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Prolog

 

 

 

„Du musst uns unbedingt mal wieder besuchen, Bruderherz“

Noah lächelte milde und griff über den Tisch, nach Jessicas Hand. „Ich weiss, das werde ich auch, aber Cam hat momentan echt viel um die Ohren. Er wurde gerade befördert und – “

„Das ist ja schön und gut für ihn, aber… Noah! Du bist jetzt seit… wie lange mit ihm zusammen… neun Monaten…?“

„Eigentlich seit einem Jahr“, verbesserte Noah und strich seiner Schwester beschwichtigend über die Fingerknöchel, denn er ahnte, dass Jessica wieder kurz davor war wütend und ungeduldig zu werden. Eine gefährliche Mischung, wie er seit dem Kindergarten wusste.

„Na gut, von mir aus! Aber seit ihr zusammen seid, warst du nie wieder zu Hause und ich kenne diesen Cameron nicht einmal!“

„Ach Jess, dass stimmt doch gar nicht. Du hast ihn doch bei meinem Einzug hier, kennen gelernt“, meinte Noah lachend und stand auf, um ihre Kaffeetassen in die offene Küche zu tragen. Jessica erhob sich ebenfalls und half ihm, auch das restliche Geschirr inklusive Kuchen, den sie zusammen massakriert hatten, weg zu stellen. Falls man dieses bedauernswerte Häufchen Elend noch als solches bezeichnen durfte. Wie immer, hatte seine Schwester den ganzen Schokoladenmantel penibel abgekratzt, während Noah sämtliche Nussstückchen aus dem Teig geborgen hatte. So war das bei den Baker Geschwistern schon immer gewesen, selbst wenn Jessica durch ihre Heirat nun Benfield hiess. Die “Bakerischen“ Angewohnheiten würden sich nie ändern. Und Noah liebte das Wissen darum. Es beruhigte ihn in so einer tiefen, ursprünglichen Weise, dass er jedes Mal dümmlich vor sich hin lächeln musste.

„Aber Noah, das zählt doch wohl nicht!“, begann Jessica erneut.

„Warum? Fürchtest du, dass du Cameron niemals in eine deiner gefürchteten Inquisitionen verwickeln kannst?“, sagte Noah und kniff seiner Schwester liebevoll in die Seite. Denn obwohl, Jess ein Jahr jünger war als Noah – und einen guten Kopf kleiner, – war sie schon immer die Beschützerin gewesen. Sie war die mit dem Löwenherz, an der niemand vorbei kam, wenn man an Noah heran wollte. Dass sie den jetzigen Freund ihres Bruders nicht wirklich kannte und ihn somit auch noch nie einer gründlichen Überprüfung hatte unterziehen können, brachte sie fast zur Weissglut – auch wenn sie das niemals zugeben würde.

„Ja ja, lach du nur Vincent Baker!“

„Nenn mich nicht so“, bettelte Noah grinsend und ging theatralisch vor ihr auf die Knie.

„Dann stell mir Cameron Smith vor, damit ich mich davon überzeugen kann, dass er gut für dich ist“, sagte Jess ernst, doch in ihren tiefbraunen Augen glitzerte ehrliche Sorge. Noah hatte diesem Blick noch nie standhalten können und so zog er sie in seine Arme und strich ihr über ihre blonden, langen Haare. „Er tut mir gut, Jess. Glaub mir, Cam ist der Richtige“, flüsterte er ihr zu und küsste sie auf den Kopf. Sie erwiderte seine Umarmung und nickte gegen seine Schulter. „Na gut, wenn du meinst… Ich muss jetzt auch mal los. Es ist schon ziemlich dunkel und du weisst ja, wie sehr ich es hasse im Dunkeln Auto zu fahren“ Damit lösten sie sich voneinander. Jess ging wieder zum Esstisch, um ihre Jacke und ihre Tasche zu holen. „Also Bruderherz ich –“, sie brach ab, als die Haustür aufging und ein grosser, braunhaariger Mann im Anzug herein kam.

„Hey Cam, sieh mal meine –“, begann Noah fröhlich und wollte seinen Freund begrüssen, doch dieser betrachtete ihn nur grimmig. „Ich hab jetzt wirklich keine Lust mit dir zu reden“, mit diesen geknurrten Worten, trabte Cameron die Treppe hoch. Noah sah ihm etwas überrumpelt hinterher. Er schloss den Mund und sah dann zu Jessica. Deren Augen waren zu wütenden Schlitzen geworden und ihre Augenbrauen, hatte sie skeptisch zusammengezogen. „Hallo Cameron, war auch schön dich zu sehen“, hetzte sie zornig. „Noah, du bist sicher, dass er dir gut behandelt?“

„Ja, Jess“, meinte Noah beschwichtigend, während er seiner Schwester eine Haarsträhne hinters Ohr strich.

Jessica sah ihn zweifelnd an. „Bist du sicher? Wenn nämlich nicht, dann werde ich ihm einen Einlauf sondergleichen, verpassen“ Und sie meinte es ernst, das wusste Noah. Genau das brachte ihn zum Schmunzeln. „Ist es eigentlich nicht der grosse Bruder, der auf die kleine Schwester aufpasst?“

„Mag sein, aber glaub mir: Auch die kleine Schwester kann einem gehörig in die Nüsse treten“ Ja, auch dass meinte sie ernst. Todernst.

Noah musste lachen – wenn auch nicht, ohne das er instinktiv seine Beine zusammenpresste. „Ja, ich weiss… leider! Ich hab es nicht vergessen! Und meine Nüsse auch nicht!“

Das brachte nun auch Jessica wieder dazu zu lächeln. „Okay, dann geh ich jetzt… Aber ich bin immer da, wenn etwas ist!“

„Ich weiss. Und ich für dich“, sagte Noah und öffnete seiner Schwester die Tür.

„Ich liebe dich“

„Ich liebe dich mehr!“

„Ich dich am meisten! Und vergiss nicht, komm mal wieder zu Besuch!“, hörte er sie nachschieben, kurz bevor die Tür ins Schloss fiel und Noah die Treppe hochsah.

Einen Moment überlegte er, ob er noch warten sollte, aber – nein. Cameron war fällig.

 

„Cam?“, rief Noah, während er die Treppen hochjoggte. „Cameron?“ Wieder erhielt er keine Antwort. Im Flur war es dunkel, von Cameron keine Spur, doch Noah hatte da so eine Ahnung und ging in Richtung Arbeitszimmer. Und tatsächlich, sah er Licht durchs Schlüsselloch fallen. Einen Moment bliebt Noah stehen und lauschte, als er jedoch kein Geräusch vernahm, öffnete er langsam die Tür. „Cameron?“

Dieser sass regungslos auf seinem grossen, ledernen Arbeitsstuhl an seinem Ebenholztisch, der mit seiner Grösse eine ganze Raumlänge einnahm.

„Cameron?“, wiederholte Noah ruhig.

„Nicht jetzt“, wehrte Cam sofort ab, ohne dabei seinen Blick vom Computerbildschirm zu nehmen.

„Doch, jetzt“, gab Noah bestimmt zu verstehen, während er zu Cameron ging und an dessen Pult lehnte. „War heute wohl kein guter Tag, hm?“

Cameron tippte energisch auf seine Tastatur ein, ohne Noah Beachtung zu schenken.

