Cover

Etched in my mind

Ich denke… man sollte immer mit allem rechnen, mit wirklich allem… generell sollte man auch nie vergessen. Die Vergangenheit lässt einen nie in Ruhe, wirklich… nie. Egal wie sehr es dich jagt, an dir zehrt oder dich zerstört… es gibt keinen Weg aus dieser Hölle… obwohl… einen gibt es, aber selbst dieser ist nicht so einfach… bestimmte Dinge müssen abgeschlossen sein, bevor ich auch nur darüber nachdenken würde… naja nachgedacht habe ich schon, aber bevor ich der Umsetzung Beachtung schenken würde.

Jedenfalls solche Momente, solche Dinge die dich jagen und wieder einfangen, fiese Dinge haben mich heute wieder eingeholt. Meine Vergangenheit hat mich heute wieder eingeholt, obwohl ich nicht mal vollständig mit ihr abgeschlossen habe und glaub mir… wenn ich sage dass es mich getroffen hat, mir die Luft zum Atmen genommen hat… es hat mich getroffen als ich am wenigsten darauf vorbereitet war… und es hat mich zerstört, ich weiß nicht mehr weiter, ich weiß generell nicht wie ich reagieren soll, was ich tun soll… ich bin überfordert.

An sich hat der Morgen ruhig angefangen, ich wusste seit Tagen dass wir einen neuen Schüler bekommen würden, meine Freunde kannten ihn alle schon, er war seit längerem schon mit Milan befreundet… die anderen hatten ihn auch schon kennengelernt, ich konnte nur nie bei diesen Treffen dabei sein. Alle meinten ich würde mich sicher super mit ihm verstehen, alle waren begeistert als er nun auf diese Schule wechseln sollte, ich war auch gespannt… und dann habe ich ihn gesehen.

In meiner Vergangenheit, sind eine Menge Dinge passiert, auf die ich nicht stolz bin, die ich verschweige, die mich aufzehren und das seit Jahren. Und jede dieser Situationen… ist nur wegen einer einzigen Handlung passiert, jede hängt mit ihr zusammen, lässt sich von ihr ableiten. Nichts wäre passiert, wenn er nicht gewesen wäre, wenn er nicht beschlossen hätte… wenn er nicht beschlossen hätte dass man mit mir seine Langeweile vertreiben konnte…

 

diese Person ist mein Alptraum…

diese Person verfolgt mich in meinen Träumen,

diese Person hat mir meine Kindheit genommen,

diese Person hat mein Leben zerstört,

diese Person steht vor mir,

diese Person ist mein neuer Mitschüler.

 

Er hat mich nicht erkannt, nicht als ich ihn angestarrt habe, nicht als er uns angelächelt hat und nicht als er an mir vorbei gegangen ist… und jetzt? Jetzt sitze ich mit ihm an eine Tisch, die Mittagspause hat begonnen und mein Magen dreht sich um wenn ich auch nur an das Marmeladenbrötchen vor mir denke, angewidert schiebe ich es von mir, vielleicht auch nur um etwas zu tun was meine Finger beschäftigt, mich beschäftigt, meine Augen von ihm abwenden lässt und mich kurze Zeit seine Stimme ausblenden lässt. Ich wünsche mir… ich möchte den anderen sagen wer er ist… das er uns in Ruhe lassen soll, doch ich habe damals schon gelernt wie so etwas endet… und deswegen schweige ich.

„Ist du das noch?“ Brian deutet mit seinen schlanken, langen Fingern auf mein Brötchen und ich schüttle nur den Kopf, was ihn zum Strahlen bringt, während er nach dem Brötchen hangelt. „Dino du bist echt still heute, du kennst Joshua ja noch gar nicht… Dino das ist Joshua Dearing, Joshua das ist Damien Bennett“ mein Blick wandert hoch während Milan spricht… und als ich in Joshuas Augen sehe bemerke ich dass er irritiert ist, doch ich senke den Blick sofort wieder… ich durfte ihn nie ansehen.

„Damien…. Irgendwie kommst du mir bekannt vor… kennen wir uns irgendwoher?“ „Ja“ meine Stimme ist leiser als sonst, aber überraschend fest während ich die Kratzer vor mir im Tisch zähle. „Oh äh… haben wir uns vielleicht auf irgendeiner Party getroffen? Ich bin ja schon was länger in New York“ „Nein“ 7 Kratzer sind wirklich auffällig. „Ich bin in Minnesota aufgewachsen, warst du vielleicht mal im Urlaub-?“ Ich unterbreche ihn „Mittelschule“ und wieder schaue ich ihn an und nach einigen Sekunden erkennt er es, er erinnert sich, ich weiß nicht wie ich es finden soll, dass ich vielleicht doch nicht ganz so unwichtig war… wenn er sich erinnern kann. Ich stehe auf „habe noch ´was zu tun“ und damit verschwinde ich, ich ertrage es nicht weiterhin bei ihm zu sitzen, zu wissen dass meine Freunde ihn mögen. Ich frage mich was sie jetzt tun, wird er ihnen alles erzählen und sie werden ihn unterstützen? Wird alles von vorne losgehen? Werde ich diesmal weglaufen oder wird es mich komplett zerstören? Überstehen werde ich es nicht… nicht noch einmal. Warum ist er hier? Jimin, der mir die Jahre in der Mittelschule zur Hölle gemacht hat. Jetzt… im zweiten Jahr der Oberschule kommt er nach Seoul, warum… warum wieder ich…

Ich gehe auf die Toilette und bemerke dass ich alleine bin… vorsichtig lasse ich das kühl Wasser in meine Handflächen laufen und fahre mir damit übers Gesicht. Es ist ein Alptraum, ein Alptraum der zurückkommt, einer aus dem ich nie erwacht bin… oder ist es die Realität und ich habe nur dazwischen geschlafen? Während ich am Waschbecken stehe, öffnet sich die Tür und er kommt herein „Wir sollten reden“.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.03.2017

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /