Gedichte, Reime und Lieder stammen aus meiner Feder auf den Seiten: 5, 7, 15, 42, 49, 51, 57, 61, 67, 86, 93, 100, 110, 115, 126, 134, 138, 148, 156, 164, 166, 180, 224-230, 236, 238
Alle anderen Sprüche und Zitate stammen aus der Feder berühmter Schriftsteller wie, Goethe, Schiller, Heine und anderer früher Autoren. Viele sind vom Autor, passend zum Thema, modifiziert worden.
Ob dieses Buch ausreichend formatiert erscheint, kann ich nicht garantieren, zumindest nicht für die Bookrix-Ausgabe, denn es ist ursprünglich für eine Printausgabe formatiert.
Nachdem ich das Buch hier auf bookrix zum Kauf anbieten wollte, dies aber aufgrund meines Wohnsitzes in Andorra nicht möglich ist (lt. E-Mail von bookrix "noch nicht"...), stelle ich hier nur noch eine Leseprobe ein.
Gefällt sie euch, dann könnt ihr das Buch unter http://www.amazon.de/dp/B0073FG2VG ab sofort käuflich erwerben. Jetzt wünsche ich euch allen viel Spaß!
Vonge taucht auf
Um mich herum war ein ständiges Glucksen und in der Ferne glaubte ich, Stimmen zu hören. Ich befand mich in völliger Dunkelheit und war vollständig von Flüssigkeit umgeben, daher wahrscheinlich auch das ständige Glucksen.
Jetzt erst fiel es mir auf, ich war abgetaucht, denn an mir hing, wie bei einem Taucher, eine Versorgungsleitung. Jetzt hörte ich Stöhnen, Schreie und ein ständiges Rufen. Erst viel später wusste ich, dass die Schreie von meiner Mutter stammten, die in den Wehen lag.
Wie von Geisterhand wurde ich plötzlich gepackt und in eine furchtbar enge Röhre geschoben. Man quetschte mich schrecklich zusammen. Hoffentlich hatte diese Prozedur bald ein Ende. Obwohl meine Augen wie zugeklebt waren, glaubte ich, am Ende dieser tunnelartigen Röhre ein diffuses Licht ausmachen zu können. Immer noch wurde ich elend zusammengequetscht.
Ganz plötzlich ließ der mich umgebende Druck nach und ich war richtig froh, dieser Tortur entronnen zu sein. Neues Unheil sollte auf mich zukommen. Rücksichtslos durchtrennte jemand meine Versorgungsleitung. Ich musste nach Luft schnappen und begann zu schreien, allerhand, was man mit mir anstellte. Dann wurde es mir bewusst, ich war aufgetaucht!
Ein neuer Schwabe war geboren, direkt in Stuttgart – Heidanei und als solcher hatte ich mir vorgenommen:
Alterius non sit, qui suus esse potest.
(Einem anderen gehöre nicht, wer sein eigen Herr sein kann.)
Nach vorübergehendem Aufenthalt in der Senefelderstraße zog ich in die Ludwigstraße. Da sollte ich jetzt viele Jahre wohnen. Die ersten zwei Jahre genoss ich die Liebe und Zuwendung meiner Mutter, ganz für mich allein - herrliche Zeiten!
Schwesterchen wird gebracht
Mir sollte noch Hören und Sehen vergehen, wie sich die Zeiten ändern würden. Hätte ich doch bloß keine Zuckerstückchen auf das Fensterbrett gelegt, der Storch wäre bestimmt vorbei geflogen.
Jetzt war es zu spät! Der Storch hatte den Leckerbissen auf dem Fensterbrett entdeckt und Vater fragte mich noch, ob ich ihn gesehen hätte? Nein, er war schon wieder weiter geflogen und kam erst einige Tage später wieder. Auch da habe ich ihn nicht gesehen, aber plötzlich war mein Schwesterchen da.
Gisela sollte sie heißen. Ich habe mich richtig gefreut, endlich jemand mit dem man spielen und herumtoben konnte - denkste! Mutter hatte plötzlich keine Zeit mehr für mich, ich interessierte sie gar nicht mehr richtig. Nur noch mein Schwesterchen war wichtig. Gisela hinten, Gisela vorn und ich?
Lieb' oder Hass, ein Drittes gibt's bei Frauen nicht.
Ich war ständig im Weg. Wäre der Storch doch abgestürzt oder gefangen und gebraten worden. Manchmal sagte Vater nämlich: „Da brat mir doch einer einen Storch“. Diese Vögel wurden also auch gefangen und gebraten.
Jetzt war es zu spät, umtauschen konnte man Schwesterchen nicht mehr, obwohl Mutter es am liebsten getan hätte, allein wegen ihrer roten Haare. Sie war überzeugt, dass der Storch sich in der Adresse geirrt hatte. Waren schon ein bisschen blöd diese Störche!