„Ach was. Alles gut“, lautete seine karge Antwort, wobei er sich durch die kurzen, mit Wachs frisierten Haare fuhr. Seine eisblauen Augen flimmerten über einen ellenlangen Text auf seinem Computer, bevor er sofort in sein Mailprogramm schaltete. Noah beobachtete ihn schweigend, bemerkte die dunklen Ringe unter Camerons Augen und den blassen Teint. Er wusste, dass nicht alles okay war. Dafür kannte er ihn viel zu gut.

„Ach so, na dann ist ja gut. Aber wenn bei mir alles okay ist, dann begrüsse ich meinen Freund eher mit einem “Hey Schatz, ich habe dich vermisst“, oder mit einem “Du siehst heiss aus“ und nicht mit einem “Ich habe jetzt wirklich keine Lust mit dir zu reden“ und verschwinde dann sofort“, sagte Noah völlig ruhig, ohne Härte oder Vorwurf in der Stimme. Er war von Natur aus eigentlich immer der Mitteilsame und Impulsive und seine hibbelige Art, trieb viele in den Wahnsinn, allerdings wusste er auch genau, wann es besser war Verständnis und Ruhe einzubringen. Das hier, war so ein Moment. Wenn er nun mit dem Panzerwagen durch die Tür gerauscht käme, würde Cameron nur völlig dicht machen.

Und es zeigte Wirkung. Cam sah endlich von seinen Mails auf und blickte Noah in die Augen. Die Strenge wich und das Eisblau schien langsam zu tauen. Als würde er Noah erst jetzt wirklich erkennen und begreifen wo er eigentlich war. Er nickte zögernd. „Du hast Recht, entschuldige bitte“, brachte Cameron schliesslich leise hervor und griff nach Noahs Hand. Seine Finger glitten beinahe bedächtig über Noahs Handlinien. Immer wieder von neuem, verfolgte er die sanften Rillen der Haut, als wäre er hypnotisiert und könnte sich nicht mehr davon lösen.

Noah sah ihm dabei eine Weile zu, beschloss Cameron diesen Moment der Ruhe noch zu gönnen, bevor er seufzend einen neuen Versuch startete. „Willst du mir erzählen, was los ist?“

Augenblicklich hielt Cameron inne, bevor er mit dem Stuhl ruckartig nach hinten rollte und aufschoss. Wie ein eingesperrter Löwe tigerte er unruhig im Zimmer auf und ab, die Hände in die Hüften gestützt. Ihm entwich ein freudloses Lachen. „Weisst du, ich habe es so satt! Ständig muss ich den Mist von anderen ausbaden! Stell dir vor, Colin hat heute den Termin mit Milov vergessen! Einfach vergessen! Und ich habe dann den halben Tag damit verbringen dürfen diesen arroganten Wichser wieder zu besänftigen. Als hätte ich selbst nichts zu tun! Und Marc ist mal wieder krank. Das vierte Mal in diesem Monat! Und wer darf sich in seinem Chaos zurechtfinden und seinen Mist erledigen? Klar, ich! Es hat mich und Meike schon eine geschlagene halbe Stunde gekostet, seine Pendenzen zu suchen, weil dieser Chaot nie irgendetwas ordentlich ablegt! Sein Arbeitsplatz sieht aus wie ein Schlachtfeld!“, Cameron brach schnaubend ab und zerrte an den Knöpfen seines Jacketts, bevor er erneut ansetzte. „Und weil ich den ganzen Tag damit verbringen konnte, den Murks von anderen zu beseitigen, bin ich zu überhaupt nichts gekommen. Bin ich denn jedermanns Kindermädchen, oder was?“

Statt auf die Frage seines Freundes zu antworten, stand Noah auf, nahm Cameron an der Hand und führte ihn zu der Ledercouch, gegenüber des Schreibtisches. „Setz dich“, forderte Noah ruhig. Als Cam nicht reagierte, drückte er ihn mit sanfter Gewalt nieder und setzte sich neben ihn. Er hob einen Arm an und Cameron liess sich wortlos auf die Seite kippen. Seinen Kopf bettete er auf Noahs Oberschenkel, woraufhin dieser sacht durch seine braunen Haare strich. „Beruhig dich erst mal… alles ist gut… das wird schon…“, flüsterte Noah sanft. Mit seinem Daumen fuhr er immer wieder über Cams Schläfen, bis er merkte dass sein Atem sich wieder etwas beruhigte und er sich langsam entspannte. Camerons Lider flackerten und die steile Falte zwischen seinen zusammengepressten Augenbrauen wurde weicher. Noah fuhr ihr sanft nach, bis sie schliesslich völlig verschwunden war.

„Und was ist, wenn du dir Urlaub nimmst? Nur ein paar Tage, um zu entsp – “

Sofort riss Cameron seine Augen wieder auf und schoss von der Couch auf. „Verdammt, Noah! Glaubst du wirklich das ist so einfach? Einfach frei nehmen und “chillen“? Den ganzen Tag zu Hause rumfaulen bis ein paar kleine, pinke Wichtel meine ganze Arbeit erledigen? Ach und nebenbei bringen sie noch Weltfrieden und bekämpfen die Hungersnöte“, meinte Cameron zynisch und gestikulierte dabei wild. Seine Stimme wurde immer lauter und harter, doch Noah liess ihn seine Hasstirade gegen die Welt fortsetzen. „Den Terrorismus werden sie natürlich auch noch gleich killen, bis wir schliesslich alle friedlich im Kreis tanzen und uns die Händchen halten!“

„Okay“, erwiderte Noah gelassen, bevor er sich erhob.

„Nichts ist okay! Gar nichts!“, rief Cameron abermals aus, ehe er sich wütend auf seinen Bürostuhl fallen liess und an den Schreibtisch rollte. Noah konnte spüren, wie geladen sein Freund nach wie vor war. Er fühlte die Wut, wie einen zähen, stickigen Nebel in der Luft, spürte aber auch die endlose Erschöpfung, die Cam dahinter zu verbergen versuchte. Es tat Noah weh ihn so zu sehen, er wollte ihm helfen, doch – das konnte er nicht. In diesem Moment, konnte er nur für Cam da sein, aber er allein musste sich helfen. Jemand anderer konnte das nicht für ihn übernehmen… nicht einmal Noah. Gerade diese Entschlossenheit und diese Stärke waren es gewesen, die Noah von Anfang an beeindruckt hatten. Mittlerweile kannte er aber auch ihre bittere Kehrseite. Cameron Smith, war der festen und unerschütterlichen Überzeugung, dass er niemals Hilfe brauchte.

Aber Noah hatte sich noch nie von irgendetwas aufhalten lassen, vor allem nicht, wenn es um jemanden ging, den er liebte.

Entschlossen ging er zum Schreibtisch und setzte sich vor Cameron darauf. „Cameron, ich möchte dir helfen“, begann Noah ruhig und strich seinem Freund über die Wange. Dessen blauen Augen, wirkten glasig, kleine rote Äderchen stachen wie explodierte Sicherungen hervor. Alles in seinem Gesicht, schrie nach purer Übermüdung. Trotzdem schüttelte Cam den Kopf. „Danke, aber ich brauche keine Hilfe“ Seine Stimme klang rau und erkämpft. Als würde er mit aller noch verbliebenen Kraft dafür sorgen, dass sie funktionierte, ohne dabei zu viel preiszugeben.

