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Prolog

Er roch das Blut.
Sein Herz schlug immer noch unregelmäßig, wenn er daran dachte, wie er sie umgebracht hatte.
Wie herrlich war dieser Schnitt mit seiner neuen Klinge gewesen, der das weiche Fleisch der Kehle durchtrennte.
Und dann das langsam abfließende Blut, wie es rann und ihr qualvoller Blick.
Wie er es genossen hatte. Er schloss seine Augen und durchlebte noch einmal den Rausch des Tötens.
Es würde nicht mehr lange dauern bis er sein nächstes Opfer holen würde.
Sie quälen würde Schritt für Schritt, Stich für Stich.
Sein behandschuhte Hand umfasste das Heft des Messers fester.
Er konnte es kaum erwarten.
Am liebsten hätte er sich jetzt schon sein nächstes Opfer genommen.
Doch er musste vorsichtig sein.
Er durfte keine Spuren hinterlassen.
Langsam kniete er sich hin.
Sie war ganz hübsch. Er streichelte ihr über die Wange.
Ja, sie hatte sich gewehrt und er hatte es genossen bis zum allerletzten Moment.
Seine Handschuhe berührten das Blut des Opfers, das Blut berührte ihn.
Er zog scharf die Luft ein. Er durfte sich nicht ablenken lassen, er musste weiter machen.
Seine Schritten entfernten sich immer mehr vom Opfer und der Abstand zur Wand nahm ab.
Dort angekommen zog er mit kraftvollen Schwüngen rote Linien über die Wand.
Mal langsamer mal schneller. Mal ging er zurück tunkte noch mal eine bisschen Blut ab, dann ging er zur Wand und malte weiter. Er ließ sich Zeit.
Alles muss perfekt und nach Plan laufen.
Er wusste die Polizei würde bald kommen und sie sollten herzlichste begrüßt werden.
Am liebsten würde er sie sehen.
Wie sie ratlos umher standen, nach Beweisen suchen würden, es jedoch vergeblich sein würde.
Ein grinsen breitete sich auf seinen Gesicht aus.
Wie gesagt am liebsten würde er sie beobachten, was eigentlich auch nicht so ein Problem sein würde.
Aber er blieb lieber auf Nummer sicher.
Als sein Werk vollendet war betrachtete er es noch mal mit kritischem Auge.
Ja, das war gut. Ganz langsam nahm er die Hand von Blut.
Als wenn eine Verbindung gekappt worden wäre wurde sein Gesicht wieder ernster.
Die Polizei würde gleich kommen, dass hatte er im Gefühl.
Ja. Bald würden es alle wissen. Er ging aus dem Raum ohne noch mal zurück zu blicken.
Das Spiel hatte begonnen.


Die Schneeflocken fielen vom Himmel herab und die Kälte hatte sich dabei tiefer in den Boden gefressen.
Der Hauch der Natur war erfroren und mittlerweile bedeckte der feine Schnee die Dächer der Stadt und ließ sie in einen hellen weiß erstrahlen.
Lauren stand immer noch auf dem Weg und beobachtete die Menschen.
Versteinert schaute sie auf die Familien, die lachend und mit Tüten bepackt das Geschäft verließen, was zu dieser Zeit ganz normal war.
Heute war Weihnachten und die letzten Personen kauften schnell Geschenke für ihre Freunde und Familienangehörigen.
Ein kleiner Stich macht sich in ihrem Herzen bemerkbar und sie versuchte den Schmerz so schnell es ging in die hinterste Kammer zu verstecken.
Weihnachten.
Ein Fest für die ganze Famile.
Alle zusammen vereint an einen Weihnachtsbaum mit vielen Geschenken.
Erst war sie am Überlegen ob sie sich einen besorgen sollte, aber sie verwarf den Gedanken schnell.
Was brachte es ihr einen Baum zu besitzen, wenn sie letztendlich doch nur alleine zu Hause rumsitzen würde.
Lieber arbeitete sie an solch einen Tag in der Polizeizentrale dort konnte sie wenigstens noch etwas tun und saß zu Hause nicht alleine vor ihrem Kamin.
Obwohl es auch nicht mehr das gleiche wie früher war.
Ein Gefühl der Traurigkeit machte sich breit und ein Knoten bildete sich in ihrer Kehle.
