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Der Helm

Auf dem Weg zum Wahnsinn

Kapitel 1

Es war in einer regnerischen, kalten und windigen Jahreszeit am Ende des Novembers. Es fing bereits langsam an zu schneien. Der Schnee blieb nur noch nicht liegen. Graue Wolken verdeckten jeglichen Blick zum Sonnenlicht. Es war finster und die übrig gebliebenen Sonnenstrahlen waren bereits am späten Nachmittag komplett verschwunden. Die Tage wurden kürzer und die meisten Menschen depressiv. Nach einem langen, trockenen und heißen Sommer waren sie nicht daran gewöhnt keine Sonne zu sehen. Bereits gegen 17 Uhr wurde es stockdunkel, weshalb viele dachten es wäre bereits 21 Uhr.

Ich saß auf meinem Bürostuhl und blickte aus dem Fenster. Kein Mensch war zu sehen und weit und breit nur Dunkelheit, die zwischendurch vom Leuchten der Straßenlaternen unterbrochen wurde. Die Uhr an meiner Wand tickte erbarmungslos vor sich hin und die Minuten vergingen. Es war still und mir fiel die Decke langsam auf den Kopf. Also beschloss ich meinen besten Freund Martin anzurufen.

„Hey Bro, was machst du gerade?“ fragte ich ihn.

„Grüß dich, Ralf. Ich arbeite an einem Projekt, bin aber zu Hause am Computer.“ erwiderte er.

„Was dagegen, wenn ich vorbei komme?“

„Nein im Gegenteil, ich hab einiges zu erzählen, also komm ruhig.“

Seine Stimme sprang fast vor Freude. Scheinbar fühlte er sich auch einsam.

„Alles klar, ich mach mich auf den Weg, bin in 30 Minuten da. Bis dann Bro!“ sagte ich und beendete das Gespräch.

Martin war mein einziger wirklicher Freund. Auf ihn war immer Verlass. Ich hatte kaum Zeit um viel mit anderen Menschen zu tun. Mein Job belastete mich sehr und ich dankte für jede freie Minute.

Martin half mir immer aus der grauenhaften Realität in unsere kleine Zwischenwelt zu flüchten die wir uns im Lauf der Jahre erschaffen haben. Es tat immer wieder gut und wir lachten uns oft die Seele aus dem Leib.

Er war beruflich als 3D Grafiker, Cutter und Kameramann tätig, was ihm viel Zeit raubte, die er großteils hinter seinen 2 Bildschirmen verbrachte. Oft saß er bis zum Morgengrauen an seinen Projekten und merkte nicht wie die Nacht hinter ihm vorüber ging. Erst als er aufhörte zu arbeiten und vom Stuhl aufstand, merkte er wie müde und ausgebrannt er sich fühlte. Dann torkelte er nur noch wie benebelt ins Bett um sofort einzuschlafen.

Vor kurzem hatte Martin seine erste eigene Wohnung bezogen, jedoch kaum Zeit und Geld um sie sich gemütlich einzurichten. Selbst die Waschmaschine fehlte ihm und seine Wäsche wurde bei seiner Freundin gewaschen.

Martin ernährte sich hauptsächlich von Tiefkühlpizzen, Hamburgern für den Mikrowellenherd und Nudeln, da das Geld für mehr scheinbar nicht vorhanden war.

 

Wir lernten uns im letzten Schuljahr kennen. Er bot mir am ersten Schultags einen Kaugummi an, welchen ich zu damaliger Zeit aus Prinzip ablehnte. Ich wollte keinen Kontakt zu niemandem. Doch Martin hatte eine Ausstrahlung die mich angezogen hat. Also sprach ich ihn an. Seither waren wir unzertrennlich und wie Brüder.

Das war nun 12 Jahre her und wir wurden beide erwachsener mit der vergangenen Zeit.

Was uns aber dann gemeinsam widerfuhr, war über alles für uns denkbare hinaus gegangen.

