Cover

Wenn...

 

Wenn die große Sehnsucht wiederkommt,

Wird mein ganzes Wesen wieder weich.

Und ich möchte weinend niedersinken –

Und dann möchte ich wieder maßlos trinken.

 

Paul Scheerbart (1863-1915)

 

 

Im Rausch zum Erfolg

»Die dreitausend Märker zocken wir doch locker ab«, sagte Hans, während er auf seine Fender Strat eine neue e-Saite auf­zog. Der Leadgitarrist unserer Band »Muttermilch« heißt in Wirklichkeit Ricky Schweinebraten, deshalb hat er sich den Künstlernamen Hans Hodenbrei zugelegt. Als wir ihn zum zweiten Leadgitarristen beförderten - der erste bin ich -, fuhr er gerade auf so einem Blindheitsfimmel ab, dem er bis heute treu geblieben ist. Seine Sonnenbrille sollte wohl emotionalen Gleichklang mit der genialen Verblindung, Verbluesung und Vernegerung von Ray Charles und Steve Wonder suggerieren. Wir anderen sahen darin eher eine modische Masche, sprich »Blues Brother Revival Look«, wegen Sonnenbrille und Sakko und so. Er hat es weder akzeptiert noch dementiert, ist aber stän­dig gegen Lautsprecherboxen und Mikrophonständer geknallt. Hans meinte auch, diesen kanadischen Blues- und Saitenjauler nachäffen zu müssen, Jeff Hailey oder Healey, jedenfalls blind, der - die Gitarre auf den Knien - immer beidhändig darauf her­umgrabbelt (so was verkorkst unsere Jugend, siehe Skinheads, Oskar Lafontaine u. a.), was unser Hans alias Schweinebraten ja gar nicht hätte wissen können, wenn er denn wirklich ohne Au­genlicht vorm Fernseher sein Bier runter und sowieso ... Wir hielten die ganze Show für ziemlich ausgewrungen und abge­lutscht. Dämlicherweise mußte er mit uns dann auch noch den Blindengag durchziehen; den, wo ein Blinder in die Kneipe geht, die Biergläser mit seinem Blindenstock orientierungslos vom Tresen wischt, weil er ja nix sieht und arm dran ist mit sei­ner Scheißbehinderung, und sich dann nach draußen zu seinem protzigen Rolls-Royce tastet (ersatzweise mußte Hans' schwar­zer Gti herhalten), sich ans Steuerrad setzt und ab dafür. Kennt jeder aus dem Kino, ein weiterer Beweis für die Unblindheit un­seres zweiten Leadgitarristen: Wie kann der den Film gesehen haben? Oder gibt's so was auch in Braille? Aber gut, wir haben ihn assistiert, haben ihn sogar zum Flaschenregal geführt, damit sich's, wenn schon, denn schon, auch lohnt, und der Kellner hat all die verlangten und entsetzten Grimassen und stillschweigen­den Einwände ausgebreitet, als Hans, der Schweinebraten, sich nach dem Scherbensalat mit Blindenbinde und Fuchtelstock hinters Steuer klemmt und uns souverän über die Rotlichtam­pel brettert, Vollgas und vollblind. 50 Meter weiter war's dann aus: Frontalzusammenstoß mit einer Litfaßsäule. Man kann's auch übertreiben mit der Vernegerung und Verbluesung.

Seitdem steigt keiner mehr in seinen Gti.

Der Rest von »Muttermilch« fällt eher durch idealgeneti­schen Biedersinn von der Rolle: außer mir der Drummer Knö­del (haha, bleistark), ein Bassist ohne Namen und Gesicht, und schließlich Computer (Logistik, Bier).

»Wir sollten uns unbedingt einen anderen Bandnamen zu­legen«, kam es irgendwo aus jenem Teil des Körpers des Bassi­sten, der bei anderen Leuten als Erstsitz von Nase, Augen und Lippen aktenkundig ist, »einen Namen, der voll antörnt, wie war's mit >Muttermal<?«

»Die Fama des Körpers des Bassisten!«, rief ich übertrieben kontrovers und sehr ironisch — und weil mir immer noch nicht einfallen wollte, wie der Bassist eigentlich hieß.

»Jaja«, äffte Computer nach, »Peter Weiss: Der Schatten des Körpers des Kutschers.«

So verlief bei uns ein Übungsabend, es war immer das glei­che. Wir wollten den Wettbewerb »Abschieds-CD« gewinnen. Gesucht wurde von der Aktion Junge Fahrer und von der Inter­nationalen Musikmesse Frankfurt ein Song gegen alkoholisier­te Raserei nach dem Discobesuch, Preisgeld 3000 DM plus Plattenvertrag. Gebongt.

Blues Brother Hans Hodenbrei hatte seine e-Saite endlich aufgezogen und stöpselte den Klinkenstecker seines Kabels in das Schlüsselloch der Tür zum Übungsraum. »Kann mir mal ei­ner meinen Verstärker lauter stellen?« grölte er enthusiastisch und ratschte mit dem Gitarrenhals in das Gesangsmischpult.