Seufzend nickte Noah. Damit hatte er leider gerechnet. Es wäre nicht sein Freund gewesen, wenn dieser plötzlich und aus heiterem Himmel seine Meinung geändert hätte. Er war stur, aber – Noah war das auch. So schnell gab er nicht auf. „Na gut, wie du meinst. Aber dann möchte ich eins klar stellen. Ich verstehe, dass du müde und entnervt bist, wenn du nach Hause kommst, aber das ist kein Grund mich anzufahren. Das mag ich nicht und das habe ich auch nicht verdient. Ausserdem hast du es geschafft, dich innerhalb einer Sekunde bei Jessica ins Abseits zu manövrieren“

Cameron sah ihn verwirrt an. „Jessica war da?“

„Ja, war sie. Und wenn sie eins hasst, ist es, wenn mich jemand anfährt. Genau wie ich im Übrigen auch“, sagte Noah kopfschüttelnd. Er hatte schon vermutet, dass Cam seine Schwester in seinem tranceartigen Zustand überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Für ihn war das nur ein weiterer Beweis dafür, dass sich etwas ändern musste.

„Ich habe sie gar nicht gesehen…“, murmelte Cameron mehr zu sich selbst als zu seinem Freund.

„Naja, lass dir gesagt sein: Bonuspunkte hast du bei ihr keine geholt. Aber darum geht es jetzt auch nicht. Was ich dir sagen will, ist: Ich bin nicht dein Sündenbock an dem du deinen Frust abladen kannst. Ich bin auch nicht einer deiner Assistenten oder Mitarbeiter, den du zusammenstauchen kannst, wenn der Kaffee nicht heiss genug ist, oder der Zucker fehlt. Wir sind zusammen und ich will nicht, dass du mich ständig so anblaffst, okay?“

„Noah, ich… es tut mir leid! Ich liebe dich und –“

„Ich weiss. Und ich liebe dich auch. Denn wenn ich nur den geringsten Zweifel hätte, dass du nicht so empfindest, dann wäre ich nicht hier. Dann würde ich mich nicht anzicken lassen und mich behandeln lassen, als wäre ich der letzte Vollidiot“, gab Noah sanft zu verstehen und stand erwartend auf. Sofort erhob sich Cameron ebenfalls und griff nach seiner Hand. In seinen Augen flackerte Angst und seine Stimme klang alarmiert: „Schatz ich liebe dich und ich will dich nicht verlieren. Ich weiss, ich bin oft nicht fair zu dir, bin wütend und genervt, aber das hat überhaupt gar nichts mit dir zu tun!“

Noah nickte. Seine Finger schlossen sich fester um Camerons, bevor er ihre Hände löste und seine Arme um Cameron legte. Einen Moment versteifte sich Cam, ehe er sich erleichtert in die Umarmung lehnte und seine Arme um Noah schlang. Seinen Kopf schmiegte er an Noahs Halsbeuge. Er roch dessen zarten Duft, nach Duschgel und Noah. Es beruhigte ihn. Jeder Atemzug löste ein weiteres Bisschen Anspannung in ihm und liess sie von ihm abfallen. Ihre Körper wärmten sich gegenseitig, wie sanfte Sonnenstrahlen. Cameron hatte keine Ahnung, wie lange es her war, dass er Noah einfach nur gehalten hatte, ohne etwas zu sagen oder ständig mit seinen Gedanken ganz wo anders zu sein. Einfach nur den Körper seines Freundes zu spüren, zu erkennen wie perfekt sie aneinander passten. Und diese Erkenntnis erschreckte ihn zu Tode. Wie lange hatte er neben Noah her gelebt – neben seinem Freund und Partner in crime – ohne ihn wirklich wahrzunehmen? Er erschauderte allein bei dem Gedanken und als würde Noah seine Beunruhigung spüren, presste er sich etwas fester an ihn. Cameron schloss überfordert die Augen. „Es tut mir leid, Noah“, murmelte er. „Dass ich so furchtbar zu dir war und… es hat nichts mit dir zu tun, es liegt nur daran, dass ich…“, er brach ab. In seiner Kehle sass ein festgewachsener Klumpen Gewebe, der alles symbolisierte, was Cam immer schweigend in sich hinein frass.

„Das du was, hm?“, murmelte Noah und liess seine Hände unter Camerons Jackett gleiten, um ihm beruhigend über den Rücken zu streichen.

Cam seufzte tief. In seinem Kopf flatterten die Gedanken. Er fühlte sich rastlos und fiebrig. Als würde er seit Monaten einen Infekt mit sich herumtragen, der nun mit aller Konsequenz an die Oberfläche drang. Er sollte sich von Noah losmachen, diesem sagen, dass er alles im Griff hatte – er war schliesslich Cameron Smith. Während andere zusammenbrachen, brannten bei ihm noch nicht einmal die Augen. Er bezweifelte ohnehin, dass er weinen konnte. In Gesellschaft behauptete er immer scherzhaft, dass ihm die Tränendrüsen schon bei der Geburt entfernt wurden. Doch manchmal wünschte er sich, es wäre nicht so. Dass er weinen könnte, um alles aus ihm heraus zu spülen und diesen untragbaren Ballast endlich loswerden zu können, welchen er seinen steten Begleiter nannte. All den Ärger, die Wut. All die verbrannten Nerven und die Geduld, die er bereits verbraucht hatte und der Grund dafür war, dass er jetzt schon bei den kleinsten Provokationen mit dreihundert km/h durch die Decke ging. Aber so sehr er es hasste, das zugeben zu müssen – er konnte nicht mehr. Er war müde. Leer. Und sich jetzt von Noah zu lösen, war für ihn wie der Sprung aus einem Flugzeug – ohne Sicherung. Es war ihm einfach nicht möglich. Noah war seine Konstante, sein ruhiger Pol, der ihn seine Fehltritte begehen liess und ihm dann wieder raus half. Er schränkte ihn nicht sein, sondern ergänzte ihn mit all seiner Ruhe und seiner tiefen Liebe, die ihn selbst an den dunkelsten Tagen rettete. „Noah ich…“, Cameron atmete ein letztes Mal tief durch, als wollte er gleich sein grösstes Geheimnis preisgeben – denn genau das, war es für ihn. Eine Schwäche. Seine Schwäche. „Noah, ich… kann nicht mehr… ich bin so müde…“, raunte er schliesslich heiser.

Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Welche Reaktion von Noah für ihn angemessen gewesen wäre, doch sein Partner überraschte ihn – wie immer.

Statt mit einer “Ich habs dir ja gesagt“ Predigt zu beginnen, liess Noah seine Hände über Camerons Brust wandern, bis sie sein Gesicht umrahmten. Noahs kaffebraunen Augen sahen in Cams Eisblau. Darin waren keine Härte und kein Vorwurf zu erkennen, nur… eine so unendlich tiefe Liebe, dass Cams Herz zitterte. Ohne ein Wort legte Noah seine Lippen auf Camerons. So zärtlich und sanft, als würden sie beide gleich in tausend Splitter zerbrechen. Dieses sachte Lippenaufeinanderlegen berührte beide, bis in die kleinste Faser ihres Seins.

