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Schmerzen vergehen...

Liebe bleibt niemals gleich. Sie verändert sich stetig.

Manchmal vergeht sie, aber meine Liebe zu dir wächst jede Sekunde weiter an. Du lässt sie erblühen. Und ich werde sie für immer beschützen. Denn ich liebe dich, mein Engel.

 

In Momenten wie diesen, wird es mir immer wieder mit aller Gewalt klar.

Du tust nichts weiter, als mich anzulächeln und dich in meinen Arm zu schmiegen, den ich um deine Mitte gelegt habe. Aber würdest du es nicht tun... Ich würde erfrieren...

 

Ohne deine Wärme, vergehe ich.

 

Wenn ich mir vorstelle, ich könnte dich nicht berühren, wenn du bei mir stehst.

 

Mein Leben ergäbe keinen Sinn mehr...

 

Sollte dein zartes Lächeln, einmal nicht mehr mir gelten...

 

In diesem Moment würdest du mich zerstören. Niemand sonst kann das. Nur du, denn für dich schlägt mein Herz…

 

„Dean?“

„Ja?“, du reisst mich aus meinen Gedanken und strahlst mich an.

„Ich liebe dich“

„Ich liebe dich auch, Levi“

Es fällt mir schwer das zu sagen. Nicht weil es nicht wahr ist, sondern weil du mein Herz mit deinen Worten und dem liebevollen Glanz deiner dunkelbraunen Augen, so stark schlagen lässt, dass ich kaum mehr atmen kann.

 

Sanft nimmst du mir mein Baseball Cap ab und küsst mich. Meine Hände wandern sofort in deine weichen Haare, die so sanft zwischen meinen Fingern hindurch gleiten.

 

Wie ich deine zarten Lippen doch liebe...

 

„Captain, lass unseren Flying Boy los, sonst schmilzt er noch davon“

Widerwillig lösen wir uns voneinander und sehen in die Runde unseres grinsenden Teams.

Sie nennen dich seit deines ersten Spiels, Flying Boy.

 

Sie haben dich damals glänzen sehen. Du bist wirklich geflogen, mein Engel.

 

Es gibt keinen Tag, an den ich mich besser erinnern kann, als an diesen.

 

An jenem Tag, hast du dein Talent ans Licht treten lassen... und ich habe endlich deine wunderbaren Lippen auf meinen gespürt... In diesem Moment, hat mein Herz angefangen zu schlagen…

 

„Das ist das erste Spiel seit der Herbstpause, da müssen wir beweisen, dass wir nach wie vor die Champions sind“, meint Mike, der sich erstaunlicher Weise überhaupt nicht an unserer Liebe stört. Das habe ich diesem sturen Trottel nicht zu getraut.

Mir wäre es auch egal gewesen, wenn er etwas dagegen hätte.

 

Aber für dich bin ich froh... Es würde dir unendlich wehtun, wenn dein Bruder mit uns ein Problem hätte.

 

„Das ist die richtige Einstellung“

Unwillkürlich verdrehe ich die Augen. Dass Peter das so sieht, glaube ich gern. Aber ich kann ihn als Coach einfach nicht ernst nehmen. Jedes Mal, muss ich mir fast die Zunge abbeissen, um ihm nicht meine Meinung um die Ohren zu hauen.

 

Du kennst mich und streichst mir beschwichtigend über die Seite. Deine Ruhe überträgt sich auf mich, bringt meinen Körper sanft zum Summen.

 

„Die Aufstellung ist wie üblich. Ich will jeden kämpfen sehen. Bringt den Sieg nach Hause“

Peter klatscht sich in die Hände und gibt uns das Zeichen uns aufzustellen.

 

„Wir werden gewinnen“, grinst du selbstbewusst und bindest deine seidigen Haare zusammen.

 

Ich habe längst gewonnen, mein Engel. Alles was ich je wollte, bist du...

 

 

Wir haben Anspiel.