Wie, zum Teufel, hieß bloß dieser Bassist? Welchselbiger, von der heiligen Inquisition zum Gelobtseijesuschristus geritten, dem blinden August gerade ein Stativbein über den Schädel zog, worauf sich Schweinebraten nach den Vorschriften der Postmo­derne verabschiedete: Er knickte zusammen, riß dabei den Baßverstärker um und wäre in seinem eigenen Blut ersoffen, wenn es denn geflossen wäre. Die paar Tropfen! Dafür schlitter­te seine Sonnenbrille unter die Standtomtom. Zum ersten Mal erblickten wir seine Augen. Oder vielmehr das, was Schweine­braten vor uns verborgen hatte: eingefallene Höhlen, nicht mal mit Schminke gefällig abgesetzt bzw. mit Glasaugen schön­heitsmäßig eingelegt. Die Sau hatte uns die ganze Zeit gelinkt! War tatsächlich blind! Priemel, jetzt fällt's mir wieder ein, Priemel hieß der Gesichtslose, Priemel verpaßte dem gefällten Leadgitarristen einen Tritt in die Eier, so sauer war er darüber.

»Schluß mit lustig«, krähte Drummer Knödel übermütig, »wir brauchen einen scharfen Text, aber mit Karton!«

»Quatsch mit Karton«, geiferte Computer, »das Problem aus dem Schweiße eines Antlitzes herausschälen, that's it!« Worauf er eine Flasche Jever Schweiß köpfte. Pils! Das ließen wir uns nicht zweimal sagen, und nach dem zweiten Kasten Bier hatten wir den Text fertig:

Tina ist besoffen,
Svenja ebenso,
Mark hat Rum in'n Bauch gegossen,
wir sind hackevoll,
ja das ist toll,
ja das ist toll.

Zur Belohnung düsten wir in unsere Stammkneipe; Ricky Hodenbrei vorneweg in seinem Gti, wir anderen im Bandbus hinterher.

Eine Woche später traf sich »Muttermal« ohne ihr Grün­dungsmitglied Knödel. »Liegt in Sauer«, wußte Hans zu berich­ten und riß eine Gesangsbox um, »hat die dreizehn Tequilas nicht vertragen.«

Verblüfft entdeckte ich neben Hans einen unziemlichen Lümmel, der zwar kein Gesicht, dafür einen E-Baß am Hals hat­te. War ich in der richtigen Band? Das Ungesicht nörgelte, wir brauchten einen anderen Bandnamen, »Kuttermilch« sei zu »änigmatisch«. Mir fiel endlich der Schwamm von der Birne: Pudel! Der Bassist hieß Pudel. Deshalb kein Gesicht. Die Esels­brücke mußte ich mir merken: Kein Gesicht - Pudel. Ganz ein­fach.

Zum Merken kam es dann doch nicht, weil die Tür auf­sprang und unser Groupie Waltraut hereinwalzte. Waltraut ist die Frau des Hausmeisters, 126 Kilo ohne Klamotten, Dauer­welle ä la Wirsingkohl, ein Geruchsorkan auf der nach oben hin offenen Transpirationsskala. Vor einiger Zeit hatten wir ihr mal eine Dunstabzugshaube auf den Wirsingkohl installiert, aber sie fand das nicht kleidsam. »Euern Anti-Alkohol-Text könnt ihr euch an die Kimme klatschen!« kreischte Wal traut und faßte den blinden Hans Hodenbrei unzüchtig ins Auge. »Wo ist denn der süße Knödel?«

»Armer Knödel ist so krank«, säuselte Pudel, das Ohnege­sicht, um bei Waltraut zu punkten. Die 126 Kilo (50 Prozent Schweiß, 28 Prozent Geruchsstoffe, 22 Prozent Flomen) wälz­ten sich auf den Bassisten. »Dadada«, keuchte sie triotisch. Im­mer das gleiche Vorspiel: Mit »Dadada« und »Keine Dosen in Athen« phantasiert sich Waltraut in eine sexuelle Vereinigung mit Stefan Remmler. Wir geben für sie nichts weiter ab als eine Projektion von Stefan Remmler. Wir schämen uns dessen nicht. Die anderen Bands in der Stadt beneiden uns alle um unser Groupie. Sie sind unausgeglichen. Sie reißen ihre 200-Watt-Marshall-Türme bis an den Stehkragen auf. Sie schmeißen ihre Gitarren ins Publikum. Sie brüllen unartikuliert in vollge-schleimte Mikrophone. Sie versagen beim Onanieren und fres­sen wütend und sozialkritisch Marsriegel. Sie nehmen sogar De­mokassetten auf! Sie leiden Mangel und Not. Das Objekt ihres Begehrs ist ein von ätzenden und stinkenden Dämpfen umkrei­ster Fettkern: Waltraut. Wer Waltraut hat, hat softige Schmuse­songs, dezente Jazzharmonien und liebliche Verse.