Es hatte sich viel verändert seit der letzten Zeit und sie sehnte sich danach diese noch einmal zurückdrehen zu können, doch das konnte sie nicht.
Das konnte keiner.
Die Geborgenheit in der Zentrale, die sie früher mal empfand entwickelte sich zur Kälte, wie der Winter jetzt.
“Mami, darf ich die Barbie Puppe haben?”
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen als eine piepsige helle Stimme erklang.
Ein kleines Kind zeigte mit ihren zarten Fingern zum Schaufensten auf eine Barbiepuppe.
Es hatte schwarze Haare , war relativ klein und schaute erwartungsvoll zu ihrer Mutter auf, die sie mit einen liebevollen Blick anschaute.
Lauren wandte ihren Blick ab und jede Traurigkeit war aus ihren Blick verschwunden.
Nun war Schluss mit Selbstmitleid.
Heute war der erste Tag seit sie wieder zur Arbeit durfte und sie würde sich selber in den Hintern treten, wenn sie es nicht rechtzeitig dort hin schaffte.
Sie würde sich nicht unterkriegen lassen, das hatte sie nie und hatte es auch nicht vor.
Lauren raffte sich auf und bahnte sich so gut es ihr ihre hochhakigen Schuhe erlaubten langsam einen Weg durch die Menge.
Als sie um die Ecke bog krachte sie mit Jemanden zusammen und stieß zu Boden.
Ein grunzen entwich ihr.
Das würde blaue Flecke geben.
“ Können sie nicht mal besser aufpassen?!” sie wurde sauer und blickte auf ihren neuen weißen Mantel hinab.
Wie erwartet war er voller Schnee und durchnässt.
Kein Wunder bei den Haufen Schnee, der hier liegt, dachte sie sich.
“ Sie hätten besser aufpassen wollen, so sie hinrennen !” eine raue Stimme erklang und ein Mann schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen und einen grimmigen Gesichtsausdruck an.
Lauren versuchte so gut es ging aufzustehen und rutschte ein paar mal mit ihren Hacken weg.
- Er hilft mir nicht einmal, aber das kann der sich nach dieser Aktion sowieso abschminken -
Schließlich kam sie nach ein paar Anlaufen endlich zum Stehen.
Sie reckte ihr Kinn in die Höhe und schaute ihn an.
“ Normalerweise hätte ich ihnen ja die Rechnung für die Reinigung zugeschickt, aber ich schätze heute ist ihr Glückstag.”
Mit einer schwunghaften Drehung wendete sie sich von den Fremden ab und ließ ihn auf den Weg stehen.
Ein Lachen erreichte sie.
- Er fand das wohl sehr witzig !-
Sauer machte sie sich auf den Weg zur Polizeizentrale.
Sie musste sich beeilen, wenn sie nicht zu spät kommen wollte.
Manche Leute waren einfach unverbesserlich.


Ein lautes Lachen entrang sich Johns Kehle.
Dass der Tag doch noch so gut werden sollte hatte er sich nicht gedacht.
Es war eine Stunde her seit er in dieser Stadt angekommen war.
Auf dem Weg hierher wurde er von einem kleinen Schild, wie man es aus den Filmen kannte, begrüßt.
“ Willkommen in Haward, hier fühlt man sich zu Hause.”
Es war nicht unbedingt das, was er gewohnt war, aber alles in einem war es eine nette und ruhige Stadt.
Nicht, dass er sich durch das Schild wie zu Hause fühlte, nein, aber die Landschaft war …
Abwechslungsreich.
Berge zeichneten sich hinter den Häusern ab und Felder streckten sich den ganzen Weg hinab.
Eins konnte man sich merken.
Wenn man auf dem Weg Felder sah und zwar haufenweise, so konnte man sich sicher sein, dass man nicht auf der Landstraße, sondern auf den Weg nach Haward ist.
Umso überraschter war John als er sah, was für Gebäude sich hier doch niedergelassen haben.
Normalerweise hätte er sich eine dorfähnliche Stadt vorgestellt, die Tante Emma Laden besaß, aber das…. Haute ihn wirklich um.
Haward war auf ihre eigene Art etwas Besonderes.
Würde er nicht durch seine Arbeit andauernd herumreisen, so würde er sich ernsthaft überlegen hier zu wohnen.