Als ich die Gegner mustere, sticht mir sofort das gehässige Grinsen ins Auge, dass sie alle in ihren Gesichtern tragen. Ohne genau zu wissen warum, regt sich in mir ein ungutes Gefühl. Ich kann es nicht beschreiben, immer wenn ich es greifen will, entgleitet es mir. Trotzdem schrillt in mir ein leises Wahrsignal auf.

Augenblicklich sehe ich zu dir. Du scheinst es auch zu bemerken, aber es kümmert dich nicht.

 

Früher hätte dich das eingeschüchtert. Aber heute nicht mehr… Ich bin so stolz auf dich…

 

Mit dem unbedingten Willen zu gewinnen, spielen wir unser bestes Basketball. Seit unser Team erkannt hat, wie gut du bist, haben wir viele neue Spielzüge ausgearbeitet. Sie alle funktionieren prächtig und bald führen wir hoch.

Ihre nahende Niederlage steigert die schlechte Laune unserer Gegner gewaltig. Immer wieder spüre ich, wie sie mich foulen. Mir einen Ellenbogen in den Körper rammen oder auf den Fuss treten. Leider wird das nie vom Schiri gesehen und somit auch nicht geahndet.

Unbeeindruckt spiele ich weiter. So einfach kriegen sie mich nicht.

Als ich dann aber dein schmerzhaftes Aufstöhnen höre, kippt in mir ein Schalter um.

 

Niemand darf dir wehtun! Nicht dir!

 

Ich befördere den Ball ins Aus und schnappe mir den Gegner, der es gewagt hat dich zu berühren. Meine Hände krallen sich in den Kragen seines Trikots. Heisser Zorn steckt mich in Brand.

„Mach das noch einmal und ich schwöre dir, ich breche dir jeden-“

„Auseinander! Sofort!“

Der Schiedsrichter drängt mich von dem Bastard weg, der nur herausfordernd eine Augenbraue anhebt. Seine schadenfrohe Fratze lässt meine Wut weiter ansteigen, aber als mein gesamtes Team zu mir kommt und mich wieder in die Verteidigung schiebt, lasse ich es schnaubend geschehen.

Du siehst mich milde lächelnd an, was mich sofort wieder beruhigt.

 

Ich werde nicht zulassen, dass er dir wehtut!

 

Nahe neben dir stehend, sehe ich zu meinem neuen Feind. Er fixiert mich mit seinen hellgrauen Augen, die so stark im Kontrast zu seiner braungebrannten Haut stehen, dass sie aussehen, als wären sie tot.

Für ein paar Sekunden, haftet sein Blick auf dir. Er scheint zu begreifen, zu wem ich gehöre.

Schützend und zum Angriff bereit, trete ich einen Schritt vor, versperre ihm die Sicht auf dich und nehme mir vor, ihm eine vernichtende Niederlage zu bescheren.

 

Im Sport gibt es keinen Krieg. Es gibt einen Sieger und einen Verlierer. Aber der wahre Gewinner ist immer der, der durch sein Können und nicht durch Gewalt überzeugt.

Das sind deine Worte, mein Engel. Ich werde sie beherzigen. Für dich…

 

 

 „Das ist doch ein Penner“, grummelt dein Bruder.

Ausnahmsweise muss ich ihm zustimmen. „Wer ist er?“

„Captain, das ist Marko“

Alle aus dem Team sehen mich abwartend an.

Das ist er also... Marko…

 

 Du verstehst nicht, was mir dieser Name sagt. Dafür bist du noch nicht lange genug dabei. Er ist niemand den du kennen möchtest.

 

Ich bin Marko noch nie begegnet, trotzdem kenne ich ihn. Wir spielen beide seit Jahren. Marko und ich sind schon lange die hellen Sterne der Hoffnung, am Sporthimmel.

 

Dein Stern erstrahlt noch nicht lange genug, dass die Menschen ihn schon entdeckt hätten.

 

Aber mein Gegner und ich sind bekannt.

 

Wir sind uns ähnlich...

 

Arrogant, selbstsicher, ehrgeizig und kalte Egoisten. Das sind wir.

 

Aber ich habe mich verändert. Du hast mich verwandelt. Mein Leben besteht nicht länger nur aus mir. Du bist jetzt mein Leben, Levi.