 

Die Verbindung weiter aufrechterhaltend, begann Noah vorsichtig Cams Krawatte und danach auch sein Jackett zu lösen, um sie schliesslich von seinem Körper zu streifen. Erst als er auch Camerons Hemd aufknöpfte, löste Noah den Kuss. Schweigend verteilte er hauchzarte Küsse auf Cams sehnigem Oberkörper, seiner Brust und den feinen Erhebungen der Muskelstränge. Cameron erschauderte wohlig. In seinem Kopf begann alles zu verschwimmen, all die hämmernden Gedanken verblasten. Bei jedem Kuss ein wenig mehr. Noah zog einfach den Stecker der Leuchtreklame in Cams Hirn, die ihn unerbittlich an die nichterledigten Arbeiten erinnerte. Er liess sie einfach… nichtig werden. Endlich kehrte Ruhe ein. Die nervige Dauerbeschallung seines inneren Drill – Sergeants verschwand allmählich. Seufzend genoss er die Stille, konzentrierte sich allein auf Noahs Berührungen. Mit geschlossenen Augen, liess er sich widerstandslos von Noah zu Couch dirigieren.

Wie schon zuvor wurde Cameron sanft aufs Leder gedrückt.

„Leg dich auf den Bauch“, murmelte Noah sanft.

Cam nickte und während er gehorchte, kniete sich sein Freund neben das Sofa. Bevor Cam noch irgendetwas äussern konnte, begannen Noahs warme Hände über seinen Rücken zu gleiten. Wo immer er Cameron massierte, begann die Entspannung sich auszubreiten. Seine Glieder wurden warm und weich, während sein Geist immer schwerer wurde. Immer wieder löste sich ein wohliges Seufzen aus seiner Kehle.

„So ist’s gut, entspann dich einfach“

„Noah…?“

„Hm?“

„Danke… für alles, ich weiss, ich –“

„Shhh, schon okay“, unterbrach Noah ihn genau in dem Moment, in dem seine Gedanken sich wieder regen wollten. Er beugte sich über Cameron und küsste ihn in den Nacken. Cam erschauderte angenehm. „Cam, ich will, dass es dir gut geht…“

Cameron deutete ein Nicken an, liess aber die Augen geschlossen, nicht fähig, sich jetzt vom Gefühl der Geborgenheit zu lösen. „Ich weiss“, murmelte er träge. Er spürte, wie Noahs Massage ihn immer näher an den Rand der Traumwelt beförderte. Seine Lider lagen schwer auf seinen Augen und sein Atem ging immer tiefer. Cam fühlte sich benebelt und angenehm high.

„Dann bitte, lass mich dir helfen. Ich ertrage es nicht, dich so ausgezehrt zu sehen. Bitte denk nochmal über den Urlaub nach. Es muss doch nicht für lange sein. Nur ein paar Tage. Bald ist doch sowieso Weihnachten. Wir könnten wieder mal ins Hotel Belvoir. Oder wir könnten meine Familie besuchen, meine Schwester liegt mir damit schon ewig in den Ohren. Was meinst du, Cam?“

Noahs Stimme drang wie durch eine dichte Nebelwand zu ihm durch. Sie echote leicht und schwirrte um ihn herum. Alles was er sagte, klang so… entspannend. So… ruhig… Es hörte sich an, wie die beruhigende Musik eines Spa Bereichs. Warm und sorglos. Sie wickelte ihn ein und wiegte ihn hin und her.

Lächelnd, erinnerte sich Cameron an ihren letzten Urlaub. Wundervolle Erinnerungen, wurden vor seinem inneren Auge lebendig. Er ging langsam auf sie zu, verschmolz mehr und mehr mit ihnen…

„Cam? Bitte überleg es dir…“, hörte er Noah erneut sagen, kurz bevor er gänzlich von seinen Fantasien verzehrt wurde. „Hm- hm…“, murmelte er und driftete endgültig in die selige Traumwelt ab.

Noah spürte, wie Cam unter seinen Händen jegliche Anspannung verlor. Sein Atem ging tief, in seinem Gesicht ein kleines Lächeln. Sanft schob er Cameron etwas nach hinten und legte sich dann ebenfalls auf die Couch. Mit einer Hand strich er gedankenverloren durch Cams volles Haar, beobachtete ihn beim Schlafen, bis er selbst merkte, wie die Müdigkeit an ihm zerrte.

„Danke“, hauchte er gegen Camerons Ohr, ehe er einschlief…

 

Drei Tage später fuhren sie in den Urlaub…

Kapitel 1

 

 

Lächelnd streifte sich Noah seine Kleidung ab und schlüpfte dann in seine Badeshorts, gefolgt von dem weichen, blütenweissen Hotelbademantel. Seit sie gestern Abend eingecheckt waren, fühlte er sich befreit und freute sich nun endlich auf seine Zeit mit Cameron. Ganz allein. Ohne Arbeit, ohne dass sein Freund ihn manchmal Minuten lang anstarrt, weil er mit seinen Gedanken ganz wo anders war. Noah war erleichtert, dass Cam auf ihn gehört hatte, und sich eine Auszeit nahm. Ihm schien endlich klar zu werden, wie kaputt er sich in letzter Zeit gemacht hatte und wie sehr darunter auch ihre Beziehung strapaziert worden war.

„Cam, bist du soweit?“, rief er fröhlich aus dem Schlafzimmer. „Cameron?“, fragte er erneut, als seine Frage unbeantwortet blieb. Doch wieder schlug ihm nur die Stille entgegen. Schulterzuckend, verliess Noah daraufhin, das Schlafzimmer. Er wunderte sich, als er am Badezimmer vorbeikam und dieses leer war. Im Wohnzimmer, müsste Cam ihn eigentlich hören…

Als er schliesslich um die Ecke bog und das Wohnzimmer betrat, blieb er stehen. Cameron sass vollbekleidet auf dem Sofa, vor sich auf dem Salontisch, den Laptop und sein Blackberry – sein Geschäftshandy.

„Cameron?“

„Hm?“, murmelte dieser, seinen Blick allerdings fest auf den Bildschirm geheftet und seine Finger schnellten von einer Taste zur Nächsten.

„Was machst du da…? Ich dachte wir gehen an den Pool…“, wollte Noah nun leicht misstrauisch wissen. Er ahnte übles. Ganz ganz übles. In seinem Kopf gingen die ganzen Urlaubsideen geradewegs den Bach hinunter.

Mit verschränkten Armen stellte er sich neben Cameron hin. Er blickte auf den Bildschirm und wusste – er hatte Recht. Leider.

„Du arbeitest?“, stellte er mittlerweile schlechtgelaunt fest.

Nun hob Cameron den Blick an. „Ja, nur kurz. Die brauchen einen Überblick über einige meiner Kunden. Sie haben mich vorher angerufen. Es dauert nicht lange“

Cameron sah wie Noah seinen Mund zusammen zog und auf seiner Unterlippe kaute, wie er es immer tat, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. „Ich versprech’s. Fünf Minuten, okay? Geh doch schon mal vor. Ich zieh mich dann nur noch schnell um und komm nach, ja?“, meinte er milde, nahm Noahs Hand und küsste die Innenfläche.

Noah seufzte, nickte dann aber. Innerlich rief er sich zur Ruhe auf. Er ging ins Schlafzimmer und holte Camerons Bademantel, um ihm diesen dann von der Tür aus an den Kopf zu werfen. „Bis gleich. Ich warte“, lächelte Noah.

„Geh jetzt, du Spinner“, lachte Cam. Noah musste bei Cams Anblick verschmitzt grinsen, denn ihm hing der Bademantel halb um den Kopf.

„Ja ja, hab dich auch lieb“, schob Noah keck nach, kurz bevor er die Tür zuzog.

