Dieser Dreckskerl! Dieser elende Wichser!
Ich bin so verdammt wütend, dass meine Finger zittern und ich den vermaledeiten Schlüssel einfach nicht ins Schloss bekomme. Scheisse! Alles nur wegen diesem Mistkerl! Was fällt ihm ein?!
Endlich erbarmt sich meine Haustür und öffnet sich. Schnell schlüpfe ich ins Warme, doch eigentlich ist es mehr ein, vom Regen in die Traufe, gehen. Draussen schüttet es erbärmlich, ein Gewitter ist in vollem Gange. Passt perfekt, denke ich. Mit einem zirpenden Knarren, schliesse ich die Tür zu und stapfe in die Küche. Licht anmachen? Nein, wer braucht das schon? Die Schlüssel schleudere ich von mir, welche mit einem lauten Klirren irgendwo aufschlagen. Egal. Scheiss egal! Wie kann er mir das antun? Wieso? Weil er ein niederträchtiger Lügner ist! Ich weiss nicht wo mir der Kopf steht, völlig neben mir stehend reisse ich wahllos die einzelnen Schränke auf. Ein Glas.
David, ich glaubte wir seien Freunde…
Resigniert und wütend halte ich kurz inne, fahre mir durch die dichten, blonden Haare bevor ich weiter die Schränke durchwühle. Die Whiskyflasche. Endlich. Doch noch ehe ich sie öffnen kann, lässt mich das energische Poltern an meiner Tür zusammenfahren.
„Luca! Mach die Tür auf!“
Augenblicklich flammt neue, heisse Wut in mir auf. Wie aufs Stichwort, erhellt ein Blitz den, mit schwarzen Wolken verhangenen Nachthimmel, gefolgt von ohrenbetäubendem Donnergrollen.
„Verpiss dich!“, schreie ich David entgegen und schraube den Deckel der Flasche auf.
„Vergiss es! Lass mich rein! Wir müssen reden!“ Ein völlig humorloses Lachen entringt sich meiner Kehle.
„Ich wüsste nicht worüber! Und jetzt hau ab!“ Für einen Moment starre ich in die trübe Flüssigkeit, die ich langsam in meinem Glas hin und her schwenke, ehe ich es an meinen Lippen ansetze. Der Whisky ätzt sich meine Speiseröhre hinunter und lässt mich husten. Das Zeig ist einfach viel zu bitter! Wer soll das gerne trinken?
„Lu, hör auf dir Zeug rein zu kippen, von dem wir beide wissen, dass du es nicht verträgst, geschweige denn magst!“ Lacht David? Ich muss mich wohl verhört haben? Wie kann er es wagen, jetzt zu lachen?!
Sehr zu meinem Leidwesen hat er jedoch Recht. Ich mag Alkohol nicht, er brennt mir meistens die Kehle weg, ist bitter und vernebelt mir mein Hirn. Genau deshalb wird er vermutlich so rege konsumiert…
„Lass mich in Ruhe du dämlicher Idiot“, zetere ich weitaus ruhiger, was mich nur gleich wieder auf hundertachzig bringt, aber ich kann es nicht ändern. Davids Lachen beruhigt mich immer. Immer, egal wie weh es tut oder wie erlösend die Wut wäre. Und da ist es schon wieder. Davids Lachen. Er versucht es zu unterdrücken, wohl wissend wie falsch und unangebracht es in dieser Situation wäre, wenngleich ich weiss, dass mein bester Freund scheitern wird. Und so ist es, sein Lachen wird kurz lauter, ehe ich ein komisches Glucksen vernehme. Er konnte noch nie einfach mal die Klappe halten. Wenn etwas auf seiner Zunge liegt, muss es raus, genau wie sein Lachen.
„Du weisst, dass das ein Pleonasmus ist, nicht wahr?“
„Was?“
„Naja, dämlicher Idiot, das ist ein Pleonasmus“, gluckst er nach wie vor, ich jedoch schüttle nur müde meinen Kopf. Sogar jetzt ist er noch ein Klugscheisser… Etwas das ich an ihm so mag. Das ich liebe…
„Es war nicht das, wonach es aussah“
„Wow, geht’s noch klischeehafter?!“ Dieser Idiot! Sofort schieben sich die frischen Erinnerungen vor mein Auge. Oh doch! Es war genau das!
