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Ungeduld

Der Herbst ist ihre liebste Zeit im Jahr. Schon zu Beginn strahlt seine beste Freundin wie ein Engel. Ihr Lächeln ist so bezaubernd, dass Lukas jede Gelegenheit nutzt, um es mit der Kamera einzufangen. Es ist Montag – Wochenbeginn. Für viele Menschen einer der schlimmsten Tage in der Woche, aber nicht für Lukas. Ein Blick aus dem offenen Bürofenster zeigt einen großen Kastanienbaum, deren Blätter sich bereits färben. Der milde Wind weht Laub hinein. Böen wie diese, die durch ihre himmelfarbene Mähne pusten und ihre Wildheit noch mal betonen. Das blonde Haar ist einem Mädchen wie Skyla zu langweilig und auch wenn der Farbwandel auch ihn zum Staunen brachte, liebt er die Veränderung an ihr. Der karamellfarbene Braunton des Blattes, das auf seinen Schreibtisch landet, erinnert Lukas an ihre Augenfarbe. Verträumt hebt er es ganz sacht auf. Aus Sorge, es könne bei der kleinsten Berührung zerfallen.

 

Sein Herz klopft wie wild, denn heute hat seine Kindheitsfreundin Berufsschule und danach erhält er die Chance, sie zu sehen. Jemand, der in der Gastronomie tätig ist, hat nur wenig Zeit für die Liebsten. Am Wochenende ist Skyla aufgrund ihres Jobs leider nicht zu entbehren. Als angehende Köchin arbeitet sie hart, also liegt es an ihm dafür zu sorgen, dass sie schon bald entspannen kann. Die Pläne für den Nachmittag sind geschmiedet und so sehr Lukas den Job im Bankunternehmen liebt, freut er sich viel mehr auf das Wiedersehen mit ihr. Das eingerahmte Foto neben dem Computer ist kürzlich aktualisiert worden. Aufgrund ihres Farbwechsels bestand er auf ein neues Bild mit Skyla. Die beiden Freunde befinden sich dort im Park. Ganz nah aneinander. Wie könnte er ihre Wärme vergessen und ihren Duft nach einer leichten Zitronennote? Ihr Haar ist schulterlang und ihr Lächeln ehrlich. Eine Eigenschaft, die er schätzt. Skylas offene und direkte Art gibt keinen Spielraum für Geheimnisse. Wenn seine Kindheitsfreundin jemanden oder etwas nicht mag, dann lässt sie es jeden sofort wissen. Sie ist stark, wild und unberechenbar. Ganz anders als er.

 

Auf gemeinsamen Bildern mit Skyla geht Lukas ebenfalls auf. Ohne seinen Lieblingsmenschen wäre er bereits in einem See aus Dunkelheit und Einsamkeit ertrunken. Niemand versteht ihn so gut wie sie. Niemand anderes freut sich so sehr, gemeinsam Zeit mit ihm zu verbringen. Einem Bücherwurm. Einem Nerd. Jemand, der zu still und eingeschüchtert für die heutige Gesellschaft ist. Außer es geht um seine Familie und Skyla.

 

„Hey, Romeo.“

Lukas schreckt ruckartig zusammen, womit das trockene Laub in seinen Händen größtenteils zerbricht. Beunruhigt betrachtet er den mageren Rest. Hoffentlich handelt es sich hier um kein schlechtes Omen.

„Alles gut?“, wird er erneut angesprochen.