 

Kapitel 2

 

 

 

„Cameron Smith!“, knurrte Noah, als er die Hoteltür aufriss und ins Zimmer trat. Er war wütend. Seine Geduld war definitiv genug strapaziert worden. Innerlich pulsierte die Ungeduld in ihm, dass ihm ganz heiss wurde. Er ging geradewegs ins Wohnzimmer, wo er wie erwartet Cameron vorfand – nach wie vor in Jeans und Shirt. Er stand mit dem Rücken zu Noah, am Fenster und – telefonierte. Ganz eindeutig mit jemandem von der Arbeit, wie Noah schon allein an Cams genervter Stimme erkennen konnte. Eigentlich wollte Noah ihm am liebsten das Telefon vom Ohr reissen und es in der Toilette versenken, doch – er hatte sich schliesslich im Griff. Sogar mehr, als er es sich selbst zugetraut hatte. Dafür hatte er einen verdammten Orden verdient!

Er atmete einige Male tief ein, versuchte sich zu beruhigen, während er sich an den Türrahmen legte und – wartete. Als Cameron, dann nach einer gefühlten Dekade endlich auflegte, trommelte Noah schon längst ungeduldig mit den Fingern auf seinen Oberarm.

Ohne dass er etwas sagen musste, schien Cameron zu merken, dass er beobachtet wurde. Er drehte sich um und sah Noah an. Seine Augen weiteten sich alarmiert. Dann blickte er auf seine Uhr. „Scheisse, Noah ich – “

„Hab dich warten lassen…“, beendete Noah seinen Satz. „Ja hast du, über eine Stunde lang“

Cameron fuhr sich schuldbewusst über den Hinterkopf. Wenigstens wusste er genau, dass er Mist gebaut hatte. „Es tut mir leid. Es hat länger gedauert. Bitte entschuldige“ Er kam auf Noah zu und nahm dessen Hände in seine. Sein bedauernder Blick, schaffte es Noah ein wenig zu besänftigen. Er wusste natürlich, dass Cam ihn nicht absichtlich warten liess, trotzdem war er enttäuscht. Cameron konnte sich einfach nicht von seiner Arbeit lösen, nicht einmal in ihrem Urlaub. Und Noah reichte es. Er hatte die Nase mehr als voll, von diesen Geschäftsanrufen, den ständigen Störungen und Unterbrechungen. Aber Noah wäre nicht Noah Vincent Baker, wenn er nicht eine Lösung finden würde, um seine Ruhe zu haben. Schliesslich war er mit Jessica – der neugierigsten und quirligsten Schwester, aller Zeiten – aufgewachsen! Und falls alles nicht mehr half, würde eben doch die Toilette herhalten müssen… Sein Kampfgeist war auf Hochtouren. „Du musst dich nicht entschuldigen, wenn du jetzt Zeit hast und die Arbeit das sein lässt, was sie ist – eine unerhörte Störung!“

Schon Camerons Halblächeln versprach nichts Gutes. „Schatz ich…“ Ohje, wenn er den Satz so begann, war gar nichts mit Schatz… „muss das hier nur noch schnell beenden“

Noah verengte sarkastisch die Augen und befreite seine Hände aus Cams Griff, um seine Arme vor der Brust zu verschränken. „Und was heisst das, genau? Wie lange?“

Cameron verzog den Mund, erst auf die eine, dann auf die andere Seite. Noah konnte sehen, wie sein Freund hin und her gerissen war. Einerseits wollte er mit Noah entspannen, aber andererseits, konnte er sich auch nicht von seiner Arbeit lösen. Tja, was er nicht konnte, würde jetzt eben Noah übernehmen müssen. „Noch eine Mail und –“

„Gut“, unterbrach Noah ihn und deutete mit dem Kinn zu Cams Laptop. „Eine Mail, dann ist Schluss“ Die resolute Anweisung, brachte Cameron zum Schmunzeln. „Jawohl, Sir“, meinte er und salutierte spasseshalber. Dafür gab es von Noah einen Klapps auf den Hintern. „Mach jetzt, du verdammter Banker!“

 

Da Noah der ganzen Sache nicht traute – und das aus gutem Grund – stand er mit Adlersaugen, neben Cam und beobachtete, wie dieser eine Mail mit einem Kilometerlangen Text füllte. Kaum hatte Cameron auf “Senden“ gedrückt, klappte Noah den Laptop zu. Nur gerade so, konnte Cam seine Finger davor bewahren, zerquetscht zu werden.

„Was wird das?“, wollte er amüsiert, aber auch etwas irritiert wissen. Noah beachtete ihn allerdings nicht, sondern ging zum Hoteltresor und legte den Laptop hinein. Dann kam er zurück zu Cameron und streckte ihm auffordernd die Hand hin. Als Cam aber nicht reagierte, sagte er: “Dein Handy“

Gehorchend gab Cam ihm seinen Blackberry. „Dein anderes Handy auch“

Cameron sah ihn fragend an. „Warum?“

„Warum? Weil ich genug hab von irgendwelchen Störungen. Und deine Kollegen im Stande sind und dich auf deinem privaten Handy anrufen, um dich zu belästigen. Also, her damit“

Nachdem Cameron kurz zögerte, dann aber anscheinend erkannte, wie ernst es seinem Freund war, rückte er auch sein anderes Handy raus.

Zufrieden nickend, verstaute Noah auch die Handys im Tresor und klappte die Tür zu.

„So, und jetzt: Umziehen! Wir beide gehen jetzt endlich an den Pool“

Cameron stand zwar auf, beobachtete aber voller Zweifel, wie Noah den Tresor mit dem Code versiegelte. „Noah, ich hätte wirklich noch –“

Cam verstummte sofort, als sein Freund sich umdrehte und ihn mit einem so warnenden Blick ansah, dass sogar James Bond angefangen hätte zu zittern.

„Cameron Smith, du hast Urlaub. Das ist eine Zeit in der man eben nicht arbeitet. Sonst könntest du ja gleich in die Bank gehen. Und ich finde, ich hatte jetzt mehr als genug Geduld. Jetzt ist Ruhe“, meinte Noah und klopfte auf den Tresor. „Und versuch gar nicht erst, an deine Sachen zu kommen, ich werde den Code immer wieder ändern, falls du jetzt gespickt haben solltest. Also hopp hopp, was stehst du hier noch rum? Hab ich nicht was von umziehen gesagt?“

„An dir kommt wohl niemand vorbei, oder?“

„Nein. Umziehen – jetzt“

Schmunzelnd sah Cameron in Noahs Gesicht. Diese lodernde Impulsivität, in Gestalt eines blonden Engels, hatte er schon vom ersten Augenblick an geliebt. Sein Freund war sonst ein sehr, sehr ruhiger und geduldiger Mensch, aber wenn bei ihm einmal das Fass überlief, gab es eine infernale Explosion.

Cameron sah ein, dass Noah Recht hatte. Er sollte einfach auf ihn hören, denn er wollte sich nicht vorstellen, was passieren würde, wenn er es nicht täte. Wenn Noah irgendwann genug hätte, von all den Diskussionen und Abenden, an denen Cam psychisch gar nicht zu Hause ankam…

„Ich liebe dich, Noah“, hauchte Cameron nah an dessen Lippen, bevor er sich einen Kuss erschlich. Noah seufzte träge, gegen Cams Mund. „Ich dich auch. Und jetzt, geh dich umziehen“

Kapitel 3

 

 

 

Das gleichmässige Schwanken, des Wagens, liess Noah immer weiter in seinen Halbschlaf gleiten.