 

„Du bist also Dean. Heute wirst du untergehen“, flüstert mir Marko zu, als er sich an mir vorbei schieben will.

 

„Vergiss es“

 

Mir ist längst egal, wer von uns beiden der Beste ist, aber gewinnen wird er trotzdem nicht. Denn er hat einen entscheidenden Fehler gemacht. Er vergisst dich...

 

Als würdest du meine Gedanken untermauern wollen, luchst du Marko den Ball ab. Ich brauche dir nicht zu sagen, wo ich bin. Sofort löst du einen Blitzangriff aus. Ich jage nach vorn, erwarte deinen Pass schon sehnsüchtig und verwerte ihn zu einem Treffer.

Die Gegner stehen überrumpelt da, ihre Verbitterung ist fast greifbar.

 

So gewinnt man... Mit einem Team... Mit dir...

 

Als ich an meinem Feind vorbei renne, kann ich mir ein selbstgefälliges Grinsen nicht verkneifen. Aber es fällt ihm kaum auf, denn Markos Blick gilt dir.

Darin spiegelt sich keine Bewunderung. Er sieht in dir nicht den Engel, denn ich sehe.

 

Er sieht in dir meinen Schwachpunkt...

 

Diese Erkenntnis lässt mich auch in der Pause nicht los.

„Sei vorsichtig“, bitte ich dich und küsse deine Schläfe, bevor wir uns wieder aufstellen.

„Wir lassen uns nicht unterkriegen“

 

Ich weiss, mein Engel... Natürlich nicht.

 

Aber ich kenne Marko.

 

Denn er ist wie ich, damals. Vor dir...

 

Er will der Beste sein. Dass jeder seinen Namen kennt. Ihn fürchtet. Allein sein Betreten des Spielfelds, soll reichen, um die Gegner zittern zu lassen.

Was ihn antreibt? Die Aussicht auf eine Profikarriere? Oder nur der Kick und die Politur seines Egos?

 

Mir hat das früher als Grund immer gereicht… Aber jetzt? Jetzt bin ich ein Störfaktor für ihn…

 

Seine Blicke sagen es mir. Seine Haltung schreit es mir entgegen. Wortlos tragen wir unseren Kampf fort. Die toten Augen sehen in meine, eisig und hart.

Als ich nach vorne dripple, ist er sofort bei mir.

 

Er vergisst dich…

 

Das Spiel läuft nicht mehr nur durch mich.

 

Wir sind ein Team… wir alle…

 

Wie eine Gruppe Löwen liegen wir auf der Lauer. Wir passen uns zu und warten geduldig auf unsere Chance. Marko klebt nach wie vor an mir.

 

Von mir aus. Wenn er beschäftigt ist, kannst du ihm einen Denkzettel verpassen…

 

Der Glaube an dich und an den Rest des Teams macht mich gelassen. Du kriegst gerade den Ball zu gepasst und ich weiss was du nun tun wirst.

 

Ja, zeig’s ihnen.

 

„Ich werde deinen Stern vom Himmel holen“, lacht mir Marko plötzlich ins Gesicht und lässt von mir ab.

Alles bewegt sich in Zeitlupe. Mein Herz schlägt Alarm.

 

Levi!

 

Sofort sprinte ich unter den Korb. Sowohl du, als auch Marko springen in die Höhe. Sein Arm ist schlagbereit angewinkelt.

 

Nein! Levi!

 

Im verzweifelten Versuch dich zu schützen, springe ich zwischen euch hoch...

 

Mein Körper ist dein Schutz.

 

Der Bastard und ich prallen zusammen. Sein Ellenbogen trifft meine Rippen und ich werde unkontrolliert weggeschleudert. Ich versuche mich aufzufangen, aber mein Fuss bricht zur Seite weg. Ungebremst knalle ich auf den Boden.

 

 

Ein Messer rammt sich, mit einem ohrenbetäubenden Knall, in mein Fussgelenk, reisst Knochen und Fleisch voneinander und zertrennt sämtliche Nerven. Der Schmerz ist so überwältigend, dass ich laut aufschreie.