„Lu, lass mich rein. Bitte“, sagt er mit Nachdruck, der meine Entschlossenheit erheblich ins Wanken bringt.
„Nein“ Abermals hämmert David gegen die Tür, dass mir fast das Trommelfell platzt. Am Ende meiner Geduld und mit verletzten Gefühlen schmettere ich mein Glas auf die Küchenzeile, sodass es in meiner Hand zerbricht und hochprozentige Flüssigkeit an meinen Fingern klebt. „Verdammt!“, murre ich unterdrückt auf und löse die Scherben von meiner Handfläche.
„Lu? Was war das? Geht es dir-“
„Verdammt David, hau endlich ab!“ Ich habe genug. Ich bin müde, innerlich zerstört und möchte einfach nur meine Wunden lecken wie ein verletztes Tier, doch David verwehrt mir auch dies.
„Das kannst du vergessen. Ich bleibe hier, bis du mit mir sprichst oder ich hier draussen erfriere“
„Man, David! Warum tust du das? Ich habe dir meine Liebe gestanden und dabei nicht erwartet, dass du sie erwiderst, aber gar nicht darauf zu reagieren, nicht mit mir zu reden und jetzt das! Das kotzt mich an! Du bist mein bester Freund! Das dachte ich zumindest…“, schiebe ich resigniert nach.
„Du hast es also wirklich ernst gemeint?“ Klingt er nervös? Nein, unmöglich. Trotzdem ist diese etwas zu hohe Stimmlage für David ziemlich ungewohnt. Tief ausatmend nicke ich. Warum soll ich es jetzt leugnen, es spielt doch sowieso keine Rolle mehr.
„Ja, das hatte ich. Hatte. Vergangenheit. Du kannst jetzt also wieder ganz entspannt zu diesem Typen gehen und ihn ficken, bis dir die Eier abfallen!“ Einige Atemzüge lang, herrscht Stille und nur der prasselnde Regen ist zu vernehmen, bevor David leiser als zuvor weiter spricht.
„Auf der Vergangenheit wird die Zukunft aufgebaut. Und genau das will ich. Mit dir“ Seine letzten Worte klingen tatsächlich sehnend und treten mir kräftig in den Magen. Völlig unvorbereitet trifft mich die brennende Sehnsucht, ringt mich zu Boden und kämpft erbittert gegen die eisige Gleichgültigkeit an, welche ich mir als Schutz vor Schmerz und Enttäuschung so mühselig aufgebaut habe. Mit gemischten Gefühlen, gehe ich zur Haustür, lege meine Hand darauf und entsinne mich der Person dahinter. Beinahe ist mir so, als könnte ich seine Wärme, seine Anwesenheit spüren. Für ein paar wunderschöne Pulsschläge, gebe ich mich meinen Illusionen hin. All den Dingen, die ich immer hatte tun wollen, angefangen bei einem Kuss… Einfach und unschuldig, doch im selben Atemzug so alles verschlingend so eine Notwendigkeit wie –
„Lu?“
„Hm…?“
„Lass mich rein“, haucht David, als ob er genau wüsste, dass ich ihm direkt gegenüber bin. Unschlüssig stehe ich nun da, nicht wissend was ich tun soll. Mein Verstand verliert sich gerade in einer, massgeblich am Weltuntergang beteiligten Schimpftirade, während mein Herz ganz klar die Antwort vor sich hin trommelt.
Nach wie vor unsicher, drücke ich den Lichtschalter, woraufhin meine Wohnung mit fast schon grellem Licht durchflutet wird, und schliesse die Tür auf. Doch ich öffne sie nicht, sondern gehe ins Wohnzimmer und sehe zum Fenster hinaus. Es dauert nicht lange, bis ich das verräterische Schieben der Tür höre. Abwartend schlinge ich meine Arme um mich selbst.
Ein kurzes Zirpen ertönt, welches für David so typisch ist. Er beisst sich mal wieder auf die Unterlippe und zieht Luft zwischen den Zähnen ein, das tut er immer wenn er noch nicht die richtigen Worte für etwas gefunden hat.
Aber gibt es die überhaupt? Richtige Worte in unserer Situation?
