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Laut der griechischen Mythologie war Nyx die erste Göttin. Sie war der Beginn von etwas Großem, Mächtigen und Unvorhersehbarem. Die Mutter von Thanatos, dem natürlichen Tod; von Eris, der Zwietracht; von Oneiroi, dem Gott der Träume und von vielen mehr, die erst das Leben ermöglichten. Mit Gaia, der fruchtbaren Erde und Thethys, dem Urmeer, waren sie die drei Weltenschöpferinnen, gemeinsam machten sie die Erde bewohnbar. Nyx ist die Göttin der Nacht, eine gefürchtete Person. Es hieß, dass selbst Zeus, das Oberhaupt der Götter, die Nacht mied und Angst hatte. Sie ist die Tochter des Chaos, war sehr produktiv und nachdem sie genug von ihrer Einsamkeit hatte, brachte sie Hemera, den Tag, hervor. Nyx die dunkle Nacht, das Angsteinflößende und Hemera der helle Tag, nachdem sich jeder sehnte und ihn genoss. So war das auch hier. Nyx das Böse und Hemera das Gute. Es ist so vorbestimmt. Hemera, die über die gute Hälfte herrschte und ich, die über die böse Seite wachte. Wir waren keine Götter, wir waren das Gegenteil. Der Abschaum. Wir lebten nicht im Olymp oder auf der Erde, wir waren in der Unterwelt zuhause, dort wo man dämonische Wesen wie uns hin verbannte. Denn wir waren Vampire. Einst war unser Teil der Unterwelt ein harmonisches Zusammenspiel, doch durch Kriege teilte sich unser Land und es gab nun das Gute, was oben herrschte und das Böse, was unten regierte. Hemera war die Vampirprinzessin von Oben. Ich war Nyx die Vampirprinzessin von unten, der besseren Seite. Was unterschied die guten Vampire von den bösen? Wir sind doch eh alle blutrünstige, schreckliche Monster. Im Grunde, ja. Doch es gibt so Spießer, die denken, dass es schlecht ist in die Menschenwelt zu gehen und sie auszusaugen, nur weil wir durstig sind. Sie sind die langweiligsten Geschöpfe die ich je gesehen hatte. Da war ja Twilight noch spannender und das war schon ein Witz. Wieso denken Menschen, dass Vampire so sind? Wir schlafen in keine Särge, wir glitzern nicht in der Sonne und verbrennen genauso wenig. Wir bevorzugen die Nacht und sehen dort auch besser, aber die Sonne stellt mit uns überhaupt nichts an. Legt die ganzen Vorurteile ab und lernt die richtige Welt der Vampire kennen.

Also wir, die coolen, trinken von den Menschen, mischen uns unter sie und töten. Wie es die Natur uns nun mal vorschreibt. Die Langweiler, gehen in den Supermarkt und gehen sich künstliches Blut kaufen, das in Fabriken hergestellt wird. Wahrscheinlich ist ein Kaninchen darin verarbeitet, was weiß ich.

Wir schlafen in ganz normalen Betten, nicht wie Menschen jede Nacht, aber wir schlafen irgendwann mal, alle paar hundert Jahre, vielleicht. Und dann meistens für längere Zeit, so ein bis zwei Jahre, was uns kein bisschen stört, wir erholen uns dabei von dem Stress den wir die letzten hundert Jahre hatten.

Auf Fotos und Bilder sind wir zu erkennen. Was für eine Tragödie, wenn nicht. Seit es Smartphones gibt, rennt jeder mit so einem Teil rum. Ja, auch Vampire sind moderne Wesen, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Wir tragen im Übrigen auch keine Kleider vom 18. Jahrhundert, sonder Hosen und Röcke von der Neuzeit, ganz modern.

Ja unsere Haut ist leichenblass, in uns fließt kein Blut, welches wir aber durch unsere Ernährung in uns aufnehmen. Ohne Blut in unserem Kreislauf, trocknen wir aus und liegen wie Rosinen auf dem Boden, was kein so schöner Anblick ist. Die Unsterblichkeit, die Schnelligkeit und das Gedanken manipulieren und lesen ist tatsächlich die Wahrheit.

Zu mir gibt es nicht viel zu sagen, außer:

Ich bin Nyx, die Vampirprinzessin der dunklen Seite. Meine langen, schwarzen Locken, meine verführten roten Augen und mein hitziges Temperament haben schon einigen den Kopf verdreht. Mensch wie Vampir, Mann wie auch Frau. Allerdings hatte ich noch nie einen festen Partner, da dies meine Eltern entscheiden würden. Meine Krönung zu der Königin wird an meinem 2100 Geburtstag sein, wenn ich volljährig bin. Also in fünf Monaten. Ich wurde böse erzogen und es war von Anfang an vorbestimmt, wie ich sein muss. Traumhaftes Leben. Ich bin übrigens von Geburt an Vampir, was es nur selten gibt. Bisher zweimal um genau zu sein. Ich und Hemera. Noch nie habe ich sie kennengelernt. Ich stellte mir ihr Leben genauso wie meins vor, nur andersrum. Sie wurde bestimmt gut erzogen und ist praktisch ein Vampirengelchen.

 

Nachdenklich stand ich an dem schwarzen, verschnörkelten Geländer meines mächtigen Balkons und betrachtete die Dächer, der düsteren Stadt, die um mein, pardon, unser Schloss gebaut war. Viel war nicht los, eigentlich überhaupt nichts. Die meisten waren um diese Zeit oben, bei den Menschen um zu jagen, ficken und letztendlich zu töten. Genau mein Geschmack. Ich stand hier gerne, es gab mir das Gefühl die Macht über alles zu haben, die Kontrolle und ich fühlte mich hier besonders sexy. Die Glocken schlugen Mitternacht und mein Mund verformte sich mit jedem Glockenschlag mehr zu einem Grinsen. Freitagnacht, die berüchtigte Geisterstunde, war meine absolute Lieblingszeit. Ich setzte die schwarze Kapuze von meiner Jacke auf und drehte mich um. Mit meinen schwarzen, hochhackigen Stiefel, der engen, ebenfalls schwarzen Lederhose und dem sexy, dunklem Top unter dem Hoodie, stöckelte ich zurück in mein Zimmer, über den schwarzen Marmor und stieß dann die überdurchschnittlich große Doppeltüre auf und huschte mit einer Höchstgeschwindigkeit durch die Gänge des Palastes, bis ich endlich draußen war, wo sie schon warteten. Meine Komplizen bei Nacht. Alles waren schwarz gekleidet und ich wusste, dass sie wie ich dunkle Haare besaßen, blass waren und ebenfalls Vampire. Wir waren das perfekte Team in der Jagd, kannten uns in der Hinsicht in und auswendig, wussten schon was der andere als nächstes machen würde, bevor er es selbst wusste. Ich verschwand mit ihnen auf die Erde, wo es heute noch so von Menschen wimmelte. Ich schmeckte bereits das Blut, welches gleich durch meinen Körper fließen würde. In einem Art Dreieck gingen wir durch die Gassen. Mein Körper vorne an der Spitze, meine Untertanen hinter mir, stärkten mir den Rücken. Ich fand an einem Haus eine Notfalltreppe, die außen an der Hauswand entlang führte und wir fünf wussten genau was zu tun war. Wir rannten los, machten einen Wettkampf daraus, wer zuerst auf dem Dach war. Nathan, Hunter, Ophelia, Elaine oder ich. Die beiden Mädchen nahmen die Treppen, sprangen über das mittlere Geländer, ließen einige Stufen auf und benutzten ihre extra Schnelligkeit, die wir eigentlich alle verwendeten. Ohne machte es nur halb so viel spaß, ich verstand überhaupt nicht wie es möglich war, dass Menschen ohne diese wunderbare Gabe auskamen. Die Jungs kletterten außen entlang, an dem Metallgerüst, zogen sich allein durch die Kraft in ihren Armen hoch. Ich stand unten und ließ ihnen einen großen Vorsprung, da  ich sowieso gewann und sie  für einen kurzen Moment das Gefühl haben sollen, dass sie es wirklich schaffen konnten. Schließlich, als sie fast auf ihrer Zielgeraden waren, rannte ich in das Hochhaus und innen in dem Steintreppenhaus hinauf auf das Dach. Als Elaine das Dach als angebliche Siegerin erreichte und jubelte, gab ich langsamen Applaus von dem Schatten in dem ich stand.

„Gut gemacht du bist zweite“, grinste ich sie an und genoss diesen Gesichtsausdruck bei ihr. Wie die Enttäuschung sich in ihr ausbreitete und sie mich innerlich als Schlampe beschimpfte. „Merkt euch eins“, begann ich als jetzt alle angekommen waren. „Niemand besiegt die Prinzessin.“ 

Ich ging zu dem Rand des Hauses und sah hinab in das Dunkle, in die Gassen der Schande. Wo sich Verbrecher, Nutten und Betrunkene herum tummelten. „Und jetzt kommt, Mami ist durstig“, grinste ich und rannte los, sprang auf das andere Dach und hörte wie meine Leute sich verteilten. Hunter und Ophelia sprangen auf die andere Häuserseite der Gasse und waren genau das Spiegelbild von Nathan und Elaine, die auf meiner Seite waren. Ich rannte voran, Elaine dicht hinter mir und Nathan mit Abstand dahinter. Wir rannten, bis wir in eine weniger belebte Gegend kamen.

Ich wurde langsamer und sah nach unten, als ich in einer einsamen Gasse zwei Huren und einen betrunkenen Mann sah, die gerade zu einem Abenteuer aufbrechen wollten. Ich gab meinen Leuten ein Zeichen und nahm am Rande des Daches Platz um die Show zu genießen. Elaine und Hunter sprangen runter, Elaine direkt vor die Füße der drei Passanten.

„Nicht so schnell“, grinste sie die drei verführerisch an. „Ihr habt was vergessen.“

Der Mann drehte sich mit den Huren um und wollte in die andere Richtung einfach davon gehen, doch da stand der muskulöse Hunter und stoppte sie sofort. „Hört der Lady zu.“ In dem Moment drehte er den Mann um und hielt ihn mit seinen starken Armen fest, zwang ihn somit Elaine anzusehen. Zur gleichen Zeit sprangen Ophelia und Nathan runter und taten das gleiche mit den Huren.

Elaine ging auf und ab und leckte über ihre Lippen. „Ihr habt heute Abend die Chance eine Prinzessin zu sehen und ihr fickt lieber. Menschen“, seufzte sie. „Verbeugt euch vor eurer Majestät. Nyx, Prinzessin der Unterwelt.“

Nathan, Hunter und Ophelia zwangen die Menschen in die Knie und ich sprang herunter. „Du lässt nach Elaine“, bemerkte ich kalt und ging zu dem Mann, den Hunter wieder hoch zog. Ich fuhr mit meinen langen Fingernägeln seine Gesichtskonturen nach. Er war nicht wirklich eine Sahneschnitte, war um die dreißig und schlecht rasiert. Es war eine gute Tat ihm das Leben zu nehmen, so jemand verschandelte nur die Umwelt. Ich hörte wie heiß er mich fand, was er gerne mit mir anstellen würde und wie oft. Ich deutete meinem Hunter, dass er ihn los lassen konnte.

„Du bist so eine traurige Witzfigur“, hauchte ich an sein Ohr und biss dabei leicht in sein Ohrläppchen, nahm mir eine Kostprobe. Ich spürte eine Regung in seiner Hose und grinste. „Du bist so krank“, hauchte ich und fuhr mit meinen Nägeln seine Lippen nach, sah in seine Augen.

Dann sah ich zu meinen Leuten und deutete ihnen, dass sie mit den Nutten Spaß haben sollten.

Ich machte diese Spiele schon seit ich denken konnte, zuerst alleine, doch mit meinen Leuten machte es deutlich mehr Spaß. Jede Freitagnacht zur Geisterstunde gingen wir auf die Erde und verschwanden in den dunkelsten Gassen der größten Städte, wo sich der Abschaum tummelte. Solche Menschen waren viel interessanter zum spielen. Und jetzt kamen wir schon zu meinem Lieblingsteil.

Gleichzeitig bissen wir fünf in die Hälse unserer Opfer, Nathan und Hunter teilten sich die blonde, kreischende Barbie, Elaine und Ophelia tranken gemeinsam von der schwarzhaarigen, vollbusigen Schlampe. Mir gehörte der Mann ganz alleine. Ich trank jeden Tropfen seines unsagbaren leckeren Bluts, ließ dann nur noch seine Hülle zu Boden fallen und leckte mir das restliche Blut von meinen Lippen. Gott wie ich diesen Blutrausch liebte… Schon als kleines Mädchen trank ich immer heimlich von den Tieren in unserem großen Käfig. Seit ich erwachsener war, war ich auf Menschen aus und süchtig nach deren Blut. Ich konnte es Kilometer weit riechen, die Blutgruppe und sogar das Alter erkennen.