Mein Sinne verbrennen im grellen Schmerz, alles um mich herum steht in Flammen und verschwimmt vor meinen Augen.

 

„Dean! Dean!“

Ich höre deine gequälte Stimme. Dein Gesicht erscheint über mir, doch es bleibt für einige Herzschläge verzerrt. Schwarze Schlieren tauchen vor meinen Augen auf und scheinen dich zu verschlingen.

„Dean! Kannst du mich hören?! Nun sag schon!“

Unvermittelt überkommt mich eine Welle der Übelkeit, sodass es mir schwer fällt, die aufsteigende Galle zurück zu drängen.

„Le..vi“, bringe ich mühsam hervor und versuche mich aufzusetzen.

Schwer schluckend sehe ich an mir runter. Die Qualen sind so gross, dass ich mir sicher bin, dass mein Bein bis zum Knie gespalten sein muss.

Doch dem ist nicht so.

Äusserlich sieht alle gut aus. Keine Wunden, keine Knochen die hervor ragen. Trotzdem weiss ich, dass etwas nicht stimmt, aber als ich in deine gepeinigten Augen sehe, spreche ich meinen Verdacht nicht aus.

„Dean, geht es dir gut?“, fragst du zitternd. Du bist blass, fast panisch.

 

Ich will dir keinen Kummer bereiten. Bitte…

 

„Ja, aber mein Fuss tut weh“ Nur knapp schaffe ich es, das Ächzen meiner Stimme zu unterdrücken.

„Warte ich helf dir“, sagst du, als ich mich aufzurappeln versuche.

Ganz vorsichtig ziehst du mich hoch und legst meinen Arm um deine Schultern. Ich bin froh um deine Stütze, ohne sie könnte ich vielleicht gar nicht stehen.

Erst jetzt merke ich, dass unser Team um uns herum steht. Sogar Peter ist da.

„Ich bringe ihn zu den Sanitätern“

„Nein Levi, du musst spielen. Ich-“, aber mein Protest wird von der Pausenpfeife unterbrochen. Schockiert über diese Tatsache, lasse ich mich von dir stützen.

 

Aber wir hatten doch noch 5 Minuten…

 

Nun verstehe ich deine Angst noch besser.

 

Wärst du fast 5 Minuten nicht ansprechbar gewesen… Ich wäre wahnsinnig geworden…

 

Langsam führst du mich zu dem Raum, in dem sich die Sanitäter eingerichtet haben. Eine ältere Pflegerin erhebt sich bei unserem Eintreten und weist mich zu der Trage hin, die sie an einer Wand aufgebaut haben.

„Was ist passiert?“, fragt die Frau ruhig und du antwortest ihr.

„Er hat sich den linken Fuss verletzt, als er mit einem Gegner zusammen geprallt ist. Er war nicht bei Bewusstsein“

Verstehend nickend, tritt die Sanitäterin an mich heran, bedeutet mir mich hinzulegen und wendet sich meinem verletzten Fuss zu. Aber noch bevor sie ihn berühren kann, setze ich mich noch einmal auf.

„Könntest du mir vielleicht meine Wasserflasche holen?“

Du siehst mich verwirrt an.

 

Bitte mein Engel, ich will nicht, dass du das siehst…

 

Du musst meinen flehenden Gesichtsausdruck bemerken, denn du nickst zögernd. „Ich bin gleich wieder da“

Ohne die Sanitäterin zu beachten, kommst du zu mir und küsst mich keusch, bevor du widerwillig den Raum verlässt.

 

Ich sehe dir nach und werde dann von einer Stimme aus meinen Träumereien gerissen.

„Ich werde mir zuerst mal deinen Fuss ansehen“

Stöhnend beisse ich die Zähne zusammen. Das wird nicht schön werden…

 

 

 

„Dean, du bist schon fertig?“ Verblüfft und erstaunt musterst du mich, als du mich vor dem Sanitätsraum an der Wand lehnend vorfindest.

Überrascht kommst du auf mich zu und reichst mir die Wasserflasche.