Dank seines Vaters ist der Sohn Teil der Bank. Mit Zahlen jonglieren konnte Lukas schon immer gut. Wie sein Vater - ein Mann mit weichen Zügen und einem sanften Gemüt. Der Schalk blitzt ist seinen dunklen Augen hervor. Skyla bezeichnet das blonde Haar immer als Löwenmähne. Wie sie bekommt Lukas‘ Vater es kaum gebändigt. Anders als sein Sohn und doch wünscht er sich die Pracht seines Dads. Sein dunkles Haar erinnert zu stark an seine Mutter. An eine Frau, die einen Mann wie Thomas nicht verdient hat. Sie war immer nur auf das Geld aus und untreu. Unzählige Seitensprünge wurden ihr verziehen, bis sie dann einen anderen Geldhahn entdeckte und einfach verschwand. Der Gedanke an seine leibliche Mutter gibt dem Blatt in seiner Hand den Rest. Übrig bleiben nur winzige Krümel.

 

Sein Vater schnappt sich das Foto und lächelt freudig.

„Du Träumer!“, ärgert er seinen Sohn sanft. „Du triffst meine Patentochter heute oder?“

Lukas nickt und spürt die Wärme in seiner Brust. Er lauscht dem wilden Rhythmus seines Herzens und seine Lippen formen ein freudiges Lächeln.

„Ja. Soll ich ihr etwas ausrichten?“

„Drücke Skyla lieb von mir. Ganz feste, dass sie das Gefühl hat, zu ersticken. Sie soll wissen, wie sehr ich sie vermisse.“

Niemals könnte Lukas seine Freundin so drücken. Die Angst, er tut ihr irgendwie weh, ist zu groß. Hinzu kommt die fehlende Kraft in seinen Armen.

 

„Sie wird sich sicherlich freuen.“

Das Lächeln seines Vaters schwindet, denn auch er kennt sein Patenkind gut.

„Sie wird mir vorwerfen, zu wenig für sie da zu sein und sie hat Recht. Ich muss sie ganz dringend besuchen. Aber letztes Mal hat sie mir das Überraschungsei fast an den Kopf geworfen und gesagt, sie sei kein Kind mehr. In diesem Moment sah ich Kacie vor Augen. Sie kommt nach ihrer Mutter. Eine aufbrausende Persönlichkeit, deren Launen man lieben muss. Aber was schenke ich einem volljährigen Mädchen? Über ein Überraschungsei hat sie sich doch sonst immer gefreut.“

Es ist zu einfach und Lukas kichert erheitert, denn sein Vater erkennt das Offensichtliche nicht. Also hilft er ihm auf die Sprünge.

„Zeit, Dad. Skyla genießt die gemeinsamen Momente. Rede mit ihr und interessiere dich für ihre Welt. Sie erwartet keine Geschenke. Sie will nur Liebe und Geborgenheit. Wie wir alle.“

Thomas betrachtet ihn anerkennend. Mit einem Funkeln in den Augen, dass Lukas als Stolz betiteln würde.

„Du bist so reif geworden, mein Sohn.“

Ein Lob, das Lukas glücklich macht.

 

Grübelnd betrachtet Thomas das Foto und überlegt laut: „Niemand kennt meine Patentochter besser als du. Du weißt, was sie liest und sicherlich, was ihr noch fehlt. Wenn ich mit einem Manga bei ihr erscheine, den sie noch nicht hat, sich aber wünscht, dann wird sie mir um den Hals fallen.“

Eine Vorstellung, die seinem Vater gefällt. Lukas hingegen rollt mit den Augen. Es ist, als höre er ihm nicht zu.

Warum lernt er nicht aus der Vergangenheit? Warum glaubt er immer, anderen Geschenke machen zu müssen?

„Skyla wird sich höchstwahrscheinlich freuen und am Ende schimpft sie doch mit dir“, versichert Lukas ihm. „Sie will keine Geschenke. Sie will deine Zeit.“

Thomas seufzt laut, denn Zeit ist etwas, was sein Vater nur sparsam verteilt. Als hohes Tier des Unternehmens ist er viel auf Geschäftsreisen und hat viele Sitzungen. Deshalb ist Lukas hier. An dem Ort, wo sein Vater arbeitet. So können sich die beiden länger sehen.

