Kapitel I. Aus dem prallen Leben...
Dick, dünn, arm, reich, stark, schwach, frech, naiv, böse, gut, sentimental, aggressiv, deprimiert, fröhlich, schüchtern, vorlaut, dumm, intelligent, musisch, schrill, schroff, etc., ein Großteil der menschlichen Palette...
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Der perfekte Mord
Ein Mörder hat um Mitternacht
Die dicke Wirtin umgebracht
Er weidete sie gründlich aus
Und machte einen Schmaus daraus
Dann lud er alle Gäste ein
Kredenzte alten, roten Wein
Inzwischen drangen aus der Küche
Schon die feinsten Fleischgerüche
Nun sprach er: Liebe Gästeschar
Wir haben schon so manches Jahr
Gesessen hier in froher Runde
Heut´ hab´ ich die schlechte Kunde
Das dieses Restaurant verwaist
Denn uns´re Wirtin ist verreist
Ich hab´es selbst von ihr vernommen
Sie wird auch nicht mehr wiederkommen
Zum Abschied und als letzten Gruß
Soll´n wir verzehren mit Genuss
Wein, Bier, die Schnäpse und den Braten
Ich hoffe, er ist gut geraten
Sie aßen zu dem Braten Kohl
Und tranken auf der Wirtin Wohl
Der Hofhund hat es auch gerochen
Und bekam die letzten Knochen
Die Moral von der Geschicht´:
Traue diesem Braten nicht!
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Horror-Charly´s Liebe
Horror-Charly hat ein Auge
Einen Zahn und kein Gebiss
Schrumpelhaut von scharfer Lauge
In der Wange einen Riss
Wirres Haar und krumme Beine
Krallen, scharf wie ein Stilett
Daumen hat er leider keine
Trotzdem ist Charly wirklich nett
Angestellt ist Horror-Charly
Beim Bestattungsinstitut
Denn die Toten sehen wahrlich
Nichts mehr und das tut ihm gut
Keine Furcht und kein Erschrecken
Hat er jemals registriert
Niemand kann ihn hier mehr necken
Und er wird nicht angestiert
Er hilft einem alten Blinden
Auf der Staße und daheim
Sich überall zurechtzufinden
Meistens kauft er für ihn ein
Blinde sehen den Charakter
Nicht die äußere Figur
Alle Sehenden erschreckt er
Für die ist er Horror pur
Nur ein zartes, junges Wesen
Zog sich nicht vor ihm zurück
Auf einer Bank, sie war beim Lesen
Streifte ihn ihr lieber Blick
Horror-Charly, voller Wonne
Spürte diesen Glücksmoment
Diese Fee, wie eine Sonne
Nun in seinem Herzen brennt
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Die Tänzerin
Tanzen lag mir immer im Blut
Mein Ehrgeiz half. Ich war wirklich gut
Meine Fußsohlen haben täglich geglüht
In Detmold gab ich mein erstes Debut
Mein Partner war toll. Das ist kein Klischee
Wir tanzten den Hauptpart von "Schwanensee"
Hervorragend war die Pressekritik
Damals in Detmold, gleich nach dem Krieg
Schon in der übernächsten Saison
Engagierte mich das Theater in Bonn
Dort hat mich ein Parlamentarier verführt
Die Legislatur lang war´n wir liiert
Dann holte mich der berühmte John N.
Sein berühmter Tanzstil, Sie wissen schon wen
Machte damals Furrore
Mir öffnete man alle Tore
Ein Regisseur nahm mich mit in sein Bett
Und engagierte mich beim Fernsehballett
Paar Jahre ging´s gut, dann wurde es hart
Das Fernsehballett wurde eingespart
Mit einem Wandertheater, Messjöh
Ging ich dann einige Zeit auf Tournee
Nach einem bösen Sturz ins Parkett
Lag ich Wochen im Krankenbett
Die Diagnose? Heilung gelungen
Doch, leider bleiben die Beine verschlungen
Ich tröstete mich mit Cognac-Chantré
Und landete in diesem Varieté´
Ich zierte mich etwas, dann war ich bereit
Zu agieren als Frau ohne Unterleib
In den Pausen hab´ich die Herrn animiert
Und mir alles Mögliche einkassiert
Bis mir ein besoff´ner Matrose, Igitt
Mit einem Messer die Nase abschnitt
So geht es mein Freund und nun bin ich froh
Dass ich kassieren darf, hier auf dem Klo
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Tippelbruder Daniel
Daniel ist als Tippelbruder
In der ganzen Stadt bekannt
Manchmal läuft er aus dem Ruder
Doch das liegt am Zwetschgenbrand
Sein bisschen Geld verdient er ehrlich
Sägt und hackt für Leute Holz
Ist für niemanden gefährlich
Und zum Betteln viel zu stolz
Im Sommer hat er sein Zuhause
Unter einem Blätterdach
Wäscht und badet sich am Stausee
Und denkt über vieles nach
Ach, wie sehr die Menschen eilen
Keiner lässt sich etwas Zeit
Niemand kann einmal verweilen
Ist für ein Gespräch bereit
Wie sie nach Terminen jagen
Die sie stets erfüllen müssen
Und sich täglich weiterplagen
Sonst plagt die Armen ihr Gewissen
Das Motto lautet: Zeit ist Geld
Und wer Zeit vergeudet
Wird aufs Abstellgleis gestellt
Worunter mancher leidet
Daniel hat sich Zeit genommen
Als er sich endlich ausgeklinkt
Und für sich stilles Glück gewonnen
Auch wenn der Wohlstand sinkt
Er lebt so in den Tag hinein
Und fühlt sich dabei wohl
Betrachtet oft die Käferlein
Und auch mal den Pirol
Das Wetter spielt fast keine Rolle
Denn er liebt die Natur
Bei Kälte trinkt er eine Molle
Er lebt auch ohne Uhr
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Am Morgen weckt die warme Sonne
Ihn aus dem süßen Schlaf
Und regnet es, sitzt er mit Wonne
Unter´m Blätterdach
Im Winter sucht er sich `ne Bleibe
In einem warmen Stall
Oder auch bei einem Weibe
Je, von Fall zu Fall
Doch, er achtet stets darauf
Zu nichts lässt er sich zwingen
Sein Kapital, den Zeitverlauf
Wird er selbst bestimmen
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Doppelnamen, oder
Dienstag-Fünf-Uhr Tee
Frau Ilse-Neumann-Wassersleben
Und Frau Irene Kirbach-Storch
Fuhren, so gehört sich´s eben
Vornehm einen Luxus-Horch
Sie fuhren durch den Grunewald
Zu Frau Doktor Lehmann-Schleh
Die aus Muse Seide malt
Zum Dienstag-Fünf-Uhr-Tee
Sie trafen dort Frau Seelbach-Mohr
Frau Doktor Heimbsfeld-Klein
Später kam Frau Fritzlar-Spor
Mit Elly Friesau-Stein
Erwartet wurde Frau Lachs-Richter
Mit Ida Leibnitz-Schmalstieg-Hass
Und der ganz bekannte Dichter
Der aus seinen Werken las
Am Flügel spielt´ Frau Ritzbach-Muhs
Mendelsohn-Bartholdy
Sie kauschten ihr mit Hochgenuss
Den Tee serviert Marie-Isolde
Abends trennten sich die Damen
Beim Abschied ließ man Nachsicht walten
Denn von den vielen Doppelnamen
Hat man den eig´nen nur behalten
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Workaholic-man
Import-Export-Strategie
Und Verkaufspsychologie
Nutze die Gelegenheiten
Um Geschäfte auszuweiten
Kontaktieren, Disponieren
Zwischendurch `ne Frau verführen
Bist Du beim Verkaufen Klasse
Machst Du richtig dicke Kasse
Hastig, hastig, immer weiter
Auf der Karrierenleiter
Zum bösen Spiel die gute Mine
Hält Dich stur auf Deiner Schiene
Freizeit bringt Dich da nur raus
Dann ist´s mit der Chose aus
Weißer Kragen, schicker Wagen