Nachdem er die ersten zwei Stunden ihres Rückwegs übernommen hatte, war Cameron der Meinung gewesen, dass nun er an der Reihe war. Da Noah noch nie gerne lange Strecken gefahren war, hatte er nur zu gerne übergeben. Er fühlte sich seit sie aus ihrem Hotel ausgecheckt hatten, ohnehin etwas schwermütig. Die Woche mit Cameron, war wie im Fluge vergangen, obwohl Noah gehofft hatte, sie würde niemals enden. Denn nachdem er Cams Elektronik konfisziert hatte, war sein Freund wie ausgewechselt gewesen. Cams Erschöpfung war purer Lebendigkeit gewichen, so als ob er ein völlig neuer Mensch geworden wäre. Es erinnerte Noah an den Beginn ihrer Beziehung. Als Cameron noch keine tragende Führungsperson gewesen war, sondern einfach nur ein Angestellter, der Morgens zu einer normalen Zeit aus dem Haus gegangen war und nicht erst nach dem Abendessen wieder zurückkehrte. Es fühlte sich nicht mehr so an, als würde Cam nur für die Arbeit existieren und alles andere nur nebenbei betreiben. Ihre Beziehung, war kein Hobby mehr, für die spärliche Freizeit. Sie war für Cam wieder an erster Stelle, so wie es zu Beginn gewesen war. In ihrem Urlaub schien Cameron wieder der Mensch geworden zu sein, den Noah von Anfang an geliebt hatte. Der dem die Familie und die Freunde das Wichtigste war. Der Cam, der niemals etwas über sein Herz stellen würde. Und der Noah nie vernachlässigen würde.

Und gerade das hielt Noah davon ab, endgültig einzuschlafen. Er hatte Angst, dass zu Hause alles wieder von vorn anfangen würde. Dass Cameron wieder so viel arbeiten würde, bis seine Augen blutunterlaufen und sein Gesicht ausgezehrt war. Und Noah – komplett vergessen. Er befürchtete Cameron nicht noch einmal von einer Auszeit überzeugen zu können. Burnout, Herzinfarkt, Hirnschlag, Depressionen, all diese furchterregenden Worte hallten durch Noahs Kopf und klammerten sich an seinen Hirnzellen fest.

Für ihn war es klar, dass die Arbeit, der hohe Lohn oder auch die gesellschaftliche Akzeptanz niemals so ein Risiko wert waren, aber für Cam? Wie Noah wusste, stammte Cameron aus einer Akademikerfamilie, alle mit gewaltigem Einfluss, die es schon als seltsam empfanden, dass Cam keinen Doktor, oder Professor vor seinem Namen trug. Und auch wenn sein Freund das nie zugab, es setzte ihn unter enormen Druck. Genau wegen diesen Erwartungen, machte sich Noah solche Sorgen. Es war nicht nur Camerons eigener unerbittlicher Ehrgeiz, sondern auch der seiner Familie. Noah hatte sich anfangs sehr schwer damit getan, zu verstehen, wieso Cams Familie so viel Wert darauf legte, denn seine eigene Familie war da ganz anders. Ihnen ging es einzig und allein, um das Wohlbefinden jedes Familienmitglieds. Ob Doktor, Professor oder Putzkraft, das war ihnen egal – Hauptsache man war glücklich damit. Seufzend kuschelte sich Noah tiefer in den Beifahrersitz. Er hoffte inständig, dass er Cameron ebenfalls davon würde überzeugen können…

 

 

„Ja sehr gut, danke dir. Das werden wir…“

Noah gähnte schlaftrunken.

„Ich mach jetzt Schluss, er wacht gerade auf. Ja, bist dann“

Gegen die hellen Sonnenstrahlen blinzelnd, öffnete Noah die Augen und blickte zu Cameron, der gerade sein Headset vom Ohr entfernte.

„Mit wem hast du geredet?“, nuschelte Noah, während er ein Gähnen unterdrückte.

Cameron lächelte herzlich und griff über die Mittelkonsole, nach Noahs Hand. „Guten Nachmittag. Na? Gut geschlafen?“

„Du hasst doch diese Frage?“

„Ja, stimmt schon. Weil sie ja eigentlich nur eine gesellschaftliche Konvention ist. Sie hat keinerlei Nutzen. Wenn man jemanden das fragt und der mit Ja antwortet, ist das Thema erledigt und wenn nicht, dann kann man ja nichts mehr daran ändern, dass er schlecht geschlafen hat. Also pure Zeitverschwendung. Aber ich frage dich jetzt trotzdem und zwar weil du mir wichtig bist und weil du die ganze Zeit so besorgt ausgesehen hast. Normalerweise lächelst du immer. Jetzt nicht, also, ist etwas?“, fragte Cameron schliesslich erneut. Noahs Hand drückte er dabei sanft gegen seine Lippen. Noah überlegte kurz, schüttelte dann aber den Kopf. „Nein, alles okay“

„Sicher? Du kannst mit mir über alles reden, Schatz. Das weisst du hoffentlich“

Innerlich kämpfte Noah mit sich, er wollte wissen, wie es jetzt weiter ging. Ob Cameron vor hatte, etwas zu ändern, aber er wollte auch nicht, dass die harte Realität schon wieder von ihnen Besitz ergriff. Er wollte sich an den wundervollen Tagen mit Cameron noch etwas länger festhalten und aus ihnen Kraft schöpfen. Sich einfach nur an den Erinnerung an Camerons Küsse, seinen Berührungen und seinem schönen sorglosen Lachen erfreuen. Auf die trüben Gedanken, konnte er getrost verzichten, aber Cameron kannte ihn dafür einfach zu gut. „Komm schon, ich merke doch, dass dich etwas belastet“

Tief ausatmend ergab Noah sich schliesslich seinem Schicksal. „Ich mache mir Sorgen. Wegen dir. Wegen deiner Arbeit…“

Einen Moment lang, sagte niemand etwas. Die zähe Stille zirkulierte im Innenraum ihres BMWs, bis Cameron sie schliesslich beendete. „Ich weiss. Und ich liebe dich dafür, dass du dir Sorgen um mich machst, aber gibt mir noch fünf Minuten, okay?“

Noah verstand nicht, was sein Freund damit meinte und nickte irritiert. „Oo – kay…“ Ihm wollte nicht klar werden, was fünf Minuten an ihrer Situation ändern sollte – bis er zum Fenster hinaus sah…

Die verschneite Landschaft, kam ihm sofort bekannt vor. Wie sich die Strasse durch die vielen Felder zu schlängeln schien und die Wälder an den Bergen in die Höhe ragten. Mehrere Langlaufloipen begleiteten die Strasse durch die fast schon einsame Gegend. Noah verfolgte sie fasziniert, ging im Kopf immer wieder die Bilder durch, die ihm bei seinem Blick überkamen. Wie er bei der scharfen Kurve, an der sie gerade vorbei fuhren, gefühlte tausendmal mit den Langlaufskiern hingefallen war, weil er sie stets viel zu eng hatte nehmen wollen. Wie Jessica ihn darauf hin, immer aus dem Schnee ausbuddeln musste, kurz bevor er sie ebenfalls in den Schnee gezogen hatte. Dann war da diese kleine Hütte am Waldrand, von der sie beide als Kinder immer Angst gehabt hatten, denn Opa Jeffrey, hatte ihnen immer den Bären aufgebunden, dass dort drin ein alter, verbitterter Geist spuckte, der als Leibspeise Kinder frass. Ganz unwillkürlich begannen Noahs Augen zu leuchten und seine Mundwinkel wanderten nach oben, als er auf der linken Seite der Strasse den See erblickte, auf dem seine Familie und er früher, wenn der See gefroren war, Schlittschuh gelaufen war. Oder Eisfischen mit seinem Vater Jack und Opa Jeffrey. Er konnte es einfach nicht glauben.

