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Da sitzen sie vor mir.

Die starken Männer.


"Hansi, mach mal ne Runde klar."

"Bitte." Murmel ich mir eins.

"Haste wat jesacht?"

"Fünf Wodka, vier Bier?"

"Jenau! Aber zackzack!"

Ich zapfe die Biere an. Frisches Kindl Pils. Das Glas leicht schräg gesenkt und mit dem Bierstrahl in die leichte Senkrechte. Etwas schräg und etwas hoch und etwas runter. Absetzen und abwarten. Dann wieder das erste Glas. Und so weiter. Bis zur Marke gelb. Und dann die weiße, schaumige Tulpe oben und rauf damit. Sieben Minuten. So geht das hier im Puff. Unten an der Bar.

Fünf vereiste Wodkagläser stehen bereit. Mehr als vierzig Prozent Alkohol dampfe ich rein.

Konni, Alf und der Russe sitzen vor mir. Und ich darf gut zuhören.

"Sach ma, holt der Türke sich gerade einen runter?"

"Wat machen unsere Jetränke? Hansi?"

"Sieben Minuten."

"Jenau!"

Der Türke kommt vom Klo zurück. "Ham wa wieda wat zu saufen?"

"Sieben Minuten sacht Hansi."

"Na, so lange war ick doch uffn Klo."

"Haste dabei an Hansi jedacht?"

"Unser Türke! Der alte Genießer!"

"Ali und Hansi!"

"Halt bloß die Schnauze!" Sagt Konni.

Der Türke macht immer auf allen Lagern rum. Ich stelle die vier Pils auf die festgetrunkenen Plätze. Der Russe braucht immer einen Wodka mehr. Keinen Doppelten. Immer einen mehr. Und wenn dann alle ausgesoffen haben, knallt er sich den dann noch hinterher. Sozusagen solo. Für sich und seine russische Mentalität. Sagt er dann.

Einmal, als ich mich traute. Zu fragen. Da lag er vor mir. Der starke Mann. Und ich über ihn. Abgestützt auf seinen Schultern. Meine steifen Brustwarzen streiften seine. Ich sah in seine Augen. Seinen Schwanz noch in mir. Wir beide. Zusammen. Nichts in seinen Augen zu sehen. So leer wie Wolken ohne Himmel. Als ich ihn fragte, gab er keine Antwort. Dann die Nikotinspritze. Und der Kaffee danach. Er schaute mich lange und nachdenklich an. Augen ohne Wolken.

Draußen ein strahlend blauer Himmel.

"Hansi, du bist ja eine Frau."

"Ja. Fühlst du das?"

"Was denkst du über Männer?"

"Über Männer?"

"Über Männer?" Wiederholte ich.

Mir fiel nichts dazu ein.

"Weiter. Erzähle über Männer."

Und ich erzählte. Von meinem Vater. Von meinen zwei Brüdern. Von meinem Onkel. Und ich erzählte und erzählte und erzählte. Alles was aus mir rausströmte. Gedanklich und herzlich und die ganze Kacke erzählte ich.

"Zum Nachkippen. Das brauchst du jetzt. Auf die, die wir ALLE vergessen wollen." Sagte dann der Russe. Fünf Wodka, vier Pils, vier Schwule und ich.

"Den bring ich um!" Sagte Ali. "Den kill ich quick!"

"Hätte ich nicht gedacht. Sone Scheiße nicht. Echt nicht." Adolf, das Arschloch Alf. "Das ist schon heftig." Sagte der Puffvati. Und kratzte sich wo auch immer.

Und Konni. Sagte nichts dazu. Ich bin Hansi. Johanna. Und ich habe ein Kind von Konni. Von Konrad. Und ich werde gut bezahlt. Und man behandelt mich gut. Zwischen Bierzapfen und Gläserputzen höre ich gut zu.

"Kannste noch sechs Wodka und fünf Bier machen?"

Die starken Männer. Schau her! Ein Wodka für mich persönlich. Und ein Bier zum nachkippen. Ja? Was nun? Ich bin auch nur eine Frau.

"Ick hoffe, det wird jut jehen."


Männerträume

In euren Träumen lebe ich bewusst.

Keiner traut sich, mich zu kennen, mich zu nennen,

mich, die absolute Lust.

Impressum

Texte: Außer meinem Text habe ich keine Bedenken.
Tag der Veröffentlichung: 29.04.2010

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