Mit voller Wonne springe ich in meine frisch bezogene Bettwäsche aus 100% Baumwolle der gehobenen Spitzen-Qualität. Meine Premium-Mikrofaser-Zeit ist vorbei und zwar endgültig! Ich habe die Schnauze ja sowas von voll, des Nachts beim Hin- und Herdrehen Funken zu sprühen und am nächsten Morgen aufzuwachen, als ob man mir mit einem aufgeblasenen Luftballon zigmal über den Schädel gerubbelt hätte. Stundenlang brauchte ich dafür, meine Haare zu glätten und trotzdem bekam ich von meinem MINI COOPER jedes Mal beim Ein- und Aussteigen eine gewaltige gewischt, so geladen war ich! Weichspüler hin oder her, verdammtes „Polyacryläthylän“ oder wie auch immer sich diese synthetische Scheiße nannte: Synthetik bleibt Synthetik! Mir kam dieser Mist jedenfalls nicht mehr ins Haus, dafür andere schöne Sachen. Ich liebe Teleshopping! Ein saubequemes Einkaufen ist das, ob Bettwäsche, Klamotten, Pflegeprodukte, Parfüms oder Technikkram, sogar Fertiggerichte gab es da im Angebot. Meine Wohnung brauchte ich eigentlich gar nicht mehr zu verlassen. Nicht, dass ich mich schämen muss, ich sehe auch dank meiner Fitnessgeräte – Marke Teleshopping – gut aus, nur verspüre ich nicht die geringste Lust mich ins Menschengetümmel zu stürzen, nur um jemanden kennenzulernen. Wenn mich mein Job nicht jeden Morgen dazu zwingen würde, dann würde ich am liebsten in meinen vier Wänden bleiben. Wie ich diese Arbeit, allen voran meinen Chef, hasste! Mit meinen 38 Lenzen wollte ich am Ziel meiner Träume sein und eine Familie haben mit allem Drum und Dran: einem tollen Mann, tollen Kindern, einem tollen Eigenheim. Stattdessen steckte ich fremden Menschen einen Plastesauger in den aufgerissenen Schlund und hielt sie davon ab, meinem arroganten Chef in die Flossen zu beißen. BAH! Alleine beim Gedanken an morgen früh, bekam ich schon wieder Bauchgrummeln. Der Job an sich ist ehrenwert, aber ich hasste ihn! Am liebsten würde ich da gar nicht mehr hinfahren. Ich knipste die Mattscheibe an – wie jeden Abend – und zappte zwischen den unterschiedlichen Verkaufskanälen hin und her. Beim Einkauf via Fernsehen war mir ganz wichtig, ob mir die Marke, vielmehr die Person hinter der Marke, zusagte. Wie alles im Leben; eine Frage der Sympathie. Den hier zum Beispiel, den konnte ich noch nie leiden. Warum? Carsten Laterne ging mir mit seinem übertrieben tuntigen Gezische, „Haach und dasssssss hier, dasssss …" einfach gewaltig auf die Nüsse! Hinzu kam sein hypnotisch wirken wollender Blick à la Schlange KAA aus dem DSCHUNGELBUCH. Lächerlich! Dass dieser Vogel überhaupt etwas verkauft bekam und sogar eine große Fangemeinde hatte, wunderte mich schon sehr. Angefangen hatte der übrigens mal als Moderator beim Konkurrenzsender HTE, jetzt hatte der sein eigenes Label und bot Schmuck, Fashion und Kosmetik feil. Also wenn man wie ich allabendlich Teleshopping schaute, da wusste man einiges zu erzählen. Unterhaltung pur, sage ich ihnen. Da flogen die Fetzen hinter den Kulissen und Intrigen wurden gestrickt – wahrscheinlich auch ein Grund, warum ich mir das gerne ansah. Ja, als Zuschauer bekam man da schon so einiges geboten. Außerdem hatte ich eine Bekannte, die als Model bei HTE arbeitete und mir mal sagte: "Rosalie, es ist der Wahnsinn. Die sogenannten Teleshopping-Stars, die auf dem freien Markt keine Sau kennt, haben in allen Sendern ihre Spione, gönnen dem einen nicht die Bohne und klauen dem anderen die Ideen und umgedreht. Schlimmer als DALLAS und DENVER CLAN zusammen!" Zwischen den Zeilen konnte ich schon immer sehr gut lesen und hören! Ich zappte um. Auf QWZ erschien die blöde Kosmetikkuh, die stets damit prahlte, ihre Jungbrunnen-Kosmetik sei so „FAAANTASTISSSSCH“ mit patentierten Wirkstoffverfahren, dass man sich Besuche beim Onkel Beautydoc ohne weiteres ersparen konnte. Ein Blinder mit einem Krückstock sieht jedoch, dass sie sich bereits mehrfach unters Skalpell gelegt hatte. Der neueste Trend (ich bin sehr belesen auf dem Sektor der Tratsch- und Klatschmagazine) ist ja nicht mehr das Lifting-Verfahren, wo einem die ganze Gesichtshaut abgetrennt und hinters Ohr geklemmt wird, sondern dieses hier: „Wir dübeln Ihnen mal zwei Löcher in den Kopf, lockern die schlabbrige Hängehaut und ziehen diese über die Stirn nach oben und stopfen die
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG Texte: GAB, Romy van Mader, Sofie Dax Alle Rechte vorbehalten Widmung:Impressum
Bildmaterialien: GAB, Romy van Mader, Sofie Dax
Cover: GAB, Romy van Mader, Danke an: YesManProductions (USA)
Lektorat: K. Armenti
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2018
ISBN: 978-3-7438-6129-9
Für alle diejenigen, die vergessen haben, wie wunderbar und einzigartig sie sind und welch´ wundervolle Schöpferkraft in ihnen ruht.