„Es war nicht wonach es aussah“
„Hatten wir das nicht bereits? Man David, mach dich bitte nicht lächerlich. Du hast vor einem Typen gekniet, der keine Hose an hatte! Was soll es denn sonst gewesen sein? Ach es geht mich auch nichts an! Ich dachte einfach –“
„Doch!“, fällt mir mein bester Freund ins Wort. „Es geht dich sehr wohl etwas an! Weil du es bist und… ach verdammt, so geht das nicht!“ Eine Hand packt mich an der Schulter und dreht mich zu David um. Seine grünbraunen Augen fixieren mich, seine brauen Haare stehen ihm scheinbar chaotisch vom Kopf ab, obgleich ich weiss, dass er sie genauso haben will. Jede noch so widerspenstige Locke sitzt trotz des Regens draussen, immer noch perfekt und lässt David frech aussehen, wie er es auch ist. Er hat die Lippen ernst zusammen gepresst, was mich nur noch mehr dazu verführt sie küssen zu wollen. Diese schmalen Striche, die nun kaum mehr zu sehen sind und doch so unglaublich erotisch auf mich wirken. Aber ich darf nicht schwach werden, nicht jetzt und nicht bei dieser Person, ermahne ich mich selbst.
David atmet schwer aus, in seinem Gesicht spiegeln sich Unbeholfenheit und Frustration, wobei ich nicht weiss warum. Wegen mir? Oder weil er gerade eine schnelle Nummer verpasst? Allein daran zu denken, nervt mich bis in die Haarspitzen.
„Als du vor zwei Wochen zu mir kamst und mit mir was trinken wolltest… da wusste ich, dass dich etwas bedrückt, nur allein deswegen schon, weil du nie zu den Leuten gehört hast, die gerne in eine Bar gehen… Aber ich habe dich nicht darauf angesprochen… Weil ich einfach mal wieder Zeit mit dir verbringen wollte. Nur mit dir! Nicht mit unseren Freunden oder irgendwelchen Arbeitskollegen“, er bricht ab und fährt sich durch die Haare. Ich weiss nicht worauf er hinaus will, aber er hat Recht mit dem was er gesagt hat. Mit allem. Mir war es an diesem Tag wirklich nicht sonderlich gut gegangen, der Grund dafür ist mir gerade schleierhaft und interessiert mich auch gar nicht. Auch hat David Recht damit, dass wir uns in letzter Zeit nie alleine getroffen hatten. Häufig waren irgendwelche Arbeitskollegen von ihm oder mir dabei gewesen. Dass ihm das nicht nur aufgefallen war, sondern ihn offensichtlich auch gestört hat, berührt einen Punkt tief in mir, von dem ich geglaubt habe, ihn sicher und unantastbar eingemauert zu haben… Falsch gedacht…
„Du hast ziemlich schnell mit den härteren Sachen angefangen und da wollte ich dich dann doch fragen, aber dann kam da dieser Typ. Kevin“, sagt David, wobei seine Stimme bei der Erwähnung von Kevin gefährlich dunkel wird. Es wundert mich, dass mein bester Freund sogar den Namen des Mannes aus der Bar kennt, obgleich ich ihn doch schon wieder vergessen hatte.
„Er hat dich angebaggert. Und auch wenn du ihn hast abblitzen lassen, hat es mich doch geärgert. Er hat dich so ungestört an geflirtet und ich musste zusehen. Deswegen hab ich mich so volllaufen lassen“, wieder stoppt er und sieht mich an, als würde er auf eine Reaktion von mir warten, aber ich weiss nicht worauf und verharre deshalb still.
„Ich war eifersüchtig!“
„Warum? Auf wen?“, frage ich nun völlig verwirrt. Etwa auf mich? Ich erinnere mich zurück, an den Typen. Ja, Kevin hat nicht schlecht ausgesehen, doch nicht so gut, dass David nun hätte auf ihn scharf sein können, oder doch?
„Na auf diesen Kevin! Man, Lu ich bin verliebt in dich!“, knallt er mir geradewegs ins Gesicht und wirft wütend die Hände in die Luft. Ich hingegen muss darauf achten, dass ich mir bei meiner Fassungslosigkeit nicht den Kiefer ausrenke.
„Wie bitte, du – Aber… Aber – Warum hast du damals nichts gesagt?“, frage ich leise und sehe auf den Boden. Kann das sein? Schlägt mein Herz doch nicht hoffnungslos für die falsche Person? Aber warum hat er dann nicht auf mein Liebesgeständnis reagiert? Das tut man doch nur, wenn man die Gefühle nicht erwidert! Wieso sonst, hätte David einfach schweigen sollen? Als würde er meine Gedanken lesen antwortete er mir: „Als du mir auf dem Nachhauseweg deine Liebe gestanden hast, da wäre ich dir am liebsten sofort um den Hals gefallen, aber du warst mindestens genauso betrunken wie ich. Luca, du und ich waren nicht mal mehr im Stande ins Taxi zu steigen, so besoffen waren wir. Und am nächsten Tag wusste ich nicht ob du es ernst gemeint hast, oder einfach nur im Suff irgendwelche Dinge gesagt hast!“ Ich hebe meinen Blick und sehe David wütend an. Was soll das bitte für eine dämliche Ausrede sein?! Doch gerade als ich ihm das an den Kopf werfen will, redet er weiter.
„Als wir uns dann zwei Tage später wieder gesehen haben, hast du nichts erwähnt und ich hatte nicht den Mut dazu…“
„Natürlich habe ich nichts gesagt! Genau wie du, als ich dir gesagt habe, dass ich dich liebe!“, schreie ich ihm entgegen. Was hat er denn erwartet?! Schuldbewusst sieht er zur Seite bevor er abermals zu sprechen beginnt.
„Ich weiss… Aber Lu, versteh mich doch! Du hast mir das gesagt nach dem du dich masslos besoffen hast! Ich wusste nicht ob es die Wahrheit ist! Und ich hatte Angst, dass wenn ich darauf reagieren würde und du es nur im Rausch gesagt hast, dass ich dann unsere Freundschaft zerstören würde! Dass du dich dann von mir distanzieren würdest, weil du meine Gefühle nicht erwiderst… Also dachte ich, dass ich abwarte und dich etwas aushorche…“, sagt er beschämt.
„Wow! Na das hat ja mal super geklappt! Und als du auf keinen grünen Zweig gekommen bist, hast du dir einfach gedacht, hey ich vögle einfach ein bisschen durch die Gegend bis Luca sich nochmal zum Affen macht!“ Sauer starre ich ihn an, verliere die Geduld und will verschwinden, doch David packt mich blitzschnell am Handgelenk und hält mich zurück. Seine Berührung verpasst mir einen gehörigen Stromschlag und gleich darauf spüre ich die Kälte seiner Finger. Draussen vor meiner Tür zu warten, hat ihn erheblich ausgekühlt und normalerweise hätte ich ihn jetzt mit einem starken Kaffee aufgewärmt, doch ich habe keinen Nerv mich um diesem Menschen zu sorgen. Nicht jetzt.
„So war das nicht! Bitte glaub mir! ICH LIEBE DICH!“, sagt er eindringlich, packt mich an den Schultern und schüttelt mich leicht. Ich sehe in seine Augen, blicke direkt in diese unendliche Tiefe, die mir so viel Wärme entgegenbringt. Es wäre so einfach sich darin zu verlieren. Aber will ich das?
Resigniert atme ich aus und stehe einfach nur da, nicht fähig mich zu bewegen oder eine Entscheidung zu treffen. Er sagt, dass er mich liebt, genau das was ich mir schon so lange wünsche. Aber wenn er schon während seiner Verliebtheit, mit anderen Kerlen rummacht, wie soll es erst werden, wenn ich mich auf ihn einlassen würde? Es mag Männer geben, die ihren Partnern das bedeutungslose Rumvögeln durchgehen lassen, doch ich kann das nicht. Dafür bin ich einfach nicht stark genug! Entweder David gehört zu mir, mit jeder Faser seines Körpers oder gar nicht. Zu etwas anderes bin ich nicht gemacht…
Plötzlich nimmt David mein Gesicht in seine Hände, was mich vor Kälte zusammen zucken lässt. Oder ängstigt mich seine Sanftheit mir gegenüber? Habe ich einfach nur Angst vor dem Schmerz den mir David zufügen könnte? Ganz sicher sogar!
„Bitte Luca“, haucht er mir entgegen, ehe er sich zu mir beugt und mich auf die Stirn küsst. Seine Lippen sind kühl und im gleichen Moment so unfassbar heiss, das ich glaube zu verbrennen. Innerlich seufze ich auf, während sich in meiner Brust ein leiser, schwacher Funken entzündet.
