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Vorwort

Die Begriffe "Gender-Studies", "Gender-Mainstreaming" und die dazugehörigen Kampfausdrücke "Genderismus" und "Gender-Ideologie" sind in aller Munde.

 

Wer aber  die entsprechenden, in erster Linie die kritischen Publikationen in Internet und Printmedien liest, wird dort selten informiert. Die meisten dieser Publikation stellen nämlich die Gender-Studies völlig falsch dar. Sie desinformieren statt zu informieren.

 

Fachpublikationen gibt es viele, das Problem lösen können sie aber nicht: Wirkliche Einführungen sind darunter wenige, für den Laien sind sie schwer verständlich.

 

Es ist für interessierte Laien also kaum möglich, sich in Richtung Gender-Studies zu bilden. Das ist schade, weil dieses interessante Forschungsgebiet sicherlich ein besseres Ansehen genießen würde ohne die herrschenden Vor- und Fehlurteile über es.

 

 Dieses Buch soll Abhilfe schaffen: Es klärt für jeden verständlich darüber auf, was die Gender-Studies tatsächlich sind und räumt mit weit verbreiteten Irrtümern über sie auf.

 

Gender und Sex

Wie würden wohl die Antworten lauten, wenn man Menschen in der Fußgängerzone die Frage "Was bedeutet der Begriff "Gender"?" stellen würde? Die häufigste Antwort wäre wohl: "Gender bedeutet, dass alle Unterschiede zwischen Mann und Frau von der Gesellschaft aufgezwungen wurden und nicht aus der Natur kommen.". Auch häufig wäre wohl die Antwort: "Gender bedeutet, dass bis auf die körperlichen Geschlechtsmerkmale alle Unterschiede zwischen  Mann und Frau aus der Gesellschaft kommen."

 

Beide Antworten sind aber falsch. Und deshalb werde ich zunächst die Frage ""Was bedeutet der Begriff "Gender"?" richtig beantworten. Denn dieser Begriff ist der Schlüsselbegriff der Gender-Studies, ohne ihn können sie nicht verstanden werden.

 

Die Antwort lautet: "Gender" ist das soziale Geschlecht. Das ist natürlich eine vage Antwort, die nicht weiter hilft. Um sie besser zu verstehen, muss man auch den Gegenbegriff kennen: Sex, das biologische Geschlecht. 

 

Die Gender-Studies gehen davon aus, dass die Merkmale, die unter dem Begriff "Mann" gesammelt sind und die Merkmale, die unter dem Begriff "Frau" gesammelt sind, in zwei verschieden Gruppen einzuteilen sind: Sex und Gender.

 

In die Gruppe "Sex" fallen die Merkmale, die biologische Ursachen haben, die also tatsächlich in der Natur liegen. Sie sind nicht die Folge sozialer Konventionen, sondern in den Genen "programmiert". Entsprechend sind sie schwer oder gar nicht zu verändern. 

 

In die Gruppe "Gender" fallen die Merkmale, für die das nicht gilt. Diese Merkmale liegen also nicht in der Natur, sie sind durch soziale Konventionen festgeschrieben und werden vom Individuum im Laufe seines Lebens durch Erziehung und Sozialisation übernommen. Allerdings können sie im Gegensatz zum biologischen Geschlecht verändert werden.

 

Darin liegt auch ein anderer, wichtiger Unterschied zwischen Gender und Sex: Das Gender ist veränderbar, da das Individuum diese Eigenschaften ja nach und nach durch entsprechendes Verhalten ablegen kann. Für das Sex gilt das nicht. Es ist zwar denkbar, dass auch das biologische Geschlecht irgendwann durch Operationen verändert werden kann, gegenwärtig ist das aber unmöglich.

 

Jetzt ist also klar, was der Begriff Gender bedeutet. Außerdem habe ich jetzt auch schon den Begriff "Sex" eingeführt und erklärt. Damit kann ich jetzt zur Erklärung dessen übergehen, was die Gender-Studies tatsächlich machen. 

