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Le mort noir

„Der schwarze Tod ist angekommen.“

Darathee trat schnell zur Seite und gewährte mir somit Eintritt in ihr dunkles, kühles Heim. Ich schloss die hölzerne Tür hinter mir und verriegelte das Schloss. Niemand durfte rein, niemand durfte raus. Es war zu gefährlich.

„Hast du jemanden angefasst, mit jemanden geredet oder jemanden angesehen?“, fragte mich Darathee und machte das Wasser über der Feuerstelle heiß.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin auf schnellstem Weg zu dir gerannt.“

Meine Freundin band ihre wunderschönen, schwarzen  Haare unordentlich zu einem Knoten und nahm einen alten Lappen, den sie in das heiße Wasser eintauchte. „Zieh dich aus Cecilia“, forderte sie mich auf.  

Ich schlüpfte aus meinem Kleid und anschließend aus dem Untergewand. Enthüllt und völlig nackt stand ich vor ihr, meine Brustwarzen hart, meine Körper überzogen mit Gänsehaut. Mir war eisig, weshalb es eine unglaubliche Wohltat war, als Darathee  den Lappen auf meine Haut legte und anfing mich abzuschrubben.  Sie begann in meinem Gesicht, ging weiter runter zu meinen Schultern und Armen und nahm sich anschließend meine Brüste vor. Ihre Hände tauchten den Lappen in einem gesunden Rhythmus immer wieder in das heiße Wasser und machten dann weiter, wo sie aufgehört hatten. Sie rubbelte lange an mir, meine Augen waren geschlossen und ich hielt mich an dem Holztisch hinter mir fest. Ich wusste, dass die Stoffe vor den Fenstern hingen, sodass niemand unser Geheimnis entdecken konnte. Ihre weichen Hände spreizten leicht meine Beine und wuschen meine Innenschenkel, bis hoch zu meinem Geschlecht, welches sie sich auch vornahm. Ich biss auf meine Lippen und legte den Kopf in den Nacken. Es war nur ein alter, muffliger Lappen, doch sie erweckte mit ihrer Waschung eine solche Lust in mir, dass ich sie zu mir hinauf zog und sie küsste. Meine rauen Lippen trafen auf ihre samtigen, welche zu einem Lächeln verzogen waren. Sie liebte es, wenn ich schwach wurde und mich ihr hingab, wie ein sexsüchtiges Baby. Seit zwei Jahren veranstalteten wir diese geheimen Schandtaten, seit zwei Jahren lebten wir in einer unendlichen Sünde, die Gott niemals vergeben würde, doch es war uns egal. Wir liebten uns, genossen unseren Verkehr und Gott war für uns nur eine Mythe.

Ihre Rechte ließ den Lappen zu Boden fallen und packte mich mit der Linken und hob meinen Körper auf den Tisch. Meine Beine waren gespreizt und sie glitt mit ihrem zierlichen Körper dazwischen und küsste mich weiter, leidenschaftlicher. Ich fuhr mit meinen Nägeln über ihren Rücken hinab und griff nach dem Stoff ihres Gewands und zog es ihr über ihren Kopf aus, daraufhin folgte auch schon ihr Unterkleid. Sie lächelte und küsste über meine Wange zu meinem Hals und verteilte dort liebevoll ihre Küsschen.

 

Wir lagen nackt auf dem Bett, sie lag zwischen meinen üppigen Brüsten und hatte ihre Augen geschlossen.

„Cecilia ich liebe dich“, flüsterte sie und lächelte dabei. Meine Finger vergruben sich in ihr rabenschwarzes Haar und kraulten ihre Kopfhaut. „Ich liebe dich auch Darathee.“

„Es heißt, die Krankheit ist eine Strafe Gottes“, murmelte meine Freundin in meine Haut.

Ich schloss meine Augen und atmete durch. „Dann hätten wir sie schon zuerst bekommen“, flüsterte ich kraulend.

Sie nickte leicht und sah dann mit ihren blauen Augen zu mir auf. „Ich werde nicht genug Nahrung hier haben.“
Ich beugte mich zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die rosigen Lippen. „Wir werden dies überleben Darathee“, versprach ich voller Selbstsicherheit und pustete die Kerze aus. „Gute Nacht meine Hübsche“, flüsterte Cecilia und kuschelte sich fester an mich, gab mir Wärme ab.

 

Die ersten Sonnenstrahlen leuchteten in mein Gesicht und ich öffnete langsam meine verschlafenen Augen und streckte mich leicht, sah dann zu meiner Darathee, die neben mir noch tief und fest in ihrer Traumwelt war.

Ich richtete mich vorsichtig auf um sie nicht zu wecken und tastete meine nackten Füße zu dem Steinboden und stand schließlich auf, tapste zu den Schränken in der Küche und sah mir an, was noch auf Vorrat hier war und wie erst unsere Lage war. Eine Woche. Das Essen reichte uns höchstens für sieben Tage, das Trinken für zwölf, wenn jeder nur ein Becher pro Tag bekam. Draußen hörte ich die Kirchenglocken schlagen und lugte von dem Stoff vor den Fenstern hervor. Was ich sah war erschreckend und ließ mich erschauern. Männer luden verpackte Leichen auf eine Holzkarre und zogen sie durch die Stadt zu den großen Löchern. Bei diesen Bildern bekam selbst ich es mit der Angst zu tun und sah zu meinem schlafenden Schatz. Ich wusste, bei mir gab es mehr Nahrung, doch wir waren hier eingeschlossen, isoliert. Meine Hände griffen nach meiner Kleidung, die noch immer wie am Vortag auf dem Boden vor dem Tisch lag. Ich kleidete mich an und ließ mich anschließend auf den Boden fallen und faltete meine Hände, schloss meine Augen und fing leise an zu beten. Ja es war Schwachsinn, Gott war ein Mythos, doch in diesem Moment war er meine einzige Hoffnung.

