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Nr. 11

 

Draußen schien die Sonne im vollen Glanze und ich plünderte mal wieder mein eh schon armes Sparschwein. Nichts als eine Handvoll 10er - Groschen hätte man früher gesagt –  schüttelte ich aus meinem Keramiktier und fühlte mich dabei auch noch schuldig als ich in die schwarzen Kulleraugen meines rosafarbenen Schweines sah. Ach, was! Schluss mit solchen Gedanken. Mein Schwein, mein Geld! Zusammengezählt komme ich genau auf – immerhin -  zwei Euro und fünfundzwanzig Cent. Bravo! Damit kann ich jetzt richtig in die Vollen gehen. Was kaufe ich mir denn da nur? Haha! Na, irgendetwas – ganz gleich was – wird sich an meinem freien Mittwoch-Shopping-Day schon finden lassen. Am besten direkt an den Luxusboutiquen und dem Kiosk an der Ecke vorbei, eingebogen in die Schnördelgasse und schnurstracks zum Sozialkaufhaus. Da bekommt man wenigstens noch etwas für seine Knete. Mittlerweile schossen diese „Einkaufspaläste für Arme" in allen Städten wie Pilze im Herbst aus dem Boden. Offensichtlich gibt es noch jede Menge anderer armer Schweine wie mich. Im Laden angekommen, mich begrüßte man schon beim Vornamen.  Gehen sie bitte davon aus, dass man mir meinen aktuellen Sozialstatus nicht äußerlich ansieht, ich lege sehr großen Wert auf ein gepflegtes, adrettes, stilvolles Äußeres. Und unter uns, man glaubt gar nicht, welch` eine Fundgrube solch ein KADEVE (KAufhaus DEr VErlierer) sein kann. Luxuslabel im Bereich Klamotten, Schuhe, Parfüms waren dank der edlen Spender genauso vertreten, wie seltene antiquarische Schätze um 1900 oder hippe Designerteile der 50er und 60er Jahre. Man muss nur Glück haben und Glück hatte ich bei sowas immer! Egal wie heiß die Kacke auch am Dampfen war, irgendwie meinte es das Universum gut mit mir; mal fand ich einen fünf Euro Schein oder ich ergatterte edle Roben und Designermodeschmuck, die ich auf hundert Kilometer Entfernung als solche ausmachen konnte -  ich war nicht immer ein Sozialfall – und schon hatte ich wieder ein schickes Outfit fürs Büro und ward mit meinem Fundstück überaus zufrieden, denn man „muss" ja zufrieden sein, mit dem was man hat. Oder? Mal schauen, was mir heute mit meinen 2,25 Euro vor die Flinte läuft. Ganz ehrlich, mit den paar Talern war heute wirklich nicht viel drin, eigentlich gar nichts, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Am Kleiderständer „Für1 Euro" und in den Kisten „Nur 50 Cent" suchte ich nach ein paar coolen Designer-Fummeln, die ich notfalls auch weiterverkaufen könnte. Zu den „Neu eingetroffen" Teilen brauchte ich heute gar nicht erst zu gehen, die waren nicht in meinem Preisbudget, denn die waren ab 8 Euro aufwärts. Eigentlich kennen die mich, bin ja eine Art Stammkundin, ob die auch ausnahmsweise anschreiben lassen? Aber nee, Schulden mache ich nicht! So fängt das nämlich an.  Wehmütig schaue ich zu der „Neuware".

„Na, Suzanne, wie geht es Dir? Du, an Klamotten haben wir seit Tagen nichts ‚Dolles‘ reinbekommen..."

Meine Lieblingsverkäuferin Sabine, die einzige Angestellte mit halbwegs intakten Zähnen, schaut mich aufmunternd an als würde sie genau wissen wie viele Taler ich in der Tasche hatte und ich gebe mich überrascht und frage zurück: „Ach? Echt? Wie kommt es?"

Sabine, die sich hier auch immer die besten Teile schnappt, würde ich an ihrer Stelle auch machen, kommt in ihren goldenen Edel-Slippern und einem gewagten goldenen Einreiher (ich nehme an irgend so ein Hippster-Label") auf mich zu: „Du, keine Ahnung, man steckt nicht drin."

Ja, weil Du alles gleich für Dich einkassierst, hm?" Meine freche Antwort –  obwohl ich dazu mit den Augen gezwinkert habe – kommt gar nicht gut an!

„Also das verbitte ich mir! Hier wird Buch geführt und zwar penibel!" Und FLUSCH dreht sie auf einem Absatz ihrer noblen Sandale um.

„Da, da, das habe ich doch gar nicht so gemeint …" rufe ich ihr hinterher und bekomme eine beleidigte Antwort zu hören: „Ja, ja! Kannste Dir sparen!"

Oh man, die ist jetzt sauer, aber getroffene Hunde…  Gut, aber so ganz ohne was im Korb verlasse ich die Boutique für Arme hier nicht. Da denke ich gar nicht daran. Die Kohle gebe ich heute schon noch irgendwie aus. Hochkonzentriert mustere ich jeden Winkel, jedes Regalbrett. Aber weder machen mit heute Porzellan, Lampen, Spiegel (davon habe ich auch wahrlich reichlich genug) noch irgendwelche Sitzgarnituren und Tische an. Selbst wenn ich 20 Euro oder 50 Euro mehr

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: GAB, Romy van Mader
Bildmaterialien: GAB, Romy van Mader, CC0 Creative Commons
Cover: GAB, Romy van Mader, CC0 Creative Commons
Lektorat: K. Armenti
Tag der Veröffentlichung: 08.04.2018
ISBN: 978-3-7438-6461-0

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Es gibt keine Grenzen. Einzig Dein Glaube und Deine Gedanken begrenzen Dich. Sprenge diese alte Programmkruste auf und flute sie mit positiven Bildern. Alles ist möglich!

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