„Ja, ging alles ganz schnell“

„Und?“

„Ist nur verstaucht, wird schon wieder. Los lass uns gehen, du musst spielen“, meine ich und bringe ein kleines Lächeln auf.

 

Bitte verzeih mir…

 

„Bist du dir ganz sicher? Was ist mit deinem Kopf?“, fragst du mich, in deinen Augen spiegeln sich deine Sorgen um mich.

„Ja, ich darf nur nicht auftreten. Ich bin okay, einen Sturkopf wie mich kriegt man nicht so schnell kaputt“

 

Ich will dich nicht belügen… Aber du sollst dich nicht sorgen… Nicht um mich…. Um niemanden… Ich möchte dich glücklich sehen, mein Herz…

 

„Okay“

Du siehst an mir vorbei, zum Raum der Sanitäterin, scheinst an meinen Worten zu zweifeln, aber dann trittst du nah zu mir, um mich zu stützen.

„Ich fahr dich ins Krankenhaus“

„Nein wirst du nicht. Du musst spielen Levi“

„Verdammt Dean, jetzt vergiss doch mal das Spiel! Du bist verletzt! Du warst sogar bewusstlos!“

Du deutest auf meinen bandagierten Fuss, bevor dein Blick meinen sucht. Er ist ernst, aber ich kenne dich. Ich sehe wie deine Zähne sich in deine Unterlippe graben, wie sie es immer tun, wenn du deine Emotionen verstecken willst.

„Levi, mir geht’s gut. Ich liebe es, dich spielen zu sehen“

„Bitte“, füge ich sachte an, als du mit dir haderst. Schwer seufzend, siehst du mir in die Augen, bevor du schliesslich nickst.

„Danke“

Wortlos stützt du mich, bringst mich zurück in die Halle zur Bank. Das Team kommt sofort zu uns und erkundigt sich nach mir.

 

Sie haben keine Angst mehr vor mir. Denn ich bin kein kaltes Arschloch mehr…

 

Mehr als zufrieden und erleichtert, entdecke ich Marko mit verschränkten Armen ausserhalb des Feldes stehend. Allein sein zorniger Blick verrät mir was ihm so missfällt.

 

Da hat wohl jemand die rote Karte gesehen! Sehr gut!

 

Zu wissen, dass Marko dir keinen Schaden mehr zufügen kann, beruhigt mich.

 

„Dean, schön dass du wohl auf bist“

Als wäre er mein Vater, klopft mir Peter auf die Schulter. Abweisend nehme ich es hin und streiche eine losegewordene Strähne hinter dein Ohr.

„So stellt euch auf, es geht weiter“

Alle nicken dem Coach zu und stellen sich auf.

 

Ein Stöhnen unterdrückend, lasse ich mich auf der Auswechselbank nieder, meinen Fuss hochgelagert. Dein skeptischer Blick auf mir, entgeht mir keines Wegs, weshalb ich deinen Blick erwidere und dich

beschwichtigend anlächle.

 

Mach dir keine Sorgen, mein Engel…

 

Nach einem Moment, in dem wir uns schweigend angesehen haben, nickst du schliesslich zögerlich und stehst in die Anfangsformation. Dein Anblick macht mich glücklich und lässt mich meine Schmerzen vergessen. Deine Schultern sind straff nach hinten geschoben und dein Kopf reckt sich deinen Gegnern entgegen. Die Zeiten deiner Unsicherheit sind vorbei. Endgültig.

 

Der zarte, aber gebrochene Engel von damals, hat sich in die Lüfte erhoben und gleitet nun mit seinen glänzenden Schwingen und seinem strahlenden Wesen durch die Welt.

 

All die harten Stunden und Tage voller extra Trainings, die wir beide uns angetan haben…

 

Sie haben dir Sicherheit gegeben. Nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Leben. Ich hätte mit dir jahrelang weiter trainiert, jede Verletzung ertragen, nur um diesen Moment, hier und jetzt zu erleben…

 

 

Das Spiel geht weiter. Ich nehme jede Sekunde in mir auf.

