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Stories von der wilden Sau

Ich wohne in einem kleinen Dorf in Niederbayern. Bei uns ist es wirklich nicht sehr schön: Die Leute haben Vorurteile, rennen jeden Sonntag brav in die Kirche, besaufen sich ständig. Am schlimmsten aber ist die Sprache: Sie klingt ganz einfach nur wie Hundegebell. "Geu, buhr, eutzt kimmst feit aba ameu her!". Verstehen Sie das? Ich nicht.

 

Aber ihre Sprichwörter sind stellenweise wirklich witzig. So kam mein Sohn, sechs, einmal zu mir. Dann fragte er mich gleich: "Papa, was ist denn eine Story von da weuden Sau?" Nun musste ich erst nachdenken: Was heißt das eigentlich auf Deutsch? Dann fiel es mir aber ein; ich hatte es schon einmal gehört: Eine Story von der wilden Sau!

 

Ich sagte also zu meinem Kind: "Eine Story von der wilden Sau ist eine Geschichte, die ist ganz absurd und dumm, die kann man eigentlich gar nicht glauben, es sei denn, man ist saudumm."

Mein Sohn war aber nicht zufrieden: "Und was ist denn so eine Geschichte, Papa?"

Tja, mein Sohn. Er löcherte mich mal wieder mit Fragen. Es nervte mich, am liebsten wollte ich ihn erwürgen. Hätte ich vielleicht besser auch getan.

Aber stattdessen erkannte ich eine Gelegenheit. Sie müssen wissen, ich kenne mich ganz gut mit Wissenschaft aus. Daher bin ich auch Atheist. Nun sah ich die Gelegenheit, meinen Sohn gegen die schlimmste Form der Religion abzuhärten: Den Kreationismus.

 

Also erzählte ich ihm einfach mal die Schöpfungsgeschichte, und zwar so, wie sie eben in der Bibel steht. Die mit den sieben Tagen, versteht sich. Mein Sohn verfügt ja über menschliche Intelligenz, also hat er gleich erkannt, dass diese Geschichte wirklich absurd ist.

 

Damit war das beendet. Dachte ich. 

 

Doch eines Tages erzählten im Kindergarten einige andere Kinder meinem Sohn etwas ,was sie gehört hatten: Die Schöpfungsgeschichte. Mein Sohn sagte sofort: "Das ist ja eine Story von der wilden Sau!"

 

Das Kind, das es ihm erzählt hatte ,erwiderte aber wütend: " Des is ned von irgendaner weuden Sau, des is vom Pfarrer! Und wennst nameu was anders soagst, dann schloage de."

Hier muss ich Sie nun über etwas aufklären, damit sie das Verhalten des Kindes besser verstehen: Die Bayern sind deshalb ein so aggressives Volk, weil sie sich von früh bis spät die Hucke vollsaufen. Das macht eben aggressiv.

Mein Sohn wollte sich aber nicht prügeln, und so schlug er einen Kompromiss vor: Vielleicht wäre ja der Pfarrer insgeheim eine wilde Sau?

 

 Darauf konnte man sich einigen, und es verbreitete sich unter den Kindern im Ort. So kam es, dass der Pfarrer von ihnen bald nur noch "wilde Sau" genannt wurde. Wann immer er kam, so riefen sie: "Habadere, weude Sau!"

So ging es nun bis vor kurzem. Wie das Ende der ganzen der ganzen Sache kam? Nun, das ist eine traurige Angelegenheit. Es war wie folgt: Eines Tages, es war um die Mittagszeit, kam mein Sohn nach Hause. Er schien sehr aufgeregt. "Papa, Papa, der Jäger war da , hat die wilde Sau erschossen!"

Ich verstand zuerst nicht, was er meinte, ließ mich daher von ihm dorthin führen. Dann sah ich es: Der Pfarrer hatte sein Jagdgewehr genommen und sich erschossen.

Tja, so ist sie eben, katholische Kirche: Predigt Enthaltsamkeit und missbraucht Ministranten. Predigt Armut und fliegt First-Class. Predigt, nicht zu töten, und geht jagen.

 

Fordert, Siechende leiden zu lassen, aber leidet selbst nicht bis zum Schluss, sondern jagt sich lieber eine Kugel in den Kopf.

Wie es weiterging? Nun, ich stand als "Zugroaßter" natürlich in Verdacht, etwas mit der Sache zu tun zu haben. Stimmte ja auch. Selbstmord schloss man kategorisch aus- war ja ein Pfarrer.

 

Aber es gelang mir, die Leute davon zu überzeugen, dass Muhammad Rushdie, der einzige Moslem im Ort der  Mörder war . Deshalb wird er gerade auch von ein paar Sturzbesoffenen mit Bierkrügen totgeprügelt.

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Tag der Veröffentlichung: 20.09.2013

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