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#3

Aufgelöst kam ich am Strand an und setzte mich auf die kleine Holzbank, auf der schon so viel geschehen war… Ich erinnerte mich an die Zeit zurück, als er neu in der Stadt war, als wir nur Bekannte -nicht einmal Freunde- waren oder als wir uns so oft gestritten hatten, da wir uns am Anfang nicht ausstehen konnten. So wie vor fünf Minuten…wir waren in eine große Auseinandersetzung geraten, obwohl wir uns doch nur einen gemütlichen Abend auf der Couch verbringen wollten, da seine Freunde endlich mal weg waren und uns alleine ließen. Ich sah zu der Stelle, als ich das erste Mal die Männer sah und auch wie mein Freund gegen sie kämpfte. Ich war noch so unerfahren und dumm. 

Meine Sichtweise verschwamm und ich zog noch rechtzeitig meine Beine an mich ran, als schon meine Tränen anfingen zu fließen. Ich weinte wegen den Erinnerungen, dem Leben vor meinem jetzigen und wegen unserem Streit. Um was ging es eigentlich? Es ging eines in das andere und plötzlich schmissen wir uns nur wütende Wörter an den Kopf und hatten eine lautere Stimme. Er blieb noch etwas ruhiger, doch ich wurde hysterisch. Dabei hatten wir nach dem Film so nett gekuschelt und über die Hochzeit unserer Freunde geredet. Dabei kam zur Sprache, dass er mit mir wegziehen wollte. Gehts noch? Weg aus Summerhill, der Stadt in der ich aufwuchs, in der meine Mutter und meine Oma lebte? Ohne meine Schwester? Es sei zu gefährlich, hatte er gesagt. Die Männer würden uns hier viel leichter finden. Bei den Gedanken fing ich noch mehr an zu weinen. Er wollte mich von der Schule nehmen, mich von meinen Freundinnen wegreißen und mir mein Herz brechen. Ja es war gefährlich, aber wozu lernte ich nun Kämpfen und wie ich mit meinen Kräften umzugehen hatte? Dafür dass ich weglaufen sollte? Ich grub meine Finger verzweifelt in meine Haare. Was sollte ich machen? Sollte ich mein altes Leben in Summerhill lassen und mit meinem neuem weiter ziehen? Ich schluchzte und sah durch meinen Tränenschleier zu den Wellen, die fest an die Felsen schlugen, als würden sie meine Stimmung widerspiegeln. Sie waren wild, laut und unzähmbar. Schniefend wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und beobachtete dies, wobei auch das Meer mir etwas ruhiger erschien. Nachdem ich meine Füße frei von Schuhen gemacht hatte, ging ich Barfuß durch den Sand, hin zu dem großen Wasser. Ich sah zu dem Mond der über mir schien und mir den Weg leuchtete. Sanft lächelnd stellte ich mich mit meine Füßen in das kühle Nass und schloss meine Augen, spürte die Ruhe und Kraft die durch meine Adern floss, darauf fokussiert sich auf einen bestimmten Gedanken zu konzentrieren. Einatmen. Er liebt dich. Ausatmen. Er wird dich Dickschädel nennen. Einatmen. Ich werde bei der Reise viel erleben. Ausatmen. Er wird mir vorwerfen, dass es nur um mich geht. Einatmen. Wir finden immer eine Lösung. Ausatmen. Meine Familie wird verletzt sein. Einatmen. „Baie, hör auf immer weg zu rennen.“ 

In mir wurde alles steif und ich hielt meinen Atem an. Er war hier. Er war mir gefolgt. Er hörte sich ernst an. 

„Du kannst nicht immer bei Problemen wegrennen.“ Seine Stimme wurden lauter, er wurde näher. 

Ich drehte mich um und sah ihn an, er kam näher und nahm meine Hand. Ich sah in seine Augen. Er strich mit seinem Daumen über meinen Handrücken. Ich musste ihn anlächeln. Er beugte sich zu mir herab. Ich sah ihn weiterhin an. „Wir werden hier weg gehen“, raunte er schließlich und küsste mich auf meine Lippen, die die Nähe erwiderten. Mein Kopf nickte sanft in seiner Hand, die er mir auf die Wange legte. Wir mussten neu starten. 

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 08.11.2018

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