 

 

Zum Eigentlichen: Gender-Studies

Was machen also dann die Gender-Studies? Und: Sind die Gender-Studies eine Wissenschaft oder doch. wie von Kritikern gerne behauptet, eine Pseudowissenschaft? 

 

Wie gesagt basieren die Gender-Studies auf den Begriffen gender und sex. Und hier beginnt auch schon die Forschung: Zuerst muss natürlich klargestellt werden, was überhaupt gender und was sex ist.

 

Dafür ist es zunächst nötig, zu bestimmen, welche Merkmale in unserer Gesellschaft mit den Begriffen "Mann" und Frau" verknüpft sind. Hierbei gibt es verschiedene Methoden, idealerweise sind dabei aber die der empirischen Sozialforschung zu verwenden. Auf jeden Fall sind Theorien darüber, wie die  Begriffe "Mann" und "Frau" definiert sind wissenschaftlich: Sie können empirisch überpüft und widerlegt werden.

 

Danach werden Hypothesen aufgestellt: Welche der typisch männlichen bzw. typisch weiblichen Eigenschaften gehören zum Gender, welche zum Sex? 

 

Auch die Hypothesen, die hier formuliert werden, sind empirisch überprüfbar: Eine typischerweise bei einem bestimmten Geschlecht gefundene Eigenschaft, die in der DNA auffindbar ist, ist wohl kaum Teil des sozialen Geschlechts.

 

Wenn dann einmal bestimmt wurde, was Gender ist und was Sex, ist das Sex eigentlich nicht mehr so wichtig. Jetzt konzentriert sich die Forschung auf das Gender.

 

Hier gibt es viele verschiedene Dinge, die erforscht werden. So wird etwa gefragt, wie die Zuordnung des sozialen Geschlechts zustandekommt: Warum gelten bestimmte, nicht zum biologischen Geschlecht gehörige Eigenschafte als typisch männlich, andere als typisch weiblich? Es geht ganz einfach um die Ursachen und die Enstehung der heutigen sozialen Geschlechter.

 

Ein anderer Diskurs wäre, durch welche Praktien die Unterschiede konstruiert werden, sprich: Wie wird biologischen Frauen bzw. Männern beigebracht, sich ihrem sozialen Geschlecht entsprechend zu verhalten. Wie ist z.B. der Einfluss von Erziehung, Medien und Sozialisation zu bewerten.

 

Der wichtigste Ansatzpunkt der Gender-Studies ist aber die Erforschung der Auswirkungen der sozialen Geschechter auf die Gesellschaft: Welche Machtverhältnisse entstehen durch die Zuschreibung von Eigenschaften durch das Gender, welche sozialen Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen resultieren daraus? Dieser Teil der Gender-Studies bildet die Grundlage des Gender-Mainstreamings in der Politik.

 

Das wären also die verschiedenen Bereiche der Gender-Studies, kurz zusammengefasst. Zur Art, wie diese Bereich bearbeitet werden, muss allerdings noch etwas gesagt werden: Geforscht wird eher selten über beide Geschlechter, sondern zumeist entweder über Frauen(Frauenforschung) oder über Männer(Männerforschung). Es wird also immer nur eines der beiden sozialen Geschlechter mit seinen Eigenschaften, seiner Enstehung, den Praktiken seiner Konstruktion und seinen Auswirkungen untersucht. 

 

 

 Auf jeden Fall lässt sich aber eines feststellen: Die Gender-Studies sind eine Wissenschaft. Sie liefern empirisch überprüfbare Ergebnisse in allen Bereichen, in denen sie forschen. Und sie sind auch eine eigene wissenschaftliche Disziplin: Sie lassen sich nicht vollständig einer einzelnen anderen Wissenschaft zuordnen, sondern bewegen sich eher zwischen Soziologie, Biologie und Psychologie. Insofern sind sie durchaus auch kein rein geisteswissenschaftliches Fach. 

Politische Umsetzung: Gender Mainstreaming

Zuletzt noch zu dem, was den Gender-Studies zu ihrer heutigen Bekanntheit verholfen hat, ohne Zweifel aber auch die Ursache für die massive Verbreitung von Falschdarstellungen über sie ist: Gender-Mainstreaming.

 

Was würde der normale Deutsche sagen, wenn man ihn fragen würden "Was ist Gender-Mainstreaming"? Vermutlich würde er antworten: "Der Versuch, die vollständige Gleichstellung von Frauen herbeizuführen."

 In rechtsgerichteten Kreisen wrüde die Antwort wohl anders lauten, nämlich so: "Der Versuch, die Gender-Ideologie von oben den Menschen aufzuzwingen".

 

Die zweite Anwort ist natürlich grottenfalsch. Die erste ist zumindest in einem Aspekt richtig: Gender-Mainstreaming dient letzlich dazu, die Gleichstellung von Mann und Frau- die ja unmittelbar aus den Menschenrechten folgt- voranzubringen. Aber was Gender-Mainstreaming tatsächlich ist, ist auch in dieser Antwort nicht enthalten.

 

Was ist aber Gender-Mainstreaming? Gender-Mainstreaming ist, vereinfach gesagt, die politische Umsetzung der Erkenntnise der Gender-Studies.  Es basiert zunächst auf der Annahme, dass es sowohl das soziale Geschlecht als auch das biologische gibt, dass sich "Mann" und "Frau" in Bezug auf das soziale Geschlecht unterscheiden und dass diese Unterschiede zu Machtstrukturen und Ungleichheiten führen.

 

 Daraus wird gefolgert, dass die Lebenssituationen von Männer und Frauen unterschiedlich sind, sodass politische Maßnahmen auf deren Leben möglicherweise auch unterschiedliche Konsequenzen haben werden.

 

Da das aber Ungleichheiten produzieren würde und diese abgelehnt werden, steht die Politik vor der Frage: Wie ist es möglich, mit politischen Maßnahmen den verschiedenen Lebenssituationen von Männern und Frauen gerecht zu werden? 

 

Hier kommen jetzt die Erkenntise der Gender-Studies ins Spiel: Einer ihrer Hauptbereiche ist ja die Erforschung der durch das soziale Geschlecht ausgelösten Machtverhältnisse und Ungleichheiten, sprich der verschiedenen Lebenssituationen von Männern und Frauen. Genau die Information, die die Politik braucht!

 

Anhand dieser Information über die verschiedenen Lebenssituationen von Männern und Frauen kann sie vorhersagen, wie sich politische Maßnahmen auf diese auswirken werden. Dadurch ist es für die Politik möglich geworden, Entscheidungen so zu treffen, dass die Enstehung neuer Ungleichheiten vermieden wird und die vorhandenen bekämpft werden.

 

Damit wären wir am Ende meiner Einführung angekommen. Ich habe nun alle wesentlichen Begriffe- Gender, Sex, Gender-Studies und  Gender-Mainstreaming- erklärt und mit den verbreiteten Vorurteilen ausgeräumt. Nun folgt nur noch ein Glossar mit den wichtigsten Begriff rund um die Gender-Studies.

Glossar: Schlüsselbegriffe

Gender: Soziales Geschlecht eines Menschen. Bestimmte Eigenschaften, gesammelt unter dem Begriff "Mann" oder "Frau", die den damit gemeinten Personen nicht biologisch zu eigen sind, sondern die sie sich erst durch Erziehung und Sozialisation aneignen. Gegenteil zum sex. 

 

Sex: Biologisches Geschlecht eines Menschen. Bestimmte Eigenschaften, gesammelt unter dem Begriff "Mann" oder "Frau", die den bezeichneten Personen biologisch zu eigen, also durch ihre Gene gegeben sind. Gegenteil zum gender.

 

Gender-Studies: Wissenschaft, die den Aufbau, die Enstehung, die Konstruktion und die Auswirkungen des sozialen Geschlechts wie auch den Aufbau des biologischen Geschlechts untersucht.

 

Gender-Mainstreaming: Politische Umsetzung der Erkenntnisse der Gender-Studies. Es wird versucht, bei politischen Entscheidungen auch die durch das soziale Geschlecht ausgelösten Unterschiede in der Lebenssituation von Männern und Frauen zu berücksichtigen. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.05.2014

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