Ich klingelte an seiner Gegensprechanlage. Es ertönte ein Summen am Schloss während er mir die Tür öffnete. Ich trat ins Treppenhaus ein und drückte auf den Knopf des Lifts. Der Strom war im ganzen Haus scheinbar ausgefallen. Die Schalter funktionierten nicht. Auch kein Lichtschalter ließ sich betätigen. Ich stapfte also im Dunkeln mit meinem Handy als Taschenlampe die Treppen hoch in das zweite Stockwerk. Vor Tür 8 blieb ich stehen und hämmerte mit meiner Hand dagegen.

Die Tür ging auf und Martin stand da im Dunkeln mit einer Kerze in der Hand.

 

„Kein Strom?“ fragte ich.

„Ja, seit ein paar Minuten ist hier alles finster.“

„Okay, was für ein Glück.“ rutschte mir sarkastisch heraus.

Wir gingen vorsichtig in der Dunkelheit Richtung Wohnzimmer. Er ging mit der Kerze voran und ich tastete mich an der Wand entlang, da die Flamme zu klein war um auch nur ein wenig sichtbares zum Vorschein zu bringen.

Angekommen an der Couch setzten wir uns.

Noch bevor einer von uns etwas sagen konnte, veränderte sich irgendwas rund um uns in Raum. Die Dunkelheit schien noch schwärzer und düsterer zu werden. Als würde der Raum sich mit dichtem, schwarzen Rauch füllen.

Die Kerze in Martins' Hand ging aus, als ein Windstoß an uns vorbei fuhr. Das Fenster stand offen und die Vorhänge bewegten sich stark hin und her im Wind, während der Mondschein von draußen ihre Schatten herum wirbelte.

Ich verspürte Angst und etwas drückte mich geistig nieder.

„Was ist los?“ fragte ich.

„Bro, das geht schon seit ein paar Wochen so. Es wird hier drin manchmal eiskalt, ohne Grund. Oder heiß, obwohl die Fenster sperrangelweit offen stehen. Ich dreh hier langsam durch, drum freu ich mich über deinen Besuch.“ sagte er und zündete die Kerze noch einmal an.

„Dauernd Stromausfälle?“ fragte ich verwirrt.

„Nein, dauernd diese... Sachen.“

Martin wusste nicht, wie er etwas in Worte fassen soll. Doch er wirkte ein wenig panisch und hilflos.

„Stimmt irgendwas nicht? Hast du den Strom nicht bezahlt?“ fuhr ich ihn an.

„Doch, finanziell ist alles okay. Ich komm klar, aber … warte mal ab und mach dir selbst ein Bild davon.“ flüsterte Martin.

Wir saßen beide still da. Nichts bis auf ein Geräusch das klang, als würde Wind durch die Wände ziehen. Ein winseln. Ich versuchte, das Geräusch zu orten und merkte, dass es aus der Richtung des Holzofens kam. Aus diesem Holzofen, ging ein Rohr heraus, welches in die Wand hinein zum Schlafzimmer führte, genau dort hin wo Martins' Bett stand.

„Hörst du das?“ fragte ich ihn.

„Ja, das ist sicher nur der Wind. Daran hab ich mich gewöhnt. Auch wenn es nervt und mich manchmal weckt.“

Martin stand etwas neben sich und brauchte lang um seine Sätze auszusprechen.

Das Licht ging wieder an und alles schien plötzlich, als wäre es nie anders gewesen. Wir sahen uns an und schüttelten synchron die Köpfe. Der Wind in dem Rohr klang wie ein jammern oder winseln und wir dachten beide das selbe. Das wussten wir, obwohl wir kein Wort zueinander sprachen.

„Und was denkst du, was das eben war?“ fragte er mich.

„Gute Frage. Es war unheimlich. War das Rauch?“ Unwissend und ratlos sah ich ihn an.

„Ich hab keine Ahnung. Es war schon bei weitem schlimmer, als was du gerade gesehen hast.“

Martin spielte nervös mit dem Feuerzeug in der Hand. „Dauert nicht lange und es geht wieder los.“

„Was geht wieder los?“

Völlig verwirrt blickte ich im Raum herum.

„Bleib die Nacht über hier und du wirst es sehen.“ sagte Martin während er aufstand und in Richtung Küche ging um uns Tee zu kochen.