 

Hoffnungsvoll blickt Lukas auf. „Mach doch heute früher Feierabend und komm doch mit. Ich habe einiges geplant. Skyla würde sich freuen.“

Als sein Gegenüber das Foto mit einem trüben Blick absetzt und die Augen niederschlägt, braucht sein Sohn kein weiteres Wort, denn er kennt die Antwort.

„Das Meeting?“ Lukas ist schneller und klingt gemeiner, wie er eigentlich wollte. „Ich habe es nicht vergessen. Aber kannst du nicht einfach fehlen?“

Sein Vater zwingt sich zu einem Lächeln und doch traut er sich nicht, Blickkontakt zu halten.

„Ich würde Skyla wirklich gerne sehen, aber damit verwehre ich dir eine ultimative Chance. Ist es nicht langsam Zeit, ihr von deinen wahren Gefühlen zu erzählen?“

Eine miese Karte. Erschrocken blickt Lukas auf. Sein Vater ist nicht blind und hat früh erkannt, dass das Herz seines Sohnes schon seit Jahren Skyla gehört. Obwohl sich die beiden Kindheitsfreunde unzählige Male nah waren, ist der Funke nie auf seine Freundin übergesprungen. Für sie ist er wie ein Bruder. Nicht mehr und nicht weniger. Es steht zu viel auf dem Spiel, die Karten offen zu legen und Gefahr zu laufen, den Menschen zu verlieren, der ihm am wichtigsten ist. Es ist Lukas‘ größte Angst, dass die Gefühle unerwidert bleiben.

 

„Du weißt, ich kann nicht.“

Die Kraft in Lukas‘ Stimme geht verloren. Sein Vater betrachtet ihn mitleidig und gibt nicht auf, ihm Hoffnung zu machen.

„Ihr wärt so ein tolles Paar.“

Das sieht sein Sohn anders.

„Ich kann ihr nichts bieten. Noch nicht.“

Das Vater-Sohn-Gespräch wird vom klingelnden Telefon unterbrochen. Thomas atmet genervt aus und muss nicht mal auf die Anzeige schauen, um zu wissen, wer anruft. Ein Griff und der Hörer liegt an seinem Ohr.

„Ich bin schon unterwegs. Bis gleich.“ Kaum ist das Telefonat beendet, blickt er entschuldigend zu Lukas. „Ich muss mich leider verabschieden, denn ich werde gebraucht. Denk dran, drücke Skyla von mir. Ach so! Und starre nicht so verdächtig auf das Foto, die Leute hier im Büro tuscheln schon.“

„Sie sind mir egal!“, platzt der Frust aus Lukas.

Sein Zorn gilt den Leuten, die seinen Vater ständig in Beschlag nehmen. Dem Unternehmen, das ihn so sehr fordert, dass Thomas ausgelaugt heimkehrt. Den Kollegen, die sich über Lukas Gefühle lustig machen. Die keine Ahnung haben, was es heißt, jemanden aufrichtig zu lieben und auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. All die dummen Ratschläge, wenn Skyla ihn abweisen sollte, dass es auch andere hübsche Mädchen auf der Welt gibt. Aber Lukas liebt seine Kindheitsfreundin nicht, weil sie schön ist, sondern wegen ihres einzigartigen Charakters. Wegen dem starken Band zwischen ihnen. Sie ist ihr Zuhause. Nirgendwo sonst fühlt er sich geborgen und aufgehoben. Wo sie auch ist, es spielt keine Rolle. Sie füllt die Leere in seinem Herzen und ist der Grund für diese aufregenden Gefühle. Durch sie fühlt er sich lebendig und glücklich und in wenigen Stunden hat er Feierabend und bekommt sie endlich zu Gesicht. Ungeduldig fixieren seine Augen die Wanduhr. Der Sekundenzeiger schlägt quälend langsam. Die Macht, die Zeit zu beeinflussen, wäre eine wundervolle Fähigkeit. Wenn auch nur für Momente, wie diese.