Mir gefiel mein Schwesterchen. Sie musste doch rote Haare haben, denn der Storch hatte doch auch einen roten Schnabel.
Eigentlich war alles in bester Ordnung, denn sie hatte wie ich, schwäbisches Licht erblickt - beim Gaisburger Marsch noch mal!
Ludwigstraße
Meine Schwester und ich wohnten mit Vater, Mutter und Großmutter fast im Himmelreich. Ganz oben im fünften Stock eines Wohnhauses. Die Himmelsleiter hatte 98 Stufen und schon viele Füße mussten darüber hinweggeschlurft sein, so abgenutzt, wie die hölzernen Stufen waren. Klar, alle wollten in den Himmel kommen und wenn man oben war, dann war es fast möglich, die Wolken zu berühren, so hoch oben wohnten wir.
Schaute man aus dem Fenster hinaus, dann sah man die Ruine vom Euleneck, Geigers Ständle, eine ganz wichtige Einrichtung, denn da gab es die tollsten Schlotzereien (Süßigkeiten) und eine herrlich bunte Plakatsäule, die man ständig neu tapezierte, obwohl überhaupt niemand darin wohnte. Vater erklärte mir, dass dies Plakate wären und man etwas darauf lesen könne, aber ich konnte noch nicht lesen.
Vielleicht stand auf einem Plakat sogar, dass sie den Storch suchten der mein Schwesterchen gebracht und sich in der Adresse geirrt hatte. Egal, was es auch immer gewesen sein mochte, man hatte aus dem Fenster eine tolle Aussicht und wenn man das Fenster jetzt im Winter anhauchte, dann bildeten sich wunderschöne Eisblumen darauf.
Dieser blöde Storch hatte sich nicht nur in der Adresse geirrt, er hatte mein Schwesterchen auch noch mitten im Winter gebracht. Wahrscheinlich hatte der Fahrkartenschalter am Stuttgarter Hauptbahnhof schon geschlossen und der Storch so den Zug in den Süden verpasst.
Auch meiner Schwester gefiel der Winter nicht, sie schrie, wann immer sie konnte, wie am Spieß. Noch heute fallen ihr in der Kälte fast die Finger ab, nur schreien tut sie nicht mehr, zumindest wegen der Kälte nicht.
Die Kälte wurde langsam weniger und Schwesterchens Schreien auch. Irgendwie muss Mutter aber etwas gefehlt haben, denn die fing jetzt immer öfter an, mit mir herumzuschreien. Nicht einmal richtig in den Stubenwagen durfte ich schauen, sofort schrie sie mich an: „Lass bloß die Gisela in Ruhe!“
Zu Großmutter, die mich dann in Schutz nahm, sagte sie immer:
„Ja nimm ihn dir doch, setze ihn in den Glasschrank und packe ihn in Watte!“
Unter vielen schlimmen Dingen ist eine scharfe Zunge das schlimmste Ding.
So etwas Blödes konnte sie selbst mit Gisela doch auch machen. Wäre doch richtig lustig gewesen, wir beide in Watte und in einem Glasschrank, fast wie in einer anatomischen Ausstellung.
Ja, Mutter war immer sehr besorgt um mich, ständig wollte sie, dass man mich in Watte packe, aber vermutlich hatte sie für so viel Watte nicht ausreichend Geld. Dieses komische Geld, manchmal hatten meine Eltern welches, meistens aber keines und ein anderes Mal schenkten sie es mir, große bunte Scheine, aber ich konnte nichts dafür kaufen.
Inkarnationsgeld oder wie sie es nannten.........
Unsere Wohnung im Himmelreich war toll! Eine dunkle Kammer, eine helle Kammer, eine schöne Stube mit Holzboden und eine Küche. Die Toilette war im Treppenhaus und da gab es sogar einen goldenen Wasserhahn aus Messing, der war mit Lappen eingewickelt, damit das kalte Wasser auch schön kalt blieb.
Nicht nur in der Toilette gab es Wasser, auch in der Küche hatten wir Wasser und immer wenn wir Lust verspürten, konnten wir mit der Schöpfkelle aus dem Eimer Wasser holen und in ein Glas füllen oder in unsere weiß emaillierte Waschschüssel gießen.
Besonders gefiel mir der fantastische Holzboden in der Wohnstube, viele Ritze und Astlöcher zierten ihn, wunderschön, wie die Buntstifte und Geldstücke da hineinrutschten. Auf diese Art konnte man Geld sparen und hatte etwas für schlechte Zeiten.
Dann war wieder der wöchentliche Badetag und Mutter holte die Zinkwanne, um sie mit warmem Wasser zu füllen und in der Wohnstube vor dem Ofen aufzustellen. Sie badete meine Schwester und mir fiel auf, dass mit meiner Schwester etwas nicht ganz in Ordnung war, bei ihr fehlte etwas!