Die Stadt war nicht zu groß und nicht zu klein.
Der perfekte Zwischengrad und die Frauen waren auch nicht schlecht.
Ja, Haward gefiel ihm.
Ob die Idylle trug, sollte er bald herausfinden.
Grinsend schaute er der Unbekannten hinterher.
Gerade hatte er sich einen Kaffee aus dem kleinen Laden um die Ecke geholt um mehr bei Verstand zu sein und hatte an seinem Kaffe genippt, als er schon mit Jemanden zusammengestoßen war.
Ein Fall war nicht zu verhindern und schwupps- saß eine Frau auf den Boden.
Ihre langen gelockten, blonden Haare hingen in dem Gesicht der Unbekannten.
Die Blicke die sie ihm zu warf schossen Blitze auf John
Sie war eindeutig wütend auf ihn.
Kläglich versuchte die Frau aufzustehen und John konnte nicht anders und schaute amüsiert zu.
Außerdem hatte er so noch mehr Zeit sie einer Musterung zu unterziehen.
Er schätze sie auf ungefähr kleine 1, 58.
Klein, aber fein wie man immer so schön sagte und mit ganz schön viel Temperament ausgestattet.
Ein warmes Gefühl machte sich auf seiner Brust breit.
Sein Blick glitt zum Hemd.
Ein dunkler Fleck breitete sich aus und sog sich in jede Faser des Kleidungsstückes ein.
Sofort schaute er zur Uhr und musste zu seinem Leidwesen feststellen, dass er nicht mehr viel Zeit hatte um pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen.
Und sein Hemd ließ zu wünschen übrig.
Mit einem letzten Blick auf die Frau verschwand er genau wie sie langsam in der Ferne.
Der einzige Unterschied war, dass er keinen Fleck am Hintern besaß.
Belustigt ging er in die entgegengesetzte Richtung.
Schon vom weiten sah er sein geliebtes Auto. Früh hatte er auf sein Traumauto gespart und hatte es durch harte Arbeit geschafft sich dieses zuzulegen.
Und hier stand es ,sein größter Stolz.
Sein Chevrolet Impala Baujahr 1967. Die Innenausstattung hatte er ein wenig geändert, aber sonst war alles gleich. Er liebte den alten Baustil und fühlte sich in den Sitzen immer sehr wohl.
Dieses Auto war schon praktisch sein zu Hause und er war zufrieden damit.
Während er die Straße überquerte holte er in seiner eleganten Bewegung seinen Schlüssel heraus um ihn griffbereit zu haben.
Dort angekommen schloss John sein Auto auf und zog an den Griff der Fahrerseite.
Mit der anderen Hand holte er schnell sein Jackett heraus und zog ihn sich über.
Kritisch glitt sein Blick über sein Hemd und suchte nach Anzeichen des Kaffeefleckes.
Zufrieden stellte er fest, dass er diesen kaschiert hatte.
Ein grinsen legte sich auf sein Gesicht.
“ Ist Showtime”

Erstarrt standen die Bäume in der Gegend herum.
Weiße Kristalle zeichneten sich auf den alten Ästen ab und Steven wusste es würde nicht lange dauern bis ihr letztes Stündlein geschlagen hatte.
Die Äste waren den Winter, der eisigen Kälte zum Opfer gefallen es schien als wollten sie ihre Geschichten in den Wind schreiben.
Aufmerksam hörte Steven James den pfeifen des Windes und den knautschen der Äste, zu als könnte er noch etwas anderes hören.
Seine Blicke suchten forschend die Bäume ab, doch nichts was in der Dunkelheit zu erkennen, aber er wusste, dass der Täter sich noch hier herumtrieb.
Das sagte ihm sein Instinkt und er wusste, auf den konnte er sich verlassen.
Es hatte sich im Laufe der Jahre bei ihm eingeschleust und hatte ihn oft das Leben gerettet und er wollte noch so lange wie möglich am Leben bleiben um wenigstens ein paar Mistkerle für ihre Taten büßen lassen.
Stevens Hände tasteten automatisch an seinen Gürtel.
Mit einem schnellen Griff hatte er seine schwarze Pistole gezogen und hielt sie ruhig in seiner Hand.
Zwar gehörte er nicht unbedingt zu den besten Schafschützen, aber Jemanden bedrohen konnte er trotzdem damit und im Notfall auch töten, wenn er sich konzentrierte.