Unberechenbar

 

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Sorglos und hochkonzentriert balanciert seine Herzensdame auf einem Mauerstück. Etwas, das Skyla seit ihrer Kindheit gerne macht. Der Wind pustet ihr freudig durch die hellblauen Strähnen und lädt sie zum Spielen ein. Die Sonnenstrahlen erfassen das Mädchen seiner Träume wie Scheinwerfer einer Theaterbühne und machen sie zum  Star. Die Blätter tanzen im Hintergrund und der Vogelgesang schafft eine harmonische Atmosphäre. Skylas Kleidungsstil ist auffällig. Viele würden es rebellisch nennen. Er hingegen findet das Outfit passend. Ihre Stoffjacke erinnert an einen Pandabären. Selbst die Jacke hat Bärenohren und die Ärmel sind ein Stück länger mit einem Loch für den Daumen. Am Saum befinden sich sogar knuffige Bärenpfoten. Auf ihrer schwarzen Leggins schlängelt sich ein bunter Drache aus vielen kleinen Schmetterlingen und auch ihre Chucks sind bunt.

 

Noch hat Skyla ihn nicht bemerkt, was sich Lukas zu Nutze macht und sich bewusst ans Ende der Mauer stellt. Als seine Freundin dann mit einem Satz in der Luft befindet, blickt sie ihm direkt in die Augen. Erwartungsvoll breitet er seine Arme aus. Bereit, sie aufzufangen. Eine Geste, die sie glücklich stimmt und sie sich grinsend auf ihn verlässt. In diesem Moment wird ihm seine Bürde bewusst und er verflucht sein Herz für die List. Den Fakt ist: Er ist verdammt schlecht in Sport. Eine traurige Wahrheit, die jeder bestätigen kann, der ihn kennt. Skyla zu enttäuschen wäre eine Blamage, die er kaum ertragen könne. Und schon wieder macht sich sein Kopf zu viele Gedanken über seine Situation. Vor Augen errechnet sich die Flugroute mit unzähligen Variablen, als plötzlich Skyla vor ihm zu landen droht und seine Hände zupacken. Lukas taumelt zwar, aber er hält das Gleichgewicht. Seine Freundin lacht und schlingt ihre Arme um seinen Hals, womit sie seinen Herzschlag beschleunigt.

 

Die Bitte seines Vaters hat der junge Bänker nicht vergessen, woraufhin sein Griff fester wird. Ihr Kopf liegt an seinem und der vertraute Zitronenduft steigt ihm in die Nase. Es fühlt sich verboten an. Sein Gewissen nagt an ihm, da die Versuchung zu groß ist, von der Schokolade abzubeißen. Ihr Duft vernebelt ihm den Kopf und weckt Sehnsüchte, die er unter Kontrolle halten will. Mit viel Selbstbeherrschung setzt Lukas seine Kindheitsfreundin ab und nur kurz fixieren seine Augen ihre Lippen.

So nah und doch so fern.

 

Er räuspert sich schnell und sucht den Augenkontakt. „Thomas lässt dich grüßen.“

Skyla tauscht ihre gute Laune gegen einen bösen Blick aus und hebt mahnend den Finger. „Spiele nicht seinen Laufburschen. Ich habe schon Ewigkeiten nichts von ihm gehört und das macht mich traurig.“

„Ich hörte, ihr habt vor zwei Wochen miteinander geschrieben“, kontert Lukas, womit sein Mund mal wieder schneller war als der Kopf.

Wieso verteidige ich ihn eigentlich?

„Das war etwas anderes! Das ist zu einfach!“, behauptet sie mit aufgeblasenen Wangen. „Aber wieso verteidigst du ihn? Ich meine, du ärgerst dich doch selbst darüber, dass er nie da ist.“

Als Lukas losprustet, legt sie den Kopf schief.