Der Wahnsinn in Menschengestalt

Kapitel 2

Nachdem ich die Toilette aufsuchte und Martin den Tee zubereitete setzten wir uns ins Schlaf und Arbeitszimmer, an den Computer, den Heizstrahler neben uns, als saßen wir an einem Lagerfeuer.

Die Luft um uns war ausgekühlt, als hätte etwas jegliche Wärme aus dem Raum gezogen. Meine Finger waren steif vor Kälte und die heiße Teetasse erfüllte ihren Zweck.

Martin zeigte mir seine letzten Arbeiten die er für verschiedene Projekte. Unter anderem entwarf er um Übung zu bekommen seine Wohnung als 3D Modell.

Man kam herein, ein Flur führte nach links, Richtung Toilette und einen Raum weiter ins Badezimmer. Ging man gerade aus weiter, befand man sich in der Küche, in der ein Tresen mit zwei Barhockern war. Noch einmal gerade aus weiter betrat man das Wohnzimmer, in dem seine Couch, ein großer Fernseher und einige Spielekonsolen mit scheinbar unendlich vielen dazugehörenden Spielen in der Vitrine. Ein Glasesstisch stand in einer Ecke des Raums, in der anderen Ecke der Holzofen. Daneben die Tür zum Schlafzimmer in dem sein Bett links und sein Computertisch rechts stand.

Martin erzählte mir von einem Traum, den er vor kurzer Zeit hatte.

„Ich war in einer Art Schacht, hinter mir war nichts und ich kroch auf allen Vieren durch diesen matschigen, dunklen Tunnel. Ich konnte nicht sehen was sich sonst noch unter mir befand, aber das wollte ich auch nicht so genau wissen.

Am Ende des Tunnels, konnte ich ein schwaches rötliches Licht erkennen, also bewegte ich mich darauf zu. Je näher ich kam, desto stärker wurde ein Geruch, der in mir Übelkeit verursachte. Es roch wie ein Tümpel voll mit Müll und anderen Dingen, die sich mit der Zeit häuften und zu einer breiigen Masse verschmolzen.

Als ich am Ende des Tunnels ankam, stieg ich aus dem finsteren Loch in einen Raum, der nur in einem Traum existieren kann. Es war ein dunkles Verlies. Nur ein paar Kerzen schimmerten durch die enge Kammer. In einer Ecke saß, angekettet, ein Mann in Soldatenuniform. Er trug sogar einen Helm. Als ich näher trat, erkannte ich, dass sich unter dem Helm des leblosen Gefangenen nur ein Totenkopf befand. Es war eine Leiche, eine komplett verweste Leiche. Fast nur noch Knochen vorhanden. Ich trat noch näher, weil eine seltsame kranke Neugier mich zwang. Dann riss der Mann seinen toten Schädel nach oben und blickte mich mit seinen leeren Augenhöhlen an.“

„Und das wars?“ fragte ich.

„Dann bin ich aufgewacht.“

Ich fand den Traum sehr bedrückend. Kein Wunder, dass Martin so fertig aussah. Er war blass und seine Augenringe gingen in Richtung schwarz.

„Hast du psychische Probleme?“ fragte ich ihn vorsichtig.

„Mir geht’s nicht besonders gut, ich sags mal so.“

Er brachte die Worte kaum heraus.

„Aber was mir Sorgen macht ist der Mann mit der Uniform. Sein Helm... er befindet sich hier im Raum.“ erklärte mir Martin nervös.

Ich sah ihn nur fragend an, als er aufstand und aus seinem Schrank den Helm hervor holte.

„Genau diesen Helm hatte der Mann im Traum auf seinem toten Kopf.“

Er sah aus wie ein echter Soldatenhelm aus dem zweiten Weltkrieg. Ziemlich rostig, leicht verbeult und abgenutzt.

Erstaunt fragte ich „Wo hast du den her?“

„Der war hier in einer Truhe. Vor mir hat eine ältere Dame hier gewohnt und als sie starb, hat sie einige Dinge zurückgelassen. Den Helm wollte ich behalten. Vielleicht war es der Helm ihres Mannes, der mir da Albträume beschert.“

Er wurde immer nervöser und fing an leicht zu zucken. Das machte mir Angst und verstörte mich.

„Martin? Kann ich dir irgendwie helfen? Was geht bei dir eigentlich ab?“ Ich verstand das alles überhaupt nicht und fühlte mich auch mit jeder Sekunde etwas bedrückter.

„Hauen wir uns aufs Ohr?“ fragte ich, da mir die Augen zufielen.

„Gute Idee, mal sehen, ob du schlafen kannst. Good Night Bro.“ Er stand auf und spazierte ins Schlafzimmer, während ich mich auf der Wohnzimmercouch ausbreitete und den Fernseher einschaltete. Es war schon kurz vor Mitternacht und alle Lichter aus, bis auf die kleine Tischlampe im Eck hinter mir. Ich ließ mich von den Geschichten nicht beeindrucken, die Martin mir eben lieferte. Obwohl sie mir Angst machten. Ich fühlte mich unwohl. Im Fernsehen lief nichts wirklich interessantes. Ich blieb bei „The Big Bang Theory“ stehen und sah eine Weile zu um mich auf andere Gedanken zu bringen. Es wurde kalt und ich hörte wieder das Gejammer in der Wand. Der kalte Wind zischte durch die Ritzen der geschlossenen Fenster und verursache ein pfeifendes Geräusch. Mir kam es so vor, als würden diese Laute immer schneller und heftiger werden. Der Fernseher war bereits auf hoher Lautstärke eingestellt und ich konnte die Dialoge der Nerds trotzdem nicht hören. Nur noch ein ewiges Rauschen, Pfeifen, Winseln aus allen Richtungen.

Plötzlich ein lauter Knall, als hätte man eine 80 Kilo schwere Langhantel auf den Boden fallen lassen. Während dessen fiel der Strom wieder aus und es wurde finster. Stockfinster. Die Vorhänge waren bereits zugezogen um zumindest ein wenig Wind und Kälte draußen zu lassen. Martin hatte für den Notfall bereits Kerzen auf den Tisch gestellt. Mir fehlte nur das nötige Feuerzeug um sie anzuzünden. Mein Herz wurde schneller und schlug heftiger als vorher. Ich wühlte im Dunkeln auf dem Tisch nach einem Feuerzeug, doch konnte in all der Unordnung keins entdecken.

Mir war klar, wo ich ganz sicher ein Feuerzeug finden würde. Am Tresen in der Küche lag Martins' Feuerzeug neben dem kleinen Funkradio, den er beim kochen immer einschaltete. Ich stand also langsam auf und konnte nichts sehen. Mit ausgestreckten Armen ging ich langsam Richtung Küche los. Das Wimmern hörte nicht auf, sondern wurde noch lauter und grässlicher, je weiter ich mich bewegte. Dann konnte ich Fußschritte hören. Es waren nicht Martins' Füße, denn er lag auf der anderen Seite der Wohnung im Bett und schlief wahrscheinlich schon. Sie kamen aus der Küche. Der Boden knarrte unter meinen Füßen und plötzlich spürte ich etwas an mir vorbei huschen. Ich sah es nicht, doch konnte eindeutig eine Berührung, die eiskalt und unangenehm war, an meiner Schulter spüren. Diese Bewegung kam aus der Küche und raste über mich hinweg ins Wohnzimmer. Ich beeilte mich instinktiv zum Tresen und griff nach dem Feuerzeug. Ich drehte mich um Richtung Wohnzimmer. Beim anzünden des Feuerzeugs wurde ich geblendet, da meine Augen sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich brauchte eine Weile um meine Augen richtig öffnen zu können.

Als ich es dann schaffte und ins Wohnzimmer blickte sah ich Martin nackt vor der Schlafzimmertür stehen. Der Helm auf seinem Kopf. Sein Kopf geneigt, seine Augen auf mich gerichtet. Seine Schultern hingen seltsam weit nach unten. Ich kannte ihn immer schon nur aufrecht. Er machte nie einen Buckel. Wie angewurzelt stand ich da und fühlte mich wie in einem Albtraum. Das konnte nur ein schlechter Scherz von Martin sein.