Neben sich vernahm er leide Fußschritte.
Er musste nicht nachschauen um zu bemerken, dass es seine Einheit war, die sich langsam an das Haus heranpirschte.
Aus den Augenwinkeln vernahm er einen Schatten.
Steven wusste es war soweit.
Seine Kollegen gaben mit der Hand ein Zeichen, dass alles abgesichert war.
Schritt für Schritt bauten sie sich vor und schließlich gelangen sie an die Tür.
Er wusste irgendetwas war faul.
Die Handzeichen dienten zur stummen Kommunikation um den Täter überraschen zu können, aber anhand der Gesichtsausdrücke konnte Steven entnehmen, dass sie alle genau wussten, dass sich der Täter nicht mehr am Tatort befand.
Zumindest nicht direkt im Tatort.
James kniff seine Augen angestrengt zusammen als könnte er seinen Blick fokussieren und etwas Auffälliges finden.
Ohne Erfolg.
Sein Team war bereit und in seinen Gedanken zählte er den Countdown mit.
Der Mittelfinger senkte sich…. 2.…
Der Zeigefinger…. 1
Und schließlich der Daumen…
Ein lautes Krachen ertönte.
Nr. 1 die an der Tür stand hatte diese aufgebrochen und das Holz zersplitterte in seiner Ankerung.
Ein bestialischer Geruch erreichte Steven.
Er verzog sein Gesicht.
Das roch nach Ärger.
Obwohl er schon lange im Dienst war, hatte er sich immer noch nicht an den Geruch gewöhnt.
Genau so schrecklich ist immer noch der Anblick der Leiche.
Der Unterschied war nur, dass die Zeit ihn härter gemacht hatte.
Keine Träne wurde mehr vergossen und er schloss sein Mitleid mit den Opfern in die hinterste Ecke ein.
Eine Bindung konnte Unvorsichtigkeit hervorrufen und das könnte fatale Fehler mit sich bringen.
Er bahnte sich einen Schritt durch die Menge darauf bedacht immer in die Fußstapfen seines Kollegen zu treten, damit er nicht unnötige Beweisstücke zerstörte auch wenn sein Gefühl ihm jetzt schon sagte, dass der Täter keine Spuren hinterlassen hatte, denn so wie die Leiche aussah, hatten sie es mit einen Profi zu tun….
Langsam hockte er sich hin und zog sich seine Latex Handschuhe über.
Er schätzte das Mädchen auf ca. 25 Jahre. Ihr Gesicht war mit blauen Flecken übersäht und einzelne Schrammen zogen sich über ihr Gesicht.
Um ihren Körper hatte sich eine große Blutlache gebildet. Dazwischen waren einzelne Zwischenräume als hätte jemand versucht mit dem Blut ein Bild zu malen.
Ruckartig wendete sich sein Kopf nach oben in Richtung Wand.
Vorher hatte er nicht darauf geachtet, was genau dort zu sehen war, da Steven zu abgelenkt vom Mädchen war.
In seinen Gehirn machte es klick als wenn ein Schalter umgelegt wurden ist und ihm war klar, dass es nicht Farbe war, die dort zu sehen war, sonder ihr Blut.
Der Bastard hatte sie aufgeschlitzt, gefoltert und zu allerletzte seine Nachricht hinterlassen.
Das Mädchen wurde bestialisch aufgeschlitzt.
Anscheinend hatte er sie ausbluten lassen, nach seinen Schnitten zufolge.
Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und er wollte sich nicht ausmahlen was für Schmerzen sie erlitten hatte.
Traurig schüttelte er den Kopf und stand langsam wieder auf.
Sie hatten es eindeutig mit einen Psychopathen zu tun und James war sich sicher, dass das nicht das letzte Opfer gewesen sein sollte.
Seine Hand näherte sich seinen Headset.
“Wir haben das Mädchen tot aufgefunden. Schicken sie ihre Männer her und passen sie auf.
Der Täter ist immer noch auf freiem Fuß.
Ich denke nicht, dass es sich um einen einmaligen Mord handelt.
Ach und stellen sie mich zu meinen Partner durch .“
Die Leitung klickte und signalisierte ihm, dass es noch ein wenig dauern konnte, bis er mit seinen Partner sprechen konnte.