Wie sich die Termine jagen
Willst Du raus und kannst nicht flieh´n
Hilft Dir sicher Pervitin
Hastig, hastig, immer weiter
Auf der Karrierenleiter
Hier gerafft und dort gerafft
Bald hast Du es auch geschafft
Häufig lügen, mal betrügen
Geschäftlich musst Du immer siegen
Heute hier und morgen da
So geht es das ganze Jahr
Und man sagt Dir zu Sylverster:
Du bist unser Allerbester
Hastig, hastig immer weiter
Auf der Karrierenleiter
Du hast Bedeutung, bist in Zeitung
Frau will Scheidung
Warnt man Dich: Du hast ´nen Knacks
Hälst Du das für Ärzteflachs
Neue Freundin, neue Villa
Vom Präsident `n gold´nen Füller
Was? Du fühlst Dich ausgebrannt
Steck´ den Kopf nicht in den Sand
Hastig, hastig, immer weiter
Auf der Karrierenleiter
Nur nicht rasten, nur nicht rosten
Beförderung auf andrer Kosten
Der Firma soll´s noch besser geh´n
Du musst weiterhin besteh´n
Zum ersten Mal, kurz nach den Wahlen
Schreibt die Firma rote Zahlen
Es liegt an Dir, dies zu beheben
Lieber Freund, so ist das Leben
Hastig, hastig, immer weiter
Auf der Karrierenleiter
Damit sich wieder etwas rührt
Wird nun in Werbung investiert
Und was man lange nicht mehr hatte:
Den Kunden gibt man nun Rabatte
Dein Soll ist trotzdem nicht erfüllt
Minus hast Du nur erzielt
Man wirft Dich raus. Um Dich wird´s still
Du bist Workaholic-Müll
Hastig, hastig wars vorbei
Der Firma ist es einerlei
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Kaufmann Prüßt´s Rache
Die Waage neigt sich runter, rauf
Bis zum großen Ausverkauf
Beim Kaufmann Otto Wilhelm Prüßt
War der Kunde König
Weil dort nun geschlossen ist
Erfährt man nur sehr wenig
Man hörte dort die Neuigkeiten
Aus der Nachbarschaft
Kaufte seine Kleinigkeiten
Der Prüßt hat sein Geschäft gemacht
Man kaufte dort rund um die Uhr
Er kannte schon sein Publikum
Von Ferierabend keine Spur
Verkaufte er auch "hintenrum"
Bei ihm gabs Rollmops aus dem Fass
Und eingetütet Reis und Mehl
Bonbons immer aus dem Glas
Und er bediente recht reell
Dann steigerte er seinen Umsatz
Denn Bauarbeiter kaufen viel
Da war was los, dort auf dem Bauplatz
Im kleinen Vorort, nah bei Kiel
Ein Großmarkt baute gegenüber
Herr Prüßt, der machte Ausverkauf
Die Kundschaft lief zum Markt hinüber
der Kaufmann gab nun alles auf
Es kamen noch paar letzte Kunden
Sie kauften ihm die Reste ab
Manch´ Fremder hat sich eingefunden
Weil es die Ware billig gab
Zum Schluss vergab er die Regale
Das letzte Zeug verschwand im Müll
Nach zwanzig Jahr´n mit einem Male
war es in seinem Laden still
Die Waage neigt sich runter, rauf
Bis zum großen Ausverkauf
Bald sah man in dem Großmarkt Prüßt
In einem grauen Kittel
Angestellt als Lagerist
Sortiert er Lebensmittel
Er zeichnete auch Waren aus
Und machte Inventur
Und stapelte im Lagerhaus
Kartons bis neunzehn Uhr
Prüßt wollte Kunden noch beraten
Dafür ist keine Zeit
Nur an der Kasse soll´n sie warten
Dort steht der Zuckerkram bereit
Alles war für ihn gerichtet
Arbeit, Urlaub, Freizeit, Lohn
Der war doch zu Dank verpflichtet
Wer hat das in dem Alter schon
Sein Vorgesetzter sagte: Prüßt
Dies ist ein Selbstbedienungsladen
Sie sind bei uns nur Lagerist
Beratung wollen wir nicht haben
Ich sage es mit einem Satz
Und Ihnen mitten ins Gesicht
Das Lager ist Ihr Arbeitsplatz
Stören Sie die Kunden nicht
Die Waage neigt sich runter, rauf
Bis zum großen Ausverkauf
Herr Prüst, der bebte voller Zorn
Sein Rat war nicht gefragt
Betrank sich mit `ner Flasche Korn
Danach schritt er zur Tat
Nachts ging er zu dem Großmarkt rüber
Mit zwei Kanistern voller Sprit
Brannte restlos alles nieder
Die Polizei nahm ihn gleich mit
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Zeitvertreib eines arbeitsscheuen, jungen Mannes
Ich geh´ nicht zur Arbeit. Ich hab´ keine Lust
Denn Arbeit ist öde und bringt mir nur Frust
Ich leihe mir Knete
Und kaufe mir Gras
Geh´ auf `ne Fete
Dort habe ich Spaß
Treffe ich Kuddel
Dann weiß ich genau
Wir teilen die Buddel
Und auch seine Frau
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Bettelkind
Es steht ein junges Bettelkind
Wo Bettelkinder immer sind
Am Brunnen in der Stadt
Es bettelt nur um ein paar Cent
Weil es doch keine Eltern kennt
Und nichts zum Beißen hat
Ein Kaufmann droht mit Polizei
Er mag nicht diese Bettelei
Sie schädigt das Geschäft
Betteln schreckt die Kunden ab
Und setzt den Umsatz auch herab
Weshalb er schlechter schäft
Man denkt: Der Kaufmann, der hat Recht
Betteln war schon immer schlecht
Und fördert faules Leben
Doch, wenn das Kind nun Hunger hat
Und keine Bleibe in der Stadt
Soll ich nicht doch was geben
Ach was, es ist doch einerlei
Man geht am Bettelkind vorbei
Und sieht verschämt zur Seite
Geb´ ich ihm einen Obulus
So landet dieses Geld zum Schluss
Womöglich in der Kneipe
Armut ist ein Sakrileg
Man geht ihr besser aus dem Weg
Sie schürt nur tiefste Ängste
Ob man wohl die Erfahrung macht
Wenn alles mal zusammenkracht
Hilft Dir dann einer? Denkste!
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Der Capo am Bau
Los, Männer, los Männer! Ran, ran, ran!
Pause machen gilt nicht! Mann, oh, Mann!
Kommt in die Hufe! Macht schon hin!
Sonst macht der Boss hier keinen Gewinn!
Los, Männer, los Männer! Schnell, schnell, schnell!
Milan, Mischa, Mirko und Miguel!
Wo bleibt die Mischung? Bitte, genauer!
Los, im Akkord! Zieht hoch die Mauer!
Los, Männer, los, Männer! Vite, vite, vite!
Ihr schafft das Steine schleppen auch zu Dritt!
Her mit dem Vogel! Wir brauchen Steine!
Macht schon zu, sonst mach´ ich Euch Beine!
Los, Männer, los, Männer! Haut schon rein!
Nächste Woche muss der Rohbau fertig sein!
Eben kam der Bauherr bei mir angerannt!
Für Mittwoch, den Siebten ist das Richtfest gepant!
Los, Männer, los, Männer! Fix, fix, fix!
Euer großes Jammern heute hilft Euch nix!
Hängt einer von Euch den Lahmen heraus
Den schicke ich höchstpersönlich nach Haus!
Los, Männer, los, Männer! Ab die Post!
Toni, hier fehlt noch ein Abflussrost!
Seht zu, dass Ihr die Decke armiert!
(Mir egal, wenn einer krepiert!)
Los, Männer, los, Männer! Und Dawai!
Hier sind doch auch paar Russen dabei!
Denkt daran, wie es in Sibirien war!
Merkt Euch: Hier bin ich der Kommissar!
Los, Männer, los, Männer! Hopp, hopp, hopp!
Rauf aufs Gerüst! Immer im Galopp!
Was? Euch ist die Arbeit zu schwer?
Warum kommt Ihr aus dem Ausland hierher?
Stopp, Männer, stopp, Männer! Halt, halt halt!
Ich höre eben, dass uns keiner bezahlt
Boss und Bauherr sind beide bankrott!
Runter vom Bau und ab, Sapperlot!