„Lustig! Ich habe soeben das Gleiche gedacht. Also das mit dem Verteidigen. Du hast Recht, es ist nicht richtig.“

 

Mit einem Schmollmund zieht Skyla das Handy aus ihrer Hosentasche und wählt eine Nummer. Lukas hat eine böse Vorahnung.

„Du rufst ihn doch nicht etwa an oder?“

Mit dem Blick auf seinen Sohn gerichtet, spricht Skyla ins Telefon: „Sag mal ist das dein Ernst, Thomas? Komm doch selbst vorbei und sieh nach deiner Patentochter! Was ist so wichtig, mich so lange nicht zu besuchen?“

Lukas seufzt, denn das ist so typisch für sie.

„Sorry, Thomas, aber das sind alles nur billige Ausreden für mich! Ich erwarte eine offene und ehrliche Entschuldigung. Ich gebe dir einen Zeitraum von 48 Stunden, ansonsten bin ich nicht mehr dein Patenkind.“

Eine Drohung, die Lukas‘ Vater immer ins Stocken bringt und Panik heraufbeschwört. Skyla weiß, wie sie ihm schlechtes Gewissen bereitet und es endet jedes Mal mit seiner Entschuldigung und einer langen Umarmung. Noch ehe Thomas eine Möglichkeit hat, sich dazu zu äußern, legt sie auf und macht das Handy auf stumm.

„So“, zieht sie das Wort in die Länge, als habe sie Vertrauen in ihrem Plan. „Dann wollen wir mal sehen, was ihm wichtiger ist. Wir oder seine Arbeit.“

Lukas seufzt erschöpft. „Du bist unglaublich.“

„Unglaublich gut.“ Sie lächelt frech. „Ich weiß.“

 

Da Lukas über ihr rebellisches Verhalten lieber schweigt, rückt sie ihm auf die Pelle.

„Also“, beginnt sie und klimpert auffällig mit ihren Wimpern. „Ich bin hier, was steht an? Wollen wir durch den Park?“

„Ich will dich verwöhnen.“

Das war wieder einmal unüberlegt. Skyla blinzelt verwundert und rollt kurz darauf mit den Augen. Seinen Namen brummt sie wie ein Bär, dessen Winterschlaf unterbrochen wurde.

„Was verstehst du unter verwöhnen?“

„Naja, ich lade dich zum Essen ein. Aber zuerst hatte ich an einen Abstecher im Buchladen gedacht und wenn du mir erlaubst, schauen wir, was im Kino läuft.“

Es folgt eine kurze Schweigeminute, bevor sie sich Tränen in die Augen lacht.

„Oh, Lukas. Du willst mit mir in den Buchladen? Du weißt doch, was das heißt. Da kommen wir beide nicht so schnell raus und der halbe Tag ist rum.“

Wohl wahr. Es ist unser zweites Zuhause. Ein Ort voller Träume, Abenteuer und Wunder. Eine andere Realität mit vielen Happy Ends. Eine Welt, wo die Liebe stark genug ist, um alles zu überwinden. Eine Liebe, wie ich sie für dich empfinde. Nichts fordernd. Sie wird immer bestehen und ewig überdauern. Dich glücklich zu sehen, ist alles, was ich will.

 

„Lukas?“ Skyla betrachtet ihn prüfend. „Wenn du davon sprichst, mich zum Essen einzuladen, dann hoffentlich doch selbstgekocht oder?“

Sein Blick ist flehend, denn nach einem Tag im Büro fühlt er sich zu ausgelaugt und nicht in der Lage, großartig in der Küche zu zaubern.

„Ich hatte an einen Besuch in dem Ambiente deiner Wahl gedacht“, gesteht er ihr.

„Es ist wie bei meinen Eltern“, murmelt seine Freundin in ihren imaginären Bart und verschränkt die Arme.