„Cam, wir sind –“, begann er gerührt.

„Ich weiss“, haute Cameron, während er von der Strasse abbog und auf einem alten Schotterweg zum See fuhr. Dann schaltete er den Motor ab und stieg aus. Völlig ungläubig, beobachtet Noah ihn, wie er um den Wagen herum ging, um ihm schliesslich die Tür zu öffnen. „Aussteigen bitte“

Mit zitternden Beinen und einem vor Freude beinahe platzendem Herzen, ergriff Noah, Cams Hand und stieg aus. Der Geruch von frischem Schnee lag in der Luft. Noah atmete ihn ein, verinnerlichte ihn, wie eine kostbare Erinnerung, während Cameron ihn zum Seeufer führte. Auf der gefrorenen Oberfläche, brachen sich die Sonnenstrahlen, brachten sie zum Glänzen, wie flüssiges Gold. Auch der meterhohe Schnee, der überall lag, glitzerte wie tausende kleine Kristalle. Fast wie in einem Traum. In Noah überschlugen sich die kindlichen Erinnerungen und die unbändige Freude, wieder einmal hier zu sein. Es war schon viel zu lange her. Sein altes zu Hause… Seine Herkunft… Hier war er einst aufgewachsen… Doch seit er damals mit seinen Eltern ausgezogen war, hatte er es nie wieder hier her geschafft. Seine Grosseltern wohnten zwar immer noch in ihrem alten Haus, aber die Zeit hatte Noah einfach mitgerissen.

„Cameron, wieso sind wir hier? Woher weisst du davon?“, wollte Noah überwältigt wissen. Sein Freund, sah ihn friedlich lächelnd an. „Deine Schwester“

„Sie war es, mit der du vorhin telefoniert hast? Aber warum?“

„Weil ich dir etwas sagen möchte. Etwas Wichtiges und es sollte an einem Ort sein, der dir wichtig ist“

Noah schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich versteh nicht…“

Sich räuspernd trat Cameron einen Schritt zurück. „Ich weiss, ich war die letzten Monate nicht der Freund, der ich hätte sein sollen. Ich war gereizt und übermüdet. Aber ich wollte es mir nicht eingestehen. Du hattest Recht. Jedes Mal, wenn du mir gesagt hast, dass ich mich kaputt schufte, aber –“

„Du hast mir nicht geglaubt“, flüsterte Noah betrübt und vergrub die Hände in den Taschen.

„Doch, ich wusste, dass du Recht hattest. Aber ich konnte es mir einfach nicht eingestehen. Ich dachte, ich müsste es hinbekommen. Weisst du, du kennst ja meine Familie. Sie sind nicht wie deine. Sie sind nicht so… offen und lebendig. Ihnen ist es wichtig, was andere denken. Ansehen, ist ihnen wichtig. Die berufliche Stellung, der Einfluss, all das zählt. Familienessen, und regelmässige Treffen in denen wir fröhlich beieinander sitzen, dafür nicht. Und das war für mich immer okay. Ein Telefonat oder eine Karte zu den wichtigen Feiertagen und alle paar Monate ein Abendessen. Das war für mich immer genug, bis –“, Cameron unterbrach sich, trat nahe an Noah heran und legte seine Hände auf dessen Schultern. „Bis du kamst. Du mit all deiner Energie und deiner Herzlichkeit. Du warst so ganz anders, in allem, was ich bis jetzt gekannt habe. Und auch obwohl ich deine Familie erst einmal kurz getroffen habe, habe ich gesehen, wie ihr miteinander umgeht. Mit so viel Liebe und unerschütterlichem Zusammenhalt. Und es war ansteckend. Ich wollte deine Wärme immer um mich haben. Ich wollte dich immer um mich haben. Weil du mit deinem ganzen Wesen, innerhalb weniger Wochen zum wichtigsten Menschen in meinem Leben geworden bist. Genau darum habe ich dich gebeten, bei mir einzuziehen. Damit ich dich mehr für mich habe. Aber nach meiner Beförderung, hab ich dich trotzdem kaum mehr gesehen. Und zwar, weil ich nicht da war. Ich war ja von morgens um sechs, bis abends um acht, nicht da und danach war ich zu müde um irgendetwas zu bemerken. Ich war sogar zu erledigt, um dich zu vermissen“

„Mich zu vermissen? Aber ich war doch da“, sagte Noah, der versuchte seine verworrenen Gedanken zu ordnen. Was hatte Cameron nur vor…?

„Ja, du schon. Aber ich nicht. Ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr mir dein Leben fehlt. Dein Lachen, deine Spontanität und dein Herz. Erst jetzt in diesem Urlaub, ist mir klar geworden, wie sehr ich dich vermisse. Die Zeit mit dir. Und das will ich nicht mehr missen müssen“

„Sind wir deswegen hier?“

„Auch, ja. Wir sind hier um zu feiern und zu geniessen“, lächelte Cameron und brachte Noah damit komplett durcheinander. „Cam! Ich verstehe rein gar nichts! Ich will jetzt wissen, wovon du redest!“, grinste Noah hilflos. Wie er diese Unwissenheit hasste! Die Neugier staute sich bereits bis unter seine Haarwurzeln und liess ihn hibbelig von einem Fuss auf den anderen treten.

Cameron beobachtete ihn amüsiert, bevor er Noah bei den Händen nahm. „Ich habe meinen Urlaub verlängert und wir werden hier – in eurem alten Haus, mit deiner ganzen Familie Weihnachten feiern – und d –“

„Wirklich?!“, rief Noah überschwänglich aus. Er lachte von einem Ohr zum anderen. Seine dunkelbraunen Augen strahlten voller Freude. Cameron ging das Herz auf. Er hatte es so vermisst, seinen Freund so unbeschwert zu sehen. Er wusste, wie sehr seine Erschöpfung auch Noah belastet hatte. Doch damit wäre jetzt Schluss. „Ja. Und ich habe gekündigt“

Augenblicklich blieb Noah stehen. Stocksteif stand er da und starrte Cameron entgeistert an. Hatte er sich gerade verhört? War das hier alles nur ein Traum? Schlief er womöglich immer noch und wachte gleich im Auto auf?

„Du hast… du hast… gekündigt…?“, stotterte Noah fassungslos. Er traute sich kaum, zu atmen, bis Cameron, nach einer vermeintlichen Milliarde Jahren nickte. „Ja“

Urplötzlich platzte in Noah die Erkenntnis, wie eine allesverschlingende Explosion. Blitzschnell warf er sich in Cams Arme. Tränen tratet ihm in die Augen, ohne dass er sie daran hindern konnte, sich ihren Weg durch sein Gesicht zu bahnen. Stattdessen krallte er sich zitternd an Cameron. Innerlich dankte er Gott, dem Schicksal, oder wer auch immer ihm dieses Geschenk gemacht hatte. Es war ihm alles egal. Noah konnte an nichts anderes mehr denken, als an Cameron. An den lebendigen, energievollen, fröhlichen Cameron.

