von dem Kleiderladen M-Holiander, der Besitzer Maurizio Holiander konnte nicht weiter helfen da die Kleider online verkauft worden, die Adresse die angegeben wurde war die eines verlassenen Hauses. Das Telefon neben ihm klingelte und riss McGaligan aus den Gedanken. „Kripo Hamburg, Offizier McGaligan.“ „Hallo bin ich hier richtig bei der Kripo Hamburg?“ „Ja, miss was kann ich für sie tun?“ „Ich habe bei einem Ausflug mit ein paar Kindern von Kindergarten Rotschiffchen ein Auto in einem moorigen Teil eines Waldes in Kap Dorf Hamburg gesehen. Ich brachte die Kinder zurück in den Kindergarten, las vor zwei Wochen einen Artikel über ein gesuchtes Auto der verschwundenen Frau die dort ermordet worden war und dachte vielleicht könnte es helfen.“ „Können sie mir den Standort dieses Ortes schicken?“ „Natürlich, ich habe eine Karte von der Route, ich gehe oft in diesen Wald mit den Kindern und weiss auch wo in etwa dieser Waldteil ist, eines der Kinder wäre fast in den Tümpel oder was es ist gefallen weshalb es mir auffiel.“ „Danke für ihre Mithilfe, ich werde gleich einen Polizeiwagen zu ihnen Schicken, er wird sich die Karte ansehen und mitnehmen als Beweis und Wegführer. Es wäre freundlich wenn sie dem Polizeiherren auch den Ort gleich zeigen könnten.“ „Ich werde hier warten.“ McGaligan liess sich Martin Valentino zu sich rufen. Keine zwei Minuten später stand er in seinem Büro, nahm die Informationen auf, Adresse und Ort des Kindergartens und fuhr los. McGaligan schnappte sich eilig den Hörer des Telefons und informierte seinen Chef über die neuen herein gekommen Neuigkeiten.

 

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Tag der Veröffentlichung: 02.08.2014

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