 

„Hast du gerade gebetet?“, kam ein Flüstern aus dem Bett. Sie war wach. Ich richtete mich auf und sah in ihre Richtung. „Vielleicht“, flüsterte ich. „Wie geht es dir?“

Sie setzte sich auf und befühlte ihre Stirn. „Normal“, schätze ich.

Meine nackten Füße tapsten über den kalten Boden zu ihr und legte meine Hand auf ihre Stirn, schloss meine Augen und spürte eine einzelne Träne über meine Wange rennen. Das war unsere Bestrafung. „Du glühst Darathee.“

„Cecilia geh, sofort“, befahl sie mir und sah mich direkt und ernst an.

Ich schüttelte meinen Kopf, sodass meine haselnussbraunen Haare um mich flogen. „Wenn dann werden wir beide bestraft.“

Ich legte mich zu ihr ins Bett und drückte sie an mich. „Du bist so dumm“, flüsterte sie und gab mir einen Kuss. Innerlich war sie erleichtert, nicht diesen Weg alleine gehen zu müssen. Das wusste ich.
„Ich liebe dich Darathee“, hauchte ich und bekam von ihr einen weiteren Kuss als Antwort, einen Kuss, der intensiver, mit mehr Zunge und so bedeutsam war, wie kein anderer jemals zuvor.

Ich wusste, dass unsere Intimität vom vorherigen Tag unsere Letzte war. Sie war bald nicht mehr im Stande.

Ich streichelte über ihre Kurven und sah in ihre blauen Augen. Sie schien keine Angst zu haben, gefasst zu sein, auf all das, was folgen wird.

 

Es war mittlerweile Abend und ich brachte meinem Schatz Brot und Suppe. Sie sah kränker und matter aus, als am Morgen und hatte bereits einige Male gebrochen.

„Versuch das zu essen“, hauchte ich und hielt ihr einen Löffel Suppe vor den Mund, langsam lösten sich ihre unteren Lippen von ihren oberen und ich führte das Essen in ihren Mund ein. Der Essensprozess war mühselig, sie spukte einige Male und verweigerte das Brot ganz, weshalb ich es als Abendessen aß. In der Nacht legte ich mich wieder zu ihr ins Bett und streichelte sie beruhigend in den Schlaf, küsste sie als sie schlief und betete leise vor mich hin, bis die Sonne wieder aufging und sie wach wurde.

An ihrem Hals war eine große, schwarze Beule aufgetaucht und auf ihrem Körper waren dunkle Flecken verteilt. Ich erkannte meine Darathee kaum wieder und streichelte sie immer weiter, lag neben ihr, erzählte ihr Geschichten über unsere Zukunft in einer besseren Welt, wo Frauen sich lieben durften und es keine schwarze Pest gab.

Gegen Nachmittag wurde auch ich immer schwacher, versuchte aber bei ihr zu bleiben, sie zu beruhigen und gab ihr vereinzelt Küsse. Jedoch war ich nicht mehr so hilfreich und bekam es mit der Angst zu tun. Wir waren achtzehn, hatten kaum gelebt und wollten noch so viel erleben. Von dieser Stadt wegrennen, auf das Land, wo niemand war und wir sein konnten wer wir waren und offen unsere Liebe ausleben.

Am nächsten Morgen spürte ich, dass es mit Darathee dem Ende zuging und drückte sie fest an mich, ignorierte die Beule an meiner Achselhöhle und streichelte sie weiterhin über den Rücken.

„Stell dir vor wir sind auf dem Land, überall Wiesen und Wälder, haben unser eigenes Feld und ein kleines Häuschen. Um uns nichts, keine Stadt, keine anderen Häuser und keine Menschen. Nur wir beide und unsere Kinder. Waisenkinder, die wir auf unserer Reise gefunden haben. Zwei Jungen und drei Mädchen, siehst du sie vor dem Haus spielen? Der älteste Junge neckt oft unsere jüngste Tochter. Du stehst in der Küche und machst für uns alle das Essen und ich sitze auf dem Tisch und nähe für uns Kleidung, während das Wasser warm gemacht wird, sodass wir zusammen baden gehen können. Darathee, wir haben auch Tiere. Hunde, Schafe und Schweine. Ich sehe vor mir unseren Hirtenhund. Wie stellst du ihn dir vor? Ich sehe sein schwarzweißes Fell und seine treuen Augen vor mir. Und weißt du was das Beste ist? Wir haben uns intern das Ja-Wort gegeben. Darathee, wir sind verhei-“, ich stoppte und fing an zu weinen. Ihre Augen waren geschlossen, ihre Lippen zu einem gequälten Lächeln verzogen und ihr Herz war still. Das ganze Haus war tot, alles war ruhig. Ich hörte nur noch die Menschen von draußen, ihre lauten Stimmen und Rufe. Ich drückte den Leichnam meiner Frau fest an mich und weinte wie ein Wasserfall. Mein Körper schmerze, mein Herz war herausgerissen.

Es dauerte noch eine Gefühlte Ewigkeit, bis der letzte Tropfen Leben aus mir wich, doch der Leichnam von Darathee, ließ ich keine Sekunde los.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.11.2017

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Blago, meine helfende Hand und Beraterin. Cover by @Paulicita

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