Plötzlich taumelte Knödel durch die Tür, verhedderte sich im Kabelwust, stolperte, klatschte auf den Boden und kotzte ei­ne illustrierte Käseplatte auf Waltrauts Füße. Computer stieß mit einer Frikadelle nach, und ich improvisierte im öligen Sing­sang des stefanösen Remmlers: »Bist du wieder mal krank, Wech­sel einfach den Trank.« Waltraut gluckste, schnappte krokodilsmäulig nach Beute, die Schweißdämme brachen, Gestank und Modder fegten über uns hinweg, und besinnungslos vor Geil­heit warf sie sich auf den wehrlosen Knödel und vergewaltigte ihn, dadada.

So verlaufen unsere Übungsabende nicht immer, aber auch nicht anders. Zum Schluß hatten wir die zwei Kisten Bier ge­leert, und später in der Kneipe reimten wir noch einen Antirasereitext, mit dem wir den Wettbewerb praktisch in der Tasche hatten:

Rauf und runter,
rauf und runter,
rauf und runter,
rauf und runter.

»Scheiße«, lallte Computer, »das nächste Mal sperren wir Waltraut aus.« Draußen röhrte der Gti von Schweinehoden auf, es wurde Zeit für die Heimfahrt.

Die folgende Woche kam mir unangemessen lang vor, bis sich herausstellte, daß ich einen Übungstermin vergessen hatte und die Woche in Wirklichkeit zwei Wochen waren. Was zur Folge hatte, daß die Jungs den Text der Texte erfanden:

»Es ist hart, allein
beschränkt zu sein.«

Ich war geplättet. Erstens, weil der Text von Grönemeyer sein mußte, und zweitens, weil es den Text zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geben konnte. Doch dann behauptete ein dunstver­hangener Fleischkoloß mit Schürze, diese Zeile hätte Stefan Remmler schon in der Wiege gesungen, und zwar dreistimmig. Mir wurde heiß. Ich hatte meine Gitarre vergessen, aber das schien niemanden zu stören. Computer lag eingequetscht zwi­schen den Schenkeln der rhythmisch wabbernden Fettmetasta­sen und röchelte. Vom Ridebecken troff eine klebrige Flüssig­keit, und in der Baßdrum schnarchte Knödel. Und dann dieser Kerl mit dem Stativbein! Ihn hatte ich schon mal gesehen. »Mich leimst du nicht!«, schrie ich mit überschlagender Stimme, sprang auf ihn zu und stach meine gesammelten Finger in jene Gegend seines Körpers, wo normale Leute ein Gesicht davontragen. Da war nichts. Kein Gesicht. Kein Gesicht? Halt mal, genau: Kein Gesicht- Eselsbrücke. »Du heißt Eselsbrücke, du Stativ, du ent­artetes!« Jetzt hatte ich ihn, der gehörte gar nicht zu »Butter­milch«, und überhaupt, es wurde Zeit, daß wir mal Musik mach­ten. »Musik?«, fragte Ricky der Hans, »bist du übergeschnappt? Wozu gibt es denn Studiomusiker? Wir legen einen saftigen Text vor das hohe Gericht, und dann pflastern wir mit den dreitau­send Eiern Preisgeld die Biertresen zu.«

»Aber mit Karton und zugenäht«, blökte es aus der Baß­drum. Gertrud, nee Wilfried - Edeltraut? - jedenfalls dieser Fleischdampfer mit Wirsingkohl gurgelte ein finales Ichliebdich und sackte in den Kabelsalat. »Genau«, semmelte Computer in das gleiche Kerbholz, »und zwar durch und durch redundant.« War ich hier der einzige mit Abitur? »Aus der Sicht einer Be­troffenen«, meckerte Eselsbrücke, »das macht schweren Ein­druck auf die Jugend.«

»Das ist es!«, rief Computer feudal, »aus der Sicht einer Jung­frau, die geschändet um einen Laternenpfahl gewickelt ist.« Knödel kroch aus der Baßdrum: »Geschändet, vollbreit und in klagender Frageform.« Der Strudel der Begeisterung schwoll zu einem mächtigen Wellenkamm, der auch mich in seinen Bann­strahl schleuderte. Hier formierte sich eine wasserdichte Rock­band ohne Wenn und Pardon, ein Mythos wie damals das Hazy-Osterwald-Sextett; oder Fred Bertelmann, der singende Vaga­bund; Geschwister Scholl; Robert Lembke & Rateteam; Die Wüste lebt und und und ... »Schreib's auf die Tapete!«, schrie ich Computer an, »den Titel hab ich schon: >Warum nun warum?<«

Knödel fiel mir um den Hals und weinte. Zu früh: Unser ekstatisches Kickeln und Scharbunzeln hatte Waltraut geweckt, ein gefährliches Dadada grollte aus ihrer Vulva, gleich würde sie Se­krete absondern, die mächtigen Schenkel spreizen, mit den ton­nenschweren Brüsten um sich schlagen und ihre gischtenden Schamlippen wulstig über uns breiten, da streckte Eselsbrücke die Krake mit einem wüsten Hieb zu Boden, schleppte sie auf den Hof und warf sie zwischen die Mülltonnen: »Die brauchen wir nicht mehr.« Himmlisch! Wir würden unsere 200-Watt-Marshall-Türme bis zum Stehkragen aufreißen, würden ehrliche Texte in vollgeschleimte Mikrophone brüllen, unsere Gitarren ins Publikum schmeißen und sogar Demokassetten aufnehmen. Trunken vor Glück schmierten wir Zeile um Zeile des Sieger­songs auf die Tapete:

Warum nur, warum?
Nein, das mag ich nicht, du stinkst,
lieber fahr ich mit dem Klaus,
der ist schon alt und Haare kraus
und grau,
nicht blau,

mit dem will ich nach Hause bimmeln
in der Straßenbahn nachts um halb vier,
der bringt mich sicher vor die Tür
und macht mir ein Töchterlein brav,

nicht wie der du,
der du der bist,
der ratzevoll am stinken ist,
und rasen tut über die nächtlichen Alleen,

wo die Bullen mit Radar
dich lauern auf und kassieren deinen Gti,
du Vieh
(drei nackte Backgroundsängerinnen:
»du Vieh, du Vieh, du Vieh!«)

du, der du schnell im Grabe bist,
statt ich,
die ich mit Klaus
und grau und Haare kraus,

derweil, das mag ich eher nicht,
ein Töchterlein
will haben kein,
drum fahr ich lieber stinkericht,

nicht an den Baum,
nicht an den Zaun,
stattdess' mit guter Laun',
heho, hehoheh (alle: »heho, hehoheh!«).

Hingerissen schütteten wir uns den Rest der zwei Bierkisten in den Schlund und rasten dann unverzüglich in unsere Stamm­kneipe, um den Beginn einer steilen Karriere zu begießen. Ricky Hodenbraten vernegerte im Gti, kein Tequila blieb trocken, und Waltraut versperrte noch in der gleichen Nacht den Übungskeller, tapezierte ihn neu und suchte sich eine andere Band. Tja, so klein hatten wir auch mal angefangen.

Nie wieder Tequila

Drei Tage später gab es unsere Band nicht mehr. Ricky Schweinebrei war aus seinem Delirium nicht mehr aufgewacht und in die psychiatrische Abteilung eines Krankenhauses über­stellt worden. Der Ort seines Aufenthaltes wurde uns verheim­licht. Knödel saß in Santa Fu ein und wartete auf seinen Prozeß: Eine Polizeistreife hatte ihn dabei gestört, wie er ein Mädchen um einen Laternenpfahl wickeln wollte. Angeblich hatte er sie vorher vergewaltigt, was bei seinem amtlich ermittelten Blutal­koholgehalt von 4,6 Prozent reichlich unglaubwürdig war. Bei Ohnegesicht setzte eine galoppierende Metamorphose ein, die sich lange vorher angekündigt hatte: Nach seinem Gesicht ent­schwanden auch die anderen Körperteile und verwandelten sich in ein Nichts im Nirgendwo. Trotz seiner ganzheitlichen Ent­leibung oder Entwesung schickte er mir später ab und an noch Postkarten, auf denen nichts geschrieben stand; kein Gruß, kein Fingerabdruck, kein Garnichts. Noch weniger hörte ich von Computer, nachdem er in der Nacht unseres glorreichen Tri­umphes und Finalbesäufnisses den Gti von Hans entwendet und ihn zu Schrott gefahren hatte, auf dem Wege zur Herbertstraße. Er soll die heruntergekommenste Puffmeile im Revier noch zu Fuß erreicht und durchquert haben, blutend und eine Pulle Te­quila am Hals. Seitdem keine Nachricht mehr von ihm. Ist wohl ausgewandert oder hat sich tot gesoffen.

Ich selbst bekam erst in der folgenden Woche wieder ein Bein aus dem Bett. Fiel sofort auf die Nase, weil der Boden von der Siebentagekotze so glitschig war wie Waltrauts Genitalien nach dem Abhören eines Remmlerrefrains. Es gelang mir, ein Stück verschimmeltes Brot weich zu kauen und hinunterzuwürgen. Im Kleiderschrank fand ich eine alte Nescafedose ohne Deckel, dafür aber mit dem Rest einer versteinerten rostfarbe­nen Substanz. Mit meinem Brotmesser schlug ich einen Brocken heraus. Da ich keine Kaffeekanne mehr besaß, steckte ich den Tauchsieder ins Waschbecken und warf das koffeinhaltige Ge­stein hinterdrein. Es dümpelte trübe auf dem Wasser. Bevor es den Entschluß faßte, sich in der Flüssigkeit aufzulösen - und diesen Entschluß hatte es weit ins dritte Jahrtausend termi­niert —, lief das Waschbecken trocken: Der Stopfen schloß nicht richtig ab.

