Irgendwo hier in dieser großen, alten, schweren Holzkiste zwischen all den anderen Faschingsverkleidungen, Masken und Utensilien, muss mein Feenkostüm stecken, welches ich mir vor einem Monat auf einem englischen Second-Hand Basar in Shadow Springs gekauft habe. Ist es denn zu glauben, ich finde es nicht. Hier die alte Teufelsmaske vom Mittelaltermarkt, die habe ich von einem als Magier verkleideten Mann mit den Worten geschenkt bekommen: „Das was sich darin verbirgt, wird sich Dir in genau 365 Tagen zeigen." Eigentlich wollte ich mich zieren und sie von mir weisen mit den Worten: „Danke, aber behalten sie die lieber für sich." Aber jener Mann in seinem mit goldenen Sternen benähten Mantel und passenden nachtblauen Zipfelhut, steckte sie mir mit Nachdruck entgegen. Seine Augen flammten seltsam auf, mir wurde komisch und ich nahm die Maske in meine Hände, steckte sie in meine bunte, selbstgenähte Jutetasche, bedankte mich artig, lächelte ihm unsicher zu, er nickte und ich ging zügigen Schrittes fort und suchte nach meiner Freundin Anne, die sich sicherlich schon wieder einen Becher Met hinter die Binde kippte. Wir blieben noch eine Weile auf dem Mittelalterfest. Als Anne genügend Met getrunken und ich mich an den stattlichen Männern in Ritterkostümen satt gesehen hatte, verließen wir das bunte Treiben. 365 Tage ist es her. Ich nahm die Maske in beide Hände und halte sie mir vors Gesicht: „Na, was willst du mir denn jetzt für ein Geheimnis offenbaren?" Ich glaubte schon immer an Magie und Hokuspokus, drum war ich und bin es noch auch abergläubisch und sehr empfänglich für Geschichten, die man mir glaubhaft machen will, aber nicht für allen Scheiß. Ich schüttelte die Gruselfresse mit ihren rotschwarzen Bemalungen, ihren hässlich großen Zähnen und ihrem Zottelhaar und ihren wirklich gruseligen Glasaugen und nichts, aber auch rein gar nichts passierte. Zeit zum Entrümpeln, beschloss ich. Und ich werfe das aus Holz geschnitzte Ding neben die Kiste und spreche zu mir die Worte meiner Mutter: „Schatz, glaube doch nicht immer alles und jeden!" Wumm. Die Maske fällt zu Boden. Und mir fällt schlagartig ein, dass ich bei der letzten Aufräumaktion mein märchenhaftes Glitzerfeenkleid in den Schrank gepackt hatte. Ich stehe auf und gehe zum Familien-Bauernschrank mit den reichlich verzierten, pastellfarbenen Ornamenten. Unter lautem Knarren öffne ich die Tür und da hängt es auch schon in all seiner hellblauen-rosafarbenen mit Perlen und Pailletten bestickten Pracht. Die Party – ich liebte Motto-Verkleidungs-Partys aller Art – konnte beginnen. In unserem „magischen Freundinnenkreis" richtete eine Jede von uns abwechselnd eine Verkleidungsparty à la HEIDI KLUM aus und lud verschiedene Gäste ein. Mittlerweile gab es ja auch schon eine Halloween-Party-App, aber so eine nutzen wir nicht. Never! Wir halten uns da lieber an die gute „Mund-zu-Mund-Party-Propaganda" und verlassen uns auf unsere Freunde, Kollegen, Bekannten und deren Dunstkreis. Ich öffne die Bodenluke, will gerade mit meinem Glitzertüll hinab schreiten, da fällt mein Blick auf ein leuchtendes Etwas auf dem Boden neben der Truhe. Nanu? Neugierig drehe ich wieder um und schreite über die knarrenden Bretter unter meinen Füßen. Die Sonne scheint genau durch das runde Fenster auf das Funkelding vor meinen Füßen. Im Lichtstrahl sehe ich viele, feine Staubpartikel tanzen. So sieht also Feinstaubbelastete Luft aus, prima, das atme ich hier alles ein, denke ich bei mir und nähere mich dem Funkelteilchen vor mir. Ich bücke mich und hebe es auf. Was bist DU denn für ein fantastischer Klunker?!! Ich stecke mir den bunt schimmernden Ring an meinen Finger, passt perfekt. Was für ein traumhaftes Schmuckstück. Hätte selbst der Zaren-Hofjuwelier FABERGE nicht besser hinbekommen. Ein geiles Teil. Der große „Klopperstein" schimmert in allen Regenbogenfarben, so ungeheuer märchenhaft, dass er nur unecht sein kann. Den Dachboden hatte ich erst kürzlich nach verborgenen Familienschätzen durchwühlt und bin nicht fündig geworden, außer Omas
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: GAB, Romy van Mader, Pandau Ferrau
Bildmaterialien: GAB, Romy van Mader, CC0 Creative Commons
Cover: GAB, Covergestaltung: Romy van Mader Bilder: CC0 Creative Commons
Lektorat: K. Armenti
Tag der Veröffentlichung: 05.10.2017
ISBN: 978-3-7438-3522-1
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle, die an magische Welten glauben.