Sein Team stand noch immer im Raum, so wie es auch sein sollte.
Stevens Stimme wurde lauter.
“ Was steht ihr hier noch so rum ? Ihr wisst was ihr zu tun habt!”
Sie holten ihre Materialien heraus und sicherten als erstes das Gebiet ab.
Das letzte Mal suchte er seine Umgebung ab.
“ Wir kriegen dich noch du Mistkerl” stieß er hervor und hockte sich grimmig hinunter zum Opfer.
Er fuhr mit seine Hand über ihre Augen um den Schrecken und die Qual nicht mehr sehen zu müssen.
“ Ruhe in Frieden “flüsterte er ihr leide zu.
Ja, es gab eine Menge zu tun.

Das erste was sie bemerkte war die altbekannte stickige Luft, die ihr entgegen kam, als sie das Revier betrat. Lauren konnte sich förmlich vorstellen, wie alle ihre Kollegen an ihren Tischen saßen und eine rauchen würden. Wie sie an ihren Tischen angelehnt stehen würden, über unwitzige Witze lachen würden.
Lauren schaute sich um. Die Eingangshalle, wenn man sie als so eine bezeichnen konnte, war hellblau, man konnte sagen eiskalt gestrichen.
Der Boden dazu war früher mal weiß, was man aber nun nicht mehr erkennen konnte, da Schleifspuren den Boden bedeckten.
Links zur Seite ging es hinunter zu den “Zellen” wie man sie hier nannte.
Einmancher Kollege erzählt immer noch Gruslegeschichten darüber, was dort unten geschehen war und machte sich ein Spaß daraus Frischlinge, wie die neuen Angestellten hier genannt wurden, zu ängstigen. Sie erzählten von den Verbrechern, die hier eingebuchtet wurden sind, daher nach ihrer Fassung auch die Schleifspuren.
Was die Neuen nicht wussten:
Es waren und sind lediglich Aufenthaltsräume, wo manche immer noch ihren Tag verbrachten.
Lauren gehörte auch mal zu den Frischlingen und konnte mit ihrem Grips und ihrer Schlagfertigkeit gleich punkten. Schnell freundete sie sich mit ihren Kollegen an und übernahm mit ihrem Partner Rodney eigene Fälle.
Auch bei ihrem Boss schindete sie großen Eindruck, was wirklich nicht sehr oft hier vorkam.
Lauren lächelte vor sich hin, als sie an die Zeit dachte und schaute sich weiter um, nahm wie immer jedes Mal alles wahr.
Nichts hatte sich hier geändert. Der Raum war immer noch leer, hier gab es keinen Empfang, was ja nicht immer zwingend notwendig war, aber doch sehr praktisch wäre, wenn man sich hier mal umschauen würde. Es war eine Polizeistation! Man musste erreichbar sein und hier muss man erstmal durch alle Türen durchgehen, damit man letztendlich erschließen konnte, welche Tür man nehmen musste.
-Kaum vorstellbar das das hier eines der größten Police Departments ist- .
Ihr Blick blieb schließlich an der Tür geradeaus hängen.
Hier ging es zum wichtigsten Teil des Departments.
Viele Beschwerden wurden dort eingereicht und viele Fälle wurden in den hintersten, einzelnen Räumen, den Büros und Sprechzimmern, gelöst.
Manche aber auch blieben ungelöst….
Schatten waren durch die Glastür zu erkennen, lautes Lachen erklang und Lauren wappnete sich schon mal gegen den Gestank und die ganzen Sprüche.
Ja, früher wurde sie akzeptiert, sie hatten Späßchen gemacht, doch eines Tages musste es so sein, war es zu Ende und die Realität krachte über ihr ein, wie ein Kartenhaus.
Ganz plötzlich, von den einen auf den anderen Moment.
Heute war alles ganz anders.
Die Zeiten hatten sich geändert.
Je höher sie gestiegen war, desto tiefer ist sie gefallen.
Unsicher schaute sie das Glas an.
Am Anfang war sie sich sicher gewesen, doch jetzt war sie noch am Zweifeln ob sie durch die Tür treten sollte.
Auch wenn sie erst auf der Arbeit gewesen war, so musste sie sich nach den schrecklichen Vorfall zwingen hineinzugehen.
Jeden Tag war es dasselbe und jeden Tag trat sie trotzdem durch die Tür.
Jeden verdammten Tag verbrachte sie ihn an ihren Tisch, alleine, verachtete Blicke auf sich habend und mit eiskalter Miene auf ihr Blatt starrend.
-Nein, die Blöße vor den anderen in Tränen auszubrechen würde sie sich nicht geben-
Es gab jetzt kein zurück mehr.
-Augen zu und durch-.
Ihre Hand griff nach der Türklinke und mit energischen Schritten baute sie sich einen Weg durch die Tür. Die unsichere Lauren wurde zurück in ihre Truhe gesperrt und die entschlossene Lauren kehrte zurück.
Die Tür machte ein heftiges Geräusch, als sie zusprang.
Schon stand sie in den Raum, das Lachen war wie von einer auf der anderen Sekunde verschwunden und misstrauische Blicke suchten sich einen Weg zu ihr.
Wo am Anfang immer freundliche Blicke auf sie gewartet haben, so waren sie verschwunden und eine große Spannung lag in der Luft. Sie drückte ihren Rücken durch und schlenderte mit gemütlichen Schritten Richtung Büro.
Ein neuer Tag im Paradies begann

Sie saß schon seit einigen Stunden an ihrem Schreibtisch und erledigte Papierkram, denn das war seit nun einen Jahr ihr Job.
Papierkram erledigen. Wo am Anfang Fälle auf Lauren gewartet haben, so war dies nun vorbei.
Kein angespanntes Gefühl mehr, wenn sie jemanden Beschatten musste, keine Rätsel mehr lösen.
Sie musste keine gefährlichen Jobs mehr erledigen, wo manche behaupten würden, sie würden sich freuen, was bei ihr jedoch nicht der Fall war.
Schon als sie Kind war träumte sie davon Polizistin zu werden, Diebe einzubuchten, für Gerechtigkeit zu sorgen.
Es war nicht leicht gewesen. Schon am Anfang ihrer Ausbildung hatten Vorurteile sie gebildet, da sie ja ein Mädchen war und sie wurde nie so gefördert wie die anderen, jedoch hatte sie es schlussendlich doch noch geschafft, durch harte Arbeit, eisernes Training und dann auch noch in das größte Polizeirevier.
In der Schule war Lauren schon die schnellste und beste Sportlerin gewesen.
Sie brachte alles mit und hatte ihr Ziel stets vor Augen.
Sie ließ sich nicht davon abbringen und wusste, dass sie es nur mit harter Arbeit schaffen würde.
Die meisten zeigten ihr nur einen Vogel und machten sich über sie lustig.
“Das ist Männerarbeit!”, so hieß es immer. Vielleicht kam auch daher ihr trotz unbedingt Polizistin zu werden, zumindest zum Teil, um die anderen vom Gegenteil zu überzeugen.
Das Telefon riss sie aus ihren Träumereien.
Mit einem schnellen, automatischen Handgriff, nahm sie den Hörer ab.
“O´dell?” Alle meldeten sich mit ihren Nachnamen. Das vereinfachte ein stabiles, aber auch objektives Verhältnis zu den anderen zu pflegen, zumindest nach außen hin, aber das musste ja niemand wissen. Natürlich arbeiteten alle zusammen, Kollegen verbrachten mit den anderen viel Zeit, aber eine Beziehung zwischen ihnen war strengstens verboten.
“Kommen sie in mein Büro” das Leerzeichen ertönte am Ende der anderen Leitung.
Verdutz schaute sie ihren Hörer an und brummte ein
“Ich wünsche ihnen auch einen guten Morgen” vor sich hin.
Sie konnte schon am ersten Augeblick fest machen, wer am anderen Ende der Leitung war, nicht nur anhand der Nummer konnte man es erkennen, sie schaute nie nach, welche Nummer dort stand.
Es war die Stimme. Sie war rau und sehr dunkel.
Noch deutlich konnte sie sich daran erinnern wie es war vor ihrem Boss Howard zu stehen und wie ein Schauer ihr den Rücken runter lief, als er ihr mit seiner eiskalten Stimme deutlich machte, das es hier kein Kindergarten sei und man hart arbeiten müsse um hoch hinauf zu steigen.