Ich habe den Klumpen roh gefressen. Dann ab nach Blankenese zum Konservatorium. Die Sekretärin eröffnete mir, daß seit vier Wochen Semesterferien seien und ich die Zwischen­prüfungen in Kontrapunkt, Formenlehre und Musikgeschichte verpaßt hätte. Ich dankte ihr höflich für die detailreiche Aus­kunft. Man darf sich in solchen Situationen keine Blöße geben.

Wieder zu Hause in meiner Studentenbude habe ich geheult. Nie wieder Tequila! So konnte es nicht weitergehen. Hier in Hamburg gab es keine Zukunft für mich, es gab überhaupt kei­ne Zukunft mehr. In der Szene würde mich keiner mehr haben wollen, einen versoffenen Gitarristen ohne Kaffeekanne, Kohle und Verstärker. Den Verstärker hatte ich nämlich schon Wochen vorher heimlich verpfändet. Was heißt heimlich: Bei »Butter­milch« oder »Muttermilch« oder wie die Band hieß fiel das so­wieso nicht auf, weil eh keine Musik gemacht wurde. Wovon ich die Monatsmiete bezahlen sollte, war mir ebenso unklar wie das zweite Gesetz der Entropie, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Ich mußte einen Schlußstrich ziehen, sonst war ich ver­loren. Wenn es mich bis dahin überhaupt noch geben würde. Selbst dieser letzte Gedanke war mir unklar wie das zweite Ge­setz der Entropie. Wenn ich damals das zweite Gesetz der En­tropie gekannt hätte, wäre alles einfacher gewesen. Welcher Strolch hatte dieses Gesetz eigentlich erlassen?

Wohl an die drei Tage - es können auch Wochen gewesen sein - verbrachte ich hungernd und mit hohem Stöhnaufwand im Bett. Unterbrochen wurden die Exkursionen quer durch das Jammertal meines Selbstmitleides nur durch Raubzüge ins Aldiland. Bocholter Bier, Eierravioli, Bocholter Bier - die Ravioli mit dem Tauchsieder auf magenschonende Temperatur gebracht. Schließlich ging auch bei Aldi nichts mehr. Ich mußte weg. Ich mußte nach Hause. Klar Schiff machen, mein Leben ändern, einen Beruf ergreifen, heiraten, Sozialbeiträge und Steu­ern zahlen, in einen Sportverein eintreten, politische Ämter übernehmen, eine eigene Armbanduhr besitzen, abends mit Freunden Fonduepartys feiern, den Nachbarn beim Tapezieren helfen, kunstsinnig über Theateraufführungen reden, gegen Asylmißbrauch schimpfen und für die Chancengleichheit der Frauen eintreten - alles das.

Die Visionen erhitzten mich, und mein Heimweh wuchs. Zu Hause: Das war die Kleinstadt Varel an der Nordsee, das war meine Freundin, das waren meine alten Kumpel, die noch nicht durch großstädtische Versuchungen verdorben waren, das war der Urschlamm für ein zufriedenes und erfülltes Leben, das war die heile Welt schlechthin.

Und so holte ich die brüchigen Segel ein, die mir eine Kar­riere als Rockgitarrist vorgegaukelt hatten, und verabschiedete mich aus Hamburg. Keine Träne. Ein barmherziger Freund in Oldenburg besorgte mir einen Job als Gitarrenlehrer an der Ju­gendmusikschule. Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich ein Monatsgehalt verplanen. Das machte mich übermütig. Mit meiner Freundin zahlte ich ein verrottetes Häuschen auf dem Lande nahe Varel an. An die Folgekosten dachten wir nicht, dafür an ein Haustier. Ein Hund mußte her, fürs Aufpassen und für gemütvolle Abende vor dem Kamin - in der Linken das Whiskyglas, in der Rechten eine Eßkastanie, in der Mitte der zu­sammengerollte Köter, die treuen Augen auf Herrchen gerich­tet, immer bereit, ihn zu verteidigen oder einen lässig hinge­worfenen Happen aufzuschnappen. Im Tierheim drehten sie uns einen ziemlich durchgeknallten Mischling an, der zwar seinen Schwanz nicht ordentlich gerade halten konnte, zum Ausgleich aber schon bei der ersten Fahrt die Sicherheitsgurte des Wagens durchbiß und die Polsterung zerfetzte. Genauso hatte ich es mir vorgestellt! Jetzt hatte ich etwas Lustiges zu erzählen.

Wir heirateten.

Wir hatten ein gutes Auskommen. Wir sagten uns nette Dinge.