Das Geschäft mit der Angst
"Guten Tag, meine Dame, guten Tag mein Herr!
Fünf Minuten Ihrer Zeit. Ich bitte Sie sehr!
Ich komme als Freund und Nachbar zu Ihnen,
Will Sie nur beraten und gar nichts verdienen!
Sie leben hier friedlich, sind gut situiert!
Was aber, wenn Ihnen etwas passiert?
Ich denke, dass Sie gut versichert sind,
Doch Unterversicherung, weiß jedes Kind,
Ist das Schlimmste! Das sind die Fakten!
So steht´s auch hier in den Akten!
Wenn etwas passiert, dann ist es soweit:
Man wirft Ihnen vor, grobe Fahrlässigkeit,
Gibt Ihnen die Schuld, verweigert das Geld!
Wie ist es dann um Ihr Wohlsein bestellt?
Von Kulanz erfahren Sie nicht mal die Spur!
Ihre Versicherung stellt sich auf stur!
Sie benötigen dann einen Top-Anwalt, klar!
Und der verlangt auch ein Top-Honorar!
Ob Sie gewinnen, bleibt trotzdem die Frage.
Auch ein Top-Anwalt hat mal seine miesen Tage!
Darum biete ich Ihnen aus uns´rem Programm
Eine besond´re Versicherung an:
Die Versicherung gegen Versicherungen!
Ha, finden Sie das nicht gelungen?
Ihre Sicherheit ist unser vornehmstes Ziel!
Die Prämie ist günstig! Sie kostet nicht viel!
Und gibt es Probleme, so rufen Sie an.
Mein Name ist Kaiser und ich bin Ihr Mann!
Hier ist die Police und dort der Stift.
Ich benötige nur noch die Unterschrift.....
Danke!"
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Das Hamburger Straßenkind
In Hamburg-Eimsbüttel bin ich geboren
Auf Sankt Pauli hab´ ich die Unschuld verloren
Ich war Vierzehn. Sie hat mich angesprochen
Für Kohle bin ich ins Bett gekrochen
Die Alte war hässlich, aber sehr reich
Und kam wohl aus Villach in Österreich
Meinen Vater bekam ich nie zu Gesicht
Der starb auf der Arbeit, während der Schicht
Außer mir gab es noch paar Geschwister
Tina hing eines Morgens am Lüster
Der jüngste Bruder fiel vom Balkon
Schuld daran hatte die Marion
Mutter trank und ging häufig in Bars
Und kam mit `nem Kerl zurück. Ja, so wars
Jonas, der Älteste fand eine Braut
Mit der hat er Villen in Wandsbek beklaut
Peter, der Zweite, hängt an der Spritze
Vertickert auch Stoff und kriegt etwas Stütze
Alexander sitzt grade zwei Jahre ein
Mit ihm war ich lange im Kinderheim
Man hat ihn hier am Bahnhof gepackt
Er hat einer Type das Geld abgezwackt
der Mann hatte nur drei Euro dabei
Vor Wut schlug ihn Alex beinahe zu Brei
Was ich hier so treibe? Ich stehe nur rum
Und betrachte mir etwas das Publikum
Eventuell, wer weiß, nimmt mich jemand mit
Ein Bad und ein Bett, das wäre der Hit
Vielleicht drückt er dann auch noch Kohle ab
Damit ich etwas zum Rauchen hab´
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Der Fast-Food-Hamburger
Zunächst mal ganz schnell ausgewählt
Dann das Kleingeld abgezählt
Kaum ist dein Wunsch auf Deinen Lippen
Fängt die Dame an zu Tippen
Ein Brötchen fällt aus einer Klappe
Nacher schmeckt es nach alter Pappe
Mit Remoulade eingecremt
Wird es, damit sich´s etwas dehnt
Dann kommt die Frikadelle rein
Sehr flach gepresst und furchtbar klein
Mit Krautsalat wird dick garniert
Und sehr viel Ketchup drauf geschmiert
Das Ganze in Papier gesteckt
Serviert man es auf dem Tablett
Du suchst Dir einen freien Platz
Der Wackeltisch ist Teakersatz
Du riechst daran. Bist Du Gourmet
Dir jedes Haar zu Berge steht
Der Hunger überwindet Pein
Drum beißt Du einmal fest hinein
Die Temp´ratur des Dings ist lau
Und Ketchup spritzt Dir ganz genau
Auf die Krawatte, auf den Bauch
Und auf die Ärmel spritzt es auch
Vom Mund herab, auf beiden Seiten
(Leider lässt sich´s nicht vermeiden)
Rinnt die dicke Remoulade
Und tropft hinunter bis zur Wade
Der Krautsalat fällt auch heraus
Es sieht wie auf dem Schlachtfeld aus
Die Hauptsache, die Frikadelle
Schmeckt nach alter Hühnerpelle
Die wird Dich noch paar Stunden plagen
Denn sie drückt Dir auf den Magen
Und die Moral von diesem Graus:
Meide jeden Fast-Food-Schmaus
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Liebes-Serenade
Ein Zecher hat nach Mitternacht
Sich auf den Heimweg aufgemacht
Dank genoss´nem Alkohol
Fühlte er sich herrlich wohl
Und sang auf der Promenade
Eine Liebes-Serenade
Das hat ein Staatsanwalt gehört
Der fühlte sich im Schaf gestört
Wälzte sich aus seinen Kissen
Hat das Fenster aufgerissen
Schrie hinunter: Himmel, Hölle
Verlange Ruhe auf der Stelle
Ein Nachbar rief: Zur Schlafenszeit
Möchte ich hier keinen Streit
Geben Sie nun endlich Ruh´
Schließen Sie Ihr Fenster zu
Der Staatsanwalt rief: Einerlei
Ich rufe jetzt die Polizei
Ein andrer schrie nach Feuerwehr
Der Lärm, er wogte hin und her
Überall sah man nun Lichter
Und verschlafene Gesichter
Schauten aus den Fenstern raus
Der Zecher schlief schon lang´zu Haus
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Der Verzicht
Ernst will für sein kleines Glück
Von einer Torte nur ein Stück
Der Bäckermeister sagt blasiert:
Die Torten hier sind reserviert
Kein Teilchen mehr, ach, das ist dumm
Auch keine Kugel mehr mit Rum
Nach Erdbeer- und nach Pflaumenkuchen
Braucht Ernst gar nicht erst zu suchen
Krapfen gibt es auch nicht mehr
Trock´ne Kekse krümeln sehr
Ernst gerät nun leicht in Stress
Er wollte nur was Leckeres
Ernst merkt, dass er unerhört
In diesem Bäckerladen stört
Ärgerlich verlässt den Laden
Ernst mit seinem leeren Magen
Er geht zur nächsten Frittenbude
Die gehört der dicken Trude
Ordert Pommes, eine Wurst
Und ein Bierchen für den Durst
Das Bier ist sehr gut temperiert
Was heute selten nur passiert
Die Wurst ist wunderbar gewürzt
Weshalb sich Ernst sofort drauf stürzt
Die Pommes Frites sind schön kross
Was wollte er mit Torte bloß
Trotz allem hat noch sein Verstand
Nach etwas Süßigkeit verlangt
Der inn´re Kampf, ob Ja, ob Nein
Beschäftigt ihn ganz ungemein
Er schwenkt noch einmal seinen Blick
Aufs Bächereigeschäft zurück
Worauf er weise dann beschließt
Dass Süßes gar nicht nötig ist
Denn gesättigt ist sein Magen
Man muss nicht immer alles haben
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Wanderungen, oder
Rumänien, Geschichte und Zukunft
Als Rom schon völlig desolat
In allerletzten Zügen lag
Trafen römische Soldaten
Außerhalb der Kasematten
An der unt´ren Donau Auen
Auf einheimische Daker-Frauen
Die als fleißig sich entpuppten
Indem sie Leinenwäsche schrubbten
Und Tücher an dem Ufer bleichten
Als die Römer sie erreichten
Dieses Treffen wohl geschah
In der Provinz Moesia
Die Anmut holder Weiblichkeit
Hat die Soldaten schnell befreit
Von Rüstung und dem kurzen Schwert
Und dem, womit sie noch bewehrt
Auch vor jeglichem Gewissen
Sie wollten herzen, lieben, küssen
Historisch ist dokumentiert
Sie haben fröhlich kopuliert
Man braucht es kaum noch zu erwähnen
Die Früchte nannten sich Rumänen
Sie verbrannten ihre Götter
Und wurden Christen, Donnerwetter
Die Bibel spricht: Vermehret Euch
Sie wurden daher kinderreich
Die Kriege gegen Türken, Slawen
Gewannen sie mit Psycho-Waffen
Und zwischen Schlachten war noch Zeit
Für die holde Weiblichkeit
Indem sie fröhlich weiter liebten
Und wenig nur im Sand versiebten
Vermehrten sich nun in der Tat
Rumänen schnell im Hochquadrat
Die Moldau und die Wallachei
War´n überfüllt. Bald wars vorbei
Im Land gab es nichts mehr zum Knabbern
Sie zogen über die Karpaten
Paar Ungarn musste man erwürgen
Dann saß man drin in Siebenbürgen
Vom Schwarzen Meer bis Groß-Wardein
Sackten sie sich alles ein
Und ließen es sich wohl ergeh´n
Die Landschaft friedlich und sehr schön
Bot Wälder und sehr guten Boden
Sie begannen mit dem Roden
Sie lebten wieder unbeschwert
Und haben weiter sich vermehrt
Heute ein Rumäne rät
Seinem Sohn, bevor´s zu spät:
Lieber Sohn, auf meiner Scholle
Wächst für Dich nicht eine Knolle
Nichts ist in der Speisekammer
Ach, das Ganze ist ein Jammer
Für Dich wäre es am Besten
Du wanderst aus in Richtung Westen
Wie nach der Wende Sachsen, Schwaben
Die dort ihr Glück gefunden haben
So wandert dieser junge Mann
Weit weg, vielleicht bis Rotterdam
Er findet Arbeit dort und Lohn
Und nach kurzer Weile schon
Beginnt er über alle Normen
Neue Kinder auszuformen
Die wiederum in allen Ehren
Sich ums Vielfache vermehren
So verbreiten im Verlauf
Der Zeit Rumänen wohl zuhauf
Sich auf dem ganzen Kontinent
Bis man ihn EUROMANIA nennt
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Kapitel II
mit Schabernack
von Lumpenpack
und Seemannsgarn
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Im Oluf-Samson-Gang in Flensburg
Im alten Oluf-Samson-Gang
Direkt am Hafen, mittenmang
War die Atmoshäre nett
Es roch nach Alkohol und Tang
Dort fing das Leben abends an
Die Damen warn adrett
Sie lebten dort in Fischerhütten
Die äußerlich schon etwas litten
Doch innen wars bequem
Die Herren musste man nicht bitten
Sie sind dort gerne rum geritten
Und keiner braucht sich schäm´
Die Damen hatten viele Kunden
Die leisteten dort Überstunden
Anstatt bei ihrer eig´nen Frau
So konnte man den Tag abrunden
hat Entspannung pur gefunden
Und entging dem Stau
Den Busen auf dem Fensterbrett
Lockte Freier an, Babett
Ihr Busen war aus Silikon
Sie flüsterte: Komm nicht zu spät
Und zog ihn in ihr Lotterbett
Ein Fuffi war ihr Lohn
Bei Chris ist ein Kondom zerpufft
Die Teile flogen durch die Luft
Und klatschten an die Wand
Der Freier hat sie bös geknufft
Ist aus dem Bett herausgehupft
Und schreiend weggerannt
Emma war von Kopf bis Fuß
Bestückt mit tausenden Tatoos
Die Kerls sah´n sich ihr Leder an
Mit wahrem Hochgenuss
Und redeten viel Stuss
Dann war der Nächste dran
Wenn Ilse ihre Peitsche schwang
Der Riemen durch das Leder drang
Und Schweiß begann zu strömen
Da stöhnte, ach, so mancher Mann
Im alten Oluf-Samson-Gang
Und Ilse musste gähnen
Moni war sehr schön gebaut
unter ihrer Latexhaut
Und ihre Augen strahlten
Kaugummi hat sie stets gekaut
Und Gummibärchen oft geklaut
Die Gummi-Fetis zahlten
Jule war schon reichlich grau
Doch aus Erfahrung schlau
Sie hat sich toll gepflegt
Und sie wusste ganz genau
Bemüht sich eine gute Frau
Dass immer sich was regt
So mancher alte Veteran
Fängt heute noch zu schwärmen an
Denkt er an die Bräute
Im alten Oluf-Samson-Gang
Schätzte man fast Jedermann
Doch Damals ist nicht Heute
Ein sehr gewiefter Architekt
Hat diesen Gang für sich entdeckt
Und für die Haute-Volee
Den Frau´n nahm man die Häuschen weg
Sie wurden ins Bordell gesteckt
Nun zahlt man beim Entree
Kammern wie im Hasenstall
Bettgestelle aus Metall
Eros-Center nennt sich das
Überwachung überall
Die Frauen wechseln Knall auf Fall
So macht es keinen Spaß
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Der Freizeit-Kapitän
Was hat ein Freizeit-Kapitän
Blauen Blazer mit Emblem
Aufgenähte Schulterklappe
Auf dem Kopf die Skipperkappe
Trägt Polohemd mit Krokodil
Weißen Pulli, schicker Stil
Hose nur aus purem Leinen
Ringelsocken an den Beinen
Segelschuh´ aus Safranleder
Klubschal trägt natürlich jeder
Und ein Fernglas, ganz bewußt
Trägt er auf geschwellter Brust
Unser Freizeit-Kapitän
Hat meist´ die See von Land geseh´n
Häufig reicht´s, im sich´ren Hafen
In der Koje mal zu schlafen
Die Yacht zu wienern und zu putzen
Und zum Stelldichein benutzen
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Top zu flaggen mit viel Wimpeln
Fachzusimpeln mit paar Gimpeln
Erzählt die Story von dem Feuer
An Bord, bei Sturmflut, ohne Steuer
Er fühlt sich dann als großer Held
Und bestellt, als Mann von Welt
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Kömsäufer Helge Köm
Helge Köm, der lebt am Hafen
Denn er liebt das weite Meer
Alle, die den Helge trafen
Dachten, dass er Seemann wär´
Matrosenmütz´, gestreiftes Hemd
Blaue Hosen, Holzpantinen
Pfeife in den Mund geklemmt
Und ein Vollbart um die Kiemen
Er verklönt ganz stolz Geschichten
Hartes Leben dort an Bord
Ein Brecher kann ein Schiff vernichten
Manch´ Welle spülte manchen fort
Häufig stieß man auf Piraten
Litt an Hunger, großer Not
War in Stürme rein geraten
Überlebt´ im Rettungsboot
Hauste mit den Insulanern
Unter einem Palmendach
Aß nur Kröten und Bananen
Bis dort ein Vulkan ausbrach
Mit paar leeren Kokosnüssen
Bauten sie sich dort ein Floß
Und nach ein paar Abschiedsküssen
Machten sie die Leinen los
Trieben runter, nach Australien
Trafen Aborigines
Aßen grüne Viktualien
Und Känguru-Geschnetzeltes
Kaum war`n sie etwas aufgepäppelt
Brach das Unglück wieder rein
Weil eine Fehde angezettelt
War Helge plötzlich ganz allein
Wie er sich weiter durchgeschlagen
Kann er jetzt nicht berichten
Er braucht erst Köm für seinen Magen
Und Zeit zum Weiterdichten
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Hein Blödel, oder: Wie man reich wird
Hein Blödel war ein wundersamens Kleinkind
Dessen Mutter auf der Straße stand
"Diesen Fratz ich mir doch nicht ans Bein bind´"
Sprach sie: "Und der Vater ist mir unbekannt!"
Sie stopfte Hein in einen Abfalleimer
Ecke Bismarckstraße-Hüttener Allee
Sagte: "Tschüss und mach´ es gut, mein Kleiner,
Vielleicht findet Dich `ne gute Fee!"
Erwin Blödel war als Müllarbeiter
Bei der Arbeit immer sehr genau
Häufig angesäuselt, aber immer heiter
Kinderlos, mit einer braven Frau
Als eines Morgens er die Tonnen leerte
Sah er in einem krauses Haar
Danach ein Kleinkind, dass sich heftig wehrte
"Ich fand ein Kind", rief Blödel, "wunderbar!"
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Hein Blödel hatte linke Hände
Und sein kleiner Rücken war schon krumm
Weshalb keiner mit Hein Blödel spielte
Außerdem war er unsäglich dumm
Hein Blödels Lehrer kriegten graue Haare
Viele gingen früher in Pension
Keiner schaffte ihn an die Kandare
Und nur Erwin liebte seinen Sohn
Hein kam zu `nem alten Malermeister
Wo man ihn jedoch ganz schnell entließ
Als er aus Versehen in den Kleister
Seinen Chef, den Malermeister stieß
Nun ging Blödel hin zu den Soldaten
Wo man den Armen richtig schliff
Da hielt er eines Nachts es für geraten
Dass er schnellstens hier die Flucht ergriff
Blödel schlich sich heimlich auf `nen Frachter
Und das Schiff fuhr weit, bis Singapur
Als er angekommen war, da lacht er
Darauf verlor sich erst mal seine Spur
Und nach vielen, vielen langen Jahren
Kam Hein Blödel stolz zu uns zurück
Alt geworden und mit weißen Haaren
Hat er uns erzählt von seinem Glück
Wie man ihn fing und zu `nem Häuptling brachte
Der ihn braten lassen wollte, gar am Spieß
Jedoch, als ein Gewitter plötzlich furchtbar krachte
Ihm gnädig wieder seine Freiheit ließ
Der Häuptling gab zur Frau ihm die Prinzessin
Doch die starb, als sie ein Kind gebar
Und das Kind, das wurde auch gefressen
Vom Krokodil am Fluss, mit Haut und Haar
Hein Blödel erbte durch sie Reichtum
Kam mit eig´nem Schiff zurück
Die Moral: Man kann es Blödel geleichtun
Man braucht nur wie er, ein wenig Glück
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Der brave Ekkehard
Ekkehard, als Ehemann
Fast immer treu und bieder
Nur hier und da und dann und wann
Juckt es ihn mal wieder
Hier `ne Kneipe, dort `ne Kneipe
So fühlt Ekkehard sich wohl
Die Kneipe ist die beste Bleibe
Und es dröhnt der Alkohol
Auf dem Weg zur nächsten Stampe
Sieht Ekkerhard ein Super-Weib
Unter einer Straßenlampe
Die wäre was zum Zeitvertreib
Sie sieht ihn an und steht ganz still
Auf einem Postament
Und Ekkehard hat im Gefühl
Wie stark die Liebe brennt
Er vergisst die Eheschranken
Umfasst sie voller Zärtlichkeit
Und streichelt ihren festen, blanken
Hintern voller Seligkeit
Ihr Busen hat´s ihm angetan
Er gibt sich hin, dem Laster
Und küsst mit Wonne, ohne Scham
Die Brust aus Alabaster
Schon naht ein strenger Polizist
und spricht in bösem Tone:
"Ein Kerl, der blanken Marmor küsst,
Hat einen in der Krone!"
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Kapitel III
Allerlei...
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Vorsicht vor
Fürst Vlad III. Tepes,
alias Graf Dracula
Ich hab´es ringsherum vernommen
Das Abendessen hat gemundet
Das Fest hat wirklich schön begonnen
Und wird durch Tanzen abgerundet
Wir sollten jedoch nicht vergessen
In Transsylvanien spukt es oft
Da taucht ein unheimliches Wesen
Auf Festen auf, ganz unverhofft
Ich spreche von Graf Dracula
Der geistert hier noch jedes Jahr
Oft in verschiedener Gestalt
Durch Städte, Dörfer, tiefen Wald
Als Fürst Vlad Tepes, Wohlgeboren
Regierte er die Wallachei
Viel Schlimmes kam von dort zu Ohren
Er übte aus die Tyrannei
Nun dürstet er nach frischem Blut
Blut ist sein Elixier
Das Blut erhält die Lebensglut
Er braucht es als Vampir
Er kommt nie vor Mitternacht
Und oftmals bleibt er unerkannt
Wenn er seinen Charme entfacht
Sind viele Damen übermannt
Mit intensiven Liebesschwüren
Will er die Damen nur betören
und sie zu einem Kuss verführen
Ich rate: Besser nicht drauf hören
Mit Dracula die Zeit vertreiben
Ist ein sehr gefährlich´ Spiel
Hütet Euch, Ihr holden Maiden
Vor Augen hat er nur ein Ziel
Mit seinen langen, spitzen Zähnen
Ums Morgengrau´n, so wisset Ihr
Saugt er das Blut aus Euren Venen
Bald seid Ihr selber ein Vampir
Er sperrt Euch auf der Törzburg ein
Wo das Verlies am tiefsten ist
Ihr selbst dürstet nach Blut, statt Wein
Was wirklich eklig ist
Den Ekel müsst Ihr überwinden
Damen, seht Euch um, Igitt
Dann müsst Ihr selbst ein Opfer finden
Doch, welcher Mann macht Apetitt
Deshalb will ich Euch ermahnen
Erlieget nicht dem bösen Reiz
Denkt an Eure braven Ahnen
Vertreibt den Vampir mit dem Kreuz
Den Holzpflock in sein Herz zu schlagen
Gelingt bei seinem Schlaf am Tage
Verträgt das wirklich jeder Magen
Bleibt hier die große Frage
Am effektivsten wirkt noch Knoblauch
Esst schnell noch eine Knoblauchzehe
Verspürt er davon einen Hauch
Weicht er sofort aus Eurer Nähe
Selbst jungen Herren droht Gefahr
Der Teufel frisst zur Not auch Fliegen
Der Fürst nimmt jede Chance wahr
Auch deren Blut zu kriegen
Dies ist wahrlich nicht erfunden
Bevor das Unglück sich uns naht
Achtet stets, wer frische Wunden
Seitlich an dem Halse hat
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Die Tiroler sind lustig...
(Nach einem alten Volkslied)
Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh
Sie verkaufen ihre Betten und schlafen auf Stroh...
Der Oberhuber flucht: Mir wird es zu bunt
Auf dem Strohsack schläft ja nicht einmal mein Hund
Dem Unterhuber gefällt nicht sein Bettsack aus Stroh
Drin raschelt die Maus und es juckt der Popo
Die beiden entwickeln eine neue Strategie
Denn Touristen verlangen nach Ökologie
Und Stroh ist ökologisch total einwandfrei
Da gibt es der Meinungen nicht einmal zwei
Ein Professor hat es Ihnen gegen Bares bestätigt
Für erholsamen Schlaf ist Stroh unbedingt nötig
Die Weiberleut´ nähen neue Säcke aus Tuch
Und Stroh gibts grad heuer in der Scheuer genug
Die Tiroler sind lustig, die Tiroler sind froh
Sie schlafen in den Betten, die Touristen auf Stroh
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Tom & Ate
Es waren einmal Tom und Ate
Familienname war Tomate
Mit vielen and´ren hingen auch
Die beiden am Tomatenstrauch
Da wurden sie so Stück für Stück
Von einer Bäuerin gepflückt
Das war im Süden von Italien
Nun nannte man sie Viktualien
Dunkelrot und kugelrund
Sind Tomaten sehr gesund
Man legte sie, als wärs zum Nisten
In Stroh belegte Spanholzkisten
Dann ging es ab, zur Spedition
Die Bäuerin kassierte Lohn
Die lange Fahrt im Tiefkühlwagen
Haben sie ganz gut vertragen
Denn sie haben nichts gefühlt
Alle waren unterkühlt
Dunkelrot und Kugelrund
Sind Tomaten sehr gesund
Tom und Ate, beieinand´
Landeten auf einem Stand
Am Viktualienmarkt in München
Kann man sich was Schön´res wünschen?
Die Köchin aus dem Hofbräuhaus
Suchte sich Tomaten aus
Und erstand die volle Lade
Inklusive Tom und Ate
Dunkelrot und kugelrund
Sind Tomaten sehr gesund
Man brachte beide in die Küche
Sie fürchteten die Kochgerüche
Schon nahm das Schicksal seinen Lauf
Ein Koch trat auf die Ate drauf
Tom rief: Was für ein Glück ich hab´
Ich lebe noch! Sie ist Ketchup
Kaum später landete der Tropf
Zerstückelt in dem Suppentopf
Dunkelrot und kugelrund
Sind Tomaten sehr gesund
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Flieg, Käfer flieg... (Nach einem alten Volkslied)
Flieg, Käfer, flieg
Dein Vater starb im Krieg
Mutter starb im Pommerland
Pommerland ist ausgebrannt
Flieg, Käfer, flieg
Flieg, Käfer, flieg
Dein Vater starb im Krieg
Dein Bruder starb in Ostberlin
Er wollte nur nach Westen flieh´n
Flieg, Käfer, flieg
Flieg, Käfer, flieg
Dein Vater starb im Krieg
Die Schwester starb in Westberlin
Sie spritzte zuviel Heroin
Flieg, Käfer, flieg
Flieg, Käfer, flieg
Und komm´ nicht mehr zurück
Sonst stirbst Du an dem Herbizid
das man auf alle Pflanzen sprüht
Flieg, Käfer, flieg
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Die Tatzelwürmer
Zwei junge Tatzelwürmer liefen
Auch Tausendfüßler oft genannt
Entlang auf einer steilen, schiefen
Dachwohnung-Mansardenwand
Sie hievten sich in große Höhen
Bis oben hin, zur Decke rauf
Sie konnten von dort oben sehen:
Hinter´m Schrank räumt keiner auf
Sie richteten sich häuslich ein
Bekamen viele Kinder
Lange Zeit war dort ihr Heim
Dann kam der kalte Winter
Den Tatzelwurm-Pfadfinder Tim
Schickten sie auf Reise
Er kroch am Rohr zur Heizung hin
Und war dabei ganz leise
Nachts krabbelten sie, Tim ging vor
Durch eine große Ritze
Und tanzten auf dem Heizungsrohr
Wegen dessen Hitze
Im warmen Keller lebten sie
Dicht am Warmwasserkessel
Es war das reinste Glück für sie
Daneben stand ein Sessel
Den Winter haben sie genutzt
Sich vielfach zu vermehren
Und weil im Keller niemand putzt
Erwuchsen sie zu Heeren
Der Winter ging, der Frühling kam
Sie krochen hoch die Leiter
Und wurde einer müd´ und lahm
Schob ihn ein andrer weiter
Die Tatzelwürmer-Heeresspur
Lief wegen der Gerüche
Durch einen ewig langen Flur
Bis hin zur Menschenküche
Sie krochen in das Brotfach rein
Und fanden auch den Käse
Genossen tröpfchenweise Wein
Das war die Spätauslese
Aufgekratzt und ausgelassen
Tanzten sie bald auf dem Tisch
Stürmten Gläser, teller, tassen
Hausten dort ganz fürchterlich
Ein Menschenpaar hat nun verteilt
Insektenspray und Gift
Paar Würmer hat der Tod ereilt
Die andren war´n verschnieft
Da riefen sie am nächsten Tag
Wegen dieser Krise
Ein den Tatzelwürmer-Rat
Auf einer grünen Wiese
Danach teilten sie sich weise
Zu Paaren auf und zogen aus
Und suchten sich ganz still und leise
Jedes Paar ein neues Haus
Zwei junge Tazelwürmer liefen
Auch Tausendfüßler oft genannt
Entlang auf einer steilen, schiefen
Dachwohnung-Mansardenwand...
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Winterlicher Stromausfall auf dem Lande
(Chaos und Besserung)
Heut´ mach´ ich alles mit der Hand
Denn Strom fiel aus im ganzen Land
Nach Tagen Schneefall wars soweit
Wir waren völlig eingeschneit
Im aktuellen Augenblick
Geht nichts mehr vor und nichts zurück
Ein wenig kann ich schon noch hoffen
Bei mir steht noch ein alter Ofen
Der Strom ist weg, das Wasser auch
Kein Tropfen rinnt mehr aus dem Schlauch
Nun ist die Technik nur Gelumpe
Denn ohne Strom geht keine Pumpe
Der Bart, der wächst, die Stoppeln sprießen
Man mag den Spiegel nicht begrüßen
Statt Filterkaffe trink´ ich Tee
Aus geschmolz´nem Pulverschnee
Das Brennholz ist von Schnee bedeckt
Weshalb das Feuer schnell verreckt
Der Ofen spuckt und faucht und schmaucht
Die ganze Stube ist verraucht
da öffne ich die Fenster, Türen
Die Kälte zieht mir an die Nieren
Sonst hilft oft Schnaps, doch diesmal nicht
Weil der auch durch die Nieren kriecht
Und weil dies Zipperlein mich zwackt
Sitz´ ich am Ofen, eingepackt
Mit Jacke, Wams. Ich muss erwähnen
Rauch verursacht dicke Tränen
Und die Nas´ beginnt zu laufen
Am liebsten würd´ ich mich besaufen
Doch, leider ruft mich auch die Pflicht
Ein braver Bürger tut das nicht
Die Hunde rennen fröhlich, munter
Den Berg hinauf und auch hinunter
Und jagen nach den Krähenvögeln
Die krächzend durch die Lüfte segeln
Nun ist´s soweit: Ich muss hinaus
Sonst geht der Ofen wieder aus
Das Spaltholz, von dem Schnee befreit
Kommt in den Korb, der steht bereit
Doch ihn zu tragen, fällt sehr schwer
Man ist ja nicht der Jüngste mehr
So schleppt ein jeder seine Last
Mal physisch, psychisch, wie es passt
Doch gibt es auch was Positives
Im Texte dieses Versebriefes
Der Ofen ist nun endlich heiß
Die Landschaft strahlt in schönem Weiß
Kinder ziehen ihre Schlitten
Nachbarn kommen aus den Hütten
Und haben für Gespräche Zeit
Solange es noch weiterschneit
Das Land ist dick mit Schnee bedeckt
Doch unter dieser Haube reckt
Sich bald der erste Krokus hoch
Die andren Pflanzen brauchen noch
Ein Weilchen, bis sie frisch und grün
In allerschönsten Farben blüh´n
Dann ist der Frühling endlich da
Die schönste Zeit im ganzen Jahr
Der Winter ist dann lang´ vergessen
Man hat ihn einfach ausgesessen
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Der Postillon
Der Postillon auf Reisen ist
Er fährt von Dorf zu Dorf
Und wenn ein Wagenrad mal bricht
Dann fällt er in den Torf
Doch kommt er mal ein eine Stadt
Wie beispielsweise Rheine
Die Tanzmusik zu bieten hat
Dann schwingt er seine Beine
Im Düsseldorfer Pavillon
Da stampfte die Musike
Da tanzte unser Postillon
Mit Marga und Ulrike
Die Marga war schon kopuliert
Mit einem Rrechnungsrat
Ulrike auch schon eng liiert
Mit einem Stadtsoldat
Rechnungsrat und Stadtsoldat
Schworen glühend Rache
Und bald den Postillon schon hat
Man abgeführt zur Wache
Amtsgerichtsrat Konrad Schorf
Verbannt ihn aus der Stadt
Weshalb danach ganz Düsseldorf
Nie Post erhalten hat
Der Postillon auf Reisen ist
Er fährt von Dorf zu Dorf
Und wenn ein Wagenrad mal bricht
Dann fällt er in den Torf
Doch kommt er mal in eine Stadt
Wie beispielsweise Rheine
Die Tanzmusik zu bieten hat
Dann schwingt er seine Beine
Düsseldorf, die schöne Stadt
Umfährt er stets von weitem
Weil man ihn dort verurteilt hat
Vor ewig langen Zeiten
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G´frogt is Englisch
"Sog amoil Zenzi, wo is denn der Maxi?
Der kannt mir guat helfa im Gart´n!"
"Bei seiner Pear-Group, am Stand von die Taxi!
Auf den konnst heit lange Zeit wart`n!"
"Mei, sauft der scho wieda, der is doch grod Zwelfe!
Und Du losst eahm in a Biergrupp´n geh´n?
I sog Dir, dem Birscherl is nimmer z`helfa!