Wie er ihr gesagt hatte, das sie noch eine letzte Chance hatte sich woanders einen Platz zu suchen oder ob sie bereit sein in den Kampf zu gehen. Natürlich nahm sie die Herausforderung an.
Lauren hatte ihn schon längst durchschaut, was sie jedoch nicht so deutlich machte, da er sich sonst gekränkt fühlen würde.
Nach außen hin wirkte er immer hart, aber er war sehr nett
-und der Einzige der mich nicht andauernd mit vernichteten Blick anschaute-
Sie nahm ihr normales Tempo an und ging durch den Flur nach rechts zum Büro.
Hinter ihr ertönte leises Tuscheln.
-wahrscheinlich malen sie sich gerade aus, wie er mich feuert- ohne sich umzudrehen marschierte sie geradewegs zur Tür als sie Stimmen aus dem Büro vernahm.
Erst war sie am Zögern ob sie reingehen sollte. Vielleicht war dort ein wichtiges Gespräch am Gange. So schnell sie daran gedacht hatte, so verschwand der Gedanke auch wieder.
Sie schüttelte den Kopf. -Nein, dann hätte er nicht gleich angerufen-
Sie machte die Tür auf.
Wie immer blickte Howard ihr gleich entgegen. Er war sehr alt, was aber nichts an seinen Respekt einflößenden Haltung änderte. Seine Haare nahmen langsam einen grauen Schimmer an und bald würde er in Pension gehen, das wusste sie, sehr zu ihrem Leidwesen.
“Hallo O´dell. Ich habe einen Job für sie“, langsam wie ein Panter drehte er seinen Sessel in Laurens Richtung. Sie erstarrte in ihren Bewegungen. “Bei dieser Gelegenheit darf ich ihnen gleich ihren neuen Partner vorstellen.” -Daher also die Stimmen- Eine Person kam langsam aus den Schatten hervor .Einen Moment lang brauchte sie, aber sie wusste sie kannte die Person.
Schockiert schaute sie ihn an und ein erstickter Schrei entsprang ihr. “Du?!”
Empört drehte sie sich wieder Richtung Boss.
“Auf gar keinen Fall arbeite ich mit dem zusammen!!”

“Er hat meinen Mantel ruiniert!”
Auf Johns Gesicht breitete sich ein Grinsen aus und ließ einen Blick auf seine hellen Zähne erhaschen
Bestimmt waren sie geblichen, dachte sich Lauren.
Sie musste sich aber zugestehen er sah gar nicht schlecht aus.
Langsam trat er aus dem Schatten heraus und ihre Blicke unterzogen ihn einer Musterung.
Er war etwa 1,90 groß um einiges größer als sie, was sie jedoch keines Wegs einschüchterte.
Er hatte graue Jeans und ein Jackett.
Darunter konnte man jedoch einen dunklen Fleck ausmachen
- Das muss sein Kaffe gewesen sein, geschah ihm nur Recht-
Wo man auf den ersten Blick nur Muskeln erahnen konnte, so zeichnete sich darunter ein starker Bizeps ab. Er schien sehr sportlich zu sein.
“So begegnet man sich wieder und ich darf sie daran erinnern, dass wir noch eine Rechnung offen haben.”
Und er war arrogant.
Lauren riss sich zusammen und bemühte sich um ein strahlendes Lächeln.
“Schön das sie das auch so sehen.” mit schnellen Bewegungen holte sie ihren Mantel und drückte ihn den Mantel in die Hand.
“ Nicht zu warm und nicht zu kalt waschen. Denken sie daran, es ist weiße Wäsche, wenn der Mantel eingeht, dann wäre das sehr schlecht für sie, oder wenn sie mit schwarzer Wäsche gewaschen wird.
Die Rechnung übernehmen am besten gleich sie und morgen hätte ich ihn gerne wieder.
Obwohl… den brauche ich heute noch. Morgen bitte zur Reinigung bringen, danke.
Da wir dieses Schlamassel ja gelöst haben“, sie schaute zurück zu Howard, der mit grinsenden Gesicht zugesehen hatte “ Jetzt kann er ja wieder gehen”, fügte sie sarkastisch hinzu.
-bitte, lass das alles nur ein Scherz sein-
Es hatte eine Weile gedauert bis sie sich an ihn erinnern konnte, aber die Stimme von dem Mann, der sie heute Morgen angerempelt hatte, konnte sie nicht vergessen.
Howards Sessel quietschte als er sich zu seiner ganzen Größe aufbaute.
Gemächlich kam er zu ihnen herüber und schaute die beiden an.
“ Wie ich sehe kennt ihr beide euch schon”.
Sie vernahm ein Ächzen und schaute in die Augen des Mannes.
Strahlend blaue Augen durchbohrten sie mit einem fiesen Blick.
Wie auf Kommando spannte sie ihre Muskeln an und streckte ihr Kinn nach vorne um zu zeigen, dass sie sich nicht einschüchtern ließ. “Darf ich euch beide offiziell vorstellen. Lauren, das ist John.
Er wird uns bei unseren Job weiterhelfen und bei dieser Gelegenheit darf ich ihnen gleich ihren neuen Partner vorstellen. O´dell, falls sie ein Problem damit haben, werde ich sie einfach von dem Fall abziehen, das überlasse ich ihnen , ” fügte er hinzu während die beiden sich einfach nur weiter anstarrten.
Lauren verkniff sich ihr Kommentar und ihr Mund bildete eine gerade Linie.
Mr. Howard setze sich zurück auf seinen Sessel, legte seine Füße auf seinen Arbeitstisch und wedelte mit der Hand in der Luft.
“Na los, raus aus meinen Büro, ach Mr. McGee? “ John wandte langsam den Blick von Lauren ab und schaute zu Howard.
“Ja, Mr. Howard?”
“ Sie haben die Ehre sich mit Lauren ein Büro zu teilen, was ihr ja sowie so machen müsst.
Informieren sie sie über den neusten Fall.”
“ Mach ich” mit einen nicken verabschiedete er sich und marschierte durch die Tür in den Flur.
-Ihr gemeinsames- ein angewiderter Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus und folgte ihm.
-Ein neuer Fall und dazu einen Macho von Partner. Wobei mir gar kein Partner lieber gewesen wäre-
Immer noch den Mantel in der Hand drehte sich John zu ihr um und unterzog sie ebenso einer Musterung. Ihr war ganz Unbehagen, jedoch hielt sie stand und zeigte keinerlei Rührung.
“Lassen sie mich was klarstellen Süße” schnell und leise rannte er zu ihr und macht vor ihr halt.
Sie musste hoch schauen um ihn anschauen zu können.
-wahrscheinlich sollte das jetzt einschüchternd wirken-
Ihr Partner blickte sie mit einem steinharten Blick an, den sie erwiderte.
“ Wir spielen hier nach meinen Regeln. Ich kann sie an ihren Schreibtisch zurück barrikadieren, glauben sie mir, das kann ich. Ich bin nicht umsonst hierher gereist und ich denke der Fall wird sie sehr interessieren. Ich rate ihnen also sich zu benehmen.
Zu meinem Jackett. Kaffeeflecken beschmutzen es, aber das verzeihe ich ihnen gerade so.”
Empört machte Lauren ihren Mund auf und wollte gerade etwas erwidern, als er dazwischen redete.
“Aber dafür müssen sie mir morgen den Kaffe mitbringen. Mit Milch, ohne Zucker und am besten nicht einen von hier. Ich weiß von den Aufenthaltsräumen. Hier sind die Unterlagen. Sehen sie zu das sie es bis morgen durchgelesen haben. Ich für meinen Teil gehe jetzt wieder. Fröhliche Weihnachten.“
John schmiss ihren Mantel auf den Boden, drückte die Tür zum Flur auf und verschwand in Richtung draußen. Erstarrt stand sie in ihrem Büro und schaute ihren Mantel an. -Was dachte der sich eigentlich?!- Ihr Gesicht nahm eine rote Farbe an. Wütend hob sie ihren Mantel auf.
Er wollte nach Regeln spielen?
Bitte, das konnte er haben. Sie zog sich ihren Mantel über und nahm die Unterlagen von ihrem Tisch.
Sie hatte noch eine Menge zu tun.

Impressum

Texte: Copyright 2009 by Vivien B. "Umschlag": Von Vivien B. mithilfe von Gimp2.
Tag der Veröffentlichung: 13.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich einer ganz besonderen Person, die mich dazu ermutigt immer weiter zuschreiben. Danke Sabi für deine Hilfe:)

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