Kacie und Finn sind wahrlich verwöhnt, das kann Lukas nicht leugnen. Skylas Eltern verlassen sich voll und ganz auf ihre Tochter. Das arme Mädchen schwingt zuhause allein den Kochlöffel, weil ihre Eltern keinen Finger krumm machen. Hätte sie es sich nicht zur Berufung gemacht, dann würde der Essensplan aus Fastfood, Fertiggerichten oder Besuche bei der Großmutter bestehen.

 

Obwohl Skyla Feierabend hat, plant seine Freundin noch immer, selbst zu kochen. Etwas, was er ihr ausreden möchte. Denn auch wenn sie eine ambitionierte und leidenschaftliche Köchin ist, hat sie es einmal verdient, bewirtet zu werden. Entschlossen tritt er an sie heran und legt seine Hände auf ihre Schultern. Schlagartig sehen sich die beiden Freunde in die Augen.

„Hey, heute mal nicht. Deine Eltern kommen klar und du lässt dich von mir mal verwöhnen. Einmal auswärts Essengehen, das ist doch nicht zu viel verlangt oder? Und ich verspreche dir, Donnerstag bin ich bei dir und helfe wie ich kann. Wir kochen gemeinsam und im Anschluss machen wir einen DVD-Abend. Was hältst du davon?“

Ihren Kopf legt sie in den Nacken und blickt hinauf in den Himmel.

Als er einen Tropfen in ihrem Gesicht sieht, geht Lukas jedoch vom Falschen aus: „Sag mal weinst du?“

Ruckartig hebt sie den Kopf, wobei ihre Dickköpfe fast zusammenstoßen.

„Es regnet, Lukas. Siehst du die Wolken?“

„Welche Wolken? Es war doch gerade noch...“

Es ist nicht mal ausgesprochen und schon schüttet es wie aus Eimern. Ein schneller Handgriff in ihren geschulterten Rucksack und schon öffnet sich der Schirm über ihren Köpfen. Sein verdutzter Gesichtsausdruck bringt sie erneut zum Grinsen. Skyla überwindet mit einem großen Schritt jeglichen Abstand zwischen ihnen. Ihren Kopf lehnt sie an seine Schulter und ihre Augen schließt sie entspannt. Sicherlich wirken sie auf andere wie ein Pärchen. Allein der Gedanke treibt ihm die Röte ins Gesicht.

„Ist gut. Du hast gewonnen. Ich folge dir heute überall hin. Aber nur, weil wir einen Deal haben. Aber denk dran, ich weiß, wo du wohnst. Wenn du Donnerstag nicht antanzt, dann hole ich dich persönlich ab und schleife dich bis zu mir nach Hause.“

Launisch, unberechenbar, wild und frech – Lukas liebt alles an ihr. Ihr zuckersüßer Anblick verleiht ihn dazu, sanft mit dem Daumen über ihre Wange zu streichen.

„Versprochen, Skyla. Ich werde immer für dich da sein.“

Worte, die sie aufblicken lassen. Etwas, womit er nicht gerechnet hat und zusammenzuckt. Zum zweiten Mal an diesem Tage.

„Und ich bin immer für dich da“, erwidert sie glücklich und drückt ihn feste.

Eine Umarmung, die Lukas herzlich erwidert. Einer von vielen glücklichen Momenten, die er mit ihr teilt. Als wolle die Sonne ihm Hoffnung schenken, vertreibt sie den kurzen Regen und lässt seine Welt noch mal in einem ganz anderen Licht erstrahlen.

Vielleicht gibt es gemeinsame Zukunft für die beiden. Eine Zukunft, wo er sie als seine Ehefrau bezeichnen darf. Das wäre sein Happy End.

Impressum

Cover: Tanzende_Buchstaben von Wattpad
Tag der Veröffentlichung: 03.11.2022

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich danke dir für deine Zeit und hoffe, dass du Gefallen an der Geschichte gefunden hast. Und ein großes Dankeschön an die Coverdesignerin Tanzende_Buchstaben von Wattpad, die mit viel Liebe zum Detail das Cover selbst gemalt hat. Einfach traumhaft ♥

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