Den sperrn´s boid ei! Du werst´s scho no seh´n!"
"A Biergrupp´n? Dös i net lach, is des net!
Do sitz´n nur Spezeln beinand.
Dös is do, wia wenn mer z`Freinterln geht.
Heit werd dös Pear-Group genannt!
An Streetworker kimmt dort´n efters vorbei
Mit dem red´n s´über Probleme
Über Liebe und Drogen und allerlei
Dös is heit so in der Scene!"
"Jo Sack´l Zement! A Stroß´narbeiter
Kimmert sich um unser´n Max?
A Stroß´narbeiter, jo jetzat werds heiter!
Den drisch i, dann mocht der an Satz!"
"Mei, Sepp, a Streetworker, des is bekannt
Is meistens Sozialarbeiter.
Den schicken die extra vom Jugendamt,
Quasi als Jugendbegleiter!"
"Den Maxi, des sog i Dir, den begleit i!
Und zwar doher bis hin zum Gart´n.
I laaf jetzat zu der Biergrupp´n hi!
Des konn i kaum noch derwart´n!"
"Sepp, loss den Max doch bei dene Leit:
A Brainstroming findet dort statt!"
"Jo, sog amoi Zenzi, wia red´st Du denn heit?
I versteh´nix, i bin fast Schach matt!"
"Heitzutog red´t mer vui Englisch, Mo,
Besonders in der Erziehung
Schaff´ Dir hoit an Englischkurs o.
Des huift Dir in jeda Beziehung,
Beim Maxi und Deine Azubis
Und bei dem Cumputer huift´s a.
Lernst Du Englisch, dann weißt Du gewiss
Genau, wos Dein Burning-out war.
Wann mer mit´m Maxi Boarisch red´t
Un benutzt do dazua englische Verben,
Do merkst, wia guat oam der Bua versteht
Do konn mer bei eahm nix verderb´n!"
"I glaab, scho jetzat is unser Maxi
Verdorb´n, wias schlimma net geht
Von dene Leit do hint´bei die Taxi
Weil koaner guat Boarisch versteht
Die dean do Tirkisch un Englisch red´n
Un Preißisch kimmt a no dazua
Do dischkrieans mit´nand, grot wia die Bläd´n
Un koaner hert dem andern mehr zua!
Sog i zum Maxi, < Huif bisserl im Gart´n>
Schaugt der mi o wia a Kuah
Verständnislos sogt er: <Des ko scho no wart´n>
Oder: <Oider, loss mir mei Ruah!>
Do huift koa Englisch, do huift nur a Schlog
Auf´n Schädel, damit er begreift
Fir a Brainstroming is der Bursch heitzutog,
Wie a i no, net ausg´reift!"
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Kapitel IV
Militärisches, kurz und bündig
Politik, langatmig, wie in Natura
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Einsatz in Afghanistan
Hurra, rief Herr Oberst Nieden
Auf geht´s nach Afghanistan
Um die Gegend zu befrieden
Und den bösen Taliban
Bald rasselten die Panzerketten
Duch das weite, wüste Land
Durch die Gassen in den Städten
Die Soldaten schluckten Sand
Bei starkem Wind in Kandahar
Bei Rattenfraß und Kälte
Fragt mancher sich: Was mach´ ich da
Der freiwillig sich stellte
Der Oberst hat sich sehr gefreut
Als einmal ein Geschoss einschlug
Er rief: Ich bin allzeit bereit
Weil er noch keinen Orden trug
Er teilte einen Spähtrupp ein
Die Landschaft zu erkunden
Dann machte er sich richtig fein
Für ein paar schöne Stunden
Bald saß der Oberst sehr kommod
Bei Wasserpfeife, Tee und Keks
Mit Mullahs sicher im Depot
Zum Essen gab es Lama-Steaks
Spät abends, kurz vor Mitternacht
Erschien die Spähpatrouille
Und hat Verletzte mitgebracht
Sie waren in Bredouille
Zwei brachte man ins Lazarett
Ein Dritter ist gestorben
Die Nachricht kam ans Schwarze Brett
Und Nieden an den Orden
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Der bundesdeutsche Tassenschrank
Bis `Fünfundvierzig wurden Tassen
Bei uns in Braun nur zugelassen
Durch das große Kriegsgewirr
Zerbrach das meiste vom Geschirr
Wir räumten weg die ganzen Scherben
Wir sollten neue Tassen erben
Paar Braune blieben zwar noch steh´n
Die überstrich man wunderschön
Man hat sie leider nicht geschreddert
Der Lack ist sehr schnell abgeblättert
Die Braunglasur, fest eingebrannt
Jahrzehnte glänzend überstand
Im bundesdeutschen Tassenschranke
Gibts nunmehr keine Rassenschranke
Rechts steh´n die Schwarzen, links die Roten
Umgekehrt wär´ es verboten
Doch bei beiden ist es Sitte
Sie streben alle klar zur Mitte
Zwischen ihnen drängeln sich
Ein paar Blau-Gelbe fürchterlich
Die möchten stets, mit wem, egal
Mit aufs oberste Regal
Großbürgertum vertreten sie
Mit kaum gekannter Energie
Die Schwarzen sagen: Die Moral
Vertreten wir vom Kapital
Von Wirtschaft und von Industrie
Vergessen auch die Kirchen nie
Denn wer auf Pfaffenhilfe zählt
Ist so gut wie auserwählt
Die Roten schreien überall
Nur wir sind gut! Wir sind sozial
Vertreten mehr die Kleinverdiener
Doch seind sie einmal Wahlgewinner
Vergessen ist, was sie versprochen
Dem Geld sind sie zu Kreuz gekrochen
Als Feigenblatt, für Umweltsünden
Konnte man paar Grüne finden
Die stellten hohe Forderungen
Die hat man ihnen abgerungen
Ihr Grün, das hatte sich zuletzt
Auf allen Flächen abgewetzt
Als Ostimport, mit einem Satz
Verweigerrt man Tiefroten Platz
Sie fordern Solidarität
Und sagen uns, wie sowas geht
Wenn´s auch den andren nicht gefällt
Schon einige sind auserwählt
Das Porzellan, das ächzt und stöhnt
Wenn wieder eine Tasse tönt
Sie sei von allen Trinkgefäßen
Nicht nur nach eigenem Ermessen
So vorzüglich ausgeführt
Dass ihr der erste Platz gebührt
Es wird gerempelt und gedrängt
Und manche in das Eck gezwängt
Rücksicht nimmt man immer nur
Auf die eigene Glasur
Bei dem Hin- und Hergeplänkel
Verlieren einige den Henkel
Manche Tasse ganz verzückt
Sich mit fremden Federn schmückt
Um so, vom Beifall hoch getragen
Über andre rauszuragen
Wird sie dadurch sehr bekannt
Vergoldet sie sich ihren Rand
Etliche zum eig´nen Wohle
Sind angefüllt mit schwarzer Kohle
Bei weiteren, dies ist nicht toll
Schwappt über schon der Alkohol
Nicht nur im Winter, Jemine
Schnupfen welche Pulverschnee
Deshalb kann es oft passieren
Sie reden nicht, sie schwadronieren
In solchen Tassen wird sehr bald
Auch kochendheißer Kaffe kalt
Das Personal hat es versäumt
Dass man den Tassenschrank aufräumt
So müssen wir mit Tassen leben
Die vor Dreck fast alle kleben
Die eigentlich gedacht zum Trinken
Aus ihrer großen Öffnung stinken
Der Bundesbürger ekelt sich
Vor solchen Tassen fürchterlich
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Alles ist machbar, Herr Nachbar!
Herr Nachbar, ganz ohne Zweifel
Gelingt Reisanbau in der Eifel
Man rode die uralten Wälder
Scheue weder Mühe noch Gelder
Wir terrassieren fast alle Höhen
Pumpen Wasser aus Bächen und Seen
Vortemperiert auf die Reisanbauflächen
Weniger Aufwand würde sich rächen
Für den Reisanbau wird noch mehr gemacht
Die Eifel zum teil mit Glas überdacht
Ferner bietet ein Bildungsprogramm
Landwirten Fortbildungskurse an
Sie lernen dort die chinesische Schrift
Speziell das, was den Reisanbau betrifft
Und holen uns aus China Experten
Die dort die Erträge vermehrten
Alles ist machbar, Herr Nachbar!