Da wo bei mir ein kleiner Zipfel hing, war bei ihr nur ein Ritz, so eine Missgeb...........
Ich wollte von Mutter wissen, warum das so ist, bekam aber keine ausreichende Antwort auf meine Fragen. Dann vergaß ich die Sache wieder, bis ich auf Helga stieß. Helga sah aus wie meine Schwester, nur ein bisschen älter, hatte auch rote Haare und viele Sommersprossen. Wenn sie schon aussah wie meine Schwester, wahrscheinlich fehlte auch bei ihr der kleine Zipfel!
Vielleicht war Helga damit einverstanden, dass ich einmal genauer bei ihr nachschaute?
Helga
Ich hielt mit Helga Kriegsrat, Zipfel hin Zipfel her, das musste doch tatsächlich genauer abgeklärt werden. Helga interessierte sich auch brennend dafür. Konnte doch gar nicht sein, dass bei mir etwas anders war als bei ihr. Vielleicht war der Zipfel bloß in den Ritz gerutscht, wie die Buntstifte im Holzfußboden?
Wir brauchten eine Räumlichkeit, wo wir die Untersuchungen durchführen konnten!
Das war kein unlösbares Problem, denn in der Ludwigstraße gab es einen günstig gelegenen Keller und jetzt im Sommer, ging da niemand Kohle oder Holz holen. Da waren wir ungestört und konnten die Sache einmal gründlich überprüfen.
Helga war begeistert, ich auch und wir begaben uns zwecks genauerer Nachforschungen nach dem verschwundenen Zipfel, in den Keller.
Wir mussten schon ganz schön leise und vorsichtig sein, denn in Parterre wohnte Frau Mecker und wenn sie uns hörte, so war es durchaus möglich, dass sie gleich in den Keller gekommen wäre und uns weggejagt hätte.
Leise schlichen wir uns ins Haus und schwuppdiwupp waren wir im Keller verschwunden. Ich machte das Licht an und wir begannen mit unseren Untersuchungen. Aha, so war das also, jetzt sah ich sie............
Nuda veritas.
(Die nackte Wahrheit.)
Niemand wollten wir etwas sagen, unsere Anatomiestunde sollte unser Geheimnis bleiben.
Am Abend klingelte es bei uns, die Eltern von Helga kamen, und wollten mit meinen Eltern sprechen. Helga hatte geplaudert und alles verraten, sogar dass ich einen kleinen Zipfel hatte.
Sicher war sie nur neidisch, hatte ich doch mehr als sie!
Die Eltern von Helga waren wieder gegangen und ich hörte, wie Mutter zu Vater sagte: „Der fängt ja früh an!“
Man sprach mit mir und machte mir klar, dass man so etwas nicht machen darf, nur der Doktor durfte da unten untersuchen. Für mich war klar, dass ich einmal Doktor werde.
Am nächsten Tag traf ich Helga wieder und fragte, warum sie alles erzählt habe. Es sei ihr halt so wichtig gewesen sagte sie und erklärte mir, dass sie nie mehr etwas verraten würde.
Komm schau dir´s an, komm schau dir´s an,
bei mir da ist kein Zipfel dran,
fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Jetzt zogen wir die Kleider aus
und gingen dann vergnügt nach Haus,
fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Nun endlich wusste ich Bescheid,
ein wirklich schöner Zeitvertreib,
fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.
Man könnte doch vielleicht die Untersuchungen fortsetzen........
Ja natürlich, der Keller war immer noch da und wenn Helga so interessiert war, dann wollte ich nicht im Wege stehen. So kam es, dass wir uns erneut in den Keller begaben.
Nach wenigen Minuten war die Untersuchung beendet, den Zipfel habe ich allerdings nicht gefunden und so ging ich mit Helga wieder nach draußen, um Verstecken zu spielen.
Am Abend klingelte es wieder - Helgas Eltern kamen erneut. Das gleiche Spiel, Helga hatte wieder geplaudert.
Weiberlist geht über alle List.
Au weia, jetzt wird aber der Teufel los sein, ich bereitete mich schon auf die Tracht Prügel vor, denn Prügel wurde von meiner Mutter als probates Erziehungsmittel recht häufig eingesetzt. Ich war ziemlich erstaunt, es gab keine Prügel, nur eine gehörige Strafpredigt. Ich glaubte schon, neue und weniger prügelreiche Zeiten würden anbrechen, aber ich befand mich da leider im Irrtum.
Wenige Tage später traf ich Helga erneut, sie wollte wieder mit mir in den Keller. Da hatte sie sich aber gewaltig getäuscht. Mit Spielkameraden, die alles ausplauderten, wollte ich nichts mehr zu tun haben und außerdem rochen die Finger nach den Untersuchungen auch immer so komisch.
Ende der Leseprobe
Texte: Titelbild: Microsoft-VorlageAlle anderen Rechte beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 15.12.2011
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