Cover

LOVE, SUGAR & BLOODY HEART

 

Es waren einmal zwei Freundinnen, die sich im zarten Teenageralter von neun Jahren mit blutigen Fingern ewige Blutsschwester-Treue schworen, doch irgendwann erinnerten sie sich nicht mehr an ihr Gelöbnis und sie kamen in einen Strudel voller Eifersucht und Missgunst, den keine von ihnen überleben sollte.

 

Shirley war schon als Kind von strahlender Schönheit beseelt. Mit ihrer blonden Lockenpracht, ihrem zarten Puppengesicht, den pudrigen rosafarbenen Wangen, der kleinen, kecken Stupsnase, den blauen Kulleraugen und dem süßen Schmollmund, lernte sie früh, die Menschen für sich und ihre Interessen zu gewinnen. Magdalena hingegen war von eher unscheinbarer Natur, schüchtern, jedoch deswegen nicht minder schöner. Dunkelbraune, leicht gewellte Haare umspielten ihren Alabasterteint und verliehen ihren sanftmütigen, braunen Rehaugen die besondere Tiefe.  Ihre etwas lange und leicht krumme Nase und ihre schmalen Lippen gaben ihr einen sehr besonderen Touch, bedingt durch ihr schüchternes Wesen verblasste sie allerdings neben, mit einem starken Willen und Selbstbewusstsein ausgestatteten, Shirley. Es konnte nur eine von ihnen die Sonne sein. Das war eine Art Naturgesetz. Und somit war die andere bestenfalls der Mond, der auf die Gnade der Sonne angewiesen war, ihn zu erhellen. Die Rollen waren von Kindesbeinen klar verteilt. Magdalena war das mit dem im Rampenlicht und den ganzen Sprüchen einerlei. Sie nahm diese nicht ernst, sie waren Kinder. Viel wichtiger war es, dass die zwei Freundinnen miteinander spielten und Freude hatten. Zu diesem Zeitpunkt war keinen der beiden klar, dass sich diese Konstellation auch im Erwachsenenalter nie und nimmer ändern durfte, würde es sonst ihr Leben zerstören. Shirley liebte es auf dem feudalen Anwesen ihrer Tante Prinzessin zu spielen und dankte ihren Eltern dafür, dass sie bei Tante Charlotte leben durfte. Shirleys Eltern, also ihre Mutter und ihr Stiefvater, waren überfordert. Beide arbeiteten schwer, hatten drei Kinder, das vierte war im Anmarsch und da Tante Charlotte weder Mann noch Kind hatte, dafür schwerreich war, war allen irgendwie geholfen. Insgeheim waren Shirleys Eltern auch froh, die verzogene, aufmüpfige Tochter los zu sein. Shirley wurde von ihrer geliebten Tante mit Liebe überhäuft. Die Wünsche ihrer Nichte waren ein Befehl und dies gab sie auch ihren Bediensteten unmissverständlich zu verstehen. In den Sommerferien durfte auch Shirleys enge und liebste Freundin Magdalena auf dem herrschaftlichen Landsitz, welcher umgeben von Weinstöcken, großen Rosenbüschen und alten Bäumen lag, ihre Ferien verbringen. Für die kleine Magda war das die schönste Zeit im Jahr, da ihre Familie – wie die von Shirley- in eher ärmlichen Verhältnissen wohnte. Umso mehr wusste sie all den Luxus und die damit verbundene Freiheit sehr zu schätzen. Sie genoss das opulente Essen, welches bereits am Morgen in edlen Porzellanschalen, Tassen, Tellerchen aus bekannter Königsmanufaktur – für jede Zeit des Tages gab es ein anderes Service-Dekor – aufgetafelt wurde. Ihr quollen jedes Mal die kleinen Äugelein über vor Staunen, als alle Lieblingsspeisen von Shirley, anfangen bei A wie Austern, über D wie Datteln, K wie Kaviar bis Z wie Zitroneneis auf die lange, weiß betuchte Tafel gestellt wurden. Bei so viel Üppigkeit, die natürlich so ein kleiner Kinderbauch gar nicht alles verdrücken konnte, kam sich Magda jedes Mal wie im Schlaraffenland vor. Zum Entzücken der Bediensteten blieben nach jeder Tagesmahlzeit Unmengen an Essen übrig. Nach jedem Mahl schlug man sich in der Gesindeküche dann die Bäuche voll beziehungsweise steckte man sich die Reste in die (eigens dafür mitgebrachten) Kühltaschen. Charlotte