Die Jahre verflossen, und wir ließen es geschehen.

Ich schrieb sogar Gedichte. Sie wurden von den Verlagen ab­gelehnt.

Ich schrieb Kurzgeschichten. Sie wurden von den Verlagen abgelehnt.

Nach dieser erfolgreichen Phase der Rekonvaleszenz konnte ich daran denken, wieder in eine Band einzusteigen. Mit der größten Vorsicht und nach langem Abwägen fand ich ein paar Musiker, die sich für bürgerliche Outlaws hielten, weil sie intel­lektuellen Jazzrock praktizierten. War mir nur recht. Die Gemütlichkeit meines Daseins ließ sich nun nicht mehr toppen. Nebenher schrieb ich für eine kleine Zeitung liebevolle Ge­schichten über die Lokalpolitik und über meinen Hund. Leider unterlagen meine Leser dem Irrtum, die mit humorigen Bon­mots gewürzten Artikelchen seien Satire pur, seien giftspritzen­de Attacken gegen die ­Platzhirsche im Stadtrat. Deshalb ver­trauten sie mir alle möglichen Skandale und Schiebereien aus dem politischen Morast unserer Kleinstadt an, obwohl ich da­von gar nichts wissen wollte. »Schreib doch mal über die Unre­gelmäßigkeiten bei der Bebauung am Theilenweg«, flüsterten sie mir zum Beispiel zu und reichten mir Unterlagen, die tatsäch­lich bewiesen, daß die Fraktionsfürsten gekungelt und gemau­schelt hatten. Ich ließ mich leider oft überreden. In der Folge wurden die Geschichten nun wirklich zunehmend bissiger.

Das gefiel mir eher nicht. Mein bürgerliches Leben lief Ge­fahr, Risse zu bekommen. Sicher, es juckte mich ordentlich, das groteske Affentheater einer provinziellen Politik in Form einer Reportage oder eines Tatsachenberichtes offenzulegen. Dann aber müßte ich wahrheitsgemäß die Erbärmlichkeit und die kri­minellen Winkelzüge der Politiker mit belegten Details auf­zeichnen, ein Vorhaben, das selbst die wüstesten Vermutungen der Bürger über ihre Volksvertreter übertreffen würde. Es war mir klar, daß der Leser mir das ebensowenig abnehmen würde wie die Behauptung, mein Hund könne sprechen.

Ich beschloß, einen Roman zu schreiben.

Das schaurige Ratshauszimmer

Ein Roman

ERSTER ANLAUF

Im Norden Deutschlands, im friesischen Matschland, findet der Reisende eine kleine Stadt, die ihn vorne mit ei­nem 45 Meter hohen Wasserturm begrüßt und hinten an der Hafenschleuse wieder ausspuckt, sofern er gewillt ist, den Seeweg nach Wilhelmshaven zu nehmen. Die Stadt heißt Varel. Varel mit V, so, wie man es ausspricht. Auswärtige, Zu­wanderer oder der gemeine Tourist sagen: »Warell«. Woher sie das Wort haben, weiß niemand, und es ist auch sinnlos, ihnen beizubringen, daß das V ein F ist und kein W. Wenn die leicht verwirrten Besucher ins Rathaus eilen, um das rich­tige V zu lernen, gibt der Pförtner ihnen die Auskunft, daß sie sich das Lernvermögen aus ihrem Gehirnkästlein kratzen sollen. Er würde die paar Krümel dem Stadtdirektor weiter­leiten - versprochen ist versprochen -, und der würde sie dann gewissenhaft in kleinen Schachteln verwahren und wie eine Glucke bewachen. Jedenfalls habe er gehört, daß so was schon vorgekommen sei. Schaden könne es nicht, denn die richtige Aussprache des V von Varel würden sie ja ohnehin nie lernen.

Natürlich halten die Touristen den Pförtner für verrückt. Sie wissen ja auch nichts von den Gerüchten in der Stadt. Und so kratzen sie sich verlegen am Kopf, rufen »Moin, Moin« und eilen mit einem blöden Grinsen hinfort. Seitdem verwechseln sie auch noch das G mit dem K und schreiben nach Hause: »Bin glücklich in Farel ankegommen, aber die Leute hier gönnen ihren eikenen Stadtnamen nicht richtik schreiben.« Außerdem fühlen sie sich verpflichtet, einen ek­ligen gelben Plastikumhang zu kaufen (made in Taiwan), von dem sie glauben, es sei ein »Friesennerz« und somit die Nationaltracht der Fareler, obwohl niemand von den Einhei­mischen so ein Scheißding besitzt.

»Deine Phantasie geht wieder mal mit dir durch«, stört mich mein Weib.

»Mach dich da weg«, gebe ich zurück, »dies ist ein Roman, darin hast du nichts zu suchen.«

Jetzt bin ich natürlich raus. Habe den Faden verloren. »Wel­chen Faden«, mäkelt Vatter Bols, mein Hund, »hatte ja über­haupt keine Handlung, es kommt noch nicht einmal ein Kno­chen vor.«

Es schellt an der Tür, Erbtante Olga tritt herein, sieht mich und fällt in ein Gelächter biblischen Ausmaßes.

»Er schreibt einen Roman«, plaudert Vatter Bols aus dem Nähkästlein und knackt einen Floh.

»Er spinnt wieder mal!«, kreischt mein Weib.

Vatter Bols schleckt sich das Maul: »Wo normale Menschen Flöhe im Schwanz haben, hat er sie im Kopf.«

»Selig sind die Bekloppten«, zitiert Tante Olga und kockelt mit dem Zeigefinger an ihre Stirn.

ZWEITER ANLAUF

Rudolf »Rudi« Röker, Vollblutpolitiker, Mensch, Bür­germeister der Kleinstadt Varel, einem verschnarchten Ort zwischen Jadebusen und Wald, hatte noch nie irgendwelche Gedanken über die Triebfeder seines Handelns verschwen­det; ein Handeln, das nur ein Ziel kannte: die Herrschaft über seine Mitmenschen. Und Zweifel über die Methoden, die er dabei anwandte, hatten ihn ebensowenig gezwackt. Schon in einem Lebensalter, wo eigentlich Rockkonzerte, Kiff und klammes Verlangen zum täglichen Brot gehörten, wo Gedichte geschrieben, zerknüllt oder beweint wurden, wo die aufgeschwollenen Visagen von Parteibonzen in das Zentrum der häuslichen Dartsscheibe gehängt wurden oder aufs Klo als Brechvorlage, schon in diesem Lebensalter war Röker in die Jugendorganisation der SPD eingetreten, um sich einzubringen, um soziale Mißstände zu beheben, kurz­um: der Macht wegen. Bei der Gelegenheit hatte er schon mal die Hälfte seiner Lernbereitschaft abgelegt und sie zwi­schen die Seiten des Parteibuches geklemmt, wie einst in der Biedermeierzeit, als schmachtende Jungfrauen mit bluten­den Herzen Rosenblüten in ihr Poesiealbum klebten.

Nach 25jähriger Parteizugehörigkeit wird unser Held öffentlich gepriesen und mit einer Ehrennadel verunstaltet. Er aber schlägt in weher Erinnerung sein altes Parteibuch auf. Ein brüchiger Glockenton klingt ihm entgegen, ein fah­ler Schatten flattert aus dem morschen Pergament, aber zwi­schen den Runen schimmert, brezelt und erblüht auch ein Hauch von lieblicher Süße: Es ist der Duft von Freiheit, Ju­gend und Kraft, es ist die Erinnerung an verdorrte Tugen­den, als da sind Redlichkeit und Courage, die durch die Ke­menate zieht. Doch weh ihm, verloren sind die Träume, husch, husch. 25 Jahre Kerkerhaft im Verlies der Parteipara­graphen, in der muffelnden Fraktionszwangsjacke mit der Würze ...

Doch zurück zur Jugend- und damit zur Jusozeit unse­res Protagonisten: Zähes Schleimen und Treten um die Macht hebeln Rudi alsbald ins Rathaus an der Windallee in Varel und dort auf den Stuhl des Bürgermeisters. Von nun an muß er regieren, kungeln und taktieren, muß mit popu­listischer Phrasendrescherei seine Macht ausbauen und mit Diffamierungen seine Gegner klein halten. Noch vorhande­ne Denk- und Lernfähigkeiten sind dabei nur hinderlich, bewirken diese doch stets eine kritische Neuorientierung, ja sogar Selbstzweifel - und das ist Gift für die Karriere. So er­gibt es sich, wir schreiben den Anfang des Jahres 1988, daß Rudi Röker unter geheimnisvollen Begleitumständen sein restliches Lernvermögen beim Stadtdirektor hinterlegt. Strengste Vertraulichkeit wird vereinbart. Ewald Stavemann, der Stadtdirektor, steckt das ihm anvertraute Gut in eine Streichholzschachtel und diese in den Tresor seines Dienst­zimmers. Bald kursieren Gerüchte in der Kleinstadt, daß die Ratsmitglieder allesamt ihr Denkvermögen verloren hätten. Absonderliche Ratsbeschlüsse scheinen dies zu bestätigen. Was die Leute nicht wissen: Das Denkvermögen aller Abge­ordneten liegt in Form von »Denksubstraten« beim Stadt­direktor unter Verschluß. Da liegen sie nun eingepfercht und summen vor sich hin.

»Mein kleiner Flohzirkus«, dröhnt Ewald Stavemann mitunter in guter Laune und deutet auf die vielen Streich­holzschachteln.

Es ist an ihm, zu lernen und zu belehren. Und so belehrt er die Vareler Ratsherren, was zu tun sei. Diese nehmen die Belehrung blasiert zur Kenntnis, entscheiden erst mal nichts und verweisen die Vorlage zurück an die Fraktionen, zwecks weiterer Beratung. So schnell schießen die Preußen nicht. Ein paar Wochen später entscheiden sie nach Gutdünken, in jedem Fall aber abweichend vom Vorschlag und belehren ihrerseits den Stadtdirektor mit den Worten: »Wir lassen uns unsere Entscheidung nicht vorschreiben, mein Herr, Sie scheinen hier Roß und Reiter zu verwechseln!«

Befriedigt nimmt der oberste Verwaltungsbeamte das Lob entgegen, denn sein Vorschlag diente nur als Test. »Im­mer noch keine Abweichler«, denkt Stavemann, und jetzt kommt er groß in Fahrt. Mit blumigen Redewendungen drückt er sein Erstaunen über die Weitsicht des Rats aus. Wie nur konnte er selbst einen solch abwegigen Vorschlag unterbreiten? Nein, die Richtigkeit des Beschlusses ist nicht zu bezweifeln!

Daraufhin verwirft der Rat seinen eigenen Beschluß und votiert für das Gegenteil. Stavemann aber hat sich wieder einmal durchgesetzt.

Wie läßt sich das Verhalten der Abgeordneten erklären? Profilneurose? Verfolgungswahn? Ein degoutanter, ein Va­reler Charakterverfall?

»Trotzköpfe«, würden Eltern sagen, »typischesTrotzalter, das gibt sich wieder.« Ja, bei Kindern ...

Im Idealfall aber vermeidet der Stadtdirektor jedwede Art des Belehrens. Dann sind Verwaltung und Stadtrat einer Meinung, nämlich keiner Meinung, und sie treffen Ent­scheidungen, aus denen wir Bürger lernen, daß ...

Ein dringliches Schellen an der Tür kündigt Ungemach an, und der scharfsinnige Leser, schon mächtig mißtrauisch gewor­den, vermutet, daß das Türschellen nicht zum Roman gehört. Damit liegt er richtig. Wie zur Bestätigung seiner kritischen In­telligenz nimmt er wahr, wie sich die Tür meines Hauses öffnet. Rüdiger, der Altschlaffie, kommt hereingewatschelt. Rüdiger ist der Liebling von Tante Olga, und ich argwöhne, daß er mich um mein Erbteil bringen will, der Gauner. »Schalom«, heuchelt er, »Friede sei mit euch.«

Vatter Bols furzt beeindruckt, das ist das Gute an meinem Hund.

»Er kritzelt schon wieder!«, zetert mein Weib und zerrt den müden Wanderer ins Nähzimmer. Soll sie doch. Mit dem ist eh nichts los. Hauptsache, er läßt seine kompostbraunen Finger von Tante Olga.

»Ich geh Gassi gehen«, verkündet diese sibyllinisch. Sie geht und vergißt den Hund, den faulen, der sich - das Unheil ah­nend - unter die Wendeltreppe vermufft hat.

Es hat keinen Zweck. Selbst der gewiefteste Autor bringt un­ter solchen Umständen keinen Bestseller zuwege. Nichts weni­ger hatte ich vor: den großen Erfolg nach all den Absagen der Verlage; den Durchbruch im Literarischen. Ich wollte ein mit­reißendes Sittenbild entfesseln, das in kühnen Strichen und prallen Bildern paradigmatisch die Zusammenhänge der Vareler Politik erhellen sollte. Statt dessen kleinkariertes Familienleben mit nichtsnutzigem Gewusel und einem durchgeknallten Hund. Mir reicht es. Ich geh jetzt ein Bier trinken.

 

Das Schwitzen der Hunde und andere Verlautbarungen

Den sprechenden Hund kauft mir natürlich keiner ab, aber es ist so, und die Beweise seines erstaunlichen Vermögens liegen auf der Hand oder, besser, auf der Zunge.

Wenn so ein Köter sich und seine schlapp herausgehängte Zunge dem Speicheltrief überläßt, willenlos wie es scheint, sagt der Volksmund: »Er schwitzt.« Und die Zunft der Veterinäre hält auch keine bessere Lösung bereit. Das Schwitzen der Hunde via Zunge gekoppelt mit einer hohen Hechelfrequenz rührt uns Menschen. Wir streicheln das Tier, kraulen es hinter den Oh­ren. In gleicher Weise wird auch Vatter Bols mit menschlicher Anteilnahme traktiert, nachdem ich ihn gegen seinen erklärten Willen über die Landwege gezerrt habe. Dann trieft er aus der Zunge und hechelt, ganz normal.

Meinen Mitmenschen dauert das Viech, und sie kraulen sein struppiges Fell, geben ihrem Mitleid tönenden Ausdruck, z. B. »Wo isser denn?« oder »Hunde schwitzen über

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Hans Joachim Teschner
Tag der Veröffentlichung: 12.10.2013
ISBN: 978-3-7309-5503-1

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