„Alter, hör auf mit dem Scheiß, du machst mir tatsächlich Angst.“ rief ich ihm mit einem etwas unguten Ton entgegen.

Dann ging die kleine Flamme aus und etwas drückte mir den Hals zu. Es war Martin. Ich wusste es, auch wenn ich ihn nicht sehen konnte. Er hob mich am Hals nach oben und schleuderte mich Richtung Eingangstür der Wohnung, als wäre ich leicht wie eine Feder. Der Aufprall brach mir einige Knochen, wie ich geschockt feststellen musste, bevor ich mein Bewusstsein verlor.

Wahnsinn und Gewalt

Kapitel 3

Mit heftigsten Schmerzen wachte ich auf. Das Tageslicht drang durch die Vorhänge durchs Fenster in meine Augen, die schmerzten und brannten als hätte man ihnen jegliche Feuchtigkeit entzogen. Ich lag direkt vor der Eingangstür und versuchte mich aufzurichten. Dabei fuhr mir ein stechender Schmerz in die Rippengegend. Von meiner Stirn tropfte ein wenig Blut. Mir war schwindlig und ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Das Rätsel lösen, wie ich eigentlich hier her gekommen war.

Ich stand langsam auf und ein Schrei fuhr mir aus als der Schmerz mich beinahe überwältigte. Dann fiel mir ein, was letzte Nacht passiert war. Martin...

Ich ging um den Tresen herum und nahm aus der Schublade ein langes, scharfes Messer, welches ích hinter meinem Rücken zum ausholen bereit versteckte und vorsichtig ums Eck ins Wohnzimmer blickte. Keiner war da. Die Tür zu Martins' Schlafzimmer stand offen. Hastig ging ich vorwärts und konnte sehen wie Martin seelenruhig im Bett lag und schlief. Der Helm auf seinem Nachtschrank.

Leise sprach ich ihn an. Doch er reagierte nicht. Ich ging näher an ihn heran. „Martin?“

Dann zuckte er und öffnete langsam die Augen. „Alter? Was hast du mit mir gemacht?“fragte ich ihn aufgeregt. Er rieb sich die Augen und war völlig verwirrt. „Was willst du?“

Er blickte mich müde und ausgelaugt an.

„Hast du nichts von dem was in der Nacht passiert ist mitbekommen? Du hast mich durch die Wohnung geschleudert. Zieh dir mal was an und dann reden wir!“ brüllte ich ihn an, ging zurück ins Wohnzimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Die Schmerzen im Oberleib machten mir zu schaffen und ich war stinksauer. Nach einer Weile kam er heraus.
„Was redest du da?“ fragte er nur.

„Ich habs dir eben gesagt und du hast mir scheinbar was gebrochen, Arschloch! Was ist los mit dir? Drehst du jetzt ganz durch?“ aggressiv schrie ich ihn an.

„Hey Sorry, ich hab echt keine Ahnung... Was redest du da? Wir sind ins Bett gegangen und jetzt hast du mich aufgeweckt.“ sagte er eingeschüchtert.

„Also du erinnerst dich an nichts? Komm Alter, verarsch mich nicht.“

„Nein, ich fühl mich langsam verarscht.“ antwortete Martin. „Dieser verfickte Helm. Was tut der mit mir?“

„Du meinst es liegt an einem Stück Metall? Das ist der Grund weshalb du mich körperlich verletzt?“ ich wurde immer wütender.

„Bleib hier, ich werds dir beweisen. Ich war das nicht.“ bat er mich.

Ich war mir nicht sicher, was ich ihm überhaupt noch glauben konnte und verlor meine Beherrschung. Meine Faust fuhr aus und traf ihn direkt an der Oberlippe. Es knallte beim Aufprall meiner Faust und eine Platzwunde war nicht zu übersehen als Martin zusammenzuckte und einen Schritt zurück trat.

Der Wahnsinn bringt den Tod

Kapitel 4

Wir standen uns gegenüber und unsere Blicke trafen sich, während von Martins' Lippe ein Blutstropfen herunter lief. Seine Miene veränderte sich nun. Er sah aus wie ein Zombie. Ein hungriger Zombie mit schlechter Laune, der jeden Moment auf mich zustürmen könnte um mich mit seinen scharfen, kantigen Zähnen in Stücke zu reißen und in einer Fontäne Blut zu duschen.

Ich hatte immer noch das Messer hinter meinem Rücken versteckt. Martin drehte sich um und ging wie ferngesteuert ins Schlafzimmer. Seine Schultern hingen wieder erstaunlich weit herab und sein Kopf wirkte schwer.

Als er heraus schlurfte, befand sich auf seinem Kopf wieder der alte Helm.

 

Ich begab mich in Kampfposition und zeigte ihm offensichtlich die Absicht mit dem Messer auch zuzustechen, als aus seinen Augenhöhlen und der Nase Blut herauslief.

„Ohne Augen kannst du nichts sehen.

Ohne Füße kannst du nicht gehen.

Ohne Ohren hörst du nichts.

Ohne Hände fühlst du nichts.“

Martin sang mit einer völlig fremden Stimme. Seine Augen hatten sich zurückgerollt und es schien als wäre jede Wärme und Liebe aus ihm gewichen.

Er rannte auf mich zu und packte mich an meinen Unterarmen. Das Messer in meiner rechten Hand hielt ich mit der Spitze in Richtung seines Kopfes. Er ließ nicht locker und drückte meine Arme nach unten in meine Richtung. Als das Messer bereits kurz vor meinem Gesicht war stieß er zu und das Messer durchbohrte mein rechtes Auge. Der Schmerz war unerträglich und ich hätte mich lieber in Luft aufgelöst als diese Situation mit diesen grauenhaften Schmerzen zu erleben. Blut lief mein Gesicht herunter. Ich schrie vor Schmerz, so sehr, dass meine Stimmbänder anfingen zu kreischen.

Martin ließ mich nach hinten fallen.

Er packte mich an den Füßen und zerrte mich so quer durch die Wohnung ins Schlafzimmer.

Ich konnte kaum sehen, was um mich geschah, da die Schmerzen in mir alles betäubten. Er holte einen Gegenstand. Ich konnte nur verschwommen sehen was es war. Es sah aus wie ein Hackbeil. Er hob es hoch und ließ es durch mein Fußgelenk fahren. Die Schreie die aus mir herauswollten, waren so laut und unerträglich qualvoll, dass sie in meinem Halse stecken blieben und ich nur noch jämmerlich wimmerte.

Er bückte sich nach unten und nahm mich an den Ohren. So zog er mich nach oben. Mit einer Hand griff er nach etwas. Dann verspürte ich nur noch einen schneidenden Schmerz auf meinem Ohr. Er hatte es mir abgeschnitten. Er verkrüppelte mich in kürzester Zeit auf brutalste Weise.

Dann legte er meine Hände auf seinen Tisch und hielt mich an den Kopfhaaren fest. Mit der rechten Hand holte er aus und schlug mir mit voller Wucht meine linke Hand ab.

Als er mich an meinen Haaren baumeln ließ, konnte ich mich nicht mehr rühren. Ich war bei Bewusstsein, doch mein Körper hat bereits aufgegeben.

Zuletzt ließ er mich auf den Boden fallen. Er ging ein paar Mal um mich herum, spuckte mich an und grunzte wie ein radioaktiv verseuchtes Schwein. Dann fing er an mit seinen Füßen auf mich einzutreten. Der erste Tritt traf mich auf dem rechten Knie. Es machte ein knirschendes Geräusch. Der zweite landete in meiner Magengegend. Ich bekam keine Luft mehr. Der dritte und letzte Tritt zertrümmerte meinen Schädel und ließ mein Gehirn zerspringen.

Er lachte teuflisch auf und sah mich dabei mit einem höllischen Gesichtsausdruck an.

Als er den Helm abnahm, brach er zusammen.

„Was hab ich getan? Warum?“ hörte man ihn im ganzen Haus schreien.

Impressum

Texte: Michl Schendi
Bildmaterialien: Michl Schendi
Tag der Veröffentlichung: 28.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke an Hannes für gute Ideen und Hilfe bei der Covergestaltung

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