war eine überaus großzügige Dame und hatte nichts dagegen einzuwenden, schließlich hätte man es ja sonst wegwerfen müssen, was eine Sünde darstellte und somit hatten alle etwas davon und waren zufrieden. Austern aß die kleine Shirley am allerliebsten, warum das so war, das konnte sich Magda nie so richtig erklären, denn sie konnte dem klibbrig wabbelnden Getier geschmacklich so gar nichts abgewinnen. Weder als Kind noch später als junge Frau. Im Gegenteil, ihr taten die noch lebenden und mit Zitronensäure beträufelten Geschöpfe leid. Shirley kannte da kein Pardon, kein Mitleid. Warum auch? Alle mussten ihr zu Diensten sein, und damit waren nicht nur die Angestellten ihrer Tante Charlotte oder ihre Eltern oder ihre Freundin Magdalena gemeint, nein, damit meinte sie jeden und alles. Ob nun zu ihrer Unterhaltung oder für ihren Gaumen und später für ihr sexuelles Vergnügen. Und so war es auch ganz normal, dass sie ohne mit der Wimper zu zucken sich alles wünschte und als sie es hatte, war es dann mit einem Schlag nicht mehr interessant. Es gab da eine Ausnahme, das war ihre – von einem Goldschmied eigens angefertigte – Krone. Handgefertigt aus 585er Gold, man konnte fast meinen, diese Tiara wäre vom einst russischen Zarenjuwelier FABERGÈ angefertigt worden. Rubine, Smaragde und Diamanten brillierten in den aufwendig ziselierten Goldfassungen. Auf den Zargen der Krone saßen große Südsee-Perlen. Diese Krone hatte nicht nur einen stolzen Wert, sondern auch ein stolzes Gewicht und Shirley trug sie von früh bis abends mit Würde und wollte sie auch am liebsten im Schlaf aufbehalten. Ja, dieses funkelnde Königsjuwel ihrer Tante liebte sie mehr als alles andere auf der ganzen Welt, abgesehen von sich selbst natürlich. Es verlieh ihr den royalen Extra-Touch, mit diesem goldenen Ding auf ihrem Kopf, musste sie ihre Nase noch höher tragen, um das Gewicht auszubalancieren und es lag auch einfach in der Natur der Sache. Die Jahre vergingen. Zwischen den beiden Freundinnen änderte sich nicht viel, Shirley blieb die Prinzessin und die andere, Magdalena, blieb ihre Magd. Die jungen Fräulein reiften heran und weilten weiterhin in den Sommerferien bei Tante Charlotte. An sich war alles wie bisher, jedoch wurden Jungs zunehmend interessanter. Und all diejenigen, die Magdalena toll fand, die wollte Shirley auf einmal auch, und sie bekam sie natürlich auch. Es war eigentlich ganz einfach. Mit den Wimpern klimpern, die Schnute kess verziehen und als Bonbon lud man dann den einen und den anderen auf das Anwesen ein. Ja, auch Jungs können käuflich sein. Im Bikini ließ sich Shirley ihren jugendlich knackigen Körper in der Sonne von dem jeweils aktuellen Pool Boy eincremen und Magdalena saß unter einem Sonnenschirm im Schatten und durfte zuschauen und lernen. So bräunte die eine und die andere blieb blass.

Als einige Jahre später die geliebte und äußerst großzügige Tante Charlotte über die Regenbogenbrücke ging, hinterließ sie ihrer geliebten und einzigen Nichte ihr Vermögen. Gut, das Personal durfte sich über das eine oder andere Gemälde und ein kleines Startvermögen für die Kinder oder Enkelkinder freuen, aber der Rest des stattlichen Besitzes ging an Shirley. Und dieser Rest war eine Menge und mit einem Paukenschlag war Shirley von jetzt auf gleich Millionärin! Und ab sofort auch nicht mehr nur Prinzessin, sondern Königin! Shirleys

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: GAB, Romy van Mader
Bildmaterialien: GAB, Romy van Mader
Cover: GAB, Romy van Mader & Danke an: Alexandr Ivanov (Yaroslavl/Россия )
Lektorat: K. Armenti
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2018
ISBN: 978-3-7438-7657-6

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /