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Liebes Tagebuch, 9.6. 11

heute habe ich Geburtstag. Ich werde jetzt fünfzehn. Doch freuen kann ich mich sowieso nicht. Ich kann mich nie auf meine Geburtstage freuen. Mein Vater sorgt schon dafür. Es ist jetzt schon das vierte Mal, dass er mir mein Geburtstag versaut. Einmal verreisen meine Eltern, einmal haben sie ein anderes Problem usw. Und das alles, damit sie nicht mit mir feiern brauchen. Heute war es, dass ich vor einer Woche mal einmal im Jahr ins Kino gegangen bin. Ich wollte mal ein bisschen aus diesem Haus rauskommen, um ein bisschen Spaß zu haben, nicht nur um in die Schule zu gehen.

Einmal in dieser Woche bin ich mal ausnahmsweise eine Stunde länger in der Stadt geblieben, um einer Freundin jemand vorzustellen, und ich habe dafür zwei Wochen Hausarrest bekommen.

Ich hasse sie! Ich hasse sie! Ich werde immer hin und her geschoben und dann bekomm ich sowieso eine zu den Ohren. Ich bin immer nett, aber manchmal verlier ich den Geduldfaden und ich nenn sie einfach so, wie's mir gerade einfällt. Sie schnauzen mich an, sie schimpfen nur über mich und dann ist es hart ruhig zu bleiben. Und wenn ich sie dann gemein oder so nennen, dann...

Das letzte Mal habe ich sie vorgestern so genannt. Dann hat mich der Vater erschlagen. Und wenn ich dann endlich in mein Zimmer angekommen bin hat er mich so lange geschlagen, bis ich dann zum Heizkörper mit dem Kopf nicht nur angestoßen bin, sondern regelrecht angeflogen. Und das tolle ist auch noch, dass man nichts sieht. Keine blaue Flecken, keine nichts. Absolut nichts. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann wäre ich schon längst zur Polizei gegangen. Nein, das wäre ich nicht gegangen! Da ich zu große Angst vor ihm habe.

Doch zurück zu unserem Geburtstag: hier eine List von dem, was ich heute erlebt habe:
1. In der Schule hatten wir Französisch - Schularbeit
2. Als ich nach Hause gekommen bin, hat mich meine Mutter nichts anderes als angeschrieen
3. Sie hat mir danach tausend andere Hausarbeit aufgegeben zu tun
4. Am Abend haben sie mir ein Lied, das verstimmt - zum - geht - nicht - mehr war gesungen. Und da hat sowieso nur mein großer Bruder gesungen. Dann habe ich die "Geburtstagsgeschenke" bekommen: von meiner Tante: einen Schal, von meiner Oma: eine Hose und von meine Eltern: eine Kinokarte, die ich mir selber bezahlen konnte.
5. Und zu guter letzt habe ich noch ein paar zu den "Löffel" bekommen, da ich mich erlaubt gefragt zu haben, warum ich nichts zum Geburtstag bekommen habe.
Schöner Geburtstag, nicht wahr. Und das, wo ich mich jetzt schon zum fünften Mal versuche mich umzubringen.

Tschüss, vielleicht war das das letzte Mal,

Vanessa


-abgebrochen-

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Tag der Veröffentlichung: 23.06.2011

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