Davids Hände bewegen sich auf und ab. Oder bin ich das? Nicke ich gerade? Auf dem Gesicht meines Freundes breitet sich ein kleines Lächeln aus und seine Augen leuchten auf. Ja ich nicke! Warum? Wann habe ich diese Entscheidung getroffen? Und warum fühle ich plötzlich wie ein scheinbar schweres Gewicht von mir abfällt? Was ist das? Doch mir bleibt keine Zeit weiter in mich hinein zu horchen, denn David nähert sich mir langsam, fast so als wäre er sich seiner Sache nicht sicher. Als unsere Lippen nur noch durch einige Millimeter getrennt werden, und ich ihn nicht aufhalte, überbrückt er die letzte Distanz und küsst mich. Es ist nicht mehr als eine sanfte Berührung bevor er sich wieder zurück zieht, wenngleich auch diese mich bereits fast umbringt, doch es gibt etwas dass mich zurück hält.
„Was war mit diesem Typen?“, flüstere ich kaum hörbar mit geschlossenen Augen. David atmet ruhig aus, ehe er meine Hand nimmt und mich zur Couch führt. Ich beobachte ihn verwirrt, als er sich niederlässt und mich sachte mit sich zieht. Wir sind uns gegenüber, David nimmt meine Hand zwischen seine und streicht mir liebevoll über die Finger. Ein Hauch von Frieden will mich einhüllen und es kostet mich eine Menge Kraft zu widerstehen. Zuerst muss ich alles geklärt wissen.
„Also?“, frage ich schliesslich nach, als David sich immer weiter an meinen Fingern zu schaffen macht und dabei scheinbar alles andere vergisst. Nun jedoch sieht er zu mir auf und nickt verstehend.
„Er heisst Josh und ist mein Cousin“
„Ja und? Das ist keine Erklärung warum er nackt war und du vor ihm gekniet hast“
„Er ist nicht schwul“
„Und auch das ist kein Hinderungsgrund mit einem Mann zu vögeln. David zu behaupten das jemand nicht schwul ist, ist kein Beweis dass ihr nicht trotzdem was hattet“
Aus heiterem Himmel beginnt David zu lachen und lässt mich damit noch verwirrter drein blicken als ich es ohnehin schon tue. Ich weiss nicht ob ich weinen oder lachen soll. Ich bin verzweifelt mit meinem Wunsch nach seiner Liebe und der Angst verletzt und benutzt zu werden. Und was tut er? Er lacht! Und zwar so fest, das ihm fast die Tränen kommen. Das muss ich mir nicht geben, sage ich mir selbst und will aufstehen, doch abermals hält mich David fest, versucht sein Lachen unter Kontrolle zu bekommen und beginnt stattdessen zu husten.
„Lu warte! Es tut mir leid es ist nur...“ Wieder bricht er in Gelächter aus, beruhigt sich dann aber schnell wieder. Etwas widerwillig setze ich mich wieder hin und blicke ihn abwartend an. Seine Wangen sind vom Lachen gerötet was schwer an meinem aufkommenden Ärger nagt.
„Selbst wenn er schwul wäre und ich nicht nur dich im Kopf hätte, könnte er nicht ficken glaubs mir, naja jetzt zumindest nicht“, gluckst er und wischt sich ein paar Lachtränen aus den Augenwinkeln.
Seine Worte sind wie Balsam auf meiner Seele auch wenn sie mir nicht die gewünschte Klarheit bringen.
„Und was soll das jetzt wieder heissen?“, hake ich nach.
David scheint zu merken, dass mir langsam die Geduld ausgeht und sieht mich nun ernst an.
„Weisst du was ein Prinz Albert Piercing ist?“ Geschockt sehe ich ihn an und mein Blick wandert automatisch zu seinem Schritt. Hat er etwa? Sofort versuche ich mich zurück zu erinnern. An den Tag vor fast 3 Monaten. Wir hatten mit unseren Freunden Fussball gespielt und anschliessend geduscht. Natürlich habe ich heimlich zu David rüber gelinst und den Anblick seines perfekten Körpers genossen. Nein, damals hatte er definitiv keinen Intimschmuck getragen. Was ja aber nicht heisst, dass er sich seit damals nicht ein Piercing hat machen lassen! Ach du heilige Scheisse! Allein der Gedanke daran schmerzt schon wie die Hölle!
„Genau so hab ich auch reagiert“, lacht David erneut und erst jetzt merke ich wie entgeistert ich ihn ansehe.