Ich schnupperte. Die Nutten und der Mann hatten Blutgruppen 0 und AB positiv, doch ich roch noch A negativ… hier war ein anderer Vampir in der Nähe. Schnell ließ ich meine Leute alleine mit den Leichen und zischte in rasender Geschwindigkeit durch die Gassen, gelenkt von dem Geruch. Ich musste sehen, welcher andere Vampir in dem Territorium wie ich jagte.

 

Als ich in der Sackgasse ankam, bemerkte ich eine blonde, wellige Gestalt mit langen Modelbeinen und einen wahnsinnigen Hintern. Ich grinste leicht, wer diese Vampirin wohl sein mochte? Gerade ließ sie ihr Opfer, einen jungen, sehr attraktiven blonden Mann zu Boden fallen und wischte sich den Mund sauber. Ich beobachtete ihre Taten ein paar Sekunden lang, bis ich meine Beherrschung verlor und auf die Blondine lossprintete und sie fest gegen die Hauswand drückte. Sie war ungefähr in der gleichen Größe mit mir und ihre perfekten, roten Augen suchten die meinen, doch etwas war an ihrem Gesicht merkwürdig. Waren es ihre perfekten Wangenknochen oder ihre schwungvollen Lippen oder doch ihre makellosen Augenbrauen? Wahrscheinlich war es einfach die Tatsache, dass sich alles zu einem Bild zusammenfügte und zwar zu dem von Hemera. Geschockt ließ ich sie los und starrte sie an. Wenn ich mit allem gerechnet hätte, aber mit ihr nicht. Da war die Wahrscheinlichkeit ‘Gott‘ hier zu treffen ja noch höher, als Hemera die Prinzessin der guten Seite hier zu begegnen. In den Schatten der Städte bei einem Mord eines Menschen.

Sie rieb sich die Stellen an ihren Oberarmen, wo ich gerade noch fest meine Hände gedrückt hatte.

„Schau nicht so“, meinte sie und lehnte sich an die Tür. „Nyx.“

Ich grinste, also besaß ich wohl doch kein Allerweltsgesicht.

Ich fand meine feste und sexy Stimme wieder und betrachtete sie.

„Hemera die Prinzessin der Langweiler beim sündigen auf frischer Tat ertappt.“
Sie rollte mit den Augen. „So spöttisch wie in den Erzählungen, Nyx die Prinzessin der Kannibalen.“
Ich lachte. „So naiv wie in den Geschichten. Schätzchen, weißt du überhaupt was Kannibale sind? Und außerdem gehörst du jetzt zu uns.“ Ich grinste sie an. Das war die perfekte Nacht. Ich sah in ihre Augen und sie lächelte leicht. Verdammt, sie war wunderschön. Genau mein Typ.

„Vielleicht rebelliert die Märchenprinzessin gerade etwas und wäre froh wenn das im geheimen bleibt“, hauchte sie und ging näher auf mich zu, hielt dabei den Augenkontakt zwischen uns aufrecht.
Ich sah sie an und grinste, versuchte sie mich gerade zu verführen? Das war unglaublich...niedlich.

Ich zog meinen Hoodie aus und hielt ihn ihr hin. „Damit du nicht so leicht erkannt wirst.“ In ihrer hellen Jeans und dem weißen, engen Shirt war sie etwas auffällig. Sie sah mich dankbar an und zog sich an, versteckte somit ihre Kurven und ihr heißes Dekolleté vor mir. Ich seufzte leise. „Muss ich dich jetzt heim bringen oder Babysitten oder so ein scheiß?“

Sie lachte. Es war ein klangvolles und atemberaubendes Lachen, was mich voll und ganz in den Bann zog. „Nyx wir sind gleichaltrig, nur weil ich gut erzogen wurde, heißt dies nicht, dass du mich mit Samthandschuhen anfassen sollst.“

„Sondern mit Lederpeitsche?“, fragte ich sie grinsend und musste zugeben, dass ich wirklich zu behutsam war. Teufel sie war meine Rivalin, seit meiner Kindheit wurde mir eingetrichtert, dass ich sie vernichten musste, wenn ich die alleinige Herrschaft wollte und jetzt stellte ich sie mir nackt in meinem Bett vor? Sie sah mich genervt an und tat die Kapuze des Hoodies auf ihren Kopf und versteckte somit auch noch ihre Haarpracht vor mir. Wollte sie mich vollkommen strafen? Ihre Augen glitten an meinem Körper hinab und sie lächelte mich leicht an. „Schön mit dir Bekanntschaft gemacht zu haben“, hauchte sie und schon war sie weg. Verschwunden in den Gassen der Schande. Ich stand alleine in der Sackgasse mit dem Opfer neben mir am Boden und lehnte mich seufzend an die Wand. Oh Hemera, hätten wir uns nur nie getroffen.

 

Ich lag auf meinem Bett und warf einen Totenschädel immer wieder in die Lüfte und fing ihn wieder auf. Teufel mir war so langweilig. Ich sollte so eine dämliche Rede für meine Krönung in wenigen Monaten verfassen, doch alles woran ich denken konnte, waren diese samtigen, blonden Haare und dieses bezaubernde Lächeln. Lustlos glitt mein Blick zu der großen Fensterfront, in der Menschenwelt wäre nun Sonnenaufgang, doch hier unten, in der Unterwelt, war pausenlose Dämmerung, egal zu welcher Tageszeit. Ich beschloss mich abzulenken und pfiff durch meine Zähne und schon kam meine Fledermaus aus dem Lüftungsschacht geflogen und landete auf meinen aufgestellten Knien. Mit einem dumpfen Schlag legte ich den Totenschädel-Ball weg und nahm aus meiner Nachttischschublade die Leine für mein Haustier und einen Knochen. Fix schnürte ich sie in ihr Geschirr und ging auf meinen Balkon, von dort aus ich hinab auf den Grund sprang. Ich ging  mit ihr eine Weile, bis wir an einem toten Platz ankamen und ich ihr den Knochen warf, damit sie ihn holen konnte.

Diese Ablenkung tat gut und ich vollzog sie eine Weile, bis ich in der Ferne eine Vampirin mittleren Alters erkannte und den Knochen in meinen Hosenbund steckte. Aus Reflex nahm ich die Leine meiner Fledermaus und ging zu ihr. Je näher ich kam, desto mehr erkannte ich. Ihre roten Haare, stachen deutlich von ihrer blassen Haut und den schwarzen Augen hervor. Nichts ungewöhnliches, doch ihr Gewand besaß das Wappen der guten Königsfamilie. Eine Spießerin. Verirrt. Ich grinste und ging selbstsicherer auf sie zu.

„Bist du blind oder erkennst du nicht, dass das hier nicht dein Revier ist?“

Sie richtete sich etwas mehr auf und holte aus ihrem hellblauen Mantel einen Brief mit dem Langweiler-Königssiegel hervor.

„Ich bin die Hand von Hemera der Prinzessin von Oben.“

Ein schmunzeln breitete sich auf meinen Lippen aus und ich nahm den Brief entgegen und steckte ihn sofort in die hintere, enge Hosentasche.

„Dankeschön und“ Meine Hände machten eine Bewegung, die dem Wegscheuchen von einer Fliege glich.

 

Nachdenklich lag ich auf meinem Sofa und starrte das rosige Papier an. Tatsächlich hatte mir Hemera einen Brief zukommen lassen.

 

„Liebste Nyx,

 

gestern bei unserem Zusammentreffen hatte ich das Gefühl, dass du einen falschen Eindruck von mir hattest. Ich weiß, dass die Geschichten und Mythen bei euch besagen, dass ich ein Vampirengelchen bin und die Unschuld in Person, doch dies ist schon lange nicht mehr der Fall. Meine Eltern versuchen die Wahrheit von der Außenwelt zu verbergen, doch ich schäme mich nicht dafür, dass ich von Menschen trinke und andere verbotene Dinge tu. Letzte Nacht fand ich dich sehr sympathisch und wollte dich hiermit in mein Schloss einladen. Vielleicht können wir eine Revolution starten und versuchen das Gute und das Böse zu vereinen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mein Angebot annimmst und mir heute Abend Gesellschaft leistest.

 

In den herzlichsten Grüßen,

Hemera“

Teufel. Sie hatte es gewagt? Ein Treffen bei ihr? Ich starrte mein nacktes Knie an und grinste dann. Das war doch viel zu verlockend um abzusagen. Entschlossen stand ich auf und suchte aus meinem Schrank die schönsten Kleider, die heißeste Wäsche und den kostbarsten Schmuck.