 

Du bist schon immer verdammt flink gewesen, aber jetzt legst du noch eine Schippe drauf. Nicht einmal ich könnte noch mit dir mithalten.

 

Wie gebannt sehe ich dir zu, wie du immer wieder den Ball ergatterst und dann unaufhaltsam auf den Korb zu rennst. Jedes Mal, wenn du in die Höhe springst und den Ball in sein Zuhause beförderst, quillt mein Herz über vor Stolz.

 

Ja, flieg mein Engel!

 

Als der Schiri das Spielende pfeift und ich mich erhebe, wird mir kurz schwarz vor den Augen. Mühsam blinzle ich gegen die dunklen Brandmale in meinem Sichtfeld an.

 

Ich will dein Lächeln sehen!

 

Fest entschlossen reisse ich die Augen wieder auf und geniesse deinen Sieg. Ich spüre dein Stahlen, dass mich aus der Entfernung erfasst und meine Haut und mein Herz wärmt. Zu sehen, wie du selbstbewusst auf dem Spielfeld stehst und nicht länger in geduckter Haltung zusammen zuckst, wenn unser Team zu dir kommt, einen Kreis um dich bildet und ihren Star bejubelt, lässt mich selig seufzen.

 

Ich möchte zu dir gehen, aber als ich meinen verletzten Fuss hebe und ihn wieder auf den Boden setzen will, durchfährt mich ein grässlicher Schmerz. Es fühlt sich an, als würde sich mein Fuss aus seiner knöchrigen Halterung lösen und einfach unter meinem Bein wegrutschen.

 

Verdammt! Ich kann nicht zu dir…

 

Auch wenn ich es noch so sehr will, kann ich mich nicht gegen meinen Körper durchsetzen. Enttäuscht sehe ich zu dir. Als könntest du mein Bedauern fühlen, drehst du dich zu mir. Glücklich über euren Sieg kommst du auf mich zu.

Aber plötzlich verblasst dein Lachen und deine Augen weiten sich voller Schock.

 

Levi! Was ist los?

 

Deine Angst überfällt auch mich. Das ist immer so. Egal was du fühlst, ob Glück, Angst oder Sorge. Sie gehen auf mich über. Auch darum kann ich nicht ertragen, wenn dich etwas bedrückt.

 

Ich will, dass du glücklich bist. Immer. Du sollst nie traurig sein, mein Herz.

 

„Dean!“

Unwillkürlich zucke ich zusammen. Deine ängstliche Stimme dringt an mein Ohr, als du vor mir zum Stehen kommst. Deine dunklen Rehaugen schreien mich an. Ich weiss nicht, was los ist, was dich so aus der Fassung bringt. Augenblicklich will ich dich in meine Arme reissen, dich beschützen, aber du stemmst dich gegen mich und nimmst stattdessen mein Gesicht in deine Hände.

„Oh Gott, Dean!“

Erst als du mit deinen Fingern über meine Wangen streichst, wird mir bewusst, was dich so verstört.

Meine Wangen sind feucht. Unbewusst habe ich angefangen zu weinen…

Während ich dir voller Bewunderung zugesehen habe, mich völlig in deinem Anblick verloren habe, sind meine Schmerzen keines Wegs einfach verschwunden. Ich habe sie nur nicht wahrgenommen.

 

Du hast sie mich vergessen lassen…

 

Deine Liebe hat meinen Schmerz einfach überdeckt. Mein Körper hat sie aber dennoch gespürt. Er hat mich, in Form meiner eigenen Tränen, angefleht ihm zu helfen.

„Dean, du weinst! Du hast Schmerzen!“

Deine Verzweiflung ertrage ich noch weniger, als mein physisches Leid. Ich muss dich einfach in meine Arme ziehen und dir über den Rücken streicheln.

„Ist schon okay, alles ist gut. Du warst fantastisch!“

Du löst dich so weit aus meinen Armen, dass du mich ansehen kannst.

„Dein Fuss ist doch schlimmer! Du musst ins Krankenhaus! Vielleicht ist er gebrochen!“

„Bänderriss“, sage ich beschwichtigend.

