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SCHMAGETTE & RAMMELZOTTI

 

Schmagette Hasenfuß wachte mit dröhnend pochendem Schädel auf. Hielt sich zuerst mit beiden Händen am Bettrand fest, die Füße auf dem flauschigen Teppich und blickte das gewebte bunte Werk á la 1001 Nacht unter sich an. „Was habe ich gemacht", fragte sie sich und konnte die aufkommenden Bilder nicht so recht zuordnen. Waren es Puzzleteile aus ihrem Traum, oder hatte sie sich wirklich in der gestrigen Nacht von ihrem Nachbarn Schwabbelbeck durchrammeln lassen? „Himmel, lass mich das alles nur geträumt haben. Und das alleine ist schon schlimm genug", flüsterte sie vor sich hin, stieß sich dann von der Kante ihres Bettes ab und schlürfte in Richtung Küche, um sich einen kräftigen Kaffee zu kochen. Erstmal richtig munter werden und dann würde sich alles schon auflösen lassen. Nie wieder Alkohol, das hatte sie sich schon viel zu oft gesagt und sich dann bei der nächsten Gelegenheit doch nicht daran gehalten. Schwach war sie, willensschwach. So hatte es auch ihre Mutter immer wieder zu ihr gesagt, also musste daran ja etwas Wahres dran sein. Mit wirren Worten im Kopf und Bildern vor Augen schlürfte sie die Tasse Kaffee in der linken Hand, in ihr blinkendes Glitzerbad. Sie hatte sich dazu entschlossen, die Wände mit Silberfarbe von SCHÖNER WOHNEN streichen zu lassen. Diese hatte winzig kleine Glitzerpartikel und sobald Licht darauf schien, funkelte es ihr entgegen und sogleich war aus ihr, einem Morgenmuffel-Kater, ein freudig strahlendes Kätzchen. Nur heute nicht, heute versagte die Glitzer-Laune-Farbe ihr die Dienste. Es ist sowas von beschissen, wenn Du nicht weißt, ob das, was Du vor Deinem geistigen Auge siehst, die Wahrheit oder Fantasie ist. Filmriss. Ein beschissener Filmriss. Ihr fehlten einfach zu viele Einzelheiten. Sie wusste nur, dass sie sich schon manches Mal in der Nacht irgendwelchen Quatsch zusammengesponnen hatte, wenn sie sich alleine fühlte. Und alleine war sie schon viel zu lang. Also, so ganz ohne Mann. Und da kam es halt öfter vor, dass sie ihrem Kissen einen Namen gab und sich mit geschlossenen Augen vorstellte, wie sie von ihrem Traummann, einem Kissen, liebkost und sonst was wurde. Reine Fantasie, die natürlich wie alle erzeugten Bilder sehr intensiv war, dank der Vorstellungskraft unserer menschlichen Zirbeldrüse. Aber danach wusste sie immer, dass sie sich das nur ausgedacht hatte. Jetzt aber schaute sie ihr Spiegelbild fragend an, konnte nur mit den Achseln zucken und sich nur schemenhaft daran erinnern, dass sie Schwabbelbeck beim Italiener getroffen hatte. Da war sie, um ihre bestellte Pizza abzuholen und da war er, ihr Nachbar Schwabbelbeck, und trank am Tresen ein Glas Rotwein. Sie grüßten sich freundlich und da es dieses Mal mit der Bestellung länger dauerte als sonst, spendierte ihr Kellner Vincenco ebenfalls ein Glas Rotwein und fragte sie und Schwabbelbeck in überschwänglich, charmanter Manier: Ob sie sich nicht beide an den Tisch setzen und gleich hier gemeinsam essen würden? Schwabbelbeck brummte: „Ja, meinetwegen." Und da von ihr kein Widerwort kam, wurden sie platziert. Aus einem BAROLO wurden dann zwei, drei, vier. Später verließen sie zusammen, eingehakt, das Lokal mit dem bedeutungsschwangeren Namen GINO’S 2.3, da man unter 2,3 Promille dort nie herauskam. Es sei denn, man hatte Glück und es waren keine Gäste da und auf die Pizza zum Mitnehmen musste man nur 10 Minuten warten. Gut, in diesem Fall war das Lokal – wie fast immer – randvoll, ein Grund, warum sie auch nur sehr selten dahinging, und sie war es auch, randvoll. Zusammen torkelte man einfacher, die Stufen erklomm man unter lautem Gekicher, an seiner Wohnungstür angekommen, fragte er sie noch, ob sie ein Abschlussbierchen mit ihm trinken würde, oder, um beim italienischen Ess-Trink-Fluss zu bleiben, einen RAMAZOTTI. Sie sagte ja und dann PÄMM, rabenschwarze Dunkelheit. Bildfragmente tauchten in ihrem Kopf auf, Schwabbelbeck vor ihr, sie die Beine in die Höh‘ und er …
Ihr wurde schlecht, spei übel und sie rannte mit der Hand vorm Mund zum Klo und übergab sich.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: GAB, Romy van Mader
Bildmaterialien: GAB, Romy van Mader, Creative Commons
Cover: Covergestaltung: Romy van Mader
Lektorat: K. Armenti
Tag der Veröffentlichung: 02.03.2020
ISBN: 978-3-7487-3081-1

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