Ja, ich wollte mich für sie chic machen, sodass ihr die Spucke aus ihren vollen Lippen tropfte. Ich wollte sie sabbern sehen.

 

Ich tauchte bei Hemera auf und sah mich um. So war also ihr Zimmerchen. Nicht so fies und dunkel wie meins, sondern babyrosa und hell. Ihr Blick erhaschte mich und sie ging mit einem breiten Lächeln auf mich zu und umarmte mich ohne Scheu. Mein Körper zuckte leicht zusammen, da er nicht so viel Zuneigung gewohnt war und drückte sie dann leicht weg.

„Du bist wirklich gekommen?“, flüsterte sie lächelnd und führte mich zu einem Tisch, der in der Mitte ihres üppigen Zimmers stand und der von hellen Kerzen beleuchtet wurde.

Mit einem leichten Nicken setzte ich mich uns sah zu ihr auf. Mit einem stolzen Gesichtsausdruck nahm sie die Haube von dem Essen, was fast zu hundert Prozent aus  Blut bestand. Ich roch daran und lächelte zufrieden. „Meine Lieblingsblutgruppe. AB negativ.“

Nachdem sie sich gesetzt hatte, fingen wir an das Blut vor uns zu verschlingen und ich wusste schon bei dem ersten Tropfen, dass dies frische Ware war und keine chemische.

 

Nachdem wir fertig waren half ich ihr beim Aufräumen, da sie mir erklärt hatte, dass ihre Eltern im Urlaub waren. In der Küche lehnten wir uns an die Theken und ich betrachtete sie.

„Sind die Haare echt?“

Sie nickte lächelnd und rutschte an der Küchenzeile etwas näher zu mir. „Willst du sie anfassen?“
Ich grinste amüsiert und strich durch das makellose, blonde Prinzessinnenhaar. Teufel sie war so perfekt und ich war so leicht aus der Fassung zu bringen. Mit meiner Vampirgeschwindigkeit,  packte ich sie und drückte sie fest an den Kühlschrank gegenüber, sah wild und gierig in ihre Augen und ihre Lippen verzogen sich tatsächlich zu einem Grinsen.

Ich atmete leise durch und legte dann mein Lippen auf ihre, hielt sie dabei weiterhin fest an den Kühlschrank gedrückt. Sie lächelte sanft unter meinen Lippen und ließ sich dann voll und ganz auf den Kuss ein. Er war zu Beginn noch etwas zögerlich, doch mit der Zeit immer wilder. Es kam mehr Zunge, weniger Druck meiner Arme und mehr Zärtlichkeit hinzu. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich in unserem Zungenspiel versunken war, hob ich sie hoch und flitzte mit ihr durch dich Gänge des Schlosses, ließ sie dann in einem Flur nieder und drückte sie gegen eine riesiges Gemälde ihrer Eltern und hielt ihre Hände fest über ihren Kopf gedrückt und führte unser Spiel fort. Ein Spiel der Unendlichkeit, welches durch ihr ganzes Schloss führte, meistens war ich die Dominanz, doch selten gelang es auch ihr die Oberhand zu gewinnen.

 

Zwölf Stunden später lag ich mit ihr in ihrem himmlisch großen Bett und strich durch ihre weichen Haare, die über ihre nackten Schultern fielen. Es waren unvergesslich heiße und atemberaubende Stunden gewesen, an dich ich mich für immer erinnern würde. Die Schulterblätter von Hemera zuckten und ihr Körper wendete sich zu mir und gab mir einen Kuss.
„Wer hätte jemals gedacht, dass Hemera und Nyx, die Prinzessinnen verfeindeter Kulturen gemeinsam im Bett landen?“

Sie legte ihren Kopf leicht in den Nacken und fing an zu grinsen.  „Ich.“

Ich stützte mich auf und sah sie fragend an.

„Nyx, während du all die Kilometer von deinem Reich entfernt deine Feindin gevögelt hast, greift gerade meine Armee mit brandneuen Waffen dein Schloss an und bringen mir deine Eltern.“ Sie lachte. „Nyx es war ein Fehler mich getroffen zu haben.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.12.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An mein kleines, süßes, bekifftes Eisbärenbaby. Ich hab dich lieb.

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