„Josh kam vorher zu mir und meinte er hätte ein etwas peinliches medizinisches Problem“
„Und du als angehender Arzt wolltest ihm helfen?“, frage ich ins Blaue hinaus nach wie vor geschockt über die Vorstellung sich ein Stück Metall durch die Eichel jagen zu lassen.
„Ich hab mir nichts dabei gedacht und dann hat er sich plötzlich die Hose ausgezogen und-“, weiter kommt er nicht sondern beginnt wieder lauthals zu lachen. Er schlägt sich die Hand vors Gesicht und schüttelt den Kopf.
„Oh man du hättest dabei sein müssen! Als er da plötzlich ohne Hose vor mir stand! Ich hab gedacht mich küsst ein Elch!“, kugelt er und steigert sich immer weiter in einen Lachrausch. Und ich sitze einfach nur völlig verdattert da und sehe zu. Nur langsam registriert mein Hirn was das alles zu bedeuten hat. Oder was ich zumindest glaube, was David mir da gerade erzählt.
„Josh hat ein Piercing da unten?“, frage ich peinlich berührt, nicht wissend ob ich die Antwort überhaupt hören möchte.
„Jap. Und was für eins! Es ist wohl nicht sauber gestochen worden und hat sich entzündet. Sieht echt übel aus“
Wow wenn sogar David das sagt, der eigentlich so ziemlich alles verträgt, dann muss es wirklich furchtbar aussehen!
„Es war total geschwollen und an den Einstichstellen eiterte es verdammt stark. Wirklich unschön“, schildert er mir, was mich nicht gerade erfreut. Ich bin da nicht so wie er, solche Dinge bringen mich eher zum Brechen, als das sie mich faszinieren. Aber die eigentliche Information seiner Aussage trifft mich völlig unerwartet.
„Du hast also nichts mit Josh“, flüstere ich leise und sehe auf unsere ineinander verschlungenen Hände.
„Nein. Weder mit Josh noch mit sonst jemandem, denn ich will nur dich Lu!“ Wie aus dem Nichts greift er nach mir und zieht mich auf seinen Schoss, was mich erschrocken aufkreischen lässt. Seine Hände legt er an meine Hüften, hält mich fest und sieht mir eindringlich in die Augen.
Und plötzlich überkommt mich die Unsicherheit. So lange schon will ich David nahe sein, nicht als Freund sondern als Mann. Und nun da es endlich so weit zu sein scheint, kriege ich es mit der Angst zu tun. Kann es wirklich wahr sein? David und ich, kann das wirklich klappen? Und was wenn nicht? Dann verliere ich nicht nur den Mann den ich liebe sondern auch meinen besten Freund. Darf ich es wirklich wagen? Oder soll ich-
„Denk nicht zu viel nach“, sagt David mir und unterbricht so meine aufkommenden Zweifel. Ich nicke etwas unsicher und versuche mich locker zu mache, doch ich scheitere.
„Hey!“, rufe ich aus als David unvermittelt anfängt mich zu kitzeln. Verzweifelt winde ich mich auf seinem Schoss, in der Hoffnung seiner Attacke zu entgehen, während ich immer stärker lachen muss.
„Na warte!“, pruste ich und starte meinerseits einen Angriff. Wir beide kämpfen, versuchen die Hände des jeweils anderen zu erhaschen und verlieren prompt das Gleichgewicht. Unsanft fallen wir auf den Fussboden, wobei David den Sturz geschickt abfängt und ich auf ihm zu liegen komme. Für einen Moment ist der Raum erfüllt mit unserem Gelächter, ehe ich mich von seiner Brust abstütze und mich etwas aufrichte. Lächelnd sehen wir uns an, als wir in der Ferne das Läuten der Kirchturmglocken vernehmen. David streckt seine Hand nach mir aus und schiebt mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Willst du wieder zurück?“
„Warum sollte ich?“
„Weil es dein Fest ist und du jetzt offiziell Geburtstag hast“
„Ne danke, lieber nicht. Sonst begegne ich noch Josh und kann dann nicht aufhören an seinen lädierten Schwanz zu denken. Mir geht diese Horrorvorstellung ja jetzt schon kaum mehr aus dem Kopf“ Davids Augen ziehen sich zu kleinen Schlitzen zusammen, während seine Augenbrauen skeptisch eine Welle bilden.
