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Meine kleine Gute Nacht Geschichte (Für Erwachsene): 2

 

Sturmfreier Sonntag. Die lieben Kinder sind bei Omi, der geliebte Ehemann turnt in Sachen Außendient herum. Was bleibt einem als Frau an so einem Tag anderes übrig als selber Hand anzulegen?! Erst an der Champagnerflasche, dann an der Fernbedienung und dann ...

Hach, was war das wieder für ein anstrengender Tag. Vollkommen erschöpft halte ich mich an der großen, silbernen Kühlschranktür fest und lucke hinein, malschauen wonach mir der Sinn steht. Wein oder doch lieber Sekt? Mein Mann Konrad ist immer noch auf Außenmontage und weiß Gott wo und mit wem unterwegs und an mir bleiben dann immer – oh Freude - Haushalt und Kinder hängen. Aber nicht heute, denn heute ist Samstag! Heute ist mein Tag!! Meine geliebten Kinder sind bei ihrer Lieblingsomi, Konrads Mutter Gertrude, und ich mache es mir auf der Couch bequem, oder doch lieber gleich im Bett? Ich schnappe mir den exquisiten Champagner rosé, jenen welcher mein Göttergatte für besondere Dienste, von seinem Chef geschenkt bekommen hatte. Den trinkt er sowieso nicht “Weibergesöff“.  Ich löse die Geschenkschleife und lasse den Korken an die frisch gemalerte, weiße Decke knallen. Ups! Keine so gute Idee. Na, ich werde mich gleich morgen auf die Malerleiter stellen und mit etwas Spachtelmasse das witze-kleine Loch verputzen. Selbst ist die Frau. Ich schnappe mir ein Sektkelch der Firma RITZENHOFF, die Dinger hatte ich früher mal wie blöde gesammelt, das letzte, was von meiner Leidenschaft übriggeblieben ist. Dann tänzel ich geradeaus, die vier Holzstufen hinauf zur geräumigen Wohnlounge, schwenke nach rechts, erklimme leichten Schrittes die gläserne Wendeltreppe, laufe am im Chrom nur so funkelnden Badezimmer vorbei und im frisch getünchten sandfarbenen Schlafzimmer, stelle ich den Schampus nebst Kelch auf meiner Seite des Bettes ab, schmeiße alle Klamotten nebst Unterwäsche in den Kleiderschrank (räume ich morgen auf) und lasse mich dann schwungvoll rücklings auf unser neues Boxspringbett in die pastellgeblümte Bettäsche fallen. Ja haaaa!  Wumms.  Kaum gelandet, gebe ich den Außenjalousien mittels Fernbedienung das Signal „runterzufahren“. Knipse unseren neuen Flachbildschirm an (bei uns ist so ziemlich alles neu, wir wohnen erst seit drei Wochen in unserem Fertigbaustein-Eigenheim, in dieser noch etwas zugegebenermaßen kargen Wohnsiedlung) und drücke auf Programm 397 „Beate Uhse TV“. Eigentlich hatte ich mich ja gegen diesen SKY-Vertrag gewährt, mein Mann Konrad, ein großer FC Bayern München Fan, bestand aber darauf, was sich vielleicht nun als doch ganz gute Entscheidung entpuppen könnte. Auch sexuell heißt es heute und hier: Selbst ist die Frau. Der Film „Nackte Kerle schießen scharf“ macht mich jetzt nicht so an und so zappe ich mich durch die Programme und nippe dabei genüsslich am Champagner. Auf dem „Zweiten sieht man besser“. Well, ich glaube heute ist mir doch eher nach etwas kitschiger Romantik. Es läuft eine Doppelfolge von meiner Lieblingsautorin Rosamunde Pilcher. Gerade im Bild zu sehen ein stattliches Abbild eines kernigen Mannes. Groß gewachsen, muskulös, samtig braune Augen, kräftig gelocktes Haar und sinnliche Kusslippen. Yummie. Ich nehme einen kräftigen Schluck. Genau mein Beuteschema. Die rothaarige Schmalbrust-Schachtel neben ihm – wie heißt die doch gleich? - passt ja mal gar nicht. Totale Fehlbesetzung!  Da würde ich ja 1000-mal besser mit meiner Kleindarstellererfahrung (Hey, ich habe echtes Talent und das Aussehen allemal!) abschneiden. Ich stelle mir jetzt Kraft meiner Gedanken einfach vor – Prösterchen – ich bin die Dame seines Herzens. Ja, zieh mich an Dich und küss mich endlich. Mein Held! Mein Schöner. Mein Geliebter. Mit jedem weiteren Champagnerschluck wird diese Liebesschnulze zu meiner Lieblingsschnulze. Wie heißt gleich noch dieser super tolle Schauspieler, dieser prächtige Abguss eines fleischgewordenen Frauentraums? Mir liegt der Name auf der Zunge. Sein Nachname klingt so ähnlich wie der Name unserer Autowerkstatt „Zuca“. (Das hatte ich mir noch als Eselsbrücke gebaut als ich ihn jüngst in einer Talkshow erspäht hatte.) Muca? Fuca? Kuca? Nee. Ach, ich komme jetzt nicht drauf. Ist auch scheiß egal. In dieser Schmonzette heißt er jedenfalls Dominik Miller.  So ein süßer Kerl. „Oh, Dominik, ich verzeihe Dir. Alles! Jetzt komm endlich, und lass Dich nicht so lange bitten.“ Vollkommen in meiner Rolle versunken, übernehme ich den Part der dämlichen Soap-Oper-Bitch (denn aus der Nachmittags-Seifen-Oper „Sturm & Liebe & Intrige“ daher kenne ich sie, dort gehört die Torte auch hin und nicht neben MEINEN Adonis). Ich bin die seine, mit meinen üppigen Kurven, sinnlich, willig und mit allen Wassern gewaschen. Ich schließe die Augen und freue mich auf einen feuchten Wachtraum.  Da klingelt es. Ding Dong. Ich ignoriere das. Ding Dong. Anfangs. Ding Dong. Es beziehungsweise jemand klingelt aber munter weiter und weiter.  Ding Dong. Ding Dong. Ding Dong. Mist! Ich werfe die Bettdecke von mir, stehe auf, nehme meinen schwarzen Morgenmantel vom Haken und laufe schnellen Schrittes und mit angesäuerter Miene die Stufen hinab. Wer auch immer das ist, sehr ungünstiger Zeitpunkt, seeeeehr ungünstiger Zeitpunkt!!! Meine Augen flammen dunkel auf. Ich öffne die Türe, da steht ER!  Er, der Traummann aus der oben flimmernden TV-Romantikschnulze, er steht ganz nah vor mir und lächelt

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: GAB, Romy van Mader
Bildmaterialien: Romy van Mader, Danke an Pexels & Pixabay
Cover: GAB, Covergestaltung: Romy van Mader
Lektorat: K. Armenti
Tag der Veröffentlichung: 16.01.2019
ISBN: 978-3-7438-9352-8

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