Doch allzu schnell holte ihn die Realität wieder ein. „Aber, bist du dir sicher? Du müsstest dir einen anderen Job suchen und …“ Noah wollte keineswegs, dass Cam es sich anders überlegte, aber andererseits würde er es wohl kaum überstehen, wenn Cameron sich dann zu Hause, doch um entscheiden würde.

Hände wanderten unter seine Daunenjacke. Sie zeichneten beruhigende Kreise auf die Haut.

„Ja, ich bin sicher“, raunte Cameron gegen Noahs Lippen, bevor er ihn zärtlich küsste.

 

Es konnte passieren, was auch immer passieren mochte, aber am Ende lief alles immer wieder aufs Selbe raus. Auf ihn. Diesen blonden Engel in seinen Armen, den er nie gerufen hatte, der aber trotzdem zu seiner Rettung gekommen war. Es war egal, ob er sich einen neuen Job suchen musste. Es wäre ihm sogar egal, wenn er nichts finden würde und stattdessen als, was auch immer arbeiten musste. Hauptsache er hatte dadurch wieder Zeit für Noah. Für ihr gemeinsames Leben. Für ihre Liebe.

„Ich liebe dich, Cam!“

Ich liebe dich auch“, flüsterte Cameron und besiegelte seine Worte mit einem weiteren Kuss. „Aber jetzt müssen wir los, deine Familie erwartet uns“

Noah schüttelte lächelnd den Kopf. „Du hast wirklich alle hier her eingeladen?“

„Natürlich. Ich habe Jessica angerufen und sämtliche Telefonnummern erbettelt“

„Erbettelt?“

Cameron grinste. „Deine Schwester ist sehr… skeptisch… oder zumindest anfangs. Als ich ihr erklärt habe, was mir vorschwebt, hat sie mir sogar geholfen und naja, da du oft von deiner Kindheit hier geschwärmt hast, dachte ich, hier wäre es perfekt“

„Das ist es auch. Danke“ Noah küsste Cameron erneut, ehe er mit ihm den Weg am Ufer entlang ging, der zum Haus seiner Grosseltern führte. Schon von weitem, sah man den Rauch, des Kamins in den Himmel steigen. In allen Fenstern brannte Licht, welches sie durch die hereinbrechende Dämmerung leitete. Am Eingang angekommen, musste Noah verträumt lächeln, als er seine Initialen sah, die er und Jessica in die Holztür geritzt hatten, als sie noch klein gewesen waren. Schon damals war nichts vor ihnen sicher gewesen. Auch am vertrauten Geruch von Feuer und Schnee, hatte sich nichts geändert, weswegen Noah sich unwillkürlich heimisch fühlte. Er war glücklich. Und das war Camerons Verdienst. Verliebt sah er dem Mann an seiner Seite in die Augen. In dieses tiefe, warm schimmernde Blau.

„Bist du bereit?“, fragte er Cameron, als würde sich hinter dieser Tür ein unbändiges Monster befinden. Cam lachte verschwörerisch. „Jawohl, auf in die Schlacht“

„Spinner“

„Ich weiss“, murmelte Cameron und küsste Noah auf die Stirn, während er klingelte. „Und los geht’s mit Gebrüll…“

 

Epilog

 

 

Passend zu Weihnachten, hatte es noch einmal angefangen zu schneien. Und während draussen die Flocken im Wind tanzten, wurde die Luft im Haus geschwängert mit dem Duft des Weihnachtsbaums, von Punsch und dem gemütlichen Feuer im Kamin. Sämtliche Mitglieder der Familien Baker und Benflied waren anwesend. Noahs Cousinen und Cousins wuselten durchs Haus, lachten und rangelten miteinander. Überall lag zerrissenes Geschenkpapier, welches einige der Kinder auch fantasievoll als Hüte trugen, oder zu Bällen zusammen knüllten, die nun wie kleine Geschosse durch den Wohnraum flogen. Jess schnappte sich gerade Leila, die fünfjährige, und somit jüngste Cousine. Kreischend wurde die Kleine durch die Luft gewirbelt und dann aufs Sofa gesetzt. „Hab dich“, grinste Jessica, die sich bereits auf die Suche nach Tommy machte.

 

Alle anderen sassen an der grossen, schweren Holztafel. Opa Jeffrey, Noahs Vater Jack, dessen Bruder Joe mit seinen erwachsenen Söhnen Daniel und Peter. Sie alle gestikulierten wild und kaum hatte der eine etwas gesagt, plapperte schon der nächste los. Opa Jeffrey erhob seinen Brandy, prostet allen zu und erzählte dabei einen seiner Witze. Alle lachten ausgelassen. Und mitten drin – Cameron.

Noah stand in der Küche und beobachtete das Geschehen, mit einem versonnen Lächeln im Gesicht. Cam verhielt sich so, als wäre er schon sein ganzes Leben lang, Teil dieser Familie. Er hatte die selben Interessen und führte immer wieder hitzige Diskussionen mit Noahs Verwandten, die ihm am Ende aber oftmals anerkennend recht gaben – was ein Baker eigentlich nur sehr ungern tat. Aber Cameron schienen alle augenblicklich akzeptiert zu haben. Noah hatte zwar nie Sorge gehabt, dass sie ihn nicht mögen könnten, aber dass sie sich gleich so gut verstanden, dass war… traumhaft.

„Cameron ist ein guter Mensch“, sagte Noahs Mutter Kate, die plötzlich neben ihn getreten war.

Noah nickte selig. „Ja, das ist er“

„Na dann geh mal wieder zu ihm“, meinte Kate lächelnd und gab ihrem Sohn einen Schubs.

Bei Cameron angekommen, wurde er sofort von seinem Vater angesprochen: „Ah, gut dass du kommst! Cameron und ich haben gerade diskutiert, wegen des neuen BWS i8, wusstest du, dass der einen 1,5-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit TwinPower-Turbo unter der Haube hat?“

Noah lachte verlegen, Autos waren nun wirklich nicht sein Spezialgebiet. „Ähm…nein…?“

Jack klatschte sich triumphierend in die Hände. „Ha! Ich auch nicht! Cameron ist wirklich ein Teufelskerl! Den kannst du behalten!“, verkündete sein Vater höchst erfreut. Alle am Tisch stimmten ihm zu und nun war es an Cameron, zu lachen. „Da hab ich aber Schwein gehabt“

Mit der Welt mehr als zufrieden, liess Noah sich auf Camerons Schoss sinken. „Hast du gehört, ich darf dich behalten“, flüsterte er dicht an Cams Mund. Die blauen Augen glänzten energievoll. „Habs gehört. Und ich behalte dich. Für immer“ Ihre Lippen fanden sich zu einem zärtlichen Kuss, voller Wärme und Liebe. Hier, mitten in Noahs lauter, und impulsiven Familie, hatte Cameron seinen Platz gefunden. Mit diesem wundervollen Mann an seiner Seite, der ihm nicht nur Liebe, Ruhe und Geborgenheit, sondern auch eine Familie schenkte.

„Schöne Weihnachten…“

 

 

The end.

Impressum

Texte: Alles Meins, also - Finger weg!
Lektorat: Nach meinem besten Können und Bemühen. Allfällige Fehler sind specialeffects ;D
Tag der Veröffentlichung: 28.11.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Happy Birthday Wolfi!! ♥

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