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#2

 

Ich öffnete meine Augen und sah gerade aus. Mein Kopf lag auf etwas weichem, grünen, das mir wie Moos erschien. Aber wie war das möglich? Noch vor einigen Sekunden lag ich in meinem weichen Bett und las gemütlich mit meinem Tee ein interessantes Buch. Ja meine Augen waren schwer geworden, aber sicher war ich mir auch, dass ich auf keinen Fall eingeschlafen war. Nein, ich versank nie einfach so in meiner Traumwelt. An meinen nackten Beinen spürte ich etwas, das sich in meine Haut bohrte. Überfordert setzte ich mich auf und sah Tannennadeln und Äste unter mir. Nach langem ordnen meiner Gedanken stand ich endlich mal auf und sah mich um. Es war schon dämmrig geworden, aber mit Anstrengung erkannte man doch was. Ich war in einem Wald. Um mich nur meterhohe Nadelbäume und volle Büsche. Es war eisig und mein schwarzes Nachthemd war nicht gerade das idealste Material für einen nächtlichen Ausflug in einen Wald. Ich sah hinab zu meinen Füßen, die nackt auf dem kleinen Fleck Moos standen und Sicherheit suchten. Nachdenklich strich ich mir das Laub aus meinen Haare, was wohl bei meinem Nickerchen auf dem Naturboden sich darin verfangen haben musste. Ich konnte jetzt noch länger hier rum stehen und blöd aus der Wäsche gucken, aber helfen würde mir das auch nichts, ich musste handeln. Noch mit Bedacht stellte ich einen Fuß vor den anderen und passte sorgfältig darauf auf, dass ich nicht auf einen schmerzenden Ast trat. Der kalte Wind wehte durch mein Haar und füllte mein Nachtkleid vollkommen aus. Vorsichtig ging ich durch den Wald, auf der Suche nach dem Ausgang, doch was ich nicht wusste war, dass ich mich nur noch mehr verirrte und tiefer in den Wald ging. Der Himmel wurde immer dunkler, die Schatten wurden intensiver und der Mond immer heller. Mit jeder Minute, mit jedem Baum bekam ich immer mehr Angst und fing schließlich an zu rennen. Ich ignorierte den Schmerz, den der unebene Waldboden bei mir auslöste und raste durch das Gebüsch auf der Suche nach einem Ausgang aus diesem Albtraum. Plötzlich entdeckte ich helle, warme Lichter durch die Bäume. Mein Tempo wurde langsamer und meine Beine wieder vorsichtiger. Ich ging langsam durch die Bäume und hielt mich verdeckt. Ich sah vor mir eine Waldlichtung, auf der drei zierliche Frauen sich befanden. Auf dem leeren Platz waren brennende Fackeln verteilt und der Boden war mit Tüchern ausgelegt. Eine Frau holte ein seltsames Instrument heraus, was jedoch wunderschöne, sanfte und elegante Töne von sich gab. Die blonde und brünette Frauen fingen an ein Lied zu singen. Es klang mysteriös, melodisch und verschwörerisch. Nach einem Blickkontakt fingen die Gestalten mit den schwarzen Umhängen, der ihnen bis zum Boden reichte und zeitgleich auch ihren hinteren Kopf eingehüllt hatte, an zu tanzen. Es war nichts modernes oder bekanntes, sie tanzten und sahen dabei wie elegante Libellen aus. Ich war entzückt davon und beobachtete diese Show ein wenig. Nach einigen Minuten des Gesangs holte die Brünette ein Glas aus der Tasche hervor. Ich dachte zuerst darin befand sich eine Lichterkette, doch als die Frauen verstummten und der Deckel des Einmachglases sich öffnete war mir klar, dass dies nicht mit Batterie funktionierte. Ein dutzend Glühwürmchen flogen aus dem Glas heraus und ordneten sich über den Köpfen wie ein Sternenhimmel an. Die drei Frauen nahmen sich an den Händen und begannen etwas Gebetartiges aufzusagen, was jedoch in einer unverständliche Sprache für mich war. Latein? In mir kribbelte alles und ich beobachtete wie die drei sich ein wenig vom Boden abhoben. Meine Augen fingen an zu verschwimmen und ich erkannte nur noch die Umrisse der Personen und wage die Glühwürmchen. Ich wollte um Hilfe rufen, doch mein Mund war zu und meine Augen schwarz. Im nächsten Moment spürte ich wieder den Waldboden unter meinem Gesicht bis alles erlosch. 

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Tag der Veröffentlichung: 03.11.2018

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