„Was?! Woher, weisst du das?“

„Ich hab‘s knacken gehört. Das hatte ich schon mal“

 

Es tut zwar höllisch weh, ist aber nicht Priorität... Schmerzen vergehen… Nur du bist wichtig…

 

„Und da sitzt du hier einfach?!“

Zu deiner Angst mischt sich jetzt noch Wut dazu und irgendwie bringt mich das zum Lächeln.

 

Du sorgst dich um mich…

 

„Ich wollte dich spielen sehen“

„Dean! Du bist so ein Idiot!“

Nun muss ich wirklich lachen.

 

Du siehst so wunderschön aus, wenn du wütend bist. Du bist einfach wundervoll, mein Engel…

 

Nun bin ich es, der dein Gesicht mit den Händen umrahmt.

„Ich weiss. Ich liebe dich auch“

Sanft küsse ich dich auf deine warmen Lippen und nehme dich wieder in meine Arme. Du schmiegst dich an mich und bringst mich so dazu glückselig zu seufzen.

„Ich liebe dich, Dean“, murmelst du gegen meine Schultern und bringst alles in mir zum Klingen.

 

Ich liebe diese himmlische Melodie, die du in mir ertönen lässt. Ich liebe deinen wärmenden Körper ganz nah an meinem und dieser Frieden, den du ausstrahlst.

Du bist mein Zuhause…

 

„Ich werde dich jetzt Krankenhaus fahren. Aber vorher musst du mir etwas versprechen“

„Alles, was du willst“

Nachdenklich musterst du mich und ergreifst meine Hände.

„Hör auf mich immer beschützen zu wollen“, hauchst du schliesslich leise, siehst mir dabei aber so eindringlich in die Augen, dass ich deine Worte fast bildlich zwischen uns in der Luft schweben sehe.

 

Das kann ich nicht. Alles was ich will, ist dich glücklich und wohlauf zu sehen.

 

„Hör mal Dean, ich muss nicht beschützt werden. Nicht mehr. Du hast mir Mut und Stärke gegeben, das tust du in jeder Sekunde meines Lebens und ich liebe dich dafür nur umso mehr. Aber ich will genauso wenig, dass du leiden musst, wie du es für mich willst. Du bist nicht mein Schutzengel“

 

Nein, denn du bist meiner. Du hältst mich auf dem richtigen Weg. Du hast mir gezeigt, was leben bedeutet…

 

Noch während ich über deine Worte nachdenke, treten meine Schmerzen zunehmend in den Vordergrund. Sie wollen von mir nicht länger ignoriert werden und wandern von meinem Fussgelenk nach vorn in meine Zehen. Das Verkrampfen der Muskeln bringt nur noch mehr Schmerz mit sich, sodass sich meine Hände ganz unwillkürlich fester um deine schliessen.

 

„Versprochen?“

Ich verstehe zwar deine Ansicht, kann dir aber trotzdem nicht antworten. Vielleicht liegt es an den Nägeln, die sich scheinbar durch meine Blutbahnen am Fuss durchzwängen, oder aber daran, dass ich glaube dich dann zu enttäuschen, dich nicht genügend zu schätzen. Ich weiss es nicht. Doch das muss ich auch nicht. In deinem Gesicht breitet sich ein kleines zufriedenes Lächeln aus.

„Komm, ich bring dich jetzt ins Krankenhaus“

 

Ich bin nie der Mann vieler Worte gewesen, aber du hast mich trotzdem schon immer verstanden. Du weisst was ich denke, was ich sagen möchte, selbst wenn ich es einmal nicht kann…

 

Von dir gestützt, humpeln wir langsam zum Ausgang. Als wir an Marko vorbei gehen, schlingen sich unsere Arme fester um einander.

 

Ja, du beschützt mich, genau wie ich dich. Wir beide gehören zusammen, denn nur gemeinsam sind wir vollständig…

 

 

The end.

 

 

 

 

 

 

Impressum

Texte: Sämtliche Rechte an den Texten, liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die noch nicht genug von Dean und Levi haben. Ihr seid toll! Danke für eure lieben Kommentare und eure ♥en.

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