Sie fragen nach den besonderen Gründen
Die kann man ohne Zweifel schnell finden
Einen zu erraten ist gar nicht schwer
Ich bin beamteter Staatssekretär
Wegen der Wahl verlangt der Minister
Ein Sonderprojekt, wie einstmals bei Riester
Für die Medien ist dieses Reisanbauprojekt
Eine Story mit riesigem Knalleffekt
Sie fragen: Und dafür die Steuern erhöhen
Mein Lieber, dies ist doch längst schon geschehen
Man muss, um alles sicher zu stellen
Sich rechtzeitig gute Leute auswählen
Ein zweiter Grund ist des Volkes Wohl
Gesunder Reis mit Wirsingkohl
Und etwas Soße und viel Salat
Hält jeden fit und macht zusätzlich satt
Mit diesem großen Reisanbauprogram
Kurbeln wir wieder die Wirtschaft an
Die Industrie gewinnt, der Bauer gewinnt
Der Staat dadurch mehr Steuern verdient
Als letzten nenn´ ich den dritten Grund
Wie gesagt, ist Reis bekömmlich, gesund
Des weiteren wird noch möglich sein
Reiswein ersetzt mal den Moselwein
Alles ist machbar, Herr Nachbar!
Die Reisreste werden doppelt gebrannt
Und später "Reisbrandwein uralt" genannt
Versetzt mit Ahrweiler Pflaumenmus
Ist Reisbrandweinlikör für Damen ein Muss
Nicht zuletzt wird an die Jugend gedacht
Aus Reisschalensplittern ein Müsli gemacht
Und sichergestellt ist um jeden Preis
Die Überlebensration, eine Hand voll Reis
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Weiße Westen
Früher war es Sitte, Anstand
Dass man im deutschen Parlament
Falls man gewählt, dort seinen Platz fand
Auch die Kleiderordnung kennt
Wichtig war die weiße Weste
Ein Anzug, dunkel und dezent
An Accessoires das Allerbeste
Auch sei der Stresemann erwähnt
Schuhe, nur aus bestem Leder
Mit Nitrohochglanz aufpoliert
Trug natürlich auch ein Jeder
Damit er bestens reüssiert
Es lag wohl an den weißen Westen
Die man als erste schnell beschmutzt
Vielleicht mit braunen Soßenresten
Vielleicht, weil man das Amt benutzt
Um sich, das war schon Tradition
Die Taschen aufzufüllen
So kam man einmal überein
Skandale zu vermeiden
Die weiße Weste muss nicht sein
Und niemand braucht zu leiden
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Genossenwirtschaft in einem östlichen Staat
"Ich als Genosse Agraringenieur
Bitte die Genossen: Hört alle mal her
Kommende Woche, Ihr ahnt es schon
Erscheint bei uns die Kreiskommission
Wie Ihr aus diesem Diagramm erseht
Unser Plansoll nicht in Erfüllung geht
Es fehlen zum Beispiel hundertzwölf Tonnen Rüben
Ein Großteil des Kohls ist liegen geblieben
Die Kartoffeln sind nur verwendbar als Futter
Im Kühlhaus lagert zu wenig an Butter
Uns´re Schweine hat irgendwer weggeschafft
Ergo: Wir werden sicher bestraft
Wenn die Kreiskommision dies registriert
Wisst Ihr genau was uns allen passiert
Sie werden uns mit dem größten Entzücken
In die gefährlichen Bleiminen schicken!"
"Herr Genosse Ingenieur! Es ist doch klar
Dass das Wetter schuld an dem Übele war!"
"Genosse Traktorist, Du bist im Recht
Tatsache ist, die Ernte ist schlecht
Die Gründe sind mir genau so bekannt
Für die Genossen vom Kreis aber uninteressant
Denn die untersteh´n dem Bezirkskommissar
Der von jeher schon immer pingelig war
Und dieser untersteht direkt dem Minister
Wie der reagiert, Genossen, das wisst Ihr
Unser Plansoll war befohlen und somit verbindlich
Da reagiert die Kaste, wie immer, empfindlich
Wir können nicht lange hin- und herdiskutieren
Schnellstens muss etwas Konkretes passieren
Ich habe mit Kollegen die vergangene Nacht
In einer Krisensitzung verbracht
Die Genossen haben in den widrigen Zeiten
Mit dem Plansoll ebenso Schwierigkeiten
Hört, Genossen, ein Kommunist
Überlebt nur mittels einiger List
Deshalb entwickelten wir einen Plan
Wie man der Kontrolle begegnen kann
Wie ihr wisst, bleibt die Kommission ohne Frage
In jeder Genossenschaft etliche Tage
Ich komme zum Punkt Naturalpräsente
Die Kreiskommission erwartet Geschenke
Die Herren Genossen erhalten ein Ferkel
Und jede Genossin erhält einen Erpel
Abends bekommen sie Bier und viel Schnaps
Wir füllen sie ab, bis hin zum Kollaps
Wir warten dann nur noch, bis sie fest schlafen
Dann müssen wir es mit Traktoren schnell schaffen
Die Ernteerträge von uns und Kollegen
Zum Kontrollpunkt hin zu bewegen
Ist die Kontrolle bei uns dann vorbei
Steh´ n wir den andren Genossen bei!"
"Bitte, Genosse Agraringenieur
Diese Transporte gestalten sich schwer
Paar Trecker laufen mit knapper Not
Die meisten von ihnen sind totaler Schrott
Und bei den andren Genossenschaften
Möcht´ ich für keinen Traktor mehr haften!"
"Es meckert nur einer, der Cheftraktorist
Und so jemand nennt sich noch Kommunist
Dabei schädigt er mit seiner Kritik
Die Grundfesten unserer Republik
Höre ich solche Dinge noch mehr
Melde ich sie dem Polit-Funktionär
Es findet sich in uns´rem System
Immer eine Lösung für jedes Problem
Nun melde sich jeder, der noch privat
Ein Fahrzeug mit großem Anhänger hat
Ich denke, um fünfzehn Gespanne haben
Das Volumen von einem Treckerwagen
Ich stelle fest, somit ist zunächst
Das Problem der Transporte gelöst
Damit wir genügend Hilfe haben
Kommen Studenten, die werden laden
Die lernen dazu, was Körperkraft
Im sozialistischen Staate positiv schafft
Bevor man uns in den Bleiminen killt
Wird nun das Plansoll übererfüllt
Liebe Genossen, glaubt meinen Worten
Ihr bekommt den Plan-Überfüllungs-Orden!"
"Herr Agraringenieur, noch eine Frage
Irgendwann kommt es sicher zu Tage
Dass insgesamt viel an Produkten fehlt
Wie ist es dann mit uns hier bestellt?"
"Genosse, glaube, dass nichts passiert
Die Abgaben werden dokumentiert
Sollen die Lageristen noch so viel fluchen
Sie müssen an anderen Stellen suchen!"
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Ein Brief aus der Psychiatrie an die Regierung
Liebe Regierung!
Wir Irren, wir streiten hier manches mal sehr
Wer uns am besten regiert
Eine Entscheidung darüber fällt uns sehr schwer
Welcher Person das Regieren gebührt
Wir wollen Demokratie und natürlich noch mehr
Und bitten um Unterstützung
Schicken Sie doch den Minister hierher
Am besten zur freien Benüzung
Es wäre wirklich besonders nett
Ihr Minister käme in Eile
oder Ihr ganzes Kabinett
Und bliebe für eine Weile
Wie Sie fürchten wir nicht, Sie ahnen es schon
Es könnte nichts bess´res passieren
Diskussionen auch mit der Opposition
Hier dürfen sich alle blamieren
Sammeln wir doch die besten Ideen
Und setzen sie um in die Tat
Nach einiger Zeit, werden Sie seh´n
Verändert sich unser Staat
Wir würden uns freuen, wenn dies alles klappt
Es veränderte die Situation
Wenn hier so alles bleibt, wie gehabt
Dann: Gute Nacht, arme Nation
gez. Fridolin Macke
Tag der Veröffentlichung: 15.05.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dem braven Leser