„Soso du denkst also an die Genitalien eines anderen?“, fragt er argwöhnisch, wobei der Sarkasmus mir nur so entgegenspringt. Seine Hand wandert in meinen Nacken, hält mich fest und zieht mich langsam zu ihm.
„Das muss ich sofort ändern“, haucht er bevor er seine Lippen auf meine legt. Feuer entzündet sich, Zeit und Raum hören auf zu existieren und nur noch David ist von Bedeutung. Wie er sich geschickt in meinen Mund stielt und meine Zunge neckend umwirbt. Er schmeckt so teuflisch gut, so verboten und erlaubt zu gleich. Wie oft ich mir diesen Moment schon vorgestellt habe! Nie habe ich in meiner Fantasie auch nur annähernd solch eine Hitze gespürt. Sie versengt mich, Davids Hände wandern unter mein Shirt, langsam über meinen Rücken und tätowieren ihn mit unauslöschlichen Malen. Jeder Nerv, jeder Muskelstrang und jedes Quäntchen meines Körpers steht in Flammen. Mehr! Jetzt! Voller Verlangen lege ich meine Hand auf die Knopfleiste seiner Jeans, spüre die Ausbuchtung darunter, welche mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt und will sie befreien, doch Davids Hand auf meiner stoppt mich.
„Nhh- nn“, murmelt er bevor er sich ganz von mir löst. „Nicht hier“
„Warum nicht? Ist es dir hier etwa nicht heiss genug?“, frage ich neckend, beuge mich zu ihm hinunter und küsse seinen Hals, was ihn aufstöhnen lässt.
„Du bist mehr als nur heiss! Und ausserdem schmilzt mir deine Fussbodenheizung gerade den Hintern weg“, schiebt er grinsend nach. Für einen Moment sehe ich auf ihn hinab, schüttle den Kopf über diesen Scherzkecks unter mir. Meinem Scherzkecks! Verdammt sogar sein Humor macht mich an. Lachend rapple ich mich auf und ziehe ihn mit mir hoch.
„Ich kann ja nicht riskieren dass dein Knackarsch leiden muss“, lache ich und gebe ihm einen Klapps, als er mich fragend angrinst. Seine Hände deponiert er auf meinen Hintern und dieses besitzergreifende Funkeln in Davids Augen jagt mir einen weiteren Schauer über den Rücken.
„Werden wir etwa übermütig Mister Brooks?“, fragt er mich gespielt tadelnd.
„Vielleicht“, sage ich herausfordernd. Schneller als ich es verarbeiten kann, greift David unter meine Oberschenkel und zieht mich an sich. Völlig intuitiv schlinge ich meine Arme und Beine um ihn während er uns langsam zum Schlafzimmer manövriert. Derweil lasse ich meinen Mund über seinen Hals gleiten, liebkose seine Haut mit Küssen und reize sie mit kleinen, vorsichtigen Bissen. Vor der Schlafzimmertür stoppt er, öffnet sie ohne mich loszulassen, bleibt dann jedoch weiter stehen. Ich hebe meinen Kopf und sehe in sein Gesicht. Ein liebevolles Lächeln liegt auf seinen Lippen, welches ich sofort erwidere.
„Happy Birthday Luca!“, raunt er gegen meine Lippen bevor er sie für sich in Anspruch nimmt. Meine Lippen, mein Körper, mein Herz, alles seins.
„Das ist der beste Geburtstag, den ich jemals hatte“ Wortlos trägt mich David ins Schlafzimmer, direkt zum Bett und legt mich darauf nieder.
„Und er wird noch viel besser!“, verspricht er mir mit funkelnden Augen und beginnt mich auszuziehen.
Oh ja das wird er!
Tag der Veröffentlichung: 28.11.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Happy Birthday Wolfi!!
Alles alles Gute und viel Glück!
Auf dass Hugo dich immer lieb behandelt, das der Jungleman für immer verschollen bleibt und dir der Schweizerkäse niemals ausgeht XD
Eigentlich wollte ich dir so einen Plüschanzug schenken, damit du endlich deinen Kuschelsessel hast... Dafür hab ich sämtlichen Nachbarskindern von mir ihre Teddys geklaut und sie zusammen genäht... Leider hat sich bald herausgestellt, dass die alle mehr auf Playstation stehen und dieser Überzug wäre dann doch etwas hart geworden, das wollte ich dir nicht antun! ;)
Ich hab dich ganz doll lieb und freue mich auf viele viele RE's mit dir! ♥♥♥